Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Valerian Brenner (1652–1715) Au Vorarlberg ok   Baumeister-Architekt 1688   1698
Christoph Vogt (1648–1725) Dietenheim (Iller) Vogt   Architekt 1693   1695
Johann Jakob Herkomer (1652–1717) Sameister (Füssen) Herkomer   Baumeister-Architekt 1716   1717
Johann Georg Fischer (1673−1747) Oberdorf FischerFuessen   Baumeister-Architekt 1717   1725
Matthias Lotter (1661–1743), Sirchenried     Stuckateur ? (Zuschreibung) ~1723   ~1724
Johann Georg Bergmüller (1688–1762) Türkheim Bergmueller   Maler und Freskant 1724   1724
Johann Michael Zink (1694–1765) Eichstätt     Maler und Freskant 1724   1725
P. Anselm Libigo OSB (1685–1768) Dillingen     Bildhauer 1723   1733
Dominikus Zimmermann (1685–1766) Wessobrunn Zimmermann   Altarbauer ? (Zuschreibung) ?1724   ?1725

Ehemalige Benediktinerabtei St. Michael in Fultenbach

Gründung in abgelegenem Talgrund
Fultenbach liegt an der direkten Wegverbindung von Augsburg nach Dillingen und Lauingen. Die Strasse führt über Zusamzell und Weisingen durch ein früher dichtbewaldetes Gebiet, den «Rauhen Forst». Nach Zusamzell überquert sie das Tal des Fultenbachs. Hier, in abgelegenem Talgrund, wird nach der Überlieferung schon im 8. Jahrhundert durch den Augsburger Bischof Wikterp ein Kloster gegründet. Es muss im 10. Jahrhundert eingegangen sein. Neu gegründet wird es 1130. Die Besiedlung erfolgt durch Benediktiner aus St. Blasien.

Spätmittelalterliche Besitzergreifung durch das Hochstift Augsburg
Wenig ist aus den ersten drei Jahrhunderten überliefert. Das bei der Gründung knapp ausgestattete Kloster erweitert seine Herrschaft durch Käufe und mit Neugründungen von Rodungssiedlungen,[1] kann aber den Verlust der Selbstständigkeit nicht verhindern. 1346 erwirbt das Hochstift Augsburg die Schirmvogtei über Fultenbach und ist in den folgenden Jahrhunderten bestrebt, diese Vogtrechte in eine volle Landeshoheit umzusetzen. Wie die meisten Benediktinergründungen erlebt auch Fultenbach im Spätmittelalter eine Verweltlichung der ursprünglichen Ordenszucht. Dem Augsburger Kardinalbischof Peter von Schaumburg (reg. 1424–1469), einem in Dillingen residierenden Humanisten und Reformer, gibt das seiner Ansicht nach nicht mehr reformfähige monastische Leben im nahen Benediktinerkloster Anlass zur Aufhebung der Kommunität. Er zieht die Besitzungen 1449 ein und lässt Fultenbach als Kommende des Hochstifts durch Weihbischöfe verwalten.

