Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756)

«Seiner Hochfürstl. Durchl. zu Sachsen-Weymar wüerklicher wohlbestallter Baumeister»[1]  

Als Sohn des Johann Christoph Crune, Stallknecht am sächsischen Hof in Dresden, und seiner Ehefrau Anna Margaretha Hauptmann wird in der Dresdener Dreikönigskirche am 16. März 1703 die Taufe von Gottfried Heinrich eingetragen. Zu seinen Taufpaten zählt auch Maria Magdalena Bähr, die Frau des Stadtbaumeisters von Dresden, Georg Bähr.[2] 1726, mit 23 Jahren, ist Gottfried Heinrich Krohne, der sich jetzt Cron schreibt, als Baumeister am Hof von Sachsen-Weimar genannt. Dieser rasante und für einen Sohn niederster Herkunft nur mit Protektion mögliche Aufstieg lässt vermuten, dass er ein Sohn August des Starken ist. Dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen wird nachgesagt, er habe 267 Kinder gezeugt. So verwundert es auch nicht, dass dem jungen Krone, der im Umkreis von Georg Bähr und Matthäus Daniel Pöppelmann[3] aufwächst, eine gute Ausbildung, wahrscheinlich beim Leipziger Baumeister und Landschaftsarchitekten David Schatz, vermittelt wird.[4] Auch seine Berufung nach Weimar erfolgt auf Empfehlung sächsischer Hofkreise. 1729 heiratet er in Meissen die Tochter eines Konrektors der Fürstenschule, Eusebia Dorothea Sillig (1709–1792). Sie nehmen Wohnsitz in Weimar. Von den acht Kindern erreichen ein Sohn und mehrere Töchter das Erwachsenenleben.
Im Jahr seiner Heirat sendet ihn der Weimarer Herzog nach Wien, um den Belvedere des Lucas von Hildebrandt zu studieren. Hier beeindrucken ihn aber vor allem die Bauten des Johann Bernhard Fischer von Erlach und dessen Umsetzung der Architektur von Francesco Borromini. Nach Weimar zurückgekehrt, beginnt er gemeinsam mit dem alteingesessenen Oberlandbaumeister Johann Anton Richter zu wirken.[5] Für den jagd- und prunkbesessenen, aber mittellosen Herzog Ernst August[6] plant und baut er, teilweise in zermürbender Konkurrenz mit Richter, dessen Lust- und Jagdschlösser im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach. Schon früh ist Krohne auch ausser Landes tätig. Schon 1728 folgen erste Kontakte mit der Zisterzienserabtei Langheim im Fürstbistum Bamberg. Bis 1743 ist er hier regelmässig alle drei Monate einige Tage anwesend und für den Neubau der grossen Klosteranlage zuständig. Dass Abt Stephan Mösinger Krohne und nicht den fürstbischöflichen Hofbaumeister Küchel unter Vertrag nimmt, erklärt sich aus der Feindschaft der Abtei Langheim zum Fürstbistum. Diesen Streit bekommt auch Krohne zu spüren. Sein Projekt für den Neubau der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen wird vom einspracheberechtigten Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn und von dessen Würzburger Baudirektor, dem Obristlieutenant Balthasar Neumann, mit Recht abgelehnt. Neumann erkennt sofort, dass der an protestantischen Höfen ausgebildete und arbeitende Krohne an einem Kirchenbau scheitern muss. Völlig unerfahren im Gewölbebau, plant Krohne eine riesige Kuppel als reine, nur nach aussen wirkende Theaterarchitektur, die im Innern gar nicht sichtbar ist. Als dann Krohne eine Planung Neumanns für Vierzehnheiligen auf Druck des Abtes unvernünftig abändert und 1743 mit dem Bau beginnt, lässt ihn der Abt nach Interventionen Neumanns und des Fürstbischofs als «Bauernopfer» fallen. Damit ist der Kontakt Krohnes mit der völlig andersgerichteten süddeutschen Barockarchitektur beendet.
Krohne hat in der Zwischenzeit in Eisenach den neuen Sitz seines Herzogs, den Fürstenhofbau, begonnen und erhält 1743 auch den Auftrag für sein Hauptwerk, die Heidecksburg zu Rudolstadt. Für diese Residenz des südlich Weimar liegende Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt übernimmt er einen bereits begonnenen Bau, an dem er bis 1756 arbeitet. Ein weiterer auswärtiger Fürst, Herzog Friedrich III. von Gotha, überträgt ihm 1747–1751 die Orangeriebauten in Gotha, die dann erst der Schüler Krohnes, Johann David Weidner, bis 1773 vollendet. Ein letztes Werk ist der Plan für den Wiederaufbau der 1752 abgebrannten Kleinstadt Ilmenau. Hier fehlt aber das Geld für den Wiederaufbau, sodass für das herzogliche Schloss, ein frühes Werk Krohnes, nicht einmal ein Notdach angebracht wird. Das Schicksal der Schlossanlagen von Ilmenau, die schon bei einem Besuch Goethes nur noch in Teilen vorhanden sind und bis 1927 vollständig verschwinden, teilen viele der Gebäude Krohnes.[7]
Der wichtigste thüringische Baumeister der Rokokozeit stirbt mit 53 Jahren und wird am 30. Mai 1756 in Weimar beerdigt.
Auf einer Supraporte des Grünen Saals in der Heidecksburg von Rudolstadt hat 1762 der Maler Heinsius ein Bild des planenden Architekten eingefügt. Es muss sich um Gottfried Heinrich Krohne handeln, den der Maler gekannt hat und den er nun posthum darstellt.
Wie fast alle Hofbaumeister der Barockzeit müssen wir ihn als reinen Planer im Sinne des heutigen Architekten vorstellen, der seine Bauwerke und deren Maurermeister und Künstler beaufsichtigt, aber keine Generalunternehmerfunktion ausübt, wie dies für Wessobrunner und Vorarlberger im süddeutschen Raum noch üblich ist. Er arbeitet damit ähnlich wie seine grossen Zeitgenossen, der Münchner Johann Michael Fischer und der Würzburger Balthasar Neumann. Mit diesen innovativen und prägenden Meistern des katholischen Südens kann er nicht verglichen werden. Seine ausschliesslich profanen Bauwerke, mit Ausnahme Langheims immer für den Adel, sind stark dekorativ geprägt und vernachlässigen das Tektonische. Einen Grossteil seiner vielen Planungen kann er nicht ausführen, weil im Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach immer wieder das Geld fehlt. Über 300 Pläne haben sich erhalten. Sie umfassen gegen 50 Ausführungsprojekte. Nur ein gutes Dutzend seiner Bauten ist noch erhalten. Sie verweisen auf einen rührigen Oberlandesbaumeister, der das Heitere des süddeutschen Rokokos in die Residenzbauten Thüringens einbringt.
Pius Bieri 2010

