Die Meister des Kirchenneubaus
von bis
1745 1750
1750 1752
1750 1752
1751 1752
1751 1752
1752 1752
~1788 ~1788
~1788 ~1788


Frauenzell  

Ehemalige Benediktinerabtei und ehemalige Abteikirche Mariä Himmelfahrt

1. Klostergeschichte

Die ersten zwei Jahrhunderte bis zur Reformation
Reimar IV. von Brennberg,[1] ein Ministeriale des Bischofs von Regensburg, ist Stifter von Frauenzell. 1317 überlässt er zwei Einsiedlern, die sich in den Wäldern westlich seiner Stammburg Brennberg im vorderen Bayerischen Wald aufhalten, das Anwesen Schopfloch für die Errichtung einer Einsiedelei mit Oratorium. 1320 erfolgt die bischöfliche Anerkennung. Die Einsiedelei wird der zehn Wegstunden entfernten Benediktinerabtei Oberalteich an der Donau unterstellt.[2] Reimar IV. kann 1321 auch das notwendige Obereigentum vom Hochstift Regensburg erwerben und als Stiftungsgut zu Verfügung stellen. Weitere Schenkungen folgen. Die Einsiedelei wird damit Keimzelle des Klosters Frauenzell. Aber erst 1350 wird die «Zelle Unserer lieben Frau im Schopfloch» als Priorat von Oberalteich zum Kloster erhoben. Die Herren von Brennberg üben die Vogtherrschaft über die Neugründung aus. 1424 wird Frauenzell selbständige Abtei. Der Konvent ist mit sechs bis sieben Patres noch immer sehr klein. Vier der ersten sechs Äbte bis zur Reformation sind Professen von Reichenbach, Mallersdorf und St. Emmeram. 1522 resigniert der letzte vorreformatorische Abt. Die Konventualen verlassen mit Ausnahme des Priors und eines Laienbruders das Kloster. Die Klosterherrschaft wird anschliessend weltlich verwaltet.[3]

Wiederherstellung 1582
Trotz der Reformationswirren bleibt Frauenzell, im Gegensatz zu den Klöstern der inzwischen protestantischen Oberpfalz, immer unter der Landeshoheit der katholischen Bayernherzöge.[4] 1582 erreicht Nuntius Feliciano Nunguarda als Administrator des Bistums Regensburg die Wiederherstellung der Abtei Frauenzell.[5] Brennberg ist inzwischen an die Freiherren von Lerchenfeld übergegangen. Sie müssen auf ihre Vogteirechte für Frauenzell verzichten und alle ehemaligen Abteigüter wieder abtreten. Die Abtei Oberalteich entsendet den Professen Melchior Probst als neuen Administrator, der das verlassene Kloster mit zwei weiteren Patres bezieht. 1590 wird er als erster nachreformatorischer Abt gewählt und kehrt 1609 nach Oberalteich zurück.

Das 17. Jahrhundert
Der 1609 gewählte Abt Petrus Widmann ist ebenfalls Professe von Oberalteich. Er leitet eine bauliche Restaurierung der heruntergekommenen Konventgebäude ein, baut das Dormitorium (Ostflügel) neu und lässt verschiedene Räume stuckieren. 1621 ist er Bauherr der neuen Dreifaltigkeitskirche südlich des Konventgartens. Sie dient als Pfarr- und Taufkirche für die Dorfbewohner. Der Konvent vergrössert sich unter seiner Regierung auf elf Mitglieder.
1626 bis 1645, also während des Dreissigjährigen Krieges, regiert Abt Stephan Rieger. Er wird als Professe von Prüfening gewählt und ist seit 1634 in Doppelfunktion auch Abt von Prüfening. Er ist ein guter Wirtschafter. In die Regierungszeit dieses Abtes fallen die Erneuerungen des Braurechtes und der Hofmarksherrschaft durch Kurfürst Maximilian I. Obwohl 1632–1634 auch in Frauenzell Krieg und Pest wüten, Abt und Konvent sogar nach Salzburg flüchten müssen, kann Abt Stephan bis 1644 dem Regensburger Hochstift 5789 Gulden leihen. Anstelle der Rückzahlung handelt der Abt mit dem Hochstift verschiedene Güter, Nutzniessungen und die Einverleibung dreier Pfarreien aus. Offenbar zieht er sich dabei die Feindschaft des Fürstbischofs von Regensburg zu, der 1645 unter falschen Anschuldigungen den verdienstvollen Abt absetzt[6] und den Konventuale Placidus Hörtinger vom Konvent zum neuen Vorsteher wählen lässt. Nach dem Tod von Abt Stephan 1653 wird Abt Placidus aus formellen Gründen nochmals gewählt. Er resigniert 1658.
Von 1658 bis 1694 regieren in Frauenzell zwei Äbte, die das Kloster und seine Hofmark trotz der eher kleinen Einnahmen gut verwalten. 1664 kann die Abtei die Herrschaft Altenthann erwerben. Die Konventgrösse hat sich wieder bei 11 Konventualen eingependelt. 1684 tritt Frauenzell als eines der kleinsten Klöster der neugegründeten Bayerischen Benediktinerkongregation bei.

Die Äbte des 18. Jahrhunderts

Frauenzell_Aebtegalerie
Die Porträts der Äbte des 18. Jahrhunderts in der Reihenfolge ihrer Amtszeit . Sie sind in der Vergrösserung mit Erläuterungen versehen.

Abt Placidus Steinbacher[7]
1694 wird Placidus Steinbacher neuer Abt von Frauenzell. Er ist Professe von Mallersdorf. Im gleichen Jahr wird er zum Direktor des gemeinsamen Studiums der Bayerischen Benediktinerkongregation ernannt. Er führt das Kloster durch den Spanischen Erbfolgekrieg. 1703 erfolgt der Eintritt des bayerischen Kurfürsten an der Seite der Franzosen in den Angriffskrieg gegen das Heilige Römische Reich. Seine Niederlage 1704 führt zu einer zehnjährigen österreichischen Administration Kurbayerns, die mit einer sehr hohen Steuerlast für die Bevölkerung einhergeht.[8]
Abt Placidus ist Visitator der Bayerischen Benediktinerkongregation und wird 1711–1717 auch ihr Präses. Als Visitator von Weltenburg amten er und sein Prior Maurus Bächel 1706 in der kleinen Abtei an der Donau.[9] P. Maurus wird 1711 als Abt von Ensdorf in der Oberpfalz postuliert.[10] Im gleichen Jahr beginnt mit dem Administrator des im französischen Exil lebenden Regensburger Fürstbischofs ein Streit wegen Holzrechten des Klosters, der noch zwei weitere Äbte beschäftigen wird.[11] Abt Placidus stirbt an Weihnachten 1720. Der Konvent ist inzwischen auf 15 Mitglieder gewachsen.

Abt Benedikt I. Eberschwang[12]
Erst im März 1721 wählt der Konvent aus seinen Reihen P. Benedikt Eberschwang als neuen Abt. Er beginnt 1722 mit einem offensichtlich notwendigen und weitgehend neubauähnlichen Klosterumbau. Die mangelnde Finanzkraft des Klosters und auch die zusätzlichen Steuerforderungen des dauernd überschuldeten Kurfürstenstaates verhindern einen zügigen Baufortschritt. Erst 1735 sind alle Klosterflügel nördlich der Kirche in barocker Regularität dreigeschossig erstellt und auch das «Klosterrichterhaus»[13] ist neu gebaut. Noch steht die mittelalterliche Kirche. Auch für sie plant Abt Benedikt einen Neubau. Er stirbt aber kurz nach Beginn der Bauarbeiten 1737. Seinem Nachfolger überlässt er einen gefestigten Konvent, ein vollendetes neues Kloster, aber auch Schulden von 8000 Gulden.

Abt Benno Engerer[14]
Die inzwischen 20 Konventualen von Frauenzell wählen 1737 den neuen Abt erneut aus ihrer Mitte. Abt Benno Engerer kann aber nur kurze Zeit unbehelligt regieren, denn schon 1740 reisst Kurfürst Karl Albrecht einen neuen Krieg gegen Österreich los und bürdet dem Kloster neue Lasten auf. Nebst den Kriegskontributionen belasten 1742–1745 auch die andauernden Einquartierungen, je nach Kriegsverlauf abwechselnd durch Husaren oder Franzosen. Der finanzielle Schaden des Krieges wird auf 14 821 Gulden geschätzt, viel für eine Klosterherrschaft, deren Jahreseinahmen diesen Betrag nie erreichen. Der Abt kann vor dem Krieg nur die Pfarrkirche renovieren, in die der Konvent während dem Kirchenneubau ausweichen sollte. 1745, im gleichen Jahr wie der kriegstreibende Kurfürst und kurzzeitige Wittelsbacher Kaiser, stirbt auch Abt Benno Engerer.

Abt Benedikt II. Kammermayr[15]
An der Einsetzung des nachfolgenden Abtes Benedikt II. nimmt auch sein Bruder, der seit 1744 in Weltenburg regierende Abt,[16] zusammen mit dem resignierten Abt Maurus Bächel teil. Im Gegensatz zu Abt Maurus, der 1738 den Kloster-und Kirchenneubau in Weltenburg ohne Schulden beenden kann, steht Abt Benedikt II. in Frauenzell angesichts der angespannten finanziellen Lage vor einer schwierigen Entscheidung. Er entscheidet sich trotzdem für einen Kirchenneubau. Im März 1747 lässt er die alte Kirche abbrechen und beginnt mit dem Neubau. Nach vier Baujahren ist dieser weitgehend fertig. Der initiative und mutige Bauherr stirbt aber vor der inneren Fertigstellung Ende 1750 mit nur 47 Jahren.

Abt Heinrich I. Schneider[17]
1751–1766 regiert der im oberpfälzischen Klosterdorf Michelfeld geborene Heinrich II. Schneider. Er stellt den Kirchen-Innenraum fertig, der 1752 vollendet ist. Eine neue Altarausstattung ist aber finanziell nicht mehr verkraftbar, deshalb finden die Altäre und die Kanzel der Vorgängerkirche Aufstellung. Die finanzielle Lage bleibt trotzdem angespannt. Als 1759 alle Ökonomiegebäude einem Grossbrand zum Opfer fallen, geht der Klosterbruder und Kunstschreiner Gottfried Gastl[18] in Benediktinerabteien von Böhmen bis in die Schweiz auf Betteltour.

Abt Wolfgang Krieger[19]
In die Regierungszeit des von 1766–1788 regierenden Abtes Wolfgang fällt der Brand des Brauhauses, welches er sofort wiederaufbauen lässt. Auch der mächtige klassizistische Hochaltar des Konventualen Br. Albert Kaupp[20] ist Abt Wolfgang zu verdanken, wie sein Wappen am Altar bezeugt.

Versteigerungsannonce   Abt Heinrich II. Mühlbauer[21]
Der letzte, 1788 gewählte Abt Heinrich II. steht einem Konvent vor, der 1802 nur noch zehn Patres, drei «Novizen» und den Laienbruder Kaupp zählt.[22] Das seit 1795 geltende Aufnahmeverbot für Novizen umgeht der Abt mit einer «Warteliste» für den Klostereintritt. 1803 setzt sich Kurbayern in den Besitz aller Klöster. Frauenzell ist dank guter Wirtschaftsführung der beiden letzten Äbte praktisch schuldenfrei. Das Aktivanlagekapital der Abtei wird mit 64 450 Gulden veranschlagt. Die Schulden betragen demgegenüber nur noch 1486 Gulden. Der neue Staatsbesitz soll durch schnellen Verkauf an Private in Geldwerte umgewandelt werden. Der Abt und die noch 13 Konventualen müssen deshalb die Abtei verlassen. Ihr Durchschnittsalter beträgt 33 Jahre. Abt Heinrich II. zieht sich nach Altenthann zurück. Die meisten Patres und Novizen nehmen Pfarrstellen an. Der letzte Konventuale stirbt 1863. Nur vom Schicksal des einzigen Klosterbruders, dem Altarbauer Albert Kaupp, ist nichts bekannt.
  Versteigerungsanzeige der Klostergüter von Frauenzell im Regensburger Intelligenzblatt vom 4. Januar 1809 (datiert 30. Dezember 1808). Die Anzeige weist auf die Versteigerung der  Kloster- und Ökonomiegebäude mit 20 Tagwerken landwirtschaftlichen Bodens am 3. Januar 1809 hin, also noch vor dem Erscheinungsdatum der Zeitung! Auch «über 100 Centner Ausschussbücher von der Bibliothek und das in selber befindliche sämtliche Holzwerk von eingelegter Arbeit» (eingelegte Arbeit= Marketerie) fallen dem Eifer der staatlichen Versteigerer zum Opfer.

