Franz Joseph Roth (1690–1758)

Stuckateur und Baumeister des Deutschen Ordens in der Ballei Franken

Herkunft aus Wien
Franz Joseph Ferdinand Roth wird am 29. Januar 1690 in Wien geboren und in der Michaelerkirche getauft. Er ist Sohn des Bildhauers Mathias Roth und seiner Ehefrau Margareta Kracker.[1] Sein Ausbildungsweg und auch die anschliessende Gesellentätigkeit nach dem Lehrabschluss um 1707 bleiben vorerst im Dunkel.

Bürger in Mergentheim
Erstmals wird Roth 1715 als Stuckateur auf der Deutschordens-Kommende Kapfenburg aktenkundig, wo er die Stuckaturen im Hohenlohebau und in der neuen Lorenzkapelle erstellt. Baumeister ist Franz Keller aus Ellingen.[2] Keller ist seit 1712 für den Deutschen Orden als Baumeister tätig. Mit ihm wird Roth in der Folge eng zusammenarbeiten. Der Wiener Stuckateur hat seinen Wohnsitz jetzt in Mergentheim. Wie Roth an den Hauptsitz des Deutschen Ordens gelangt, ist ebenso unklar wie seine Tätigkeit vor 1715. Ist es der Komtur von Kapfenburg und spätere Landkomtur in Ellingen, auch Präsident des Deutschherren-Hofrates, Carl Heinrich von Hornstein?[3] Er wird jedenfalls sofort zum Hauptauftraggeber Roths. 1716 heiratet der Stuckateur in Mergentheim Anna Maria Kessler, die Tochter eines Senators, Posthalters und Schenkwirts. In den späteren Mergentheimer Bauakten wird Roth deshalb immer Posthalter und Fuchsenwirt genannt. 1721 erhält er das Bürgerrecht der Stadt und baut im gleichen Jahr das alte Gasthaus zu einem neuen, repräsentativen Gasthof mit Wohnungen um.[4] Dem Ehepaar werden zehn Kinder geboren. Der 1729 geborene Sohn Johann Heinrich wird später kurkölnischer Hofbaumeister.[5]  


Franz Joseph Roth als Stuckateur

Deutschordenskirche und Schloss Ellingen 1717–1721
Nach dem Auftrag auf der Kapfenburg erteilt Komtur Hornstein, der seit 1716 als Statthalter der Ballei Franken amtet, den Auftrag für die Stuckierung der Schlosskirche in Ellingen an Franz Josep Roth. Der Innenraum der Kirche wird 1717 durch Baumeister Franz Keller barockisiert. Er zieht Scheingewölbe ein, verändert die Fenster und erstellt eine doppelstöckige Empore. Roth beginnt noch im gleichen Jahr mit dem raumprägenden und in die Régence weisenden Stuckkleid. Die Arbeit zeugt von einer grossen Meisterschaft des aus Wien zugereisten Künstlers und lebt von der kräftigen Plastik, die noch nicht dem sterilen Bandelwerk französischer Prägung weichen muss.[6]
Im Frühjahr 1719 erhält Roth vom inzwischen zum Landkomtur gewählten Hornstein den Auftrag für die Stuckierungen in den Räumen des Schloss-Neubaus.
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Roth beginnt, vielleicht im Spätherbst 1719, mit Vorbereitungsarbeiten.[7] 1720 erstellt er die Deckenstucke, 1721 folgen das Treppenhaus und der Festsaal. Die Hälfte der Deckenstuckaturen und alle Wände, mit Ausnahme des Treppenhauses und der Flure, sind schon 55 Jahre später durch die klassizistischen Eingriffe zerstört.
Seine Decken in den Repräsentations- und Wohnräumen sind jetzt von einer nivellierenden Régence geprägt, während das Treppenhaus und der Festsaal noch starkplastisch und ausdruckstark wirken. Die Figuralplastiken, vor allem die beiden vollplastischen Allegorien im Treppenhaus, sind virtuose Arbeiten. Hier ist Roth mit den besten zeitgenössischen Künstlern ebenbürtig.

Deutschordenskirche Heilbronn 1722
Franz Keller barockisiert die Schlosskirche der Deutschordenskommende Heilbronn identisch mit der Kirche in Ellingen. Die Stuckierung besorgt auch hier Franz Joseph Roth. Die Kirche wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. Vorkriegsaufnahmen zeigen eine einfache Stuckausstattung mit Fruchtgehängen.

Refektorium in Bronnbach 1724–1725
Aussergewöhnlich ist die Berufung von Franz Joseph Rot durch den Abt der Zisterzienserabtei Bronnbach, Joseph Hartmann,[8] als Stuckateur für den neuen Refektoriumsbau mit dem grossen Sommersaal.[9] Offensichtlich haben sich die Arbeiten des Stuckateurs aus Mergentheim und, wie vermutet, auch seine Kenntnisse der kaiserlichen Architekturikonologie herumgesprochen.

