Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Joseph Vilzkotter (erwähnt 1676–1696) Unbekannt     Baumeister 1694   1696
Johann Michael Rottmayr (1654–1730) Laufen an der Salzach Rottmayr   Maler, Freskant 1697   1698
Jacob Potma (†1704) Workum Friesland     Hofmaler 1697   1698
Ferdinand Oxner (†1726), Bregenz     Bildhauer ~1697   ~1704
Johann Jakob Schnabl (†1756) Burghausen     Bildhauer, Altarbauer ~1738   ~1743
Johann Zick (1702–1761) Lachen bei Memmingen ZickJoh   Maler, Freskant 1738   1739
Johann Georg Frühholz (†1775) München     Fassmaler, Vergolder ~1739   ~1742
Johann Baptist Rabensteiner (†1753) Neumarkt     Maler, Fassmaler ~1748   ~1750
Franz Alois Mayr (1723–1771) Tegernsee WikiMayr   Baumeister 1749   1771
Franz Joseph Soll (1734–1798) Fridingen? WikiSoll   Maler, Freskant 1761   1762
Johann Martin Heigl (um 1730–1774) Unbekannt Heigl   Maler, Freskant 1762   1774
Januarius Zick (1730−1797) München JanZick   Maler, Freskant, Architekt 1785   1785


Raitenhaslach

Ehemalige Zisterzienserabtei und Stiftskirche Mariä Himmelfahrt

Von der Salzburger Gründung zum Kloster der Wittelsbacher
1143 stiftet der Edle Wolfher von Tegernbach seine Güter bei Schützing an der Alz zur Gründung eines Zisterzienserklosters. Er überträgt Besitz und Schutz dem Salzburger Erzbischof Konrad I. Dieser verlegt 1146 die Neugründung nach Raitenhaslach, drei Wegstunden südlich auf einer Geländeterrasse über der Salzach gelegen. Hier, auf Salzburger Territorium, ist bereits eine dörfliche Ansiedlung mit Eigenkirche vorhanden.[1] Das Umland ist schon kultiviert. Raitenhaslach ist damit keines der üblichen zisterziensischen Rodungsklöster.
Der Gründungskonvent stammt aus Salem. Raitenhaslach liegt damit in der Filiation Cîteaux – Morimond – Bellevaux – Lützel – Salem. Zum Klosterbesitz gehören Weingüter bei Krems, ein Salinenanteil in Hallein und Schwaigen[2] in den Gebirgsgegenden des Tirols. Auch einige Grangien[3] werden genannt. Schon früh, spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts, fällt die Landesherrschaft an die bayrischen Herzöge. Trotz umfangreichem Güterbesitz in den 15 Klosterämtern kann Raitenhaslach keine geschlossene und unabhängige Klosterherrschaft aufbauen, wie dies etwa Kaisheim gelingt. Raitenhaslach teilt damit das Schicksal aller fünf alten Zisterzienserklöster im Einflussbereich der Wittelsbacher.[4] Das bayrische Herzogshaus ist als Landesherr aber auch Förderer seiner Klöster. Niederbayrische Herzöge und viel Adelige lassen sich in der Stiftskirche oder in den Kapellen von Raitenhaslach beisetzen. Im 15. Jahrhundert sorgt der Landesherr für eine Erneuerung der Klosterdisziplin durch Postulierung eines Abtes aus dem Wittelsbacher Hauskloster Fürstenfeld. Im 16. Jahrhundert greift er in die offensichtlich schwache Führung des Klosters ein, um das Überleben zu sichern. Obwohl Raitenhaslach durch die Reformation unberührt bleibt, sind 1573 ausser dem Abt nur noch zwei Konventualen im Kloster. Erst 1590, mit der durch den Bayernherzog veranlassten Berufung des Abtes Matthias Stossberger[5] aus der Zisterze Gotteszell können auch die Reformen des Konzils von Trient durchgesetzt werden. Eine kurze Aufwärtsentwicklung ist die Folge. 1624 zählt man 23 Chormönche, drei Kleriker und vier Laienbrüder. Der Dreissigjährige Krieg bedeutet eine neue Zäsur. Obwohl abseits des Kriegsgeschehens, kann sich das Kloster erst um 1670 von den finanziellen Kriegslasten erholen. Die nun folgenden Äbte sind wieder gute Ökonomen, sodass der 1688 gewählte Abt Candidus Wenzl im gleichen Jahr ein Baugesuch an den kurfürstlichen Geistlichen Rat einreicht.[6] 1691 beginnen die Bauarbeiten mit dem Neubau des Glockenturms.[7] Nachdem das mittelalterliche Turmverbot der Zisterzienser im 17. Jahrhundert nicht mehr beachtet werden muss, lässt Abt Candidus den Turm nördlich des Chors errichten. 1694 erlaubt die Finanzlage auch den Baubeginn des Kirchenumbaus.

Das hochbarocke Raitenhaslach

Umbau der Stiftskirche 1694–1696
Die Stiftskirche von Raitenhaslach ist zu diesem Zeitpunkt noch immer ein dreischiffiges, basilikales Bauwerk. Gleichzeitig mit dem Klosterneubau in der Mitte des 12. Jahrhunderts begonnen, kann sie 1186 geweiht werden. Im Gegensatz zu Lützel oder auch zu Salem, deren erste Kirchen mit Querschiff und polygonalem Chorabschluss gebaut sind, fehlen bei Raitenhaslach das Querhaus und die üblichen vier Querhauskapellen.[8] Die Kirche ist als Quadermauerwerk in Kalktuff gebaut und weist bereits Kreuzgratgewölbe auf. 1694 beginnt Abt Candidus Wenzl mit einem erstaunlich radikalen Umbau. Offenbar angeregt durch neue Wandpfeilerkirchen anderer Klöster, am ehesten durch die neue Zisterzienserstiftskirche in Schlierbach, beschliesst er, die dreischiffige düstere Kirche in eine lichte Wandpfeilerhalle umzubauen.[9] Als Baumeister wird Maurermeister Joseph Vilzkotter[10] aus dem fünf Wegstunden entfernten Steckenbach im damals bayrischen Innviertel genannt. Der offensichtlich im Gewölbebau erfahrende Meister bricht das romanische Langhaus mit seinen Gewölben und Pfeilern bis auf die Seitenschiffwände ab. Anstelle des zehnjochigen Langhauses der alten Kirche baut er eine Wandpfeilerhalle mit sechs Jochen. Der Hochaltar wird in das Joch vor dem romanischen Chor verlegt. Dieser alte Chor und die Apside bleiben bestehen, werden aber zum «Oberen Chor» und zur Sakristei unterteilt. Vilzkotter muss die Aussenmauern der Seitenschiffe um fünf Meter erhöhen. Die Erhöhung bedingt auch eine Neugestaltung der Kirchenfront, die er mit zwei aufgesetzten kleinen Türmen betont. Nahtlos verbindet er die alten mit den neuen Fassaden, indem er das Tuffquadermauerwerk der romanischen Kirche weiterführt. Anknüpfend an die romanischen Fugenstriche lässt er über die steinsichtig belassene Kirchenfassade ein gleichmässiges Fugennetz malen. Warum er allerdings das Langhaus derart nieder baut, ist bisher nicht hinterfragt worden.[11]
Die Kirche wird 1696 eingeweiht. Im Jubeljahr 1698 ist auch die Ausstattung vollendet. Stuck und Ausstattung fallen schon 1737 der spätbarocken Neugestaltung zum Opfer. Mit Ausnahme des damals noch in Salzburg tätigen Malers Johann Michael Rottmayr,[12] des Malers Jacob Potma[13] und des Bildhauers Ferdinand Oxner[14] sind keine Meisternamen überliefert. Die beiden Maler liefern bis 1698 die Altarblätter. Maler für Deckenfresken werden nicht erwähnt. Der Innenraum darf man sich deshalb nicht mit dem Reichtum der Stiftskirche von Schlierbach vorstellen.

