Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Christoph Vogt (1648–1725) Dietenheim (Iller) ok   Architekt 1696   1710
Franz Beer I (1659–1722) Au Vorarlberg ok   Baumeister-Architekt 1696   1701
Benedikt Vogel (1648–1713) Oettingen     Stuckateur 1701   1704
Ehrgott Bernhard Bendel (1668–1738) Pfarrkirchen     Bildhauer und Stuckateur 1704   1730
Johann Rieger (1655–1730) Dinkelscherben     Maler, Akademiedirektor 1704   1704
Johann Georg Bergmüller (1688-1762) Türkheim     Maler, Akademiedirektor 1740   1740

Holzen

Ehemalige Benediktinerinnenabtei und Kirche St. Johannes Baptist

Im Tal der Schmutter
Holzen liegt drei Wegstunden südlich von Donauwörth. Ein einheimischer Adeliger stiftet Mitte des 12. Jahrhunderts am Neuwasser, einem Nebenarm der Schmutter, ein Doppelkloster. Das linksufrige Männerkloster, ein kleine Propstei, wird 1470 aufgelöst. Der rechtsufrige Frauenkonvent besteht aus mehrheitlich adeligen Töchtern unter der Leitung einer Meisterin. Er zeigt die zu dieser Zeit üblichen Verfallserscheinungen. Eine Neubelebung durch den Abt von St. Ulrich und Afra zu Augsburg hat Erfolg. Er setzt in Holzen 1470 eine neue Meisterin und vier Nonnen aus dem Augsburger Benediktinerinnenkloster St. Nikolaus ein. Die Frauen dieses Klosters und diejenigen von Bergen bei Neuburg ziehen nach der Auflösung ihrer Konvente während der Reformation nach Holzen, das durch Schenkungen auch materiell gestärkt wird. Die Zusammensetzung des Konvents ist jetzt mehrheitlich bürgerlich. Erwerbungen von Hofmarken und ein Neubau der Klosteranlage 1558–1561 zeugen von Wohlstand, der durch vermehrte Aufnahmen von Töchtern aus dem Augsburger Patriziat gefördert wird. 1606 wird Holzen Abtei. Adelige sind jetzt wieder in der Mehrheit und stellen auch alle Äbtissinnen. Eine Zeichnung von Gabriel Bucelin zeigt die Abtei Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein zweigeschossiges Konventgeviert mit vorgestellter Kirche liegt in einer weiten Hofanlage mit Ökonomiegebäuden und zwei weiteren Kapellen. Der Konvent setzt sich jetzt aus 23 adeligen Chorfrauen, 6 Konversinnen und 13 Laienschwestern zusammen. Sie begeben sich während des Dreissigjährigen Krieges nach Augsburg und kehren erst nach Friedensschluss in die notdürftig wiederhergestellten Gebäude zurück.[1] Mit einer gezielten Erwerbspolitik und ausgestattet mit genügend Vermögen können sie die Herrschaft um mehrere Ortschaften vergrössern. Noch 1688 wird das Reichsrittergut Allmannshofen für 38 000 Gulden erworben.

Der Karlsberg
Südlich und westlich des Klostergeländes am Neuwasser steigt das Gelände steil an und geht zu einem 20 Meter höher gelegenen Hochplateau über. Hier lässt die erste Äbtissin, Anna von Rehlingen, 1612–1614 eine Kapelle zu Ehren des hl. Karl Borromäus bauen. Die Anhöhe wird jetzt Karlsberg genannt. 1619 lässt die gleiche Äbtissin ein Loretokapelle bauen. Die Bauwerke sind Stiftungen von Familien adeliger Chorfrauen. Als Baumeister wird Hans Alberthal genannt. Mit dem Neubau des Klosters auf dem Karlsberg werden beide Kapellen ersetzt.