Schloss Absberg 1725
Auch das Deutschordensschloss Absberg ist ein noch von Franz Keller erstellter Bau. Franz Joseph Roth stuckiert 1725 die Wohnräume, den Rittersaal und die Kapelle des Schlosses. Vor allem in der Kapelle ist reiches Bandelwerk vorherrschend.
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Schloss Ellwangen 1725–1726
Der Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg ist nicht nur mehrfacher Fürstbischof und Kurfürst, sondern auch Fürstpropst von Ellwangen.[10] Das Schloss Ellwangen wird 1722–1724 durch den Ellinger Baumeister Franz Keller umgebaut. Stuckateur des Bauherrn in Ellwangen ist bisher Melchior Paulus, der zehn Jahre zuvor den Raumstuck der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg hervorragend und auch zur Zufriedenheit des Fürstpropstes erstellt. Als Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg Ende 1724 Ellwangen besucht, kann er sich mit den Arbeiten Paulus nicht mehr abfinden, sie sind ihm zu wenig der neuen feineren Art der Régence verpflichtet. Er zieht Franz Joseph Roth für die Neustuckierung zu.[11] Für 2266 Gulden soll der Stuck im Fürstensaal, im Osttreppenhaus und in 12 Räumen neu erstellt werden. Für den Ende 1724 verstorbenen Franz Keller übernimmt Roth nun auch die Bauleitung.

Stuckarbeiten nach 1728
1728 schliesst Landkomtur Hornstein mit Franz Joseph Roth den Akkord für die Baumeister- und Stuckarbeiten der Pfarrkirche von Ellingen. Der bis 1724 vor allem als Stuckateur tätige Roth erhält damit seinen ersten grösseren Architekturauftrag. Als Zeichner bei Franz Keller, Bauleiter in Ellwangen und vielleicht auch für Wohnbauten in Ellingen[12] hat er offenbar das Vertrauen in seine neue Tätigkeit als Baumeister erworben. In fast allen nun folgenden Bauten wird er auch als Stuckateur verpflichtet. Die Vorstellung, dass er dabei immer selbst Hand anlegt, wäre schon für die vorherigen reinen Stuckaturarbeiten aussergewöhnlich. Die unterschiedliche Qualität einzelner Arbeiten weist auf Drittarbeiten hin. Die Namen der weiteren Stuckateure sind unbekannt. Mit der 1728 beginnenden Baumeistertätigkeit kann vermutet werden, dass er zwar zeichnerisch die Vorgaben gibt, die Stuckaturaufträge aber durch seine Werkstatt oder durch Unterakkordanten ausführen lässt.
Ein späterer, reiner Stuckaturauftrag ist die Ausstattung der fürstlichen Appartements in der Residenz Mergentheim, die ihm der Hoch- und Deutschmeister Clemens August von Bayern[13] 1739 überträgt. Er kann sich mit seinen Entwürfen gegen François Cuvilliés, dem sonst von Clemens August bevorzugten Stuckateur und Baumeister durchsetzen.[14] Die noch teilweise erhaltenen Stuckaturen der Hohlkehlen und Randzonen sind gute Arbeiten, verwenden die Rocaille, sind aber mit ihrer noch stark von der Régence beeinflussten Symmetrie nicht mit dem Stuck-Feuerwerk des Rokokos etwa in der Amalienburg zu vergleichen.

Franz Joseph Roth als Baumeister

Pfarrkirche St. Georg in Ellingen 1729–1731
Der 1728 an Roth übertragene Neubau wird erst 1729 begonnen. Die Vorgängerkirche ist ein einfacher, geosteter Bau mit Chorturm. Roth dreht seinen Neubau nach Westen, belässt aber die Lage des Turms, der jetzt dreigeschossiger Frontturm der Eingangsfassade wird. Die Turmfassade wirkt in der Gestaltung überzeugend.[15] Auch das Äussere der Kirche mit Chor- und Querhauskonchen ist ansprechend. Es scheint, dass Roth die Kirche vor allem auf Aussenansicht plant, denn der Innenraum mit dem schmalen, stark eingezogenen Chor und den kaum wirkenden und innen nutzlosen Querarmen ist missglückt. Nur die Stuckaturen der Scheingewölbe und die Gestaltung der Westemporen überzeugen.

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Mariahilf-Kapelle im Kirchhof Ellingen 1730–1731
Gleichzeitig mit der Georgskirche baut Roth auch die Mariahilf-Kapelle im Kirchhof. Sie ist der Ersatz einer dem Kirchenneubau zum Opfer gefallenen Grabkapelle des Landkomturs Roggenbach von 1676. Die neue Kapelle ist ein Zentralbau. Dem Grundrissoval sind beidseitig zwei Zugangsräume zur Gruft im Untergeschoss angefügt. Landkomtur Hornstein bestimmt die Gruft ebenfalls zu seiner Begräbnisstätte. Deshalb liegen hier die Sarkophage der beiden Landkomture Roggenbach und Hornstein. Die Kapelle ist mit ihrer reichen und ausgewogenen, spätbarocken Front und ihrer klaren Architektur ein erster Höhepunkt im Schaffen von Franz Joseph Roth als Baumeister.
 