Die Klosteranlage 1699
1699 erscheint die Chronik des Sechshundert-Jahr-Jubiläums des Zisterzienserordens, das 1698 in Raitenhaslach mit grossem Aufwand, und verbunden mit der Translation der Leiber dreier römischen Katakombenheiligen gefeiert wird.[15] In einem beigelegten Kupferstich ist auch eine Vedute der Klosteranlage aus Westen enthalten. Der Wening-Stich von 1721 ist zwar professioneller gezeichnet, hat aber die Vedute 1699 als Vorlage benutzt.[16] In diesen beiden Abbildungen ist die Klosterlandschaft noch in ihrem Zustand vor den grossen Veränderungen des 18. Jahrhunderts erfasst. Nur die Westfront der Kirche mit ihren zwei Türmen und der neue Kirchturm sind barocke Elemente in einer durchwegs älteren Gebäudelandschaft. Von Norden erreicht man durch das mächtige Haupttor den äusseren Klosterhof.[17] Von diesem kleineren Hof hat man Zugang zum 1585 erbauten Wirtshaus (№22) und zur 1294 eingeweihten Pfortenkapelle oder Leutkirche St. Georg (№2). Rechts davon ist das Pfortengebäude mit Tor zu sehen (mit «14» falsch bezeichnet). Das Eingangstor ist mit einer rahmenden, vielleicht noch mittelalterlichen Ädikula plastisch ausgezeichnet. Durch dieses zweite Tor gelangt man über den Ökonomiehof mit der Pferdeschwemme (№25) zur Kirche (№1) und zu den beiden seitlichen und dreigeschossigen Westflügeln mit der Abtei (№5) und den neuen Gästegeschossen (№12). Sie sind barock überformt, sollen aber aus den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts stammen. Die Dreigeschossigkeit und ihr barockes Aussehen verdanken sie Abt Candidus Wenzl.[18] Der mächtige Bau von Fruchtkasten und Brauerei (№24) schliesst den Ökonomiehof im Norden, im Süden sind dies der «Hoff-Saal» (№14), der alte Gästebau (№15), die Pfisterei (№16), die Schmiede (№17), gegen Westen ist der Hof durch den Tennstall (18), die Sattlerei (№19) und die Stallungen begrenzt. Viel zu klein an der östlichen Klausurmauer gegen die Salzach ist der «Brunnturm» (№10) dargestellt. Der mächtige Wasserturm mit der Zwiebelhaube stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er steht als einziger Zeuge der berühmten Wasserbewirtschaftung der Zisterzienser noch heute.

Spätbarocke Umgestaltung des Kirchen-Innenraums 1738–1743

Verwandlung des Raums durch unbekannte Meister
1734 wird Robert Pendtner als neuer Abt gewählt.[19] Sein Wirken als Bauabt ist mit dem heutigen Erscheinungsbild der Kirche und den grossen Konventneubauten der Westfront verbunden. 1738 beginnt er mit der Umgestaltung des Kirchen-Innenraums. Aus dem weissen Aschenputtel der hochbarocken Wandpfeilerkirche entsteht bis 1743 eine spätbarocke, farbige Schönheit am Übergang zum Rokoko. Der leitende Baumeister ist unbekannt. Über die eigentlichen Bauvorgänge kann mangels Quellen nur spekuliert werden. Ein Chronist entschuldigt die Umgestaltung mit mangelnder Helligkeit, der Raum von 1696 sei entsprechend einem mittelalterlichen Bauwerk russig-dunkel und von ruppiger Beschaffenheit.[20] Man habe, um mehr Licht zu erhalten, die Fenster vergrössert. Beides ist sicher nicht richtig, denn 1696 sollen ja genau diese Unzulänglichkeiten mit der neuen Wandpfeilerhalle behoben werden. Allenfalls wird eine Neuaufstellung der Altäre, nun an den Wandpfeilern anstelle der Aufstellung «gegen die Wand», zur Fensterverlängerung nach unten benutzt. Ebenso wenig wie über den Umfang der Eingriffe wissen wir über den Stuckateur und die Altarbauer. Die raumbeherrschenden Stuckaturen des Régence sollen Wessobrunner Arbeiten im Umkreis von Johann Baptist Zimmermann sein. Die neue Chorraum-Gestaltung mit der mächtigen Hochaltaranlage ist ein grosses Meisterwerk in Stuck und Stuckmarmor, ein Theatrum sacrum, für das der Entwerfer unbekannt bleibt. Die allesamt neuen, um 1740 entstandenen zehn Altäre an den Wandpfeilern verstärken diese Wirkung. Für sie werden die Bildhauerarbeiten von Ferdinand Oxner aus der alten Ausstattung übernommen. Sein Schwiegersohn Johann Jakob Schnabl aus Burghausen wird als Bildhauer für die neuen Arbeiten genannt.[21] Bekannt sind auch die Fassmaler für die Marmorierungen und Goldfassungen der Altäre und der Orgel. Es sind die Maler Johann Georg Frühholz aus München und Johann Rabensteiner aus Neumarkt.[22]


Deckenfresken von Johann Zick 1738/39
1738, gleichzeitig mit dem Umbaubeginn, erteilt Abt Robert dem in München als Hofmaler tätigen Johann Zick[23] den Auftrag für die gewaltigen Deckenfresken. Das Programm des Abtes sieht die Vita des hl. Bernhard von Clairvaux vor. Zick fasst für das Hauptfresko drei Langhausjoche zu einem einzigen Gemälde mit fünf Szenen dieser Vita zusammen. Die Stuckaturarbeit, die dies ermöglicht, ist ohne seine Mitwirkung undenkbar, wahrscheinlich übernimmt Zick hier auch die Stuckateurarbeiten.[24] Nebst dem grossen Langhausfresko, das er 1739 signiert, malt er die Fresken in drei weiteren Langhausjochen und das Fresko des Altarraumes. Auch das Hauptaltarblatt mit der Himmelfahrt Mariä und das Blatt des Benedikt-Altars sind Werke von Johann Zick. Die weiteren Altäre werden mit den aus der alten Ausstattung stammenden Blättern von Johann Michael Rottmayr versehen.


Wappenzyklus
Zusammen mit den Fresken lässt Abt Robert auf den Gebälksimsen der Wandpfeiler und in den Pilaster-Kapitellen eine raumprägende Wappenfolge von 136 ritterschaftlichen Stiftern-Schilden anbringen. Diese einmalige barocke Stiftermemoria visualisiert die enge Verbindung der Abtei zum kurbayrischen Herrenstand und zum Herrscherhaus, dessen Wappen an den unteren Rahmen des Hauptfreskos angebracht sind.


