Die Meister (Altäre)
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Johann Benrhard Fischer von Erlach (1656–1723) Graz FischerErlach   Hofarchitekt 1696   1707
Diego Francesco Carlone (1674–1750) Scaria Val d'Intelvi CarloneDiego   Stuckateur, Bildhauer 1705   1707
Simon Thaddäus Baldauf (1677–1753) Au am Inn     Hoftischler, Altarbauer 1719   1724
Peter Paul Perwanger (1688–1754) Imst im Tirol     Fassmaler 1719   1728
Johann Georg Bergmüller (1688–1762) Türkheim Bergmueller   Maler 1719   1720
Meinrad Guggenbichler (1649–1723) Einsiedeln     Bildhauer 1720   1722
Franz Georg Hermann (1692–1768) Kempten ok   Maler 1722   1722
Joseph Anton Pfaffinger (1684–1758) Laufen an der Salzach     Bildhauer 1722   1738
Johann Michael Rottmayr (1654–1730) Laufen an der Salzach Rottmayr   Maler, Freskant 1721   1722
Johann Kleber (1700–n.1757) Schwarzenberg     Stuckateur, Baumesiter 1738   1738
Pater Bernhard Stuart OSB (1706–1755) Banffshire Schottland     Hofbaumeister 1738   1738

Uni Alte Benediktiner-Universität Kirche Universitäts- oder Kollegienkirche Altaere Altäre der Kollegienkirche


Altäre der Kollegienkirche Salzburg

1   Hochaltar

Den südlichen Chorabschluss ausfüllend. Freistehende Mensa mit Wanddekoration. Die Mensa besteht aus rotem und grauem Marmor mit vergoldeten figuralen Teilen aus Holz. Hinter der sarkophagförmigen Mensa ein Unterbau, der eine nach hinten halbkreisförmig zurücktretende Stellung von sieben Säulen mit vergoldeten Basen und Kompositkapitellen über gestufter Brüstung trägt; dazwischen ein Aufbau von Stufen, auf denen jederseits drei vergoldete Löwen sitzen und deren Mitte der vergoldete, messingverkleidete Tabernakel einnimmt, der mit silbernen Rosettengittern, Blattranken usw. verziert ist.

Der oben beschriebene Hochaltaraufbau mit dem Tabernakelgehäuse ist ein Werk nach Entwurf von Johann Kleber aus Schwarzenberg,[1] das ikonografische Programm stammt von P. Bernard Stuart OSB,[2] die Ausführung ist von Joseph Anton Pfaffinger.[3] Der Säulen-Retabel-Altar wird 1738 als Ersatz des Altars von Johann Bernhard Fischer von Erlach erstellt. Sein Altar von 1707 besteht, wie der Dedikationsstich zeigt, aus der Mensa (wie oben) und aus einem grossen Tabernakelgehäuse. Die Apsiswand mit dem Figuralstuck von Diego Francesco Carlone, begrenzt durch die beiden Monumentalsäulen, bilden dabei das eigentliche Altarretabel.

Tietze nennt dieses Monumentalretabel noch «Dekoration»:

Die Dekoration der Rückwand ist aus weissem Stuck und bildet ein reiches, die Fenster zum Teil überschneidendes, den ganzen Abschluss mit der Halbkuppel überspinnendes Gewölk, in dem Cherubsköpfchen und Putten schweben. Das Mittelmotiv ist die über dem Mensaaufbaue schwebende Gestalt der Immakulata, die, auf der Mondsichel stehend, von großen Engeln auf der Weltkugel getragen und von Strahlenglorie umgeben wird. Auf dem verkröpften Gebälk der Säulen knien adorierende Engel.