Das neue Kloster auf dem Karlsberg
1677 wird Maria Hildegard Catharina von Haslang zu Hohenkammer Äbtissin des Klosters. Die 34-Jährige setzt vorerst die von ihrer Vorgängerin begonnene kluge Erwerbspolitik fort. Der Erwerb von Allmannshofen kollidiert aber mit ihrer klaren Absicht, auch das Kloster neu zu bauen. Ernsthaft mit der Planung befasst sie sich 1694, nach ihrer Rückkehr von einer erfolgreichen «Bettelreise», welche ihr 8173 Gulden einbringt, davon 1000 Gulden allein vom Kaiser. In diesem Jahr trifft P. Christoph Vogt, «Architectus praeclarus», als Beichtiger aus der Abtei Ottobeuren in Holzen ein. Er wird der Äbtissin empfohlen, «da er sich auf das Bauen über alle Masse verstehe». Für die Planung kommt auch Br. Ulrich Beer[2] nach Holzen, er zieht nach drei Wochen wieder weg. Noch wird für den alten Standort am Neuwasser geplant. Aber schon Ende 1695 wird der neue Standort auf dem Plateau des Karlsberges einbezogen. P. Christoph Vogt geht Anfang 1696 mit den Baurissen nach Augsburg, um den Bischof vom Standort zu überzeugen. Zum gleichen Zeitpunkt wird mit Baumeister Franz Beer ein Akkordvertrag geschlossen. Der Akkord vom 29. Februar 1696 lautet auf 9750 Gulden und ist noch auf den Bauplatz im Tal bezogen. Denn erst im März gibt der Bischof nach einem Gutachten des Vorarlberger Baumeisters Valerian Brenner die Erlaubnis zum Bau auf dem Karlsberg. Es scheint, dass der dem Akkord zugrunde gelegte «gemachte Grundriss» für den Standort auf dem Plateau nicht geändert wird, denn am 5. Mai 1696 ist Grundsteinlegung, ohne dass ein neuer Akkord geschlossen wird.

Franz Beer und P. Christoph Vogt
Ganz selbstverständlich geht noch die neueste Geschichtsschreibung[3] davon aus, dass der Akkordvertrag mit dem später berühmten Baumeister Franz Beer II von Bleichten geschlossen ist und er auch der Planer der Klosteranlage von Holzen ist. Einziges Indiz ist die Anwesenheit seines älteren Bruders während der Planungsphase. Franz Beer II arbeitet zu dieser Zeit in der Nachfolge Michael Thumbs in Obermarchtal, Zwiefalten und bis 1697 in Beuron, wo er zugunsten des Grossauftrages Salem sogar die Bauleute abzieht. Ihm werden Bauwerke zugeschrieben, die auch sein Namensvetter Franz Beer I ausgeführt haben könnte. Siegelvergleiche zeigen, dass die beiden Franz Beer während längeren Perioden unterschiedliche Vertragssiegel haben.[4] Das Siegel auf dem Akkord von Holzen ist allerdings nicht das Siegel von Franz Beer II, wie er es in Salem und Münsterlingen benutzt. Es ist von Franz Beer I. Als er den Akkord abschliesst, sind die Pläne von P. Christoph Vogt gezeichnet. In sie sind, im Wissen um die im Barock übliche Kollektivplanung,  sicher Ideen von Ulrich Beer oder Valerian Brenner[5] eingeflossen. Baumeister Beer beginnt den Bau mit diesen Rissen, der als «gemachter Plan» die Grundlage des Akkordes ist. Wie ein heutiger Architekt hat dann der Pater aus Ottobeuren auch die Bauleitung inne. Alle zeitgenössischen Zeugnisse loben P. Christoph Vogt als Architekten von Holzen. Kein Zeitgenosse erwähnt Franz Beer im Zusammenhang mit Holzen, obwohl Änderungen unter seinem Einfluss denkbar sind. Darauf weist ein zweiter Akkord von 1697 mit der Erwähnung der Flügelverlängerung im Westen.