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Wohnhäuser in Ellingen als Zuschreibungen 1724–1728
Es scheint, dass Roth schon bald auch Aufträge für Wohnhäuser ausführen kann. Alle Häuser sind allerding Zuschreibungen aufgrund von typischen Merkmalen, die auf Roth als Erbauer hinweisen, obwohl das wichtigste und prägnanteste, der «Römische Kaiser» an der Weissenburgerstrasse, nun mit der Bauzeit 1724 in der Denkmalliste steht und damit das Erstlingswerk wäre. Das Haus Weissenburger Strasse 14 ist als «Amtshaus des Deutschen Ordens» nach dendrochronologischen Daten 1725 gebaut. Hier spielt für die Zuschreibung an Roth die Abhängigkeit des Landkomturs vom einzig verbliebenen Baufachmann. Eher fraglich ist die Zuschreibung des gegenüberliegenden Hauses Weissenburger Strasse 15, dessen Fassade seit 1907 verändert ist. Auch für das heute rekonstruierte, 1734 erbaute ehemalige Gasthaus «Zur Krone» an der Weissenburger Strasse 22 wird Roth als Baumeister vermutet.

Schlosskirche der Residenz Mergentheim 1731–1736
Die Berufung von Franz Joseph Roth als Planer und Baumeister der neuen Schlosskirche in Mergentheim erfolgt 1730. Wie in Ellwangen, ist Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg Bauherr. Die alte und bedeutend kleinere Hofkirche wird im gleichen Jahr abgerissen und ab 1731 baut Roth ein Sakralbauwerk, das die Erscheinung des Deutschordens–Schlosses prägt. Eine konkav eingezogene Fassade dominiert den Innenhof. Der Saalraum wird am Choreinzug von zwei Türmen flankiert. 1732 wird Clemens August von Bayern Hoch- und Deutschmeister. Der neue Bauherr kennt Roth noch wenig und zieht seinen Vertrauensarchitekten François Cuvilliés als Berater zu. Cuvilliés Anteil an der Gestaltung ist umstritten und kann sich nur auf Ratschläge zur Turmgestaltung oder auf die Innenraumgestaltung beziehen. Abwegig ist die Nennung des Schönborn-Baumeisters Balthasar Neumann als Berater von Clemens August in Mergentheim.[16] Die Schlosskirche ist aussen eine in jeder Hinsicht erfreuliche spätbarocke Architektur, innen aber trotz den raumbeherrschenden Deckenfresken von Nikolaus Stuber und den guten, rahmenden Voutenstuckaturen Roths erstaunlich nüchtern.
 
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Deutschhaus in Mainz 1732–1739
Der Neubau der Deutschordenskommende Mainz wird von Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg in Auftrag gegeben, der seit 1729 auch Kurfürst, Erzbischof und Reichserzkanzler von Mainz ist. Planer ist der neue Mainzer Hofbaumeister Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn.[17] 1732, nach dem Ableben des Kurfürsten, wird Ritter zu Groenesteyn entlassen und der Auftrag von Mainzer Komtur und späteren Landkomtur Satzenhofen[18] an Franz Joseph Roth übertragen.[19] Das Hauptgebäude ist zu diesem Zeitpunkt im Rohbau erstellt. Roth übernimmt alle Innenausbauarbeiten nach eigener Planung im Akkord und plant auch die Nebenflügel mit einer Kapelle neu. Die Kapelle und der Hauptbau sind 1727 fertig, der Verwalterflügel aber erst 1740. Grund ist eine Fehlkalkulation Roths bei der Übernahme der Neubauten im Akkord. Zwar tritt der Komtur seinem bedrängten Baumeister finanziell bei, für Roth bedeutet Mainz aber einen grösseren finanziellen Verlust. Die Arbeiten Roths in Mainz, in denen zum ersten Mal das Motiv der Rocaille auftaucht, werden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

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Reimlingen, Absberg und Ellingen 1733–1737
Noch während seiner Tätigkeiten in Mainz barockisiert 1733 Roth das Amtsschloss des Deutschen Ordens in Reimlingen und erhöht es um ein Stockwerk. Er hat in Reimlingen schon 1729 die Kirche St. Georg erweitert und neu stuckiert, 1730 ein Schulgebäude und im gleichen Jahr auch die Mariahilf-Kapelle gebaut. Nur in den Sakralbauten sind heute die Stuckaturen noch vorhanden, das Schulhaus ist abgebrochen, das Schloss lediglich in der Aussenerscheinung im Bauzustand 1736.
In Absberg baut er 1733 den Pfarrhof und beginnt im gleichen Jahr auch mit der Ellinger Maximilianskapelle, einem reizvollen Saalbau auf freiem Feld westlich der Residenz. Die Deckenfresken könnten Werke von Johann Georg Bergmüller sein.[20]

Mergentheim, «Sala terrena» der Residenz 1739–1740
1739 wird Roth, der inzwischen die Stuckaturen der fürstlichen Appartements erstellt, zum Baudirektor ernannt. Er baut ab 1739 in rechtem Winkel zum Südflügel einen Mittelbau, der von zwei Pavillons flankiert ist. Die Entwürfe zu dieser Gebäudegruppe mit Sälen für den Gartenaufenthalt stammen von François Cuvilliés und dem kurkölnischen Oberhofbaumeister Leveillé, Roth führt nur den Bauauftrag fort. Seine Entwürfe zum Deckenstuck sind erhalten. Die Baugruppe wird 1823 abgebrochen.

