Dominikus Zimmermann (1685–1766)

Wessobrunner Stuckateur und Baumeister

Herkunft, erste Arbeit in Fischingen
Dominikus[1] wird als drittes Kind des Elias Zimmermann und seiner Ehefrau Justina Rohrmoser am 1. Juli 1685 in Gaispoint geboren und in der Pfarrkirche beim Kloster Wessobrunn getauft. Sein fünf Jahre älterer Bruder ist der später berühmte Maler und Stuckateur Johann Baptist. Das Geburtshaus, die Stuckateurwerkstatt der Zimmermann, liegt in Gaispoint an der Strasse nach Weilheim.[2] Der Vater, «Gipsmeister» und Maurer, stirbt 1695 mit erst 39 Jahren. Die Witwe Justina heiratet 1696 den Stuckateur Christoph Schäffler aus Haid, der für die Ausbildung von Dominikus sorgt, über die aber nur Vermutungen angestellt werden können. Er geht in die Klosterschule, bis um 1702 wird er bei einem Stuckateur aus dem Wessobrunner Umkreis, vielleicht bei seinem Stiefvater, die Lehre machen. Aufgrund seiner ersten Arbeiten ist eine weitere Ausbildung bei Baumeister Johann Jakob Herkomer (1652–1717) in Füssen wahrscheinlich. Sein erstes gesichertes Werk ist in der Iddakapelle der Benediktinerabtei Fischingen im Thurgau zu finden. Hier verdingt Abt Franz Troger dem 23-jährigen Wessobrunner vier Stuckmarmoraltäre der neuen Iddakapelle, einem hochbarocken Zentralbau des Jesuitenbaumeisters Christian Hueber.[3] Die Altäre bilden eine vollkommene Einheit mit der Architektur und enthalten reiche und meisterhafte Scagliola-Bilder, eine Technik, die Dominikus Zimmermann bei Herkomer in Füssen verfeinert und später immer wieder anwendet.[4]

Lebensstationen: Füssen - Landsberg - Wies
Noch vor der Arbeit in Fischingen hat Dominikus Zimmermann 1708 die gleichaltrige Theresia Zöpf aus Gaispoint geheiratet und nimmt Wohnsitz in Füssen. Hier werden fünf Kinder getauft, drei erreichen das Erwachsenenalter. Johann Georg (1710–1753) wird als Pater Judas Thaddäus ins Kloster Schussenried eintreten. Anna Justina stirbt schon mit 20 Jahren. Franz Xaver Dominikus (1714–1786) wird wie der Vater Stuckateur. 1716 zieht Dominikus Zimmermann mit seiner Familie nach in Landsberg am Lech und erwirbt das Bürgerrecht. Von den hier getauften sechs Kindern erreichen nur zwei das Erwachsenenalter. Bekannt wird Maria Franziska (1716–1776) als Äbtissin der Reichsabtei Gutenzell, während Joseph Nikolaus kurz vor der Priesterweihe stirbt. In Landsberg ist Dominikus Zimmermann Mitglied des inneren Rates und wird später mehrfach als Bürgermeister gewählt. Er ist tiefgläubig und Mitglied mehrerer religiöser Bruderschaften. 1752 stirbt seine Ehefrau. Nach 1755 zieht er in sein bei der Wieskirche gebautes Haus. Von den Kindern leben  jetzt nur noch die Tochter Maria Franziska und der Sohn Franz Dominikus. 1757 verkauft er das Haus in Landsberg. Am 16. November 1766 stirbt er in der Wies, hochbetagt mit 81 Jahren.