Orgel 1743
Nach dem Kirchenumbau herrscht wieder einmal Krieg. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741–1748) ist Bayern erneut Kriegsschauplatz. Raitenhaslach leidet unter Kontributionen und Durchzügen. Trotzdem lässt der Abt 1743 die grosse Emporenorgel umbauen. Das Orgelwerk von 1697 bleibt bestehen. Es wird erweitert und mit einem neuen, nun zur Spätbarock-Ausstattung passenden Prospekt versehen. Der Prospekt besteht noch heute. Das Werk mit 26 Registern und 2 Manualen, «von wirklich ergreifender Intonation»,[25] wird jedoch 1904 ersetzt. Zurzeit laufen Bestrebungen, den barocken Klang mit einem neuen Werk wieder herzustellen.


Neues Erscheinungsbild der Klosteranlage 1749–1785

Die Planung
Zehn Jahre nach der Umgestaltung des Kirchenraums beginnt Abt Robert Pendtner mit einer grossen Neugestaltung der Klosteranlage. Seine Neuplanung sieht vor, im Westen von Kirche und Abtei einen neuen symmetrischen Doppelflügel zu errichten und ihn durch Hofbauten mit dem bestehenden Konvent zu verbinden. Pavillonbauten flankieren den dadurch entstehenden Kirchhof in der Mittelachse. Weder Gesamtpläne noch Veduten dieser Idealplanung sind vorhanden. Für deren Planung und Ausführung beruft er den Gunetzrhainer-Schüler und Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr aus Trostberg.[26] Dieser verwirklicht die grossartige Schaufront nur bis zum mittelalterlichen Kornhaus und Brauereigebäude mit den markanten Strebepfeilern. Eine Fertigstellung des begonnenen Nordflügels hätte dessen Abbruch bedingt. Das einem Sakralbau ähnliche Gebäude wird nach 1803 abgebrochen. Seither ist der Torso des Nordflügels augenfällig sichtbar.

Kirchenfassade und Kirchenvorhof 1749–1752
Baubeginn ist vermutlich 1749.[27] Vor die einfache Kirchen-Westfront des Abtes Candidus wird ein aus zweigeschossigen Arkaden-Terrassen gebildeter, U-förmiger Kirchhof gelegt. Zwei Pavillongebäude von vier auf vier Fensterachsen, ebenfalls zweigeschossig, bilden den symmetrischen Hofabschluss und die Überleitung zu den dreigeschossigen, beidseitigen Hauptflügeln. Wahrscheinlich nach einem Plan von Abt Robert wird auch die Kirchenfront über dem vorgeblendeten Terrassen-Gebäude neu gestaltet.[28] Die beiden Türme der Kirchenfront weichen einem einzigen Mittelturm, dem eine monumentale klassizistische Säulen-Ädikula vorgeblendet ist. Die heutige Farbgebung der Kirchenfront und des Vorhofes ist allerdings derart undifferenziert, dass die damalige architektonische Absicht nicht mehr ablesbar ist.[29]

«Prälatenstock» 1750–1762
Gleichzeitig mit dem Bau des Kirchenvorhofes und den beiden flankierenden Pavillons wird auch die neue Prälatur begonnen.[30] Als südliches Pendant einer dann nicht verwirklichten grossen Westfront löst sie die Prälatur im alten Westflügel ab. Der neue südliche Westflügel wird heute als «Prälatenstock» bezeichnet. Der Neubau erhält seinem Zweck entsprechende, grosszügige repräsentative Räume. Sie dienen zum grösseren Teil als Empfangs- und Gasträume. Der 1759 gewählte neue Abt Emanuel II. Mayr[31] stellt das neue Gebäude fertig. Mit der Einweihung der Abteikapelle 1762 ist der Bau vollendet. Das Besondere an diesem Bau ist der Erhaltungszustand. Fast alle Bauteile, auch die Fenster, sind noch im originalen Zustand. Mit dem 1803 erfolgten Abbruch des Zwischentrakts und des alten Westflügels geht der Verbund des «Prälatenstocks» mit dem Konventgeviert verloren.

Festsaal 1765 –1766 und südliche Annexbauten 1769
Abt Emanuel II. setzt 1765 die Erweiterungen mit dem Neubau des Festsaal-Traktes fort. Er errichtet am Südende des «Prälatenstocks» einen neuen Südflügel mit einem grossen Festsaal im Obergeschoss. Der aussen und innen mit Pilastern gegliederte und beidseitig belichtete Saal, in der Klosterzeit als «aula maior» bezeichnet, neuestens aber «Steinerner Saal» genannt, ist zwölf Meter hoch. Im Muldengewölbe malt Johann Martin Heigl[32] um 1766 das grosse Fresko mit einer Huldigung menschlicher Arbeit zur Kultivierung des Landes. Heigl freskiert auch die Stuckaturen der Muldenkehle als illusionistisches «stucco finto».
1769 baut Abt Emanuel II. das «Gartenstöckl». Der zweigeschossige Bau ist die direkte südliche Fortsetzung des «Prälatenstocks». Im Erdgeschoss öffnet sich ein Arkadengang zum Prälatengarten vor dem Festsaal.
Als weitere wichtige Baumassnahme verlängert der Abt den alten Prälaturflügel um wenige Achsen auf die Südflucht von Festsaal und «Prälatenstock».[33] Hier legt er das vorher sicher ebenerdige Refektorium in das erste Obergeschoss, über den neuen Krankenzimmern. Darüber, im zweiten Obergeschoss, lässt er eine neue eingeschossige Bibliothek bauen.[34] Refektorium und Krankenzimmer sind Ersatz von Bauten, die seit 1766 durch einen Hangrutsch beschädigt sind.

Neubau von Brauerei- und Wirtschaftstrakt ab 1772
Die südliche Randbebauung des Klosterhofs, wie sie noch auf dem Wening-Stich 1721 zu sehen ist, weicht ab 1772 einem einheitlichen, rechtwinklig zum «Gartenstöckl» der neuen Prälatur erbauten, neuen Ökonomieflügel. An alter Stelle befindet sich, nun unter einheitlichem Dach, die Mühle und die Pfisterei. Neu wird die Brauerei hier eingerichtet. An Stelle des nach Norden abgewinkelten Holzlagers ist heute die Gaststätte untergebracht.

Bibliothek 1782–1785
1780 stirbt Abt Emmanuel Mayr. Seine Bautätigkeit in der Klosterherrschaft ist derart umfassend, dass er als der grösste Bauabt Raitenhaslachs gilt. Im Klosterareal ist er Bauherr des Kirchenumbaus, der neuen Prälaturfront mit Festsaal, der neuen Wirtschaftsgebäude, und des Umbaus des alten Prälaturflügels mit seiner Verlängerung Bibliothek. Zudem lässt er zwischen 1774 und 1780 auch den Konvent-Ost- und Südflügel an alter Stelle neu bauen.[35]
Diese umfangreiche Bautätigkeit während 30 Jahren hat Konsequenzen. Raitenhaslach wird jetzt wegen 54 000 Gulden Passiven als stark verschuldet bezeichnet.[36]
Der 1780 gewählte Abt Theobald Weissenbach[37] setzt die Bautätigkeit trotzdem fort.[38] Er lässt 1782–1785 den nördlichen alten Gästeflügel für eine neue zweigeschossige Bibliothek nach Norden verlängern. Der Neubau, nur fünf Jahre nach der Einweihung der Bibliothek über dem neuen Refektorium, erstaunt. Er muss als Demonstration der Öffnung Raitenhaslachs zu Wissenschaft und Aufklärung verstanden werden. Es ist das letzte derartige Bauvorhaben in einem kurbayrischen Kloster. Baumeister ist Joseph Lindtmayr.[39] Die Deckenfresken kann Januarius Zick[40] 1785 erstellen. Mit dem Abbruch der Bibliothek 1812 werden auch sie zerstört.