Gehe zu den Wappen des Klosters und der Äbte im Anhang II

Die Wirtschaft des Kloster am Ende des 18. Jahrhunderts
(Kurzfassung von Seite 234/35 in: Dietmar Stutzer «Klöster als Arbeitgeber um 1800»
Unter den bayerischen Benediktinerabteien vertritt Frauenzell das Kleinkloster mit bescheidener Kapitalausstattung und einem ausgeprägten Nutzungsschwerpunkt in der Landwirtschaft. Der Anteil der Landwirtschaft am Anlageaktivkapital beträgt 30 060 Gulden. Frauenzell bietet damit 32 Arbeitnehmern in den landwirtschaftlichen Betrieben eine volle Existenzgrundlage. Die durchschnittliche Lohnsumme liegt mit 97 Gulden Jahreseinkommen über dem Durchschnitt der Grossklöster. Die Ertragsbildung ist bemerkenswert. So resultiert  bei Einnahmen von 10 335 Gulden und Ausgaben von 8882 Gulden ein Überschuss von 1353 Gulden, den manches weit kapitalstärkere Grosskloster nicht erreichen kann.

2. Baugeschichte

Kirche und Kloster vor den barocken Neubauten
Die Kirche
Von der mittelalterlichen Klosteranlage steht noch heute der Kirchturm von 1357. Er ist in einem Gemälde von 1621 in der Flucht der Kirchen-Westfassade zu sehen. Es ist die mittelalterliche Kirche von 1325, die zu diesem Zeitpunkt durch Abt Petrus Widmann barockisiert wird. Mit der wahrscheinlichen Breite von 18 Meter ist sie eine mehrschiffige Freipfeiler-Emporenhalle.[23] Ihr eingezogener Chor ist gewölbt. Der rührige Bauabt Petrus verändert vor allem ihren Innenraum, indem er den Lettner und die Seitenemporen zu Gunsten von mehr Lichteinfall entfernen lässt und damit die mittelalterliche Emporenhalle zu einer flachgedeckten Freipfeilerhalle umbaut. Aussen müsste sich dies in neuen, hohen Rundbogenfenstern ausdrücken. Im Gemälde von 1621 weisen zwei Okuli und ein barocker Dachreiter darauf hin. Dieses Kirchenbauwerk wird 1747 abgebrochen. Wening publiziert es 1726 mit Pilastergliederung und geschweiftem Blendgiebel. Auch ist der Chor bei ihm kaum eingezogen. Ob dies zeichnerische Verschönerungen und Ungenauigkeiten sind, oder ob Wening hier bereits Informationen einer Planung verarbeitet, lässt sich nicht mehr feststellen.[24]

Die Konventbauten
Abbildungen der Klosteranlage vor ihrem Neubau von 1722 bis 1734 fehlen, sieht man von einem völlig unglaubwürdigen Stich ab, der 1690 im «Chur-Bayrischen Atlantis» des Anton Wilhelm Ertl erscheint.[25] Im Wening Stich, der 1726 erscheint, sind die dreigeschossigen Konventflügel bereits derart eingetragen, wie sie von 1722–1734 gebaut werden. Wening stellt also die Konventbauten nach einer ihm bereits bekannten Planung dar. Die alte, von Abt Petrus Widmann vor dem Dreissigjährigen Krieg wiederhergestellte und teilweise neugebaute Klosteranlage (Ostflügel 1615) ist an gleicher Lage zu suchen. Dafür sprechen auch die jeweils zweijährigen Bauunterbrüche, die ohne Weiternutzung der verbleibenden Altbauteile nicht denkbar sind. Vielleicht ist das alte Kloster noch zweigeschossig, in einer weniger einheitlichen Bauweise, und in den älteren Bauteilen noch mit Fachwerk-Obergeschossen gebaut.

Bau der barocken Konventflügel 1722–1735
Im Frühjahr 1722 beginnt Abt Benedikt I. mit dem Neubau des Ostflügels. Bezug ist im Herbst 1725. Der dreigeschossige Flügel mit 11 Fensterachsen dient dem Konvent. Er ersetzt das «Schlafhaus» von 1615 und greift mit vier Fensterachsen schon in den Nordflügel ein. 1727 wird der Nordflügel mit dem fünfachsigen Bibliotheks- und Refektoriums-Risalit fortgesetzt. Gleichzeitig erfolgt die südliche Verbindung des Ostflügels bis zur Kirche. Ein neuer Querbau von fünf Fensterachsen enthält im Obergeschoss den Kapitelsaal und verbindet Bibliothek und Psallierchor. 1730 sind auch diese Bauteile bezugsbereit. 1733–1735 folgt die Fertigstellung der Konventanlage mit der westlichen Hälfte des Nordflügels, dem anschliessenden Prälatur- oder Abteibau und dem neuen Westflügel mit der Kellerei. Im Westflügel befindet sich auch die Klosterpforte mit der Haupttreppe. Entgegen der vermutlichen Planung, wie sie bei Wening 1726 dargestellt ist, wird der im Norden vorstehende Abteibau nicht als westliche Fortsetzung in die einheitliche Architektur der restlichen Konventflügel integriert. Die könnte auf einen Umbau der bestehenden Prälatur hinweisen. Der Planer und ausführende Baumeister dieser neuen Klosteranlage ist nicht bekannt. Die noch vorhandenen Régence-Stuckaturen weisen für den Stuck auf die Werkstatt von Jacopo Appiani[26] hin, die nur rudimentär erhaltenen Deckenbilder im Refektorium[27] werden Johann Gebhard zugeschrieben.

Neubau der Klosterkirche

Erste Neubauplanung unter Abt Benedikt I.
Mit grosser Regelmässigkeit setzt Abt Benedikt I. nach jeder Bauetappe zur finanziellen Erholung die Bautätigkeit für zwei Jahre aus. So legt er auch erst 1737 das südliche Fundament für die erweiterte Stiftskirche, nachdem er die Pfarrkirche zur Benutzung durch den Konvent baulich vorbereitet hat. Als Berater und vielleicht als Planer für den Kirchenbau zieht er 1736 nebst anderen «verständigen» Baumeistern «H. von Asam» bei. Ob er damit den noch immer in Weltenburg tätigen Bruder Egid Quirin[28] oder seinen Bruder Cosmas Damian[29] meint, ist unklar. Weltenburg ist aber sicher in der Westfassade direktes Vorbild für den Kirchenneubau des Abtes Benedikt I. Im Ölgemälde des Klosters aus Norden, 1743 datiert, kann die geplante Kirche abgelesen werden.

Der Neubau 1747–1752
Abt Benedikt I. stirbt unerwartet schon kurz nach Beginn der Bauarbeiten. Die Arbeiten ruhen jetzt zehn Jahre. Erst unter Abt Benedikt II. wird 1747 wieder mit dem Kirchenneubau begonnen, nun nach einer veränderten Planung. Dem böhmisch kurvierten Barock des neuen Projektes weicht das ursprüngliche, von Weltenburg beeinflusste Projekt in grossen Teilen.[30] Erstmals ist jetzt auch der Name eines Baumeisters überliefert. Abt Benedikt II. engagiert Albert Schöttl, den jungen Klosterbaumeister der Abtei Metten.[31] Ende 1750 stirbt der Abt, der den Bau organisiert und auch mitgeplant hat. Der Neubau ist zu diesem Zeitpunkt längst unter Dach, was auch am Chronogramm über dem Eingangsportal ablesbar ist. Die Inschrift «Vt In oMnIbVs gLorIfICetVr DeVs & saLVatorIs nostrI genItrIX VIrgo» ergibt MDCCXLIX =1749. Die Gewölbe können deshalb schon 1750 erstellt werden. Die Stuckateure beginnen spätestens 1751, wahrscheinlich auch die Maler. Denn 1752 müssen die Gerüste entfernt worden sein. Das Arbeitstempo ist damit zwar horrend, aber anders ist die völlige Vollendung aller inneren Arbeiten 1752 nicht denkbar. Dieses Datum im Chronogramm in der Randkartusche des Gewölbe-Mittelfreskos markiert den Abschluss der Arbeiten. Die Deckengemälde werden dem Prüfeninger Maler Otto Gebhard[32] zugeschrieben. Die Stuckaturarbeiten sind als Werke «in der Art von Anton Landes» beschrieben.[33] In der stuckierten Rokoko-Kartusche am Chorbogen lässt Abt Heinrich das Wappen seines Vorgängers anbringen, ein Zeichen des Respektes vor dem Gestalter der neuen Kirche. Das letzte Fresko in der Kirche unter der neuen Westempore signiert der Regensburger Maler Martin Speer[34] mit dem Datum 1752. In diesem Jahr soll der Orgelbauer Johann Konrad Brandenstein[35] aus Stadtamhof die grosse Brüstungsorgel der Psallierchor-Empore bereits eingerichtet haben. Schon länger vorbereitet ist die Kunstschreiner- und Bildhauerarbeit. Die Datierung «1750» am Chorgestühl des Psallierchors von Br. Gottfried Gastl weist darauf hin. Gastl ist zusammen mit Br. Albert Hartmann auch Schöpfer der Beichtstühle, des Kirchengestühls, mit grosser Wahrscheinlichkeit auch der Bildhauerarbeiten an der Emporenbrüstung und am Orgelprospekt.
Alle oben beschriebenen Bauvorgänge sind, mit Ausnahme des Baubeginns 1747, quellenmässig nicht belegt. Zwei Daten sind am Bau ablesbar, nämlich die Fertigstellung des furnierten Abtsthron im Chorgestühl 1750 und die Fertigstellung der letzten Freskenarbeiten unter der Empore 1752. Selbst das Jahr der Einweihung ist unbekannt. Weil nach 1752 die hochbarocken Altäre und die Kanzel aus der Vorgängerkirche wieder aufgestellt werden, muss diese um 1753 stattgefunden haben.[36]

Hochaltar 1788
Einziges späteres Ausstattungsstück ist der klassizistische Hochaltar des Br. Albert Kaupp. Er trägt das Wappen des Abtes Wolfgang Krieger, muss also noch vor 1788 aufgestellt worden sein. Seine Figuralplastik ist ein Werk des Bildhauers Christian Jorhan aus Griesbach.[37]

 

Kirche und Kloster nach 1803

Klosterkirche
Die Klosterkirche wird 1803 zur Pfarrkirche erklärt und entgeht damit dem Abbruch. Die subsidiäre Baupflicht liegt seither beim bayerischen Staat. Eingriffe des 19. Jahrhunderts sind nicht überliefert. Um 1911/18 folgen erste Massnahmen zur Substanzsicherung. Die Sicherung der Gewölbezone erfolgt damals mit dem Einbau der im Raum sichtbaren Stahlzuganker. Sie erfüllen noch heute ihren Zweck. Die erste umfassende Aussen- und Innenrestaurierung folgt 1962–1967. Die dabei vorgenommenen schöpferischen Eingriffe in die Ausstattung wären heute undenkbar. Mit Teilübermalungen der Deckengemälde geht auch ein Stück der vermutlich bis dahin noch vorhandenen Authentizität verloren.[38] 1975 wird der Kirchenraum mit einem Gitter von der Vorhalle getrennt. Die Sanierungen von 1977-1979 beschränken sich erneut auf die Gewölbezone. Damals glaubt man, Rissbildungen in den Kuppelgewölben durch Stahlbeton-Kuppelumschnürungen Herr zu werden, ohne aber die wirklichen Kräfteverhältnisse im Dachstuhl zu untersuchen. Erst 1997–2001 wird das gesamte statische System von Dachstuhl und Gewölbe umfassend erfasst und nicht nur vorbildlich saniert, sondern auch ebenso vorbildlich dokumentiert. 2022 erfolgt eine weitere Sicherung der an einigen Stellen nicht mehr haftenden Stuckaturen. Das deshalb vor einigen Jahren unter den Gewölben angebrachte horizontale Sicherheitsnetz wird nach dieser jüngsten Sanierung entfernt.

Klosterflügel
Die Gebäudenummern nach dem Lageplan
1808 erfolgt die Versteigerung der Konventflügel mit Ausnahme des als Pfarrhaus dienenden Ostflügels und des als Schulhaus dienenden Südflügels. Sie werden parzelliert an Einheimische abgegeben. Der Querflügel [3.4] wird sofort abgebrochen. Die ehemals dreigeschossige Prälatur [3.9] ist heute auf einen schmalen und zweigeschossigen Rest zurückgebaut. Die Bibliothek [3.6] wird ausgeräumt. «Über 100 Centner Ausschussbücher von der Bibliothek und das in selber befindliche sämtliche Holzwerk von eingelegter Arbeit» kommen unter den Hammer. Der ausgeräumte Bibliotheksraum wird noch in neuerer Zeit als Sporthalle umgebaut, könnte aber durch Entfernen der Einbauten seine Würde zurückgewinnen. Das Refektorium [3.6] ist nach unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzungen seit 1985 provisorisch gesichert, harrt aber einer Restaurierung der verbleibenden Stuck- und Freskenfragmente.

