Banz

Ehemalige Benediktinerabtei und Stiftskirche St. Petrus und Dionysus


Landschaft

Weithin im oberen Maintal bei Staffelstein sichtbar, «leuchten in goldgelbem Sandstein die doppeltürmige Abteikirche und die majestätisch hingelagerte Barockresidenz» von Banz.[1] Auf der anderen Talseite antwortet die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen mit ihrer Doppelturmfront im gleichen leuchtenden Stein. Unverfälscht kann hier ein Zusammenspiel von gebautem Ort und natürlicher Landschaft erlebt werden. Zwar ist der Talgrund heute moderne Nutzfläche. Noch immer ist aber der «Genius Loci» der Landschaft spürbar. Sie wird von Victor von Scheffel als Gottesgarten bezeichnet. Der Dichter meint damit nicht nur Banz und Vierzehnheiligen, er schliesst auch die nahe Abtei Langheim ein, ohne die das architektonische Zeichen von Vierzehnheiligen nie entstanden wäre.

Geschichte

ExkursAllg Gehe zur wechselvollen Geschichte der Abtei Banz, von der Gründung bis zum Dreissigjährigen Krieg:
Geschichte1 Gründung im 11. Jahrhundert Geschichte2 Neugründung im 12. Jahrhundert            Geschichte3 Spätmittelalter und Reformation
Geschichte4 Die gegenreformatorische Erneuerung               Geschichte5 Der Dreissigjährige Krieg in Banz       

Die Äbte der Barockzeit
Michael Stürzel 1648–1664[2]
1648, im Jahr des Westfälischen Friedens, wird Michael Stürzel zum Abt von Banz gewählt. Die 16 Jahre seiner Regierung bedeuten für die durch den Dreissigjährigen Krieg gebeutelte Benediktinerabtei einen Neubeginn. In der Klosterherrschaft lebt noch die Hälfte der Bevölkerung, die Einnahmen sind zusammengebrochen und müssen für die notwendigsten Neueinrichtungen und Wiederaufbauten verwendet werden. Er erreicht in seiner Regierungszeit trotzdem eine Vergrösserung des Konventes mit Neueintritten. Erst die Aufbauarbeit dieses Abtes ermöglicht die spätere barocke Blüte der Benediktinerabtei.
Otto de La Bourde 1664–1677[3]
Abt Michael steht trotz dieser Leistung völlig im Schatten seines 1664 gewählten Nachfolgers Otto de la Bourde. Denn der nur 13 Jahre in Banz regierende Abt und spätere Fürstbischof von Gurk vermacht 1708 eine erhebliche Summe seinem Mutterkloster.[4] Mit dem durch seine Missionen und als Fürstbischof zu Reichtum gekommenen Prälat soll, folgt man dem Loblied der Historiker «die letzte Hochblüte der Abtei» beginnen. Dies, obwohl über seine Tätigkeit für Banz mit Ausnahme des ab 1701 einsetzenden Geldsegens wenig bekannt ist. Allerdings hätte Banz aus eigener Kraft den grossen Klosterneubau nicht derart schnell durchziehen können, weil die Klosterherrschaft eher klein ist und die Einnahmen kaum einen Drittel derjenigen der grossen benachbarten Abtei Langheim betragen.[5]
Eucharius Weiner 1677–1701[6]
Offenbar findet sich 1677 im Konvent von Banz kein dem mächtigen Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach genehmer Nachfolger, denn als neuen Vorsteher postuliert er den Abt von St. Stephan in Würzburg, Eucharius Weiner.[7] Abt Eucharius profiliert sich als guter Ökonom und wagt den Klosterneubau von Banz, den die Abteien Ebrach und Langheim schon begonnen haben. Beide Neubauten leitet der Bamberger Hofbaumeister Leonhard Dientzenhofer.[8] Ihm erteilt Abt Eucharius 1695 den Planungsauftrag. Dientzenhofer ist zudem bevorzugter Baumeister des seit 1693 in Bamberg , später auch in Mainz regierenden Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn. Der Beginn des Klosterneubaus in Banz verzögert sich bis gegen Ende des Jahrhunderts, sodass die Gebäude beim Tod von Abt Eucharius 1701 noch kaum begonnen sind. Schuld an der Verzögerung dürften mangelnde Finanzen sein.
Kilian Düring 1701–1720[9]
Weitergeführt und bis 1707 vollendet werden die begonnenen Flügel durch den 1701 gewählten Kilian Düring. Der neue Abt wird vom Gurker Fürstbischof Otto de la Bourde gefördert, der auch bedeutende finanzielle Unterstützungen gewährt. Dank dieser hohen Zuwendungen kann sich Abt Kilian nach der Fertigstellung der Klosterbauten auch den Kirchenneubau erlauben. 1710 wird der Grundstein für die neue Stiftskirche gelegt, deren Einweihung der Abt 1719 noch erlebt. Baumeister ist jetzt Johann Dientzenhofer, der jüngere Bruder des 1707 früh verstorbenen Leonhard Dientzenhofer.[10] Abt Kilian Düring, der 1720 stirbt, und seinem schon 1708 verstorbenen «Financier» Otto de la Bourde ist der wegweisende Kirchenneubau des jüngsten Dientzenhofers zu verdanken.
Benedikt Lurz 1720–1731[11]
Abt Benedikt, 1720 gewählt, aber erst 1721 vom Bamberger Fürstbischof belehnt, bewährt sich als Bauherr. Er stattet die Kirche fertig aus, stellt den Abteiflügel fertig, lässt die alte Kirche abbrechen und aus ihrem Abbruchmaterial die Ebene für den Neubau des Süd-Ost-Flügels und der davorliegenden Terrasse erstellen. Gleichzeitige Neubauten in der Herrschaft erlauben aber den Bau dieses Flügels nicht mehr.
Gregor Stumm 1731–1768[12]
Der Süd-Ost-Flügel wird erst unter Abt Gregor begonnen. Der grosse Prälat des Rokoko zieht jetzt, angeregt durch die Tätigkeit des Würzburger Hofbaumeisters für das nachbarliche Langheim, Balthasar Neumann für Vorplanungen bei.[13] Die Planungen und Ausführungen überträgt er aber den bewährten Staffelsteiner Baumeistern Simon Weber[14] und Thomas Nissler.[15] In seinen 37 Regierungsjahren wird Abt Gregor zum Vollender der Klosteranlage in ihrer heutigen Erscheinung. Er baut nicht nur die Klosterflügel fertig und beginnt den Bau des grossen Vorhofes mit den Wirtschaftsgebäuden, sondern formt die Abtei durch Förderung seiner Konventualen zu einem der wissenschaftlich aufgeschlossensten Klöster Mainfrankens. Er führt auch einen geordneten Studienbetrieb im Kloster ein, der für alle Novizen, unabhängig von den Vorstudien, einen sechs Jahre dauernden Studiengang vorsieht. Seine Regierung bedeutet den Höhepunkt der barocken Blüte von Banz. Die Klostergemeinschaft umfasst jetzt die Höchstzahl von 34 Mitgliedern.
Valerius Molitor 1768–1792[16]
Abt Valerius ist der letzte Bauabt in Banz. Sein Baumeister ist jetzt Johann Sebastian Weber,[17] der die Bauten des Vorhofs bis 1775 im barocken Geist fertigstellt. Der Abt lässt auch Gartenanlagen wie den «Kegelplatz» auf dem Banzberg hinter dem Kloster als «Arboretum recreationis» bauen. In seinem Konvent blühen Wissenschaft und Publizistik im Geiste der Aufklärung. Er setzt damit die Aufbauarbeit seines Vorgängers fort. Die Abtei wird vermehrt von Gelehrten, wie dem protestantischen Berliner Friedrich Nicolai, aufgesucht und gelobt.[18] Nicolai sieht aber nur die eine Seite, denn innerhalb des Klosters herrscht eine gespannte Atmosphäre in Bezug zur aufklärerischen Haltung. Das von Nicolai wohl zu positiv beschriebene Klosterleben nimmt nach dem Tod von Abt Valerius ein schnelles, und von seinen beiden Nachfolgern Otto II. Roppelt und Gallus Dennerlein wohl nicht derart schnell erwartetes Ende.

Von der Säkularisation bis Heute
Der letzte Abt hat schon im Januar 1802 Kenntnis von der geplanten Inbesitznahme des Hochstift Bamberg und seiner Abteien durch Bayern. Militärisch erfolgt sie im gleichen Jahr. 1803 wird das bayerische Vorgehen im Reichsdeputationshauptschluss in Recht übergeführt. Die Klosterkirche ist jetzt Pfarrkirche und bleibt deshalb, mit Ausnahme der Chororgeln und der Glocken, integral erhalten. Die Leutkapelle St. Ägidius auf dem heutigen Friedhof verfällt dem Abbruch.[19] Der grosse Klosterbesitz wird in Versteigerungen zerschlagen. Eine vorgängige Schätzung beziffert das Grundvermögen mit zwei Millionen Gulden.[20] Relativ grosszügig erfolgt die Bemessung der Pensionen für den letzten Abt und für den seit 1780 von 33 auf 24 Mitglieder geschrumpften Konvent.[21] Sieht man von den vielen milden Stiftungen der Abtei und dem Verlust des Arbeitsplatzes der 83 Kloster-Dienstleute ab, ist die Aufhebung der Abtei kein grosser Einschnitt, weder für die Konventmitglieder noch für die Bevölkerung. Banz ist im Gegensatz zur Nachbarabtei Langheim kein wesentlicher Arbeitgeber und führt zudem keine öffentliche höhere Schule. Die gelehrten Mönche, die den Ruhm von Banz als Hort der Wissenschaften in der aufgeklärten Geisteswelt noch bis zur Säkularisation fortführen, suchen sich Staatstellen an Lehranstalten oder Bibliotheken, nur wenige betätigen sich nach 1803 als Seelsorger.
Für die Konvent- und Ökonomiegebäude des Klosters finden sich vorerst keine Käufer. 1809 wird mit Abbrüchen begonnen. Als 1814 das Wittelsbacher Familienmitglied Herzog Wilhelm die ehemalige Klosterherrschaft erwirbt, ist der Gasthausflügel zwischen Torbau und nordöstlichem Eckpavillon bereits abgebrochen. Herzog Wilhelm lässt Banz für sich und seine Familie als Sommerresidenz ausbauen. Dafür rekonstruiert er den abgebrochenen Flügel, baut den ausgeräumten Bibliotheksaal in Empfangsräume um, richtet in der zwischenzeitlich als Kuhstall benutzten Mönchsgruft seine Familiengruft ein und baut nordöstlich der Anlage einen neuen Marstall für 40 Pferde. Das auf der Terrasse liegende ehemalige Krankenhaus lässt er abbrechen. Banz wird dank dieser Neunutzung nicht abgerissen und entgeht damit dem Schicksal vieler Klöster der Mainregion, wie etwa Langheim, Münsterschwarzach oder Theres. Bis 1933 bleibt die ehemalige Abtei im Familienbesitz der Wittelsbacher. Eine religiöse Gemeinschaft kauft den Besitz und nutzt ihn bis 1978. Seit 1983 sind die Gebäude Tagungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung. Die ehemalige Stiftskirche ist Pfarrkirche geblieben.

 

Baugeschichte des Kloster- und Kirchenneubaus

Die Gebäudelandschaft vor den Neubauten
1628 veröffentlicht Daniel Meisner in seinem Emblemwerk, dem «Politischen Schatzkästlein», eine Ansicht von Banz im Zustand vor dem Dreissigjährigen Krieg. Sein Stich zeigt das Kloster aus erhöhter Lage, gesehen vom nördlich gelegenen Banzberg.
Der Zugang zum ersten Vorhof (Ökonomiehof) erfolgt durch einen turmbewehrten Zwinger. Ein weiteres Tor führt zum Hof vor dem langgezogenen, dreigeschossigen Baukörper aus verschiedenen Bauetappen. Dieses Gebäude schliesst westlich mit der Abtei ab und wird deshalb als Abteibau bezeichnet. Es steht an der Stelle des barocken, repräsentativen Empfangsgebäudes mit dem gleichen Namen. Anstelle der Kirche steht heute der barocke Südost-Flügel, die heutige Barockkirche liegt nach Westen versetzt an Stelle des Priorates. Zur Lage der Gebäude und ihrer damaligen Bezeichnung siehe die Legende zur Ansicht von 1628.

Planungen und Bauverlauf 1695–1785
Vorbemerkung
Die topografische Ausrichtung der Klosteranlage von Banz ist, vorgegeben durch die nach Nordosten gerichtete Kirche, diagonal orientiert. Hier bezeichne ich die Ausrichtung der Flügel vereinfachend mit Nord für Nordwest, Ost für Nordost, West für Südwest und Süd für Südost.[22] Die Gebäudesituation ist dem Lageplan dieser Webseite zu entnehmen.

Planung von Leonhard Dientzenhofer
Abt Eucharius Weiner erteilt 1695 dem Bamberger Baumeister Leonhard Dientzenhofer den Planungsauftrag für den Klosterneubau. Seine erste Planung der neuen Konventbauten belässt die gotische Stiftskirche und den Kirchturm. Eine weitere Planung um 1701 zeigt aber bereits die heutige Zweihofanlage mit dem Kirchenneubau auf der entgegengesetzten, westlichen Seite des Turms. In die Turmachse legt er als mittleren Querflügel den Refektoriumsbau, der zum «Abteibau» verbindet. Dieser 27-achsige und dreigeschossige Nordflügel wird derart bezeichnet, weil sich in seinem westlichen Teil die Abtei befindet. Der «Abteibau» entspricht in Länge und Lage dem Nordflügel des 16. und 17. Jahrhunderts. Er ist mit dem Westflügel eckbündig, steht aber dem Ostflügel um sechs Achsen vor. Dieser als Dormitorium geplante Konventbau übernimmt ebenfalls die Lage des Vorgängerflügels. Nach Abbruch der alten Kirche soll er auf 15 Achsen Richtung Süd verlängert werden und damit mit vier Achsen über die durch die Kirche definierte südliche Talfront hinausgreifen. Im Deckenfresko des Fürstenzimmers (1707) ist dieser Planungsstand festgehalten. Johann Dientzenhofer, der ab 1708 den Kirchenneubau plant, ändert am Konzept seines Bruders nichts. In seinem Ausführungsplan von 1709 ist nur die Kirche neu geplant. Zugunsten ihrer neuen Länge muss der alte zentrale Turm einer westlichen Doppelturmfront weichen. Diese Planung bleibt bis 1726/27 gültig.