Werke von 1709 bis 1716
Die Werke der Füssener Periode sind weiterhin Stuckmarmor- und Stuckaturarbeiten. Mit seinem Bruder Johann Baptist arbeitet er 1709–1713 in der Reichskartause Buxheim, wo sie in der Marienkapelle, der Sakristei, der Bibliothek, der Kirche und im Kapitelsaal stuckieren. Für den noch stark italienisch geprägten Stuck ist mehrheitlich Johann Baptist, für die Stuckmarmorarbeiten Dominikus zuständig. Johann Baptist erstellt hier auch die Deckenfresken. Seine Fresken in der Kirche zeigen das Können und die unbekümmerte Frische eines frühen Genies. Noch während den Arbeiten in Buxheim erstellt Dominikus Stuckmarmoraltäre in der Pfarrkirche St. Jakob von Biberbach und in der Stadtpfarrkirche von Wemding sowie in der bei Wemding gelegenen Pfarrkirche von Laub. 1715 sind es Hochaltäre in Birkland und Weissensee. Der prächtige Hochaltar in der Stiftskirche von Waldsee ist zwar nicht datiert, muss aber noch in dieser Periode entstanden sein.

Maria Medingen, Wörishofen, Siessen, Buxheim
1716 beginnt Dominikus Zimmermann mit dem ersten Bauvorhaben, bei dem er auch leitender Baumeister ist. Die Priorin Magdalena von Stain zum Rechtenstein des Dominikanerinnenklosters Maria Medingen[5] überträgt ihm die Fertigstellung eines vor dem Spanischen Erbfolgekrieg begonnen Klosterneubaus. Wie beim gleichzeitig begonnenen Neubau im Dominikanerinnenkloster Siessen wirkt im Hintergrund der Dominikanerpater Andreas Roth (1654–1735), der die Frauenklöster der 1709 neugegründeten süddeutschen Provinz «Saxonia» reformieren will und die dafür notwendigen baulichen Massnahmen fördert. Während aber in Siessen mit dem Vorarlberger Franz Beer I ein verlässlicher Bauunternehmer die Neubauten im Generalakkord übernimmt, wird in Maria Medingen mit Dominikus Zimmermann einem Altarbauer das Vertrauen geschenkt. Er erfüllt dieses Vertrauen. Die Kirche zeigt zwar noch die alte Grundform mit eingezogenem Chor, aber Stuck und Architekturdetails, wie der Chorturm und die Fenster des Klosters mit den Dreipassabschlüssen lassen kommende kühne Neuerungen ahnen. Schon vor der Einweihung der Kirche 1721 ist Dominikus Zimmermann gefragter Planer und Stuckateur weiterer Dominikanerbauten in Obermedlingen und Augsburg. Im neuen Kloster Siessen stuckiert er das Refektorium. Pater Andreas Roth, inzwischen Provinzial der «Saxonia», ruft die Brüder Zimmermann 1722 zur Stuckierung und Freskierung der neuen Dominikanerinnenkirche des Franz Beer I in Wörishofen. Durch diese Beziehung ergibt sich auch das wichtigste Werk der ersten zehn Jahre in Landsberg, der Neubau der Dominikanerinnen-Klosterkirche von Siessen bei Saulgau. Zimmermann übernimmt die Kirche im Generalakkord. Der Verding lautet auf 4000 Gulden und umfasst die Steinhauer-, Maurer- und Stuckateurarbeiten. Wieder zusammen mit seinem Bruder Johann Baptist entsteht 1725–1729 in Siessen ein grossartiger Régenceraum, die Freipfeilerhallen von Steinhausen und der Wies sind hier durch die Ablösung der inneren Tragstruktur von der Aussenwand bereits angedeutet.
Ein letztes Werk dieser Periode ist die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Buxheim, die er 1726–1728 baut und stuckiert. Sie ist vom einfachen Landkirchentypus und zeigt einen sehr zurückhaltenden Innenraum. Man vermisst hier die kongeniale Zusammenarbeit der beiden Brüder. Im Gegensatz zu der Einheit von Fresken und Stuck Siessen wirken die Fresken von Franz Georg Herman isoliert.

