Magnus Schmid, Freiherr von Wellenstein (1640–1723)

Abt OSB in Fultenbach 1700–1723

Als Sohn des Hochfürstlich-Augsburgischen Rats und Pflegers Hannibal Schmid Freiherr von Wellenstein und der Juliana Grenzing wird er am 17. Januar 1640 in Füssen geboren und unter dem Namen Magnus Hector getauft.[1]
Er studiert in Salzburg und Dillingen.[2] 1659 legt er in der Benediktinerabtei St. Mang in Füssen Profess ab. 1664 feiert er hier Primiz, nachdem wegen seines Alters von erst 24 Jahren eine römische Ausnahmebewilligung vorliegt. 1668–1678 ist er Gross-Kellerer, wie der Stiftsökonom genannt wird. Er ist auch als Novizenmeister, Subprior und Prior in Füssen tätig. In diesen Jahren finden in St. Mang schon erste Planungen für einen Kloster- und Kirchenneubau statt. Sie werden aber erst unter seinem Nachfolger als Prior und späteren Abt Gerhard verwirklicht. 1688 wird Pater Magnus als Prior nach Fultenbach entsandt. Die Abtei im «Rauhen Forst» südlich von Dillingen ist ein Sorgenkind der 1685 gegründeten Niederschwäbischen Benediktinerkongregation. Vom Hochstift Augsburg wenig geschont, kann sich das einkommensschwache Kloster nach dem Dreissigjährigen Krieg nicht mehr erholen. Es fehlt an interner Ordensdisziplin und der dortige Abt Bonifatius Daniel will nicht nur den Konvent, sondern auch die Gebäude vergrössern. Die Aufgabe in Fultenbach ist für den neuen Prior nicht leicht, zumal der abgesetzte Vorgänger noch immer im Kloster lebt. Nach sechs Jahren, in denen auch rege Bautätigkeit herrscht, wird er 1693 durch P. Christoph Vogt aus Ottobeuren abgelöst. Schon 1695 ist Pater Magnus für weitere drei Jahre wieder als Prior in Fultenbach, wo noch der letzte Flügel des Klosterneubaus begonnen wird. 1697 wird er nach Füssen zurückgerufen. Hier ist inzwischen sein Nachfolger im Amt des Priors zum Abt gewählt worden und setzt ebenfalls Vorbereitungen für den Klosterneubau fort.[3] So kommt es, dass Pater Magnus fast dauernd auch mit Bauten und ihren Baumeistern Kontakt hat. In Fultenbach ist der Baumeister Valerian Brunner, in Füssen Johann Jakob Herkomer.
Am 25. Mai 1700 wird P. Magnus von der Benediktinerkongregation zum Abt von Fultenbach postuliert und am 6. September in St. Mang geweiht. In Fultenbach muss er zuerst die Schulden aus der Neubautätigkeit seines Vorgängers abbauen.[4] Er führt die kleine Klostergemeinschaft vorbildlich.[5] 1716 legt er den Grundstein zur neuen Stiftskirche St. Michael. Ihre Baumeister Johann Jakob Herkomer und Johann Georg Fischer kennt er aus Füssen, wo sie für das Kloster St. Mang tätig sind.[6] Die Kirche wird ein Barockjuwel. Die Fertigstellung erlebt der Bauabt aber nicht mehr. Er stirbt mit 83 Jahren am 6. September 1723.
Das Frontispiz der Druckschrift zum goldenen Priesterjubiläum und dem 74. Geburtstag ist mit seinem Porträt versehen. Der Schabkunstdruck eines guten Augsburger Künstlers zeigt im Ovalrahmen Abt Magnus als Schulterstück in Frontalansicht. Eindrücklich und mit leichtem Lächeln blickt der Abt zum Betrachter. Es ist das Gesicht einer intelligenten Persönlichkeit, nur wenig vom Alter gezeichnet und noch immer voller Energie.
Auf einer weiteren Seite ist auch sein Wappenschild zu sehen. Er ist quadriert. Die Felder 1 und 4 sind gespalten, rechts in Gold ein halber schwarzer Adler, links auf grünem Dreiberg eine rote Spitze. Die Felder 2 und 3 enthalten in Blau einen stehenden Schwan. Das bekrönte Herzschild ist von Rot zu Silber sechsfach im Bogenschnitt geständert. Die reiche Helmzier täuscht etwas darüber weg, dass die Familie Schmid von Wellenstein dem niederen Adel angehört.[7]  Auf dem Grabstein des Abtes[8] ist jedenfalls keine Schildquadrierung, sondern nur das ursprüngliche geständerte Familienwappen des Herzschildes zu sehen.

Pius Bieri 2014

Benutzte Literatur:
Hafner, Augustin: Geschichte des Klosters Fultenbach, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. Dillingen 1914/15.