Orangerien im Hofgarten von Ellingen um 1740
Im südlich der Stadtmauer gelegenen Hofgarten baut Roth als letzten Bau für Landkomtur Hornstein die beiden noch heute bestehenden Orangeriegebäude. Die beiden Fassaden der siebenachsigen, flachgedeckten Arkadenbauten erhöht er mit einem Mezzanin und verleiht damit den Nutzbauten eine klassische Würde.

Rathaus in Ellingen 1744–1747
Die Jahre nach 1740 sind für Franz Joseph Roth eine schwierige Zeit. Dauernd in Geldnöten, auch wegen der finanziellen Folgen des Mainzer Auftrages, wird sein Gast- und Wohnhaus 1743 zur Versteigerung ausgeschrieben. In diesem Jahr zieht sich auch sein langjähriger Förderer, Landkomtur Hornstein nach Nürnberg zurück. Erst 1744 kann der ihm wohlgesinnte neue Landkomtur Satzenhofen, der ihm schon in Mainz zur Seite gestanden hat, mit dem Rathausneubau in Ellingen einen neuen Auftrag erteilen. Der Bau wird 1745 begonnenen. Seine Schaufassade mit sieben Achsen und einem hohen, turmbekrönten Mittelrisalit ist in Haustein ausgeführt. Bildhauerarbeiten prägen die Fassade. «Das Ellinger Rathaus bedeutet, was den Aussenbau anbelangt, den Höhepunkt in Roths Schaffen» urteilt Schlegel 1927.

Aussenumbau der Schlosskirche Ellingen 1746–1748
Landkomtur Satzenhofen erteilt 1746 an Franz Joseph Roth auch den Auftrag zur Neugestaltung der aussen noch immer gotischen Schlosskirche. Die schwierige Aufgabe, aus einer uneinheitlichen Längsfassade eine symmetrische Hof- und Eingangsfassade zu formen, wird durch Roth noch in den ersten Plänen mit einem Abbruch des vierachsigen gotischen Chors und erst später mit dessen Umhüllung auf die Breite des Langhauses gelöst. Durch einen vorgeblendeten Eingangsrisalit reduziert er die sechsachsige Langhausfassade auf die Länge der Chorfassade. Der Eingangsrisalit bildet damit das Scharnier zweier optisch gleicher Baukörper, die er pavillonähnlich mit einem Mansart-Walmdach ausgezeichnet.[21]
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Reise nach Münsterschwarzach 1747
Noch während der Planung der Ellinger Schlosskirche begibt sich Roth nach Münsterschwarzach am Main. Die dortige Benediktinerabtei-Kirche von Balthasar Neumann wird 1743 geweiht und enthält bereits das Rokoko-Hochaltarretabel der Feichtmayr-Werkstatt mit dem Gemälde von Johann Evangelist Holzer. Der Retabel-Entwurf ist für Neumann nicht belegt ist und das Aussehen nicht einmal aus Beschreibungen bekannt. Die Reise Roths ist bekannt, weil der dort «einen Abriss von einem Altar», also vom einzigen vorhandenen, dem Hochaltar nimmt.

Neugestaltung Chorraum der Schlosskirche 1748–1749
Mit der schon in Münsterschwarzach tätigen Werkgruppe des Franz Xaver Feichtmayr beginnt er 1728 die Neugestaltung des Chorraums. Allgemein wird die unglaublich gut gelöste Trennung mit einer eingebogene Altarwand und den seitlichen Oratorien als ein Entwurf von Franz Joseph Roth beschrieben, obwohl auch hier die Zeichnung fehlt.

Turm der Schlosskirche Ellingen 1749
1749 beginnt Franz Joseph Roth mit dem Bau des neuen Kirchturms. Er legt ihn in die Mitte der Nordfassade, macht aber den Fehler, ihn nicht von der noch aus dem Mittelalter stammenden Langhausmauer zu trennen. Der Bau wird nach dem Erscheinen der ersten Risse im Kirchengemäuer eingestellt. Bauherr ist seit diesem Jahr der Landkomtur Friedrich Carl von Eyb. Der Fehler Roths ist für den neuen Landkomtur ein vielleicht willkommener Anlass, Roth zu entlassen. Nachfolger wird sein Palier Matthias Binder, der sich vorgängig auch als grosser Intrigant gegen Roth auszeichnet.[22]

Reitschule der Residenz Ellingen
Abgewinkelt am Nordende des Westflügels liegt die Reitschule.[23] Sie teilt die beiden Ökonomiehöfe in der Mitte. Den Entwurf liefert 1749 noch Franz Joseph Roth, von dem auch das Gesamtkonzept der später ausgeführten Wirtschaftsbauten um die beiden Höfe stammen muss. Der Bau wird anschliessend von seinem Nachfolger ausgeführt.
 