Neresheim und Landsberg
Noch während seiner ersten Bauten für die Dominikanerinnen kann Dominikus Zimmermann zwei erwähnenswerte und aussergewöhnliche Umbauten erstellen. Im Benediktinerkloster Neresheim stuckiert er, wieder zusammen mit seinem Bruder, 1719 den Festsaal. Singulär sind hier die grossen Wandreliefs der schwäbischen Kongregationsklöster in ihrem barocken Idealzustand, nebst ihrem künstlerischen Wert dank ihrer präzisen Darstellung auch ein wahre Fundgrube für Kunsthistoriker. Dass Zimmermann den Saal in den Dachraum durch Entfernen der Zugbalken erweitert, mag man heute, trotz einer kürzlich erfolgten aufwendigen statischen Sanierung, nicht nachtragen. Das Ingenieurwissen eines barocken Baumeisters wird ihm immer fehlen.
In Landsberg am Lech baut er 1719–1721 das erst 20 Jahre alte Rathaus um, stockt es auf und versieht die Fassade mit einer manieristischen vertikalbetonten Giebel- und Stuckarchitektur. Das Rathaus zeigt Bürgermacht und Bürgerstolz in überraschender Zeichensprache.

Steinhausen
Die Wallfahrts- und Dorfkirche von Steinhausen ragt wie ein mittelalterliches Münster über der Dachlandschaft des Dorfes und beherrscht zeichenhaft die Landschaft. Sie ist das erste grosse Meisterwerk des Dominikus Zimmermann. Auftraggeber ist der Schussenriedener Prämonstratenserabt Didakus Ströbele. 1727 bringt ihm der Baumeister, von Siessen kommend, ein «feines Rissel». Es ist der Entwurf zu einem der wichtigsten Gesamtkunstwerke des Barock, den Dominikus und Johann Baptist Zimmermann bis 1732 gemeinsam realisieren. Der ovale Grundriss mit Freipfeilern ist zwar keine neue Erfindung, Zimmermann hat den Plan des ovalen Freipfeiler-Kirchenraums von Br. Caspar Moosbrugger in Schussenried gesehen und den Baumeister in Fischingen auch kennengelernt, adaptiert die Idee und baut eine ovale Freipfeilerhalle, die mit ihrer Höhe und Lichtfülle nur im süddeutschen Barock möglich ist und in dieser Art in Steinhausen auch das erste Mal verwirklicht wird. Der Innenraum stellt in seiner Art von These und Antithese, vom Hinterfragen jeder Aussage, die vom jesuitisch geschulten Abt Didakus gefördert wird, auch einen vorweggenommen Rokokoraum dar, obwohl das Motiv der Rocaille noch fehlt und die Einzelformen noch dem symmetrischen Régence verpflichtet sind. Unglücklich ist der finanzielle Verlauf des Bauvorhabens. Der Abt vergibt den Rohbau nicht im Generalakkord und die Schätzungen des Baumeisters sind viel zu nieder. Von ursprünglich veranschlagten 9000 Gulden steigen die Baukosten bis 1733 auf über 43 000 Gulden. Nicht deswegen wird Abt Didakus abgesetzt und verbannt, sondern wegen zu wenig Einsatz beim Durchführen unsinniger disziplinarischer Vorschriften des Generalkapitels seines Ordens. Die reiche Abtei Schussenried verkraftet die Mehrkosten problemlos.