Tiefpunkt nach dem Dreissigjährigen Krieg
Der nachfolgende Fürstbischof stellt Fultenbach 1471 wieder als Benediktinerabtei her. Die verödeten Gebäude werden von der Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg neu besiedelt. Die Klostergemeinschaft bleibt klein, 1533 werden nur drei Konventualen namentlich genannt. Die nun folgende Reformationszeit endet mit Plünderungen und Zerstörungen im Schmalkaldischen Krieg. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts sind dann die meisten Gebäude wiederhergestellt oder neu erbaut.[2] Die ökonomische Lage Fultenbachs ist zu dieser Zeit gut, obwohl die Einkünfte nicht allzu gross sind. 1612 betragen sie 4240 Gulden, bei Ausgaben von 3837 Gulden. Schon 1622 erreichen aber nur schon die internen Ausgaben für Weinkonsum 3570 Gulden. Im gleichen Jahr werden 120 Gulden für Bücher ausgegeben. Dass mit diesem Missverhältnis der Abt 1626 zur Resignation gezwungen wird, ist verständlich. Ein eingesetzter Administrator wird 1628 Nachfolger. Er regiert nicht vernünftiger und beginnt noch 1629 mit einem Klosterneubau an erhöhter Stelle südlich von Fultenbach.[3] Im Dreissigjährigen Krieg wird der fast vollendete Neubau und auch das alte Kloster verwüstet. Die Mönche sind seit 1631 nicht mehr an Ort und halten sich in österreichischen oder schweizerischen Klöstern auf. Nach dem Krieg wagen nur wenige Konventualen einen Neubeginn. 1655 besteht der Konvent aus drei Mitgliedern. Die Abtei kann sich aus eigener Kraft nicht mehr erholen. Sie wird zum ersten Problemfall der 1685 gegründeten Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.[4] Zwar erholt sich unter der Regierung des ersten barocken Bauabtes Bonifatius Daniel[5] die Zahl der Konventmitglieder, nicht aber die finanzielle Situation. Das Amt des Priors wird deshalb 1688 mit Führungskräften aus anderen Klöstern besetzt. 1693–1695 ist Pater Christoph Vogt aus Ottobeuren Prior von Fultenbach. Der in Baukunst geschulte Pater wird anschliessend Beichtiger (Confessarius) in Holzen, wo er den Klosterneubau plant und leitet.[6]

Neubauten unter Abt Bonifatius (1683–1700)
Der neugewählte Abt baut schon im ersten Jahr seiner Regierung die verfallene Kloster-Umfassungsmauer wieder neu auf. 1688 folgen Gasthaus und Bräuhaus. Auch die Ökonomiegebäude werden saniert. 1690 beginnt er mit dem Klosterneubau an alter Stelle. Am 26. April legt er den Grundstein zum Ostflügel. 1693 folgt der Westflügel, und 1697 ist der Südflügel unter Dach.[7] 1698 kann der Abt noch ein neues Amtshaus errichten lassen. Angesichts der leeren Klosterkasse bei seinem Amtsantritt scheinen die grossen Neubauten unverantwortlich. Abt Bonifatius betreibt aber eine hervorragende Mittelbeschaffung. So kann er an die Baukosten von rund 25 000 Gulden vorgängig über die Hälfte auftreiben. Einiges Geld kommt von den Brüderäbten der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation. Der Abt von Kremsmünster stiftet gleich einen ganzen Flügel, der dann als Kremsmünsterbau bezeichnet wird.
Der in Günzburg wohnhafte Vorarlberger Valerian Brenner ist Planer und ausführender Baumeister aller Bauten.[8] Für den Kremsmünsterbau wird die Bauleitung durch den als Prior eingesetzten P. Christoph Vogt aus Ottobeuren angenommen.

Kirchenneubau unter Abt Magnus (1700–1723)
Der 1700 neu gewählte Abt Magnus Schmid ist Konventuale der Abtei Füssen.[9] Schon 1688–1693 und 1695–1697 hält er sich als Prior in Fultenbach auf. Der aus Füssen postulierte Abt ist erster wirklich vorbildlicher Prälat in der langen Geschichte Fultenbachs. Er ist auch guter Ökonom. Sein Vorgänger hat ihm Schulden von 11 000 Gulden hinterlassen. Erst nach der vollständigen Schuldentilgung wagt er sich an den Neu- und Umbau der Stiftkirche. Sie stammt im Kern noch aus dem 12. Jahrhundert, Turm und Chor sind Werke der letzten Bauphase nach dem Schmalkaldischen Krieg.
Für den Neubau des Langhauses und den Umbau des Chores kann Abt Magnus den Füssener Baumeister Johann Jakob Herkomer gewinnen.[10] Im Frühjahr 1716 ist Grundsteinlegung. Weder der Abt noch Herkomer erleben die Fertigstellung 1725 und die Einweihung 1733. Nach dem Tod von Herkomer übernimmt 1717 sein Neffe Johann Georg Fischer die Baustelle.[11]

