Die Meister der Residenz Kempten
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Michael Beer (um 1605–1666) Au Vorarlberg ok   Baumeister-Architekt 1651   1653
Giovanni Serro (um 1612–nach 1672) Roveredo Misox ok   Baumeister-Architekt 1654   1670
Giovanni Zuccalli (um 1610–1678) Roveredo Misox     Stuckateur 1660   1670
Franz Georg Hermann (1692–1768) Kempten ok   Maler-Architekt 1732   1744
Johannes Schütz (1704–1752) Metsch im Tirol Schuetz   Stuckateur 1733   1735
Abraham Bader (1664–nach 1746) Wessobrunn BaderAbraham   Stuckateur 1733   1735
Johann Georg Üblher (1703–1763) Wessobrunn Ueblher   Stuckateur 1735   1743
Aegid Verhelst d. Ä. (1696–1749) Antwerpen Brabant     Bildhauer 1742   1742

Klosteranlage   Der Klosterstaat Kempten und die barocke Klosteranlage
Stiftskirche   Stiftskirche St. Lorenz
Kempten_SG   Die Klosterstaaten Kempten und St. Gallen im Vergleich

Kempten: Das Fürststift und die barocke Klosteranlage

Gründung und Entwicklung zum Klosterstaat

Aus der Missionszelle eines aus St. Gallen entsandten Mönches entsteht um 752 ein Kloster mit Benediktinerregel. Das Kloster wird durch die Karolinger gefördert und steigt zum Königskloster auf. Wohltäterin ist die Königin Hildegard, die zweite Frau Karls des Grossen. Das Andenken an die schwäbische Frankenkönigin lebt in Kempten bis heute weiter. Vermutlich liegt das karolingische Kloster von Beginn weg an heutiger Stelle bei St. Lorenz, die als Kirche mit christlichen Gräbern schon vor der Klostergründung im 7. Jahrhundert besteht.[1] 1213 erhält der Abt die zur «Grafschaft Kempten» angewachsenen Besitzungen als Reichslehen und wird damit souveräner Reichsfürst eines grossen und kompakten Territoriums, das sich zu einem Klosterstaat von fast 1000 Quadratkilometer entwickelt. Die Hälfte dieses Staates mit Stadt und Abtei liegt im Bistum Konstanz, die östliche Hälfte im Bistum Augsburg. 1419 erlangt die Fürstabtei die Unabhängigkeit von jeder bischöflichen Gewalt und ist nur noch Rom unterstellt.

Die Fürstabtei als Gegner der Reichsstadt

Zwischen der auf einem Sporn bei der Iller gelegenen Kirche St. Mang und dem Kloster bei St. Lorenz «auf dem Berg» entwickelt sich schnell eine eigenständige Marktsiedlung, die 1289 reichsstädtische Privilegien erhält und 1363 freie Reichsstadt wird. Die städtische Eigenständigkeit führt zu dauernden Rivalitäten mit der Fürstabtei. 1363 zerstören die Bürger die Stadtburg des Abtes. 1525 kann sich die Reichsstadt von allen noch verbliebenen Rechten der Abtei freikaufen und tritt 1527 zur Reformation über. Die Reichsstadt liegt zwar als Enklave ohne Umland im Territorium des Abtes, kann sich aber im 16. Jahrhundert dank Handel und Handwerk gut entwickeln. Die Einwohnerzahl erreicht 6000. Die Reibereien mit der vor den Toren gelegenen Fürstabtei verbleiben. Hauptgrund ist nicht die Religion, sondern die entstehende Konkurrenz der Handwerker und Händler aus dem Klosterstaat. Anfang des 17. Jahrhunderts beginnt die Katastrophe für die bereits wirtschaftlich geschwächte Stadt: Das Stift tritt der Katholischen Liga, die Reichsstadt der Protestantischen Union bei. Folge dieser Parteinahme ist zuerst, 1632, die völlige und systematisch betriebene Zerstörung der Abtei durch die Stadtbürger, und dann, 1633, die Zerstörung der Stadt durch die Kaiserlichen der Katholischen Liga. 1648 hat Kempten noch 900 Einwohner, dezimiert durch Krieg und Seuchen. Die Reichsstadt kann sich von dieser Katastrophe  nicht mehr richtig erholen. Sie zählt noch um 1800 nur 3150 Einwohner. Die Siedlung beim Kloster hingegen entwickelt sich, 1728 sogar mit stadtrechtlichen Privilegien versehen, zum Rivalen. Diese «Neustadt» weist um 1800 mit 2900 Einwohnern fast die gleiche Einwohnerzahl wie die Reichsstadt auf. Damit wird Kempten nach den Katastrophen des Dreissigjährigen Krieges zur rivalisierenden Doppelstadt.