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Die letzten Jahre
Roth ist 59 Jahre alt, als ihn der neue Landkomtur entlässt. Für eine rüstige Person der damaligen Zeit ist dies noch kein Alter für den Ruhestand, vor allem wenn man wie Roth kein Vermögen mehr hat. Vom Kölner Kurfürsten Clemens August wird er noch immer geschätzt, obwohl dieser 1752 Baurisse Roths für Baulichkeiten der Mergentheimer Residenz zur Prüfung an den Sohn Johann Heinrich Roth weiterleitet, der nach einer vom Kurfürsten finanzierten Pariser Ausbildung am Hof in Bonn tätig ist. Der Sohn hat damit dem Vater den Rang abgelaufen.
Franz Joseph Roth muss sich, inzwischen Witwer, anschliessend nach Gelchsheim zu seiner dort verheirateten Tochter Maria Franziska Agricola[24]  zurückgezogen haben, wo er 1754–1757 die Wallfahrtskapelle «Zum gegeisselten Heiland» (heute Sankt Nepomuk) baut. Hier stirbt er am 7. März 1758 im Alter von 68 Jahren.

Pius Bieri 2018

Literatur:
Schlegel, Arthur: Die Deutschordens-Residenz Ellingen und ihre Barockbaumeister. Marburg 1927.
Schäfer, Bärbel: Residenz und Markt Ellingen. Ansbach 1994.
Pfeil, Christoph Graf von: Residenz Ellingen. Amtlicher Führer. München 2005.

Anmerkungen:
[1] Franz Joseph Roth wird in eine Künstlerfamilie geboren. Sein Vater Mathias Roth (1636–1726) lernt beim Wiener Bildhauer Tobias Kracker d. Ä. (1625–1665) das Bildhauerhandwerk. 1677 heiratet er dessen Tochter Margareta Kracker. Sie hat zwei Brüder, Adam (*1653) und Tobias (1655–1736). Beide sind ebenfalls Bildhauer. Balthasar Permoser ist 1671–1675 Schüler von Tobias Kracker. Bekannt wird Mitte des 18. Jahrhunderts Johann Lucas Kracker (1717–1779) als Maler und Freskant in Österreich-Ungarn.
Die Daten zu den Wiener Familien Roth und Kracker verdanke ich Frau Maria Moritz in Wien.

[2] Franz Keller (1682–1724), Baumeister für den Deutschen Orden in Ellingen. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[3] Carl Heinrich Freiherr von Hornstein (1668–1745), Landkomtur in Ellingen 1718–1743. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[4] Das Haus an der Burgstrasse 5 ist, im Erdgeschoss umgebaut, erhalten. Die Schildgerechtigkeit wird 1804 auf das Gasthaus zum Goldenen Kreuz übertragen.

[5] Johann Heinrich Roth (1729–1788). Er wird von Kurfürst Clemens August von Bayern 1751–1752 zur Ausbildung nach Paris gesandt und ist ab 1754 Hofbaumeister und später Hofkammerrat in Bonn.

[6] Um 1717 ist das reine, geometrische Bandelwerk der französischen Régence erst im Westen des Reiches schon höfische Mode. Im Donaugebiet wird es erstmals durch Appiani in Kaisheim angewendet. Wie die freie Adaption des Bandelwerks durch Wiener Stuckateure ist auch das «Wessobrunner Régence» eine frühe schöpferische Auseinandersetzung mit dem französischen Gedankengut. Nicht die starre Régence nach französischen Vorlagebüchern führt um 1735 zu den ersten höfischen Rokokostuckaturen in München, sondern seine schöpferische Interpretation durch Zimmermann und Cuvilliés.
Um 1720 halten Régence-Stuckaturen nach französischen Vorlagen auch in Sakralräumen der Region Einzug. Notre-Dame in Eichstätt, als kühle Kopierarbeit ausgeführt, ist ein Beispiel. Dass das Stuckkleid des Ellinger Sakralraumes von 1718, der nicht diesem Gusto entspricht, in der Literatur als «horror vacui» (dem Zurückschrecken vor der Leere) abgetan wird, spricht deshalb eher für Roth. Siehe zu Régence und Rokoko die Einträge im Glossar Baukunst in dieser Webseite.

[7] Er erhält für 1719 eine Vergütung von 1850 Gulden bei einer Gesamt-Akkordsumme von 6550 Gulden. Schäfer (1994) begründet dies mit dem Beginn in den Räumen des Westflügels und in den Zimmern und Kabinetten. Der Westflügel wird aber erst 1721 vom Baumeister begonnen. Die Stuckaturarbeiten im Südflügel können zudem frühestens nach erfolgter Dachdeckung (über den bereits um sieben Achsen verlängerten Rohbau!) begonnen werden. Eher also April 1720 als Oktober 1719! Es könnte sich bei den erwähnten Vergütungen von 1719 um sogenannte Quadraturarbeit an Wänden handeln.

[8] Joseph Hartmann (1660–1724), Abt OCist 1699–1724. Er stirbt nach einem Sturz vom Baugerüst. Sein Beizug des Mergentheimer Stuckateurs könnte, so vermutet Uta Hengelhaupt (in: Exemplum Virtutis 2006), dank der ausgewiesenen Kenntnisse Roths über die kaiserliche Architekturikonologie erfolgt sein. Sie vermutet dies auch für seinen Beizug durch den Deutschen Orden. 