Meisterwerk von Johann Jakob Herkomer
Über das Aussehen der Kirche und des Klosters sind wir durch Darstellungen von Zeitgenossen gut unterrichtet. Noch während des Kirchenbaus in Fultenbach lässt die Abtei Neresheim in ihrem Festsaal 1719 das bekannte Wandrelief von Dominikus Zimmermann erstellen. Eine weitere präzise Vogelschauansicht zeigt die Klosteranlage im Zustand von 1724. Noch besser kann, dank der Pläne Herkomers im Klosterarchiv Ottobeuren, das Kirchenbauwerk rekonstruiert werden. Ihr Zeichner ist Pater Anselm Libigo, der 1713 als gelernter Bildhauer ins Kloster eintritt.[12] Auf Grund dieser Pläne kann die Kirche Fultenbach als ein wichtiges Hauptwerk des grossen Füssener Baumeisters bezeichnet werden. Herkomer übernimmt den bestehenden Chor, der die Mittelschiffsbreite und damit auch den Jochrhythmus vorgibt. Das Langhaus mit zwei Kuppeljochen[13] und das Querschiff mit einer grossen oktogonalen Vierung sind Neubauten. Die Quertonnen der Abseiten erreichen fast die Höhe des Mittelschiffs und sind mit grossen Thermenfenstern versehen[14]. Der Kirchenraum wirkt damit als heller Saal. Mit Ausnahme der Vierungskuppel plant Herkomer flache Pendentif-Kuppeln, die deswegen als mit dem Dachstuhl verbundene Leichtgewölbe ausgeführt werden müssen.[15] Verdoppelte schräggestellte Vierungspfeiler bilden das zentrale Vierungsoktogon. Es ist von der Iddakapelle im thurgauischen Fischingen (1704–1708) abgeleitet, einem Zentralbau, den Herkomer offensichtlich kennt.[16]

Stuck, Fresken und Ausstattung
Stuck, Fresken und Ausstattung können erst unter dem Nachfolger des Bauabtes Magnus verwirklicht werden. Über die Stuckateure können nur Vermutungen angestellt werden. «Ein unglaublicher Reichtum von wunderbaren Stuckaturen» bedecke Decken und Wände, melden Zeitgenossen. Johann Georg Fischer, der Nachfolge Herkomers, zieht für die Stuckaturen wahrscheinlich den gleichen Trupp wie für die Stiftskirchen St. Moritz und Heilig-Kreuz in Augsburg bei.[17] Bei diesen beiden Kirchen ist Matthias Lotter Stuckateur.[18] Als weiterer beteiligter Künstler, vielleicht für die Altäre, wird Dominikus Zimmermann vermutet. In der Kirche sind acht Altäre vorhanden. Der Hochaltar zu Ehren des Kirchenpatrons St. Michael steht frei vor dem doppelstöckigen Mönchschor. Die sechs Seitenaltäre sind an die Längsseiten gestellt, der Muttergottesaltar und der Heiligkreuzaltar als Seitenaltäre der Vierung, der Benediktsaltar und der Altar der Heiligen Familie in den beiden südlichen Nischen, der Scholastikaaltar und ein Altar zu Ehren von sieben Heiligen in den zwei nördlichen Nischen. Ein achter Altar steht hinter dem Hochaltar im Mönchschor. Für die Bildhauerarbeit der Altäre und des Kirchenraums ist mit aller Wahrscheinlichkeit P. Anselm Libigo und sein Schwager Stephan Luidl zuständig.[19] Über die Maler der Altarblätter ist nichts bekannt. Der junge Johann Georg Bergmüller[20] ist 1724 Gestalter der Freskenausstattung, die teilweise von seinem Schüler Johann Michael Zink[21] ausgeführt wird. Diese Fresken werden in zeitgenössischen Berichten übergangen, selbst der Autor der bisher einzigen Gesamtdarstellung der Klostergeschichte, Augustin Hafner, erwähnt sie mit keinem Wort.

