Die Meister des Kirchen- und Klosterneubaus, soweit bekannt
von bis
1657 1663
1657 1696
1663 1663
1679 1679
ca.1693 ca.1693
ca.1693 ca.1693
1712 1712
1712 1712
1764 1764
1777 1777


Ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift Gars am Inn
mit Kirche Maria Himmelfahrt und St. Radegundis


Die gemeinsame Geschichte der Innklöster Gars und Au

Die Lage
Zwischen Wasserburg und Mühldorf fliesst der Inn noch immer im alten mäandernden Flussbett. Erhöht am linken Ufer des Alpenflusses liegen die beiden nur eine knappe Wegstunde entfernten Klöster Gars und Au in der noch wenig gestörten Landschaft. Erst hinter dem zum Inn vorstossenden Hügelsporn des Auer Stampflbergs beginnt die Industrialisierung der Innebene. Der Inn ist bis ins frühe 19. Jahrhundert ein wichtiger Verkehrsweg für den Wassertransport von Hall nach Passau. Die beiden Chorherrenklöster nutzen, auch wegen der fehlenden Brücken zwischen Wasserburg und Kraiburg, den Fluss mit eigenen Schiffen. Gars und Au liegen bis 1808 trotz ihrer Lage am linken Innufer im Erzbistum Salzburg. Denn kurz vor Gars dehnt sich das Erzbistum nach Norden bis an die Rott aus und bildet das Archidiakonat Gars. Zu ihm gehören die beiden Innklöster Gars und Au sowie die grösseren Ortschaften Mühldorf, Neumarkt mit dem Kloster St. Veit und dem Wallfahrtsort Altötting.

Neugründungen als Augustiner-Chorherrenstifte um 1122
Schon im 8. Jahrhundert sind in Gars und Au Mönchszellen dokumentiert. Während Gars als Besitz der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg offenbar die Ungarneinfälle überlebt, könnte das religiöse Leben in Au im 10. Jahrhundert erloschen sein.[1] Der Förderung von Augustinerchorherren durch den Salzburger Erzbischof Konrad I.[2] verdanken auch die beiden Klöster Gars und Au um 1122 ihre Neugründung. Stifter und erste Erbvögte der beiden Chorherrenstifte sind die Herren von Megling mit dem Stammsitz auf dem Stampflberg bei Au.[3] Nach ihrem Aussterben 1205 fällt die Vogtei über beide Klöster an den Erzbischof von Salzburg.

Die beiden Klöster bis zum Dreissigjährigen Krieg
Mit Ausnahme einer Rangerhöhung von Gars durch die päpstliche Verleihung der Archidiakonatswürde um 1165 verläuft die Geschichte der beiden Stifte, soweit sie überhaupt erforscht ist, in den gleichen Bahnen. Schon im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts bauen sie eine hochromanische Basilika mit einer bereits geplanten Doppelturmfassade, von der dann aber nur je ein Turm ausgeführt wird. Die Basiliken werden um 1450 spätgotisch zu Hallenräumen umgebaut, in Gars mit Freipfeilern, in Au mit Wandpfeilern.[4] Auch die Besitzungen an Höfen und abgabepflichtigen Zehnten unterscheiden sich wenig. Sie liegen mehrheitlich nördlich des Inns mit der Ausdehnung bis in das Rottal, teilweise sogar in den gleichen Ortschaften. 1483 (Au) und 1484 (Gars) erhalten die Pröpste die päpstlichen Pontifikalien, was das Recht auf das Tragen der Insignien Inful, Mitra und Stab bedeutet und Weihehandlungen erlaubt. Sie sind auch dem Prälatenstand der bayerischen Landschaft zugehörig. Schon früh bildet sich südlich des Klosters Gars auf dem Geländesporn am Inn auch ein kleiner Markt,[5] der sich heute bis zum Klosterareal ausdehnt, während das Kloster Au noch immer seine kompakte städtebauliche Geschlossenheit in einer freien Landschaft bewahrt hat. Die Reformation scheint beide Klöster kaum betroffen zu haben. Augustin Hacklinger, der als letzter Abt von Gars 1801 eine Klostergeschichte verfasst, erwähnt diese Umbruchzeit mit keinem Wort, hingegen beschreibt er die Mühsale des Dreissigjährigen Krieges ausführlich. Für beide Klöster bedeuten die Kriegsjahre von 1632–1648 starke Einschnitte. Noch im letzten Kriegsjahr plündern schwedische Truppen die von den Konventen verlassenen Klöster. Und kurz vor dem Westfälischen Frieden vom Oktober 1648 sterben die Pröpste beider Stifte auf der Flucht, Ubald Mayr von Gars im August 1648 in Wildenreuth, Ambrosius Sumperer von Au im September 1648 zu St. Leonhard bei Kling.

Gars im 17. und 18. Jahrhundert

Die Pröpste von 1621–1698 und die barocken Klosterneubauten
1621 wird Petrus Wittmann,[6] Professe des Klosters Baumberg, als Propst postuliert. Schon sein Vorgänger ist ein aus Baumberg postulierter Propst. Offenbar ist der Konvent von Gars noch immer derart klein, dass aus seinem Kreis niemand gewählt werden kann. Die ersten zehn Jahre seiner Regierung kann sich Propst Petrus um den inneren Aufbau des Konvents widmen. Er investiert in die Ausbildung der Konventualen, muss aber schon bald auch grössere Summen als Kontributionen an die Kriegsführung des bayerischen Kurfürsten leisten. 1632 dringen die Schweden in Oberbayern ein. Propst und Konvent flüchten in das Schloss der Propstei Reichenhall in Inzell. Die Innregion um Gars bleibt dann zwar von fremden Truppen verschont, leidet aber an den Einquartierungen und Kontributionen der bayerischen Besatzungen. Die Belastungen führen 1633/34 zum regionalen Bauernaufstand. Noch schlimmer wird Gars 1636 durch die wütende Pest getroffen. Propst Petrus resigniert 1643, sein Nachfolger Ubald Mayr[7] muss 1648 erneut vor den, nun wirklich die Innregion zwischen Wasserburg und Mühldorf verwüstenden, Schweden flüchten. Er stirbt auf der Flucht im Chiemgauer Schloss Wildenwart. Im Stift Herrenchiemsee, wohin sich ebenfalls Konventualen von Gars geflüchtet haben, wird der 28-jährige Athanasius Peitlhauser zwei Monate vor dem Westfälischen Frieden zum neuen Propst gewählt.[8] Er muss bei seiner Rückkehr die Brandzerstörung des Marktfleckens Gars und Verwüstungen der Klosterräumlichkeiten zur Kenntnis nehmen. Nur neun Jahre später beschliesst er den Neubau der Klosteranlage. Er lässt «das durch langes Alter baufällige Kloster ganz abtragen / einen neuen Grund graben / und legt im Jahr Christi 1657 mit öffentlichen Zeremonien in eigener Person / als ein anderer Urheber und Stifter den ersten Stein», wird an der Leichenpredigt 1698 berichtet. Der über diesen Wagemut erstaunte Prediger fragt aber auch «wo nahm aber unser Gnädiger Herr Prälat selig das Geld her?»[9] Propst Athanasius schliesst die Bauakkorde mit den beiden Baumeistern Caspare[10] und Domenico Cristoforo Zuccalli[11] aus Roveredo in Graubünden. Sie bauen das neue Kloster und die Klosterkirche bis 1662, ab 1663 führen sie auch die Nebengebäude hoch. Domenico Cristoforo wird vom Propst nachträglich auch mit dem Umbau des Kapitelsaals zur neuen Felixkapelle (1674) beauftragt. 1692–1696 kann er zudem die jetzt an die Klosterumfassung verlegte Pfarrkirche St. Peter von Gars bauen.
Die Ausstattung der neuen Klosterkirche wird mit Ausnahme des Hochaltars und der Kanzel erst durch den nachfolgenden, 1698-1742 regierenden Propst Gelasius Ludwig[12] vervollständigt. Die sechs Altäre an den Wandpfeilern des Langhauses werden von 1704 bis 1745 neu aufgerichtet. Mehr zur Ausstattung und ihren Künstlern siehe im Kapitel «Kirchenraum». Im Herbst 1712 lässt Propst Gelasius auch die Deckenfresken im Langhaus und im Vorraum anbringen. Als Maler sind Benedikt Albrecht[13] und Johann Eustachius Kendlbacher[14] verbürgt. Ihre Arbeiten sind seit 1895/97 übermalt. Die Kunstpflege des Propstes, trotz der Kriegsbelastungen 1702–1704 und der nachfolgenden zehnjährigen österreichischen Administration Bayerns, deutet auf eine Verschonung des Stifts dank bezahlter Kontributionen hin.
1742 wird Propst Paulus Hölzl gewählt. In diesem Jahr leidet die Innregion erneut unter einem sinnlosen und kostspieligen Krieg des bayerischen Kurfürsten.[15] Der letzte Propst Augustin berichtet von einer längeren Geiselhaft des Propstes Paulus, der «an Körper und Geist gelähmt» zurückkehrt und 1751 resigniert.
Propst Joseph Schmid (Schmidt),[16] der 1751–1771 regiert, lässt um 1752 die Orgelempore erweitern und eine neue Orgel beim Münchner Orgelbauer Philipp Hillebrand[17] bauen, die aber vom Werkstattnachfolger Anton Bair 1764 geliefert wird. Der Propst lässt in diesen Jahren einen Rokokoaltar in die Felixkapelle bauen und stattet auch die Leutkirche St. Peter neu aus.
Sein Nachfolger Floridus Falk erteilt 1777 dem Maler Martin Anton Seitenhorn[18] den Auftrag für das grosse Chorfresko.
Der letzte Propst Augustin Hacklinger[19] wird 1794 gewählt. Die schon lange vorbereitete Säkularisation von 1802/03 dürfte ihn aber kaum überrascht haben. Die entschädigungslose Enteignung des Klosterbesitzes und die Auflösung der Klostergemeinschaft erfolgt endgültig am 19. März 1803.
Die Aufhebung trifft eine vor allem im 18. Jahrhundert gewachsene Gemeinschaft von 16 Mitgliedern.[20] Auch das Klosterseminar wird aufgelöst. Die Finanzlage ist trotz der Kriegsbelastungen durch die Koalitionskriege mit einem Jahresgewinn von 2101 Gulden bei 10 409 Gulden Jahreseinnahmen und Anlagewerten von 198 288 Gulden hervorragend. Dies, obwohl die Chorherren von Gars 37 Arbeitnehmer beschäftigen, von denen 12 Diener der Chorherren sind.[21]
Die Stiftskirche wird 1803 Pfarrkirche von Gars. Private Käufer unterteilen die jetzt profanierte Pfarrkirche St. Peter am Eingang zum Klosterareal (Kloster-Auer-Strasse 3) in drei Wohngeschosse. Die Filialkirche St. Ulrich im Wald wird abgebrochen. Die land- und forstwirtschaftlichen Güter sowie die Konvent- und Ökonomiebauten werden an Private versteigert, der ehemalige Propst Augustin ersteigert aus seinem Privatvermögen den Prälatenstock (Konvent-Westflügel). Er kann auch das Archiv vor dem Zugriff der Aufhebungskommissäre retten, sodass heute die Baugeschichte rekonstruierbar ist.

Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert

Die Klosteranlage vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
1855 kaufen verschiedene wohlhabende Bürger und Adelige der Region gemeinsam einen Teil der inzwischen heruntergekommenen Gebäulichkeiten und übergeben sie den Redemptoristen aus Altötting.[22] Diese fügen an das barocke Kernkloster im Norden, mit Nutzung der barocken Ost- und Westflügel, eine weitere Hofanlage an. Der Konvent-Nordflügel wird dabei als Mittelflügel völlig neu gebaut. Erhalten sind vom barocken Konventbau der Westflügel (Prälaturflügel) links der Kirchenfront und der Ostflügel. Im Ostflügel ist die Felixkapelle und die Sakristei erhalten. Der nach Süden vorstossende, die beiden Vorhöfe trennende und nach 1803 zu Wohnungen ausgebaute ehemalige Brauereiflügel[23] ist ebenfalls erhalten. Weil auch ein Teil der zweigeschossigen, zu Wohnhäusern umgebauten Ökonomiebauten um den alten, westlichen Ökonomiehof (heute Kirchplatz) noch vorhanden sind, ist die Gesamtanlage in diesem Teil noch heute erfassbar. Dies gilt auch für den nördlichen ehemaligen Klosterhof. Leider sind die alten Ökonomiebauten von ihren Privatbesitzern ohne Rücksicht auf das Aussehen modernisiert worden.
Nördlich des barocken Klosterareals bauen die Redemptoristen nach 1899 für ihr Gymnasium einen drei- bis viergeschossigen, abgewinkelten Schulbau. Dieses Gymnasium wird 1972 vom Staat übernommen. Im Norden des Winkelbaus wird 2023 ein neues Gymnasium eröffnet, ein wahres Ungetüm, das zurzeit noch vom Schulbau 1899 barmherzig verdeckt wird.[24]

Die ehemalige Stiftskirche nach 1803
1855 beschädigt ein Sturm die offenen barocken Zwiebelhauben der beiden Fronttürme. Sie werden nicht repariert, sondern vom nun zuständigen staatlichen Bauamt mit damals modernen neuromanischen Spitzhelmen versehen. Auch die Westfront, insbesondere das Oktogon des Glockengeschosses wird anschliessend neuromanisch überarbeitet. Ein Sorgenkind ist schon früh das Gewölbe über dem Langhaus. Eine radikale, scheinbar endgültige Schadensbehebung wird 1892–1898 vorgenommen. Der barocke Dachstuhl dabei wird durch ein neues Tragwerk über dem Mittelraum[25] ersetzt und das Tonnengewölbe des Langhauses «regelrecht ausgewechselt».[26] Allerdings gehen dabei auch alle Deckenfresken verloren. Sie werden durch den Historienmaler Josef Widmann[27] vorgängig aufgenommen und 1897 neu, nun in Temperatechnik wieder gemalt. Die radikalen Massnahmen von 1893/98 scheinen ihre Wirkung verfehlt zu haben, denn 2011–2013 wird erneut technisch saniert. Mit dem Einbau von Zugstangen wird das einfachste Mittel gegen Gewölbeverformungen erst jetzt angewendet. Offenbar ist auch eine Restaurierung der Raumschale vorgesehen, denn seit 10 Jahren stören grössere und kleinere Freilegungsfenster den Gesamteindruck.

 

Die Architektur von Kloster und Kirche

Die barocke Klosteranlage

Zeichnungen des 17. Jahrhunderts
Zwei Vogelschauansichten, gezeichnet mit grosser Präzision und Detailgenauigkeit, zeigen das Stift Gars kurz nach der Fertigstellung aller Neubauten des 17. Jahrhunderts. Beide könnten Auftragsarbeiten des Bauherrn Propst Athanasius sein. Stiche oder Gemälde nach diesen Zeichnungen und auch ihre Urheber sind nicht bekannt.

 
Links: Vogelschauperspektive des soeben neu gebauten Klosters aus Westen, mit der Datierung 1674. Zur Zeichnung siehe den Beschrieb unten. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.
Rechts: Vogelschauperspektive um 1687 aus Osten. Die Klosteranlage ist durch die Verlängerung des Ostflügels und den Bauten um den neuen Nordhof gewachsen und zeigt die Anlage, wie diese noch bis ins 19. Jahrhundert besteht. Nur die Pfarrkirche von Gars steht bis zu ihrem Neubau 1696 noch an alter Stelle im Friedhof. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.

● Die ältere, in der Zeichnung mit 1674 datierte Ansicht zeigt das neugebaute Kloster aus Westen. In ihrer braven, aber korrekten Art könnte sie auch von einem Konventualen stammen. Im Vordergrund ist ein auffälliges Wohnhaus zu sehen. Es ist ein übernommenes Gebäude des Vorgängerklosters aus 1601 und begrenzt den Kirchenvorhof nach Westen.[28] Ein markant vom dreigeschossigen Konvent-Westflügel (Prälatur) vorstehender, ebenfalls dreigeschossiger Stichflügel hat eine westlich vorgelagerte Terrasse.[29] Seine Westfront ist mit 1674 beschriftet. Im Nordhof liegt in der Flucht des Konvent-Ostflügels ein Einzelgebäude. Es dürfte sich um die Schule handeln.[30] Das kompakte dreigeschossige Konventgeviert mit der Stiftskirche als vierten südlichen Flügel setzt sich nach Süden mit den ebenfalls noch bestehenden zweigeschossigen Ökonomiebauten fort. Hinter ihnen liegt der Friedhof mit der alten Peterskirche, die erst Ende des 17. Jahrhunderts verlegt wird. Ummauert ist nur der Konventgarten hinter dem östlichen Konventflügel. Im Hintergrund ist der Inn gezeichnet. Mehrere Pferde ziehen einen Schiffskonvoi stromaufwärts.
● Die noch aussagekräftigere und zeichnerisch professionellere Vogelschauansicht um 1687 zeigt das Kloster aus Osten.[31] Im Wesentlichen stimmt die Zeichnung mit der Vogelschau aus Westen überein. Dies gilt auch für den Kirchenvorhof, der hier mit dem südlichen Abschluss durch einen Viehhof und dem Durchgang zum Klosterhof ebenso detailliert gezeichnet ist, wie das Wohngebäude von 1601, das nach Osten wegen des abfallenden Terrains drei Geschosse hat. Auch die Oktogonaufsätze der Türme mit den Zwiebelhauben sind in den Proportionen glaubwürdiger als die überdimensionierten Hauben der Wening-Ansicht.
Im Jahrzehnt nach der ersten Zeichnung sind im Nordhof bedeutende Neubauten entstanden. Der Konvent-Ostflügel ist jetzt für Schulzwecke um 40 Meter auf 104 Meter verlängert und bindet das schon 1674 bestehende, isolierte Schulgebäude ein. Die Verlängerung ist wegen des ansteigenden Geländes nur noch zweigeschossig, das «Seminar» genannte Schulgebäude dehnt sich jetzt aber abgewinkelt auch über einen Teil des Nordflügels aus. Anschliessend begrenzt den Nordhof ein eingeschossiges, mit arkadenähnlicher Gliederung versehenes Gebäude, das dem gebogenen Mauerverlauf der Ansicht 1674 folgt. Wening stellt diesen Gebäudeteil später als Arkadengang römischer Prägung dar. Den Westabschluss des Nordhofes bildet eine neue abgewinkelte, zweigeschossige Gebäudegruppe, die durch ein markantes dreigeschossiges Turmhaus mit Schweifdach verklammert wird. Heute ist diese Gebäudegruppe, die im Kern noch immer steht, nicht einmal in der Denkmalliste erhalten. Der Turm, über dessen Zweck man gern mehr wüsste, ist verschwunden.