 
Klosterhof, Gärten, Pfarrkirche

Der Klosterhof im 18. Jahrhundert

Die Gebäudenummern nach dem Lageplan
Im Wening-Stich von 1726 ist die barocke Klosteranlage übersichtlich in einer Vogelschau ablesbar. Konvent-Westflügel, Kirchturm, Kirchenwestfassade und der anschliessende, im Grundriss schrägwest verlaufende Stichflügel des Brauhauses [4] bilden den zusammenhängenden Ostabschluss des langen Kloster- und Ökonomiehofes. Das nördliche Klostertor [6] ist als turmartiges Gebäude mit Zwiebelhaube dem nach Westen vorstehenden Prälatur- oder Abteibau angefügt. Der südliche Torbogen [11] von 1700 schliesst an die mit Treppengiebeln ausgezeichnete Wagenschupfe [9] an, die den südlichen Abschluss des Hofes bildet und vor dem «Felsenkeller» steht. Der westliche Hofabschluss [7] wird in beiden Darstellungen als geschlossene, zweigeschossige Ökonomie-Zeile dargestellt, die im Norden durch das an den Torbau anschliessende Klosterrichter-Haus [5] von 1729 begrenzt wird. Auch im Deckenfresko von Martin Speer 1752 unter der Orgelempore entsprechen die westlichen Ökonomiegebäude noch immer den beiden Vogelschauansichten. In der ersten bayerischen Landesvermessung, die für Brennberg relativ spät um 1835/1845 beginnt, ist dieser westliche Ökonomieteil auf die Flucht des heutigen Wohnhauses Nr. 2 zurückgesetzt, die südliche Hälfte ist bereits abgebrochen. Es ist dies aber die einzige Diskrepanz zu den älteren Ansichten.

Brauhaus
Der markante zweigeschossige Stichflügel, der südlich an die Kirchenfassade anschliesst, ist das ehemalige Brauhaus des Klosters. Ein Runderker mit Zwiebelhaube, ein Zwerchhaus mit Volutengiebel und mit Zwiebeltürmchen betonen in alten Ansichten und auch in Fotografien vor 1979 den besonderen Charakter des barocken Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert. Das Brauhaus dient auch weiteren Nutzungen. Der südöstliche Runderker weist auf eine Wohnnutzung im Obergeschoss hin. Das Gebäude fällt im 18. Jahrhundert zweimal einem Brand zum Opfer. Es wird aber immer wieder in der gleichen Art aufgebaut, das letzte Mal unter Abt Wolfgang Krieger vor 1788.

Schicksale von Klosterhof und Brauhaus nach der Säkularisation
Heute ist der Klosterhof nicht mehr als geschlossene Einheit wahrnehmbar. Im Kern erhalten ist das Brauhaus, das 1808 mit weiteren Hofgebäuden versteigert wird. 1858–1919 sind alle Gebäude im Besitz der Brauereifamilie Fuchs. Die Brauerei wird nachher eingestellt und mehrere der Hofgebäude abgebrochen. Die ehemalige Brauerei weicht einer Gaststätte.[39] 1979 erfolgt ein unsachgemässer Umbau des bis dahin noch barock wirkenden Gebäudes, dem auch der Zwerchgiebel und der Wohnerker zum Opfer fallen.
Ein weiteres, im Kern noch erhaltenes Gebäude am Klosterhof ist das ehemalige Klosterrichterhaus beim Nordtor. Der frühere Übergang vom «Abteistock» über das Torhaus zeichnet sich an seiner Fassade noch immer ab. Vom Torhaus ist nur der Torbogen verblieben. Alle anderen Bauten des Klosterhofes sind abgebrochen.

Klostermauer und Gärten

Sehr grosszügig ummauert Abt Peter Widmann 1619 «zur Förderung der klösterlichen Disziplin» den Konventgarten. Noch heute ist die Klostermauer in ihrem Verlauf auf über 600 Meter sichtbar. Die grosse ehemalige Gartenfläche ist von Gebäuden freigeblieben. Sie dient zur Klosterzeit vor allem Obstbaumkulturen. Ein Turm mit Zwiebelhaube markiert ehemals die südöstliche Ecke. In diesem Konventgarten liegt gemäss den Vogelschauansichten 1726 und 1743 vor dem Konvent-Ostflügel ein grösserer barocker Ziergarten. Ein solcher ummauerter Garten ist bei Wenig 1726 auch westlich der Ökonomie und in der Vogelschau 1743 vor der neuen Prälatur im Norden zu sehen. Östlich, ausserhalb des ummauerten Konventgartens, ist schon früh eine kleine Ansiedlung von Klosterdienstleuten entstanden, die um 1840 rund 20 Wohngebäude umfasst.

Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit
Die von Abt Peter Widmann 1621 gebaute Pfarrkirche zur hl. Dreifaltigkeit liegt zur Klosterzeit an der südlichen Konventgarten-Mauer. Sie ist eine einschiffige Kirche mit polygonal geschlossenem Chor und mit Frontturm. Ihr ist ein ummauerter Friedhof angegliedert. Das Sakralbauwerk wird 1803 profaniert. Turm und Chor werden sofort abgebrochen, das Langhaus in ein Wohngebäude umgewandelt. Der Friedhof ist seither um das Dreifache nach Norden erweitert worden.

 

Die Architektur der barocken Kirche

Das erste Projekt 1736/37
1736 konsultiert Abt Benedikt Eberschwang für den Kirchenneubau «die berühmtiste, vortrefflichste Künstler H. von Asam und andere verständige baumayster». Weil andere zeitgenössische Nachrichten über den Planer der Klosterbauten von 1722–1735 und über den Kirchenneubau von 1747–1752 fehlen, wird der Kirchenneubau bis in die neuere Zeit als «nach den Plänen der Brüder Asam erbaut»[40] beschrieben. Die guten Kontakte zum Abt von Weltenburg, einem ehemaligen Professen von Frauenzell, der mit den Brüdern Asam für die Gestaltung des Innenraumes von Weltenburg zusammenarbeitet, macht die Nachricht des Klosterchronisten über die Konsultationen der Brüder Asam glaubwürdig. Dies betrifft die erste Planungsphase 1736/37. Die instruktive Vogelschauansicht der Klosteranlage Frauenzell von 1743 hält die damals geplante Kirche fest. Ihre Fassade ist ähnlich derjenigen von Weltenburg gestaltet. Das Mittelfenster und die Langhausfenster zeigen aber bereits die geschweiften Umrisse des Rokoko. Eine 1737 begonnene und schon einige Meter hochgeführte südliche Kirchen-Längsmauer liegt in Frauenzell ausserhalb der mittelalterlichen Südfassade, unter der heutigen Ausbauchung des Hauptraumes. Weil die Nordfassade wegen des Klausurgangs an alter Stelle liegen muss, wäre schon diese begonnene Kirche rund zwei Meter breiter als ihre Vorgängerkirche ausgefallen. Das erste Kirchenprojekt von Frauenzell ist mit dem Namen der Brüder Asam (und anderer Baumeister) verbunden, was zwar nicht bedeutet, dass diese die Planung erstellen.[41] re Mitbeteiligung an einer Kollektivplanung.[42] Diese erste, im «Vera Delineatio oder Abriss» von 1743 dargestellte Planung findet in der 1747 begonnenen Kirche keine Fortsetzung.[43]

Das neue Projekt 1747 und seine architektonischen Wurzeln

Architekturbeschrieb
1747–1752 wird in Frauenzell eine Kirche gebaut, deren Hauptraum wie viele Vorgängerbauten auf dem Grundriss einer längsovalen Rotunde aufbaut. Der wesentliche Unterschied zum Ovalraum römischer Prägung, wie etwa in Weltenburg, liegt in der Raumtektonik. Bernhard Schütz beschreibt Frauenzell wie folgt: «Im Gegensatz zur Ovallinie besteht das raumbestimmende Aufbaugerüst aus acht konvex in den Raum einschwingenden Bogenarkaden. Diese sind unterschiedlich breit, aber sonst gleichförmig und vereinheitlichen dadurch den Aufbau. Charakteristisch für die Konchen sind dreieckige Maurerkeile mit geschwungenen Flanken und einem an der Spitze abgerundeten, beidseitig von Pilastern flankierten Pfeilerkopf, von dem die einschwingenden Gewölbegurten der Bogenarkaden ausgehen. Seitlich umschlossen vom Konchenkranz und präzis artikuliert durch die Bogenarkaden wird der Kernraum zum Musterstück eines Acht-Arkaden-Raums».[44]
An diesen Hauptraum schliesst der Chor in Form einer Kreisrotunde und der Eingangsraum in Form eines quergelagerten Ovals an. Beide sind durch Zwischenjoche getrennt, in denen sich Oratorien und Beichtstühle befinden. Alle Innenmauern sind ausnahmslos gekurvt, alle Gurtbögen einschwingend. Die Raumbelichtung erfolgt beidseitig durch gleichgrosse hochliegende Fenster, deren Bankhöhe den zweigeschossigen nördlichen Verbindungsgang berücksichtigen muss. Nicht nur im Innenraum ist der böhmisch beeinflusste kurvierte Barock dominierend, er prägt durch die Aussenform. Die konvexen Ovalrundungen der Aussenfassaden sind an den Seiten durch die bestehende Geraden beschnitten, im Norden durch den Kreuzgang, im Süden durch die Übernahme eines Teils der 1737 begonnenen Aussenmauer. Die eingeschossige und dreiteilige Hauptfassade ist in ihrer Lage zwischen mittelalterlichem Kirchturm und vorstehendem Brauhaus recht einfach gehalten. Sie ist mit Pilastern gegliedert. Ihr konvexes Mitteltravée ist mit einer konkaven Rundbogennische über dem Hauptportal und einem wenig überzeugenden Frontispiz hervorgehoben.

Die böhmischen Wurzeln

Die Kirche von Frauenzell ist ein böhmischer Bau auf bayerischem Boden.[45] Eine direkte Abhängigkeit von frühen Bauwerken des Prager Baumeisters Kilian Ignaz Dientzenhofer, wie etwa der Klosterkirche Wahlstatt wird vermutet. Diese Propsteikirche des böhmischen Benediktinerklosters Břevnov wird 1738 fertiggestellt. Hier arbeitet Cosmas Damian Asam 1733. Er könnte den Plan von Wahlstatt an Abt Benedikt I. von Frauenzell übermittelt haben, als dieser 1737 mit dem Kirchenneubau beginnt. Der böhmisch kurvierte Barock von Wahlstatt findet aber in diesem ersten Projekt unter der Beteiligung von Asam keine Berücksichtigung.
Über die Planer des heutigen Bauwerkes von 1747 kann deshalb nur spekuliert werden. Überreicht Abt Benedikt II. den Wahlstatter Plan an den jungen Baumeister Schöttl? Stammt der Entwurf vielleicht von Schöttl, der als Baumeister genannt wird?[46] Oder werden, wie schon 1736 und den barocken Baugepflogenheiten entsprechend, weitere Baumeister zu Rate gezogen? Die gegenüber Wahlstatt wesentliche und auch überzeugende Planänderung zum Frauenzeller Acht-Arkaden-Raum deutet darauf hin. Ist Johann Michael Fischer als Planer oder sein Palier und Gewölbespezialist Martin Wöger beteiligt?[47] Die geniale Planungsüberarbeitung und die Ausführung auch der anspruchsvollen Massivgewölbe von Frauenzell ist mit grosser Wahrscheinlichkeit das Werk eines Planerkollektivs und nicht allein dasjenige des 1747 erst 23-jährigen Albert Schöttl. Leider ist kein weiterer Name überliefert.[48]

Stuck und Deckengemälde

Die Stuckaturen
Die Stuckaturen sind, vergleicht man mit dem gesicherten Werk von Anton Landes in der Stiftskirche zur Alten Kapelle,[49] zwar von gleicher Meisterschaft, aber den finanziellen Möglichkeiten Frauenzells entsprechende bedeutend zurückhaltender ausgeführt. Mit Ausnahme der reichen Pilasterkapitelle und des Rocaillewerkes an den Oratorien und der Empore breitet sich der Stuck erst im Gewölbebereich oberhalb des Gebälks aus. Die Rocaille dominiert. Sie wechselt in den Stichkappenflächen und Kappengewölben der Konchen mit Gitterflächen und Muschelwerk, bleibt aber in den Gurtbögen und Zwischenjochen noch streng symmetrisch. Von ihrer wilden Seite zeigt sie sich im Mittelraum, vor allem in den Pendentifs-Kartuschen der Hauptkuppel. Selbst die zentrale Wappenkartusche am Chorbogen ist jetzt bizarr asymmetrisch. Die Figuralplastik beschränkt sich auf Sitzfiguren der Kardinaltugenden und auf Prunkvasen über den vorkragenden Gesimsen der acht Auflagepunkte der Kuppel. Das Gewölbe über der Westempore ist nicht stuckiert.

Die Deckengemälde in den Kuppelgewölben
Das Bildprogramm ist der Kirchenpatronin gewidmet.[50]
Die Bilder sind in satten Farben gemalt, ihre dichte und figurenreiche Komposition wirkt noch hochbarock.
Im Rundgemälde der Chorkuppel ist altarseitig Maria als Schmerzensmutter dargestellt. Engel zeigen ihr die Schmerzenswerkzeuge. In der Bildmitte schwebt Gottvater und der Hl. Geist.  
Im grossen Mittelbild des Hauptraumes sind die Himmelfahrt Mariens und die Verherrlichung der Gottesmutter durch die vier Erdteile zu sehen.
In den Pendentif-Kartuschen sind Grisaille- und Camaïeu-Malereien zu sehen.[51]
Die Gemälde der sechs Konchengewölbe schildern Szenen aus dem Marienleben[52]
Über dem Psallierchor und der Orgel ist das Bildthema «Verheissung des Erlösers im Paradies» von weiteren vier Emblemen umgeben. Hier ist auch der Stuck als «stucco finto» gemalt.

