Das Porträt des Abtes Gregor Stumm in der Äbtegalerie von Münsterschwarzach, gemalt von Georg Albrecht Meuser, zeigt den Abt im Alter von 73 Jahren. Mehr dazu siehe im nebenstehenden Text der Biografie.

Byern
Abt Gregor Stumm leitet die Herrschaft Banz während 37 Jahren. Er führt im Kloster einen sechsjährigen Studiengang ein, den alle Novizen unabhängig ihrer Vorstudien bestreiten müssen. Er baut die Bibliothek und bereichert ihren Bestand. Mit seinen Massnahmen setzt Abt Gregor den Grundstein für die spätere Berühmtheit der Abtei als aufgeklärten Hort der Wissenschaften. Er ist auch grosser Bauabt. 1751 beginnt er mit der Umgestaltung der seit dem Mittelalter organisch gewachsenen Wirtschaftsbauten, die vor dem ebenfalls durch ihn vollendeten Klostergeviert liegen. An ihrer Stelle entsteht vor dem Abteiflügel eine grosse, ehrenhofartige Dreiflügelanlage , die dem Kloster endgültig das Aussehen einer Barockresidenz gibt.
StummGregor
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Würzburg
Regierungszeit
1731–1768
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Bamberg
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Bildlegende
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Gregor Stumm (1693–1768) , Abt OSB der Benediktinerabtei Banz

Gregor Stumm (1693–1768)

Abt OSB der Benediktinerabtei Banz 1731–1768

Sesslach
Wie sein Vorgänger stammt auch Gregor Stumm aus der Kleinstadt Sesslach im Hochstift Würzburg. Er wird am 30. März 1693 als siebtes Kind des Küfers Johann Stumm und seiner Ehefrau Margaretha Schwerdt geboren und auf den Namen Johann Joseph getauft. Sein Vater stammt aus Altenbanz, seine Mutter aus Sesslach. Johann Joseph ist zehnjährig, als sie 1703 stirbt. Erst fünf Jahre später ist von ihm wieder ein Lebenszeichen vorhanden. Ende 1708 schreibt er sich an der Academia Ottoniana in Bamberg ein.[1]

Konventuale in Banz
1714 tritt er als Novize in das Kloster Banz ein und leistet 1715 unter dem Namen Gregor (Gregorius) Profess. Der regierende Abt ist zu dieser Zeit Kilian Düring,[2] title=""> der seit 1701 den Klosterneubau leitet und im Oktober 1719 die neue Stiftskirche einweihen kann. Zwei Monate später wird Gregor Stumm zum Priester geweiht. 1720–1731 ist Benedikt Lurz,[3] der ebenfalls  aus Sesslach stammt, Abt in Banz. Für diese Zeit ist von Gregor Stumm nur bekannt, dass er als Klosterpfarrer wirkt und 1724–1726 Prior ist.

Reformabt in Banz
In einer regulären Wahl wird P. Gregor Stumm am 27. Januar 1731 mit knapper Mehrheit als Abt gewählt. Sein Landesherr ist jetzt Fürstbischof Friedrich Carl Reichsgraf von Schönborn,[4] der seit 1729 die Fürstbistümer Bamberg und Würzburg in Personalunion regiert. Der Fürstbischof bestätigt die Wahl noch im gleichen Jahr. Friedrich Carl regiert in einer Art von aufgeklärtem Absolutismus. In Fragen von altverbrieften Herrschaftsansprüchen der grossen Abteien Langheim und Ebrach kennt er keine Toleranz, ist aber gleichzeitig Förderer der spätbarocken bildenden Künste und vor allem des Würzburger Baumeisters Balthasar Neumann.[5] Mit dem neuen Abt von Banz scheint er sich zu verstehen, auch weil sich die eher unbedeutende Klosterherrschaft längst der Bamberger Landesherrschaft unterworfen hat.[6] 1738 verständigt sich Abt Gregor mit Fürstbischof Friedrich Carl in einem ausführlichen Rezess auf dessen Landeshoheit. Abt Gregor nimmt 1743 an den Einweihungsfeierlichkeiten der Hofkirche in Würzburg und der Stiftskirche von Münsterschwarzach teil. Inzwischen hat der Abt bereits mit einer umfassenden internen Reform begonnen, welche die eigentliche geistige Blüte der Abtei Banz einleitet. Er ordnet die Ausbildung der Professen neu und beseitigt damit einen Makel, den Banz im Vergleich zu den in Kongregationen organisierten süddeutschen Benediktinerabteien aufweist. Wo diese die Ausbildung ihrer jungen Konventualen seit Anfang des 17. Jahrhunderts gemeinsam lösen und deren Hochschulstudien nach der Profess fördern, geht Abt Gregor andere Wege. Er verlangt, dass jeder Neuaufgenommene unabhängig von seinen Vorstudien einen sechs Jahre dauernden Studiengang im Kloster zu absolvieren hat. Das Studium umfasst zwei Jahre Philosophie, zwei Jahre Theologie, sowie zwei Jahre kanonisches und bürgerliches Recht. Der Erfolg gibt ihm Recht. Unter den 33 Novizen während seiner Regierung in Banz sind viele Namen bekannter Geisteswissenschaftler zu finden.[7] Abt Gregor fördert die internen Studien auch mit einem weiteren Ausbau des Bibliothekbestandes und mit ihrer Einrichtung im nordöstlichen Querflügel. Hier baut er auch einen Raum für die naturkundliche Sammlung des Bibliothekars, Priors, Kastners und Forstmeisters P. Gallus Winkelmann. Er legt auch ein Münzkabinett an und ist grosser Förderer der Musikpflege im Kloster. Davon zeugt die Anschaffung der grossen Emporenorgel von 1737, zusammen mit zwei weiteren Orgeln im Mönchschor und im Oratorium über der Sakristei. Der zurückgekehrte Musiker P. Valentin Rathgeber widmet ihm 1738 mit dem Opus XIX eine neue Komposition.
Nach 37 Regierungsjahren stirbt der um Banz hochverdiente Abt am 7. Oktober 1768 im Alter von 75 Jahren. Er wird in der Klostergruft unter der neuen Stiftskirche begraben.