Erste Bauetappe des Klosterneubaus 1698–1708
Der Baubeginn ist unklar. Ab 1698 sind Vorarbeiten und die Erneuerung des Krankenhauses östlich der Vorgänger-Kirche im Gang.[23] Begonnen wird mit dem Neubau des Abteiflügels, nach Abschluss der Abbrucharbeiten, um 1700/01 am Winkelhaken Nordwest beim alten Abteiturm. Schon 1702 ist der Abteiflügel unter Dach. Dieses Datum stellt den meist in der Literatur genannten Baubeginn im Sommer 1701, also nach der Wahl des neuen Abtes Kilian Düring, in Frage.[24] Der 95 Meter lange Abteiflügel ist 1704 fertiggestellt. 1705 folgt der mittlere Querflügel mit dem Refektorium. 1707 kann auch der Dachstuhl des Ostflügels, der bis zur alten Kirche gebaut wird, aufgerichtet werden. In diesem Jahr stirbt Leonhard Dientzenhofer. Noch wird bis 1708 fertig ausgebaut, dann übernimmt Johann Dientzenhofer, der noch immer am Dom zu Fulda tätig ist, auch in Banz die Bauleitung. Mit der Stuckierung des «Grossen Saals» durch Johann Jakob Vogel[25] und dem Einfügen der Deckengemälde von Sebastian Reinhard[26] enden 1709 die Ausstattungsarbeiten.

Kirchenneubau 1710–1737
Die Erbschaft des 1708 verstorbenen Gurker Fürstbischofs Otto de la Bourde erlaubt den Neubau einer bedeutend grösseren Stiftskirche als bisher geplant. 1709 liegt die Ausführungsplanung von Johann Dientzenhofer baureif vor. 1710 ist Grundsteinlegung. Der Bau wird nach dem Abbruch des alten Turmes im Chorbereich begonnen. Ende 1713 ist der Neubau unter Dach. Im August des gleichen Jahres schliesst der Abt mit dem Würzburger Bildhauer Balthasar Esterbauer[27] den Akkord für die Bildhauerarbeiten an der Doppelturmfront. Die Gewölbe des Chors sind vielleicht noch gar nicht begonnen, als Abt Kilian mit Johann Jakob Vogel im Februar 1714 einen Akkord für die Stuckaturen schliesst, dem im August auch der Akkord für die Stuckaturen im Langhausgewölbe folgt.[28] Vogel dürfte den Gewölbestuck im Chor erst 1715 begonnen haben, denn im gleichen Jahr erstellt der Maler Johann Jakob Gebhardt[29] aus Bamberg die Chorfresken. 1716 signiert der Maler Melchior Steidl[30] sein letztes Fresko in einer der Turmkapellen. Bis 1718 ist auch die südwestliche Doppelturmfront mit der Freitreppe vollendet. Nach der Fertigstellung der Freskenarbeit im Chor kann um 1716 mit dem Aufbau des Hoch- und Choraltars begonnen werden, für die schon im September 1714 der Akkord mit Balthasar Esterbauer geschlossen wird. Die Altaraufbauten besorgt jeweils der Kunstschreiner Martin Walther aus Bamberg.[31] Sie bleiben noch bis 1727 ohne Lüsterfassung.
Zwar ist der Bau 1718 weitgehend fertig, er wird am 15. Oktober 1719 auch eingeweiht, aber die Ausstattung fehlt noch weitgehend. 1720 stirbt Bauabt Kilian Düring.
Sein Nachfolger Benedikt Lurz setzt die Ausstattungsarbeiten fort. 1721 vergibt er die vier Altäre der Wandpfeiler-Nischen an Balthasar Esterbauer und Martin Walther. 1722 und 1723  folgen das Kirchengestühl und sechs Beichtstühle. 1724 wird noch die Kanzel, wieder von Balthasar Esterbauer, am nördlichen mittleren Wandpfeilerpaar erstellt. Die beiden Seitenaltäre führt nach dem Tod von Esterbauer 1728 bereits der Würzburger Bildhauer Thomas Wagner[3] aus. Wagner erstellt auch die beiden Altäre der Turmkapellen.
Unter Abt Gregor Stumm werden als letzte Ausstattungselemente das Chorgestühl, die Chororgel und die grosse Emporenorgel eingerichtet. Das 1731–1735 erstellte Chorgestühl im Mönchschor, der noch vom 1726 verstorbenen Johann Dientzenhofer als rückwärtige Bühne hinter dem Hochaltar geschaffen wird, ist ein Werk des Würzburger Ebenisten Johann Georg Nestfell.[33] 1734 lässt der Abt die Chororgel durch Johann Philipp Seuffert[34] > und vom gleichen Orgelbauer 1735–1737 auch die grosse Emporenorgel (II/P/29) bauen.

Zweite Etappe des Klosterneubaus 1721–1733

Schon 1721 beginnt die Fertigstellung des Klostergevierts mit dem Bau der noch fehlenden Achsen des Westflügels für den Anschluss an den Kirchenneubau. 1725 bis 1728 wird die alte Klosterkirche abgerissen. Mit ihrem Abbruchmaterial entsteht die grosse südliche Klosterterrasse. Ihre Planung folgt möglicherweise einem 1727 gefertigten Riss des kurmainzischen Baudirektors Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn.[35] Abt Gregor, der 1731 seine Regierung antritt, erstellt den Südflügel nach einer schon von seinem Vorgänger geänderten Planung. Anstelle des vorspringenden Konventflügels mit den Mönchszellen, gemäss der Planung von Leonhard Dientzenhofer, baut der Staffelsteiner Baumeister Simon Weber einen am Kirchen-Chorhaupt anschliessenden und zum Tal orientierten Flügel mit 14 Achsen, der bündig mit dem Abteiflügel endet. Dieser Klausurflügel wird heute als Konventbau bezeichnet.[36] Mit ihm wird der begonnene östliche Klausurflügel verbunden, der jetzt ist Querflügel mit einer zweigeschossigen Bibliothek wird. Die Autoren dieser Bauetappe sind umstritten. Balthasar Neumann, der 1732 beratend tätig ist und dem Abt für den Südflügel ein drittes Stockwerk empfiehlt, könnte die Planung Webers korrigiert haben, der vielleicht einem älterem Entwurf von Johann Dientzenhofer folgt. 1733 ist die Rechteckanlage mit zwei geschlossenen Innenhöfen, einem offenen Innenhof und der Kirche in der südlichen Längsseite vollendet.

Barocke Neugestaltung des Abteivorhofes 1751–1775
Nach einer Planung des Staffelfelder Baumeisters Thomas Nissler lässt Abt Gregor 1751 den Neubau des Vorhofes beginnen. Der Dreiflügelanlage löst ehrenhofartig die schräg vor dem Abteibau verlaufenden Ökonomiebauten ab, die noch dem natürlichen Terrainverlauf folgen. Die Flügel des neuen Vorhofes fassen nördlich den 95 Meter langen Abteibau und bilden vor ihm einen um drei Stockwerke ansteigenden Innenhof von 69 auf 63 Meter. Begonnen wird mit dem Eckzwickel West. Hier ist das natürliche Terrain derart stark abfallend, dass der Eckrisalit von aussen fünf Geschosse aufweist. Ende 1751 sind schon drei Geschosse dieses Eckzwickels gemauert. Im Januar 1752 greift Balthasar Neumann, mit dem Nissler in Vierzehnheiligen zusammenarbeitet, korrigierend in die Gesamtplanung ein. Nachfolgende Streitigkeiten mit Bamberg wegen der Bauholzlieferung, mangelnde Finanzen und vielleicht auch die Wirren des Siebenjährigen Krieges verhindern den Weiterbau. Erst der 1768 gewählte Abt Valerian Molitor sorgt für eine zügige Fertigstellung aller Flügel bis 1772, nur der Ostflügel bleibt innen noch unvollendet. Die Nutzung dieser Hofbauten zur Klosterzeit ist in Planaufnahmen vor den Umbauten des 19. Jahrhunderts festgehalten. Die heutigen Bezeichnungen gehen Nutzungsnennungen dieser Aufnahmen zurück. Planender und ausführender Baumeister ist seit 1768 der Stiefsohn Nisslers, Johann Sebastian Weber. Bis 1775 gestaltet Weber auch den vorgeblendeten Mittelrisalit des Abteibaus und die davorliegende repräsentative Freitreppe mit den Seitenrampen.

Nebengebäude 1775–1785
Noch während der Regierungszeit des Abtes Valerius wird, dem Westflügel des Vorhofes im oberen Niveau vorgelagert, durch den Bauinspektor der Abtei, P. Johann Baptist Roppelt[37] eine Dreiflügelanlage errichtet. Sie enthält im Erdgeschoss Stallungen. Die südliche Hälfte ist dreigeschossig und enthält in den oberen Stockwerken eine Pfründner- und Registratorswohnung.[38] Interessant am Bauplan Roppelt ist das schräglaufende alte Schlachthaus. Es ist das 1803 einzige noch stehende Gebäude der vorbarocken Klosteranlage. Nach 1803 wird es abgebrochen.
Auch nordöstlich der Hofanlage werden nach 1775 Stall- und Remisengebäude errichtet, die aber nach 1814 zu Gunsten des neuen herzoglichen Marstalls abgebrochen werden.

Die Architektur

Genius Loci

Die Gesamtanlage von Banz strahlt, trotz ihrer vielen Nutzungsänderungen nach der Säkularisation, noch immer den Geist der barocken Klosterzeit aus. Aus einem wilden Konglomerat vorbarocker Bauten formen Äbte und Baumeister durch das ganze 18. Jahrhundert eine streng rektanguläre Anlage. Sie hat Residenzcharakter, obwohl die Kernbauten von Leonhard Dientzenhofer mit Ausnahme der Horizontalbänder keine Architekturgliederung aufweisen und dabei nahe dem jesuitisch-nüchternen, monastischen Vorbild liegen. Erst mit dem Schliessen der Konventbauten zu einem Rechteck, gebildet aus zwei Innenhöfen und der Kirche in der südlichen Längsseite, vor allem aber mit dem ehrenhofartigen Einbezug der Ökonomiebauten in das Klostergeviert, entsteht die klassische Barockanlage, deren besonderer Charakter abschliessend mit Mittelrisalit und grosser Freitreppe ausgezeichnet wird. Anregungen bieten in den späteren Bauphasen die Residenzen und die residenzialen Anlagen von Nachbarklöstern. Dazu zählt vor allem die Anordnung der Ökonomiebauten in der Art eines geschlossenen Ehrenhofs. Die verbindende Einheit dieser barocken Bauphasen bildet der gelbe Sandstein an allen Fassaden und die Schieferdeckung aller Dächer. Banz ist damit, wie auch das benachbarte Vierzehnheiligen, mit dem natürlichen Ort zusammengewachsen.
Das Kloster Banz ist für Architekturinteressierte aber nicht wegen seiner städtebaulichen Ideallösung und seiner weithin sichtbaren Einfügung in die natürliche Landschaft berühmt, die ehemalige Abtei verdankt ihre heutige Aufmerksamkeit vor allem der Stiftskirche von Johann Dientzenhofer. Auf sie beziehen sich praktisch alle bauhistorischen Forschungen und Veröffentlichungen. Die Diskrepanz zwischen der Beachtung der Kirchenarchitektur und des Verschweigens ihres städtebaulichen Kontextes ist in Banz besonders ausgeprägt. Dies hängt sicher mit der wichtigen architektonischen Pionierleistung von Johann Dientzenhofer und der geringen Attraktivität der wenigen noch unzerstörten Innenräume des barocken Klosters zusammen. Zu ihnen zählen die Saalräume des Nordflügels mit den Stuckaturen von Jakob Vogel und den Deckengemälden von Sebastian Reinhard.
Die Plandarstellungen mit den Etappierungen in dieser Webseite helfen, die Anlage von Banz zu verstehen.

Beschrieb der Stiftskirche

Die architektonische Gestalt

Böhmische Wurzeln
Von den fünf nach Prag ausgewanderten Brüder Dientzenhofer bleibt nur Christoph in der böhmischen Hauptstadt sesshaft. Hier, unter dem Einfluss von in Prag wirkenden italienischen Baumeistern des Spätbarocks, insbesondere von Guarino Guarini,[39] wendet sich Christoph Dientzenhofer um 1700 vom strengen tektonischen Gerüst des Hochbarocks ab und gibt seinen Kirchenräumen eine neue Beweglichkeit im Wand- und Gewölbeaufbau. Sie führt zur spätbarocken «radikalen», kurvierten Architektur, welche den strengen Regelkanon des klassischen Barocks auflockert. Johann Dientzenhofer, der in seinem Erstlingswerk Fulda noch wenig von diesem Regelkanon abweicht, zeigt sich in Banz als reifer Künstler und baut hier das erste sakrale Bauwerk des süddeutschen Spätbarocks. Die Anregungen stammen von Sakralbauwerken seines Bruders, etwa Obořiště oder Eger.[40] Er kennt allerdings auch die Arbeiten Borrominis in Rom, wie dies die Übernahme der rhythmisierten Wände von San Giovanni in Laterano für Fulda zeigt.[41] Im Langhaus von Banz scheint diese Rhythmisierung und die kurvierte böhmische Architektur eine Verschmelzung gefunden zu haben. Balthasar Neumann, der wichtigste fränkische Barockbaumeister der nachfolgenden Generation, führt den Ansatz der böhmisch beeinflussten, kurvierten Architektur des Spätbarocks von Banz in den nachfolgenden 40 Jahren zur höchsten Vollendung.