Das Deckengemälde in der Vorhalle

Das von Martin Speer 1752 signierte Öl-Tempera-Gemälde auf der Flachdecke unter der Empore ist der gnadenbringenden Muttergottes von Frauenzell gewidmet, die von der am ovalen Bildrand befindlichen Bevölkerung um Hilfe ersucht wird. Die Menschengruppierung teilt sich in der Bildmitte, in der die Landschaft mit dem Kloster Frauenzell dargestellt ist. Das gut komponierte Gemälde ist von grosser Erzählkraft. Es wirft auch Fragen auf. Sind die hinter dem Erdwall in der Mitte hervorguckenden Köpfe und der Träger der rot-weiss-roten Kirchenfahne vielleicht Mitglieder einer Bruderschaft oder sind es die Mitglieder des Konvents?

Die Ausstattung

Hochaltar
Der Hochaltar trägt das Wappen von Abt Wolfgang Krieger, der 1788 stirbt. Das Werk des Br. Albert Kaupp soll aber erst 1790 aufgestellt worden sein. Es ist ein frühklassizistisches Stuckmarmor(?)-Säulenretabel von überzeugendem architektonischen Aufbau. Zwei in der Tiefe gestufte Säulenpaare auf hohem, sich nach vorne verengendem Piedestal bilden den guckkastenartigen Rahmen zur hinteren, konvex gebogenen Ädikula mit der Gnadenbild-Nische. Das vordere Säulenpaar rahmt die Altarmensa. Ein horizontales Gebälk mit weit auskragendem Gesims verbindet die beiden Ebenen. Das Oberstück ist eine Fortsetzung der unteren Nischenädikula mit der Heilig-Geist-Taube im vergoldeten Strahlenkranz. Die rahmenden Pilaster werden geschweift zu einer Volute über den Säulenköpfen geführt, auf denen Vasen und Engelsfiguren angebracht sind. Seitlich des Retabels stehen auf dem verlängerten Piedestal Joseph und Joachim. Die Figuralplastik ist ein Werk des Bildhauers Jorhan. Der Tabernakel ein bemerkenswertes Meisterwerk am Übergang vom Rokoko in den Klassizismus. Leider ist die ursprünglich abgestufte Marmorierung bei der zu schöpferischen Restaurierung 1964 einem vermeintlich klassizistischen Weiss gewichen.

Seitenaltäre
Die für den Kirchenneubau wahrscheinlich vorgesehenen neuen Rokokoaltäre in den sechs Arkadennischen sind nie verwirklicht worden. Dies, weil nach dem Brand der Ökonomie 1759 alle Mittel fehlen und der leitende Bildhauer im Kloster, Br. Gottfried, anstelle von neuen Schöpfungen auf Betteltour in den Klöstern ausserhalb Bayerns ist. Deshalb sind vier der damals aus der alten Kirche übernommenen Altäre noch heute aufgestellt. Es sind teilweise wertvolle Arbeiten des beginnenden Barocks bis zum Spätbarock, die selbst im Rokokoraum nicht stören. Kunstgeschichtlich sind sie letztmals in der Kurzinventarisation 1910 erfasst worden. Später wird im Kunstführer mitgeteilt: «Leider schwingt ein dissonierender Ton durch das Heiligtum: Die Kanzel und die Seitenaltäre, aus der alten Kirche übernommen, reichen an den Kunstwert der übrigen Ausstattung nicht heran». Diese Geringschätzung führt in den 1960er-Jahren in einem Anfall schöpferischer Denkmalpflege zu Umgruppierungen und Umgestaltungen.[53] Damals weichen das vordere Altarpaar der Neuaufstellung der Kanzel, die  vier Altäre werden damals in die mittleren und westlichen Arkadenpaaren verschoben.


Mehr zu den heutigen Seitenaltären siehe im Anhang I

Kanzel
Die Kanzel wird während der Restaurierung 1962/67 in einem heute undenkbaren Akt von schöpferischer Denkmalpflege an die heutige Lage versetzt.[54] Mit ihrer reichen Akanthusschnitzerei, den mit Akanthusbändern umwundenen Säulen und einzelnen Details, wie der hängenden Traube unter dem Korb, ist sie die Schwester des Scholastika-Altars. Ihre Erstellung fällt in die spätere Regierungszeit von Abt Placidus. Die Schwarz-Gold Fassung wirkt retardierend und ist eine weitere schöpferische Veränderung von 1962/67. Noch 1910 beschreibt Felix Weder diese als Weiss-Gold-Fassung, was, wie auch der bekrönende Engel mit der Posaune, eher in den beginnenden Spätbarock weisen würde.

Westempore, Orgel und Psallierchor
Das westliche Gegenstück zum Chorraum bildet die spätbarocke Schauwand der Emporenbrüstung mit dem integrierten Orgelprospekt. Die Schauwand trennt den sdahinterliegenden Psallierchor vom Hauptraum. Die Einheit von Stuckaturarbeit, Brüstung mit Gitteraufsatz und Orgelprospekt ist derart offensichtlich, dass auch hier ein Kollektiv von ausgezeichneten Meistern für die Gestaltung und Ausführung zuständig sein muss.

Der Orgelprospekt
Das Orgelwerk mit 16 Registern und seine konzeptionelle Prospektgliederung stammt vom Orgelbauer Johann Konrad Brandenstein.[55] Er baut aber das Prospektgehäuse nicht. Er ist kein Bildhauer und es wäre bei den kompetenten Laienbrüdern des Klosters auch unsinnig, die gestaltende Arbeit dem Instrumentenbauer zu übertragen. Seinem Entwurf entspricht hingegen die Dreigeschossigkeit des Brüstungs-Orgelwerkes. Über das dreiteilige Brüstungspositiv legt er ein schmales Untergehäuse mit integriertem Spieltisch, darüber den fünfteiligen Hauptprospekt mit zwei auskragenden seitlichen Harfentürmen. Das gewellte Hauptgesims, das über den Harfentürmen steil ansteigt und aussen von kräftigen Spiralsäulen getragen wird, ist bereits Bildhauerarbeit. Als drittes Geschoss entwirft Brandenstein ein dreiteiliges Oberpositiv, das als Krönung auf das Hauptgesims der unteren drei Mittelfelder zu stehen kommt. Seine bildhauerische Gestaltung mit der Prunkgloriole ist vermutlich ein Werk der Klosterbildhauer.

Die Brüstung
Das Zusammenfügen von Emporenbrüstung und Orgelprospekt zu einer einheitlichen Schauwand ist eine barocke Meisterleistung. Fast nahtlos scheint der Übergang von den Brüstungen der seitlichen Rokoko-Oratorien zur konvex geschwungenen Brüstung der Empore. Als ob der Orgelbauer auch Stuckateur wäre, tragen und fassen Rocaillen mit Muschelwerk und Gitterflächen das Brüstungspositiv. Gekreuzte Blasinstrumente betonen den Übergang. Nahtlos schliesst auch das geschnitzte Brüstungsgitterwerk an, das von den beiden Klosterbildhauern Gottfried Gastl und Albert Hartmann stammen muss. Ihnen dürfte auch die gesamte bildhauerische Gestaltung der Orgelschauwand zugeschrieben werden.[56]

Das Chorgestühl im Psallierchor

Dem Klosterbildhauer Gottfried Gastl wird auch das im Abtsthron mit 1750 datierte Chorgestühl zugeschrieben. Um den zentralen Sitz des Abtes sind, der Rundung der Westwand folgend, beidseits je sieben Stallen aufgestellt. Die Pultwände haben der kreiskonzentrischen Verkürzung entsprechend nur je sechs Felder. Als Trennung enthalten Dorsale und Pultwand ursprünglich spiralförmig gedrehte Säulen vor Pilastern. Im Dorsalbereich sind heute die meisten Freisäulen verschwunden. Sybe Wartena, der das Frauenzeller Gestühl beschreibt, weist auf die ungewöhnlichen Rocaillegebilde der Dorsalbekrönungen hin. Von sehr hoher Qualität beurteilt er den Sitz des Abtes, der aufwendig und fein intarsiert ist, dem aber heute die Zinneinlagen fehlen. Es lohnt sich, die Bild- und Textdokumentation von Sybe Wartena zu diesem Gestühl zu konsultieren.[57]
Beichtstühle

Auch die vier unter den Oratorien eingebauten Beichtstühle sind ein Werk der Klosterbildhauer. Sie werden Br. Gottfried Gastl zugeschrieben, vielleicht weil sein Mitbruder Albert Hartmann erst fünf Jahre später eintritt. Die ausgezeichnete Einlegarbeit am Nussbaumgehäuse ist mit dem ebenso hervorragenden, Weiss und Gold gefasstem Rokoko-Schnitzwerk des dreiteiligen Aufsatzes bekrönt.[58] Die beiden im östlichen Zwischenjoch beim Chor befindlichen Beichtstühle weisen die Originalfassung auf, das westliche Paar wird erst 1962/67 gefasst. Alle Beichtstühle enthalten im mittleren Oberstück Heiligenporträts, die an Martin Speer zugeschrieben werden

Pius Bieri 2022


Literatur

Sächerl, Joseph: Chronik des Benediktiner-Klosters Frauenzell, in: Verhandlungen des historischen Vereins Oberpfalz und Regensburg, neue Folge Band 7, Regensburg 1853.
https://www.heimatforschung-regensburg.de/850/1/869831_DTL2042.pdf
Gams, P. Pius OSB: Personalstand der sogenannten ständigen Klöster der Diözese Regensburg zur Zeit der Säkularisation, in: Verhandlungen des historischen Vereins Oberpfalz und Regensburg, neue Folge Band 31, Stadtamhof 1885.
https://www.heimatforschung-regensburg.de/1076/1/1413862_DTL1138.pdf
Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Heft XXI, Bezirksamt Regensburg. München 1910.
https://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=2233
Lindner, Pirmin: Monasticon Episcopatus Augustani antiqui: Verzeichnisse der Aebte, Pröpste und Aebtissinnen der Klöster der alten Diözese Augsburg. Bregenz 1913.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lindner1913/0005
Stutzer, Dietmar: Klöster als Arbeitsgeber um 1800. Göttingen 1986.
https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00050110_00006.html
Dinkelacker, Susanne: Böhmische Barockarchitektur in Bayern. Dissertation München 1987.
Bernhard Schütz: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben. München 2000.
Fischer, Franz: Frauenzell, ehemalige Benediktinerabteikirche. Kleiner Kunstführer. Regensburg 2001.
Wartena, Sybe: Die süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance zum Klassizismus. München 2008.
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/7999/1/Wartena_Sybe.pdf
Rudolph, Hans: Texte zu Frauenzell.
Diese interessante Textsammlung wird an dieser Stelle anlässlich der Seiten-Überarbeitung (anschliessend an die Renovation der Deckenfresken) im Sommer 2023 als PDF angefügt.

Ich danke an dieser Stelle Herr Hans Rudolph recht herzlich für die Unterstützung meiner Arbeit in Frauenzell. Dank auch an die Herren Robert Böck, Ortsheimatpfleger in Brennberg und Herrn Dr. Hermann Reidel, Regensburg.

Web

Romberg, Marion: Erdteilallegorien Frauenzell (Datenbank der Universität Wien über barocke Erdteilallegorien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation)
https://erdteilallegorien.univie.ac.at/orte/frauenzell-regensburg
Kloster Frauenzell in Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Frauenzell
Knedlik, Manfred: Köster in Bayern in HdBG
https://www.hdbg.eu/kloster/index.php/detail?id=KS0104



Anmerkungen

  [1] Reimar IV. von Brennberg (um 1280–1326) ist vielleicht Sohn des Reinmar III., der 1275 von Regensburger Bürgern ermordet wird. In der Manesse-Handschrift (Zürich 1300/40) ist die Ermordung dargestellt. Bekannt ist dank der Manesse-Handschrift auch der Vorfahre und Minnesänger Reimar II. von Brennberg (um 1210–1271).
Mehr zum Stifter unter «Reimar IV. von Brennberg – der dritte Klostergründer» von Hans Rudolph (die Datei wir im Sommer 2023 eingefügt).
  Die Ermordung des Reimar III. von Brenn(en)berg um 1275 durch Bürger von Regensburg, Codex Manesse, fol. 188r. Das Wappen entspricht nicht dem Wappen der Auer zu Brennberg, das heute als Stifterwappen gehandelt wird. Mehr dazu in Wappen des Klosters im Anhang II. Bildquelle: Universitätsbibliothek Heidelberg.

[2] Die ersten Eremiten Gottfried Puecher und Albert Tunzlinger sind wahrscheinlich zuvor Novizen oder Laienbrüder der Abtei Oberalteich.