Anmerkungen:
[1] Das Geburtsjahr ist bei Hafner falsch mit 1641 angegeben, denn am 14. Januar 1714 feiert Abt Magnus seinen 74sten Geburtstag und gleichzeitig seine goldene Primiz (Druckschrift 1714 mit diesen Angaben).
Die Schmid von Wellenstein sind ein Bregenzer Geschlecht, das 1601 in den Freiherrenstand aufgenommen wird. Epitaphien für die Eltern befinden sich in der St.-Anna-Kapelle im Kloster Sankt Mang in Füssen. Die Mutter stirbt 1665, der Vater 1678.

[2] Reihenfolge nach Angaben Hafner. Magnus Hector soll Dillingen gemäss Hafner erst nach der Profess als Student der Theologie besuchen. Diese Angaben stammen offensichtlich aus der Leichenpredigt 1723. Im Matrikelbuch der Universität Dillingen ist unter den Professen aus St. Mang allerdings kein Schmid von Wellenstein eingetragen.
Hingegen sind folgende Familienmitglieder im Zeitraum 1650–1680 erwähnt:
1650: Nob. Franciscus Hannibal Schmid a Wellenstein (fil. d. Hannibalis praefecti in Fiessen ad mai. synt.); 1650: Nob. Magnus Hector Schmid a Wellenstein (superioris frater germanus ad rud.);
1651: Gall Heinrich Schmid de Wellenstein (ann. 14 adm. ad gram.n.);
1652: Thomas Longinus Schmid a Wellenstein (ann. 14 adm. ad log.);
1679: Praen. Johann Hannibal Joachim Schmidt a Wellenstain (ann. 13 poeta);
1679: Praen. Joseph Benedikt Roman Schmidt a Wellenstain (ann. 11 rud.);
Damit wäre Magnus Hector also mit nicht ganz elf Jahren in Dillingen, zusammen mit seinem älteren Bruder, am Gymnasium in Dillingen. Die jüngsten eingetragenen Gymnasiumschüler dieser Periode haben neun Jahre, sodass der Eintrag plausibel erscheint.

[3] Abt Gerhard I. Oberleitner (1659–1714) beginnt 1701 mit dem grossen Klosterneubau und Kirchenumbau.

[4] Sie betragen trotz der grossen Bauaufwendungen von rund 25 000 Gulden, dank einer guten Mittelbeschaffung des Vorgängerabtes, noch 11 000 Gulden.

[5] Sie besteht bei 1723 aus acht Konventualen.

[6] Johann Jakob Herkomer (1652–1717) aus Seeg bei Füssen und Johann Georg Fischer (1673–1747) aus Oberdorf.

[7] So wird deswegen der ältere Bruder Franz Hannibal, der 1650 mit Magnus in Dillingen eintritt, trotz persönlicher Empfehlung von Kaiser Ferdinand III. 1654 nicht im Stift Kempten aufgenommen. Begründung: mangelnde Stiftsmässigkeit der Familie und Widerstand der Reichsritterschaft gegen die Aufnahme. Dies sagt wenig über seinen Bruder, aber viel über die Arroganz der adeligen Benediktiner von Kempten aus. Mehr zu diesem Adelsprivileg in der Biografie des Fürstabtes Roman Bernhard Christoph Giel von Gielsberg (reg. 1639–1673), der die Abschaffung des Privilegs nicht durchsetzen kann.

[8] Heute in Ellerbach.

 

Porträt des Abtes Magnus Schmid von Wellenstein aus dem Frontispiz der Druckschrift zum goldenen Priesterjubiläum und dem 74. Geburtstag. Der Schabkunstdruck eines guten Augsburger Künstlers zeigt im Ovalrahmen den Abt als Schulterstück in Frontalansicht. Eindrücklich und mit leichtem Lächeln blickt der Abt zum Betrachter. Es ist das Gesicht einer intelligenten Persönlichkeit, nur wenig vom Alter gezeichnet und noch immer voller Energie.
  Abt OSB Magnus Schmid, Freiherr von Wellenstein (1640–1723)  
  Biografische Daten         Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  17. Januar 1640 Füssen im Allgäu, Bayern D   Hochstift Augsburg  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Fultenbach   1700–1723  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  6. September 1723 Fultenbach, Bayern D   Hochstift Augsburg  
  Kurzbiografie              
 

Magnus Schmid von Wellenstein ist ursprünglich Konventuale der Benediktinerabtei St. Mang in Füssen. 1700 wird er postulierter Abt von Fultenbach. Für die kleine und wenig begüterte Abtei im Einflussbereich des Hochstifts Augsburg ist Abt Magnus der erste wirklich fähige Vorsteher. Schon vor seiner Wahl zum Abt ist er während neun Jahren als Prior in Fultenbach für Reformen zuständig. In dieser Zeit baut der Vorarlberger Valerian Brenner die Konventgebäude. Als Abt Magnus nach getätigtem Schuldenabbau mit dem Neubau der Klosterkirche beginnt, zieht er den ihm aus Füssen bekannten Johann Jakob Herkomer als Baumeister bei. Fultenbach wird das letzte und vielbewunderte Werk des berühmten Universalkünstlers.

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