Säkularisation und Gebäudeschicksale bis heute 

1803
Nachdem schon 1802 Kurfürst Max IV. Joseph alle nichtständischen Klöster in Kurbayern säkularisiert, fallen im März 1803 auch alle Prälatenklöster der Aufhebung zum Opfer. Auch in Raitenhaslach wird der Besitz sofort beschlagnahmt. Abt und 37 Konventualen erhalten Pensionen. Die meisten Patres nehmen Pfarrstellen an. Der erst 1801 gewählte Abt Ausanius Detterle kauft später das «Abteistöckl»[41] mit Mobiliar zurück und wohnt hier bis zu seinem Tod 1823. Die Stiftskirche wird anstelle der Kirche Marienberg Pfarrkirche. Das Pfortenkapelle-Patrozinium St. Georg wird auf die neue Pfarrkirche übertragen. Wert- und Kunstgegenstände, die Klosterakten und vor allem die wertvollsten Bücher und Handschriften der Bibliothek kommen sofort nach München und Landshut. Insgesamt gelangen rund 8000 Bände in andere Bibliotheken. 6044 Bände oder um die 170 Zentner gelangen in Papierfabriken. Auch die Klosterrechnungen bis 1781 verschwinden derart.

Gebäudeschicksale nach 1803
Der Konvent-Süd- und Ostflügel bleiben, wie auch die Kirche, im Besitz des Staates. In den beiden Konventflügeln hält 1804 eine Elementar- und eine Industrieschule Einzug. Unterricht erteilt hier auch der ehemalige Abt Ausanius. Die restlichen Klostergebäude finden dank der Klosterbrauerei einen neuen Besitzer. Die Brauereifamilie Baumgartner übernimmt die neuen Wirtschaftsgebäude (1772) und den neuen Prälaturflügel mit Festsaal (1750–1766). Abt Ausanius kauft das «Abteistöckl». Alle anderen Gebäude fallen der Spitzhacke zum Opfer. Unter diesen, zwischen 1804 und 1812 abgebrochenen Gebäuden, befinden sich nebst den vorbarocken Bauten der Leutekirche, des Wirtshauses und des Kornhauses auch der mittlere Klosterflügel und die erst 1785 neu gebaute Bibliothek.


Heute
Wenig hat sich seither verändert. Die Grundschule ist geblieben. Die ehemalige Stiftskirche ist vom Staat, der die subsidiäre Baupflicht trägt, letztmals 1986 umfassend restauriert worden. Von der Braumeisterfamile Baumgartner sind die ehemaligen Prälatur- und Wirtschaftsgebäude nach 200 Jahren, in fast originalem Zustand, an die Stadt Burghausen übergegangen. Seit 2013 wird der «Prälatenstock», und der «Steinerne Saal» durch die Stadt Burghausen, in Zusammenarbeit mit der technischen Universität München, für die Errichtung eines Studienzentrums restauriert.[42]

Pius Bieri 2015

Wichtigste benutzte Literatur zu Raitenhaslach:

Bezold, Gustav von; Hager, G.; Riehl Berthold: Die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern, erster Band, die Kunstdenkmale des Regierungsbezirks Oberbayern, 3. Theil. München 1905.

Krausen, Edgar: Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach, in: Germania Sacra, NF 11, die Bistümer der Kirchenprovinz Salzburg, das Erzbistum Salzburg. Berlin und New York 1977.

Leutheusser, Sabine: Die barocken Ausstattungsprogramme der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirchen Waldsassen, Fürstenfeld und Raitenhaslach. München 1993.

Hopfgartner, Wolfgang: St. Georg Raitenhaslach. Kunstführer. Passau 2005.

Appuhn-Radtke, Sibylle / Lange, Hans / Huber, Paul / Hopfgartner Wolfgang: Beiträge in: Klosterkultur in Bayern vor der Säkularisation – zwischen Heilsgeschichte und Aufklärung (Hrsg. Iris Lauterbach). München 2011.

TU München (Hrsg.): Raitenhaslach, Ort der Begegnung und Wissenschaft. München 2011. Als PDF Verfügbar.


Anmerkungen:
[1] Die Pfarrei wird nach Mariaberg verlegt, da Zisterzienserklöster keine Pfarrkirchen haben. Im Kloster selbst dient die Pfortenkapelle St. Georg dem Gottesdienst. Das Patrozinium St. Georg wird nach der Säkularisation auf die ehemalige Klosterkirche, nun Pfarrkirche, übertragen.

[2] Schwaigen sind ausschliesslich der Milchwirtschaft dienende Landwirtschaftsbetriebe.

[3] Grangien sind landwirtschaftliche Aussenstellen mit befestigtem Gutshof, Kapelle und Wohnräumen für den Leiter, einem Konversen des Klosters.

[4] Kaisheim, 1133 gegründet, wird 1656 endgültig reichsunmittelbar. Die Zisterzienserstifte im Einflussbereich der Wittelsbacher sind: Raitenhaslach (1143), Aldersbach (1146), Fürstenfeld (1258), Fürstenzell (1274), Gotteszell (1285). Die pfälzischen Klöster kommen erst anlässlich der Rekatholisierung der Pfalz im 17. Jahrhundert unter kurbayrischen Einfluss. Die Nennung von Ebrach, Langheim, Heilsbronn, Bildhausen als bayrische Klöster (durch bayrische Historiker) ist ein unmittelbarer Widerspruch, denn die bayrische Annexion 1803 bedeutet gleichzeitig das Ende dieser Klöster.

[5] Matthias Stossberger (1549–1601), regiert in Raitenhaslach 1590–1601.

[6] Candidus Wenzl (1655–1717) aus Salzburg, Abt 1688–1700. Siehe Biografie. Im Gegensatz zu den freien Klöstern in Schwaben und in der Schweiz müssen die kurbayrischen Klöster jedes Bauvorhaben in München genehmigen lassen. Das Gesuch von Abt Candidus wird erst 1690 beantwortet.

[7] In der kunsthistorischen Literatur werden folgende Daten für diesen Turmneubau gehandelt: 1585, 1685. Das Jahr 1691 ist auf Grund dendrochronologischer Untersuchungen als Baujahr erhärtet. Vorher dürfte Abt Candidus aber die Klostergebäude umgebaut haben. Vergleiche auch Anmerkung 18.