  Stiche
Stiche sind in der Regel weniger aussagekräftig als die vorangegangen Zeichnungen, weil der Stecher vieles falsch interpretieren kann. Zwei Stiche sind dem Kloster Gars am Ende des 17. Jahrhunderts gewidmet. Ein erster Stich erscheint 1690 in Anton Wilhelm Ertls «Chur-Bayrischen Atlantis, Zweyter Theil». Er ist, wie leider viele seiner Abbildungen von Klöstern, völlig unbrauchbar. Ertl stellt eine gotische Kirche dar, die schon seit über 30 Jahren nicht mehr existiert. Warum trotzdem Ertl im Zusammenhang mit Gars immer wieder veröffentlicht wird, ist unverständlich.
Denn zur gleichen Zeit wirkt als Zeichner und Stecher der bedeutend seriöser arbeitende Michael Wening.[32] Sein Stich der Klosteranlage aus Westen um 1700 mit den Wappen des Klosters (in Silber drei Fährten einer Hirschkuh) und des Propstes Gelasius (schräggeteilt von Silber und Schwarz, darin ein Löwe in verwechselten Farben) zeigt wenig Veränderungen zu den vorangegangenen Zeichnungen. So liegt die Pfarrkirche St. Peter nicht mehr im Friedhof, sondern seit 1692/96 in der Klostersüdflucht. Auffällig ist die Verwandlung des arkadenähnlichen Nordabschlusses der Zeichnung von 1687 in einen klassischen, flach terrassierten Arkadengang römischer Prägung mit beidseitigen Balustraden, dem mittig zudem noch ein Belvedere angefügt ist. Es könnte sich um eine Fehlinterpretation des Stechers handeln, oder der Stecher hat ein Wunschprojekt der Propstes aufgenommen. Die wahrscheinliche Architekturphantasie ist ein Hinweis, dass der Nordhof von den Chorherren dem landwirtschaftlich genutzten südlichen Kirchenvorhof vorgezogen wird. Allzu gross und wichtig, aber sehr detailliert stellt Wening auch die Turmoktogone mit den offenen Kuppeln dar.
Der Stich von Michael Wening wird 1723
veröffentlicht, basiert auf einer Zeichnung
um 1700. Die Pfarrkirche des Marktes steht nun
an der heutigen Stelle am Klostertor.
Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.
 
 
Ausschnitt des Nordhofes, oben links die
Wappen des Klosters und des Propstes
Gelasius. Mehr dazu im nebenstehenden Text.
Bildquelle: ETH Bibliothek Zürich.
 

Geometrisch klarer, kompakter Klosterneubau
Die oben behandelten Zeichnungen und Stiche können einen guten Eindruck des alten Klosters Gars vermitteln. Nicht alles ist eine Neugestaltung nach dem Dreissigjährigen Krieg. Jeder Klosterneubau berücksichtigt in der Regel Teile der bestehenden Anlage. Auch in Gars ist dies sicher der Fall. Vom Vorgängerkloster ist zwar, sieht man von der Stiftskirche und der unregelmässigen Arealgrenze ab, wenig überliefert. Es ist wahrscheinlich wie fast alle mittelalterlichen Chorherrenstifte ausserhalb der Städte nur zweigeschossig gebaut. Einzig der Prälaturflügel könnte ein Neubau vom Ende des 15. Jahrhunderts sein.[33] Eine Grundriss-Skizze von 1652 zeigt einen bedeutend kleineren Kreuzgang, der schon im vierten Langhausjoch in die Kirche mündet. Deshalb ist nur die Lage des westlichen Prälaturflügels identisch mit den mittelalterlichen Konventbauten.
In Gars ist die Kompaktheit des barocken Kerns eindrücklich. Die Kirche ist völlig in das dreigeschossige Rechteck um den Kreuzhof integriert. Die Traufe von Kirche und Konventflügel liegen auf gleicher Höhe. Mit den geraden Fortsetzungen des Konvent-Ostflügels nach Norden und des Ökonomie-Westflügels nach Süden gewinnt die Anlage an städtebaulicher Dominanz. Vor allem auf der Vogelschauansicht um 1687 ist diese Geometrie schön dargestellt.


Die Kirche

Architektur

Die Vorgängerkirche
Die romanische Basilika aus der der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist flachgedeckt gebaut. Von der  geplanten Doppelturmfront wird nur der Südturm hochgezogen. In gotischer Zeit folgt der Umbau der Kirche in eine flachdeckte Freipfeilerhalle.[34] Eine Bestandesaufnahme von 1652 zeigt ein Langhaus von vier Jochen und vier Pfeileraltären, das einen eingezogenen, gerade geschlossenen Chor mit drei Altären aufweist. Das Langhaus ist schmaler als die Turmfront gezeichnet und der eingezogene Chor steht südlich frei.[35] Von dieser Kirche ist im heutigen Grundriss die romanische Westfront enthalten. Die Annahme einer identischen Länge des neuen Kirchenbauwerks mit der spätgotischen Hallenkirche dürfte falsch sein.[36] Hingegen stimmt die Langhauslänge und die Jochteilung des Neubaus mit dem Vorgängerbau überein, was heisst, dass die Wandpfeiler in der Achse der ehemaligen Freipfeiler stehen.

Die neue Wandpfeilerhalle
Der Klosterneubau, der 1657 durch die beiden Baumeister Zuccalli begonnen wird, ist grösser als das Vorgängerkloster. Die Baumeister brechen die alten Ost- und Nordflügel ab. Den neuen Ostflügel legen sie vor die mittelalterlichen Kirche und binden später die neue Kirche in das nun grössere Konvent-Rechteck ein. Erst 1660 beginnen sie auch mit dem Kirchenneubau. Sie formen aus der flachgedeckten Freipfeilerhalle eine neue überwölbte Wandpfeilerhalle mit Seitenemporen. Dieses System wird 1610/17 in Dillingen erstmals angewendet und verbreitet sich nach dem Dreissigjährigen Krieg in Süddeutschland schnell.[37] Nicht alle dieser Wandpfeilerhallen haben die ausgewogenen Proportionen von Dillingen. In Gars setzt das Tonnengewölbe zu tief an. Nur dank der grosszügig in die Längstonne einschneidenden Stichbögen der hohen Wandpfeiler-Quertonnen wirkt das Gewölbe nicht wie auf die Emporenbrüstung aufgesetzt. Grund der tiefgelegten Längstonne könnte die gewünschte Aussenerscheinung sein, die nicht von der gewölbelosen Freipfeilerhalle abweichen sollte.[38]
Die Seitenfassaden sind durch flache Pilaster entsprechend den Jochen gegliedert. Die Felder enthalten im Emporengeschoss kleine Thermenfenster, im Erdgeschoss sind es schmale Hochrechteckfenster mit unten und oben leicht eingezogenen Rundungen.
Im Innenraum ist die Horizontale mit einer durchlaufenden Emporenbalustrade stark betont. Pilaster sind nur angedeutet, jede Vertikalbetonung und auch der für diese Periode normalerweise fast unverzichtbare Raumstuck fehlt. Der Innenraum muss anfänglich einen recht franziskanischen Eindruck vermittelt haben.

Die Doppelturmfront und die offenen Turmzwiebeln
Als die beiden Zuccalli mit dem Klosterneubau beginnen, besitzt die Kirche nur den in gotischer Zeit erhöhten, bis in 18 Meter Höhe noch romanischen Südturm. Der Entschluss des Propstes, den Nordturm hochzuführen, könnte schon im Zusammenhang mit der Verlängerung (oder dem Neubau) des Prälaturflügels gefallen sein. Der Bau des Nordturms erfolgt deshalb identisch mit dem Südturm, anstelle des hier noch in die Kirchenfront übergreifenden Prälaturflügels. Beiden erhöhten Turmunterbauten setzen die Baumeister über ein Abschlussgebälk mit Sprenggiebel ein oktogonales Obergeschoss auf. Es ist in der Zeichnung 1687 und bei Wening 1723 ähnlich, bei Wening aber zu gross und mit einer unrealistisch kräftigen Pilastergliederung dargestellt. Eine Besonderheit der Doppeltürme von Gars sind ihre barocken Helmbekrönungen. Die in der Zeichnung 1687 als normale Turmzwiebeln mit Kuppellaternen gezeichnete Bekrönungen werden bei Wening 1723 als offene Turmzwiebeln aus acht Eckholmen dargestellt, die eine kleine geschlossene Zwiebel tragen. Dass diese Zwiebeln tatsächlich als offene Holmen ohne Verkleidung gebaut und erst 1855 zugunsten der heutigen Spitzhelme ersetzt werden, zeigen weitere Abbildungen. Offene Turmkuppeln dieser Art sind im 17. Jahrhundert eine grosse Seltenheit.[39]


Kirchenraum: Ausstattung

Hochaltar
Eine gewaltige, den 9,5 Meter breiten Chorabschluss in gerader Linie schliessende Hochaltararchitektur prägt den Chorraum. Das viersäulige Retabel hat zwar ein durchlaufendes Gesims, die volle architektonische Ausbildung als Segmentbogen-Ädikula beschränkt sich aber auf die beiden flankierenden Seiten. Die auf den Segmentbögen sitzenden Engel und die Ädikulanischen mit den hochbarocken, überlebensgrossen Statuen der hll. Joseph und Joachim verstärken die Dominanz. Im Mittelteil ist das schon 1663 vom Hofmaler Karl Pfleger gelieferte, italienisch geprägte Altarblatt mit der Himmelfahrt Mariens eingebaut.[40] Das Altarblatt geht in gleicher Ebene, nur durch das flachgehaltene Gesims und mit einer Schriftkartusche getrennt, in den als kleine Säulenädikula gestalteten «Auszug» über. Im Oberblatt erwartet die Hl. Dreifaltigkeit die himmelfahrende Maria. Um die blau gelüsterten Sprialsäulen winden sich vergoldete Blumengebilde. Die weiteren Schnitzereien sind Knorpelwerk. Der Altar soll 1693 aufgestellt und erstmals 1696 gefasst worden sein.[41] Genannt wird als Bildhauer Georg Ferdinand Hartmann (1667–1741) aus Wasserburg.[42] Das überlieferte Baujahr stellt allerdings Rätsel in Bezug auf die retardierende Altararchitektur[43] und auf die Lieferung des Altarblattes schon 1663.

Wandpfeileraltäre im Langhaus
Die sechs Altäre sind paarweise an die Wandpfeiler gestellt und dem Eintretenden sofort ersichtlich. Es sind hochstehende Schreinerarbeiten vom Anfang des 18. Jahrhunderts, deren Altarbauer und Bildhauer unbekannt sind. Alle Retabel sind zentrisch in das Wandfeld zwischen den Pilastern der Wandpfeiler unter den Emporen gesetzt, müssen aber in einzelnen Jochen (4 Nord und Süd, 2 Nord und Süd) wegen ihrer Überbreite gegen die Aussenwände gestutzt werden.