1723–1803: Neue Schulden, administrative Unterstellung und Status als Priorat
Die Kirche kostet bis 1723 rund 60 000 Gulden. Trotzdem hinterlässt Abt Magnus nur 2200 Gulden Schulden. Sein von 1723–1765 regierender Nachfolger, Abt Michael Schiele,[22] ist weniger ökonomisch denkend. Zwar zieht er für die Stuckierung, Freskierung und Ausstattung der Stiftskirche Künstler am Anfang ihrer Karriere bei und hat bei ihrer Auswahl eine glückliche Hand. Auch kommt auch für die Renovationen der Pfarrkirchen in Baiershofen und Ellerbach auf. Diese Aufwendungen und immer höhere fürstbischöfliche Steuerforderungen lassen den Schuldenberg wieder anwachsen. Der Abt ist zudem sehr leichtgläubig und fällt Schwindlern zum Opfer. Wie König Friedrich August II. von Sachsen und viele anderen Fürsten des 18. Jahrhunderts ist er überzeugt, mit Alchemie Wunder zu vollbringen. Zwar will der von ihm 1743 beauftragte Schwindler nur Kupfer aus Eisen herstellen, und selbst der Fürstbischof lässt sich überreden. Die Investitionen in diese zum Scheitern verurteilte Experimente sind offensichtlich mitverantwortlich für den Schuldenstand von rund 50 000 Gulden am Ende der Regierung des Abtes Michael, der sonst untadeliger Klostervorsteher ist. Heute werden die alchemistischen Experimente als Hauptgrund für den Rückfall in das alte Schuldenmachen des Klosters Fultenbach hervorgehoben. Vergessen wird dabei, dass Fultenbach vom fürstbischöflichen Hof und seinen von Pfründen lebenden Beamten mit immer neuen finanziellen Forderungen konfrontiert wird, die das einkommensschwächste Kloster der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation unmöglich tragen kann. Ist es Taktik? Denn das Hochstift ist noch immer an der vollen landesherrlichen Gewalt interessiert, wenn auch in Gegnerschaft mit der vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau, welche die gleichen Rechte beansprucht.
Der letzte Abt des Klosters, Amandus Seser,[23] regiert nur acht Jahre. Die Schulden vermehren sich auf über 100 000 Gulden. 1773 kapituliert der Abt vor den Geldforderungen der Gläubiger und übergibt Fultenbach der Obhut der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation, welche die Abtei Neresheim bis 1777 als Administrator einsetzt. Dann trägt Ottobeuren die administrative Verantwortung. 1794 erreicht die vorderösterreichische Regierung in Günzburg mit gezielten Intrigen den Rückzug der von Ottobeuren eingesetzten Patres. Die Schulden sind zu diesem Zeitpunkt bis auf 45 000 Gulden getilgt. Fultenbach wird jetzt unter Oberaufsicht der vorderösterreichischen Regierung wieder in die Selbstständigkeit entlassen, allerdings nicht mehr als Abtei, sondern als Benediktinerpriorat.[24]