Die Altäre der Querschiffe und der Seitenkapellen

Die beiden Querschiffaltäre sind im Gegensatz zum Hauptaltar grosse Retabelaltäre in der Form einer Säulenädikula. Ihre Höhe beträgt 14 Meter. Die konkav vortretenden Säulen sind grün gelüstert, die Sockelzone, das Gebälk und der Auszug rötlich marmoriert. Die Figuren sind polychrom und golden gefasst, Vergoldung auch an den Ornamenten und Kapitellen.
Die Kapellenaltäre in den vier ovalen Räumen sind ebenfalls marmoriert. Ihr Retabel ist aus einem in das Oval eingepassten Unterbau und dem Bildrahmenaufbau für das hochovale Altarblatt gebildet. Beidseits des Blattes stehen zwei kleinere, in den vier Wandnischen der Kapelle je eine grössere Heiligenfigur. Die seitlich des Altarblattes angeordneten Heiligen werden von Tietze anders benannt als im Dehio (1986). Ihre Aufstellung entspricht auch nicht den in der Einweihungsschrift genau vorgegebenen Patrozinien. Zudem sind die über der Mensa angebrachten Gnadenbilder im 20. Jahrhudnert an drei Altären vertauscht worden.
Alle Altäre sind Werke des Hoftischlers Simon Thaddäus Baldauf
[4] und des Fassmalers Peter Paul Perwanger.[5] Die Figuralplastik der Altäre und der Wandnischen fertigt, wie am Hochaltar, der Salzburger Bildhauer Joseph Anton Pfaffinger. Einzelne Wandnischenfiguren werden Meinrad Guggenbichler[6] zugeschrieben.

2    Südwestkapelle
Altarbild: Hl. Ivo, dem ein Knabe ein Blatt Papier überreicht, rechts modisch in Zeittracht gekleidete Herren und Damen. In Wolken grosse weibliche Figur, von Putten umgeben, ein Engel der mit der Krone herunterschwebt, und eine Taube. Rechts unten bezeichnet: Franz Georg Herrmann[7] inv. et fecit 1722 (1722 mit 550 Gulden bezahlt). Figuren der hl. Erzbischöfe Bernhardus und Antonius. Statt des Tabernakels Rundbild des hl. Karl Borromäus in vergoldetem Volutenrahmen, über dem der Kardinalshut (aus Blech und Glas) von zwei Putten mit Pedum und Kreuzstab gehalten schwebt. In diesem Gehäuse unter Glas der echte Kardinalshut des hl. Karl Borromäus.

Das oben von Tietze beschriebene Rundporträt des hl. Karl Borromäus befindet sich heute am Borromäusaltar im Querschiff Ost, der Kardinalshut ist dort verschwunden. Stattdessen ist am Ivo-Altar das Gnadenbild von Wessobrunn, ehemals am Lukas-Altar, angebracht.


Rottmayr2   3    Querschiff West
  Hauptbild: Hl. Benedikt orientalische Fürstlichkeiten taufend und Apotheose des Heiligen. Gleich den anderen Bildern von Johann Michael Rottmayr.[8] Aufsatzbild: Schutzengel. Seitlich von demselben Statuen der hl. Äbtissinnen Scholastika und Erntrud. Im Scheitel des Hauptbildes Blattkartusche mit Wappen mit den Initialen A. S. A. C. und Datum 1727 (Alexander II. Strasser Abbas Cremifanensis).[9]

Das Altarblatt wird 1722 von Johann Michael Rottmayr aus Wien geliefert (Honorar 1500 Gulden, Transport 32 Gulden).
Die Legende der Taufe eines orientlaischen Füsrten ist der Bendiktsvita unbekannt.


4    Nordwestkapelle

Altarbild: Die hl. Katharina von großen Engeln emporgetragen; unten ein adorierender Stifter mit Grundriss in der Hand, in reichem Gewande. Nach HÜBNER ebenfalls von Bergmüller.[10]
Seitlich Figuren der hll. Beda und Lanfrancus. Statt des Tabernakels Rahmenaufbau in Glorie mit Kopie des römischen, vom hl. Benedikt verehrten Gnadenbildes in Strahlenglorie.

Die hl. Katharina ist Patronin der philosophischen Fakultät.
Statuen nach Dehio 1986: Seitlich die  hll. Lanfrancus und Beda Venerabilis (Pfaffinger), in den Wandnischen die hll. Johann Baptist und Joseph (Pfaffinger), Joachim und Anna.