[3] Die Gründe für die Auflösung werden in der Geschichtsschreibung diametral behandelt. Gemäss der Chronik Sächerl (1853) und auch der bisherigen Veröffentlichungen sind die zur lutherischen Lehre übergetretenen Herren von Brennberg die Ursache. Völlig anders stellt dies Manfred Knedlik im offiziellen bayerischen Portal «Klöster in Bayern» dar. Er schreibt die Auflösung der Misswirtschaft einiger Klostervorsteher und den Erschütterungen der klösterlichen Disziplin zu. Vielleicht stimmt beides. Auch der Beginn der weltlichen Verwaltung wird von Sächerl und der Folgeliteratur 1534 angesetzt, während Knedlik diese erst nach dem Tod des Priors Johann Staudenhöchtel 1553 beginnen lässt. Wie mir Hans Rudolph (Frauenzell) bestätigt, ist Knedliks Datierung des Beginns der weltlichen Verwaltung nicht korrekt, sie beginnt 1534. Alle Namen der weltlichen Verwalter des Klosters von 1534–1582 sind überliefert (Sächerl 294-296). Sie finden sich auch auf den Gemälden von 1621 in der Kirchengalerie.

[4] Frauenzell ist während den fünf Jahrhunderten seiner Klosterzeit nie Teil der Oberpfalz. Erst mit der Schaffung neuer Regierungsbezirke im 19. Jahrhundert wird es zur Oberpfalz geschlagen. Zur Gründungszeit liegt es wie die Nachbarklöster Windberg, Oberalteich, Gotteszell und Metten im Herzogtum Niederbayern. Es kommt 1429 zu Bayern-München und bleibt seit der Wiedervereinigung 1505 immer unter der Landesherrschaft der Wittelsbacher Herzöge und späteren Kurfürsten. Deshalb teilt es trotz der Reformationswirren auch nicht das Schicksal der Oberpfälzer Klöster, die erst 150 Jahre nach ihrer Auflösung wiederbesiedelt werden.

[5] P. Feliciano Ninguarda OP (1524–1595) ist 1578–1583 Nuntius für Süddeutschland und vertritt 1580–1582 auch den noch unmündigen Regensburger Fürstbischof. Dieser, der sechsjährige Philipp Wilhelm (1576–1598), Sohn des Bayernherzogs Wilhelm V., kann nicht «der zweite Gründer des Klosters Frauenzell» sein. Diese Ehre gebührt dem Nuntius Ninguarda. Er agiert auf dem Höhepunkt des Zusammengehens in Sachen der tridentinischen Reform zwischen Rom und dem Bayernherzog Wilhelm V. Dieser ist Förderer der Jesuiten und grosser Baumäzen der manieristischen Renaissance. Er setzt sich intensiv für die Gegenreformation ein und wird erst mit dem bayerischen Konkordat von 1583 in seinen Direkteingriffen in kirchliche Angelegenheiten etwas gebremst.

[6] Die Absetzung eines Abtes durch einen Bischof ist ein unerhörter Vorgang. Die römische Kurie, an die Abt Stephan gelangt, bezeichnet die Absetzung als widerrechtlich und droht den beiden in Prüfening und Frauenzell vom Fürstbischof eingesetzten neuen Äbte mit der Exkommunikation. Die spannende Geschichte dieser abenteuerlichen Machtdemonstration des Regensburger Fürstbischofs ist von Hans Rudolph unter dem Titel «Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben» aufgearbeitet worden.

[7] Placidus Steinbacher (1642–1720) aus Straubing. Profess 1758 in Mallersdorf. Studium in Dillingen (Immatrikulation 1662) und 1680 Regens am Konvikt der Benediktineruniversität Salzburg, bis 1694 Professor am Studium commune in Prüfening, 1694 auch Direktor. Abt in Frauenzell 1694–1720. 1711–1717 Präses der bayerischen Benediktinerkongregation.

[8] Der Angriffskrieg des mit Frankreich verbündeten Kurfürsten Max I. Emanuel gegen das Heilige Römische Reich und seine Verbündeten endet für Bayern 1704 mit der Schlacht bei Höchstädt. Der Kurfürst flüchtet in die Obhut Frankreichs. Sind es vor dieser Niederlage vor allem die von Bayern und Frankreich überfallenen Nachbarländer und Reichsstädte, leidet nach 1704 vor allem die bayerische Bevölkerung.

[9] In Weltenburg rebelliert der undisziplinierte, nur acht Mitglieder umfassende Konvent gegen den Abt und seine Neubaupläne. Abt Placidus von Frauenzell und sein Prior Maurus versuchen zu vermitteln, trotzdem wird der verdienstvolle Weltenburger Abt Korbinian 1708 vom damaligen Präses der Benediktinerkongregation abgesetzt. Mehr dazu siehe unter Weltenburg.html in dieser Webseite.

[10] Maurus Bächel/Bächl (1668–1749) aus Rötz in der Oberpfalz. Er leistet 1690 Profess im Kloster Frauenzell und wird hier Prior. In diesem Amt erfolgt 1711 die Postulation als Prior nach Ensdorf, um dort stellvertretend für Abt Bonaventura Oberhueber die Bauarbeiten am Kirchenneubau zu leiten. Nachdem er sich dort bewährt, wird er 1713 unter Druck der österreichischen Administration als Abt von Weltenburg postuliert. Er ist Erbauer des Barockklosters an der Donau. Abt Maurus resigniert 1743 und stirbt 1749. Zu ihm siehe die Biografie unter Weltenburg_Baechel.html in dieser Webseite.

[11] Die Auseinandersetzungen mit dem Hochstift um Holzrechte beschäftigen noch die beiden nächsten Äbte. Sie enden erst 1739 mit einem für Frauenzell ungünstigen Vergleich, in dem der Fürstbischof dem Kloster nur noch eine bescheidene Holzentnahme aus dem hochstiftischen Forst erlaubt. Deutlich wird damit, dass dem landwirtschaftlich geprägten Kloster der eigene, einträgliche Forst fehlt.  

[12] Benedikt Eberschwang (1671–1737) aus Wörth. Profess in Frauenzell 1692, Studium an der Benediktineruniversität Salzburg. Primiz 1696. Abt in Frauenzell 1721–1737. Zu ihm siehe die Biografie unter Frauenzell_Eberschwang.html in dieser Webseite.

[13] Die heute übliche Zuweisung des Klosterrichterhauses an den langgestreckten südlichen Stichflügel ist falsch. Siehe dazu den Lageplan und die Beschreibung im vorliegenden Kapitel «Baugeschichte. Die barocke Anlage».

[14] Benno Engerer (1681–1745) aus Roding. Abt in Frauenzell 1737–1745.

[15] Benedikt II. Kammermayr oder Kammermayer (1703–1750) aus Köfering bei Regensburg, Profess 1724 in Frauenzell. Studien in Rott am Inn und in Ingolstadt. Primiz 1728. 1737 Pfarrvikar in Altenthann. 1744 Prior und 1745–1750 Abt in Frauenzell.

[16] Maurus II. Kammermayr oder Kammermayer (1699–1777) aus Köfering bei Regensburg, Profess in Weltenburg 1717. Primiz 1724. Abt in Weltenburg 1744–1777.

[17] Heinrich I. Schneider (1713–1766) aus Michelfeld. Profess 1737. Primiz 1739. Abt in Frauenzell 1651–1766.

[18] Br. OSB Gottfried Gastl (1708–1790) aus Kaltenberg in Oberbayern. 1732 tritt er als Kunstschreiner- und Bildhauergeselle ins Kloster Frauenzell ein. Gleichzeitig mit ihm wirkt im Kloster als Bildhauer und Altarbauer Br. Albert Hartmann (1704–1781) aus Bregenz, der 1737 in Frauenzell eintritt. Er baut 1739 den Hochaltar für die Dreifaltigkeitskirche. Über ihre gemeinsamen Werke in der neuen Klosterkirche siehe das Kapitel «Ausstattung».
Anmerkung: Die lateinische Bezeichnung für den Laienbruder ist Conversus, für Bruder wird lateinisch Frater verwendet. Als Frater wird aber auch der Konventuale vor der Priesterweihe bezeichnet. Wie noch heute in den deutschsprachigen Benediktinerklöstern üblich, verwende ich deshalb hier für die Laienbrüder die Bezeichnung Bruder. Zu den Bezeichnungen Frater und Bruder im Benediktinerorden siehe auch das Glossar «Kirche» in dieser Webseite, Buchstabe B und F.

[19] Wolfgang Krieger (1716–1788) aus Riekofen. Profess 1737, Primiz 1740. Abt in Frauenzell 1766–1788.

[20] Br. OSB Albert Kaupp(*1755) aus Boll (bei Hechingen?) in Schwaben. Profess 1785 in Frauenzell. Sein Wirken nach der Säkularisation und sein Todesjahr sind unbekannt.

[21] Heinrich II. Mühlbauer (1737–1810) aus Waldmünchen. Primiz 1760 als Weltpriester, dann 1764 Profess in Frauenzell. Abt in Frauenzell 1788–1803. Er zieht sich nach der Aufhebung in das Pfarrhaus Altenthann zurück.

[22] Unterschiedliche Zahlen in www.monasterium.net und in Stutzer 1986. Vorliegende Quelle: P. Pius Gambs OSB 1885.

[23] Felix Mader (1910) beschreibt sie als einschiffigen Bau, was aber selbst bei dem vermutlich flachgedeckten Langhaus mit einem gewaltigen Dachstuhl eine selten grosse Spannweite wäre.

[25] Der Stich stellt mit dem Titel «Clost: Unser Frauen Zell» die Kirche mit einer Doppelturmfront dar.
Ertl1690 Vor der Kirche liegen zwei umbaute Höfe, der eine ist durch zwei zweigeschossige Klosterflügel als Kartause dargestellt. Weil die Kartause Prüll das einzige derartige Kloster in Kurbayern ist, muss es sich beim Stich Ertl um eine Phantasiedarstellung unter Anregung von Skizzen der Kartause Prüll handeln. Mit Frauenzell hat der Stich nichts gemeinsam.
Der 1690 veröffentlichte Stich im «Chur-Bayrischen Atlantis Zweyter Theil) hat mit dem Kloster Frauenzell nichts gemein und ist ein reines Phantasieprodukt. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.

[26] Jacopo Appiani (1687–1742) aus Porto Ceresio am Luganersee. Er arbeitet bis 1725 in Waldsassen, 1728 in Rheinau bei Schaffhausen und 1729–1731 mit Cosmas Damian Asam in Fürstenfeld. Die Zuschreibung für 1729 deshalb sehr vage «in der Art des Jacopo Appiani» (Dehio 2008). Zu Appiani siehe die Biografie in dieser Webseite.

[27] Johann Gebhard (1676–1756) aus Velthurns im Südtirol. Maler in Prüfening. Sein Sohn Otto ist 1752 Maler in der Klosterkirche. Die (teilzerstörten) Deckenbilder im Refektorium sind eine Arbeit von 1729.

[28] Egid Quirin Asam (1692-1750) aus Tegernsee. Er könnte 1736 der Ansprechpartner von Abt Benedikt I. in Weltenburg sein. Zu Egid Quirin siehe www.sueddeutscher-barock.ch/Asam_Egid_Quirin. html

[29] Cosmas Damian Asam (1686–1739) aus Laingruben bei Benediktbeuern. Er arbeitet 1721–1731 für den aus Frauenzell stammenden Abt Maurus Bächel in Weltenburg. 1733 hält er sich längere Zeit in Wahlstatt (Legnickie Pole) auf. Die Kirche von Wahlstatt ist mögliches Vorbild des 1747 begonnenen Baus von Frauenzell. 1734–1735 ist er mit seinem Bruder Egid Quirin erneut in Weltenburg tätig, entzweit sich dann aber mit Abt Maurus. 1736 ist er vor allem mit seiner Eigenschöpfung, der Asamkirche in München beschäftigt.
Zu Cosmas Damian Asam siehe die Biografie unter www.sueddeutscher-barock.ch/Asam_Cosmas_Damian.html

[30] Zur Architektur, ihrer Herleitung und den Spekulationen um den Entwerfer siehe das Kapitel «Architektur der barocken Kirche».

[31] Br. OSB Albert Schöttl (1724–1757) aus Deggendorf. Sohn des Stadtbaumeisters von Deggendorf. Profess in Metten 1745. Er wird in der Totenrotel als «insignis Architectus» beschrieben. Er ist Planer des Sommerschlosses auf dem Himmelberg (1755). Der 1747 erst 23-jährige Schöttl ist vor dem Eintritt ins Kloster Metten bei seinem Vater Benedikt Schöttl (1688–1742) tätig. Die Berufung nach Frauenzell dürfte er dem berühmteren Vater zu verdanken haben. Ist dieser vielleicht schon 1722–1737 für Frauenzell tätig?

[32] Otto Gebhard (1703–1773) aus Regensburg. Otto Gebhard führt die von seinem Vater Johann Gebhard (1676-1756) aufgebaute Werkstatt beim Kloster Prüfening weiter. Die Deckengemälde wirken für eine Freskoarbeit stark buntfarbig. Der Eindruck könnte durch aufdringliche Farbtöne (gelb, grün, blau) von Übermalungen der 1960er Jahre herrühren. Im Restaurierungsbericht 2001 ist die Maltechnik Gebhards nicht erläutert. Es dürfte sich um eine Temperamalerei handeln. Ich vermeide daher den Begriff «Deckenfresken». Zu Otto Gebhard siehe die Wikipedia-Biografie.