Augustinus-Altar, Joch 4 (vorne) Nord. Datierung 1710. Altarblatt 17. Jahrhundert
Das Mittelfeld des dreiteiligen Wandretabels ist von zwei Felder begleitet, die mit Segmentbögen über Spiralsäulen geschlossen sind, wobei das Wandanschlussfeld um die Hälfte gestutzt ist. Den beiden Feldern sind zwei freie Sprialsäulen vorgestellt, auf deren Säulengebälk Engel mit den Augustinus-Insignien stehen und deren Gesims über dem Mittelfeld aufgebogen verbunden ist. Alle Säulen ruhen auf auskragenden Konsolen. In der Predella steht ein Glasschrein mit Figuren von St. Anna selbdritt. Das Altarblatt mit dem vor der Muttergottes mit Kind knieenden Augustinus scheint nachträglich eingefügt, ist aber bedeutend älter (um 1630).

Radegundis-Altar, Joch 4 (vorne) Süd. Datierung 1710. Altarblatt 1805

Altararchitektur wie Augustinusaltar. Altarblatt mit Darstellung der hl. Radegundis. Gemäss Kunstführer (2010) 1805 vom Landschaftsmaler Johann Jakob Dorner d. J. (1775–1852) aus München.

Thomas-Altar, Joch 3 Nord. Datierung 1723. Altarblatt 1764. Oberblatt 1719
Spätbarockes Retabel eines hervorragenden Altarbauers und Bildhauers (wahrscheinlich Georg Ferdinand Hartmann). In den Interkolumnien der vorstehenden mittleren weissgefassten Spiralsäulen und den äusseren weissen Pilasterabschlüssen stehen die gold-silber gelüsterten Statuen der hll. Katharina und Ursula. Altarblatt mit Thomas und Christus 1764 von Franz Seraph Kirzinger (um 1728–1811) aus München. Darüber Akanthus-Kartuschen mit Wappen von Kloster und Propst Gelasius Ludwig. Das geschwungen aufsteigende Oberstück mit seitlichen Akanthusranken trägt ein Oberblatt von 1719 mit der hl. Barbara in volkstümlicher Tracht, nach Lipowsky vom Maler Franz Huber aus Gars.

Nikolaus-Altar, Joch 3 Süd. Datierung 1730. Altarblatt um 1730
Das Retabel ist eine schwache Kopie des nördlichen Pendants. Assistenzfiguren der hll. Johannes Nepomuk und Papst Calixt I. Altarblatt mit dem segnenden hl. Nikolaus eines Malers Huber um 1730. Im Oberblatt das Pfingstwunder. Die Inschrift «patronus navigantium» verweist auf Nikolaus als Patron der Schiffer.

Virgil-Altar, Joch 2 Nord. Datierung 1730 (?). Altarblatt um 1730
Der architektonische Aufbau des Retabels mit zweieinhalb Felder und mit Segmentbogen-Ädikula der flankierenden Seiten ist noch der Retabelarchitektur des Hochaltars und der vordersten Wandpfeileraltäre verpflichtet, er weist in das 17. Jahrhundert. Mit Ausnahme des Oberstücks und des Altarblattes deutet nichts auf eine spätbarocke Arbeit hin. Das Datum 1730 (Führer 2010) kann sich nur auf eine Neuaufstellung beziehen. Die Assistenzfiguren der hll. Georg und Florian sind, wie die Architektur, ebenfalls stark retardierend.
Im hochinteressanten Altarblatt (Maler unbekannt, Bild und Rahmen um 1730) ist der hl. Virgil, Bischof von Salzburg 746–784, auf der Baustelle eines Domes (Salzburg?) zu sehen. Über ihm halten Putti eine Landkarte des Salzach-Inn-Donau-Gebietes bis Regensburg, mit den Stationen von Salzburger Neugründungen. Vor dem Bischof ein mit Münzen gefüllter Opferstock, umgeben von Land- und Bauleuten.
Das Oberstück, der sogenannte Auszug, ist eine interessante Bildhauerarbeit. Im silbernen Wolkenkranz sitzt der hl. Rupert (um 660–718), Bischof von Worms und Abt von St. Peter in Salzburg. Putti halten seine Insignien, das Salzfass und die Muttergottes von Altötting.

Pietà-Altar, Joch 2 Süd. Datierung 1745.
Das Retabel des Altars mit dem Wappenschild des Propstes Paulus Hölzl enthält in der Mittelnische eine Pietà des 15. Jahrhunderts (um 1430) in Steinguss, die in der Vorgängerkirche noch auf dem Hochaltar, dann 1663–1745 in der Gruft auf dem Altar platziert ist. Das Bildhauer-Retabel ist als kostbares, versilbertes und vergoldetes Schmuckgebilde um die Nische mit der Pietà gestaltet. Es ist im Grundaufbau dreiteilig, seitlich der Pietà mit den Assistenzfiguren der hll. Paulus und Johannes. Volutenspangen tragen die Bedachung des Oberstücks, in dem zwei Engel ein flammendes Herz in einer Gloriole verehren.


Kanzel
Die Kanzel von 1691 am dritten nördlichen Pfeilerkopf ist eine Arbeit des Klosterschreiners Michael Sennart. Am sechseckigen Kanzelkorb sind in ovalen, mit Akanthus umwundenen Rahmen hochbarocke Reliefplastiken der Evangelisten von Bildhauer Georg Ferdinand Hartmann angebracht. Auf dem Schalldeckel halten Putti Akanthuskartuschen mit Emblemdarstellungen.

Chorgestühl
Das Chorgestühl aus der Vorgängerkirche ist nur noch in zwei Blöcken zu fünf Stallen erhalten. Beide Blöcke tragen das Wappen des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (reg. 1587–1612) und das Wittelsbacher Wappen des Herzogs Wilhelm oder Maximilian.[44] Die Dorsale enthalten Flachreliefs der Apostel, unten mit der Namenstafel, darüber mit dem fortlaufenden Wortlaut des Credos. Die Dorsale sind durch Pilaster getrennt, die in den äusseren Feldern hermenähnliche Halbfiguren von Personen des Alten Bundes enthalten.

Orgel
Das Orgelwerk des Anton Bair von 1664 ist längst durch Neubauten ersetzt. Hingegen ist der Prospekt, der vielleicht auf den Entwurf des Münchner Orgelbauers Philipp Hildebrand zurückgeht, noch erhalten. Er ist siebenteilig, mit mittlerem Rundturm und mit nach aussen aufschwingenden, vorgezogenen Harfentürmen. Vergoldete Akanthus- und Bandelwerkornamentik auf dem weissgefassten Gehäuse oder als Schleierbretter würden eher auf die frühe Régencezeit als auf das Rokoko deuten. Nur der geschnitzte rot-goldene Schleiervorhang an den Harfentürmen ist eine Ausnahme.


Kirchenraum: Stuck, Deckenbilder

Stuck und Stuckplastik
Stuckaturen der Barockzeit sind in Gars, sieht man vom einfachen flachen Felderstuck in zwei weiteren «Kapellen» ab, nur im zweiten Joch mit dem Pietà-Altar an der Südseite enthalten. Die «Rokoko»-Stuckaturen mit den Wappen am Triumphbogen sind Neo-Rokoko von 1895 (nicht 1777, wie im Dehio 2006). Nur die Stuckaturen im südlichen Altarraum des zweiten Jochs vermögen aufzuzeigen, wie der Kirchenraum mit einem Stuckkleid der Bauzeit ausgesehen hätte. Sie sind, wie dies schon Philipp M. Halm 1902 feststellt, einheitlich 1679 mit dem Grabmal Machei (McKay) an der rückwärtigen Wand entstanden. Grabmal und Stuck sind Werke von Giovanni Battista II Brenni aus Salorino.[45] Die Figuralplastik am Grabmal, besonders die trauernden Kinderchen, sind ein Merkmal der Brüder Brenni.

Chorfresko
In den zwei Chorjochen ist das sich in mehrfach geschwungenen und gezackten Rahmen erstreckende Deckenbild noch erhalten, das Martin Anton Seitenhorn aus Kraiburg 1778 für 245 Gulden malt. Die Rokoko-Leichtigkeit hat vermutlich unter zwei Renovierungen des 20. Jahrhunderts gelitten. Trotzdem kann es als einziges der Gemälde in der Stiftskirche noch als Fresko bezeichnet werden. Er malt das klassische Thema der Verehrung der Eucharistie durch die vier Erdteile, welches er schon 1770 in der Kirche St. Erasmus von Mühlberg am Inn, dort aber in bedeutend bescheidenerem Rahmen, für den Propst von Au am Inn gemalt hat. Die überzeugende Komposition in Gars stellt das von Engeln getragene und hell erstrahlende Altarsakrament in den Mittelpunkt des Himmelsgeschehens, während die Personifikationen der vier Erdteile den terrestrischen unteren Teil bevölkern. Europa wird durch einen Regenten in Rüstung und Hermelinmantel vertreten, dem ein Page Kurfürstenhut und Szepter reicht. Eine Hommage an den Kurfürsten?