Werke zwischen Steinhausen und der Wieskirche
1736–1741 errichtet Dominikus Zimmermann nochmals einen grossen Kirchenbau in Günzburg. Beim Neubau der dortigen Frauenkirche verzichtet er auf Freipfeiler. In Steinhausen hat das Gewölbe, von dem auch sein Palier Michael Köpf[6] überfordert ist, sofort nach Fertigstellung Probleme bereitet, die bis in die neueste Zeit anhalten und klar auf die mangelnde baustatische Erfahrung des Meisters hinweisen. In Günzburg versucht er es deshalb mit einer Holzkonstruktion. Sie und auch der lange Chor können als Vorstufen zur Wieskirche betrachtet werden. Durch die fehlende Mitwirkung seines Bruders ist der Innenraum noch klar dem Spätbarock verhaftet. Die These und Antithese fehlt, der gemalte Himmel bleibt klar oben in den Deckengemälden und die irdische Architektur bleibt unten.
Nach 1733 wird er für Stuck- und Stuckmarmorarbeiten am neuen Barockbau des Klosters St. Blasien beigezogen. Der Klosterbrand von 1768 zerstört diese Arbeiten.
1738 baut er mit seinem Sohn Franz Dominikus die Annakapelle im Kreuzganghof der Reichskartause Buxheim. Im aussen einfach wirkenden Bauwerk inszenieren sie einen Innenraum in der Wirkung eins vollräumigen Altares. Sie verwenden zum ersten Mal die Rocaille. Der kleine Innenraum gilt als Kabinettstück des kirchlichen Rokokos.
Die anschliessend 1739–1742 von ihm erbaute Schloss- und Wallfahrtskirche in Pöring, ein kleines Langhaus mit einem Dreikonchenchor, wird gegenüber allen seinen vorherigen Bauten ein klarer architektonischer Rückschritt und ist zudem dürftig stuckiert.
1741–1754 kann Dominikus Zimmermann in eine Häuserzeile von Landsberg am Lech die Johanneskirche bauen. Ihr Innenraum ist wieder, wie die Annakapelle in Buxheim, als vollräumige Plastik mit einem mehrschichtig aufgebauten Altarwerk gestaltet. Hier zeigt Zimmermann, dass Pöring ein Einzelfall bleibt.
Noch während der ersten Arbeiten für die Wieskirche, für die er schon 1743 einen Plan abliefert, beginnt er 1745 mit der Pfarrkirche St. Georg in Ingenried. Die Kirche wird 1878 von allen barocken Elementen befreit und muss deshalb unter die zerstörten Bauten des Meisters eingereiht werden.

Die Wieskirche, 1745–1757
Die Wallfahrtskirche «Zum gegeisselten Heiland» auf der Wies bei Steingaden ist das reife Hauptwerk von Dominikus und Johann Baptist Zimmermann. Bauherr ist die Prämonstratenserabtei Steingaden. In Weiterentwicklung der knapp zwei Jahrzehnte älteren Steinhausener Kirche vollzieht die Stuckdekoration der Wieskirche endgültig den Übergang zur ausschliesslichen Verwendung der Rocaille. Das plastische Ornament setzt sich in seiner zarten Farbigkeit gegen das strahlende Weiss der architektonischen Elemente ab. An einen Ovalraum ähnlich Steinhausen, nun mit Doppelsäulen, wird ein langer Chor mit Umgang angefügt. Der Chor ist in der Innengestaltung der Gipfelpunkt dessen, was an Auflösung der Architektur technisch und gestalterisch möglich ist. Hier führt Dominikus Zimmermann hängende Bogenverbindungen ein. Solche Formen kann nur ein Architekt finden, der sich gewohnt ist, Architektur zu formen wie Stuck. Die Wies wird mit heute jährlich einer Million «Wallfahrer» zum bleibenden Denkmal des Dominikus Zimmermann. Diese erfahren nichts über den waghalsigen Baubeginn ohne die notwendigen Finanzierungsgrundlagen und ohne Kostenvoranschlag, die enormen Bauschwierigkeiten und die Kostenüberschreitungen auf unglaubliche 180 000 Gulden, welche die Abtei Steingaden in den Ruin treiben. Abt Marianus Mayer resigniert deswegen nach verzweifelten Sanierungsbemühungen 1772.