[33] Anton Landes (1712–1764) aus Haid-Wessobrunn, Neffe und Schüler von Johann Baptist Zimmermann. 1738–nach 1747 ist er in Amberg wohnhaft. Er erstellt um 1750/52 in Regensburg die Stuckaturen im Langhaus der Alten Kapelle. 1751 wird ihm der Stuck in Leitheim (mit Gottfried Bernhard Götz) zugeschrieben. Mit Götz arbeitet er 1754 erneut in St. Cassian, Regensburg. Die Zuschreibung für Frauenzell «in der Art des Anton Landes» erfolgt letztmals durch Peter Morsbach im «Dehio» 2008. Für die Zuschreibung ist vor allem der Vergleich mit der Figuralplastik der Alten Kapelle und St. Cassian ausschlaggebend.

[34] Martin Speer (1702–1765) aus Wildsteig bei Rottenbuch. Er wird vom Rottenbucher Propst Patritius Oswald gefördert und dem Maler Mattias Bussjäger in Meran in die Lehre gegeben. Zu ihm siehe die Wikipedia-Biografie.

[35] Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) aus Kitzingen, heiratet 1724 die Witwe des Orgelbauers Philipp Franz Schleich in Stadtamhof und übernimmt die Werkstatt. Das Datum 1752 für die Aufstellung des Orgelwerkes wird in der Beschreibung von Sächerl (1853) auf Seite 386 mitgeteilt. Zu Johann Konrad Brandenstein siehe die Wikipedia-Biografie. Zur heutigen Disposition der Orgel siehe wikipedia.org/wiki/Kloster_Frauenzell.

[36] Eine Einweihung wird erst 1795 gemeldet.

[37] Christian Jorhan (1707–1804) aus Griesbach. Zu ihm siehe die Biografie in der Wikipedia.

[38] Zu den Eingriffen in die Ausstattung (Kanzel, Seitenaltäre) siehe den Ausstattungsbeschrieb. Die Deckengemälde sind bis heute im Zustand der Restaurierung von 1962/67. Anlässlich der letzten Restaurierung 1997–2001 erfolgt nebst der statischen Sicherung auch eine Konservierung dieser Gemälde und der Stuckfassungen. Die Restauratorin Astrid Wührl schreibt 2001 zu den Übermalungen der Restaurierung 1962/67: «Schon heute kann man sagen, dass ein Stück Authentizität des grossartigen Kunstwerkes verloren gegangen ist».

[39] Die «Klosterschänke» stellt den Betrieb 2005 ein. Das eigentliche Klosterwirtshaus liegt zur Klosterzeit ausserhalb des Klosterareals, nahe beim Nordtor.

[40] Erstmals 1853 in der Chronik von Joseph Sächerl und noch 1976 im «Kleinen Kunstführer». Die klare Widerlegung der Asam-Beteiligung am heutigen Bauwerk erfolgt durch Susanne Dinkelacker 1985 (Dissertation bei Bernhard Schütz).

[41] Bernhard Schütz in: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben (2000) ist allerdings überzeugt, dass die gerade Mauer für einen simplen Kirchenbau berechnet sei. Seine Folgerung «Ein Asam-Projekt ist dies nur schwerlich» irritiert aber deshalb, weil er Weltenburg mit den gleichen geraden Aussenmauern als ausschliessliches Meisterwerk der Asam bezeichnet. Siehe dazu Weltenburg in dieser Webseite, sowie die nebenstehenden Grundrissvergleiche.

[42] Mehr zur Architektentätigkeit der Brüder Asam siehe im Exkurs «Sind die Brüder Asam auch Architekten?» in dieser Webseite unter.

[44] Bernhard Schütz in: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben (2000). Man könnte der Aussage noch «mit römischen Wurzeln» beifügen. Die Beschreibung von Schütz kollidiert mit der üblichen kunsthistorischen Benennung des Innenraums als Wandpfeilersaal mit zwei spitz zulaufenden Wandpfeilerpaaren. Schütz sieht den Ovalraum als Acht-Arkadenraum mit seitlichem Konchenkranz in der Tradition des bayerischen Initial-Bauwerkes von Freystadt (1700–1710). Die Wandpfeiler-Nennung für den Ovalraum von Frauenzell entspricht einer anderen Sichtweise, ist aber wenig hilfreich. Wäre allerdings in Frauenzell der Acht-Arkadenraum nicht eingefügt worden, könnte man wie beim vermutlichen Vorbild Wahlstatt von einer Wandpfeilerhalle sprechen.

[45] Bernhard Schütz in: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben (2000).

[46] Diese Annahme wird von Bernhard Schütz (2000) vertreten, der aus stilistischen Gründen die Ausführungsplanung dem ausführenden jungen Baumeister Albert Schöttl zuschreibt. 

[47] Susanne Dinkelacker (1985) untersucht auch eine Planungsbeteiligung von Johann Michael Fischer (siehe den nebenstehenden Planvergleich mit St. Anna im Lehel). Sie schliesst den Münchener Baumeister in der Folge aber aus. Nur die Oratorienjoche zwischen den drei Baugliedern sieht sie dem Vorbild Osterhofen (Fischer 1726/29) folgend.

[48] Einige bisher Genannte können ausgeschlossen werden. Dies trifft für eine Konsultation oder gar eine Planung durch Kilian Ignaz Dientzenhofer (1689–1751) zu. Denn der Prager Baumeister ist weder je in Bayern tätig, noch hat das Alterswerk Gemeinsamkeiten mit seinen Planungen der 1720er-Jahre (Wahlstatt). Von den bayerischen Dientzenhofer lebt damals keiner mehr. Vom noch lebenden Egid Quirin Asam sind nur Entwürfe in römischer Zentralbautradition bekannt, und massiver Gewölbebau ist ihm fremd.
Vergessen gehen bei allen Spekulationen über die Planungsbeteiligten immer die möglichen Mitbeteiligten im Kloster, sei es der Abt oder die in Baukunst geschulten Patres oder Brüder. So wird der Bildhauer Br. Albert Hartmann (1704–1781) aus Bregenz intern als «architector peritissimus» bezeichnet. Dass Klosterschreiner und Bildhauer an wichtigen Bauprojekten mitbeteiligt werden, belegen unter andern die Planungen des Br. OSB Gabriel Looser 1751–1761 für St. Gallen. Siehe dazu «Die entscheidenden Vorprojekte der barocken St. Galler Stiftskirche» unter https://www.e-periodica.ch/.

[49] Die Stuckaturen Landes in der Alten Kapelle sind «um 1751/52» datiert, hier mit der gesicherten Datierung der Fresken von Christoph Thomas Scheffler 1752. Eine Tätigkeit von Landes 1752 in Frauenzell ist damit aber nicht ausgeschlossen. 1751 ist er in Leitheim als Stuckateur gesichert.

[50] Siehe zum Bildprogramm die detaillierten Erläuterungen in «Erdteilallegorien».

[51] Vier Apostel, vier Emblemdarstellungen als Begleitbilder zu den Marienszenen.

[52] N-Ost: Heimsuchung Mariens. N-Mitte: Tempelgang Mariens. N-West: Verkündigung an Joachim und Anna.
S-Ost: Darbringung Christi. S-Mitte: Verkündigung Mariens. S-West: Geburt Mariens.

[53] Keiner der Altäre steht mehr an der Stelle, die Felix Mader 1910 beschreibt. Auslöser der Altarumstellungen ist die Verlegung der Kanzel (siehe nächste Anmerkung). Die Veränderung wird in den späteren Publikationen totgeschwiegen. Die gute kunsthistorische Kurzinventarisation von 1910 bleibt damit unerreicht.

[54] Die hochbarock wirkende Kanzel hängt seit den 1960er-Jahren an neuer Stelle. Sie wird damals vom ersten nördlichen Pfeilerkopf, allerdings um einiges tiefer, an den Triumphbogen verlegt und erhält einen Treppenaufgang. Weil der Zugang bis dahin von hinten erfolgt, wird für den neuen Aufgang eines der fünf Segmente am Kanzelkorb entfernt. Am Korb sind die Figuren der Kirchenlehrer Venerabilis Beda, Petrus Damianus, Gregor der Grosse, Johannes Damascenus noch enthalten. Entfernt ist Anselm von Canterbury. Er wird mit anderen Versatzstücken an die neue Treppenbrüstung geklebt.

[55] Brandenstein plant und baut das Orgelwerk von Frauenzell mit 16 Registern (II/P/16). Die Orgel ist konzeptionell der Orgel von Weltenburg (1729) verwandt. Schon die Orgel von Weltenburg wird dem Orgelbauer «ohne Kasten» in Auftrag gegeben. «Ohne Kasten» dürfte auch im Verding von Frauenzell gestanden haben. 1925 wird das Frauenzeller Werk durch eine pneumatische Orgel (II/P/10) ersetzt. Das heutige Werk mit 15 Registern (II/P/15) wird 2004 eingebaut, hat wieder mechanische Traktur und entspricht im Klangbild der Brandenstein-Orgel. Das Werk gilt als Rekonstruktion des Instrumentes von Brandenstein.

[56] Diese Feststellung deshalb, weil in der Literatur die Orgelschauwand ausschliesslich dem Instrumentenbauer zugeschrieben wird. Bezeichnend dafür die Aussage im Kunstführer 2001: «Das Orgelgehäuse samt Prospekt stammt noch von der alten Orgel von Johann Brandensteiner aus Stadtamhof». Die bei Orgeln fast immer unterschlagene Arbeit der Bildhauer und der Fassmaler bedarf in Frauenzell einer Ergänzung: Die äusserst subtile Fassung von Prospekt und Brüstungsgitter ist 1910 noch nicht vorhanden. Hier scheinen die sonst zu schöpferischen Restauratoren von 1962/67 richtig gehandelt zu haben.

[57] Wartena, Sybe (2005): Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus. Dissertation, LMU München: Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften https://edoc.ub.uni-muenchen.de/7999/.

[58] Wie schon Wartena beim Chorgestühl des Psallierchors vermutet, ist der hervorragende Ebenist und der ebenso geniale Holzbildhauer nicht die gleiche Person. Eine Händescheidung zwischen Gastl und Hartmann ist nicht möglich. Hartmann, der 1739 für die Dreifaltigkeitskirche einen furnierten Hochaltar baut, könnte der Ebenist sein.

 

 



 Ehemalige Benediktinerabtei und Abteikirche Mariä Himmelfahrt in Frauenzell
Frauenzell 1743
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Frauenzell bei Regensburg Herrschaft Frauenzell im Kurfürstentum Bayern
Bistum (18. Jh.) Baubeginn
Regensburg 1722 (1745)
Bauherr und Bauträger
 
  Abt Benedikt I. Eberschwang (reg. 1721–1737)
      Abt Benedikt II. Kammermayr (reg.1745–1750)
 
«Vera Delineatio» oder wahrhaftige Abbildung des Klosters Frauenzell im Wald bei Brennberg. Gemälde von 1743. Mehr dazu in der Vergrösserung. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Fassade
Die Westfassade der Kirche von 1749 und der Kirchturm von 1357. Foto: Bieri 2022.
PDF11
Frauenzell_Appian
Frauenzell in den « Bairische Landtafeln» 1568 (Tafel 07) von Philipp Apian. Frauenzell (U. F.Zell) liegt in der Mitte des Kartenausschnittes. Quelle: Wikipedia.
Frauenzell_Lageplan
Lageplan von Frauenzell mit dem Gebäudebestand um 1800. Die noch bestehenden Gebäude sind blau und blaugrau, die abgebrochenen Gebäuden sind Gelb markiert. Auch die moderne Überbauung (braun, rot) ist eingetragen. In der Vergrösserung sind alle Gebäude mit ihrem Zweck und dem Baudatum  beschrieben.
Frauenzell_GoogleEarth
Die aktuelle Google-Earth-Aufnahme als Vergleich mit dem obigen Lageplan der Situation um 1800.
Freuenzell_1726_Wening
«Closter Frauenzell» in einer Vogelschau aus Süden, 1726 in der «Historico-Topographica Descriptio» von Michael Wening. Das Wappen von Abt Placidus (1694–1720) legt die Vorzeichnung zum Stich in dessen Regierungszeit. Die dargestellten Neubauten sind demnach schon vor 1720 geplant (sie werden 1722 begonnen). Im Hintergrund das turmartige Sommerhaus der Abtei auf dem Klosterberg. Bildquelle: Bavarikon.
Das Ensemble von Kirche und Kloster
Frauenzell_Schnitt
Der Längsschnitt durch die beiden Innenhöfe des Klosters in ihrem (rekonstruierten) Zustand vor 1803. Erläuterung und Quelle in der Vergrösserung.
Frauenzell_SW
Die Kirche von 1749 und der Kirchturm von 1357 aus Süden. Im Vordergrund das ehemalige Klosterbrauhaus. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_West
Turm und Kirche über die Dächer der neueren Umgebung gesehen. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_SO
Ostabschluss der Kirche und anschliessender ehemaliger Konvent-Südflügel, gesehen vom heute erweiterten Friedhof. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Hof
Der Innenhof des ehemaligen Klosters.
Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Portal_W
Im ehemaligen Konvent-Westflügel ist das Eingangsportal mit dem Datum 1737 erhalten. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Wappen_Portal_West
Der Wappenschild des Abtes Benedikt I. im Eingangsportal. Heraldisch rechts liegt das Klosterwappen mit der Frauenzeller Mondsichelmadonna, heraldisch links das persönliche Wappen des Abtes mit dem Schwan und den Muscheln. Foto: Bieri 2022.
Die Kirche
Frauenzell_Kirche_alt
Der Vorgängerbau der Klosterkirche mit dem noch heute bestehenden Kirchturm. Vor der Kirche kniet Friedrich I. Auer zu Brennberg, der 1350 die Erhebung der Einsiedelei zu einem Benediktinerpriorat  erreicht und dem auch der Neubau des Kirchturms zu verdanken ist. Unter dem Bild ist zu lesen: «Der Wohl- Edl Gestrenge Ritter Herr FRIDERICH Auer, so vorher Bürgermaister Zue Regensburg gewest, und nach ableiben der Herrn Graffen Prenberg an sich gebracht, befördert die Sachen, das(s) von Herrn Bischoff Friderich aus der Ainsidlerey ein PRIORAT und CONVENT. 1350. CONFIRMIERT worden». Das Bild ist ein  Ausschnitt aus der um 1621 entstandenen Gemäldefolge zur Klostergeschichte. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Fassade
Kirchen-Westfassade von 1749. Die eingeschossige und dreiteilige Hauptfassade ist in ihrer Lage zwischen mittelalterlichem Kirchturm und vorstehendem Brauhaus recht einfach gehalten. Sie ist mit Pilastern gegliedert. Ihr konvexes Mitteltravée ist mit einer konkaven Rundbogennische über dem Hauptportal und einem wenig überzeugenden Frontispiz hervorgehoben. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Kirchenportal
Auf dem Schweifgiebel des Hauptportals steht die Klosterpatronin als Mondsichelmadonna in der Art der «Patrona Bavariae», wie sie auch im Klosterwappen zu sehen ist. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Portalinschrift
Die Kartuschen-Inschrift «Vt In oMnIbVs gLorIfICetVr DeVs & saLVatorIs nostrI genItrIX VIrgo» ergibt MDCCXLIX =1749, das Jahr der Vollendung des Rohbaus. Foto: Bieri 2022.
Der Innenraum