Die Zerstörung
Anfang Januar 1803 nimmt der bayrische Kurfürst vom Hochstift Augsburg und den Klöstern des Bistums Besitz. Die kleine klösterliche Gemeinschaft Fultenbachs wird aufgelöst. Sie besteht zu diesem Zeitpunkt aus Prior und 10 Patres, die mit Jahrespensionen von 300 bis 500 Gulden gut entschädigt werden. 1805 erbringt eine Versteigerung der Klosterökonomie 48 400 Gulden. Darin sind auch die das Klosterareal westlich abschliessenden Gebäude an der Landstrasse enthalten, die teilweise 1809 abbrennen und 1828 erneut ausgeschrieben sind.[25] 1848 wird auch das Amtshaus ein Raub der Flammen. An seiner Stelle entsteht ein neues Bräuhaus. Einige dieser Gebäude sind, allerdings stark entstellt und nicht mehr als Gebäude von Valerian Brenner erkennbar, noch immer erhalten. Die Konventanlage und die Kirche sind hingegen vollständig verschwunden. Ein Weinhändler kann sie für 1200 Gulden kaufen und lässt 1811 alles abbrechen. Die genaue Lage der verschwundenen Kirche wird weder an Ort noch in der Literatur dokumentiert. Der hier vom Verfasser dieses Textes angefertigte Lageplan ist deshalb eine sehr grobe Annäherung. Gewerbebauten und Eigenheime nehmen heute den Platz der ehemals ummauerten Abtei ein. Südlich der ehemaligen Klosteranlage, auf der anderen Strassenseite am heute kanalisierten Fultenbach, ist eine kleine neuromanische Kapelle von 1844 zu sehen. Eine Steintafel verweist auf das «gegenüberliegende» verschwundene Kloster, das allerdings nicht gegenüber, sondern 100 Meter nördlich zu suchen ist.

Pius Bieri 2014

Benutzte Einzeldarstellungen:
Hafner, Augustin: Geschichte des Klosters Fultenbach, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. Dillingen 1914/15.
Schöttl, Julius: Johann Baptist Libigo, Joseph Anton Libigo, Stephan Luidl (Dillinger Bildhauer aus der Zeit des Barock), in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. Dillingen 1936/38.
Fehn, Klaus: Die Herrschaftstruktur des nordöstlichen Mittelschwabens zwischen 1368 und 1806, in: Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte 28 (1965).
Sauermost, Heinz Jürgen: Der Allgäuer Barockbaumeister Johann Georg Fischer. Augsburg 1969.
Meyer, Werner: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Schwaben, Band VII Landkreis Dillingen an der Donau. München 1972.

Anmerkungen:
[1] Baiershofen ist eine Rodungssiedlung des frühen 14. Jahrhunderts.

[2] 1574 neue Prälatur. 1577 neuer Dormitoriumsflügel. 1579 Kirchturm. 1580 Weihe der wieder hergestellten Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

[3] Die Lage des neuen Klosters soll auf der Anhöhe nördlich von Hennhofen, die im Topographischen Atlas 1832 mit Klosterberg bezeichnet wird, zu suchen sein.

[4] Zur Niederschwäbischen Benediktinerkongregation gehören die Klöster Füssen, Irsee, Ottobeuren, Elchingen, Fultenbach, Donauwörth, Mönchsdeggingen und Neresheim.

[5] Abt OSB Bonifatius Daniel (1643–1700) aus Augsburg. Unter seiner Regierung, 1683–1700, treten 10 Novizen ein. Siehe auch Biografie.

[6] P. Christoph Vogt OSB (1648–1725), siehe Biografie.

[7] Bauablauf nach A. Hafner.

[8] Valerian Brenner (1652–1715), siehe Biografie.

[9] Abt OSB Magnus Schmid Freiherr von Wallerstein (1641–1723) aus Füssen. Siehe Biografie.

[10] Johann Jakob Herkomer (1652–1717) aus Seeg bei Füssen. Siehe Biografie.

[11] Johann Georg Fischer (1673–1747) aus Oberdorf. Siehe Biografie.

[12] P. Anselm Libigo (1685–1768) aus Dillingen, mit bürgerlichem Vornamen Joseph Anton, muss 1703 das Studium abbrechen, um die Bildhauer-Werkstatt des Vaters zu übernehmen. Er tritt 1713 in Fultenbach ein und wird 1726 zum Priester geweiht. Zusammen mit seinem Schwager Stephan Luidl, der die Werkstatt in Dillingen 1717 übernimmt, ist er auch als Konventuale weiterhin bildhauerisch tätig. Die bildhauerischen Arbeiten der Stiftskirche Fultenbach sind sein Werk.