Planung und Vorarlberger Einflüsse
Der Konzeptplan von Holzen, eine symmetrische Vierflügelanlage mit angehängter Kirche, ist 1628 in der Architectura Civilis von Joseph Furttenbach als «Grundriss des vorgedachten Frawen Klosters» im Kupferblatt 37 dargestellt. Schon die vorhandene Klosteranlage des 16. Jahrhunderts zeigt, wenn auch recht unsymmetrisch und zufällig, dieses Konzept. Die Akzeptanz ist deshalb vorhanden und eine Umsetzung des Konzeptes in barocker Art gemäss Furttenbach verlockend. Der Bauplatz auf dem Plateau ist bei solcher Symmetrie eindeutig interessanter und P. Christoph Vogt für die Verlegung alle Hebel in Bewegung. Für die Verlegung werden dann Einsparungen in der Fundation als ausschlaggebendes Argument aufgeführt. Dies  wird dem in These und Antithese geschulten Pater aus Ottobeuren und dem Gutachter Valerian Brenner noch heute von Historikern abgenommen.
Vorarlberger Einflüsse sind beim ausgeführten Projekt ablesbar. Beim Konventbau sind dies die beiden herausgreifenden Flügel der Westfront. Franz Beer I wird seinen letzten Bau in Wörishofen nochmals so gestalten. Die Wandpfeiler-Emporenkirche, aus den Jesuitenkirchen von Ellwangen und Solothurn abgeleitet, ist zwar kein typischer Vorarlberger Bau, dafür fehlt die klare Tektonik im Gewölbebereich.[6] Die Einflüsse des Vorarlbergers Michael Thumb und seines Schülers Valerian Brenner sind aber spürbar. Auch in den nachfolgenden Kirchenbauten von P. Christoph Vogt ist das Vorbild Michael Thumb unverkennbar.

Klosterneubau 1696–1698
Erstaunlich ist, dass mit Baubeginn 1696 als erstes der Abbruch des alten Klosters und der erst 135-jährigen Kirche erfolgt. Offensichtlich kann das Baumaterial auf der Anhöhe wieder verwendet werden. Die vielen tausend Ziegelsteine sollen dabei in einer Menschenkette unter Beteiligung der Nonnen an die Baustelle verfrachtet worden sein. Der Konvent zieht vorübergehend ins Gästehaus und kann schon 1698 in das neue Kloster wechseln. Anstelle der alten, nun abgebrochenen Klosteranlage wird 1707 die oktogonale Laurentiuskapelle durch Johann Georg Radmiller erbaut.

Kirchenbau 1698–1710
Am Anfang steht eine Erbschaft von 36 000 Gulden, eine gewaltige Summe,[7] die eine Chorfrau von ihrem Onkel erbt. Die heutige reiche Kirchenausstattung und der Zusatzakkord mit Franz Beer I lassen sich so erklären. Erst 1698 wird mit dem Kirchenneubau begonnen. Er ist 1700 im Rohbau fertig. Die Planungen von P. Christoph Vogt sind nicht erhalten. Aus dem Tagebuch der Äbtissin wissen wir, dass er auch als Detailplaner und Entwerfer des Ausbaus arbeitet. Die mehrgeschossige, von ihm detaillierte Westempore zeigt deutlich die Sozialstruktur der Abtei. Über der «Silberkammer» im Erdgeschoss liegt in der ersten Emporenebene der mit Fenstern geschlossene Chor der nicht adeligen Laienschwestern. Hier ist in der Mitte der Äbtissinnen-Erker eingebaut. In der zweiten Emporenebene liegt der offene Psallierchor der adeligen Chorfrauen. Eine weit auskragende freie Empore, die zudem noch die Orgel trägt, zeichnet diesen Chor und auch seinen statisch bewanderten Schöpfer aus.
1704 wird P. Christoph Vogt wieder nach Ottobeuren zurückgerufen. Grund ist die weitgehende Fertigstellung der Kirche von Holzen, aber auch ein kurzer Stillstand wegen des Eroberungskrieges des bayrischen Kurfürsten, der zwar in diesem Jahr im nahen Höchstädt vernichtend geschlagen wird, aber dessen Truppen das Hochstift Augsburg[8] seit Kriegsausbruch verheeren.
Die Kirche ist zu diesem Zeitpunkt zum Teil schon stuckiert. Sie wird 1710 eingeweiht.