5    Nordostkapelle
Altarbild: Hl. Lukas schreibend, hinter ihm ein Kranker, den eine Frau betreut. Vorne der Ochs und zwei Putten, die ein Kräuterbuch halten; rechts im Hintergrund die Marter des Heiligen; oben drei grosse Engel. Das Bild kam 1720 von Admont. Seitlich Figuren der hl. Ägydius und Magnus. Statt des Tabernakels ein von seitlichen Voluten eingefasster Rahmenaufbau mit Rosettengitter über eingerollten Giebelschenkeln, mit Glorie und Krone abgeschlossen. Darin Kopie des Gnadenbildes von Wessobrunn unter Kartuscheschildchen mit Namensaufschrift. Rechts und links je ein adorierender Engel. Um 1720.

Der hl. Lukas ist Patron der medizinischen Fakultät. Das Altarblatt wird 1720 aus Admont geliefert.
Statuen nach Dehio 1986: Seitlich die hll. Ägidius und Magnus (Pfaffinger), in den Wandnischen die hll. Johann Ev. und Johann Nepomuk (Pfaffinger?) sowie die modernen Statuen der hll. Antonius und Franziskus.

Auch das Gnadenbild von Wessobrunn ist nicht mehr am Lukas-Altar. An seiner Stelle ist das ehemals am Borromäusaltar angebrachte, und deshalb zu grosse Marienbild «Pulchra ut luna» zu sehen.


Rottmayr1   6    Querschiff Ost
  Hauptbild: Der hl. Karl Borromäus. bei der Pest in Mailand unter den Sterbenden, darüber Apotheose des Heiligen.
Aufsatzbild: Maria übergibt dem hl. Dominikus den Rosenkranz. Statuen der hll. Rupert und Virgil.
Auf dem östlichen Altar statt des Tabernakels Bild: HI. Maria, von Strahlen umgeben, mit Inschrift: Pulchra ut luna.

Johann Michael Rottmayr liefert das Altarblatt 1721 (Honorar 1500 Gulden, Transport 32 Gulden). Anstelle des von Tietze beschriebenen Marienbildes «Pulchra ut luna» befindet sich heute das unvollständige, ehemals am Ivo-Altar angebrachte Borromäus-Porträt.


7    Südostkapelle

Altarbild: Hl. Thomas Aquinas schreibend, bei ihm zwei große Engel, in Wolken die Kirchenväter, rechts unten Geistliche. Nach HÜBNER von Johann Georg Bergmüller; 1719 zuerst erwähnt. Seitlich Figuren der hll. Anselmus und Gregorius.

Der hl. Thomas von Aquin ist Patron der theologischen Fakultät.
Statuen nach Dehio 1986: Seitlich die hll. Isidor und Burkhard (Pfaffinger), in den Wandnischen die hll. Walpurgis und Gertrud (Guggenbichler) sowie die hll. Martin und Theresia (Pfaffinger).


8    Kreuzkapelle
Die vier zusammengehörigen Altäre, nach den Gemälden den Patronen der vier Fakultäten gewidmet, sind zirka 1720–1724 errichtet worden; der Aufbau dürfte bei allen von dem Hoftischlermeister Simon Thaddäus Baldauff, die Fassung von Peter Paul Perwanger herrühren.

Heute ist nur noch ein Altar vorhanden. Die Kreuzkapelle dient als Eingang-Vorraum




Pius Bieri 2017 (Hans Tietze 1912)


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Anmerkungen

[1] Johann Kleber (1700–n.1757) aus Schwarzenberg im Bregenzerwald, Stuckateur und Baumeister, seit 1730 als fürsterzbischöflicher Hofbauverwalter in Salzburg, 1748 Baudirektor. Um die Autorenschaft des Entwurfs zum Hochaltar entbrennt ein Streit mit dem ebenfalls planenden Pater Bernhard Stuart.

[2] Pater Bernard Stuart OSB (1706–1755) aus Wester Bogs (Banffshire) in Schottland, tritt 1725 ins Regensburger Schottenkloster St. Jakob ein und bleibt nach dem Studium an der Benediktineruniversität von 1733–1741 als  Mathematikprofessor in Salzburg. Er ist ein barockes Universaltalent und betätigt sich als Astronom, Uhrmacher, Architekt. 1741 wird er Professor in St. Petersburg, 1743 erfolgt seine Berufung als Abt von St. Jakob, Regensburg.