[13] Das Langhaus ist in der Darstellung im Neresheimer Festsaal dreijochig. Diese Langhausverlängerung nach Westen könnte eine Planänderung während der Ausführung zugunsten einer Westempore sein.

[14] Innenhöhe Langhaus 56 Fuss, Kuppelscheitel-Höhe 72 Fuss, Durchmesser der Kuppeln im Chor und Langhaus 26 Fuss, Vierungskuppel-Durchmesser 40 Fuss. Gesamtlänge innen 180 Fuss.

[15] Holzgewölbe oder Holzlattengewölbe für Stuckauftrag. Fultenbach ist damit eine der ersten Klosterkirchen, bei denen die noch 1748 in Ottobeuren gültige Regel einer feuersicheren Ausführung nicht mehr gilt.

[16] Sauermost (siehe Literatur) begründet dieses Vorbild unter anderem mit der Anwesenheit von Dominikus Zimmermann als Altarbauer in Fischingen, der 1708 in Füssen sesshaft wird und der zur Zeit der Fischinger Ausstattung Mitarbeiter in der Werkstatt Herkomers ist.

[17] Die Kirche wird 1944 vollständig zerstört. Als Stuckateure nennt Ingo Seufert den Füssener Trupp Herkomers unter vermutlicher Beteiligung von Dominikus Zimmermann. Als Stuckateur in St. Moritz wird vom Augsburger Stadtlexikon Matthias Lotter genannt. Dieser übernimmt 1718 auch die Stuckarbeiten in der von Herkomer ab 1716 barockisierten Stiftskirche Heilig-Kreuz, die ebenfalls 1944 zerstört wird..

[18] Matthias Lotter (1661–1743), aus Sirchenried in Oberbayern, 1694 Meister in Augsburg. Arbeitet 1701–1717 für Herkomer in St. Mang, Füssen und in den beiden Augsburger Kirchen St. Moritz und Heilig Kreuz.

[19] Stephan Luidl (1684–1736) aus Landsberg. Er heiratet 1717 Anna Barbara Libigo, die Schwester von Pater Anselm, und übernimmt die Werkstatt in Dillingen.
Zum Schicksal der Altäre teilt mir Frau Klara Aubele (Nersingen) folgendes mit:
«Der Hochaltar der ehemaligen Abteikirche steht heute in Straß, Gemeinde Nersingen, Landkreis Neu-Ulm, ein sehr eindrucksvoller Engelsaltar. Straß gehörte zum Kloster Elchingen. Desses kunstsinniger Pater Ulrich Baumgartner, nach der Säkularisation Pfarrer von Thalfingen, hat ihn und andere Werke Libigos erworben und ihn seinem ehemaligen Mitbruder Dominikus Haug, Pfarrer in Straß, angeboten, der dafür ohne den Tabernakel 225 fl 30kr zahlte. Er wurde 1816 aufgestellt.  Das Altarblatt mit St. Michael hängt wahrscheinlich in Unterelchingen, ehemaliger Salemischer Ort. In Thalfingen selbst sind weitere Werke Libigos.»

[20] Johann Georg Bergmüller (1688–1762) aus Türkheim, 1730 Akademiedirektor in Augsburg. Siehe Biografie.

[21] Johann Michael Zink (1694–1765) aus Eichstätt, ist Maler, Musiker und Kammerdiener des Abtes Amandus Fischer von Neresheim. Sein Vater führt 1719 die Deckenfresken im Festsaal der Abtei Neresheim aus, den Dominikus Zimmermann stuckiert. Hier ist Johann Michael als Gehilfe des Vaters tätig. Im Herbst des gleichen Jahres vermittelt ihm Abt Amandus einen Studienaufenthalt bei Johann Georg Bergmüller in Augsburg.

[22] Abt OSB Michael Schiele (1690–1765), aus Eichstätt, regiert 1723–1765.