[9] Die Zisterzienserabtei Bronnbach liegt an der Tauber, 34 Kilometer flussabwärts von Mergentheim. Im Gegensatz zu Ebrach liegt sie zwar im Bistum Würzburg, nicht aber im Hochstift. Der Saal wird heute als Josephs-Saal bezeichnet.

[10] Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664–1732). Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[11] Leider ist unbekannt, ob Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg den Künstler in Böhmen oder Wien kennenlernt und ihn danach seinem Vertrauten in Mergentheim, dem Landkomtur Hornstein empfiehlt, oder ob er ihn erst durch die Arbeiten in Ellingen kennt.

[12] Die Wohnbauten Weissenburger Strasse 17 (1724), Pleinfelder Strasse 15 («um 1725»), Pleinfelder Strasse 14 (1725) werden Roth zugeschrieben.

[13] Clemens August von Bayern (1700–1761). Als Erzbischof von Köln ist er auch Kurfürst. Er residiert in Bonn und profiliert sich als grosser Mäzen der Künste. Er baut seit 1728 mit François Cuvilliés, der in Brühl Johann Conrad Schlaun ablöst. Siehe zu ihm den Wikipedia-Beitrag wiki/Clemens_August_von_Bayern.

[14] Zu François Cuvilliés siehe die Biografie in dieser Webseite.

[15] Die dreigeschossige Einturmfassade der Benediktiner-Abteikirche Theres in Obertheres am Main (1722 fertiggestellt) könnte Vorbild sein. Der Bau von Joseph Greissing wird vor allem wegen der Turmhöhe von 70 Meter schnell berühmt. Die Einturmfront von Ellingen wirkt deswegen im Vergleich gedungener.

[16] Zu Balthasar Neumann siehe die Biografie in dieser Webseite. Sein noch immer (u. a. auch im Führer zu Schloss Mergentheim 1999) auftauchender Name im Zusammenhang mit der Schlosskirche Mergentheim entbehrt jeder Grundlage.

[17] Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn (1692–1765) ist seit 1718 als Kammerherr in Diensten des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn und baut 1721 zu dessen Zufriedenheit das Jagdschloss Jägersburg bei Forchheim. Er ist als Mitarbeiter des Maximilian von Welsch bis 1723 an der Würzburger Residenzplanung beteiligt. 1730 löst er Welsch als kurmainzischen Baudirektor ab.

[18] Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen auf Pettendorf und Bertholzhofen (1684–1748). Reichsgraf. Aufschwörung im Orden 1717. Koadjutor der Ballei Franken seit 1733. Landkomtur 1744–1748.

[19] In der Wikipedia-Biografie des Freiherrs von Ritter zu Groenesteyn, Stand 2017, sind völlige Falschinformationen zu seinen Werken enthalten. Siehe dazu die Biografie von Maximilian von Welsch, des eigentlichen Hofbaumeisters bis 1730, in dieser Webseite. Auch die Baugeschichte des Deutschhauses Mainz im Wikipedia-Beitrag behandelt Freiherr von Ritter zu Groenesteyn fälschlicherweise bis 1737 als Baumeister der Kommende.

[20] Landkomtur Hornstein stiftet 1733 den Marienaltar in der Schutzengelkirche der Jesuiten in Eichstätt, das Altarblatt ist mit «J. Bergmiller pinx. A 1733» signiert, es könnte aber auch von seinem Schüler Johann Evangelist Holzer stammen. Siehe dazu den Beitrag zur Schutzengelkirche Eichstätt in dieser Webseite.

[21] Siehe zu diesem Umbau und auch zum Turmneubau den Beitrag «Residenz Ellingen» in dieser Webseite.

[22] Matthias Binder (1704–1777) aus Burghausen an der Salzach. 1745 ist er beim Rathausbau Ellingen als Palier aufgeführt. Von seinen vorherigen Werdegang ist nichts bekannt.

[23] Die Reitschulen oder Hofreitschulen sind Hallen, in denen das Pferd dressiert und der Adel die barocke Reitkunst lernen kann. Sie sind entweder grösseren Residenzen oder Militärschulen angegliedert. Bekannt sind die Winterreitschule und die Felsenreitschule in Salzburg sowie die noch bestehende Spanische Hofreitschule in Wien. Für eine kleine Residenz wie Ellingen ist der Bau aussergewöhnlich. Die Reitschule bedeutet in einer Adelsresidenz das, was in einer Benediktinerabtei der Bibliothekssaal.

[24] Maria Franziska wird 1720 in Ellingen geboren und heiratet 1746 in Amberg Georg Matthäus Agricola, der dann Hofkammerrat des Deutschen Ordens in Gleichsheim wird.