Der Residenzneubau 1651–1668

1639, im Exil auf dem Schloss Unterthingau, wird der 26-jährige Roman Giel von Gielsberg zum Abt gewählt. Noch während des Dreissigjährigen Krieges beschäftigt er sich mit Neubauplänen für das zerstörte Kloster. Sie sind in einer Grössenordnung, die bis dahin nördlich der Alpen nicht bekannt ist, und dies für einen Konvent von nur sieben Mitgliedern, die alle dem Adel angehören. Das Adelsprivileg, vom jungen Abt erfolglos bekämpft, verhindert die Auffrischung und Reform des Konventes und isoliert die Fürstabtei von den süddeutschen und helvetischen Benediktinerkongregationen. Die Neubaupläne des immer energisch kämpfenden und cholerischen Fürstabtes entstehen aus dem Bedürfnis nach einem Bauwerk, das die Ordnung und Regelhaftigkeit der gegenreformatorischen Reformbemühungen (die er im Kloster nicht durchführen kann), aufnimmt und gleichzeitig die Repräsentation landesherrlicher Macht manifestiert. Er kennt aus Reisen und Literatur den neuen deutschen Schlossbau, wie das Fuggerschloss Kirchheim in Schwaben (1578–1582) oder die Anlage von Aschaffenburg (1604–1614). Der Palast im vorarlbergischen Hohenems (1562–1567), ein weiterer Schlossbau mit Ecktürmen, liegt nahe seiner fürstkemptischen Herrschaft Hohenegg. Der Abt könnte ihn kennen. Sein wichtigstes Vorbild dürfte aber die neue Klosteranlage von Ochsenhausen sein. Sie wird ab 1613 in der Tradition des deutschen Schlossbaus gebaut und ist ihm aus der Kindheit vertraut. 1642 erstellt ihm der Vorarlberger Jakob Kuen erste Pläne für einen Neubau. 1646 reist der Fürstabt über Einsiedeln nach Rom. Man kann vermuten, dass er von den neuen Bauten der römischen Hochrenaissance beeindruckt ist und Anregungen mitnimmt, auch wenn die Reise seiner nun endgültig gescheiterten Klosterreform gilt. Fürstabt Roman zieht, kaum haben die Schweden das Land geräumt, einen weiteren Vorarlberger Baumeister zu: Der 45-jährige Michael Beer erhält den Auftrag zum Bau der Residenz und der Stiftskirche. Es ist, knapp nach dem Ende des Dreissigjährigen Krieges, der grösste Bauauftrag im süddeutschen Bereich. Beer beginnt mit dem Bau der Residenz 1651, mit der Kirche 1652. Er baut bis 1653 den Nordtrakt des Westhofes und das Langhaus der neuen Stiftskirche. Die Stiftskirche entsteht jetzt anstelle der Pfarrkirche St. Lorenz im Westen der alten Abtei. Sie wird als Pfarr- und Stiftskirche geplant, mit der Betonung des Mönchchors als Zentralbau mit Kuppel.
Wie in anderen Klosterbauten dieser Zeit muss man von einer rollenden Planung mit mehreren Beteiligten ausgehen. Sicher hat Beer nebst der Kirche auch bereits die Gesamtanlage geplant. Er trennt sich aber Ende 1653 von Fürstabt Roman im Unfrieden. Beers Nachfolger wird 1654 Giovanni Serro aus Roveredo im Misox, der zu diesem Zeitpunkt in Neuburg an der Donau tätig ist. Er vollendet die dreigeschossige Vierflügelanlage mit den zwei Innenhöfen bis 1668 und die nach seinen Plänen und dem Willen des Bauherrn vollständige geänderte Kirche bis 1670. Das Bauwerk wird deshalb heute ausschliesslich Giovanni Serro zugesprochen.
Die Klosterresidenz mit der axial angeschlossenen, frei und in erhöhter Lage liegenden Stiftskirche ist, als fundamentale Neukonzeption, bahnbrechend für die Entwicklung der süddeutschen Stiftsarchitektur und wird hundert Jahre später in Ottobeuren ihren unübertrefflichen Höhepunkt erleben. Als neues Zentrum gegenüber der protestantischen Reichsstadt gelegen, ist die Residenz ganz im Sinne ihres Bauherrn auch mächtiges architektonisches Zeichen der Gegenreformation. 