[8] Das sogenannte bernhardinische Schema, wie es im burgundischen Fontenay noch erhalten ist, wird bei fast allen Kirchenneubauten des 12. Jahrhunderts in der Filiation Clairvaux oder Morimond angewendet. Auch die Abteien Lützel mit seinen Töchtern Salem (erste Kirche), St. Urban und Frienisberg wenden dieses Schema an. Am reinsten wird es in Tennenbach 1190–1230 ausgeführt. Selbst Wettingen, eine Tochter Salems, befolgt es noch 1227. Damit stellt die Kirche von Raitenhaslach eine aussergewöhnliche Vereinfachung dar. Die erste Kirche von Kaisheim, ebenfalls eine Tochter Lützels, ist wahrscheinlich ebenso einfach gebaut. Darauf weist die Überlieferung der Baugeschichte von Stams im Tirol hin. Diese Tochter Kaisheims, ab 1273 ohne Querschiff gebaut, soll der ersten Kirche Kaisheims gleichen.
> Siehe dazu den romanischen Grundriss in den vergleichenden Plandarstellungen

[9] Auf dem Weg in die Weingüter nach Krems liegt auf halber Wegstrecke die Zisterzienserabtei Schlierbach (1620 von Rain neu besiedelt). Hier baut 1680–1683 Carlo Antonio Carloni eine neue Wandpfeiler-Emporenkirche. 1689 reist der Abt in die Weingüter nach Krems. Nebst Schlierbach kennt der Abt sicher auch die Wandpfeiler-Kirchen des Lorenzo Sciascia in Traunstein (1675–1690) und Weyarn (1687–1693). Im Antrag an den Geistlichen Rat in München wird die Kirche als «Paufellig und fünster» bezeichnet, der Abt sieht vor, dass «ein anstendige Klosterkürchen und saubere Fenster gemacht, und das Licht absonderlich beobachtet, auch die Altäre gegen die Wand gesetzt werden sollen.»

[10] Die Lebensdaten von Joseph Vilzkotter sind nicht erforscht. Er baut 1676–1683 den Wandpfeilerraum der Pfarrkirche von Ostermiething und 1682–1693 die Pfarrkirche Mossdorf, beide im Innviertel. Das heute oberösterreichische Innviertel gehört bis 1779 als Innbayern zum Kurfürstentum Bayern.

[11] Bautechnische Gründe für die niedere Scheitelhöhe können es nicht sein, denn auch der Dachstuhl wird neu gebaut. Die Scheitelhöhe des barocken Gewölbes liegt 60 Zentimeter unter der Scheitelhöhe des romanischen Mittelschiffs.  Zudem liegt der barocke Fussboden 58 Zentimeter höher als Ende des 13. Jahrhunderts. Damit ist der barocke Raum um 120 cm Zentimeter niederer als das damalige romanische Mittelschiff. Ein wichtiger Grund scheinen hingegen die niederen beabsichtigten Baukosten zu sein. Sie werden in der Eingabe 1688 mit 12 313 Gulden beziffert. Abgerechnet werden 7686 Gulden für die Kirche und 2342 Gulden für den Glockenturm. Auch wenn mit dieser Summe die Ausstattung vielleicht nicht erfasst ist, liegt sie in Bezug auf das Bauvolumen weit unter den üblichen Kosten eines neubauähnlichen Umbaus.

[12] Johann Michael Rottmayr (1654–1730). Siehe Biographie.

[13] Jacob Potma (†1704), von Workum in Friesland, ist um 1640/50 Lehrling von Wybrand Simonzoon de Geest am friesischen Hof in Leeuwarden. Er wird 1668 kurfürstlicher Hofmaler in München.

[14] Ferdinand Oxner (†1726), aus Bregenz, in Burghausen niedergelassen. Die meisten seiner Holz-Bildhauerarbeiten finden 1746 wieder Aufstellung, auch das plastische Mittelstück des Altöttinger-Marien-Altars von 1704.

[15] Für die feierliche Translation von Marienberg nach Raitenhaslach werden im Kloster drei Triumphpforten aufgerichtet, die erste beim Haupttor zu Ehren der heiligen Märtyrerfamile Ausianus, Concordia und Fortunata, die zweite bei der Klosterpforte zu Ehren der Klosterstifter und des Patrons der Pfortenkapelle St. Georg, die dritte am Kirchenportal zu Ehren des Zisterzienserordens.

[16] Die Legende zu den Gebäuden ist derart übereinstimmend, dass Wening sogar die doppelte Nummer 14 (einmal für den «Hoff-Saal» und einmal für das Pfortengebäude) übernimmt.

[17] Das Haupttor ist in den beiden Ansichten nicht nummeriert. Hingegen zeigt Anton Wilhelm Ertl im «Chur-Bayrischen Atlas», Nürnberg 1705, eine Ansicht aus Norden mit dem wappenbekrönten Haupttor. Er stellt das Tor mit Krüppelwalmdach als wichtiges Gebäude dar. Seine Nordansicht zeigt die Kirche noch mit Dachreiter über dem Chor und am Giebel der Westfront. Der Stich zeigt also den Zustand um 1685 und ist damit die älteste Darstellung des Klosters. Das Abteigebäude ist zweigeschossig. Das anschliessende Hofsaal-Gebäude mit der grossen Freitreppe ist wie im Wening-Stich gezeichnet, was auf eine genaue Darstellung schliessen lässt. Das mit Strebepfeilern versehene Kornhaus- und Brauereigebäude im Vordergrund wird leider von Kunsthistorikern mit der Stiftskirche verwechselt, die dann dem Stich die Genauigkeit absprechen. Die Strebepfeiler und der polygonale Ostabschluss des Kornhauses (siehe Grundriss Glonner 1803) scheinen mir bei Ertl jedenfalls genauer als bei Wening 1721 dargestellt.

[18] Vergleiche den Stich Ertl um 1685, der Zweigeschossigkeit dokumentiert. Im Vorwort zur 1699 erschienenen Druckschrift «Sechstes Jubel-Jahr» wird ausdrücklich die barocke Neugestaltung und die Dreigeschossigkeit als Werk des Abtes Candidus ausgewiesen. Er habe «das uralte / verdunckelte und nidrige Closter-Gebäu / in Erbauung nicht allein erhöcht / sondern auch herrlich beleuchtet / und in solchen Stand und Form / wie es das beigelegte Kupfer anweiset / gebracht». Mit dem «beigelegten Kupfer» ist der Stich der Klosteranlage 1699 (siehe oben) gemeint.

[19] Robert Pendtner (1697–1756) aus Salzburg, geboren in Schussenried, ist Abt von 1734–1756. Siehe Biografie.

[20] Gemäss  «Kunstdenkmale Bayern» (1905) bezeichnet er den Raum als «fuliginosam ac gotica vetustate squalentem formam» und führt damit erneut den Grund für den Neubau 1694–1696 auf.

[21] Fragwürdige Zuschreibung der gesamten Gestaltung an Schnabl im Dehio 2006. Johann Jakob Schnabl (†1756) ist Schwiegersohn von Ferdinand Oxner. Stuckmarmorarbeiten sind von ihm nicht bekannt. Er dürfte deshalb nur für die ergänzenden und neuen Holzbildhauer- und Altarbauerarbeiten der Neugestaltung 1737–1743 in Raitenhaslach in Frage kommen.

[22] Johann Georg Frühholz (†1775), Vergolder. Johann Baptist Rabensteiner (†1753) wirkt auch als Maler von Altarblättern. Ihm werden die Wappenschilde  Stiftskirche zugeschrieben.