Baustruktur und Raumgestalt
Die Stiftskirche von Banz entzieht sich mit ihrer komplexen Tektonik einer einfachen Beschreibung. Sie ist ein Longitudinalbau, mit langem Chor und einem oval ausgeweiteten, kurvierten Langhaus, das klare Zentralisierungstendenz aufweist. Die übliche Bestimmung der Jochgliederung im angenäherten Zentralraum ist nur möglich, wenn man sich die Gewölbetektonik im Grundriss wegdenkt und sie durch zwei gedachte Ovale ersetzt, die in den Fensterachsen liegen und sich in Raummitte berühren. Deshalb wird auch von einem zweijochigen «Langhaus» mit Abseiten- oder Kapellenjochen gesprochen.
Die Erläuterung der Tektonik scheint mir mit dem «Gurtpaargestell-Modell» sinnvoll. Dieses Modell erklärt den Raum aus den im Grundriss ersichtlichen sechs Gewölbe-Gurtpaaren.[42]
Sie beginnen jeweils gespreizt und treffen mit ihrer ovalen Grundrissform im Gewölbescheitel aufeinander. Zwei dieser Paare definieren den oval erweiterten Saalraum, der zusammen mit dem mittig erhöhten Gewölbe als Zentralraum betont wird. Mit ihrem Zusammentreffen im Scheitel bilden sie (im Grundriss gesehen) ein grösseres Oval in der Raummitte . Sie haben den Fusspunkt an den schräggestellten Pilastern, die im Langhaus beidseits der «Abseiten»-Nischen stehen. Diese konchenartig in die tiefe Aussenwand eingeschnittenen, raumhohen Nischen sind durch hochgelegene Emporen unterteilt. Ihre Brüstungen liegen auf  Höhe der Kapitelle. Sie sind mit zwei Dreiviertelsäulen und einem umlaufenden Kranzgesims als «eingeschobene» Elemente gestaltet. Die Raumbelichtung erfolgt ausschliesslich über drei dieser vier Nischen. Trotz des grösseren Fensters über der Empore und einem Halbrundfenster im darunterliegenden Altarraum ist die natürliche Belichtung im Vergleich zu einer Wandpfeilerhalle damit schwach. Chor und Altarraum sind direkt belichtet.

Typologie
[43]
Banz entzieht sich auch einer typologischen Einordnung. Meist wird trotzdem von einer  Wandpfeilerkirche gesprochen. Dieser Allgemeinbegriff gilt allerdings seit der römischen Kirche Il Gesù (1568) für fast alle grösseren barocken Longitudinalbauten, selbst wenn sie einen basilikalen Querschnitt haben. Dir Kirche in Banz hat keinen basilikalen Querschnitt, das Langhaus wäre demnach eine Wandpfeiler-Emporenhalle.[44] Viele Kunsthistoriker sehen die Wandpfeiler in den als Wandpfeilerköpfen ausgebildeten Pilastern. Diese sind entsprechend den Gewölbegurten schräggestellt. Sie begrenzen jeweils paarweise, mit einem grossem Zwischenraum, die massive Aussenwandverdickung zwischen den Rundnischen. Weil aber Johann Dientzenhofer in Banz die Lösung der Langhausgliederung von Fulda anwendet, bei der jeweils zwei durch Nischen getrennte Pilaster mit den Bogenöffnungen der Abseiten alternieren, sollte der Begriff «Wandpfeilerkirche» nicht angewendet werden. Denn Fulda und auch das Vorbild in Rom, Borrominis Lateranbasilika, sind keine Wandpfeilerkirchen. Und auch wenn die massive Verdickung der Aussenwand am Langhaus von Banz dem Abfangen des Gewölbeschubs dient, ist diese Mittelzone der Aussenwand trotzdem kein Wandpfeiler im üblichen Sinn.

Die Fassade
Die 1718 vollendete Doppelturmfront ist als Zeichen in der Landschaft für Fernwirkung bestimmt. Der vom Klostervorhof kommende Besucher, der sich dem seitlich liegenden Kirchenportal nähert, trifft unvermittelt auf einen zweigeschossigen Block, dessen aufgesetzte Türme er nur erahnen kann. Der Betrachter kann die mächtige Fassade aus der Nähe nicht erfassen. Die Distanz wird ihm durch den fehlenden Vorplatz verwehrt, den Balthasar Neumann noch 1752 in Form eines Barockgartens vorschlägt. Aus grösserer Entfernung ist das untere Geschoss heute durch Bäume oder vom Gärtnerei-Gebäude des 19. Jahrhunderts teilweise verdeckt, obwohl sein Gebälkgesims mit dem des hohen Kirchen-Langhauses bündig ist. Dieses kräftige, bei den Türmen durchlaufende Gebälk ist zusätzlich mit einer Attika betont. Die Attika über dem zweiten Geschoss ist als statuenbekrönte Balustrade gestaltet. Gebälk und Balustraden-Attika trennen auch die oktogonalen Turmgeschosse vom oberen Fassadengeschoss. Die Fassade ist fünfachsig. Im Gegensatz zur ähnlichen Fassade in Waldsassen wölbt Johann Dientzenhofer die drei mittleren Achsen segmentbogenförmig leicht vor. Die breitere Mittelachse ist im Erdgeschoss von zwei Dreiviertelsäulen flankiert, die mit einem Segmentgiebel überbrückt sind, der bereits in die Attikazone übergreift. In dieser Erdgeschoss-Mittelachse liegt das mit dem Wappen des Abtes Kilian bekrönte Portal. Wie alle Fassaden-Bildhauerarbeiten ist es von Balthasar Esterbauer geschaffen. Das Portal wird über eine zweiarmige Freitreppe erreicht. Ihr Mittelteil enthält auch den Grufteingang. Das grosse Emporenfenster über dem Portal und ein gleiches Fenster als Blindfenster im Obergeschoss betonen die Mittelachse.
Im Gegensatz zum böhmisch geprägten Innenraum fügt sich diese Fassade, deren Türme 66 Meter über den Boden aufragen, in die Tradition der noch kaum vom italienischen Spätbarock berührten, klassisch geprägten Zweiturmfassaden ein, wie sie in Waldsassen (1692–1700) und Schöntal (1711) schon bestehen.[45] Hautmann sieht in der Fassade von Banz den «germanischen-nordischen» Aufwärtsdrang, der die horizontale Teilungen verschwinden lässt und die Fassade mit der mächtigen Doppeldominante der Türme auf schmaler Basis zu gewaltiger Höhe antreibt.[46]

Stuck und Fresken
Die Stuckaturen von Johann Jakob Vogel in Chor und Langhaus, und auch die Fresken von Melchior Steidl im Langhaus unterordnen sich der komplexen Gewölbetektonik, wie dies wahrscheinlich in dieser Art von Johann Dientzenhofer gewünscht wird. Bedingt durch die dreidimensionale Verformung (das Langhaus ist kuppelförmig gewölbt, die Gurten sind zusätzlich horizontal verbogen) nimmt der Betrachter Stuck und Fresken im Raum völlig anders wahr, als dies in den Grundrissen, Schnitten und auch in den Fotografien zu sehen ist. Vogel wendet in Banz sehr früh Bandel- und Laubwerk-Grotesken nach französischem Vorbild an. Er bereichert es mit Akanthus, Blütengirlanden und Figuralplastik. Mit grosser künstlerischer Phantasie gestaltet er die Kapitelle. Maler und Stuckateur ergänzen sich im Langhaus derart, dass die malerischen «stucco-finto» Übergänge von Melchior Steidl kaum auffallen. Der vermutete Maler der Deckenfresken im tonnengewölbten Chor, Johann Jakob Gebhard, findet demgegenüber konventionelle Raumverhältnisse vor und hält sich an die Stuckrahmen Vogels.
Gebhard malt im Chor zwei grössere Deckenfresken, im Mönchschor ist es das vom Besucher nicht einsehbare Fresko mit dem Thema der Anbetung des Lamms durch die 24 Ältesten, im Altarraum malt er das Opfer des Melchisedech. In den Rahmen dieses Bildes sind zwei Zifferblätter eingefügt.
Steidl malt zu den drei Hauptfresken des Langhauses im Hauptgewölbebereich weitere 15 Bilder. Es sind sechs Begleitszenen der Fresken in den Gewölbekappen, acht grössere Fresken in den steil aufragenden Gewölbeseiten der Altar-Emporen-Nischen, sowie das Fresko über der Orgelempore. In die Stichkappen-Flachtonnen der Altarnischen im Erdgeschoss malt er je vier Medaillons, auch die Gewölbe des Eingangsvorraums und der zwei Turmkapellen versieht er mit Fresken. Eines der Turmkapellenbilder signiert Steidl. Es ist, weil alle Bauakten fehlen, der einzige Hinweis auf den Künstler. Nicht alle dieser 33 Bilder sind original erhalten. Einige der Gewölbebilder der Abseiten sind seit der Restaurierung 1958/59 sogar vollständig neugemalt. Für die drei Hauptbilder scheint dies nicht zuzutreffen. Sie zeigen in der östlichen Gewölbekappe das Abendmahl, in der Mitte das Pfingstwunder und in der westlich Kappe die Bekehrung des Saulus. Über der Orgel ist ein Engelskonzert zu sehen.

Hochaltar und Mönchschor mit Chorgestühl
Hochaltar
Schon 1714, der Chor ist zu diesem Zeitpunkt noch im Rohbau, erteilt Abt Kilian den Auftrag für den Hochaltar an Balthasar Esterbauer. Im Klosterplan von Johann Dientzenhofer, der um 1709/14 datiert wird,[47] ist der Altar bereits als transparenter apsidialer Kolonnadenaltar gezeichnet. Dientzenhofer hat damit schon eine klare Vorstellung, wie der frei zwischen Mönchschor und Choreingang aufgestellte Altar wirken sollte. Wahrscheinlich lässt er sich schon früh auch von Balthasar Esterbauer beraten. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist einer der interessantesten fränkischen Altäre des Spätbarocks. Das dreiachsige, im Grundriss konkave Säulenretabel des Kunstschreiners Martin Walther nimmt als geöffnete Triumphbogenarchitektur die ganze Chorbreite ein. Zwei äussere Säulen und ein inneres, durch Pilaster hinterlegtes Säulenpaar stehen auf hohen Sockeln. Dieses innere Säulenpaar flankiert eine Öffnung, die den Durchblick auf das 12 Meter hinter ihr liegende Altarblatt des Choraltars freigibt. Der Guckkasten-Effekt ist durch den in der Langhausmitte stehenden Betrachter nicht wahrnehmbar, er glaubt, das Altarblatt des Psallierchors im Hochaltar zu erblicken. In den beiden äusseren Interkolumnien stehen die überlebensgrossen Figuren der hll. Petrus und Paulus. Ihre Sockel sind gleichzeitig Türstürze für die Durchgänge zum höher gelegenen Mönchschor. Der Hauptbeitrag von Balthasar Esterbauer ist über dem Säulengebälk zu sehen. Die Freisäulen des Altarretabels tragen lebhaft bewegte Engelpaare, ein hochplastischer und ins Gewölbe reichender Auszug über der freien Mitte zeigt den hl. Benedikt in einer Gloriole.

Tabernakel
Erst 1770 wird der Rokoko-Tabernakel vor das Retabel gestellt. Er nimmt mit seinen zwei seitlich angefügten, vertikalen Glasschreinen von Katakombenheiligen die volle verfügbare Breite ein. Damit verunklärt er die Sockelzone erheblich.

Mönchschor und Chorgestühl
Vom leicht höher gelegenen Psallierchor der Mönche bietet sich durch die freie Mitte des Altarretabels ein beeindruckender Einblick in die Langhausgewölbe bis zur Orgelempore dar. Der Choraltar an der Ostwand des Chors mit dem vom Schiff her sichtbaren Retabel enthält im Auszug eine Marienkrönung von Balthasar Esterbauer, deren unterer Teil auch im Schiff sichtbar ist, sich aber optisch nahtlos mit seiner Benedikts-Gloriole über dem Hochaltar verbindet. Das Altarblatt, das vom Besucher als Blatt des Hochaltars wahrgenommen wird, zeigt die Enthauptung des hl. Dionysius auf dem Montmartre und seinen anschliessenden Gang zu seiner Begräbnisstätte, dem späteren St. Denis. Zwischen dem Hochaltar und dem Choraltar ist beidseits das 1734 fertiggestellte Chorgestühl des Ebenisten Johann Georg Nestfell aufgestellt. Die Anlage umfasst zweimal 17 Stallen. Sie zeichnet sich durch 20 Dorsalfelder aus, die als Intarsien- oder Marketerietableaus eine Benediktsvita in bühnenartig perspektivisch gestalteten Innenräumen enthält. «Das Verhältnis von Aufwendigkeit des Chorgestühls und dessen gezielter Geborgenheit ist einmalig. Es könnte als Kabinett-Chorgestühl bezeichnet werden. Eine Delikatesse, die nur für einen kleinen, privilegierten Kreis zugänglich ist», schreibt Sybe Wartena über das Chorgestühl von Banz.