Werke von Franz Joseph Roth

Jahr Werk und Bauherr (BH, LK oder K)[1] Beschrieb der Arbeiten Bemerkungen
1715–
1717
Kapfenburg. Kommende des Deutschen Ordens.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen (bis 1716) und Carl Heinrich von Hornstein.
Stuckaturarbeiten an der Lorenzkapelle und an den Umbauten im Hohenlohe-Bau. Hornstein ist seit 1714 Komtur auf der Kapfenburg und seit 1716 Administrator der Ballei.
Baumeister ist Franz Keller.
1717–
1718
Ellingen. Schlosskirche U. L. F. des Deutschen Ordens.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Barockisierung innen.
Stuckaturen.
Baumeister Franz Keller.
Fresken 1717. Maler J. Anton Pink.
1719–
1721
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Südflügel.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Stuckaturen schon Ende 1719? Beendigung 1721. Fresken 1721. Maler J. Anton Pink.
1721 Mergentheim. Eigenes Haus mit Gasthof zum Fuchs an der Burgstrasse 5. Planung und Ausführung. Das Haus wird 1743 zwangsversteigert.
1721–
1722
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Westflügel.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Stuckaturen nach Rohbauvollendung Ende 1721 oder Anfang 1722. Baumeister Franz Keller.
1722–
1723
Heilbronn. Deutschordenskirche St. Peter und Paul.
BH: Komtur Georg Adolph von Speth zu Schülzburg.[2]
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Stuck im Innenraum. Die Kirche ist eine Zwillingsschwester der Ellinger Schlosskirche.
1944 zerstört.
Baumeister: Franz Keller.
Palier: Johann Michael Keller. Fresken: Luca Antonio Colomba (1722).
1724
(?)
Ellingen. Palais Landauer, nach 1786 «Römischer Kaiser». Weissenburger Strasse 17.
BH: Abraham Landauer.
Planung, Baumeisterarbeiten  und Stuckierung. Zuschreibung an Roth durch Schlegel (1927). Datierung gemäss Denkmalliste.
1724
1725
Bronnbach. Zisterzienserabtei. Neubau Refektorium und Festsaal.
BH: Abt OCist Joseph Hartmann.
Stuckaturen im Refektorium und grossen Festsaal. Baumeister: Johann Onimus, Stadtbaumeister, Würzburg.
Fresken: Johann Anton Remala Würzburg.
1725 Absberg. Amtsschloss des Deutschen Ordens.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Stuck im Schloss und in Kapelle. Baumeister: Franz Keller bis 1724 (letzte Arbeit).
1725 Ellingen. «Amtshaus des Deutschen Ordens» (gemäss Denkmalliste),
Pleinfelder Strasse 14.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung und Baumeister-Arbeiten. Datierung.
Dendrochronologisch.
(Denkmalliste)
Zuschreibung Verfasser, da für Hornstein logische Baumeisterwahl für ein Gebäude des D.O.
1725
(?)
Ellingen. Bürgerhaus. Pleinfelder Strasse 15 (siehe auch Nr. 14).
BH: Unbekannt.
Planung und Baumeisterarbeiten.
Fassade 1906 verändert.
Zuschreibung an Roth durch Schäfer (1994). Datierung ungewiss.
1725–
1726
Ellwangen. Residenzsschloss.
BH: Fürstpropst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg.
Neustuckierung im Fürstensaal und 12 Räumen.
Bauleitung.
Akkordauftrag, nach dem Tod von Baumeister Franz Keller.
1729 Reimligen. Pfarrkirche St. Georg.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Umbau und Neustuckierung.  
1730 Reimlingen. Schulhaus.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau. Nach 1945 abgebrochen,
1730 Reimlingen. Maria-Hilf-Kapelle.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau. Mit Stuckaturen.  
1733 Reimlingen . Amtsschloss des D. O.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Umbau (Aufstockung) und Raumstuck.  
1733 Absberg. Pfarrhof.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau.  
1733 Ellingen. Maximilianskapelle.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau. Mit Raumstuck. Fresken: Johann Georg Bergmüller?
1734 Ellingen. Beamtenwohnhaus, nach 1800 Gasthof «Zur Krone».  Weissenburger Strasse  22.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung und Baumeister-Arbeiten. Zuschreibung  Schlegel (1927). Gebäude 1947 vereinfacht wiederaufgebaut.
1729–
1731
Ellingen. Pfarrkirche St. Georg.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung, Baumeister- und Stuckateurarbeiten. Nach Kriegszerstörungen Wiederaufbau bis 1953.
1731 Ellingen. Maria-Hilf-Kapelle bei der Pfarrkirche.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung, Baumeister- und Stuckateurarbeiten. Grablege der Landkomturen Roggenbach und Hornstein.
1731–
1736
Mergentheim. Deutschordens-Schloss. Schlosskirche.
BH: Hoch- und Deutschmeister
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg.
Planung und Neubau mit Doppelturmfront. Schaufassade zum Innenhof. Innenstuck. Grosse Deckenfresken von Nikolaus Stuber.
1732–
1739
Mainz. «Deutschhhaus».
BH: Hoch- und Deutschmeister Clemens August von Bayern.
K: Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen.
Innenausbau des 1733 im Rohbau vollendeten Hauptgebäudes. Planung und Neubau der Flügelbauten mit Kapelle. Ablösung des Mainzer Baudirektors Freiherr von Ritter zu Groenesteyn nach Wechsel des Bauherrn. Totalzerstörung 1945.
1739–
1740
Mergentheim. Deutschordens-Schloss.
«Sala terrena»
BH: Hoch- und Deutschmeister Clemens August von Bayern.
Neubau, Ausführung nach Entwürfen von Leveillé und Cuvilliés. Abbruch 1823.
1740
(um)
Ellingen. Orangerien im Hofgarten der Residenz vor dem Weissenburger Tor.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung und Neubau von zwei Orangerie-Gebäuden für Pflanzenüberwinterung.  
1744–
1747
Ellingen. Rathaus.
LK: Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen.
Neubau, die Schaufassade in Haustein. Planung und Ausführung. Innen nur umgebaut erhalten.
1746–
1748
Ellingen. Deutschordens-Residenz. Schlosskirche.
LK: Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen.
Aussenumbau und barocke Neugestaltung. Planung, Ausführung. Leitung der Ausstattung im Chor. Chorausstattung durch Franz Xaver Feichtmayr bis 1751. Planung wird Roth zugeschrieben.
1748–
1749
Ellingen. Deutschordensresidenz. Turmneubau der Schlosskirche.
LK: Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen.
Planung und Baubeginn. Falsche Belastung der mittelalterlichen Kirchenwand führen zu Rissen. Entlassung  durch den neuen Landkomtur.
1748 Ellingen. Deutschordensresidenz. Reitschule.
LK: Johann Franz Sigmund Friedrich von Satzenhofen.
Neubauplanung. Ausführung durch Matthias Binder, seinem Nachfolger.  
1754–
1757
Gelchsingen. Wallfahrtskirche «Zum gegeisselten Heiland».
BH: Georg Matthäus Agricola.
Planung und Bauleitung. Letzter bekannter Auftrag für seinen Schwiegersohn.