Stuck, Figuralplastik und Fresken                             
Eine reiche plastische Stuckausstattung prägt den Innenraum von Holzen. Fehlende Bauakten machen Zuschreibungen notwendig. Sie sind leider nicht zweifelsfrei. Aus der Logik des Bauablaufes ergibt sich der Beginn ab 1701. Die von üppigem Akanthusblattwerk beherrschten Gewölbe im Chor und im Psallierchor werden dem Wessobrunner Benedikt Vogel (1648–1713) zugeschrieben.[9] Die raumbeherrschenden grossfigürlichen Stuckarbeiten sind von den Werken oberitalienischer Stuckateure in Bayern beinflusst.[10] Sie sollen erst in einer zweiten Phase nach 1704 entstanden sein. Sicher zugeordnet können nur die figuralplastischen Bildhauerarbeiten. Sie sind vom Augsburger Ehrgott Bernhard Bendel (1668–1738) geschaffen. Die Deckenbilder, nach 1704 aufgebracht, sind Arbeiten des Augsburger Akademiedirektors  Johann Rieger (1655–1730).

Ausstattung
Vorerst kommen noch Teile der alten Ausstattung in die neue Kirche. Bei der Einweihung 1710 sind erst vier neue Altäre nach Zeichnungen von P. Christoph Vogt in den Wandpfeilernischen aufgestellt. Auch die neue Orgel ist sein Werk. Erst um 1730 folgen der Hochaltar, die Seitenaltäre und die Kanzel, alles vortreffliche Bildhauerarbeiten von Ehrgott Bernhard Bendel, der hier sein Spätwerk erstellt. Zusammen mit der Figuralplastik im Schiff prägen seine Werke den Innenraum. Das Altarblatt des alten Hochaltars, ein Taufe Christi aus 1671, integriert er in den neuen Hochaltar. 1740 folgen die altarähnlichen Ehrenpforten über den Turmeingängen im Chor. Die Gemälde dieser Pforten sind vom Augsburger Johann Georg Bergmüller (1688-1762).

Gesamtanlage
Die Klostermauern, an ihren Eckpunkten mit Rondellen bewehrt, umschliessen Konventgebäude und Kirche. Sie scheiden einen südlichen Klausurgarten von 140 auf 80 Meter aus. In der Achse dieses Gartens liegt an der Südmauer die Loretokapelle, die 1710 von Hans Georg Radmiller erstellt wird. Im nördlichen Teil des Klostergevierts, von nochmals gleicher Grösse, liegen nebst Kloster und Kirche die dienenden Gebäude, alles Neubauten aus 1710–1720. Im Osten ist es das Wohnhaus des Beichtvaters, das direkt an den Chor der Kirche angebaut ist. Im Norden wird das Torhaus von einem Gästehaus und dem heutigen Gasthof flankiert. Im Westen befinden sich Ökonomiegebäude. Weitere Gebäude wie die Schweizerei, das Bräuhaus, das Amtshaus, Mahl- und Sägemühlen und das Wirtshaus befinden sich im Talgrund um das ehemalige Klosterareal. Sie sind heute verschwunden oder zur Unkenntlichkeit umgebaut. Abgebrochen ist auch das Wohnhaus des Beichtvaters, Pfarrhaus oder Kaplanei genannt.

Säkularisation und 19. Jahrhundert
Die Grundherrschaft der Abtei Holzen geht mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 an den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Bayern beansprucht die landesrechtliche Hohheit. Für die Untertanen bedeutet dies keine Verschlechterung. Im Gegensatz zu den fortschrittlichen Männerkonventen haben sich nämlich die Frauen von Holzen weder um Strassenbau, Schulanstalten oder Polizei gekümmert. Wie ein Säkularisationskommissar ironisch schreibt, wird auch die Aufsicht über die Schornsteine dem heiligen Florian überlassen. Der Fürst nimmt diese jahrzehntelange Vernachlässigung wichtiger grundherrlicher Pflichten nun in Angriff. Den 27 Nonnen und ihrer Äbtissin gewährt er eine Pension und lässt sie weiterhin im Kloster leben. 1858 stirbt die letzte Konventualin. 1813 geht die Herrschaft durch Einheirat und Familienvertrag an einen Bürgerlichen, der kurzfristig zum Grafen von Fischler-Treuberg geadelt wird. Holzen wird nun als Schloss benutzt. 1848 verliert die Familie die herrschaftliche Rechte an den Untertanen.