Altraraum
Blick aus dem Ovalraum des Langhauses in den Altarraum. Foto: Bieri 2023.
Blick in die Gegenrichtung: mit der Orgelempore als Kontrapunkt. Mehr zur Orgel siehe im Text unten. Foto: Bieri 2023.
Die Architektur der Kirche
Frauenzell_Grundriss
Grundriss der Kirche. Zeichnung von Friedrich Karl Wieser für «Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Heft XXI, Bezirksamt Regensburg». München 1910.
Frauenzell_Vergleiche
Das Kirchenbauwerk Frauenzell wird vielfach mit Weltenburg, Wahlstatt und St. Anna im Lehel verglichen. Die obigen Vergleiche im gleichen Massstab verdeutlichen eine Abhängigkeit von der Dientzenhofer-Kirche im schlesischen Wahlstatt (heute: Legnickie Pole, Polen), aber auch Einflüsse der Konchenräume von St. Anna und Weltenburg.
Stuckaturen und Deckengemälde
Frauenzell_Stuck_Kapitelle  
Originell ist die Gestaltung der 24 Pilaster-Kapitelle, die in der Mehrzahl konkav geschwungen sind. Jedes Kapitell fasst ein Camaïeu-Emblem, im Bild oben links die Abbildung der Fassade von Frauenzell. Nach unten fällt aus einer Kartusche mit marianischen Symbolen ein Blütengehänge. Über jedem Kapitell sind lebhaft gestaltete Köpfe von geflügelten Putti angebracht. Fotos: Bieri 2022.
Das Thema des grossen Mittelbildes ist die Himmelfahrt Mariens mit ihrer Aufnahme in den Himmel. Um das leere Grab stehen die Apostel. Im terrestrischen Randbereich östlich (im Bild unten) huldigen Vertreter der vier Erdteile Maria und der Dreifaltigkeit. Westlich sind es musizierende Engel und Putti mit Pauken, Trompeten, Posaunen und Saiteninstrumenten. In Spruchbändern verkünden sie: «Quae est ista, qua progreditur quasi aurora consurgens» und «Pulchra ut luna, electa ut sol». In Camaïeu-Manier sind in die vier grossen Stuck-Kartuschen die Evangelisten, in die vier kleineren seitlichen Kartuschen Embleme gemalt. Foto: Bieri 2022.
Ausschnitt aus dem östlichen Teil des Mittelbild mit den huldigenden Erdteilen Asien (L), Europa (M) und Afrika/Amerika (R). Unten die Stuckkartuschen mit den beiden Evangelisten Johannes und Markus und die Mittelkartusche über dem Triumphbogen. Foto: Bieri 2023.
Die Rocaille-Stuckkartusche am Triumphbogen enthält die Wappen des Klosters (Himmelskönigin), des Stiftes (Brennberg) und des Abtes Benedikt II. Kammermayr. Mehr zu den Wappen siehe im Anhang II. Ein Putto hält das Spruchband «Beatam me dicent omnes generationes Luc. 1 C. 46» und die Mitra mit Inful, ein weiteres Putto hält den Krummstab. Foto: Bieri 2022.
Die Glorie der Schmerzensmutter ist das Thema im Gewölbebild des Altarraums. Im Himmel schwebt Gottvater mit der Taube des Hl. Geistes. Unten präsentieren Engel der vom Dolch durchbohrten Muttergottes die Leidenswerkzeuge Christi und von einer seitlichen Rosenlaube auch Blumenkränze. Foto: Bieri 2022.
Am Psallierchor-Gewölbe hinter der Orgel ist das Bildthema «Die Verheissung des Erlösers im Paradies».Vier Camaïeu-Kartuschen enthalten Emblemdarstellungen. Die Malerei wirkt flach, auch weil hier der fingierter Stuck («stucco finto») gemalt ist. Foto: Bieri 2022.

Die sechs Deckengemälde in den Abseiten sind im nebenstehenden Text beschrieben.
Frauenzell_Vorraum
Im Vorraum unter der Empore malt Martin Speer 1752 in eine zarte Rokokorahmung das Gemälde der Wunderwirkung des Frauenzeller Gnadenbildes, das hier im Himmel schwebt. Das Gnadenbild ist bekleidet, wie dies damals Usanz ist. Das hilfesuchende Volk teilt sich in der Bildmitte.
Im freigelassenen Mittelteil ist das Kloster Frauenzell zu sehen. Die hinter der Erdkuppe hervorguckenden Köpfe mit dem Träger der rot-weiss-roten Kirchenfahne sind vielleicht Mitglieder einer Bruderschaft. Foto: Bieri 2022.
Hochaltar
Der Hochaltar ist ein frühklassizistisches Werk von überzeugendem architektonischen Aufbau. Sein Schöpfer ist der Klosterbruder Albert Kaupp. Die frühere Marmorierung weicht 1962/63 leider einer Weissfassung. Im zentralen Strahlenkranz steht das Gnadenbild des 17. Jahrhunderts, begleitet von zwei leuchtertragenden Engeln. Darüber, im gleichartig gestalteten Oberstück, schwebt im Zentrum der Gloriole die Heilig-Geist-Taube. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Tabernakel
Der Tabernakel ist eine vergoldete frühklassizistische Tempelarchitektur mit einem konvexen und erhöhten Mittelteil. Barocke Putti tummeln sich auf und an der Architektur, beidseits sitzen die Allegorien von Glaube und Hoffnung. Aufnahme mit dem in der Fastenzeit abgedecktem Altarbild.  Foto: Bieri 2022.
Der Tabernakel zusammen mit dem Gnadenbild in der Gloriole und mit seinen beiden begleitenden Engeln, welche einen Kerzen-Kandelaber halten. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Joseph   Frauenzell_Joachim
Die Seitenfiguren sind Joseph (mit blühendem Stab) und Joachim (mit Schäferschaufel, im aufgeschlagenen Buch der Text aus Matth. Kap. I, Vers 16 «de qua natus est Iesus, qui vocatur Christus»). Die Figuralplastik des Hochaltars ist ein Werk des Bildhauers Christian Jorhan. Die  Alabasterfassung seiner Figuren ist ursprünglich. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Wappen_Hochaltar
Versteckt hinter dem Tabernakel sind die vergoldeten Wappen des 1788 verstorbenen Abtes Wolfgang Krieger angebracht. Das Wappen Krieger ist unter die Wappen Frauenzell und Brennberg gestellt. Foto: Bieri 2022.
Ausstattungen der Klosterbrüder Gottfried Gastl und Albert Hartmann

(Für die Seitenaltäre gehe zu Anhang I)
Frauenzell_Chorgestuehl_1
Das Chorgestühl der beiden Klosterbrüder steht seit über 200 Jahren ungenutzt im ehemligen Psallierchor hinter der Orgel. Mit Ausnahme von Lausbuben-Dummheiten (alle gedrehten Säulen in den Dorsalen und die Zinneinlagen der Marketerie am Sitz des Abtes sind verschwunden) ist es noch immer in der ursprünglichen Aufstellung erhalten.
Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Chorgestuehl-2
Der Sitz des Abtes im Zentrum von 14 Stallen ist in Marketerie-Technik ausgezeichnet. Die Furniereinlagen sind erhalten, bei allen Zinneinlagen sind nur noch die Vertiefungen sichtbar – so auch bei der Jahreszahl MDCCL (1750). Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Beichtstuhl_1
An den Beichtstühlen ist die Marketerie noch erhalten. Von grossem künstlerischen Wert sind die geschnitzten und Weiss-Gold gefassten Bekrönungen mit Rocaillen, Putti, Gitter- und Muschelwerk sowie je einem Heiligenporträt. Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Beichtstuhl_2
Die identischen Beichtstühle der Westseite erhalten ihre Fassung erst 1962.
Foto: Bieri 2022.
Frauenzell_Bankdogge
Auch die geschnitzten Seitenwangen der Kirchenbänke sind das Werk der beiden Klosterbrüder. Foto: Bieri 2022.

Kanzel
Frauenzell_Kanzel
Die hochbarock wirkende Kanzel hängt seit den 1960er-Jahren an neuer Stelle. Sie wird damals vom ersten nördlichen Pfeilerkopf, allerdings um einiges tiefer, an den Triumphbogen verlegt und erhält einen Treppenaufgang. Sie ist die Schwester des Scholastika-Altars. Ihre Erstellung fällt in die spätere Regierungszeit von Abt Placidus. Die Schwarz-Gold Fassung wirkt retardierend und ist eine weitere schöpferische Veränderung von 1962/67.


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Anhang II

Ehemalige Benediktiner-Abteikirche Fraulenzell

Die Wappen

Frauenzell_Wappen_Abtei   Das Abteiwappen
Seit der Wiederherstellung der Abtei (1582) ist im eigentlichen Klosterwappen Maria als Himmelskönigin in einer goldenen Gloriole dargestellt. Die bekrönte Muttergottes steht auf einer Mondsichel, hält in der rechten Hand das Szepter und auf dem linken Arm trägt sie das Christuskind mit der Kosmoskugel. Die Farben sind selten heraldisch korrekt, die Frauenzeller Mondsichelmadonna trägt aber meistens einen blauen Mantel.
  Maria als Himmelskönigin im Wappenschild des Klosterportals.
     
Frauenzell_Wappen_Brennberg   Das Stifterwappen
Erst ab Abt Benedikt II. (1745) wird in den Äbtewappen das Stifterwappen Brennberg als dritter Schild hinzugefügt. Es ist das Wappen der Auer zu Brennberg und vielleicht auch das ursprüngliche Wappen der Herren von Brennberg. Friedrich I. Auer zu Brennberg ist ab 1326/30 Nachfolger des Klosterstifters Reimar IV. auf Burg Brennberg und soll das Wappen von Reimar IV. von Brennberg übernommen haben. Der Auer zu Brennberg ist im Kloster als Förderer des mittelalterlichen Kirchen- und Klosterneubaus bekannt. Noch im 19. Jahrhundert wird der Kirchturm von 1351 als «Auerscher Turm» bezeichnet. Das Wappen der Auer zu Brennberg ist sprechend: In Silber ein grüner Dreiberg, der drei züngelnde rote Flammen ausstösst.[1]
  Das Wappen der Auer zu Brennberg, das im 18. Jahrhundert dem Abteiwappen beigefügt wird. Bildquelle: Wikipedia.

Die Wappen der Äbte des 18. Jahrhunderts

  Abt Placidus Steinbacher (reg. 1694–1720)
Sein persönliches Wappen ist von Blau und Gold gespalten, darüber auf grünem Dreiberg ein bekrönter silberner Vogel mit offenen Schwingen. Abt Placidus führt einen gespaltenen Schild, heraldisch rechts das Klosterwappen, links sein persönliches Wappen. Derart ist es auf dem Sebastiansaltar von 1699 zu sehen. Auf dem Wening-Stich 1701/26 ist sein Wappenschild in Allianz mit dem Klosterwappen zu sehen.
     