Lebensabend
Als die Wieskirche 1754 eingeweiht wird, ist Dominikus Zimmermann 69 Jahre alt. Seit 1755 wohnt er im kurz vorher erbauten eigenen Wohnhaus westlich unterhalb der Wieskirche. Er ist seit Steinhausen weithin berühmt. In Ottobeuren notiert 1732 Abt Rupert Ness «H. Dominicus Zimmermann Architectus Landtsperg hat 2 Kirchenriss proejectiert, welche mir wohlgefallen, wunderbar der eine mit dem Ovalgewölb». Trotzdem zieht der den Landsberger Architekten nicht bei, denn er hat von den bautechnischen Problemen und den Kostenüberschreitungen in Steinhausen erfahren. Für den Neubau des Klosters Schussenried liefert Zimmermann 1748 den Plan und ein detailliertes Holzmodell. Den Auftrag erhält aber Jakob Emele, obwohl sein Sohn Konventuale in Schussenried ist und sich für ihn einsetzt. Ähnlich reagiert die Äbtissin von Gutenzell, bei der die Tochter Zimmermanns sogar Priorin ist. Sie vergibt 1755 trotz vorliegender Planung und trotz Vorsprechen des Dominikus Zimmermann beim Vaterabt in Kaisheim den Ausführungsauftrag für die Klosterumgestaltung anderweitig. Dies zeigt, dass die Schwächen des genialen Schöpfers der Wies kein Geheimnis sind und es viel Mut oder ökonomischen Unverstand braucht, um ihn zu beauftragen. So kann Dominikus Zimmermann nebst einigen Planungen 1755–1757 nur noch den Pfarrhof und den Umbau der Kirche im östlich von Landsberg gelegenen Eresing ausführen. Die Ausführung überträgt er seinem Palier Nikolaus Schütz. Er selbst ist aber während 21 Wochen für die Bauleitung dauernd anwesend und stuckiert während 81 Tagen selbst. Dass er dabei auch als 70-jähriger noch immer mit dem Pferd reist, ist verbürgt. Er ist seit seiner Jugend immer mit dem Pferd unterwegs. Sein Bruder hat ihn, so wird angenommen, in Steinhausen im Hauptfresko als Pferdeführer verewigt. Er ist damals 46-jährig. Ein Votivbild, selbst in naiver Manier gemalt, zeigt ihn ihm Alter von 72 Jahren, kniend vor dem gegeisselten Heiland der Wies. Beide Bilder vermögen das Bild eines zielgerichteten Menschen zu vermitteln. Mit 46 ist es der blonde lebensfreudige Erfolgsmensch mit Schärpe und Seidenrock, mit 72 der ergraute vornehme Gläubige im Gehrock, mit Dreispitz und Kavaliersstock. Als Mitglied der Bruderschaft zum gegeisselten Heiland lebt er so noch neun Jahre zurückgezogen in der Wies.

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Schnell, Hugo und Schedler, Uta: Lexikon der Wessobrunner, München-Zürich 1988.
Brinkmöller-Gandlau, Harriet: Zimmermann, Dominikus, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 2004.
Lampl, Sixtus: Dominikus Zimmermann, München 1987.

Anmerkungen:

[1] Er selbst unterschreibt immer mit Dominicus und wird in dieser lateinischen Namensform auch in den Rechnungen aufgeführt. Er wird  in der Kunstgeschichte als Dominikus und nicht, wie dies logisch wäre, als Dominik verdeutscht.

[2] Seit 1852 gilt der Klostername Wessobrunn auch für Gaispoint. Das (nicht originale) Geburtshaus liegt an der heutigen Zimmermannstrasse 4.

[3] Im Trupp ist ein weiterer Wessobrunner, Joseph Resch, als Stuckateur tätig. Er heiratet 1708 in Fischingen eine Einheimische. Schon Anfang 1709 nimmt er Wohnsitz im schwäbischen Lautlingen und arbeitet dort mit dem gleichzeitig in Meersburg tätigen Architekten Johann Christoph Gessinger zusammen. Der Stuck wird Joseph Resch zugeschrieben, vor allem da Zimmermann erst 1708 mit seinen Arbeiten beginnt. Unklar ist noch immer, welche Referenzen den Urner Abt Franz Troger zum Engagement von Zimmermann bewegen. Die Beziehungen fliessen am ehesten über Einsiedeln.