Seitenaltäre, Kanzel
Seitenaltäre
Johann Thomas Wagner baut die zwei Seitenaltäre 1728. Es sind Säulenretabel in schon fast klassizistischer Haltung, belebt nur von vielen Putti im Auszugsgeschoss und von je zwei das Altarblatt flankierenden Plastiken weiblicher Heiligen. Die Retabel-Architektur bezieht mit zwei vasenbestückten Freipilastern des Auszuges die grossen, bestehenden Nischenfiguren von Balthasar Esterbauer in den Aufbau ein. Der Auszug ist mit jeweils einer Glorie zurückhaltend gestaltet. Auf jeder Altarmensa liegt ein Glasschrein mit einem Katakombenheiligen. Die Altäre werden aufgrund ihrer Altarblätter als Dreikönigsaltar[48] und Nothelferaltar[49] bezeichnet.

Nebenaltäre in den Abseiten-Nischen
Die Bildhauerarbeiten der vier Retabel sind Arbeiten von Balthasar Esterbauer. Es sind einfache Säulenretabel, die dem gebogenen Wandverlauf folgen, und deren je vier Säulen erst über einer hohen Predellazone ansetzen. Weil ihr Gebälk am Nischengesims unter den Halbrundfenstern enden muss und die hohen Altarblätter einschneiden, ist es in beiden östlichen Altären als Diadambogen konvex vorgewölbt, an den westlichen Altären bleibt nur das Gesims durchgängig. Nur die zwei östlichen Altäre sind deswegen überhaupt erwähnenswert. Die Altarblätter, alle in gleicher Grösse, werden 1721 und 1722 eingesetzt.[50]

Altäre der Turmkapellen
Diese beiden Altäre, gleichzeitig mit den Seitenaltären durch Johann Thomas Wagner aufgerichtet, sind heute nicht mehr original erhalten. Die beiden Altarblätter sind verschollen.

Kanzel
Die Kanzel kann über eine Wendeltreppe im massiven Mauergefüge zwischen den beiden nördlichen Abseiten-Nischen erreicht werden. Sie hängt zwischen zwei Pilastern unter der von Balthasar Esterbauer 1714 geschaffenen überlebensgrossen Nischenfigur des hl. Bonifatius. Der Apostel Deutschlands mit den Attributen Bischofsstab und dem vom Dolch durchstossenen Buch scheint die Kanzel zu bekrönen. Vermutlich stammt auch die Kanzel von Esterbauer. Ihre Aufstellung und Fassung erfolgt erst 1724, sie enthält deshalb das Wappen des Abtes Benedikt Lurz. Am Kanzelkorb sitzen auf ausgreifenden Akanthusvoluten die vier Evangelisten. Zwei Engel tragen den Schalldeckel mit weiterer Figuralplastik.

Die Emporenorgel
Ursprünglich stehen in Banz drei Orgeln, die Chororgel von 1734, die grosse Westorgel von 1737 und die Orgel des über der Sakristei gelegenen Winterchors von 1746. Es sind Werke von Johann Philipp Seuffert. Nur die grosse Orgel der Westempore ist erhalten.
Sie kann heute wieder als Seuffert-Orgel bezeichnet werden, obwohl das originale Orgelwerk (II/P/29) seit 1902 zerstört ist. Dies, weil der Marburger Orgelbauer Woehl 1987 in das noch originale Prospektgehäuse von Banz ein erworbenes originales Werk (II/P/35) von Seuffert zum grossen Teil wieder einbauen kann, welches 1746 bis 1811 in der ehemaligen Klosterkirche Grafschaft bei Schmallenberg steht, dann in die Liebfrauenkirche von Frankenberg an der Eder verkauft und dort 1970 durch eine moderne Orgel ersetzt wird.
Die bildhauerischen Elemente des Orgelprospektes werden Johann Thomas Wagner zugeschrieben. Beidseits des Westfensters wechseln in ausgeprägter Tiefenstapelung konvex vorgewölbte Türme mit Zwischenfeldern, die sich gegen das Langhaus konkav öffnen. Ein Oberwerk über der Fensteröffnung hält die beiden Prospektteile zusammen. Über diesem Oberwerk ist eine Wappenkartusche mit den beiden Abteiwappen und dem Wappen von Abt Gregor angebracht.

Die zwei Wappen der Abtei Banz
Die Abtei führt zwei Wappen, die als getrennte Schilde oder in Kombination mit einem persönlichen Wappen des Abtes als Dreiergruppe erscheinen. Die beiden Wappen können auch, wie dies über dem Kirchen-Hauptportal zu sehen ist, in einem dreigeteilten Wappenschild dargestellt werden. Hier sind die beiden Klosterwappen oben gespalten und das Abtswappen von Kilian Düring als eingebogene Spitze unten «eingepfropft». Ein sehr schönes Beispiel mit gleichem Aufbau ist auch der Schild an der Mühle in Hausen mit dem unteren Wappen des Abtes Gregor Stumm.[51] Im Gegensatz zu anderen Klosterwappen stehen die beiden Wappen nicht für Abtei und Konvent, da der Konvent dauernd den hl. Dionysus mit seinem enthaupteten Kopf als Siegel benutzt.
Das eigentliche Klosterwappen ist in Gold ein schwarz gekrönter roter Basilisk. Dieses Wappen liegt immer (heraldisch gesehen) oben rechts. Das Fabeltier mit Hahnenkopf und Drachenkörper erklärt die Klostertradition aus der noch 1803 von Sprenger vermuteten mütterlichen Herkunft der Klosterstifterin Aberad aus Geldern.
Die Erklärung für das zweite Klosterwappen, heraldisch oben links, ist weit prosaischer. Nach Sprenger (1803) folgt es dem ornamentalen Schildbeschläge auf einer Siegeldarstellung des Klosterstifters Hermann von Habsberg-Sulzbach. Sprenger stellt das Siegel der wahrscheinlich gefälschten Urkunde von 1071 in einer Zeichnung vor und bedauert, dass daraus willkürlich ein Türband entstanden sei.[52] Das Ornament wird meist als schwarzer, sechsarmiger Torbeschlag in silbernem Feld dargestellt.

Pius Bieri 2020

 

Literatur

Stengel, P. Carolus: Monestariologia, pars altera. Augsburg 1636.

Sprenger, P. Placidus: Diplomatische Geschichte der Benedictiner Abtey Banz in Franken von 1050 bis 1251. Nürnberg 1803.
Franz, Heinrich Gerhard: Bauten und Baumeister der Barockzeit in Böhmen. Leipzig 1962.
Lippert Karl-Ludwig: Bayerische Kunstdenkmale XXVIII. Landkreis Staffelstein. München 1968.
Wichtige und bis 1993 einzige Quelle zur Baugeschichte, dem Kurzinventar entsprechend ohne Bildmaterial.
Zang, Theodor: Johann Dientzenhofer in Banz. Bochum 1987.
Hotz, Joachim: Kloster Banz, in: Historischer Verein Bamberg, 30. Beiheft. Bamberg 1993.
Die Baugeschichte des Klosters Banz von Joachim Hotz (1934–1983) ist das bisher einzige Werk, das trotz noch immer verschlossenen Quellen (er erwähnt die damalige Verweigerung des Wittelsbacher Hausarchivs) die Bauabläufe mit Einschluss der zerstörten Vorgängeranlage umfassend dokumentiert. Die Monographie ist 1983 beendet, wird aber erst 1993 veröffentlicht.
Alt, Hans-Werner: Kloster Banz. Kunstführer. Königstein i. Taunus 2000.
Spörl, Achim: Kloster Banz und die Säkularisation, in: Bamberg wird bayerisch. Bamberg 2003.
Stalla, Robert: Die Dientzenhofer und die kurvierte Architektur in Bayern und Böhmen. München 2007.
Wendehorst, Alfred: Die Benediktinerabtei St. Petrus und St. Dionysus in Banz. St. Ottilien 2009.
Umfangreiche Dokumentation zur Verwaltungs- und Personalgeschichte der Abtei gemäss dem von der «Germania Sacra» gepflegten Strukturmuster. Unentbehrliche Quelle für die Personaldaten von 1171 bis 1803.

Web

«Bamberg wird bayerisch», die Säkularisation der Hochstifts Bamberg 1802/03, PDF-Begleitdokumentation zur Ausstellung 2003.
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000025661

Wikipedia Beitrag zum Kloster Banz mit weiteren Web-Links. Dieser Seite verdanke ich auch viele der hier benutzten Fotografien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Banz

Anmerkungen:

[1] Hans Werner Alt (2000).

[2] Michael Stürzel (1605–1664) aus Königshofen, Abt OSB in Banz 1648–1664. «Er war mit vieler Sorgfalt und Mühe auf das Wohl seines Klosters, in geistlichen und weltlichen Sachen, bedacht; ergänzte Alles, was durch die Feinde zerstöret war; vermehrte die Geistlichen, welche er zu Bamberg in den Wissenschaften unterrichten lies», schreibt Paul Oesterreicher 1833. Mehr ist von diesem Abt und der Zeit des Neubeginns in Banz nicht bekannt. Siehe dazu auch die Geschichte der Abtei bis zum Dreissigjährigen Krieg im Anhang.

[3] Otto de la Bourde (1630–1708) aus Eger. Sohn eines kaiserlichen Oberleutnants, der je nach Quelle aus Navarra oder aus dem Piemont stammt. Nach Studien in Prag und Bamberg 1656 Einritt ins Kloster Banz. 1664–1677 ist er Abt in Banz, aber meist als Diplomat unterwegs, so 1672–1681 als kaiserlicher Resident am kursächsischen Hof in Dresden mit Missionen in norddeutsche Residenzstädte. Schon 1679 wird er von Kaiser Leopold I. als Koadjutor des Salzburger Fürstbistums Gurk bestimmt, kann die Regierung aber erst 1696 antreten. Als Fürstbischof von Gurk residiert er das letzte Lebensjahrzehnt im kärntischen Schloss Strassburg, wo er auch begraben ist. Dank seiner Fürsprache wird der ihn auf den diplomatischen kursächsischen Missionen begleitende Banzer Konventuale Kilian Dürig 1701 Abt von Banz. Wohlwollend unterstützt er jetzt Banz vermehrt auch finanziell. Fürstbischof Otto als Initiant der «der letzten Hochblüte von Banz» zu bezeichnen, ist aber falsch. Denn nichts deutet darauf hin, dass in seiner Regierungszeit Banz erstarkt wäre. Zudem ist die Blüte von Banz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht die Letzte, sondern die Einzige.

[4] Die immer wieder (auch von Wendehorst 2009) genannte Summe des Gesamtvermögens von 1 000 000 Gulden und deren hälftiger Zuwendung an Banz ist vollkommen unglaubwürdig. Mit dieser Summe hätten in Banz nicht bereits nach dem Kirchenneubau wieder die finanziellen Mittel gefehlt. Die Zuwendung beträgt effektiv 43 398 fränkischen Gulden (Lippert 1968), immerhin mehr als die Jahreseinnahmen der finanzschwachen Abtei. Davon sind 13 000 Gulden für das Bauwesen bestimmt. Damit wird der Kirchenneubau finanziert.

[5] Eine Wirtschaftsgeschichte der Klosterherrschaft Banz fehlt. Die Einkünfte betragen in der Mitte des 18. Jahrhunderts rund 35 000  Gulden, Langheim erzielt rund 125 000 Gulden und Ebrach sogar 180 000 Gulden (alle Zahlen in rheinischer Währung, in fränkischer Währung = -20 %. (Quelle: Ruderich, Vierzehnheiligen 2000)

[6] Eucharius Weinert oder Weiner (1634–1701) aus Kissingen ist seit 1667 Abt im Würzburger Benediktinerkloster Sankt Stephan und 1677–1701 auch Abt in Banz. Zu seiner Tätigkeit in Banz schreibt Roppelt 1801: «Er war ein sehr guter Haushalter, tilgte viele Schulden, stellte die verödeten Weinberge wieder her, errichtete eine Bibliothek, versahe die Thürme wieder mit Glocken, führte den Chorgesang ein, baute ein neues Krankenhaus, und legte den Grundstein zum neuen Abteygebäude, an dessen Fortsetzung ihn aber der Tod hinderte, welcher ihn im 67. Jahre seines Alters, im Kloster St. Stephan zu Würzburg, am 11ten April 1701 zu einem besseren Leben abforderte».

[7] Die Postulation erfolgt durch den Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach, der seit 1675 die Fürstbistümer Bamberg und Würzburg in Personalunion regiert. Er sieht in den Abteien Langheim, Michelsberg und Banz vor allem Urheber von ständischen Bestrebungen zur Wiedererlangung alter Rechte. Er lässt die Äbte von Langheim und Michelsberg in Arrest nehmen, in Banz trifft die Gefangenschaft nur den Prior. Über die Haltung des Abtes Otto zum vermehrt absolutistischen Gebaren der Fürsten von Würzburg und Bamberg ist nichts bekannt, anzunehmen ist seine Billigung. Die Postulation von Eucharius Weiner stellt sich für Banz allerdings als glücklicher Eingriff des Landes-und Kirchenfürsten dar, zeigt aber auch die grosse und immer weiter zunehmende Abhängigkeit der Abtei von den Bamberger und Würzburger Kirchenfürsten.

[8] (Johann) Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) aus dem oberbayerischen St. Margarethen. Seinen Vornamen Johann legt er sich erst später zu, was auch prompt zu dauernden Verwechslungen mit seinem jüngeren Bruder führt. Siehe zu Leonhard Dientzenhofer die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[9] Kilian Düring (1641–1720) aus Bamberg, ist seit 1677 im Umfeld des resignierten Abtes Otto de la Bourde (Dresden, Rom, Gurk) tätig. Auf dessen Empfehlung wird er 1701, bereits 60 Jahre alt, zum Abt von Banz gewählt. Mehr siehe in der Kurzbiografie in dieser Webseite.