Frauenzell_Wappen_Eberschwang  

Abt Benedikt I. Eberschwang (reg. 1720–1737)
Er führt als persönliches Wappen einen quadrierten Schild. Feld 1 und 4 zeigt in Rot einen gekrönten, silbernen Schwan und in Feld 2 und 3 sind in Blau über silbernen Wellen drei silberne Muscheln zu sehen. Die Muschel könnten auf seine Geburtsort Wörth/Donau hinweisen, der ein alte Station am bayerischen Jakobsweg ist. Er führt das Klosterwappen und sein persönliches Wappen in Allianz, so über dem Haupteingang am Westflügel und auch am Epitaph, dort sind die silbernen Figuren allerdings geschwärzt.

     
Frauenzell_Wappen_Engerer   Abt Benno Engerer (reg. 1737–1745)
Sein persönliches Wappen zeigt in Schwarz fünf rote Rosen, die aus zwei grünen Töpfen herauswachsen. Auf dem Kreuzaltar ist sein Schild gespalten, rechts die Muttergottes (hier mit rotem Mantel auf blauen Grund!) und links sein Wappen.
     
Frauenzell_Wappen_Kammermayr   Abt Benedikt II. Kammermayr (reg. 1745–1750)
Im Wappenschild über dem Triumphbogen der Kirche ist erstmals das Stifterwappen zu sehen. Der Schild ist gespalten, heraldisch rechts liegt das Klosterwappen, links ist das Wappen geteilt, das Stifterwappen liegt oben und das persönliche Wappen des Abtes unten. Dieses zeigt in Silber einen Mohren mit Kammerschlüssel. Das gleiche Wappen trägt auch sein Bruder, der 1744-1777 regierende Abt von Weltenburg.
     
Frauenzell_Wappen_Schneider   Abt Heinrich I. Schneider (reg. 1751–1766)
Der Vollender des Kircheninnenraums lässt in der Kirche den Wappenschild des Vorgängerabtes setzen, für sich verzichtet er aber auf Wappenmarkierungen. Sein Wappen ist deshalb an den Gebäuden nicht zu finden. Er führt einen roten Anker auf silbernem Grund.
     
Frauenzell_Wappen_Krieger   Abt Wolfgang Krieger (reg. 1766–1788)
Seine vergoldete Wappenkartusche ist hinter dem Tabernakel am Hochaltar angebracht. In der Kartusche ist sein persönliches Wappen unter den Wappen des Klosters und des Stifters angeordnet. Es ist ein sprechendes Wappen und stellt einen Landsknecht mit Hellebarde und Schwert dar.
     
Frauenzell_Wappen_Mühlbauer   Abt Heinrich II. Mühlbauer (reg. 1788–1803)
Sein persönliches Wappen ist ein Zweig mit drei Eichenblättern, der von zwei sechsstrahligen Sternen begleitet und mit einer Sonne überhöht ist. Das Wappen ist an den Gebäuden nicht zu finden. Es ist in R. Zimmermann: Bayerische Klosterheraldik (1930) ohne Tingierung dargestellt.

Pius Bieri 2022

Wappen von Äbten des 17. Jahrhunderts in der Klosterkirche
  Abt Gregor Müller (reg. 1670–1694)
Das persönliche Wappen des Abtes, dessen Name auch Molitor geschrieben wird, ist ein gewellter Schräglinksbalken, die Felder oben und unten sind mit einem Mühlrad belegt. Als Doppelschild mit dem Klosterwappen ist es in einem Kruzifix-Sockel aus getriebenem Silberblech herausgearbeitet. Das Kruzifix könnte 1671 zusammen mit der grossen Monstranz in Straubing hergestellt worden sein.
Foto: Bieri 2023.
     
  Abt Stephan Rieger (reg. 1626–1645)
Das Wappen des Klostervorstehers während des Dreissigjährigen Krieges, des 1645 aufgrund von Intrigen abgesetzten Abtes Stephan ist am Benediktus-Altar von 1630 zu sehen. Es ist ein geteiltes Wappen. Unten ist in Gold ein hervorbrechendes (steigendes) schwarzes Kalb (?), oben in Schwarz ein grüner, wachsender Jäger (?) mit Horn zu sehen. Foto: Bieri 2023
     


Anmerkung:

[1] Das Wappen Reimar III. von Brennberg ist in der Manesse-Handschrift in Silber als roter Zickzack-Schrägbalken dargestellt. Nach der üblichen Schreibweise soll Friedrich I. Auer das Stammwappen der Herren von Brennberg übernommen haben. Weil Siegel von 1301 und 1321 brennende Berge zeigen, könnte das Manesse-Wappen des «Her Reinman vô Brennenberg» falsch sein. Sicher falsch liegt die Wikipedia mit der Behauptung «Das Wappen von de Prenberg zeigt bereits im 11. Jahrhundert die drei brennenden Berge». Denn Ritterwappen in der heutigen Form sind im 11. Jahrhundert noch unbekannt.


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Anhang I

Ehemalige Benediktiner-Abteikirche Frauenzell

Beschrieb der Seitenaltäre

    Kreuzaltar
Der früher in der nordöstlichen Arkade aufgestellte Altar mit der Kreuzigungsgruppe steht heute in der nördlichen Mittelarkade. Er trägt das Wappen des Abtes Benno Engerer, der diesen Altar um 1740 stiftet. Der spätbarocke Altar wird dem Bildhauer Franz Anton Neu zugeschrieben.[1] Das Retabel ist marmoriert. Sein horizontales Gebälk wird von vier Freisäulen getragen, deren inneres Paar vorspringt. Wie beim späteren klassizistischen Hochaltar ist das Oberstück eine Fortsetzung der unteren Nischenädikula. Ihre rahmenden Pilaster werden geschweift zu einer Volute über den Säulenköpfen geführt. In der unteren Retabelnische ist vor düsterem Hintergrund eine hochbarocke Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes als ältere Bildhauerarbeit eingefügt. Eine hervorragende Bildhauerarbeit ist das Oberstück  mit Gottvater und der Taube des Hl. Geistes im Strahlenkranz.
         
  Sebastiansaltar
Früher in der südöstlichen Arkade aufgestellt, ist der Sebastiansaltar heute das Gegenüber des Kreuzaltars und steht in der mittleren südlichen Arkade. Er trägt in der Predella die Inschrift  P.A.C.B.M.V. (Placidus Abbas Celleae Beatae Mariae Virginis), das Wappen des Abtes Placidus Steinbacher und die Jahreszahl 1699. Das von einem unbekannten Bildhauer geschaffene Retabel ist eine sehr gedrängte Ädikula mit Pilastern, der ein von zwei vorstehenden Säulen begrenzter Mittelteil eingefügt ist. Der geschweifte Sprenggiebel fasst ein Oberstück in Form einer weiteren Säulenädikula. Das Retabel ist blau und golden gefasst, die Säulen sind marmoriert. Im architektonischen Aufbau ist es der schwächste der vier Seitenaltäre. Zudem dürften nur die Hl. Familie im Oberstück und der hl. Sebastian im Mittelteil zur ursprünglichen bildhauerischen Ausstattung des Altars gehören.[2]
   
         
  Scholastikaaltar (früher Altar der hll. Brandan und Machlovius )
In der nordwestlichen Arkade steht ein Altarretabel mit reicher Akanthusschnitzerei. Vorher ist der Standdort die mittlere Arkade der Südseite. Dem Retabel wird nach dem Kirchenneubau ein Gemälde des Todes der hl. Scholastika eingefügt.[3] Das Akanthusretabel ist ein Werk des frühen 18. Jahrhunderts. Ursprünglich gilt dieser Altar zwei irischen Benediktinermissionaren, wie die Inschrift und die Bildhauerarbeiten zeigen. Die Überschrift «SS. Brandan + Maclovi, navigantes in Americam» zeigt die frühere Widmung des Altars an den hl. Brandan oder Brendan, einem irischen Abt und Seefahrer des 6. Jahrhunderts und seinem Schüler Machlovius oder Machutus.[4] Dem hl. Brendan wird eine frühe Entdeckung von Amerika zugeschrieben. Mit den beiden im Auszug des geschweiften Sprenggiebels liegenden Indianern wird plastisch darauf hingewiesen. Vor der Einfügung des Scholsastikabildes ist dies wahrscheinlich auch als plastisches Retabelbild zu sehen. Im Auszug dominiert eine blaue Traubenfrucht unter einer Mitra. Exotische Früchte hängen hinter den beiden gewundenen Säulen des Ädikula-Retabels, dem das später zugefügte Gemälde stark vorsteht.[5] Die Fassung des Retabels ist dunkelblau, diejenige der Akanthusranken golden. Die 1910 noch auf den seitlichen Konsolen stehenden Statuen von Petrus und Paulus befinden sich heute im Sebastiansaltar.

Benediktusaltar
Der frühere mittlere Seitenaltar der Nordseite steht heute in der westlichen Arkade der Südseite. Er trägt das Wappen des Abtes Stephan Rieger und wird als der um 1630 gestiftete Hochaltar der Vorgängerkirche bezeichnet.[6] Wie beim Akanthusaltar der hll. Brandan und Machlovius erhält auch dieser Altar später ein gemaltes Altarblatt. Das eingesetzte Blatt mit dem todbleichen hl. Benedikt beherrscht das ursprünglich reine Bildhauerretabel. Die Retabelarchitektur zeigt die klassische, noch von der Renaissance beeinflusste Säulenädikula mit filigranen seitlichen Figurenflügeln auf Konsolen. In den Flügeln stehen, dem Altarpatrozinium entsprechend, die hll. Maurus und Placidus. Den Flügeln fehlt heute die notwendige, 1910 noch vorhandene Bekrönung mit geflügelten, leuchtertragenden Engelsköpfen. Unverändert und von hoher Qualität zeigt sich der Aufbau über dem Gebälk. Der gesprengte Dreiecksgiebel fasst ein Oberstück in der Form einer Nischenädikula mit gesprengtem Schweifgiebel, in dem ein Engel das Kreuz hält. Früchtegirlanden liegen auf den Schweifgiebeln der oberen Ädikula, während auf den unteren Sprenggiebeln lebhaft gestikulierende Engel sitzen. In der Nische des Oberstücks ist das Martyrium des hl. Stephanus plastisch dargestellt. Das Retabel ist ausdrucksvoll vor dunkelgrauem-schwarzen Grund golden gefasst, die Säulen sind rötlich marmoriert.
   
Der Benediktus-Altar heute   Der Benediktus-Alat 1910   Oberstück des Benediktusaltars
     
Pius Bieri 2022    


Anmerkungen

[1] Franz Anton Neu, auch Ney (†1758) aus Landshut, Werkstatt in Prüfening. Er ist Holz- und Steinbildhauer, auch Stuckateur.

[2] 1910 beschreibt Felix Mader die Figuren noch als Sebastian, Benediktus und Scholastika. Heute stehen seitlich von Sebastian die Apostel Petrus und Paulus, die Mader noch als Seitenfiguren des Akanthusaltars der Scholastika beschreibt. Absurd ist die Bezeichnung dieser beiden Statuen als Werke des Rokokos (in den Führern 1976 und 2001). Vermutlich ist nicht nur der Figurentausch ein Werk der 1960er-Jahre, auch die den Altar frei umschwirrenden Putti dürften schöpferische Zutaten sein. In die mittlere südliche Arkadennische werden 1962/67 auch die beiden lebensgrossen Statuen der hll. Leonhard und Johann Nepomuk versetzt, die vorher beidseits des Choreinzugs aufgestellt sind. Sie müssen damals der neuen Kanzelplatzierung weichen.

[3] Die Gemälde des Scholastika- und Benediktusaltar werden von Felix Mader 1910 mit «um 1730–1750» beziffert, und neuestens Otto Gebhard zugeschrieben. Sie werden nicht vor 1752 eingesetzt.

[4] Mehr zu den irischen Missionaren Brendan und Machutus und der legendären Reise nach Amerika siehe in der Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Brendan_der_Reisende.

[5] Der «Scholastika»-Altar ist von einer ausgezeichneten bildhauerischen Qualität. Trotzdem findet er in seinen Bezügen zu Amerika in allen Führern und Beschrieben keine Beachtung. In den Führern 1976 und 2001 wird das Retabel einzig mit dem Satz «Die einfache Rahmung um 1700» kommentiert. Birgt sich hinter dem Gemälde der Scholastika, das nach 1752 eingesetzt wird, vielleicht noch die ursprüngliche Figuralplastik?

[6] Diese Annahme von Felix Mader (1910) wird heute als Tatsache dargestellt, obwohl einige Fragen offenbleiben. Als Hochaltar wäre der heutige Benediktusaltar ein Marienaltar. Anstelle des Gemäldes enthielte er das 160 cm hohe Gnadenbild des heutigen Hochaltars. Dann wären aber die beiden Seitenfiguren des hl. Maurus und des hl. Placidus fehl am Platz und demzufolge spätere Zutaten. Wäre allerdings der Altar 1752 wirklich zum Seitenaltar umgewandelt worden, müsste gleichzeitig ein neuer Hochaltar geschaffen worden sein. Dieser wird aber erst vier Jahrzehnte später gebaut. Die Variante einer Umwandlung und Versetzung des heutigen Benediktusaltar erst nach 1790 ist wegen der bisherigen Datierung und Zuschreibung der Gemälde unwahrscheinlich.


 

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