[23] Abt OSB Amandus Seser (1708–1777), aus Lauingen, regiert 1765–1773.

[24] Die Vorgänge 1794 sind bei Hafner wenig übersichtlich dargestellt. Warum Günzburg nun die Oberhand gegenüber Augsburg gewinnt und von welcher Benediktinerabtei Fultenbach jetzt Priorat wird, kann hier deshalb nicht geschildert werden.

[25] Versteigert werden am 21. Juli 1828: das ehemalige Amtshaus, das ehemalige Dienstbotenhaus, der ehemalige Klosterbauernhof, das Bräuhaus, das Backhaus, vier Stallgebäude, zwei Stadel und eine grosse Holzremise. Quelle: Allgemeine Zeitung Nr. 199 vom 17. Juli 1828.

 

 

 

 

 

 

  Ehemalige Benediktinerabtei St. Michael in Fultenbach  
  Fultenbach1724  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Fultenbach (Holzheim) Bayern D Hochstift Augsburg
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg 1688
Bauherr und Bauträger
     Abt OSB Bonifatius Daniel (reg. 1683–1700)

Schmid Abt OSB Magnus Schmid Freiherr von
      Wallerstein (reg. 1700–1723)

      Abt OSB Michael Schiele (reg. 1723–1765)
 
 
  Vogelschauansicht von Fultenbach, nach einer Vorlage von 1724. Gehe durch Anlicken zur Eräuterung. Quelle: Stiftsarchiv Ottobeuren, Inv. ZaT 11.   pdf  
   
FultenbachLage
Das abgebrochene Kloster, in eine Google- Earth Aufnahme eingetragen. Anklicken!  
   
FultenbachTopo
Ausschnitt aus dem «Topographischen Atlas vom Königreiche Baiern», Blatt 60 Dillingen, 1:25000 (1831). Die abgebrochenen Klostergebäude sind noch immer eingetragen.  
FultenbachNeresheim
1719 erstellt Dominikus Zimmermann das Stuckrelief des Klosters Fultenbach im Festsaal von Neresheim. Die Kirche ist in diesem Jahr noch im Bau, kann aber schon dargestellt werden. Das Vogelschau-Relief zeigt genaue Kenntnisse der Bauplanung. Während der Bauausführung der Fultenbacher Stiftskirche wird dann das im Relief noch dargestellte dritte Langhausjoch zugunsten eines kurzen Emporenjochs geopfert. Das Stuckrelief in Neresheim ist die schönste und aussagekräftigste Darstellung der Klosteranlage von Fultenbach, ausgeführt durch einen Stuckateur-Baumeister mit offensichtlichen Beziehungen zu Fultenbach.  
Fultenbach1709
Eine weiteres Dokument zeigt Fultenbach von Süden, als Ausschnitt eines Titelkupfers im Werke von Christoph Widenman «Controversia Philosophicae De causis in genere», das 1709 in Dillingen erscheint. Die Darstellung, noch vor dem Neubau der Stiftskirche, ist weniger präzise als das Stuckrelief in Neresheim. Standort des Originals: Studienbibliothek Dillingen XVI 1265.  
FultenbachGrRissKirche
Der Grundriss der ehemaligen Stiftskirche Fultenbach von P. Anselm Libigo nach dem Plan von Johann Jakob Herkomer 1716. Original im Stiftsarchiv Ottobeuren.  
FultenbachLängsschnitt
Längsschnitt der Kirche, umfassend von links nach rechts (West nach Ost): Ein westliches Langhausjoch, das Querschiff, das neue Chorjoch und das Zwischenjoch zum alten gotischen Chorabschluss. Planzeichnung von P. Anselm Libigo nach dem Originalplan von Johann Jakob Herkomer 1716. Original im Stiftsarchiv Ottobeuren.  
FultenbachQuerschnitt
Der Querschnitt durch das Kirchenschiff. Planzeichnung von P. Anselm Libigo nach dem Originalplan von Johann Jakob Herkomer 1716. Original im Stiftsarchiv Ottobeuren.  
FultenbachFassade
Westfassade der Stiftskirche von Fultenbach. Planzeichnung von P. Anselm Libigo nach dem Originalplan von Johann Jakob Herkomer 1716. Original im Stiftsarchiv Ottobeuren.  
FultenbachBergmueller
1724 ist Johann Georg Bergmüller (Türkheim 1688–1762 Augsburg) für die neue Stiftskirche Fultenbach tätig. Sein Schüler Johann Michael Zink (1694–1765) dürfte an der Ausführung der Fresken beteiligt sein. Nur die Vorzeichnung Bergmüllers für ein Kuppelfresko ist erhalten. Das Thema ist die Verehrung des allerheiligsten Altarsakraments durch die Engel. Die scheinperspektivische Kuppeldarstellung und das Thema verweist den Entwurf in die Flachkuppel des Chors.
Das Original befindet sich in der Albertina in Wien (Inventarnummer 2562, B 20,1 cm; H 24,1 cm).
 