[10] Johann Dientzenhofer (1663–1726) aus St. Margarethen ist bis 1711 noch an der Domkirche von Fulda tätig, die er nach seiner Rückreise aus dem von Fürstbischof Lothar Franz finanzierten Italienaufenthalt 1700 beginnt. Gleichzeitig mit dem Kirchenneubau in Banz lässt ihn der seit 1695 auch als Kurfürst von Mainz regierende Lothar Franz von Schönborn sein Schloss in Pommersfelden bauen. Zu Johann Dientzenhofer siehe die Biografie in dieser Webseite.

[11] Benedikt Lurz (1674–1731) aus Sesslach. Zu ihm siehe die Kurzbiografie in dieser Webseite.

[12] Gregor Stumm (1693–1768) aus Sesslach. Zu ihm siehe die Kurzbiografie in dieser Webseite.

[13] Balthasar Neumann (1687–1753) aus Eger. Er ist seit 1742 für die Planung der Stiftskirche der Zisterzienserabtei Langheim tätig, deren Bau dann zugunsten der neumannschen Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen (1743–1773) zurückgestellt werden muss. Neumann liefert für Banz nur Plananregungen, die in die Bauten einfliessen. Gehe zur Biografie und zum Werkverzeichnis von Balthasar Neumann in dieser Webseite.

[14] Simon Weber (1695–1735) aus Forchheim, heiratet 1719 Ursula König, Tochter des Staffelsteiner Baumeisters Johann Friedrich König. Er wird als entwerfender Baumeister Compagnon Königs. In der Firma König-Weber ist auch Thomas Nissler als Geselle tätig.

[15] Thomas Nissler (1713–1769) aus Floss bei Weiden heiratet 1739 die Witwe Webers und ist jetzt Leiter des in der Obermainregion verankerten Baubetriebs. Vorerst Baumeister in Langheim, ist er seit 1743 ausführender Baumeister in Vierzehnheiligen, nach dem Tod Neumanns auch Vollender der Wallfahrtskirche. Er arbeitet mit seinen Stiefsöhnen Johann Caspar Weber und Johann Sebastian Weber. Zu Thomas Nissler siehe die Biografie in dieser Webseite.

[16] Valerius Molitor (1728–1792) aus Kronach. Er leistet 1750 nach Philosophie-Studien in Bamberg und Würzburg die Profess in Banz. 1753 Primiz, dann Cellerar und Prior. Abt 1768–1792. August Lindner führt ihn 1880 unter den Schriftstellern der um die Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens auf und schreibt «Einen solchen gelehrten menschenfreundlichen und thätigen Vorsteher musste das Stift Banz haben, um den Ruhm noch ferner zu behaupten, den es unter der Regierung des Abtes Gregor erworben hatte».

[17] Johann Sebastian Weber (1735–1784) aus Staffelstein. Er führt die Werkstatt des Stiefvaters Nissler nach 1768 weiter. Sein Planungen und Arbeiten in Banz lassen den beginnenden Klassizismus erst ab 1772/75 erahnen.

[18] Friedrich Nicolai beschreibt Banz in seiner «Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781» und reflektiert abschliessend (Seite 113) über das Mönchsleben: «Es ist gewiss, wenn man es von der vorteilhaftesten Seite ansehen will, so muss man es zu Banz sehen. Ein schönes Gebäude, in gesunder Luft, in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend. Ein verständiger und toleranter Abt, gelehrte Religiosen, ein gewisser, freyer  und herzlicher Ton im Umgange, den ich in sehr wenig anderen Klöstern gefunden habe.»

[19] Sie wird zwischen 1823 und 1833 abgebrochen. Die gotische Kapelle auf dem Friedhof gilt als Leutkirche der Abtei, weil die Stiftskirche nicht Pfarrkirche ist und deshalb auch keinen Taufstein hat. Der Taufstein wird 1807, vielleicht aus St. Ägidius, in die ehemalige Stiftskirche versetzt.

[20] Der Gulden in Bamberg entspricht spätestens Ende des 18. Jahrhunderts dem rheinischen Gulden, der zum fränkischen Gulden 5:4 gehandelt wird. Selbstverständlich gilt für Banz wie für die meisten enteigneten Klöster, dass die Schätzung von zwei Millionen Gulden selbst in rheinischer Währung viel zu hoch ist. Denn 1803 kommt in den katholischen deutschen Ländern gleichzeitig derart viel Klosterbesitz auf den Markt, dass die Versteigerungen selten den angestrebten Wert erreichen.
Die Domänen von Banz umfassen 1803 sieben vom Kloster bewirtschaftete Höfe, 20 Pachthöfe, 815 Morgen Felder, 614 morgen Wiesen, 17 Teiche, sechs Fischgewässer, fünf Schafhöfe, neun Morgen Weinberge, zwei Steinbrüche, drei Tongruben und 3440 Morgen Waldungen.

[21] Vor allem im Vergleich mit den altbayerischen Abteien sind die Pensionen erstaunlich hoch. So wird der letzte Abt der bedeutend grösseren und wichtigeren Benediktinerabtei Benediktbeuern mit 1500 Gulden und seine  Konventualen mit 400 Gulden Pension entschädigt, während der letzte Abt von Banz, Gallus Dennerlein, 6000 Gulden, seine Konventualen 400 bis 600 Gulden Pension erhalten.

[22] Der einzelne Flügel wird hier in der Ausrichtung seiner Front bezeichnet, der Südwestflügel («Bischofsbau», Kirchenfassade) als Westflügel, der Südostflügels («Konventbau») als Südflügel, der Nordwestflügel («Abteibau») als Nordflügel. Dieser Hinweis deshalb, weil Joachim Hotz (1983/93) die Flügelbezeichnungen gegenteilig (auch im Gegensatz zu Karl Ludwig Lippert 1968) auslegt, so den nach Nordwest orientierten «Abteibau» als Westflügel. Entsprechend legt er Südwest als Süd und Nordost als Ost aus.

[23] Das Krankenhaus wird um 1817 abgebrochen. Es ist ein Neubau der Barockzeit an der Stelle eines Gebäudes des 16. Jahrhunderts. Siehe zu seiner Lage den Lageplan der Gebäude in der Webseite.

[24] Abt Kilian Düring wird am 9. Mai gewählt und am 1. Oktober konfirmiert. Die Fundamente dürften aber schon vor seiner Wahl und Konfirmation bestehen, anders ist das Aufrichten bis zum Herbst 1702 bei diesem grossen Bauvolumen nicht erklärbar.

[25] Johann Jakob Vogel (1661–1727) aus Wessobrunn, seit 1684 Hofstuckateur in Bamberg. Er arbeitet in den neuen Konventräumen 1702 bis 1709. 1715–1716 ist er auch in der Kirche tätig. Eckdaten: Abteikapelle 1702, Fürstensaal 1705, «Grosser Saal» 1709. Stuck im Chor der Kirche 1715. Stuck im Langhaus 1716. Zu ihm siehe den Wikipedia Beitrag:
de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jakob_Vogel_(Stuckateur)

[26] Sebastian Reinhard (1653–1716) ist Hofmaler in Bamberg, malt aber nicht «a fresco», sondern in Öl auf Leinwand.

[27] Balthasar Esterbauer (1672–1728) aus Mettenbach in Niederbayern. Er ist seit rund 1700 in Würzburg ansässig, 1705 Stiftsbildhauer im Stift Haug, seit 1706 auch domkapitularischer Bildhauer. Zuerst arbeitet er mit Joseph Greissing (Fürstenbau des Juliusspitals, Neumünsterfassade, Abteien Ebrach und Grosscomburg), dann mit Johann Dientzenhofer (Fulda und Banz) zusammen. Er ist auch Holzbildhauer und Altarbauer. 1723 engagiert ihn Johann Philipp Franz von Schönborn für den Würzburger Residenzneubau. Zu ihm siehe den Wikipedia Beitrag:
wuerzburgwiki.de/wiki/Balthasar_Esterbauer

[28] Es ist ein Fehlschluss, dass aufgrund des Akkordes vom Februar 1714 die Gewölbe im Winter 1713/14 erstellt werden. Denn der Akkord bedeutet nicht den sofortigen Beginn der Stuckateurarbeiten. Das Risiko einer Kirchengewölbe-Ausführung im Winter würde kein Baumeister übernehmen.

[29] Johann Jakob Gebhardt (1685–nach 1738) aus Nürnberg. Um 1706 ist er Geselle bei Johann Georg Bogner in Bamberg und wird 1715 Hof-Freskomaler. Die Deckenbilder des Chors in Banz erstellt er 1715.

[30] Melchior Steidl (1657–1727) aus Innsbruck. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[31] Martin Walther (um 1687–1763) aus Bamberg, Kunstschreiner. Sein Schwiegervater ist der Stuckateur Johann Jakob Vogel.

[32] Johann Thomas Wagner (1661–1769) aus der Herrschaft Rothenburg ob der Tauber, bis 1718 Geselle bei Balthasar Esterbauer, Bildhauer der Benediktinerabtei Theres. Siehe zu ihm den Wikipedia-Beitrag:
wuerzburgwiki.de/wiki/Johann_Thomas_Wagner

[33] Johann Georg Nestfell oder Nespel, Nestfeld (1694–1762) aus Alsfeld. Ebenist und Mechanikus im Dienste der Schönborns. Siehe zu ihm den Wikipedia Beitrag: de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Nestfell

[34] Johann Philipp Seuffert (1693–1780) aus Gössenheim. Zu ihm siehe die «Deutsche Biografie»: www.deutsche-biographie.de

[35] Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn (1692–1765) ist seit 1718 als Kammerherr in Diensten des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn und baut 1721 zu dessen Zufriedenheit das Jagdschloss Jägersburg bei Forchheim. Er ist als Mitarbeiter des Maximilian von Welsch bis 1723 an der Würzburger Residenzplanung beteiligt. 1730 löst er Welsch als kurmainzischen Baudirektor ab. Ihm werden viele Bauten zugeschrieben, bei denen er höchstens eine beratende Tätigkeit ausübt (siehe Amorbach, Bruchsal). Am 1731–1732 gebauten Südflügel von Banz ist seine Beteiligung nicht dokumentiert und ist bedeutend unwahrscheinlicher als eine Beteiligung von Balthasar Neumann. Denn der kurmainzische Baudirektor ist spätestens mit dem Ableben des Kurfürsten von Mainz, Lothar Franz von Schönborn, ab 1729 nicht mehr verfügbar.

[36] Die heutigen Flügelbezeichnungen der ehemaligen Klosteranlage Banz verweisen auf Nutzungen. So wird der Westflügel als Bischofsbau, der mittlere Querflügel als Refektoriumsbau, der Ostflügel (seit 1731 nordöstlicher Querflügel) als Bibliotheksbau, der Südflügel als Konventbau und der Nordflügel als Abteibau bezeichnet.

[37] P. Johann Baptist Roppelt (1744–1814), Benediktiner in Banz. Profess 1764. 1769 Primiz. Er ist Bibliothekar, Feldmesser, Kartograph, Bauinspektor der Abtei, Verfasser mehrerer Werke über Landvermessung, so 1794 über das Errichten eines Gebäudekatasters mit dem Beispiel des fiktiven Dorfes Wohlhausen bei Banz, im gleichen Jahr auch Professor der Mathematik an der Universität Bamberg, 1801 Verfasser der Geschichte des Hochstifts Bamberg.

[38] Die Planaufnahmen mit Vorschlägen zur Neunutzung von Johann Lorenz Fink (nach 1803) bestätigen die Eintragungen im Bauplan von Johann Baptist Roppelt. Im ersten Obergeschoss nennt Fink nebst der Pfründnerwohnung auch Schulzimmer (für Elementarunterricht?). Eine Planbeschreibung der Klosterzeit (https://mediatum.ub.tum.de/?id=921731#) nennt die Pfründnerwohnung «Spital». Dass es sich nicht um ein Spital im heutigen Sinn handelt, müssten auch die Historiker sehen, die heute Gebäude als Spitalbau bezeichnen. Zudem befindet sich das Klosterkrankenhaus bis zu seinem Abbruch nach 1814 auf der Südterrasse. Die Lage über Schweine–, Ochsen- und Schafstallungen (Legende der klosterzeitlichen Planbeschreibung) mit Zugang vom Viehhof wäre auch keine sinnvolle Lage für ein Spital im heutigen Wortsinn.

[39] Guarino Guarini (1624–1683) aus Modena, Ordensbaumeister und Architekturtheoretiker. Sein Wirken in Prag und seine architekturtheoretischen Schriften sind massgebend für die Verbreitung des Spätbarocks in Süddeutschland.

[40] Die Kirche des Paulinerklosters Obořiště wird 1702–1711 gebaut, diejenige des Klarissenklosters in Eger (Cheb) 1708–1712. Bei den engen Kontakten der Brüder darf davon ausgegangen werden, dass Johann Dientzenhofer mindestens die Planungen kennt.

[41] Zu Borromini siehe «Die wichtigsten Baumeister des römischen Barocks» in dieser Webseite. Im bekannten Druckwerk von Rossi mit dem Titel «Insignium Romae templorum» (1683) wird der Eingriff von Borromini in die Lateranbasilika zudem vorgestellt. Zwar sind auch die Bauwerke von Guarino Guarini seit 1686 veröffentlicht, aber in den Abteien im Gegensatz zum Druckwerk von Rossi kaum verbreitet. Die Wirkung von Druckwerken auf die süddeutschen Baumeister darf nicht unterschätzt werden, vor allem wenn sie Zugriff in den Klosterbibliotheken haben.