[4] Scagliola: Einlegearbeit dünner gefärbter Stuckmarmorteile mit gemalten Medaillons, Landschaften, Monogrammen, Vögeln und Pflanzen in oder auf feuchtem, meist schwarzem Grund. Dominik Zimmermann wird aus Kempten, wo er mit Herkomer 1705–1707 tätig ist, die 1670–1676 von der «Frau Stuckhatorin» Barbara Hackl aus Kempten erstellten Scagliola-Füllungen der Chorgestühlrückwände in der Stiftskirche kennen und durch sie angeregt worden sein.

[5] Maria Medingen bei Mödingen, nördlich Dillingen.

[6] Michael Köpf aus Wessobrunn verunglückt 1737 bei einem Sturz vom Gerüst der Frauenkirche in Günzburg tödlich.

Gesicherte und noch vorhandene Werke von Dominikus Zimmermann

Jahr Ort Ausgeführtes und gesichertes Werk
1708–1709 Fischingen, Benediktinerabtei, Iddakapelle. Stuckmarmoraltäre.
1709–1713 Buxheim, Reichskartause. Stuck und Stuckmarmoraltäre in Marienkapelle, Sakristei, Bibliothek, Klosterkirche. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1712 Füssen, Benediktinerabtei, Konventbau. Stuckmarmorkamin im Zimmer des Abtes.
1712–1714 Biberbach, Pfarrkirche St. Jakob. Stuckmarmoraltäre.
1713 Füssen, Benediktinerabtei, Konventbau. Stuckmarmoraltar im Kapitelsaal, heute in Evangelischer Pfarrkirche Volkratshofen.
1713 Wemding, Stadtpfarrkirche St. Emmeram. Stuckmarmoraltäre.
1715 Birkland, Pfarrkirche St. Anna. Stuckmarmor-Hochaltar.
1715 Weissensee, Pfarrkirche St. Walburga. Stuckmarmor-Hochaltar.
1716–1725 Maria Medingen,[1] Dominikanerinnenkloster. Neubau. Architektur und Stuck. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1718 (vor) Waldsee, Augustiner-Chorherrenstift. Stuckmarmor-Hochaltar in der Stiftskirche.
1718–1720 Landsberg am Lech, Rathaus. Aufstockung und Fassadenstuck.
1719 Neresheim, Benediktinerabtei, Festsaal. Umbau und Stuckierung.
1719 Rückholz, Pfarrkirche St. Georg. Stuckmarmor-Hochaltar.
1719 Ochsenhausen, Benediktinerabtei, Stiftskirche Stuckmarmoraltar in der Antoniuskapelle
1720 Füssen, Krippkirche St. Nikolaus. Stuckmarmor-Hochaltar.
1720–1722 Siessen, Dominikanerinnenkloster. Stuck und Stuckmarmorarbeiten.
1721 Landsberg am Lech, Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt. Rosenkranzaltar in Stuckmarmor.
1721–1722 Würzburg, Kollegiats-Stiftskirche Neumünster. Stuckmarmoraltäre. Hochaltar wird 1778 ersetzt. Die Seitenaltäre werden 1945 zerstört.
1722–1723 Wörishofen, Dominikanerinnenkloster. Stuckierungen in Kloster und Klosterkirche. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1724 Baiershofen, Pfarrkirche St. Leonhard. Kreuzwegstationen. Das Deckenfresko im 1730 erbauten Langhaus wird ebenfalls Zimmermann für 1724 zugesprochen!!
1724–1725 Schwäbisch-Gmünd, Dominikanerkloster. Neubau und Stuckierung der Konventgebäude.
1725–1729 Siessen, Dominikanerinnenkloster. Klosterkirche St. Markus. Neubau, Architektur und Stuck. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1726 Edelstetten, Kanonissinnenstiftskirche. Scagliola-Grabplatte.
1726–1728 Buxheim, Pfarrkirche St. Peter und Paul. Neubau und Stuckierung.
1727–1732 Sölb bei Raisting, Filialkirche St. Margareta. Scagliola-Antipendien. Heute im Bayrischen Nationalmuseum und im Museum Weilheim.
1727–1733 Steinhausen, Wallfahrtskirche. Neubau, Architektur und Stuck. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1730 (um) Landsberg am Lech, Ursulinenklosterkirche. Fresken im Langhaus. Heute Geschäftsräume.
1736–1741 Günzburg, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Neubau und Stuckierung.
1738 Buxheim, Reichskartause. Annakapelle. Neubau und Stuck und Ausstattung.
1739–1742 Pöring, Schloss- und Wallfahrtskirche. Neubau, Stuck und Fresken.
1741–1754 Landsberg am Lech, Johanniskirche. Neubau, Stuck und Altar.
1745–1747 Wies, Wallfahrtspriesterhaus Neubau. Stuck mit Nikolaus Schütz.
1745–1754 Wies, Wallfahrtskirche «Zum Gegeisselten Heiland». Neubau, Architektur und Stuck. Mit Johann Baptist Zimmermann.
1748 Schongau, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Stuckierung Chor.
1754 Wies, Wohnhaus Dominikus Zimmermann. Neubau.
1755–1757 Eresing, Pfarrhof und Pfarrkirche St. Ulrich. Neubau, Architektur und Stuck, mit Nikolaus Schütz.