Aufwändige weltliche Hofhaltung im 18. Jahrhundert

Der Status des Stiftes als Reichsfürstentum und exempte (nur Rom unterstellte) Fürstabtei, deren Vorsteher auch Erzmarschall der Kaiserin ist, verlangt im Verständnis der Zeit nach Hofhaltung mit fürstlicher Repräsentation zur Legitimation der Herrschaft. Die weltliche Hofhaltung mit prunkvollen Festen und Empfängen ist in Kempten, einem geistlichen Kleinstaat, im 18. Jahrhundert einmalig aufwändig. Mit einer Beamtenschaft von bis zuletzt 232 Personen, meist anspruchsvollen adeligen Familienmitglieder der regierenden Fürstäbte, zehrt sie an den finanziellen Ressourcen und ist selbst für befreundete Abteien ein Ärgernis. 1722 mahnt der Abt von Ottobeuren seinen Konvent zu Gebet und Opfer für den ärgerniserregenden Zustand des benachbarten Bruderstiftes. Für die Bewohner der Stiftsstadt, auch für die Handwerker von Kempten, ist die verschwenderische Hofhaltung aber ein Segen: «Kommt der Tag, so bringt der Tag das Leben von Gott und das Essen vom Hof» lautet ein Kemptener Spruch von damals.

Repräsentationsräume des Régence und Rokoko

Fürstabt Anselm Reichlin von Meldegg, der 1728 gewählt wird, steht einem einigermassen finanziell und personell wieder gefestigten Stift vor. Er ist zudem Kunstförderer und hat schon vor der Wahl junge Kunstschaffende aus seinem Privatvermögen gefördert. Es überrascht deshalb nicht, dass er bald nach der Wahl mit dem Umbau des südlichen Flügels zu Repräsentationsräumen beginnt. Fürstabt Anselm, im Einvernehmen mit seinen adeligen Mitbrüdern, will damit der aufwändigen Hofhaltung auch einen entsprechenden architektonischen Rahmen geben.
Die Abfolge der Repräsentationsräume im zweiten Obergeschoss entspricht dem im 18. Jahrhundert für Appartements westlicher Regenten üblichen Schema: Festsaal («Thronsaal») – Vorzimmer – Audienzzimmer – Wohnzimmer – Schlafzimmer. Es fehlt lediglich das üblicherweise an das Schlafzimmer angrenzende Kabinett, an dessen Stelle sich die Hofkanzlei befindet. Der Besucher von heute beginnt in der umgekehrten Reihenfolge. Die interne Verbindung der Räume, die «Enfilade», ist in den Räumen von 1670 bereits vorhanden.
Fürstabt Anselm zieht für die Ausstattung erstklassige Künstler zu: Die Ausführung leitet der «Hochfürstl. Stifft Konventsch. Cabinetsmaler und Oberbaudirector» Franz Georg Hermann, der ab 1732 auch die meisten Decken- und Wandmalereien erstellt. An den Stuckaturen der Abteiwohnung sind die Wessobrunner Johann Schütz und Abraham Bader, vielleicht auch der Tessiner Giovanni Battista Pedrozzi beteiligt. Fürstensaal und  Abteiwohnung sind 1735 erstellt. Sie zeigen in den Stuckaturen den noch symmetrischen Régencestil, der um diese Zeit vom freien Rocaille- Motiv des Rokoko abgelöst wird und sich im «Thronsaal» (1740–1744) voll entfaltet.
Dieser Saal, früher Festsaal genannt, ist ein Höhepunkt des schwäbischen Rokoko. Der über fünf Fensterachsen und zwei Geschosse reichende Rechtecksaal ist mit aufwändigen Stuckkompositionen Johann Georg Üblhers ausgestattet. Das Tonnengewölbe wird von einem Deckenbild Franz Georg Hermanns überzogen, das die Verherrlichung des Fürststifts und seine Geschichte zum Thema hat. Aegid Verhelst d. Ä. ist der Schöpfer der vier überlebensgrossen Wandfiguren.
Die fürstäbtliche Enfilade der repräsentativen Wohnräume und der Rokokoraum des Festsaals in der Residenz von Kempten sind bleibendes Vermächtnis eines standesgemäss handelnden Fürstabtes mit sicherem Gespür für künstlerische Qualität.
Weniger Gewicht scheint er auf die Bibliothek gelegt zu haben. Der in anderen süddeutschen Abteien so wichtige Raum ist in Kempten nicht lokalisierbar. Oder ist etwa der nur drei  Fensterachsen umfassende fürstäbtliche Bibliotheksraum neben dem «Thronsaal» einziger Bibliotheksraum? Beim Bildungshunger der adeligen Stiftsmitglieder ist dies durchaus denkbar. Ihr Interesse galt eher der Jagd und Ausritten.