[42] Peter Ruderich weist in der Monografie Vierzehnheiligen (2000) auf die Gurtpaargestell-Erläuterung hin und schreibt für Banz: «Dieses Modell ist als einziges zur Erklärung des Gesamtraums geeignet…».

[43] Die Versuchung scheint gross, Banz in eine Typologie einzuordnen. Heinrich Gerhard Franz, ein Kenner der Wandpfeilerkirchen der Dientzenhofer, verneint in «Bauten und Baumeister der Barockzeit in Böhmen» (1962), eine Wandpfeilerstruktur. Er ist für diese Zeit eine Ausnahme. Viele Architekturhistoriker des 20. Jahrhunderts sehen dies anders. So geht Karl-Ludwig Lippert in «Bayerische Kunstdenkmale XXVIII» (1968) von einer zweijochigen Wandpfeilerhalle aus. Die gleiche Theorie verfolgt auf 152 Seiten Theodor Zang in «Johann Dientzenhofer in Banz» (1967). Diese Ansichten werden noch heute übernommen, auch von Wendehorst 2009. Der Begriff «Wandpfeilerkirche» wird dabei nie hinterfragt. Bernhard Schütz (1986), Robert Stalla (2007) und Peter Ruderich (2009, siehe oben) vermeiden den Begriff. Joachim Hotz (1983/93) und Hans Werner Alt (2000) verzichten in ihren Beschreibungen auf Analysen. Wahrscheinlich würden Ingenieure die Banzer Tektonik besser erläutern als viele Kunsthistoriker, weil ein Ingenieur dreidimensional mit Grundriss, Querschnitt und Längsschnitt arbeitet. In Banz scheint aber der Längsschnitt des Johann Dientzenhofer (1709) noch immer einziger Schnittplan zu sein. Selbst die Grundrissveröffentlichungen basieren noch immer auf dem Plan von Dientzenhofer. Was für Vierzehnheiligen überreich vorhanden ist, fehlt in Banz: Präzise Aufnahmepläne. Solange keine exakten, auf photogrammetrischer Basis erstellten Pläne des wichtigen Kulturdenkmals vorhanden sind, ist jede Bauanalyse ein Unding.

[44] Siehe zur Typologie der Wandpfeilerbauwerke den Beitrag im Glossar dieser Webseite, Buchstabe W.

[45] Siehe zu Waldsassen (Fassade 1692–1700 von Bernhard Schiesser) und Schöntal (Fassade 1711 von Bernhard Schiesser) die Beiträge in dieser Webseite. Ich nenne diese Fassaden, weil sie Johann Dientzenhofer bekannt sein müssen, da in Waldsassen Christoph und in Schöntal Leonhard Dientzenhofer beteiligt sind.

[46] Max Hautmann, Geschichte der kirchlichen Baukunst in Bayern, Schwaben und Franken 1550–1780 (1921), Seite 237.

[47] 1715 erhält Dientzenhofer den Auftrag für die Freitreppe West, die aber erst in seinem Kirchenplan (1715?) richtig dargestellt ist.

[48] Der nördliche Dreikönigsaltar enthalt ein Altarblatt mit der Anbetung der Heiligen drei Könige von Johann Joseph Scheubel (1686–1769) aus Bamberg. Flankiert wird es von der hl. Katharina (mit Schwert und Rad) und von der hl. Barbara (mit Kelch, Schwert und Turmhaube). Auf der Mensa liegt in einem, meist von einer gemalten Tafel überdeckten Glasschrein der Katakombenheilige Benedictus. Über dem Retabel steht in einer Nische die überlebensgrosse Statue von Papst Gregor dem Grossen.
Dem Dreikönigsaltar ist ein Glasschrein mit der um 1770 entstandenen Prozessionsmadonna beigefügt. Dem Gehäuse des Schreins sind die 15 Medaillons mit den Geheimissen des Rosenkranzes beigefügt.

[49] Im südlichen Nothelferaltar ist das Altarblatt ein Werk von Johann Georg Bergmüller (1688–1762), der es 1740 liefert. Die Vierzehn Nothelfer sind im Bild versammelt. In der oberen Bildhälfte hält Christopherus das auf einer Erdkugel stehende Jesuskind. Um ihn sind die Nothelfer Vitus, Pantaleon, Barbara, Georg, Cyriakus und Achatius versammelt. In der unteren Bildhälfte sind um Blasius die Nothelfer Dionysius, Eustachius, Erasmus, Ägidius, Margareta und Katharina dargestellt. Flankiert wird das Altarblatt von der hl. Dorothea (der ein Putto den Korb voller Rosen reicht) und von der hl. Agnes (mit Schwert und Lamm). Auf der Mensa liegt der Katakombenheilige Felix. In der Nische über dem Retabel steht der heilige Bischof Otto von Bamberg mit Kirchenmodell, Stab und Kreuz. Dem Altar ist ein Exvoto-ähnliches Bild in reichem Rokokorahmen beigefügt, das der Mutter vom Guten Rat gewidmet ist.

[50] Die Altarblätter:
Rosenkranzaltar (N-O). Das Altarblatt mit der Rosenkranzübergabe an den hl. Dominikus ist von Christoph Wilhelm Meuser (1684–nach 1737) aus Schney. Die 15 Ovalmedaillons zwischen den Säulen und am Diadembogen liefert der Sohn Georg Albrecht Meuser 1751.
Die weiteren drei Blätter sind Arbeiten von Melchior Steidl (1657–1727) aus Innsbruck, dem Maler der Gewölbefresken. Im Benediktusaltar (S-O) ist der Tod des hl. Benedikt, im Kreuzaltar (N-W) die Kreuzigung, und im Schutzengelaltar (S-W) die Herausführung aus Sodom und Gomorra durch den Engel dargestellt.

[51] Siehe dazu die Abbildung in der Biografie von Abt Gregor Stumm.

[52] «Gleichwie die Zierrathe, woraus unsere Alten so willkürlich ein Thürband gemacht haben, [das] aus dem auf dem Siegel unseres Stifters befindlichen Schilde hergenommen ist; also ist vermuthlich der Basilisk aus jenem giftigen Ungeheuer entstanden, das grosse Verwüstungen angerichtet hatte, bis es von den Brüdern Wichard und Ludolph von Ponth, den Voreltern des Megingoz erlegt, und das von ihnen erbaute Schloss von dem Geschrey des Ungeheures Gelre genannt ist» (Sprenger 1803, Seite 66). Anmerkung: Sprenger nimmt fälschlicherweise Megingoz von Geldern (* um 920; † 997 in Geldern) als Grossvater der Klosterstifterin an. Die Wappenzuweisungen Sprengers (Basilisk=Stifter und «Türbeschläge»=Stifterin) werden von Wendehorst (2009) unbegründet umgekehrt. Das apokryphe Wappen der Grafen von Kastl-Habsberg-Sulzbach ist aber weder ein Basilisk, wie dies Wendehorst glaubt, noch der «Türbeschlag» des Stifter-Schildes, sondern ein Lilienschild.

 

 