Zuschreibungen:

Jahr Ort Zugeschriebenes Werk
1705 (um) Niederschönenfeld, Zisterzienserinnenabtei. Bernhards- und Reliquienaltar.

1705 (um)

Kempten, Benediktinerabtei, Stiftskirche St. Lorenz, östliches Kapellenpaar. Benediktus- und Schutzengelaltar. Entwurf durch Johann Jakob Herkommer.

1707 (um)

Aitrang, Wallfahrtskirche St. Alban. Stuckmarmor-Hochaltar.

1713 (um)

Laub bei Wemding, Kirche St. Margaretha. Stuckmarmor-Hochaltar.

1718

Mönchsdeggingen, Benediktinerabtei. Stuck in zwei Konventräumen.

1720

Obermedlingen, Dominikanerklosterkirche. Stuck, heute nur fragmentarisch erhalten. Stuck in Sakristei durch Johann Baptist Zimmermann.

1746

Prem bei Steingaden, Kirche St. Michael Stuckmarmor-Hochaltar.

[1] Auch unter Kloster-Mödingen und Maria Mödingen in den Kunstführern.

 

  Dominikus Zimmermann (1685–1766)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum (Taufe) Geburtsort     Land  
  1. Juli 1685 Gaispoint Wessobrunn     Bayern D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Kurfürstentum Bayern     Augsburg  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  16. November 1766 Wies bei Steingaden     Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Kurfürstentum Bayern     Augsburg  
  Kurzbiografie        
  Dominikus Zimmermann kommt aus dem Stuckateurhandwerk. Er ist grossartiger Altarbauer. Als Architekt und Stuckateur bezeichnet er sich in der Wallfahrtskirche Steinhausen, als Baumeister in der Wies. In die Baukunst wird er bei Johann Jakob Herkomer in Füssen eingeführt. Seine Innenräume sind immer eine Synthese von freiplastischer Gestaltung und Architektur. Er formt Architektur wie Stuck. Im Chor seines letzten und grössten Werkes, der Wieskirche, treibt er die Auflösung der Tektonik gestalterisch und technisch auf die Spitze. Die Rocaille wird hier alles bestimmendes Motiv. Zimmermann ist der der genialste Stuckateur-Architekt des Rokoko unter den Wessobrunnern.     Zimmermann1727  
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Der Grundriss der Wallfahrtskirche von Steinhausen, den Dominikus Zimmermann 1727 dem Abt von Schussenried präsentiert und den dieser als «feines Rissel» lobt, lässt noch nichts von der überwältigenden Höhe und Lichtfülle des Bauwerkes ahnen, das im Innenraum das Rokoko schon vorwegnimmt.
Das Original und der entsprechende Schnitt befinden sich in der Zentralbibliothek von Luzern.