[1] BH = Bauherr. LK = Landkomtur. K= Komtur. Für die Bauten des Deutschen Ordens ist die Hierarchie wie folgt: Bauherr ist bis 1732 immer der Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Er wird hier nicht einzeln aufgeführt. Sein Stellvertreter, der Landkomtur, schliesst die Akkorde oder überträgt dies an den Komtur. LK und K sind die eigentlichen Auftragsverantwortlichen. Meist sind an den Bauwerken des Deutschen Ordens die Wappen des Hoch- und Deutschmeisters (BH) und des verantwortlichen Landkomturs (LK) oder Komturs (K) angebracht.

[2] Georg Adolph von Speth zu Schülzburg (1672–1731). Komtur in Heilbronn 1719–1731. In der älteren Literatur (Schlegel, Schäfer) wird die Deutschordenskirche in Heilbronn dem 1717 verstorbenen Vorgänger Claudius Joseph Franz von Reinach zugeordnet.

 

  Franz Joseph Roth (1690–1758)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  29. Januar 1690 Wien   Österreich  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Erzherzogtum Österreich   Wien  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  7. März 1758 Gelchsheim   Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Deutscher Orden   Würzburg  
  Kurzbiografie        
  Franz Joseph Roth lernt als Stuckateurgeselle den Beginn des Spätbarocks österreichisch-böhmischer Prägung und dessen kaiserliche Ikonologie kennen. Für den Deutschen Orden bedeutet sein selbständiger Beginn um 1715 in Franken einen grossen Gewinn. Nach dem frühen Tod des Ordensbaumeisters Franz Keller wird er Nachfolger. Er bewährt sich als grossartiger bildnerischer Gestalter der Gebäudehüllen, ohne aber in die Tiefen der praktischen Baukunst vorzudringen. In den Bauakkorden übernimmt er immer auch die Stuckaturarbeit. Hier fällt ihm die Wandlung des plastischen Spätbarocks zum Régence–Gespinst französischer Prägung leicht. Erst in seinen Arbeiten der späten 1730er-Jahren ist dann auch die Rocaille zu entdecken.     RothRathausEllingen  
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Das Rathaus in Ellingen ist vielleicht nicht das wichtigste, sicher aber das malerischste Werk seiner Tätigkeit als Ordensbaumeister.
Foto: Bieri 2018

Fotos im Text, Bildnachweis:


1. Stuckaturen der Scheingewölbe in der Schlosskirche. Foto: Bieri 2015.

2. Stuck in der Schlosskapelle Absberg.
Foto: Reinhardhauke 2013 in Wikipedia.

3. St. Georg, Blick zur Empore.
Foto: Mediatus 2011 in Wikipedia.

4. Maria-Hilf-Kapelle. Foto: Bieri 2018.

5. Schlosskirche Mergentheim, innen. Foto: Daniel Vorndran 2015 in Wikipedia.

6. Deutschhaus in Mainz.
Foto: Berthold Werner 2012 in Wikipedia.


7. Schlosskirche Ellingen, Fassade zum Innenhof. Foto: Bieri 2018.

8. Turm der Schlosskirche Ellingen und Reitschule, gesehen vom Garten Nord. Foto: Bieri 2018.