Bauabt in Banz und in der Herrschaft
Abt Gregor vollendet den von seinem Vorgänger schon begonnenen neuen Südostflügel, der heute als Konventbau bezeichnet wird. Er führt die Arbeiten aber erst nach einer Neuplanung weiter, die einen zusätzlichen Stock und eine leichte Verlängerung nach Osten vorsieht. Die Änderung des Projektes von Baumeister Simon Weber erfolgt nach einem Gutachten von Balthasar Neumann. Mit der Reaktion der Bamberger Behörden wegen der Bauholzlieferung aus dem Lichtenfelser Forst hat der Abt allerdings nicht gerechnet.[8] Der Abt führt den Bau 1732/33 trotz verweigerter Lieferung aus. Den noch von Leonhard Dientzenhofer als Dormitorium gebauten nordöstlichen Querflügel lässt er 1736–1738 zu einer zweigeschossigen Bibliothek umbauen. Das eigentliche Hauptwerk des Abtes ist die grosse Erweiterung der Klosteranlage mit einem ehrenhofartigen, dreiflügeligen Vorhof anstelle der schräg verlaufenden Ökonomiebauten des 16. und 17. Jahrhunderts. Der inzwischen mit Baumeister Thomas Nissler in Vierzehnheiligen tätige Balthasar Neumann macht 1752 einen Gegenvorschlag zu den bereits durch Nissler begonnenen Neubauten. Der grosse Vorhof, der dem Kloster vollends die Erscheinung einer Barockresidenz gibt, ist beim Tod von Abt Gregor noch in Teilen unvollendet und wird bis 1775 fertiggestellt.
In Hausen bei Staffelstein lässt er 1745 die grosse Klostermühle am Main zu einem herrschaftlichen zweigeschossigen Walmdachbau von drei zu sieben Achsen umbauen. Diese Klostermühle ist mit zwei Wasserrädern und vier Mahlgängen ausgestattet.

Porträt
Ein Porträt des Abtes Gregor Stumm ist in der Äbtegalerie in Münsterschwarzach erhalten. Georg Albrecht Meuser malt den Abt im Alter von 73 Jahren. Der Abt ist, leicht nach rechts gedreht, als eine im beschrifteten Oval gefasste Halbfigur wiedergegeben. Er dreht das Gesicht dem Betrachter zu. Die linke Hand berührt den unteren Ovalrand, mit der rechten Hand fasst er sich unterhalb des Pektorales. Er trägt den schwarzen Ordenshabit mit Scheitelkäppi. Im Bild sind weder ein Wappen noch weitere Insignien ausser dem Pektorale zu sehen.

Wappen
Sein persönliches Wappen zeigt in Blau die Halbfigur eines Kindes, das mit dem Zeigefinger der (heraldisch) linken Hand den Mund verschliesst und in der rechten Hand einen Rosenzweig mit drei Blüten hält. Während derverschlossene Mund den Namen Stumm andeutet, scheinen die drei Rosenblüten vom Wappen des Vorgängerabtes Benedikt Lurz übernommen zu sein. Sein Wappen ist fast immer in Kombination mit den beiden Klosterwappen zu sehen, so auch über der Emporenorgel. Am prächtigsten ist aber sein Wappenschild an der Supraporte der Klostermühle Hausen ausgeführt.