[23] Johann Zick (1702–1761) aus Lachen. Siehe Biografie.
Für die Deckenfresken in Raitenhaslach hält er sich an Stichvorlagen wie «VITA E MIRACULA DIVI BERNARDI CLAREVALENSIS ABBATIS» (Rom 1587) und «SANCTI BERNARDI MELLIFLUI ECCLESIAE DOCTORIS PULCHERRIMAET EXEMPLARIS VITAE MEDULLA» (Antwerpen 1653), die er in Komposition und Darstellung sehr frei interpretiert. Keinesfalls übernimmt er deren formale Gestaltung, dies wäre für die barocken «sotto in sù» Darstellungen in scheinperspektivischen Architekturbühnen auch gar nicht möglich.

[24] Die Aufträge an Zick, soweit erhalten, umfassen auch die Stuckaturen (Schussenried, Biberach). Für Raitenhaslach wird als Stuckateur ein Michael Zick genannt, vermutlich ein Verwandter. . Für den Langhausstuck in Raitenhaslach ist jedenfalls Zick wahrscheinlicher als die oft genannte Werkstatt von Johann Baptist Zimmermann. Ein Stuckaturauftrag an Zick würde auch die Gleichzeitigkeit von Baubeginn und Auftrag erklären.

[25] Zitat Dominikus Mettenleiter in: Registratur für die Geschichte der Musik in Bayern, 1866.

[26] Franz Alois Mayr (1723–1771), bis 1750 als Palier für die Brüder Johann Baptist und Ignaz Anton Gunetzrhainer tätig.

[27] In der Literatur noch 1751/52. Da aber der Dachstuhl des Südpavillons schon 1749 geschlagen wird und gemäss den dendrochronologischen Untersuchungen 1750 aufgerichtet ist, muss diese Zahl korrigiert werden (es sei denn, dass die Lehrmeinung, wonach Dachstühle noch im 18. Jahrhundert immer «nass» verarbeitet werden, nicht hält).

[28] Dass Abt Robert Pendtner nicht nur theoretisch in Baukunst erfahren ist, darf man annehmen. Immerhin ist er guter Kartograph und Zeichner. Die monumentale dorisch-toskanische Säulen-Ädikula dürfte kein Entwurf des Gunetzrhainer-Schülers Mayr sein. Abt Robert will mit diesem, vielleicht durch den Erdgeschoss-Mittelteil der Fassade Fürstenfeld inspiriert, den Tempelcharakter zeichenhaft betonen. Die beiden Säulen werden mit den zwei im Vorhof des Salomonischen Tempels aufgestellten Säulen verglichen.

[29] Die rückwärtige Tuffstein-Quaderfassade ist in gleichem Farbton überstrichen wie die vorgelegten neuen Architekturteile. Besonders störend ist aber die Vernachlässigung der seitlichen Terrassenverbindungen, die nun mit dem Frontsockel keine Einheit mehr bilden. Diese nicht nach Gebäudegruppen, sondern nach Bauträgern erfolgten Abgrenzungen scheinen auch bei der jetzigen Restaurierung des «Prälatenstocks» Usanz zu sein. Jedenfalls beziehen diese aufwändig inszenierten Arbeiten den zusammengehörenden nördliche Pavillon und den (nur in zwei Achsen vollendeten) anschliessendem Gegenpart nicht ein.

[30] Die Grundsteinlegung erfolgt erst 1752. Zu diesem Zeitpunkt ist die nördliche Gebäudehälfte vielleicht bereits aufgerichtet, sicher ist das dafür notwendige Holz geschlagen.

[31] Emanuel II. Mayr (Abt 1759–1780), siehe Biografie.

[32] Johann Martin Heigl (†1774 ) Mitarbeiter von Johann Baptist Zimmermann bis 1757. In Raitenhaslach malt er 1762 das Deckenfresko in der Abtskapelle des neuen Prälatenstocks. 176 3–1764 freskiert er die Wallfahrtskirche von Marienberg, ebenfalls im Auftrag des Abtes Emanuel II. Die Ausmalung des Festsaals oder der «aula maior» zum bisher genannten Datum 1765 ist falsch. Dendrochronologische Untersuchungen belegen das Fälldatum der verwendeten Konstruktionshölzer mit 1764–1766.

[33] Ich vermute, dass entgegen den gängigen Neubauhypothesen für den sogenannten Refektoriumstrakt lediglich der alte Prälaturflügel (15 Achsen in der Ansicht 1699) umgebaut und leicht (bis zur Südfront des Festsaals) verlängert wird. Ein Neubau ergäbe keinen Sinn.

[34] Während der Festsaalbau datiert werden kann, ist für diese Verlängerung nur das Datum 1778 (Fertigstellung der Bibliothek) bekannt.

[35] Die Daten und der Anlass für die Neu- und Umbauten im Bereich der alten Konventflügel sind widersprüchlich. Die Eingriffe sind jedenfalls nur Ersatz bestehender Bauten an gleicher Stelle. Die Neubauten der beiden Konventflügel haben auch keinen Zusammenhang mit dem Hangrutsch von 1766.

[36] Die Angaben der Passiven berücksichtigen weder Aktivforderungen noch die sehr gute Ertragslage. 1801 hat Raitenhaslach einen Aktivsaldo von 50 782 Gulden, dies bei rund 30 000 Gulden Jahreseinnahmen und einem Einnahmen-Überschuss von rund 3000 Gulden.

[37] Theobald Weissenbach (1737–1792), Abt in Raitenhaslach 1780–1792. Siehe Biografie.

[38] Er nimmt dazu 30 000 Gulden in Salem auf, was ihm vom Konvent und vor allem von späteren Chronisten angelastet wird. Die Finanzlage 1801 weist im Gegensatz zu diesen einseitigen Betrachtungen eher auf eine gute wirtschaftliche Führung der Abtei hin. Die gängigen Hinweise auf Verschuldungen durch Bauvorheben in Raitenhaslach sollten deshalb relativiert werden.

[39] Joseph Lindtmayr. Lebensdaten unbekannt. Er ist (postumer) Schwiegersohn von Franz Alois Mayr und übernimmt nach 1771 auch dessen Arbeiten in Raitenhaslach.

[40] Januarius Zick (1730–1797), Sohn des Johann Zick, des Malers der Fresken in der Stiftskirche. Siehe Biografie.

[41] Das «Abteistöckl» ist das schräg angeschnittene nordseitige Pendant zum «Prälatenstock» mit nur zwei Fensterachsen.

[42] Bauträger für das TUM Science & Study Center Raitenhaslach sind die Stadt Burghausen und der Freistaat Bayern. Die Baukosten der Restaurierung betragen 20 Millionen Euro. In der nicht unbescheidenen Selbstdarstellung der TU München (Raitenhaslach, Ort der Begegnung und Wissenschaft, siehe Literatur) ist leider kein Wort über den gleichwertigen nördlichen (unvollendeten Flügel) zu finden.
Vorbildlich ist hingegen das Raumbuch der TU München (2011) das als PDF (43 MB) zugänglich ist und detailliert die Räume beschreibt, die meist noch im barocken Originalzustand sind.