Banz: Ehemalige Benediktinerabtei und Stiftskirche St. Petrus und Dionysus
BanzPanoramaNW
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Banz, Bad Staffelstein
Oberfranken Bayern D
Hochstift Bamberg
Bistum (18. Jh.) Baubeginn
Würzburg 1695
Bauherr und Bauträger
     Abt OSB Eucharius Weinert (reg. 1677–1701)
Duering Abt OSB Kilian Düring (reg. 1701–1720)
Lurz Abt OSB Benedikt Lurz (reg. 1720–1731)
Stumm Abt OSB Gregor Stumm (reg. 1731–1768)
     Abt OSB Valerius Molitor (reg. 1768–1792)
Banz von Westen gesehen. Vorne die Wirtschaftsbauten, hinten die Doppelturmfront der Kirche und die Konventflügel. Foto: Reinhold Möller 2017.
BanzMittelfresko
Das Abendmahlfresko der Stiftskirche in horizontaler Untersicht. Foto: Bieri 2011.
PDF11
BanzMeisner1628
1628 veröffentlicht Daniel Meisner eine Ansicht von Banz im Zustand vor dem Dreissigjährigen Krieg. Sein Stich zeigt das Kloster aus erhöhter Lage, gesehen vom nördlich gelegenen Banzberg. Der Zugang zum ersten Vorhof (Ökonomiehof) erfolgt durch einen turmbewehrten Zwinger. Ein weiteres Tor führt zum Hof vor dem langgezogenen, dreigeschossigen Baukörper aus verschiedenen Bauetappen. Dieses Gebäude schliesst westlich mit der Abtei ab und wird deshalb als Abteibau bezeichnet. Es steht an der Stelle des barocken, repräsentativen Empfangsgebäudes mit dem gleichen Namen. Anstelle der Kirche steht heute der barocke Südost-Flügel, die heutige Barockkirche liegt nach Westen versetzt an Stelle des Priorates. Zur Lage der Gebäude und ihrer damaligen Bezeichnung siehe die Legende in der Vergrösserung (anklicken!).
BanzLageplan
Lageplan von Banz mit dem Gebäudebestand um 1800. Gelb eingetragen sind die in der Ansicht von 1628 gezeichneten Vorgängerbauten, die für die barocke Anlage abgebrochen werden. Planlegende und Etappierungen sind in der vergrösserten Ansicht (anklicken) ablesbar.
Anmerkung: Im Plan ist Norden oben.
GrundrissDientzenhoferGespiegelt
Im Vergleich zur bis 1733 gebauten Klosteranlage zeigt der Grundriss von Johann Dientzenhofer (um 1709–1714) noch die Südflügelgestaltung seines Bruders Leonhard Dientzenhofer. Nach dem Bau der Stiftskirche beginnt Simon Weber 1721 den südlichen Konventflügel. Er baut ihn in gleicher Länge wie den Abteiflügel und schliesst damit die Anlage zur (obigen) kompakten Form. Planquelle: TUM München. Im Original ist Süden oben, der Plan ist hier zum Vergleich gespiegelt.
Banz1788Ansichten
P. Johann Baptist Roppelt (1744-1814) zeichnet 1788 im «Geometrischen Grundriss des Banzer Berges» auch vier Ansichten des Klosters Banz. Sie sind nicht nur wegen ihrer Detailgenauigkeit interessant, sondern auch wegen ihrer Fassadenbezeichnungen mit den korrekten Himmelsrichtungen. Planquelle: «Bamberg wird bayerisch» (2003).
Die Klosteranlage in Aussenaufnahmen
BanzWestAbend
Eine stimmungsvolle Landschaftsaufnahme des Maintals mit dem Kloster Banz, vom südlich gegenüberliegenden Arnsberg aufgenommen. Foto: Reinhold Möller 2016.
BanzFotochromographie
Eine Photochrom-Lithografie um 1890 zeigt die den Bergkamm dominierende Südostfront des Klosters. Sie ist aus der darunterliegenden Mainebene bei der Klostermühle Hausen aufgenommen. Der mit dem mächtigen Zeltdach gedeckte Bau ist die 1745 von Abt Gregor Stumm gebaute Klostermühle.
Bildquelle: Library of Congress.
BanzWikiFernsicht7
Ebenfalls aus der Mainebene, aber mehr aus Osten, fotografiert Reinhold Möller das Kloster 2016.
BanzA2Wiki5
Auch aus der Mainebene sind die Südost-Fassaden von Kirche und Konventflügel fotografiert. Die architektonischen Details sind im nachmittäglichen Steiflicht deutlich hervorgehoben.
Foto: Tilmann2007 in Wikipedia.
BanzA3Wiki1
Der westlich dem Kloster und der Kirche vorgelagerte Winkelbau [7.4] ist ehemals in den Geschossen über den Stallungen eine Wohnung für den Registrator und für Pfründner. Er wird heute deswegen als Spitalbau (die alte Bezeichnung für Alterheim) bezeichnet. Das eigentliche Klosterkrankenhaus steht aber bis 1814 auf der Südterrasse. Siehe auch Lageplan und Anmerkung 38.
Foto: Asio-otus 2005 in Wikipedia.
BanzA4Wiki2
Die 1718 vollendete Doppelturmfront ist als Zeichen in der Landschaft für Fernwirkung bestimmt. Von der zweigeschossigen Fassade kann aber nur das Obergeschoss mit den Türmen frontal erfasst werden, weil der Vorplatz nach der Säkularisation mit einem Gebäude geschlossen wird und zudem völlig mit Bäumen überwachsen ist.
Foto: Reinhard Möller 2010.
BanzA6KirchePortal
Über dem Eingangsportal der Stiftskirche sind im dreigeteilten Wappenschild oben die beiden Klosterwappen und unten als eingebogene Spitze das «eingepfropfte» persönliche Wappen von Kilian Düring zu sehen. Zu den beiden Klosterwappen siehe den Beschrieb «Die zwei Wappen der Abtei Banz» im nebenstehenden Text.
Foto: Steffen Prößdorf 2011.
BanzA5Innenhof
Die Hauptfassade des nach Nordwesten orientierten Abteiflügels, fotografiert im Streiflicht am späten Nachmittag. Der von Leonhard Dientzenhofer 1700–1704 gebaute Flügel erhält 1775 den vorgeblendeten Mittelrisalit und die repräsentative Freitreppe.
Foto: Steffen Prößdorf 2011.
BanzA7Treppe
Die westliche Seitenrampe der Freitreppe des Staffelsteiner Baumeisters Johann Sebastian Weber.
Foto: Reinhold Möller 2016.
BanzA8Portal
Das Hauptportal des Abteibaus. Wie alle Bildhauerarbeiten des Mittelrisalits ist auch die Bekrönung noch vom Rokoko geprägt. Foto: Reinhold Möller 2016.
BanzA9Innenhof
Der Innenhof vom Abteiflügel gesehen. Er zeigt noch heute die Gestaltung des späten 18. Jahrhunderts.
Foto: Bbb 2007 in Wikipedia.
BanzTorfrontInnen
Das Torhaus [6.3] mit den flankierenden Bauten des ehemaligen Wirtshauses [6.4] (rechts) und des ehemaligen Brauhauses [6.1] (links) vom Hof gesehen. Über dem Portal ist die Jahreszahl 1772 als Chronogramm ablesbar.
Foto: Bieri 2011.
BanzA10Torfront
Das Torhaus von aussen. Foto: Steffen Prößdorf 2011.
TorfrontWappen
Das bayerische Rautenwappen und der Herzogshut werden erst nach 1814 durch die neuen Besitzer in den Rokoko-Schweiffrontispiz eingefügt.
Foto: Steffen Prößdorf 2011
BanzWestfluegel
BanzWestfluegel1788
Eindrücklich ist die Gebäudehöhe beim Eckrisalit des ehemaligen Brauhauses, das 1751 an dieser Stelle begonnen wird. Aus dem dreigeschossigen Innenhofbau ist hier ein fünfgeschossiger (Süd-)Westflügel geworden, wie die Foto (oben) und der Ausführungsplan von Johann Sebastian Weber (unten) zeigt, den dieser für die Fertigstellung nach 1762 zeichnet. Im Ausführungsplan sind die schon bestehenden Grundrisse rosa, die neue Fortsetzung Richtung Abteibau aber schwarz und grau angelegt. Eindrücklich sind auch die Terrassierungen mit den hohen Stützmauern.
Foto: Steffen Prößdorf 2011. Plan: TUM.
Stiftskirche
BanzGrRissKirche
Grundrissplan der Stiftskirche mit eingetragenen Altären und dem tektonischen Schema.
BanzSchnittDientzenhofer
Längsschnitt der Stiftskirche von Johann Dientzenhofer, gezeichnet um 1715. Der sehr präzise Plan ist mit halbem Kirchengrundriss gezeichnet, hier für die Nordausrichtung aber gespiegelt.
Bildquelle: TUM.
BanzInnenraum
Der Kirchenraum Richtung Hochaltar gesehen. Foto: Reinhard Kirchner 2008.
BanzGewoelbe
Einblick in die Gewölbekonstruktion mit den Fresken. Sie nehmen die Zwischenräume der im Grundriss nach aussen gebogenen Gurtpaare ein. Dank der Gewölbeerhöhung in Längsrichtung (siehe den Dientzenhofer-Schnitt oben) liegt im mittleren Gurtpaar-Gewölberaum das Hauptfresko.
Foto: Phototourist 2016 in Wikipedia.
BanzFreskenIF2
Die Langhaus-Gewölbe in einer zentralen Horizontalaufnahme (Bildrichtung NO↔︎SW, SO oben). Bei ausgeprägt dreidimensionalen Gewölbekonstruktionen wie in Banz zeigen sich die Grenzen der zweidimensionalen Fotografie. Obwohl alle Gurtbogenpaare seitlich gleich ausschwingen, das mittlere Paar aber gleichzeitig stärker ansteigt (siehe Längsschnitt von Johann Dientzenhofer), scheint die effektiv breitere Mittelfläche in der Aufnahme schmäler.
Foto: Reinhold Möller 2019
Die Bildinhalte der Fresken von Melchior Steidl:
Hauptfresko Mitte: Ausgiessung des Hl. Geistes. Zwickel NW (unten): Heilung des Lahmen durch Petrus; Zwickel SO (oben): Johannes und die Taufe des Kämmerers aus Äthiopien durch Philippus.
Hauptfresko links (NO): Letztes Abendmahl. Zwickel NW (unten): Papst Urban V.; Zwickel SO (oben): Priester Abimelech.
Hauptfresko rechts (SW): Bekehrung des Saulus zum Paulus . Zwickel NW (unten): Die büssende Magdalena; Zwickel SO (oben): Petrus mit dem Hahn.
Stichkappen über den Altar- und Emporen-Konchen: Je zwei rechteckförmige Fresken in Einheit mit dem ovalen Blindfenster in der Fensterachse. Sie sind in der Aufnahme teilweise sichtbar (im Bild links oben Verkündigung, unten Benedikt mit Totila, im Bild rechts oben Kaiserin Helena mit dem wahren Kreuz).
BanzFresko3Moeller
Die sechs Deckengemälde der mittleren Muldendecken-Flachzone und die 28
Foto: Foto: Zairon (2011) in Wikipedia.
BanzHochaltar
Der Hochaltar von Balthasar Esterbauer ist bereits 1709/14 im Klosterplan (oben) von Johann Dientzenhofer frei und transparent vor den Mönchschor gestellt. Der transparente apsidiale Kolonnadenaltar ist einer der interessantesten fränkischen Altäre des Spätbarocks. Er ist eigentlich ein Guckkasten, denn er besitzt kein Altarblatt. Was der Betrachter als Altarblatt erfasst, ist dasjenige des Choraltars, der 12 Meter dahinter liegt.
Im Fresko über dem Hochaltar (Opfer des Melchisedech, vermutlich von Johann Jakob Gebhard) sind zwei Zifferblätter eingefügt.
Bild: Bieri 2011.
BanzSeitenaltar1
Der Nothelferaltar (SO oder rechts, im Grundriss Nr. 4) wird 1728 von Johann Thomas Wagner gebaut. Auf der Mensa liegt der Katakombenheilige Felix. Das Altarblatt liefert Johann Georg Bergmüller 1740. Die Vierzehn Nothelfer sind im Bild versammelt. Flankiert wird das Blatt von der hl. Dorothea (der ein Putto den Korb voller Rosen reicht) und von der hl. Agnes (mit Schwert und Lamm). In der Nische über dem Retabel steht der heilige Bischof Otto von Bamberg mit Kirchenmodell, Stab und Kreuz. Dem Altar ist ein Exvoto-ähnliches Bild in reichem Rokokorahmen beigefügt, das der Mutter vom Guten Rat gewidmet ist.
Foto: Reinhold Möller 2019.
BanzSeitenaltar2
Der Dreikönigsaltar (NW oder links, im Grundriss Nr. 3), auch von Wagner, enthält ein Altarblatt mit der Anbetung der Heiligen drei Könige von Johann Joseph Scheubel. Flankiert wird es von der hl. Katharina (mit Schwert und Rad) und von der hl. Barbara (mit Kelch, Schwert und Turmhaube). Auf der Mensa liegt in einem, meist von einer gemalten Tafel überdeckten Glasschrein der Katakombenheilige Benedictus. Über dem Retabel steht in einer Nische die überlebensgrosse Statue von Papst Gregor dem Grossen. Dem Dreikönigsaltar ist ein Glasschrein mit der um 1770 entstandenen Prozessionsmadonna beigefügt. Dem Gehäuse des Schreins sind die 15 Medaillons mit den Geheimissen des Rosenkranzes beigefügt.
Foto: Reinhold Möller 2019.
BanzSeitenaltar3
Der Rosenkranzaltar (NO-O, links, im Grundriss Nr. 5) ist einer der vier einfachen Säulenretabel in den gerundeten Seitennischen. Das Altarblatt (1722) mit der Rosenkranzübergabe an den hl. Dominikus wird von 15 Ovalmedaillons zwischen den Säulen und am Diadembogen (1751) begleitet.
Foto: Zairon 2007 in Wikipedia.
BanzKanzel
Die Kanzel kann über eine Wendeltreppe im massiven Mauergefüge zwischen den beiden nordwestlichen Abseiten-Nischen erreicht werden. Sie hängt zwischen zwei Pilastern unter der von Balthasar Esterbauer 1714 geschaffenen überlebensgrossen Nischenfigur des hl. Bonifatius. Der Apostel Deutschlands mit den Attributen Bischofsstab und dem vom Dolch durchstossenen Buch scheint die Kanzel zu bekrönen. Am Kanzelkorb sitzen auf ausgreifenden Akanthusvoluten die vier Evangelisten. Zwei Engel tragen den Schalldeckel mit weiterer Figuralplastik. Vermutlich stammt auch die Kanzel von Esterbauer.
Foto: Zairon 2007 in Wikipedia.
BanzOrgel
1737 baut Johann Philipp Seuffert die  grosse Orgel der Westempore. Die bildhauerischen Elemente des Orgelprospektes werden Johann Thomas Wagner zugeschrieben. Beidseits des Westfensters wechseln in ausgeprägter Tiefenstapelung konvex vorgewölbte Türme mit Zwischenfeldern, die sich gegen das Langhaus konkav öffnen. Ein Oberwerk über der Fensteröffnung hält die beiden Prospektteile zusammen. Über diesem Oberwerk ist eine Wappenkartusche mit den beiden Abteiwappen und dem Wappen von Abt Gregor angebracht.
Foto: Zairon 2006 in Wikipedia.


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Anhang

Banz von der Gründung bis zum Dreissigjährigen Krieg


Gründung im 11. Jahrhundert
Die Herrschaft Banz der Markgrafen von Schweinfurt geht 1057, nach dem Tod des letzten Markgrafen, als Teil der Erbmasse an dessen Tochter Alberada über. Dazu zählt auch die Burganlage Banz.[1] Wahrscheinlich 1071 stiften Alberada und ihr Gemahl Graf Hermann von Habsberg-Sulzbach bei oder in ihrer Burg Banz ein Kloster.[2] Das Stiftungsgut ist umfangreicher Streubesitz. 1076, nach dem Tod des Grafen, fallen die grundherrlichen Rechte an das Hochstift Bamberg, das damit am Obermain den grössten Gebietszuwachs erhält.[3] Die Witwe überlässt jetzt, wieder nach der Überlieferung, auch ihren Wohnsitz dem Konvent und zieht in eine Klause auf dem vorgelagerten Felssporn mit dem heutigen Friedhof, auf dem bis 1803 die Leutkirche St. Ägidius steht.

Neugründung im 12. Jahrhundert

Über die ersten vier Jahrzehnte nach der Klostergründung in Banz liegt ein dichter Schleier. Wo meist Urkunden auf eine rege Anfangstätigkeit hinweisen, bleibt in Banz alles still. Selbst eine Kirchweihe nach der Gründung 1071 ist nicht bekannt. Die Neugründung überlebt nur wenige Jahrzehnte. Der seit 1102 regierende Bamberger Bischof Otto I. lässt bis 1114 das derart schnell verödete Kloster wiederherstellen. Er ist ein Anhänger der Hirsauer Klosterreform. Der neue Gründungskonvent kommt aus der von Hirsau besiedelten Benediktinerabtei Prüfening bei Regensburg oder direkt aus Hirsau, mit Abt Balduin als ersten Vorsteher. Damit zählt das zum zweiten Mal gegründete Banz zu den Klöstern, welche die von Hirsau ausgehende benediktinische Reformbewegung übernehmen. Der Bischof weiht im Oktober des gleichen Jahres die neugebaute oder neueingerichtete Kirche zu Ehren der hll. Petrus und Dionysus.

Die Abtei im Spätmittelalter und in der Reformation
Die Geschichte der Abtei bis zur Reformation verläuft mit den üblichen Turbulenzen. Parallel zur Vergrösserung des Besitzstandes beginnt schon früh der Verfall der Klosterzucht. Bereits im 13. Jahrhundert geht die Hirsauer Reform vergessen. Die Mönche fühlen sich nicht mehr der Regel verpflichtet und leben wie Kanoniker als Pfründner mit verfügbarem Eigentum. Damit ihre standesgemässe Versorgung auf die Dauer gewährleistet ist, beschliessen sie 1379 die Reduktion auf 20 Konventmitglieder. Die Aufnahme wird nur noch Adeligen gewährt. Damit leitet Banz den Niedergang ein, denn alle Reformversuche bleiben durch das Adelsprinzip blockiert. Ein erster Tiefpunkt wird Anfang des 16. Jahrhunderts erreicht. Nachdem schon 1505 ein Grossbrand das Kloster verwüstet, flüchten die Mönche 1525 vor den aufständischen Bauern, die in den verlassenen Gebäuden erneut Feuer legen. Nur noch zwei in Banz verbliebene Konventmitglieder unterstützen den 1529 gewählten Abt Alexander von Rotenhan, der zudem die nicht mehr Zurückgekehrten finanziell entschädigen muss. Trotzdem gelingt ihm während seiner Regierungszeit bis 1554 der weitgehende Wiederaufbau des Klosters. Die 1628 veröffentlichte Gebäudelandschaft des Klosters zeigt die Leistung dieses Abtes und auch die damalige finanzielle Stärke der Abtei, deren adelige Konventualen mit ihrem Lebenswandel leider ein gegenteiliges, trübes Bild bieten. Zwar erreicht der Abt 1550 angesichts des schwindenden Konvents vom Würzburger Bischof die Erlaubnis, in Zukunft auch Nichtadelige aufzunehmen. Für eine Erneuerung des Konvents kommt diese Massnahme zu spät. Der nachfolgende Abt, 1567 vor würzburgischen Truppen nach Coburg geflüchtet, tritt zur Lehre Luthers über, mit ihm auch die sechs Konventualen. Er resigniert 1568. Das Kloster bleibt jetzt sieben Jahre verwaist. Die Hauptschuld an diesem absoluten Tiefpunkt dürfte bei den Fürstbischöfen von Bamberg und Würzburg liegen, denen im Kampf um Herrschaft Banz alle Mittel, auch militärische Besetzungen und Gefangennahmen recht sind. Umstritten ist die Rolle des Abtes.[4]

Zurueck RetourWerk5

Gegenreformatorische Erneuerung
Der 1573–1617 regierende Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ist nicht nur machtvoll zupackender Erneuerer im Hochstift Würzburg, er setzt sich auch im Bistum und Reich energisch für die Gegenreformation ein. Eines seiner ersten Ziele ist die Wiederherstellung der Abtei Banz. Schon 1574 setzt er, unbekümmert der Rechtslage und unter Protest des Bamberger Fürstbischofs, einen ersten Abt in der leerstehenden Abtei ein, der aber schon ein Jahr später stirbt. Nun nominiert er 1575 den Münsterschwarzacher Abt Johannes Burckhardt[5] als neuen Abt von Banz. Zwar klagt der Bamberger Fürstbischof auch jetzt beim Reichshofrat, belehnt aber den neuen Abt noch im gleichen Jahr mit der Herrschaft Banz. Mit Hilfe des Würzburger Fürstbischofs erreicht der fähige und energisch vorgehende Abt Johannes in seiner 23-jährigen Regierung eine vollständige Erneuerung in allen Bereichen. Banz ist jetzt kein Adelskloster mehr, auch der Abt ist erstmals kein Adeliger. Er führt die benediktinische Bursfelder Reform ein, ohne aber der Kongregation beizutreten.[6] Chronisten melden den Eintritt von sechs Professen, sodass der Konvent, zusammen mit den aus Münsterschwarzach mitgekommenen Paters wieder überlebensfähig wird. Gross ist auch die Bautätigkeit des Reformabtes. In Banz beginnt er, wieder auf Drängen und mit Finanzhilfe des Würzburger Fürstbischofs, 1578 mit dem weitgehenden Neubau der Klosterkirche und erneuert bis 1582 auch die Konventbauten. Mit ihrem Einsatz in Banz legen Julius Echter von Mespelbrunn und Johannes Burckhardt das Fundament für die spätere barocke Blüte der Benediktinerabtei.