Deckenbilder im Langhaus

Die ursprünglichen, 1712 von Benedikt Albrecht und Johann Eustachius Kendlbacher gemalten Hauptfresken des Tonnengewölbes sind seit 1897 durch Nachbildungen in Temperatechnik des Malers Josef Widmann ersetzt. Er kopiert auch die Camaïeu-Emblembilder in den Stichkappen. Die flächigen «stucco-finto» Malereien der Spickel sind Zutaten von Widmann. Die grösseren Mittelbilder atmen dank Übernahme der Komposition, trotz ihrer satteren Farben und  trotz wahrscheinlich vielen «Verbesserungen» noch immer den Geist des Hochbarocks.
Im Tonnengewölbe des Langhauses sind es die folgenden Themen (Bildnummern nach Grundrissplan):

(Joch 4) Kreuzvision des hl. Augustinus 1712. Neu gemalt 1895/97. Das Bild geht in den Triumphbogen des Chores über, dessen Rokokostuckaturen und Wappenschilder eine Erfindung von 1895 sind.
3   (Joch 3) «Rosenkranzmadonna» Die Muttergottes mit Kind und Rosenkranz erlöst Seelen aus dem Fegfeuer, 1712. Neu gemalt 1895/97.
4   (Joch 2) Die hl. Radegundis empfängt in Poitiers von oströmischen Gesandten einen Splitter des Hl. Kreuzes, 1712. Neu gemalt 1895/97.
5   (Joch 1) (Über der Orgel) Die hl. Cäcilia in Begleitung von musizierenden Engeln an der Orgel. Dieses Gemälde wird 1777 von Johann Benedikt Aiglstorffer erstellt, aber 1895/97 nazarenisch neu gemalt.
6   (Vorhalle)   (Emporenuntersicht) Schlüsselverleihung an Petrus.

Pius Bieri 2023

Literatur

Hacklinger, Abt Augustin: Kurzgefasste Geschichte des regulierten Chorherren-Stiftes Gars. 1801. Gedruckt München 1830.
Bezold, Gustav von; Riehl, Berthold; Georg Hager: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes Oberbayern, 2. Theil. München 1902. Bearbeiter Gars am Inn: Philipp M. Halm.
Stahleder, Helmuth: Mühldorf am Inn, in: Historischer Atlas von Bayern, Heft 36. München 1976.
Stutzer, Dietmar: Klöster als Arbeitgeber um 1800. Göttingen 1986.
Ebermann, P. Bernhard und Stemmer, P. Josef: Kloster- und Pfarrkirche Gars am Inn. Kl. Kunstführer Nr. 940. Regensburg 2010.
Kayser, Christian: Die Innklöster Gars und Au. Baugeschichte und Instandsetzung. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege  Nr. 12. München 2016.
Web

Erdteilallegorien. Webseite mit Erläuterungen zu den Deckenbildern.
https://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/gars-am-inn-muehldorf-am-inn-mariae-himmelfahrt-und-st-radegundis#
Kloster Gars in Wikipedia, mit einigen guten CC-Fotos, von denen ich hier einige verwendet habe. https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Gars

 

Anmerkungen
[1] Die Darstellung der Frühgeschichte von Gars und Au ist geprägt von den üblichen Unsicherheiten und Widersprüchen. Wiederholte Nennungen von Gars und Au als Benediktinerklöster schon vor 1122 sind nicht durch Quellen belegt. Im 10/11. Jahrhundert war Gars ein kleines Kollegiatsstift» schreibt Helmut Stahleder 1976 im «Historischen Atlas von Bayern».

[2] Konrad I. von Abenberg (1075–1147). Zu ihm siehe die Biografie in de.wikipedia.org/wiki/Konrad_I._von_Abenberg

[3] Der Sitz der Grafen von Megling geht nach deren Aussterben 1205 an Salzburg. 1253 ist ein dominus Heinricus de Medlinge belegt, wahrscheinlich ein Salzburger Ministeriale. Wegen der Feste Megling gibt es um 1285 Streit zwischen Salzburg und Bayern. Seit 1455 ist sie im Besitz der Familie Törring von Jettenbach. 1527 ist Megling noch «ain alt Burckstal und Slössl», in Apians Topographie von 1580 ist bereits von Ruinen und eingestürzten Mauern die Rede, in Hunds Stammbuch von etwa 1585 ist Megling «ein zerbrochenes Schloss und Burckstal».

[4] Die gotische Stiftskirche von Gars ist flachgedeckt. Mehr dazu siehe im Baubeschrieb. Die gotische Stiftskirche von Au könnte (nach Bauuntersuch Christian Kayser 2010) als Staffelhalle ausgeführt sein.

[5] Noch 1764 werden erst 39 Wohnhäuser gezählt.

[6] Petrus Wittmann (1569–1645), aus Breslau, 1595 Profess in Baumburg. Propst in Gars 1621–1643. Siehe zu ihm den «Nekrolog» im Intelligenzblatt von Salzburg 1806. Sein Grabstein ist in der Vorhalle rechts.

[7] Ubald Mayr (†1648) aus Raisting. Propst in Au von 1643–1648. Sein Grabstein ist in der Vorhalle rechts.

[8] Athanasius Peitlhauser (1620–1698) aus Landshut. Er ist 1648–1698 Propst und erster Lateranischer Abt in Gars, 1692–1697 Landsteurer und 1697–1698 Verordneter der bayerischen Landschaft. Grabstein in der Vorhalle rechts.

[9] P. Ignatius Ertl stellt diese Frage in der 1699 gedruckten Leichenpredigt. 1801 schreibt Propst Augustin Hacklinger, dass der Bau 1657 mit einem Vorrat von 1000 Talern begonnen worden sei, aber dank Unterstützung des Kurfürsten Ferdinand Maria und des Salzburger Fürsterzbischofs Guidobald von Thun die Sonderabgaben von Pfarreien des Archidiakonats die Neubauten ermöglichen. Auch Adelspersonen tragen zum Bau bei. Ein Stifter, der kurfürstliche Kämmerer, Pfleger zu Wasserbug und Kommandant von Braunau, Daniel Freiherr zu McKay (Machei) aus Schottland, erhält 1679 ein prunkvolles hochbarockes Stuckepitaph in der Kirche. Gars ist aber keineswegs so arm, wie in allen älteren Publikationen dargestellt wird, wo immer auf den fehlenden Besitz von Hofmarken hingewiesen wird. Dies erlaubt im Gegenteil den Pröpsten, im Sinne eines modernen Unternehmertums Überschüsse nach freiem Belieben zu vergeben. Allerdings sind wirtschaftliche und personelle Eckdaten zu Gars bis 1801 nicht vorhanden.

[10] Gaspare I Zuccalli (um 1629–1678) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite .

[11] Domenico Cristoforo II Zuccalli (um 1625–1702) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[12] Gelasius Ludwig (1667–1742) aus Ried im Innviertel. Profess 1686. Abt in Gars 1698–1742. Er ist Propst während der österreichischen Administration Bayerns von 1714–1714 während des Spanischen Erbfolgekrieges.

[13] Benedikt Albrecht (um 1655–1730) aus Berg am Starnberger See, 1684 Meister in München.

[14] Johann Eustachius Kendlbacher (1662–1725) aus Litschkau in Böhmen, 1698 Meister in München.

[15] Der Österreichische Erbfolgekrieg(1741–1748) endet für Bayern 1745 mit der völligen Niederlage. Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (1697–1745) erhebt 1740 mit Unterstützung Sachsens Anspruch auf den Kaiserthron, der mit der «pragmatischen Sanktion» der Habsburgerin Maria Theresia zugefallen ist. Er erklärt Österreich den Krieg und lässt sich 1742 in Prag als
Karl VII. zum Kaiser krönen. Bayern wird in den folgenden Jahren Kriegsschauplatz. Nach der Niederlage 1745 betragen die Staatsschulden Bayerns 35 Millionen Gulden, mehr als 800% der Staatseinnahmen, dies bei knapp 800 000 Einwohnern.

[16] Joseph Schmidt (1711–1771) aus München ist 1751–1771 Propst in Gars. Er ist 1763–1771 Ehrenmitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Floridus Falk (1745–1794) aus Kraiburg am Inn. Profess 1764, Studien in Salzburg. Primiz 1770. Propst in Gars  1772–1794, auch Prälatensteurer der Landschaft 1793–1794.

[17] Ignaz Philipp Hillebrand (*1710–1744) aus Würzburg, ab 1738 Orgelbauer in München. Er ist identisch mit dem von Lipowsky 1811 erwähnten «Hildebrand, (Philipp), Bürger und Orgelmacher zu Stadt am Hof bei Regensburg, hat um 1664 die vortreffliche Orgel in der Klosterkirche zu Gars erbauet, welche in der Folge Anton Bair, Orgelmacher von München in den jetzigen Zustand umgesetzt hat. Sie bestehet aus 1026 Pfeifen und 22 Registern». Diese Notiz scheint die einzige glaubwürdige Zuschreibung der Orgel zu sein, da auch die 22 Register mit dem Gutachten von 1892 übereinstimmen. Auch das Baujahr 1764 (im Kunstführer 2010 mit ca. 1752)  datierten Orgel ist vermutlich richtig. Die neue Orgel, bei Philipp Hillebrand in Auftrag gegeben, ist deshalb ein Werk von Anton Bayr (1716–1792) aus Heidingsfeld bei Würzburg, der 1744 die Werkstatt des Kollegen Ignaz Philipp Hillebrand in München übernimmt.

[18] Martin Anton Seitenhorn (1741–1809) aus Kraiburg am Inn. In St. Erasmus in Mühldorf am Inn malt er 1769–1772 im Auftrag des Propstes von Au am Inn ein Deckenfresko mit dem gleichen Thema wie in Gars. Seine weiteren Arbeiten sind nicht erforscht.

[19] Augustin Hacklinger (1755–1830) aus Irschenberg. Propst in Gars 1794–1803. Als Salzburger Archidiakon des Archidiakonats Gars amtet er bis zu dessen Eingliederung in das neue Bistum Freising-München 1813. 1822–1830 ist er Generalvikar des Bistums. Von ihm stammt die einzige Geschichte von Gars (1801), die erst 1830 gedruckt wird.

[20] Propst Augustin und 15 Chorherren. Ihre Kurzbiografien sind in der «Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern», Band III, von Alfons Maria Scheglmann (1908) nachzulesen.