19. und 20. Jahrhundert

Mit der Inbesitznahme durch das bayrische Königreich gehen das Fürststift und die Reichsstadt Kempten 1802 gleichzeitig unter. Weder im Stift noch in der Bevölkerung erwächst Widerstand. Einziges Interesse des letzten Fürstabtes, wieder ein Reichlin von Meldegg, ist seine eigene Pension, um deren Erhöhung er kämpft. Sie wird auf 20000 Gulden festgesetzt, das Dreifache der Pensionen für die (bürgerlichen) Reichsäbte der Benediktinerabteien von Ochsenhausen oder Weingarten. Die Säkularisation der Reichsabtei Kempten mit ihrem Adelsprivileg, ihrer engen Verbindung zur Reichsritterschaft, mit der anachronistisch aufwändigen Hofhaltung, dem Fehlen jeglichen sozialen Engagements und mit einer rekordhohen Verschuldung von 2,5 Millionen Gulden ist auch aus heutiger Sicht eine verständliche Massnahme. Dies im Gegensatz zu den königlich-bayrischen Besitzergreifungen an den blühenden und sozial engagierten Benediktinerabteien in der Nachbarschaft.
Die Räume der Residenz dienen nach der Säkularisation bis 1945 als Militärkaserne. Entsprechende Substanzverluste sind die Folge. Heute wird die Residenz als Justizgebäude genutzt. Mit Ausnahme der seit 1952 vorbildlich restaurierten Prunkräume ist von den barocken Einrichtungen und Raumeinteilungen nichts mehr vorhanden.

Pius Bieri 2008, rev. 2018

Literatur:
Lieb, Norbert: Rokoko in der Residenz von Kempten, Kempten 1958.
Haus der bayrischen Geschichte (Hrsg.): Bürgerfleiss und Fürstenglanz; Ausstellungskatalog 1998.

Anmerkung:
[1]Die bisher angenommene Verlegung aus der Nachbarschaft der Kirche St. Mang, einer ebenfalls schon frühchristlichen Kirche, ist nach neueren archäologischen Forschungen nicht mehr haltbar. (Mitteilung Peter Kumpert, Kempten).

 

 

 

Bilder aus dem heute «Thronsaal» genannten Rokoko-Raum, der zur Klosterzeit für Festlichkeiten und Empfänge dient.
Franz Georg Hermann malt im festlichen grossen Empfangsraum das Deckenbild. Der Ausschnitt vom Westteil der Nordseite zeigt die Szene der Bestätigung der Gründung durch Papst Hadrian I.   Im gleichen Prunkraum erstellt 1742 der Bildhauer Aegid Verhelst vier Statuen von allegorischen Frauengestalten . Unten: Die Allegorie der Liebe (Caritas?).   Die vier Rokoko-Grazien von Aegid Verhelst sind polierweiss gefasst und mit den vergoldeten Schildern, Helmen und Attributen in den Raum eingepasst. Unten: Die Allegorie der Friedfertigkeit.
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  Kempten: Ehemaliges Benediktiner-Reichsstift und fürstäbtliche Residenz  
  Kempten1663  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Kempten (Allgäu)
Bayern D
Fürststift Kempten
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1651
Bauherr und Bauträger
ok Roman Bernhard Christoph Giel von Gielsberg (reg. 1639–1673).

ok Anselm Reichlin von Meldegg auf Horn
(reg. 1728–1747).
 
