Andreas Moosbrugger (auch: Mosbrugger) wird am 15. Mai 1656 in Au im Bregenzerwald geboren. Er wird in der Auer Zunft nach einer Lehre bei Christian Thumb am 5. Januar 1673 lediggesprochen[1] und kommt vermutlich 1674, spätestens aber nach dem Dorfbrand 1680, nach Einsiedeln, wo er unter Johann Georg Kuen als Steinmetz am Chorneubau arbeitet. Er bewirbt sich 1681 um Aufnahme ins Kloster, die ihm zugesichert wird. Obwohl Fürstabt Augustin II. Reding aufgrund der stark gewachsenen Zahl der Konventmitglieder einen «Einstellungsstopp» verfügt hat, werden bei qualifizierten Baufachleuten im Hinblick auf den geplanten Klosterneubau Ausnahmen gemacht. Unter dem Namen Caspar[2] legt Moosbrugger am 21. November 1682 Profess ab. Sein Werdegang vom Steinmetz zum Baumeister-Architekten hat sicher schon in der Meisterlehre bei Christian Thumb begonnen, wird aber jetzt durch Johann Georg Kuen und, wie bei allen jungen Konventualen, auch im Kloster gefördert. Es ist trotzdem erstaunlich, dass Caspar Moosbrugger bereits im folgenden Jahr im September von Disentis zurückkehrt, wo er «Ihro Fürstl. Gn. für Ihre vorhabenden Conventbau etliche Riss vorgebildet, selbigen nach belieben zu folgen oder nit», das heisst, er hat dem Abt in Disentis für den geplanten Klosterneubau mehrere Entwürfe überreicht. Moosbrugger ist jetzt 28-jährig und bereits gesuchter Architekt: Im August 1684 erbittet ihn der Abt von Weingarten, um sich mit ihm über einen Klosterneubau zu unterhalten, im gleichen Jahr reist er nach Muri, «wohin ihn Ihro Fürstl. Gn. begehrt, umb ettliche Delineationes zu vorhabendem Ihrem Neuwen Gebeuw zu machen». Er wird 1685 nach Fischingen für den Kirchenneubau gerufen, und muss im Juni 1686 wieder nach Muri, wo der Klosterneubau im Gange ist. Im Dezember 1686 schickt ihm der Abt von Muri ein Pferd, um sofort eine Bauvisite durchzuführen. Bruder Caspar ist aber gerade im Kloster Münsterlingen, wo er ebenfalls «ein namhaft Gebeuw führt». Diese Aufzählungen der Jahre 1684–1686 zeigen, dass Caspar Moosbrugger nicht nur die Gebäude des Klosters und der Klosterherrschaften betreut, sondern schon nach kurzer Zeit gefragter Ratgeber und Planer vieler befreundeter Abteien ist. Seine Werkliste ist schwierig zu erstellen, da in den Aufzeichnungen zwischen Beratung, Planung und Ausführung nicht unterschieden wird. Zudem sind die Aufzeichnungen in den Einsiedler Diarien lückenhaft, da nur Reisen Moosbruggers vermerkt sind, die auf Kosten des Klosters gehen. Ausser seinem wichtigsten Werk, Einsiedeln, dürfen ihm zugesprochen werden: die Abtei Disentis, das Kloster Fahr, St. Meinrad auf dem Etzel, die Klosterkirchen Muri und Fischingen. Mitgewirkt hat er als Planer oder Berater bei den Klosterneubauten Weingarten, Pfäfers, Seedorf, St. Blasien, St. Gallen und an Kirchenneubauten in Lachen und Arth.
Berühmt ist aber Caspar Moosbrugger mit seinen Planungen für Einsiedeln.
1691 wird ein Projekt Moosbruggers für einen Kirchenneubau vom Kapitel abgelehnt, das den Konventneubau als dringender erachtet. Mit diesem Projekt demonstriert der nun 35-jährige Klosterbruder seine architektonische Reife beim Bauen in einem gegebenen Kontext: Die mittelalterlichen Türme, der neue Chor und das Beichtgebäude werden gekonnt einbezogen. Die Architektur zeigt Einflüsse seiner intensiven Auseinandersetzung mit italienischen Vorlagen.
Erst 1703 wird er von Fürstabt Maurus von Roll für die Planung des Klosterneubaus beauftragt. Der Neubau wird unter der Leitung Moosbruggers 1704–1717 erstellt, ausführender Baumeister ist sein leiblicher Bruder Johann. Auch die Klosterkirche plant Caspar Moosbrugger, hier ist der Planungsprozess komplexer und unterliegt der wertvollen Mitwirkung italienischer Ratgeber. Die Kirche wird 1720 begonnen. Das Oktogon über der Gnadenkapelle und die Kirchenfassade, die Meisterleistungen Moosbruggers, sind 1723 vollendet. Er muss noch erleben, dass das Kapitel die Ausführung seiner Tambourkuppel nach dem Vorbild Weingarten ablehnt. Im gleichen Jahr, am 26. August 1723, stirbt Bruder Caspar Moosbrugger im Alter von 67 Jahren.
Pius Bieri 2008
Benutzte Literatur:
Henggeler, Rudolf: Professbuch der Fürstl. Benediktinerabtei U. L. Frau zu Einsiedeln, Zug 1934.
Oechslin, Werner und Buschow Oechslin, Anja: KDM SZ, Band III.I, Bern 2003.
[1] Mit der sogenannten Ledigsprechung oder auch Freisprechung wird der junge Steinmetz zum Gesellen erklärt.
[2] Im Professbuch des Klosters Einsiedeln wird er als «Kaspar» aufgeführt und auch so in der Vorarlberger Forschung aufgeführt. Der von Moosbrugger selbst verwendete Vorname «Caspar» ist in der schweizerischen Forschung gebräuchlich.
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist unter dem Label {{CC-nc-by}} für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.