Fultenbach1
Abt Michael Schiele von Fultenbach lässt um 1730 das Langhaus der Kirche Baiershofen neu erstellen. An der Flachdecke befindet sich die Darstellung der Glorie des hl. Leonhard. Das Gemälde und auch die «stucco finto» Bemalung der Flachdecke sind wenig meisterlich und stellen vielleicht eine Übermalung des 19. Jahrhunderts dar. Darauf weisen fehlende Attribute (Kette, Vieh) des barocken «Bauernherrgotts» hin, nur Abtsstab und Mitra werden von begleitenden Putten getragen. Auch von der im Himmel normalerweise herrschenden Dreieinigkeit ist nur Christus mit Kreuz übriggeblieben. Dessen Gestik und seine Blickrichtung weisen auf ein leeres Bildfeld, vielleicht auf einen verschwundenen Gottvater. Interessant ist das Gemälde allerdings aus zwei Gründen:
1. Es wird Dominikus Zimmermann zugeschrieben, im «Dehio» (2008) sogar mit Erstellungsjahr 1724 (also vor dem Neubau) als «bisher umfangreichster Deckenzyklus des bedeutenden Architekten und Stukkators».
2. Unten halten Putten und eine Engelsgestalt (?) den Plan des Klosters Fultenbach mit der Pfarrkirche Baiershofen im Vordergrund. Das Kloster ist falsch dargestellt und es fehlt der Glockenturm. Selbst den Kirchenbesuchern des 18. Jahrhunderts müsste dies aufgefallen sein, was ebenfalls auf eine Neufassung des 19. Jahrhunderts hindeutet. Sicher hätte aber Dominikus Zimmermann das Kloster richtig dargestellt.
 
Fultenbach2
Das Haus Gefällstrasse 21 ist ein Relikt der ehemaligen westlichen Klosterökonomie, aber durch Umbauten heute nicht mehr als Gebäude aus dem späten 17. Jahrhundert erkennbar.
Vergleiche Lageplan oben.
Bild: Reinhard Hauke in Wikipedia.
 
Fultenbach3
Noch schlimmer präsentiert sich heute das Haus Talstrasse 17. Seelenlose Einflügelfenster und viele Umbauten haben jede Erinnerung an einen Ökonomiebau der Barockzeit getilgt. Es ist das ehemalige Brauhaus mit noch vorhandenen grossen Kellern.
Vergleiche Lageplan oben.
Bild: Reinhard Hauke in Wikipedia.
 
Fultenbach4
Das Haus Talstrasse 4 liegt, getrennt durch die Strasse, gegenüber dem Klosterareal. Es ist das einzige ältere Haus Fultenbachs, welches (sieht man von seitlichen und rückwärtigen Neubauten ab) noch nicht den Modernisierungen zum Opfer gefallen ist. Es steht an der Stelle des 1698 erbauten Amtshauses.