 

Mater Dolorosa und Kanzel   Westansicht (2015)
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Zu den Bildern Mater Dolorosa und Kanzel:
Jeweils am dritten Wandpfeiler des Langhauses sind die Kanzel und, ihr gegenüber, die Statue der Schmerzhaften Muttergottes angebracht. Sie steht auf einem Postament in gleicher Höhe wie die Kanzel und vor einer ähnlich grossen Retabelarchitektur. Beide Werke stammen aus der hochbarocken Ausstattung des 1698 fertig eingerichteten Innenraums von Abt Candidus Wenzl. Als Bildhauer gilt Ferdinand Oxner. Anlässlich der spätbarocken Neueinrichtung bis 1743 wird das Muttergottes-Retabel sowie die Kanzel dekorativ aufgefrischt und auch neu gefasst.
Im Hintergrund, am jeweils zweiten Wandpfeiler, ist links der Altöttinger Gnadenaltar und rechts der Joseph-Altar zu sehen. Die Bildhauerarbeiten beider Altäre sind Werke von Ferdinand Oxner (1704 und 1696/98), die bis 1743 ein neues Retabel erhalten.
     
Zur Westansicht 2015:    
Der Kirchenvorhof wird beidseitig durch zwei zweigeschossige Pavillongebäude abgeschlossen (1749/50), das linke durch Bäume verdeckt. Sie finden ihre Fortsetzung nach Norden und Süden durch dreigeschossige Bauten. Nur der südliche dreigeschossige Westflügel, die neue Prälatur, wird bis 1762 verwirklicht. Der Nordflügel bleibt Torso. Für die zur Zeit laufenden Restaurierungsmassnahmen wird nur der südliche Flügel, die Prälatur, berücksichtigt. Der Torso seines symmetrischen Pendants im Norden findet in den umfangreichen Dokumentationen und Untersuchungen der Technischen Universität München keine Beachtung.

Luftaufnahme   Aula maior oder Steinerner Saal
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Luftaufnahme aus Westen.   «Steinerner Saal»
Bildquelle Luftaufnahme und «Steinerner Saal»: © Stadt Burghausen und TU München. Rechte: Frei für Berichterstattung über TU München und Kloster Raitenhaslach.   Der Festsaal (AULA MAIOR, heute «Steinerner Saal»), erbaut ab 1765 von Franz Alois Mayr und ausgestattet von Johann Martin Heigl, ist original erhalten und wird zurzeit restauriert.


  Ehemalige Zisterzienserabtei Raitenhaslach  
  RaitenhaslachInnen  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18.Jh.)
Raitenhaslach
Bayern D
Kurfürstentum Bayern

Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Salzburg 1694
Bauherr und Bauträger
Wenzl Abt Candidus Wenzl (reg. 1688–1700)

Pendtner Abt Robert Pendtner (reg. 1734–1756)

Mayr Abt Emanuel II. Mayr (reg. 1759–1780)

Weissenbach Abt Theobald Weissenbach (reg. 1780–1792)
 
  Eine reiche spätbarocke Ausstattung und die Fresken von Johann Zick prägen den Wandpfeiler-Raum der ehemaligen Klosterkirche Mariä Himmelfahrt.   pdf  
   
RaitenhaslachLageplan
Lageplan der Klostergebäude um 1800. Für Vergrösserung (Legende) bitte anklicken!  
   
Raitenhaslach1700
Lageplan um 1700. Die städtebaulich ausgewogene und gewachsene Anlage wird nach 1750 (oben) einem unvollendet gebliebenen Idealplan geopfert, der dann aber nur in der Südhälfte verwirklicht wird. Die Gebäudebezeichnungen entsprechen der Vogelschauansicht im Druck zum 600-Jahr-Jubiläum 1699 (unten).
Für Legende und Vergrösserung bitte anklicken.
 
RaitenhaslachErtl
Das Kloster Raitenhaslach von Norden, als Stich von Ertl im Chur-Bayrischen-Atlas 1687. Der Stich ist äusserst korrekt in der Gebäudedarstellung und gleichzeitig die erste bekannte Ansicht des Klosters mit einem Gebäudebestand, wie er bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts unverändert bleibt.  
> zur Erläuterung des Stiches Ertl 1687  
Raitenhaslach1699
1699 erscheint in Salzburg der Druck «Sechstes Jubel-Jahr», zum 600-Jahr-Jubiläum des Ordens, mit der Darstellung der Feierlichkeiten anlässlich der Translation der Katakombenheiligen Ausanius, Concordia und Fortunata. Ein Aufklappblatt (356 mm breit, 248 mm hoch) zeigt die Klosteranlage in einer Vogelschauansicht aus Westen. Die Legende enthält die Beschreibung der Gebäude. In weiteren Stichen werden die hochbarocken Ehrenpforten  dieser feierlichen Translation von Marienberg nach Raitenhaslach vorgestellt. Ihr Bau und ihre Dokumentation stellen der hochbarocken Kultur von Raitenhaslach ein wertvolles Zeugnis aus.
> Zu den Stichen der Ehrenpforten (1699).
 
RaitenhaslachWening
1721 erscheint in der «Historico-Topographica Descriptio» (Rentamt Burghausen) des Michael Wening der Aufklapp-Kupferstich «Closter Raittenhaßlach». Vorlage ist der Stich im «Sechstes Jubel-Jahr» von 1699, den Wening gekonnt in eine korrekte Perspektivdarstellung überführt. Die Legende zu den Gebäuden ist derart übereinstimmend, dass Wening sogar die doppelte Nummer 14 (einmal für den «Hoff-Saal» und einmal für das Pfortengebäude) übernimmt.
Für den gesamten Stich bitte den obigen Ausschnitt anklicken!
In der Gesamtansicht sind oben links im Wappenschild das Klosterwappen (sitzende Muttergottes mit Kind), das Zisterzienserwappen (geschachteter Schrägbalken) und das Wappen des 1721 regierenden Abtes Emanuel I. Scholz (Taube mit Ölzweig und Ring auf Dreiberg) zu sehen.
 
RaitenhaslachGrRissKirche
Der Grundriss der ehemaligen Klosterkirche
(bitte vergrössern)
mit eingetragenen Etappierungen.

> Siehe dazu den romanischen Grundriss in den vergleichenden Plandarstellungen von Zisterzienserkirchen (Filiation Morimond-Lützel).
 