Heute
1927 muss die Familie Fischler-Treuberg den Besitz verkaufen. Holzen geht in den Besitz der Ursberger Schwestern über. Diese richten im ehemaligen Kloster ein Heim für Behinderte ein, dessen Insassen während des Dritten Reiches teilweise dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fallen. Die Kirche wird 1966–1969 und das ehemalige Kloster 1976–1986 erstmals nach denkmalpflegerischen Grundsätzen restauriert. Seit 1996 ist Holzen im Besitz einer kirchlichen Stiftung, die das Kloster zurzeit in ein Tagungshotel umbaut.

Pius Bieri 2010


Benutzte Einzeldarstellungen:
Roth-Bojadzihiev, Gertrud: Holzen, die Kirche der ehemaligen Benediktinerinnenabtei, Kunstführer, Regensburg 2006.
Pötzl, Walter und Immenkötter, Herbert: Kloster Holzen, Weissenhorn 2009

Anmerkungen:

[1] Die Gebäude überstehen den Dreissigjährigen Krieg ohne Brandschatzung, werden aber in der Chronik als «nur unter Lebensgefahr bewohnbar» beschrieben. Der wohlhabende Konvent wird allerdings kaum bis zum Bezug der neuen Gebäude 1699 in Ruinen gehaust haben, verschweigt aber zur Begründung des Neubaus die Wiederherstellung nach dem Krieg.

[2] Joseph Beer, geboren 1655, Bruder von Franz Beer II, tritt in den Franziskanerorden ein und ist als Br. Ulrich Planer und Bauleiter diverser Neubauten von Franziskaner- und Franziskanerinnenklöstern. Für die Ausführung hat er jeweils auch Vorarlberger Baumeister beigezogen, aber nie seinen vielbeschäftigten Bruder Franz Beer II von Bleichten. Eine Empfehlung von Br. Ulrich in Holzen für seinen Bruder Franz ist möglich, aber nicht dokumentiert.

[3] Walter Pötzl in: Kloster Holzen, Weissenhorn 2009.

[4] Die Wappen auf den Siegeln beider Franz Beer zeigen immer einen aufrecht gehenden Bär mit einem Zirkel. Bei den Siegeln von Franz Beer II hält der Bär den Zirkel mit beiden Tatzen, so in Salem. In den Siegeln von Gengenbach (1693 und 1702) und Holzen (1696) hält der Bär den Zirkel einhändig und trägt in der linken Tatze einen Steinmetz-Hammer. Zudem ist das Zeichen F. B. über dem Bär angebracht. Da aber auch Franz Beer II in den früheren Siegeln von Salem die Abkürzung F. B. verwendet, kann nur der kleine Unterschied des zusätzlichen Steinmetz-Hammers als Siegelmerkmal des Franz Beer I betrachtet werden

[5] Valerian Brenner (1652–1715), Vorarlberger Baumeister, Schüler von Michael Thumb, seit 1687 in Diensten des Augsburger Domkapitels. Er baut 1684–1694 die Wallfahrtskirche im nahen Biberbach und ist seit 1683 laufend in Fultenbach tätig, wo kurzzeitig auch P. Christoph Vogt Prior ist. 1695 und 1696 ist er auch in Holzen.

[6] Franz Beer II, dem der Bau noch immer zugeschrieben wird, hätte nie so gebaut. Er erstellt immer Gurtbögen und betont die Tektonik  mit dem Stuck und den Fresken.

[7] Zum Vergleich: Ein Maurergeselle erreicht, bei freier Kost und Logis, ein Jahreseinkommen von 100 Gulden.

[8] Im Spanischen Erbfolgekrieg versucht der Kurfürst eine Annektierung der Reichsstadt und des Hochstiftes Augsburg. Holzen gehört bis 1803 zum Hochstift Augsburg. Die Grenze zum Kurfürstentum Bayern bildet der Lech, der eine Wegstunde entfernt parallel zur Schmutter verläuft.

[9] In Öttingen wohnhaft und wahrscheinlich auch hier geboren. Er hat kurz vorher mit Andreas Lotter und in Gesellschaft von Andreas Schmuzer die Wallfahrtskirche Biberbach des Baumeisters Valerian Brenner stuckiert.