[3] Joseph Anton Pfaffinger (1684–1758) aus Laufen an der Salzach, seit 1716 Bildhauer in Salzburg.

[4] Simon Thaddäus Baldauf (1677–1753), Hoftischler und Altarbauer in Salzburg.

[5] Peter Paul Perwanger (1688–1754) aus Imst im Tirol, Maler und Fassmaler in Salzburg.

[6] Meinrad Guggenbichler (1649–1723) als Sohn des Georg Guggenbühl in Einsiedeln geboren, Bildhauer. Werkstatt seit 1679 in Mondsee.

[7] Franz Georg Hermann, auch Herrmann (1692–1768) aus Kempten. Hofmaler in Kempten. Siehe die Biografie in dieser Webseite.

[8] Johann Michael Rottmayr (1654–1730) aus Laufen an der Salzach, Maler. Siehe zu ihm die Biografie in dieser Webseite.

[9] Alexander II. Strasser OSB (1656–1731) aus Kremsmünster, 1709–1731 Abt von Kremsmünster. 1715–1717 auch Präses der Universität Salzburg. Er ist auch Stifter des zweiten Altarblattes von Rottmayr am Benediktus-Altar.

[10] Johann Georg Bergmüller (1688–1762) aus Türkheim, Augsburger Maler, Kupferstecher und Kunsttheoretiker. Siehe die Biografie in dieser Webseite.

 

 




 

 


  Die Altäre der Kollegienkirche Salzburg  
  Danreiter1750  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Salzburg A

Fürsterzbistum Salzburg
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Salzburg   1696
Bauherr und Bauträger
 
JE   Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun -
        Hohenstein (reg. 1687–1709)
 
 
  Die Kollegienkirche mit dem Nordflügel der Universität in: «Die Saltz-burgische Kirchen-Prospect» (Augsburg 1750). Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.   pdf  
   
SalzburgKollegienkirche1
Die Kollegienkirche vom Mönchsberg gesehen. Foto: Bieri 2017.  
   
SalzburgKollegienkircheGrRiss
Grundriss der Kollegienkirche mit Erläuterung der Altäre.  
SalzburgKollegienkircheA1
Altar des hl. Benedikt von Nursia im westlichen Querschiff. Er wird 1727 als Geschenk des Abtes von Kremsmünster aufgestellt. Das Altarblatt von Johann Michael Rottmayr stellt nach Tietze die Taufe eines orientalischen Fürsten durch den hl. Benedikt dar. Siehe dazu den Text und das Bild (links). Foto: Bieri 2017.  
SalzburgKollegienkircheA2
Altar des hl. Karl Borromäus im östlichen Querschiff, der 1725 aufgestellt wird. Rottmayr liefert schon 1721 das Altarblatt. Siehe dazu den Text und das Bild (links). Foto: Bieri 2017.  
Ivoaltar
Altar des hl. Ivo in der Südwest-Kapelle. Franz Georg Hermann liefert das Altarblatt 1722. Unten das Gnadenbild von Wessobrunn.
Foto: Matthias Kabel in Wikipedia.
 
Salzburg_KollegienkircheA3
Altar der hl. Katharina in der Nordwest-Kapelle. Im Altarblatt, geliefert von Bergmüller 1720, schwebt die Patronin der philosophischen Fakultät, von Engeln getragen über einem (unbekannten) Stifter. In der Seitennische Johannes Baptist von Pfaffinger. Foto: Bieri 2017.  
Salzburg_KollegienkircheA4
Altar des hl. Lukas in der Nordost-Kapelle. Altarblatt 1720 von der Abtei Admont gestiftet. Unten das Gnadenbild «Pulchra ut luna». Foto: Bieri 2017.  

SalzburgKollegienkircheA5

Hochaltar 1738, als Ersatz des Altars von Johann Michael Fischer. Zu diesem siehe den Beschrieb der Kollegienkirche.
Foto: Bieri 2017.