Jean-Georges Voirol 1672–1719

Abt OPraem der Prämonstratenserabtei Bellelay 1706–1719

Er wird in Les Genevez, dem der Abtei Bellelay gehörenden Nachbardorf, geboren und am 12. April 1672 getauft. Seine Eltern Gottfried und Jeanne Miserex de Lajoux wählen den Vornamen des Taufpaten Jean-Georges Schwaller, des als Johannes XIII. Georgius amtierenden Abtes von Bellelay.[1] Mit seiner Vermittlung studiert er in den Jesuitenkollegien von Solothurn und Pruntrut. 1694 tritt er als Novize in Bellelay ein. Er legt 1696 Profess ab. 1702 ist er Doktor der Theologie, wird 1706 Subprior und im gleichen Jahr, am 4. Mai, zum Abt gewählt. Er ist der 38. Abt und wird in der Äbteliste als Johannes XIV. Georgius geführt. Der Basler Fürstbischof, in dessen Gebiet Bellelay liegt, benediziert die Wahl am 13. Juni.
Abt Jean-Georges Voirol ist der Bauabt des barocken Bellelay. Er orientiert sich für die Planung an den neuen Klöstern der Zirkarie Schwaben,[2] zu der Bellelay gehört. Generalvikar und Visitator der Zirkarie  ist seit 1708 Abt Leopold Mauch von Weissenau. Abt Leopold plant in diesen Jahren mit dem Vorarlberger Franz Beer II ein neues Kloster. Dass er dem mit Neubauplänen beschäftigten Abt von Bellelay den bekannten Baumeister empfiehlt, ist gut möglich.[3] 1709 überträgt Abt Jean-Georges Voirol vorerst den Kirchenneubau, der 1711 fertig erstellt ist und 1714 geweiht wird, aufgrund der Gesamtplanung an Franz Beer II. Die Ausstattungen dauern bis 1718. Die mittelalterliche Klosteranlage bleibt vorerst bestehen.
Zusammen mit dem Abt von Weissenau reist 1717 Abt Jean-Georges Voirol an das Generalkapitel nach Prémontré, wo er zum Generalvikar des Burgund und der Champagne ernannt wird. Er erhält im gleichen Jahr den Besuch von Charles-Louis Hugo, des Abtes von Etival und Verfassers der «Annales».[4] Dieser lobt ihn über alle Masse, hebt aber besonders die Rechtschaffenheit, die Liebe zur Wissenschaft und die gute Verwaltung hervor. Abt Jean-Georges hat keine stabile Gesundheit. Nach der Rückkehr aus den Bädern von Pfäfers stirbt er am 17. August 1719 im Priorat Himmelspforte (bei Lörrach) und wird dort begraben.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:
Schmutz Nicod, Catherine: Die ehemalige Abtei Bellelay, Kunstführer GSK, Nr. 736, Bern 2003.
Gigandet, Cyrille: Bellelay, Abbés, in: Helvetia Sacra, Abteilung IV, Band III, Basel 2002.


[1] Jean-Georges Schwaller von Solothurn ist Abt von 1666–1691. Während seiner Regierungszeit tritt Bellelay der Zirkarie Schwaben bei.

[2] Die Zirkarie oder Provinz umfasst die Prämonstratenserklöster eines Landesteils. Sie wird durch den gewählten Generalvikar auf dem Generalkapitel in Prémontré vertreten. Die Zirkarie Schwaben umfasst vom 16. bis zum 18. Jahrhundert folgende Abteien: Allerheiligen im Schwarzwald, Bellelay (ehemals Zirkarie Burgund), Obermarchtal, Roggenburg, Schussenried, Ursberg, Weissenau. Die Graubündner Klöster St. Luzi in Chur und Churwalden werden von Roggenburg verwaltet.

[3] Er ist in Bellelay bereits durch den Wiederaufbau des Pförtnerhauses (1708) bekannt.

[4] «Sacri et canonici ordinis Praemonstratensis Annales» erschienen in Nancy 1734–1736. Das Werk besticht mit seinen präzisen Veduten der Prämonstratenserabteien.

 

Die Porträts der Äbte von Bellelay verschwinden in den Revolutionswirren. Nur ihre Wappen sind bekannt. Das Wappen von Abbé Jean-Georges Voirol finden wir am Chorgitter von 1710, das heute wieder an der ursprünglichen Stelle in der Kirche steht. Auf  grünem Dreiberg ist in Feld 2 und 3 eine auffliegende silberne Taube mit Ölzweig dargestellt. Dieses persönliche Wappen ist vereinigt mit dem Abteiwappen, dem hier goldenen B in Feld 1 und 4. Bekrönt ist das Wappen von Stab und Mitra, den Insignien des Abtes.
  Abbé OPraem Jean-Georges Voirol (1672–1719) von Bellelay  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  12. April 1672 Les Genevez, Jura CH   Abtei Bellelay  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OPraem der Prämonstratenserabtei Bellelay   1706–1719  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  17. August 1719 Priorat Himmelspforte, Wyhlen D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Abbé Jean-Georges Voirol von Bellelay, als Sohn eines Klosteruntertanen vom Abbé Jean-Georges Schwaller (reg. 1666–1691) gefördert, beschliesst nach seiner Wahl zum Abt den Kirchen- und Klosterneubau. Er beruft als Baumeister den Vorarlberger Franz Beer, der ihm durch die Äbte von Weissenau und Obermarchtal empfohlen wird. Vom Generalkapitel in Prémontré hoch geschätzt, wird Abbé Voirol 1717 zudem Generalvikar der Zirkarie Burgund und Champagne. Nach seinem frühen Tod wird der Klosterneubau erst 1728 in Angriff genommen, nachdem die Kirche nach der Weihe 1714 bis 1718 noch vollständig ausgestattet wird.

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