[10] Mitglieder der Familien Carlone und Lucchese sind um 1700 in der Oberpfalz und in Bayern tätig. Ihre Arbeiten sind Vorbild des Stuckateurs von Holzen. Karl Kosel schreibt den Stuck im Langhaus, am Triumphbogen und an der West-Empore dem Augsburger Bildhauer Ehrgott Bernhard Bendel zu. Ob der begnadete Holzbildhauer von Augsburg in Holzen wirklich seine ersten Stuckaturen selbst geschaffen hat? Man darf ob soviel Können eines Einzelnen zweifeln, vor allem weil von ihm nur eine einzige gesicherte Stuckatur (1713, Gartlberg bei Pfarrkirchen) bekannt ist.


 

 

 

 

 

 

  Ehemalige Benediktinerinnenabtei Holzen  
  HolzenGrRiss  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Holzen Allmannshofen
Bayern D
Hochstift Augsburg
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg   1696
Bauherr und Bauträger

ok
Äbtissin Maria Hildegard Catharina von Haslang zu Hohenkammer (reg. 1677–1721)

Äbtissin Maria Anna Benedicta von Remchingen
(reg. 1723–1743)

 
  Der Grundriss des Frauenklosters Holzen ist ein Paradebeispiel einer absolut symmetrischen Klosteranlage mit vorgestellter Kirche. > Mehr in der Vergrösserung.   pdf  
   
Holzen1
Südansicht der doppeltürmigen Kirche mit Ostteil des Südflügels.  
   
Holzen1750
Karte von 1750 mit der Lage des alten Klosters (C Amtshaus, D Brauerei, E Kirchhof, F Wirtshaus), und der neuen Lage (A Kloster, B Kaplanei).
Aus: Johann Lampert Kolleffels Atlas der Markgrafschaft Burgau im Österreichischen Kriegsarchiv Wien.
 
Holzen1650
Eine Zeichnung von Gabriel Bucelin zeigt die Abtei (an der Stelle A in obigem Plan) am Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein zweigeschossiges Konventgeviert mit vermutlich nur zufällig vorgestellter älterer Kirche liegt in einer weiten Hofanlage mit Ökonomiegebäuden und zwei weiteren Kapellen.  
Holzen2
Das neue Kloster von 1696–1710 in einer Gesamtansicht aus Süden.  
Holzen3
Mit den um zwei Achsen vorstehenden Nord- und Südflügel ist die Westfassade repräsentativ gestaltet, obwohl der Eingang an der Nordseite liegt. Erst der aktuelle Umbau in ein Hotel benutzt diese Empfangssituation und legt in die Mittelachse den Hoteleingang.  
Holzen4
Der Innenraum beeindruckt durch den Reichtum der hochbarocken Stuckaturen und den spätbarocken Altären.  
Holzen5
Zwar eine Wandpfeiler-Emporenkirche, von einem Vorarlberger gebaut, aber geplant und geleitet von einem Pater aus Ottobeuren: Die Kunsthistoriker haben mit dieser Tatsache noch heute Mühe. Vorbild ist vielleicht die nahe Klosterkirche von Kühbach, 1687–1689 von Misoxer Baumeistern erstellt.
Holzen6
Die feine Gesims- und Kapitellausbildung der Wandpfeiler, meist vom Stuckateur nach Planervorgaben ausgeführt, ist in Holzen ebenso durchgestaltet wie der Raumstuck. Das weit auskragende Pfeilergesims in korinthischer Manier zeigt Vorarlberger Einfluss. P. Christoph Vogt kennt ja auch die Kirchen der Vorarlberger und lässt sich nebst Franz Beer I auch von Valerian Brenner beraten..  
Holzen7
Der Stuck an der Decke des Langhauses ist ein Gemeinschaftswerk von Benedikt Vogel und Ehrgott Bernhard Bendel, der vor allem die Figuralplastik erstellt. Die Deckenfresken sind das Hauptwerk des Augsburger Akademiedirektors Johann Rieger. Im Hauptbild sind die Heiligen des Klosters Holzen in Verehrung des Kreuzes dargestellt.  
Holzen8
Ein Blick rückwärts zeigt die Orgelempore und die Orgel, hinter der sich der Nonnenchor ausdehnt. Selbst die Orgel ist in Gestalt und Disposition ein Werk von P. Christoph Vogt, der ja nicht nur als «Architectus praeclarus», sondern auch als «excellens artifex Organorum» dargestellt wird.