Der Wappenschild an der Klostermühle Hausen
Es ist ein dreigeteilter Schild mit den beiden Klosterwappen oben, heraldisch rechts ist es der Basilisk und links die «Türangel»,[9] unten liegt als «Einpfropfung» das (sprechende) Abtswappen von Gregor Stumm, dem Kind und der Rose. Ein Engelkopf mit Mitra und Stab bildet die Bekrönung, dahinter ist ein Schriftband mit zwei Chronogrammen in zwei Zeilen zu lesen, die jeweils 1745 ergeben.[10]
Die Zeilen lauten
  StummWappenHausen
«Anno qVo FranCIsCVs stephnVs eX LotharIngIa FranCofVrtI eLeCtVs aC CoronatVs est Imperator»
Im Jahre der Wahl des Franz Stephan von Lothringen zum Kaiser und seiner Krönung in Frankfurt (1745)
«ReVerenDIssIMVs Abbas Gregor IVs has strVCtVras eX Integro noVas perfeCI
hat Abt Gregor IV. dieses Bauwerk völlig neu erstellt (1745)
Unter dem Wappenschild ist eine kleine Kartusche mit Kreuz und der Buchstabenfolge des Benediktus-Amuletts zu sehen. Die Buchstaben CSSML auf dem Kreuzstamm bedeuten «Crux sacra sit mihi Lux», NSMD auf dem Querbalken bedeutet «non draco sit mihi dux», in den vier umgebenden Feldern stehen die Buchstaben C / S / P / B für «Crux Sancti Patris Benedicti».

Pius Bieri 2020


Literatur:

Oesterreicher, Paul: Geschichte der Herrschaft Banz, zweiter Theil. Bamberg 1833.
Hotz, Joachim: Kloster Banz, in: Historischer Verein Bamberg, 30. Beiheft. Bamberg 1993.
Wendehorst, Alfred: Die Benediktinerabtei St. Petrus und St. Dionysus in Banz. St. Ottilien 2009.

Anmerkungen:

[1] Die 1647 von Fürstabt Melchior Otto Voit von Salzburg gegründete Academia Ottoniana mit den Fächern Philosophie und Theologie wird 1735 unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn durch die Einrichtung der juristischen Fakultät zur «Universitas Ottoniana Fridericiana».

[2] Kilian Düring oder Döring (1641–1720) aus Bamberg, Abt in Banz 1701–1720. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[3] Benedikt Lurz (1674–1731) aus Sesslach, Abt in Banz 1720–1731. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[4] Friedrich Carl Reichsgraf von Schönborn (1674–1746) aus Mainz, Reichsvizekanzler 1705–1731, Fürstbischof von Bamberg und Würzburg 1729–1746. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[5] Balthasar Neumann (1687–1753) aus Eger. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[6] Schon in den Wirren der Reformationszeit hat Banz mit schwachen Äbten die meisten der alten Rechte verloren, vor allem, weil fast immer Fürstbischöfe die Abtei retten. So besitzt Banz nur noch eine sehr beschränkte Jagdgerechtigkeit, die Holzgerechtigkeit im Lichtenfelser Forst pervertiert zu kleinlichen Genehmigungsschikanen der Bamberger Verwaltung. In Franken scheint nur die Abtei Ebrach dauerhaft den Würzburger Fürstbischöfen Widerstand zu leisten. Ähnlich sind die Verhältnisse in Kurbayern. Im 18. Jahrhundert können deshalb nur noch die Reichsabteien in Schwaben und die Abteien der Schweiz als unabhängig gelten.

[7] Jäck zählt in seinem Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs zehn verdiente Mitglieder unter den 33 Novizen des Abtes Gregor auf. Lindner führt in seinem Werk der «verdienten Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens» fünf der 33 Novizen auf. Unter den Novizen von Abt Gregor Stumm sind auch die späteren Äbte Valerius Molitor und Gallus Dennerlein.

[8] Banz hat das Recht auf Gratisholz aus dem Lichtenfelser Forst, seit 1695 nur noch für notwendige Klosterbauten. Die Erweiterung des Flügels wird von Bamberg als nicht notwendig betrachtet und verweigert deshalb die Zusatzlieferung.

[9] Mehr zu den Klosterwappen siehe im Beitrag «Ehemalige Benediktinerabtei und Stiftskirche St. Petrus und Dionysus, Banz» in dieser Webseite.

[10] Die Zahl 50 (L) kommt im oberen Band einmal überflüssig vor.