Dreissigjähriger Krieg
Banz1623   Der nachfolgende Abt Thomas Bach,[7] der 1598–1624 regiert, setzt das Aufbauwerk fort. Erst unter Abt Kaspar Förkel[8] wird die Klosterherrschaft in den Dreissigjährigen Krieg hineingerissen. Schon vor der schwedischen Besatzung ist der Krieg spürbar. Beträgt der Einnahmenüberschuss 1603 noch 9026 Gulden, reduziert er sich schon 1630 auf 151 Gulden. 1633 bis 1634 ist das Hochstift Bamberg fest in schwedischer Hand. Abt Kaspar wird auf der Flucht festgenommen und stirbt 1635 auf Königshofen in schwedischer Gefangenschaft. Im inzwischen geplünderten Kloster hält sich niemand mehr auf. Von den wenigen nach dem Abzug der Schweden wieder zurückgekehrten Patres wird zwar 1636 ein neuer Abt gewählt, der aber schon nach wenigen Monaten stirbt. Dann bleibt Banz zwei Jahre ohne Vorsteher. 1638–1647 führt Jodok Weith[9] die Abtei durch die Kriegswirren. In Banz halten sich noch zwei Konventualen und ein Novize auf, der Abt geht zeitweise in den Schutz der Festung nach Coburg. Noch vor Kriegsende wird Michael Stürzel[10] als Administrator eingesetzt, um dann 1648 als Abt gewählt zu werden. Wie viele Äbte dieser Zeit lässt er sich vom desolaten Zustand der Herrschaft mit ihrer dezimierten Bevölkerung und ihren zerstörten Bauten nicht entmutigen. Bis 1664 richtet er die im Krieg nicht brandzerstörten Konventgebäude und die Kirche wieder ein und verjüngt den Konvent mit Neuzugängen. Die 16-jährige Aufbauarbeit dieses Abtes und seines Konventes wird leider nicht gewürdigt, weil offenbar alle Quellen  für diese wichtige Periode von Banz fehlen.[11]
«Closter Bantz» 1619
Das Kloster aus Nordwest zu Zeit des
Abtes Thomas Bach (reg. 1598–1624) in:
Monasteriologia, in quâ insignium
aliquot monasteriorum familiae S. Benedicti in Germania, origines, fundatores,
clarique viri ex eis oriundi describuntur...
auctore R.P.F. Carolo Stengelio,...

Autor : Stengel, Karl (1581-1663).
Quelle: Gallica (domaine public).

Die Ansicht zeigt den gleichen Gebäudebestand wie denjenigen in Meisners Schatzkästlein (zweites Bild in der Bildfolge rechts).
Zu den Gebäuden siehe die dortige Legende.
 

Pius Bieri 2020

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Literatur

Sprenger, P. Placidus: Diplomatische Geschichte der Benedictiner Abtey Banz in Franken von 1050 bis 1251. Nürnberg 1803.
(Placidus Sprenger ist 1762–1803 Konventuale in Banz. Der erste Band der Geschichte von Banz erscheint erst 1803 mit einer unterwürfigen Widmung des Herausgebers an den bayerischen Kurfürsten. Ein zweiter Band erscheint nie).
Jäck, Joachim Heinrich: Banz, die ehemalige Benediktiner-Abtey und jetzige Herrschaft Sr. K. Hoheit, des Herrn Herzogs Wilhelm von Baiern, zur Feyer der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs Maximilian Joseph, König von Baiern. Bamberg 1823.
Oesterreicher, Paul: Geschichte der Herrschaft Banz, zweiter Theil. Bamberg 1833.
(Oesterreicher ist seit 1803 Archivar in Bamberg. Seine Geschichte der Herrschaft Bamberg umfasst vor allem Äbtebiografien, welche für die Zeit von 1251 bis 1664 eine wichtige Quelle darstellen).

Anmerkungen:

[1] Fast alle Burganlagen entstehen erst im 11. Jahrhundert. Die Burg Banz dürfte zur Gründungszeit des Klosters kaum mehr als aus einer Wehrmauer (mit neun Türmen?) bestehen, in der sich nebst vielen Holzbauten als einzige gemauerte Gebäude vielleicht ein Palas mit Turm befinden. Fast alle Höhenburgen des frühen 11. Jahrhunderts liegen zudem in oder bei frühmittelalterlichen Fluchtburgen. Auch in Banz ist eine derartige Wallanlage nachgewiesen. Sie liegt 500 Meter nördlich und 30 Meter höher auf einem Plateau.
Siehe dazu den Wikipedia-Beitrag https://de.wikipedia.org/wiki/Ringwall_Banzer_Berg.
Die Wallmauern dieser wahrscheinlich aus ottonischer Zeit (Mitte 9. Jahrhunderts) stammenden Fluchtburg werden noch im 18. Jahrhundert für den barocken Neubau verwendet. Auf den Karten des 19. Jahrhunderts ist hier ein klösterlicher «Kegelplatz» eingezeichnet. Dieser Rekreationsplatz der Mönche ist 300 Meter lang und besteht aus einer Schiessanlage mit einer in Richtung des Klosters konisch vergrösserten Kegelbahn. Wird hier vielleicht das im Barock beliebte «jeu de mail» oder «boulemail» (auf Deutsch Kugelschlagen) gepflegt?

[2] Die Forschung über die Gründungszeit des Klosters ist, auch wegen meist gefälschter Urkunden, in allen Bereichen widersprüchlich. Unklar ist selbst die Herkunft des Gründungskonvents. Gemäss der Klosterüberlieferung kommen die ersten zwölf Mönche aus «verschiedenen, benachbarten» Klöstern, was nicht auf einen der üblichen Gründungsvorgänge hinweist. Offenbar unterstehen sie von Anfang weg der Benediktinerregel. Meist wird von einer Gründung innerhalb der Burg Banz gesprochen. Aber schon der Banzer Historiker Pater Placidus Sprenger erläutert 1803 in seiner «Diplomatischen Geschichte der Benedictiner Abtey Banz», dass das neue Kloster nicht mit dem gräflichen Wohnsitz identisch sein könne, sondern im Umfeld entstanden sei. Denn noch 1071 nenne der Mitstifter Hermann die Burg als sein vornehmstes Castrum und seine Hauptresidenz. Vielleicht liegt Sprenger damit näher an der Wahrheit als spätere Historiker. Sie gehen noch heute von der Lage der ottonischen Burg im heutigen Klosterbereich aus. Nach dieser «neuntürmigen» Burg der Grafen von Schweinfurt auf dem Klosterberg wird 1980 archäologisch gesucht, die Grabungen scheinen zu keinen Ergebnissen geführt zu haben. Zudem ist die Grabung nicht ausgewertet.

[3] Das junge Bistum Bamberg (Gründung 1007) setzt sich ursprünglich aus Teilen des Bistums Eichstätt und Bamberg zusammen. Dem neu gegründeten Kloster Banz wird als Stiftungsgut auch das jenseits des Banzerberges gelegene Altenbanz gegeben, eine ausgedehnte Urpfarrei des 742 gegründeten Bistums Würzburg. In der Gemarkung von Altenbanz liegen auch Burg und Kloster Banz. Deshalb ist Banz bis 1803 kirchlich dem Bistum Würzburg zugehörig, die Landesherrschaft liegt aber 1076–1803 beim Hochstift Bamberg. Die sich daraus ergebenden Konflikte verschärfen sich mit den zunehmend absolutistischen Neigungen der Fürstbischöfe ab dem 17. Jahrhundert.

[4] Abt von Banz ist 1554–1566 Georg I. Truchsess von Henneberg. Die Geschichtsschreibung kann an dem zur Reformation übergetretenen Abt nur Negatives finden. Tatsächlich handelt er mit seiner Annäherung an Sachsen-Coburg politisch sehr unklug. Verantwortlich für die Eskalation bis 1568 sind aber die sich bekriegenden Fürstbischöfe, die sich vor allem um ihren Machterhalt sorgen. 1561–1577 ist Veit II. von Würtzburg Fürstbischof in Bamberg , während in Würzburg 1558–1573 Friedrich von Wirsberg regiert. Der Bamberger lässt 1565 das Kloster besetzen und den Abt gefangen nehmen. Der Würzberger Kontrahent lässt es 1567 besetzen. Abt Georg, nach einer Geldzahlung schon 1565 wieder freigelassen, überträgt jetzt die Schutzherrschaft an den (reformierten) Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen, der in der Folge die Bamberger und dann auch die Würzburger Truppen aus Banz vertreibt. Der Abt tritt zum reformierten Glauben über. Die beiden sich bekämpfenden Fürstbischöfe, durch die Einmischung des reformierten Herzogs aufgeschreckt, einigen sich 1668 mit diesem und dem Abt von Banz über Entschädigungen, der Abt tritt nun zurück und das Kloster bleibt verwaist. Gleichzeitig finden die beiden Fürstäbte eine Einigung über ihre Rechte und ihre Einnahmen in der Herrschaft Banz. Banz ist ab diesem Zeitpunkt keine selbstständige Abtei mehr.

[5] Johannes IV. Burckhardt (1538–1598) ist 1563–1598 Abt von Münsterschwarzach und 1575–1598 auch Abt von Banz. In Münsterschwarzach reformiert er das Kloster gemäss der Bursfelder Reform und vergrössert auch den Besitz. Bereits 1567 hält er sich in Banz auf, wird aber von den Truppen des Herzogs von Sachsen aus dem Kloster geworfen. Zur Biografie von Johannes IV. Burckhardt siehe den Beitrag in der Wikipedia unter: wiki/Johannes_IV._Burckhardt.

[6] Die Bursfelder Benediktinerkongregation ist eine wichtige vorreformatorische Ordensreform. Vor allem die nördlich des Mains gelegenen Benediktinerabteien treten ihr bei. Nach der Reformation verbleiben noch 30 Abteien in der Kongregation. Abt Johannes von Münsterschwarzach und Banz übernimmt die strengen Regeln (wie das Verbot des Privateigentums), ohne aber der Kongregation beizutreten. Dies erfolgt aus Rücksicht auf die Fürstbischöfe. Katholische Fürstbischöfe und Landesfürsten fürchten alle Bündnisse von Abteien, für sie bedeutet jede nicht von ihnen kontrollierte Gruppe eine Machtbedrohung. Die Benediktinerabteien können sich in der Folge nur in Schwaben und der Schweiz in Form von Kongregationen vereinigen. Siehe dazu das Glossar «Kirche», Buchstabe B, in dieser Webseite.

[7] Thomas Bach (1559–1624) aus Markelsheim an der Tauber. Er ist einer der Professen am Anfang der Regierung von Abt Johannes in Banz und wird als Prior 1598 zum Abt gewählt.

[8] Kaspar Förkel (1565–1635) aus Eltmann. Auch er tritt unter Abt Johannes in Banz ein und ist während zwanzig Jahren Prior von Abt Thomas.

[9] Jodok Weith (1602–1647) aus Markelsheim. Er flieht beim Schwedeneinfall 1633 mit einem Teil des Konvents in die Abtei Garsten in Oberösterreich, wo er Professor für Moraltheologie ist.

[10] Michael Stürzel (1605–1664) aus Königshofen.

[11] Alfred Wendehorst kann zwar 2009 eine umfassende Geschichte der Abtei veröffentlichen, die erstmals auch eine Personalliste (Professbuch) umfasst. Eine Wirtschaftsgeschichte von Banz fehlt aber noch immer. Wichtig bleiben weiterhin die von Pater Placidus Sprenger verfasste «Diplomatische Geschichte 1050 bis 1251» (1803) und die Geschichte der Herrschaft Banz von Paul Oesterreicher (Bamberg 1833). Dass sich diese beiden Historiker kurz nach der Säkularisation wenig für wichtige Statistiken wie Profess-Verzeichnisse oder Klosterfinanzen interessieren, mag am Zeitgeist und an der damit verbundenen subjektiven Auswahl in den damaligen Übermengen an angeliefertem Archivgut liegen.

 

 

 

 

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