  1663, kurz nach der Fertigstellung der Klosterresidenz, entsteht diese Vogelschauansicht aus Süden. Bildquelle: Stiftsarchiv Einsiedeln.   pdf  
   
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Die Ecktürme, hier der S-O-Turm, sind Vorläufer der Eckrisalite und Eck-Pavillons.  
   
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Blick vom Südflügel zur Stiftskirche.  
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Der Süd- und Westflügel des westlichen Abteihofes wird als letzter Teil der Vierflügelanlage 1661–1664 von Giovanni Serro erstellt. Die Hof-Fassaden sind hier als dreigeschossige Arkaden gestaltet, die über dem Sockelgeschoss mit dorischen und jonischen Säulenvorlagen ausgezeichnet werden. Die Verglasung der Arkaden ist modern.  
Kempten1823
Mit der Besitzergreifung 1802 durch Bayern entstehen die (hier zusammengesetzten) Ortsblätter von Kempten. Die Grenze der Abtei zur Reichsstadt ist mit einer blauen Linie gekennzeichnet. Die Reichsstadt weist noch immer das mittelalterliche Gefüge auf. Im erhöhten Nordosten ist ein regelmässiger barocker Abteibereich entstanden. Die Stiftskirche steht frei im grossen Stiftsplatz. Nördlich der Residenz ist der Südteil des Hofgartens zu sehen.
Bildquelle: Wikipedia. Originale in der Bayrischen Landesbibliothek.
 
Ochsenhausen
Der Neubau der Benediktinerabtei Ochsenhausen, die wie Kempten bis zur Säkularisation im Bistum Konstanz liegt, wird 1615 begonnen. Sie ist Vorbild für Kempten. Planer ist der Jesuitenarchitekt Stephan Huber. Mit den Eckbetonungen durch Doppeltürme (sie flankieren, gedeckt mit Zwiebelhauben, bis zu ihrer klassizistischen Änderung die Volutengiebel der Süd- und Nordflügel) übernimmt er Motive des schwäbischen Schlossbaus.  
KemptenGrRiss
Grundriss von Stiftskirche und Kloster. Die Räume des Klosters sind entsprechend eines Planes von 1679 im 1. Obergeschoss dargestellt, während das Kirchenniveau dem 2. Obergeschoss entspricht. Für die Legende bitte vergrössern.  
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Das 2. Obergeschoss des Südflügels wird zwischen 1732 und 1742 zu residenzialen Prunkräumen umgestaltet. Der im Wessobrunner Umkreis arbeitende Stuckateur Johannes Schütz ist 1733–1735 Hauptmeister der Prunkräume. Die Figurengruppe des Kamins im Audienzsaal könnte die erste Arbeit des um 1735 mitwirkenden Johann Georg Üblher sein. Sie stellt Herkules, der die Weltkugel mit der Uhr trägt und Chronos, den Gott der Zeit, mit zwei begleitenden Putti als Symbole der Ewigkeit und der Vergänglichkeit dar.  
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Der heute völlig abwegig «Thronsaal» genannte festliche Prunkraum ist der eigentliche Empfangsraum und wird 1739–1742 von hervorragenden Rokoko-Meistern gestaltet. Es ist einer der ersten Räume im süddeutschen Barock, der ganz den Prinzipien der Rocaille untergeordnet ist. Stuckateur ist Johann Georg Üblher, der Maler ist Franz Georg Hermann.  
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Ein Ausschnitt zeigt die Kartusche in der Deckenzone der Westwand. Die Stuckplastik Üblhers zeigt eine schwebende Frau als Personifikation der Baukunst. Ein Putto hält ihr die Ansicht des (alten) Klosters entgegen, in der linken Hand trägt sie die Gründungsurkunde, und die Inschrift «Pietate patrum» sagt, dass dieses Stift durch die Frömmigkeit der Väter entstanden ist.