[21] Die Angaben, Stand 1802, aus «Klöster als Arbeitgeber um 1800» von Dietmar Stutzer (1986)

[22] Die Kongregation der Redemptoristen sind eine in Neapel 1749 gegründete Klerikergemeinschaft, die Anfang des 19. Jahrhunderts auch in Österreich und Süddeutschland tätig wird, aber in Süddeutschland erst mit der Lockerung von Kloster-Neugründungen Fuss fassen kann. 1841 wird die erste Niederlassung in Altötting gegründet. 1873–1894 wird der Orden in Deutschland kurzfristig wieder verboten. Die Niederlassung Gars ist (2023) mit 11 Patres und 7 Brüdern die grösste Kommunität der Münchner Provinz.

[23] Er wird in der Inventarisation (Denkmalliste) als Gastflügel bezeichnet. Siehe dazu die Anmerkung 29.

[24] Projekt der Architekten Leukert, Riedl & Schaub in Waldkraiburg. Das Gymnasium von 1899 soll anschliessend abgebrochen werden. Die Bauherrschaft, der Landrat des Kreises Mühldorf am Inn, sieht die Denkmalpflege als massgebendes Beurteilungsgremium («Das Landesamt für Denkmalpflege hätte das doch wohl kaum zugelassen, wenn es da ein echtes optisches Problem für das Kloster gegeben hätte» meint Landrat Huber). Daraus muss geschlossen werden, dass offenbar kein öffentlicher Projektwettbewerb mit einer verantwortlichen Fachjury stattgefunden hat.

[25] Dem Dachstuhl von Gars fehlt eine über die ganze Breite des Bauwerks reichende Zerrbalkenlage, weil das Gewölbe in den Dachstuhl einschneidet. Diese sogenannten offenen Dachwerke wie in Gars werden meist dann verlangt, wenn das Bauwerk trotz der Wölbung nieder bleiben soll. Die einfachere und sichere Lösung der durchlaufenden Zerrbalkenlage wird in der Stiftskirche Au und schon in der ersten Wandpfeilerhalle Deutschlands in Dillingen (1610/17, Gewölbespannweite 13,5 Meter) angewendet. Die Bauten bleiben deshalb von Gewölbeproblemen verschont. Zwar kann schon früh dieses Problem auch bei Wandpfeilersälen gemeistert werden, wie dies die Schutzengelkirche Eichstätt (1615/17) zeigt. Ein offenes Dachwerk wird aber nur funktionieren, wenn die beiden Abseiten in das Gesamtsystem eingebunden werden (wie zum Beispiel Rheinau 1710). Das Tragwerk des Jahres 1895 von Gars ist aber nur über der Längstonne (12 Meter Spannweite) ein stabiles Dreieck. Es soll aber trotzdem in der Gesamtheit stabil sein. Jedenfalls schreiben die untersuchenden Ingenieure: «Auf die Mauerkronen wirken seit der Erneuerung des Dachwerks keine Horizontalkräfte aus dem Dach mehr ein». Deshalb wird 2011/13 ausschliesslich das Tonnengewölbe des Mittelraums statisch saniert. Die Arbeit der Ingenieure Barthel & Maus dürfte deshalb, vor allem mit dem Einbau der längst fälligen Zugstangen, ihren Zweck erfüllt haben.
Zu Eichstätt und Dillingen siehe die Beiträge in dieser  Webseite unter:
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/a-g/Eichstaett_Jesuitenkirche.html
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/a-g/Dillingen_Jesuitenkirche.html
Zum Dachstuhl der Wandpfeilerhalle Rheinau (mit offenem Dachstuhl) siehe den Querschnitt unter:
https://www.sueddeutscher-barock.ch/Bilder_jpg/grafik/q-r/Rheinau_Querschnitt1932.jpg

[26] Darunter ist kaum die vollständige Neuerstellung des Gewölbes zu verstehen. Leider ist hier der Bericht der bautechnische Untersuchung wenig aufschlussreich.

[27] Joseph Widmann (1855–1941) aus Traunstein, Historienmaler in München. Sein Leben und seine Werke sind bis auf wenige Ausnahmen nicht bekannt.

[28] Das Doppelwohnhaus (Hauptstrasse 36/38) ist heute leider äusserst rücksichtslos und unbedarft umgebaut. Von solchen Privateingriffen in Do-it-yourself-Manier schützt offenbar auch das Baujahr 1601 am Wappenstein von Nr. 36 nicht. Das nun zerstörte Doppelhaus wird 1815 als Näherhaus (38) und als ehemaliges Klosterrichterhaus mit Wohnhaus (36) bezeichnet.

[29] Das Gebäude Nr. 76 (1815) ist als Bräuhaus das wichtigste Ökonomiegebäude des Klosters. Entsprechend werden diese Gebäude auch immer repräsentativ gebaut. Unter der Süd-Terrasse könnte der Märzenkeller liegen. Die Versteigerungsannonce 1810 beschreibt das Gebäude als dreigeschossiges «Bräuhaus, welches in sich begreift das zu ebener Erde gelegene Sudhaus, die Binderey, das Waschhaus, und den Märzenkeller, über einer Stiege den sogenannten kleinen Kupfersaal, die Bräuhausböden, eine eiserne Dörre und die Malztenne, über zwei Stiegen die Malzböden.» In der bayerischen Denkmalliste (2023) wird das Gebäude, sicher falsch, als Gästetrakt bezeichnet. Zwar ist eine spätere Umwandlung des obersten Geschosses in Gästezimmer nicht auszuschliessen. Aber drei Geschosse zu je 13 Fensterachsen sind für das kleine Stift doch ein wenig zu viele Gästezimmer und vor allem: Wo läge dann 1674 ein dreigeschossiges Klosterbräuhaus mit der 1810 genannten Anzahl Räumen?

[30] Die Klosterschule wird «Garser Seminar» (1587 gegründet) genannt.

[31] Die Ansicht stammt aus der Sammelmappe mit Ansichten von Augustiner-Chorherrenstiften, die zurzeit von den Autorinnen Gabriele Dischinger und Huberta Weigl im Rahmen eines Forschungsprojektes untersucht werden. Die Datierung 1687 hier deshalb, weil in der Mappe ein Wappenschild von Propst Athanasius im 39sten Jahr seiner Regierung eingefügt ist.

[32] Michael Wening (1645–1718) aus Nürnberg, seit 1668 in München. Er erhält 1696 den Auftrag des Hofes für eine «Landesbeschreibung». Schon 1697 hat er 118 Orte gezeichnet. Für den Begleittext zieht er den Jesuitenpater Ferdinand Schönwetter bei. 1701 kann er in München den ersten Teil mit dem Rentamt München (358 Abbildungen) veröffentlichen. Dann bricht der Erbfolgekrieg aus. Wening arbeitet auf eigene Kosten weiter. Aber erst seine Erben können die drei weiteren Bände veröffentlichen. Das Rentamt Landshut mit Gars und Au veröffentlichen sie erst 1723.

[33] Der Prälaturflügel wird nach Baubefunden im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts dreigeschossig neu gebaut (Christian Kayser 2016, S. 40). Die alte Länge ist leider nicht untersucht worden. Trotzdem muss die Übernahme dieses knapp 200 Jahre alten Massiv-Bauwerks in den Barockbau angenommen werden.

[35] Die Grundriss–Skizze von 1652 stellt die Kirche zu breit dar, der Chor ist einjochig, seine Tiefe entspricht der Raumtiefe eines Klostergeschosses ohne Korridor (in der Skizze die Nikolauskapelle!), also etwa sechs Meter. Christian Kayser (2016) sieht auch die heutigen, turmbündigen Aussenwände an der Stelle der spätmittelalterlichen (und romanischen) Aussenwände. Dies ist nachvollziehbar, denn die breitere Turmfront in der Planskizze 1652 könnte Erfindung sein.

[36] Die Feststellung von Christian Kayser (2016), die heutige Chorabschlusswand entspreche in voller Höhe dem spätmittelalterlichen Ostabschluss, gründet auf einer Quelle von 1660, welche die Kirchenlänge mit 140 Fuss beschreibt («der lenge nach in sich 140 Schuech). Kayser multipliziert mit einem Fuss von 328,5 mm und kommt so genau auf die heutige Aussenlänge. Nur: ein solch grosser Fuss ist zu dieser Zeit in der Innregion nicht bekannt. Ein Bauplan von Gars (unbekannten Datums, Sign. GA003, PLS30051) ergibt mit der Gesamtlänge Süd von 186 Fuss einen Fuss von 296 mm, was dem Salzburger Fuss entspricht. Der Münchner Fuss beträgt im 18. Jahrhundert 288 mm. Noch weniger, nämlich um die 276-280 mm beträgt der Fuss gemäss der Skala auf der «Planimetria», dem Übersichtsplan von 1690 (Gemälde im Kloster). Mit dem Münchner Mass würde der ehemalige Chorabschluss genau dem Wandpfeiler des heute zweijochigen Chors entsprechen. Das wäre dann auch eine vernünftige Bauweise. Denn welcher Baumeister integriert ohne vernünftigen Grund eine nachträglich abzubrechende Kirche in einen neuen Barockbau?
Als zweites Argument für die Identität des alten und neuen Chorabschlusses führt Kayser die geringe Stärke der Mauer zwischen Chor und Konventbau an, die nur einen Meter betrage, während die angrenzenden Chorabseiten
1,6 Meter stark seien. Weil sich aber die Mauerstärke von einem Meter im ganzen Ostflügel fortsetzt, könnten die dickeren Chorabseiten auch das Gegenteil beweisen: Sie sind das Ergebnis des Einbezugs des schon bestehenden Konventbaus in den späteren Kirchenneubau.