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Die kunstgeschichtliche Literatur schweigt sich über den simplen Dachabschluss des 1691 erstellten Glockenturms der Klosterkirche aus. Vermutlich ersetzt er im späten 18. Jahrhundert oder später den in allen Ansichten gezeichneten Zwiebelhelm. Im Vordergrund die Klostermauer mit dem Wasserturm des 17. Jahrhunderts.  
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Das Kircheninnere überrascht mit einer spätbarocken Pracht an der Schwelle zum Rokoko. Die neue Chorraum-Gestaltung mit der mächtigen Hochaltaranlage ist ein grosses Meisterwerk in Stuck und Stuckmarmor, ein Theatrum sacrum, für das der Gestalter (Umkreis Johann Baptist Zimmermann?) unbekannt bleibt.  
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Der Hochaltar, vielleicht vom Burghausener Bildhauer Johann Jakob Schnabl erstellt, lebt von Bewegung und Farbe. Für diese Farbfassungen und Lüsterungen ist der Münchner Fassmaler Johann Georg Frühholz verbürgt. Johann Zick malt 1738 das Altarblatt, Mariä Himmelfahrt darstellend. Seitlich die polierweiss gefassten, überlebensgrossen Figuren des hl. Georg mit Drachen, des hl. Benedikt mit der Schlange im Becher, des hl. Bernhard mit den Leidenswerkzeugen und des hl. Pankratius mit Schwert. Im Auszugsbild ist die Dreifaltigkeit dargestellt.  
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Das Langhaus mit Blick zur Orgel. Der Gemäldezyklus über das Leben des hl. Bernhard von Clairvaux zieht sich in den Gewölbefresken von Johann Zick vom Chor bis zur Empore hin. Im Hauptbild fasst Zick vier Langhausjoche zusammen.  
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Im Langhaus-Hauptfresko in Richtung Orgelempore stellt Johann Zick die Disputation Bernhards von Clairvaux mit dem Kirchenrechtler Petrus von Pisa vor Roger II. von Sizilien dar. Im Zentrum der scheinperspektivischen Bühnenarchitektur sitzt der König von Sizilien. Links die Szene, in welcher der bekehrte Petrus von Pisa vor Bernhard niederkniet. Rechts ein königlicher Würdenträger mit Federhut. Obwohl Zick für die erwähnte Personengruppierung eine Stichillustration des 16. Jahrhunderts als Anregung nimmt, ist die gelungene barocke Neuinterpretation der Szene in Raitenhaslach weit entfernt von einer formalen Übernahme der künstlerisch schwachen Stichdarstellung.  
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Nur der 1743 geschaffene Prospekt der Emporenorgel ist heute noch erhalten. Bis 1904 überdauert auch das barocke Orgelwerk mit 26 Registern und zwei Manualen, dann wird es durch eine pneumatische Orgel ersetzt  
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Die Stuckkartusche an der Brüstung der Orgelempore enthält ein Chronogramm.
Die Inschrift
LAVDENT VNIVERSI NOMEN EIVS
IN CHORO PSALTERIO ORGANIS TVBISQVE BENESONAN TIBVS (Alle mögen seinen Namen loben im Wohlklang des Chores, der Psalmen, der Orgel und Posaunen)
ergibt die Zahlen M/D/C/L/L/V/V/V/V/V/IV/IV/I/I/I/I/I, oder MDCCXXXVIII (1738), was das Datum des Umbaubeginns bedeutet.
 
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Die Szene im nördlichen Teil des Hauptfreskos zeigt die Abdankung des Gegenpapstes Viktor II., der unter Vermittlung Bernhards von Clairvaux sein Amt vor dem Papst Innozenz II. niederlegt und damit das Schisma beendet. Der Fluchtpunkt der scheinperspektivischen Darstellung ist auf den unter der Empore hervortretenden Besucher ausgerichtet, bei der vorliegenden seitlichen Betrachtung ergeben sich starke Verzerrungen. Auffallend sind die an Nord- und Südseite am Hauptfresko angebrachten bayrischen Wappenschilde. Eine der sie haltenden Putten trägt jeweils eine Liste der in der Kirche begrabenen Wittelsbacher. Die Wappen und die Hinweise auf die Wittelsbacher-Gruft zeigen die Verbundenheit der Abtei mit dem kurfürstlichen Haus.  
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Eindrücklich ist die noch immer vollständig erhaltene Ausstattung der Klosterzeit, hier die 1738–1743 an den massiven Wandpfeilern von 1694 neu errichteten Altäre und die 136 Wappenschilde von Adelsfamilien der Region, welche an den Kapitellen und über den Gesimsen angebracht sind.
 
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Der  südseitige erste Seitenaltar ist der hl. Concordia gewidmet, deren Leib 1698 nach Raitenhaslach transloziert wird. Der Altar, wahrscheinlich ein Werk von Johann Jakob Schnabl um 1740, übernimmt das Altarblatt (Johann Michael Rottmayr) und die Seitenfiguren der hl. Katharina und der hl. Barbara (Ferdinand Oxner) vom Vorgängeraltars 1696.  
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Der nördliche erste Seitenaltar ist dem hl. Ausanius gewidmet, dessen Leib 1698 hierher transloziert wird. Wie beim Concordia-Altar sind auch hier Altarblatt (Johann Michael Rottmayr) und die Seitenfiguren des hl. Stephanus und des hl. Laurentius vom Vorgängeraltar übernommen.  
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Der Leib des hl. Ausanius ruht seit 1698 in Raitenhaslach. Kostbar gefasst ist er im Schrein über der Altarmensa ausgestellt. Das vergoldete Schnitzwerk, um 1740 geschaffen, lässt bereits das Rokoko ahnen.  
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1749 beginnt Abt Robert Pendtner mit der Erweiterung des Klostergevierts nach Westen. Als erstes lässt er bis 1751 die zweigeschossigen Flügelbauten des Kirchenvorhofs erstellen und zieht deren Terrassenabschluss auch vor der Kirchenfront durch. Die beiden Türme der Kirchenfront weichen einem einzigen Mittelturm, dem eine monumentale klassizistische Säulen-Ädikula vorgeblendet ist. Die Gestaltung dieser klassizistisch anmutenden Front dürfte dem Abt selbst angelastet werden, der den Tempel Gottes auch bildlich ausdrücken will.  
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Mit den Gebäudeabbrüchen 1804–1812 wird der östliche Klosterhof freigelegt. Links zeigt der Rundbogen (mit Türe zum Pfarrsaal) die Lage des Kreuzgangs im abgebrochenen Refektorium-Flügel (dem Prälaturflügel des 17. Jahrhunderts) an. Die vorstehende Lisene markiert den ehemaligen Gebäudeanschluss.  
«Closter Raittenhaßlach» im Churbayrischen Atlas 1687. Bildgrösse 136 mm (B) / 76 mm (H). zurueck
Raitenhaslach

Anton Wilhelm Ertl veröffentlicht 1687 die Ansicht  des Klosters Raitenhaslach von Norden. Rechts im Bild liegt das Haupttor mit Krüppelwalmdach und Wappenschmuck. Links davon sieht man die vom Vorhof zugängliche Klostertaverne (1585) im giebelständigen Doppelhaus, dahinter die mittelalterliche Leutkirche St. Georg mit Zwiebelhelm-Chorturm. Der Klostermauer folgend verdeckt ein markantes Gebäude mit Strebepfeilern die Kirche. Es ist der Kornkasten mit der Brauerei. Dahinter sieht man das Langhausdach der Klosterkirche mit den zwei Zwiebelhelm-Dachreitern (der heutige Glockenturm wird erst 1691 gebaut). Deutlich ist im Hintergrund die von der Kirchenfront zurückgesetzte, zweigeschossige Prälatur und das Hofsaal-Gebäude mit der Freitreppe zum Saal im ersten Obergeschoss zu sehen. Die Prälatur ist noch im  Zustand vor den Umbauten des Abtes Candidus Wenzl. Der grosse Klosterhof enthält um diese Zeit noch eine Mauer mit Toren, als  Trennung des Ökonomiehofes vom gepflegten kleineren Prälatur- und Kirchenhof.
Das mit Strebepfeilern versehene Kornhaus- und Brauereigebäude im Vordergrund wird leider von Kunsthistorikern mit der Stiftskirche verwechselt, die dann dem Stich die Genauigkeit absprechen. Die Strebepfeiler und der polygonale Ostabschluss des Kornkastens (siehe Grundriss Glonner 1803) sind aber bei Ertl richtiger als bei Wening 1721 dargestellt.




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