[37] Weder besteht eine Abhängigkeit von der Münchner Jesuitenkirche noch steht Gars am Anfang einer neuen Bauentwicklung, wie das im bayerischen Selbstverständnis meist beschrieben wird. Dass sich die Wandpfeiler-Emporenhalle bei Klosterkirchen seit dem Initialbau Dillingen von 1610 bis zu ihrem Höhepunkt in Zwiefalten durchsetzen kann, liegt an der konstruktiven Einfachheit des Typus. Mehr dazu siehe Im Glossar «Baukunst» dieser Webseite, Buchstabe W unter: https://www.sueddeutscher-barock.ch/ga-menuseiten/m71_Glossar.html#BuchstabeW

[38] Auch das in den offenen Dachstuhl ragende Gewölbe dürfte auf diese Prämisse zurückzuführen sein. Siehe dazu mehr in der Anmerkung 25.

[39] In der Mariahilf-Kirche Passau werden gleichzeitig die obere Zwiebeln von den unteren durch (kupferverkleidete Eckholme) getrennt. Der Entwurf der Kuppeln in Gars beruht auf einer Kenntnis des Baldachins von Bernini im Petersdom, vielleicht aus der Vignola-Veröffentlichung 1640. Der Entwurf könnte vom Probst selbst stammen.

[40] Karl Nikolaus Pfleger (1618–1688) aus München (bei Westenrieder: Reichenhall), Italienaufenthalt, ab 1653 in München. Zweimalige Abweisung als Hofmaler. 1659 Meistergerechtigkeit. Hofmaler erst 1685 (Quelle: Nagler 1841, S. 218). Er ist Maler vieler Altarblätter in München, 1669 auch für Wasserburg. Er liefert 1673 und 1675 Altarblätter in die Jesuitenkirche Luzern. Sein Werk ist bisher nicht erforscht.
Das hochbarocke Blatt der Himmelfahrt Mariens (3 x 5 Meter) lässt die italienische Schulung des Malers erkennen. Vielleicht hat er auch das Blatt von Giovanni Lanfranco in der Dominikanerkirche Augsburg (1631, heute Pinakothek)) studiert.

[41] Im «Dehio» 2006 schreibt Klaus Kratsch: «Dreiteiliger Hochaltar von Michael Sennart, mit Säulenaufbau und überlebensgrossen Figuren der hll. Joseph, Joachim und Engeln, 1693 von Georg Ferdinand Hartmann aus Wasserburg, 1906/07 umgebaut und in unteren Teilen erneuert». Die Bildhauerfamilie Hartmann aus Wasserburg ist bekannt. Ein Onkel von Georg Ferdinand, Michael Hartmann (*1640 in Wasserburg) ist seit 1663 in Luzern tätig. Dies ist deshalb interessant, weil er 1686 ein im dreiteiligen Aufbau mit Gars fast identischen, aber kleineres (B: 6 m) Retabel für die Wallfahrtskirche Blatten bei Luzern baut. Das Retabel von Blatten ist allerdings eine bedeutend höherstehende Bildhauerarbeit und hat auch bereits Akanthus-Ornamentik. In der Familie Hartmann könnte es bekannt sein. Siehe dazu: WallfahrtskircheSt_Jost_Blatten.
Blatten als Vorbild von Gars? Dies wäre dann aber ein Rückschritt. Oder ist es umgekehrt? Dann müsste das Garser Retabel im Aufbau aus der Bauzeit stammen und die Mitteilung «aram summarum erexit 13. Julij»(1693) würde sich auf eine Neuaufstellung beziehen. Dafür spricht vor allem auch das Altarblatt von 1663.

[42] Georg Ferdinand Hartmann (1667–1741) aus Wasserburg. Er ist Neffe des Luzerner Bildhauers Michael Hartmann (*1640 in Wasserburg).

[43] Michael Sennart (um 1656–1720) aus Sachsen, Klosterschreiner in Gars. Er wird für Hochaltar und Kanzel genannt.

[443] Die Wappen begrenzen die Erstellung des Chorgestühls auf die Regierungszeit Wolf Dietrichs von Raitenau. Sybe Wartena weist 2005 in «Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus» nach, dass die Entstehungszeit im Gegensatz zur bisherigen Literatur einheitlich in die gleiche Periode fällt. Siehe: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/7999/

[45] Das Grabmal betrifft den Obersten zu Pferd, Festungskommandanten von Braunau und Pfleger von Wasserburg, Freiherr Daniel Mackay (Machei, McKey).
Giovanni Battista II Brenni arbeitet vor 1679 in der Theatinerkirche mit Bruder Prospero, dann in der Stadtpfarrkirche Braunau am Inn (Herzogkapelle, Frauensteinkapelle) und 1680 in Altötting. Zu ihm siehe: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/a-g/Brenni_GiovanBattista-II.html


«Uralte Wunder und Gnadenwerckh in disem alhiesig Lobwürdigen Gottshaus»
Gemälde von 1669 mit 12 Bildtafeln von Wundervorkommnissen nach Anrufung der Muttergottes und der hl. Radegundis.
In der Überschrift zur Bildtafel wird das «uralte Wunder- und Gnadenwerk» in der Kirche des Stiftes der Augustinerchorherren von Gars vorgestellt, das durch Fürbitte bei der Muttergottes, der hl. Königin Radegundis und allen Patronen des Ortes, wie es Propst Johannes III. (der erste infulierte Propst) 1469 zu Beginn seiner Regierung gefördert habe und nun von Propst Athanasius zur Pflanzung wahrer Andacht und zum Seelenheil fortgesetzt werde.
In den Bildtafeln werden 12 Wundervorkommnisse in Bild und Text vorgestellt. Die angerufenen (und auch strafenden) hl. Radegundis und die Muttergottes mit Kind schweben meist im Himmel, nur in zwei Tafeln kniet die Fürbitterin vor dem Radegundis-Altar der Kirche. Die Bilder sind keine Votivtafeln, sondern eine von Propst Athanasius in Auftrage gegebene Hinweistafel auf mögliche Gnadenerweise oder Strafen. Als Maler wird Gregor Sulzbeck aus Eggenfelden genannt.
  Rechts:
Drei vergrösserte Bildtafel der untersten Reihe:




1. Michael Mödlinger, Bürger von Kraiburg wird bei einer Wallfahrt nach Gars wider menschliches Erwarten von einer langwierigen Krankheit geheilt.
 
 


2. Eine Frau hat etliche Jahre an einer Krankheit gelitten, nachdem sie sich aber mit einem  silbernen Ring und zwei Pfund Wachs mit der hl. Radegundis in Gars verlobt hat, wird sie von der Krankheit erlöst (im Bild kniet die Frau vor dem alten Radegundisaltar).
 
 
3. Mathilde, Wernher von Geppenheims Ehefrau (der im vorigen Bild im Jahre 1160 eine göttliche Strafe für den Rückzug einer Schenkung an Gars erleidet), die ihrem Ehemann in Bosheit gegenüber Gars in nichts nachsteht, wird vom scheuenden Pferd zertrampelt und «also elendigklich ihren unseligen Geist hat miessen auffgeben».
Fotos: Bieri 2015.
 



Ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift Gars am Inn
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Gars am Inn Kurfürstentum Bayern
Bistum (18. Jh.) Baubeginn
Salzburg 1657
Bauherr und Bauträger der Barockzeit
Propst Athanasius Peitlhauser (reg. 1648–1698 )
Propst Gelasius Ludwig (reg. 1698–1742)
Die Wandpfeiler-Emporenhalle der Klosterkirche Gars am Inn, mit allen Altären, vom Eingang mit Blickrichtung zum Chor gesehen. Foto: Bieri 2023.
Kirche und Konvent-Ostflügel von Süd-Ost gesehen. Foto: Bieri 2015.
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Die Innlandschaft 1568 mit den Klöstern Gars und Au. Ausschnitt aus der Tafel 19 der «Bairischen Landtafeln» von Philipp Apian. Quelle: Bayerische Staatsbibliothek..
Das Salzburger Archidiakonat Gars, wie es von 1165 bis 1808 besteht, in einer topografischen Karte der Monumenta Boica 1763. Das Archidiakonat erstreckt sich im Osten über Altötting bis Julbach und Reut und im Nordosten bis an die Rott bei Eggenfelden (Gern). Gars liegt südwestlich (unten).
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.
Lageplan des Chorherrenstifts Gars im Zustand um 1700. Die Bauten der Moderne sind rot gestrichelt. Für Legende und Vergrösserung bitte anklicken.
Die «Planimetria» des zweiten Stockes der Klosteranlage Gars von 1690 ist eine der Grundlagen des obigen Lageplanes. In dieser Form besteht das Kloster bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Der wertvolle Grundriss hängt als Gemälde im Eingangsbereich des heutigen Redemptoristenklosters. Er ist westorientiert (Nord ist rechts). Die Fuss-Skala rechts ergibt ein Fussmass von ungefähr 280 mm.
Bildquelle: Veröffentlichung Kayser 2016.
Die Luftaufnahme aus Nordwest zeigt das Kernkloster mit den grossen nördlichen Erweiterungen nach 1855 (Nordhof), 1899 (Winkelbau des Gymnasiums) und 2023 (neues Gymnasium). Der älteste Bauteil der Anlage, der Wohnbau von 1601 an der Hauptstrasse (gegenüber der Kirchenfassade) zeichnet sich mit einem rostigen Blechdach aus.
Foto: Carsten Steger 2022.
Die Doppelturm-Westfassade der Klosterkirche mit den neuen Spitzhelmen von 1855 (anstelle der barocken offenen Zwiebelhauben).
Foto: Bieri 2023.
Die Südansicht der Klosterkirche. Der dreigeschossige Konvent-Ostflügel setzt in gleicher Flucht und gleicher Höhe an. Die vier inneren Langhausjoche und die zwei Chorjoche sind mit flachen Pilastern aussen markiert. Die geringe Raumhöhe der Seitenemporen drückt sich in den kleinen Thermenfenstern aus. Links sind der heute für Wohnzwecke genutzte, zweigeschossige ehemalige Werkstättenflügel und die Marienkapelle zu sehen.
Foto: Bieri 2015.
Die nach 1803 zu Wohnungen umgestaltete Pfarrkirche des Marktes Gars von 1696, vom nördlichen Friedhof gesehen. Noch sind der Chorabschluss und das vierjochige Langhaus ablesbar. Foto: Bieri 2023.
Der Kirchen-Innenraum
Die kompakte Wandpfeiler-Emporenhalle im Grundriss. Sie wird 1660-1663 zwischen dem Südturm des 12. Jahrhunderts und dem schon vorher gebauten Kloster-Ostflügel bündig eingepasst. Im Grundriss sind Ausstattung und Deckenbilder erläutert.
Querschnitt durch das Langhaus, gezeichnet in der Achse (Scheitelgewölbe) eines Wandpfeiler-Joches. Er zeigt die Problematik der tief angesetzten Traufe und dem (deswegen?) auf Brüstungshöhe der Seitenemporen lagernden Tonnengewölbe. Die Quertonnen der Seitenemporen sind wegen ihrer geringen Höhe von der Längstonne abgeschnitten. Den Schubkräften des Gewölbes kann der Zerrbalken des neuen Dachstuhls von 1895 nicht genügen, da er die Seitenemporen nicht in das Dreieckschema einbezieht. Erst der Zugstangeneinbau und die Stahlpinne über den Gewölben von 2011/13 könnten die Problematik des ungenügenden «offenen» Dachstuhls dauerhaft lindern.
Der Innenraum  mit dem tief aufliegenden Tonnengewölbe und seinen grosszügigen Stichkappen, vom Eingang gegen die vorderen drei nördlichen Wandpfeiler-Emporenjoche und den Chor gesehen. Foto: Bieri 2015.
Der Innenraum mit Blick zur Orgelempore. Die überall sichtbaren hellen Rechteckflächen in den Bildern und Verputzoberflächen sind Reinigungsfenster einer offenbar schon seit einem Jahrzehnt geplanten konservatorischen Reinigung, die der Innenraum auch dringend notwendig hätte. Foto: Bieri 2023.
Der gewaltige Hochaltar dominiert den Chor. Das viersäulige Retabel weist in seiner Architektur in die Kirchenbauzeit der 1660er-Jahre, soll aber erst zu Zeit des Hochbarocks 1693 erstellt worden sein. Gegen diese Datierung spricht vor allem das Altarblatt von 1663. Hat vielleicht der Bildhauer Hartmann 1693 nur die Figuralplastik erstellt? Mehr dazu im nebenstehenden Text. Foto: Bieri 2015.
Das hochbarocke Altarblatt von Karl Nikolaus Pfleger (1663) mit der Himmelfahrt Mariens lässt die italienische Schulung des Malers erkennen. Im Oberblatt erwartet die etwas gelangweilte Hl. Dreifaltigkeit eines anderen Malers die himmelfahrende Maria. Foto: Bieri 2015.
Ein auf dem rechten Segmentbogen des Hochaltars sitzender Engel des Bildhauers Georg Ferdinand Hartmann (1693). Foto: Bieri 2023.
 
Wandpfeileraltäre im (vordersten) vierten Joch.
Links: Augustinus-Altar von 1710 mit einem Altarblatt um 1630.
Rechts: Radegundis-Altar von 1710 mit einem Altarblatt von 1805.
Fotos: Rufus46 in Wikipedia.
 
Wandpfeileraltäre im dritten Joch.
Links: Thomasaltar von 1723 mit Altarblatt von Franz Seraph Kirzinger 1764. Oberblatt 1719, mehr  siehe unten. Assistenzfiguren sind die hl. Katharina mit Schwert und die hl. Ursula mit Pfeil. Am Wandpfeilerkopf hängt die Kanzel von 1691 des Klosterschreiners Michael Sennart.
Rechts: Nikolaus-Altar mit Altarblatt um 1730. Die Assistenzfiguren sind hl. Johannes Nepomuk und Papst Calixt I. Fotos: Bieri 2023.

Akanthus-Kartuschen im Thomasaltar mit Wappen von Kloster und Propst Gelasius Ludwig.
Erläuterung der Wappen siehe im Text zum Wening-Stich. Foto: Rufus46 in Wikipedia.
Das geschwungen aufsteigende Oberstück des Thomasaltars mit seitlichen Akanthusranken trägt ein Oberblatt mit der hl. Barbara in volkstümlicher Tracht, nach Lipowsky von Franz Huber aus Gars 1719 gemalt.
Foto: Rufus46 in Wikipedia.
 
Wandpfeileraltäre im zweiten Joch.
Links: Virgil-Altar. Das Retabel des 17. Jahrhunderts enthält ein Altarblatt (um 1730), das den hl. Virgil auf der Baustelle des Domes von Salzburg zeigt. Engel präsentieren eine Landkarte mit seinen Neugründungen. Mehr dazu siehe im nebenstehenden Text. Zum Oberstück mit dem hl. Rupert siehe das Bild unten.
Foto: Bieri 2023.
Rechts: Der Pietà-Altar von 1745 mit der Pietà des 15. Jahrhunderts, die in der Mittelnische eines versilberten und vergoldeten Schmuckretabels des Spätbarocks steht. Assistenzfiguren sind die hll. Paulus und Johannes Evangelist.
Foto: Edelmauswaldgeist 2020 in Wikipedia.

Das Bildhauer-Oberstück des Virgil-Altars ist dem hl. Rupert gewidmet. Der in einer Wolkenglorie sitzende Bischof von Worms und Abt von St. Peter in Salzburg ist von zwei Putti flankiert, die seine Insignien, das Salzfass und das Altöttinger Gnadenbild halten. Foto: Rufus 46 in Wikipedia.
Der südliche Altarraum des zweiten Jochs mit dem Pietà Altar weist als einzige «Kapelle» auch Stuckaturen auf. Es sind hochbarocke Arbeiten von Giovanni Battista II Brenni aus Salorino, der 1679 auch das Grabmal des Daniel von Machey (Mackay) erstellt. Der schottische Obrist im Dienste des Kurfürsten ist an der Finanzierung des Kirchenneubaus beteiligt. Foto: Bieri 2023.
Der Orgelprospekt des von  Orgelbauer Anton Bayr 1764 gelieferten Instrumentes ist erhalten. Am siebenteiligen, kargen Prospekt ist die Rokokozeit kaum ablesbar. Mit der neuen Empore von 1752 bildet ihre Ornamentik aber eine ausgewogene Einheit. Über der Orgel ist im Deckenbild des ersten Jochs die orgelspielende hl. Cäcilia dargestellt. Foto: Bieri 2023.
Deckenbilder
Zum Beschrieb und der Lage der Deckenbilder siehe auch den Grundrissplan.
Die weit einschneidenden Stichkappen derLängstonne lassen das tiefgelegte Gewölbe zwar leicht und fast wie ein Kreuzgewölbe erscheinen, lassen aber auch wenig Platz für die Deckenfresken. Diese sind 1663 wahrscheinlich auch nicht vorgesehen. Sie werden erst 1712 von Benedikt Albrecht und Johann Eustachius Kendlbacher gemalt. Seit 1897 ist aber anstelle dieser Fresken eine Replik in Temperatechnik vorhanden. Nicht nur die Fresken werden neu gemalt, auch die Restflächen erhaltenn im damaligen neobarocken Verständnis ornamentale Füllungen. Nur der Chor bleibt von einer völligen Neubemalung verschont. Foto: Bieri 2015.
Joch zwei [D]: Die hl. Radegundis in Poitiers, 1897 neu gemalt. In den Emblemen: [Da] Obstbäume «Fructus stirpem produnt» und [Db] Waage  «Valet quod praevalet».
Foto: Bieri 2023.
JJoch drei [C]: Rosenkranzmadonna, 1897 neu gemalt. In den Emblemen: [Ca] Rosenstrauch und-kranz «Fructus rosae terrestris» und [Cb] Rosenkranzfeuernde Kanone «Caelestes mitigat iras». Foto Bieri 2023.
JJoch vier [B]: Im vordersten Langhausjoch ist die Vision des Hl. Augustinus 1897 neu gemalt. In den Emblemen: [Ba] Spiegel reflektiert Sonne « Reddit quod recipit» und [Bb] Formierter Vogelzug «Sequimur regulariter». Unten der 1895/97 neu erstellte Chorbogen mit Neo-Rokoko-Stuckaturen und Wappenschilden von drei Pröpsten. Foto Bieri 2023.
Die Neo-Rokoko-Mittelkartusche von 1897 mit den Wappen der Pröpste Gelasius und Floridus unten und des Propstes Athanasius oben. Nur das Wappen des Kirchenerbauers Athanasius (in Silber ein rotes Herz, belegt mit einem Auge und umgeben von goldenen Strahlen) ist korrekt gemalt. Foto: Bieri 2023.
Das Chorfresko ist das einzige erhaltene Deckengemälde der Barockzeit. Martin Anton Seitenhorn aus Kraiburg malt es 1778. Es erstreckt sich über zwei Joche und hat die Verehrung der Eucharistie durch die vier Erdteile zum Thema. Mehr dazu siehe im Beschrieb oben und in der Bildanalyse von Christine Engelke und Marion Romberg in https://erdteilallegorien. Foto: Bieri 2023.
Aus der Vorgängerkirche stammt auch das Chorgestühl. Es ist in zwei von ursprünglich drei Blöcken zu je zehn Stallen noch erhalten und stammt vollständig aus der Regierungszeit des Propstes Michael Wagnereck (reg. 1592–1620), muss aber aufgrund des Wappens von Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau schon vor 1612 in der alten Kirche gestanden haben. In die Dorsalfelder sind Apostelreliefs eingelassen, die trennenden Pilaster tragen in jedem Block zwei Personen des Alten Testaments. Foto: Edelmauswaldgeist 2020 in Wikipedia.
 
Die Pilaster-Halbfiguren von Johannes Baptist und David sind wie alle figürlich oder floral geschnitzten Teile aus Lindenholz, während die geometrischen Ornamente und die Dorsalwand in Nadelholz gefertigt sind. Fotos: Edelmauswaldgeist 2020 in Wikipedia.