Literatur:
Möller, Hans Herbert: Gottfried Heinrich Krohne und die Baukunst des 18. Jahrhunderts in Thüringen. Berlin 1956.
Reinle, Adolf: Ein Konvolut sächsischer Schlosspläne in der Luzerner Zentralbibliothek, in: ZAK Band 32, Heft 2. Zürich 1975.

Link zum Luzerner Planfund:
http://dx.doi.org/10.5169/seals-166355

Anmerkungen:

[1] Eintrag 1729 im Aufgebotsbuch der Kirchgemeinde St. Afra in Meissen.

[2] Georg Bähr (1666–1738), «Ratszimmermeister» und Architekt der Frauenkirche von Dresden.

[3] Matthäus Daniel Pöppelmann (1662–1736), Oberlandbaumeister am Hof August des Starken, Erbauer des Dresdener Zwingers.

[4] David Schatz (1667–1750), ist um diese Zeit in an der Salvatorkirche in Gera und am Schlossbau in Burgscheidungen tätig.

[5] Johann Anton Richter (1682–1768) ist dem geschulten Krohne unterlegen und wird 1744 entlassen. Er stirbt in bitterster Armut.

[6] Ernst August von Sachsen-Weimar (1688–1748) erbt 1741 das Herzogtum Eisenach. Er ruiniert beide Staatshaushalte. Seine Finanzeskapaden versucht er durch Erpressungen und Inhaftierungen vermögender Untertanen zu decken. Bei seinem Tod hinterlässt er 1100 Hunde, 373 Pferde und Schuldverpflichtungen von 360 000 Talern oder 540 000 Gulden.

[7] Grosse Verluste entstehen noch nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Regime der DDR.

 

Auf einer Supraporte des Grünen Saals in der Heidecksburg von Rudolstadt hat 1762 der Maler Johann Ernst Heinsius (Ilmenau 1731–1794 Erfurt) ein Bild des planenden Architekten eingefügt. Es muss sich um Gottfried Heinrich Krohne handeln, den der Maler gekannt hat und den er nun posthum darstellt.
  Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  16. März 1703 Dresden     Sachsen D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Kurfürstentum Sachsen     Lutheranische Landeskirche  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  30. Mai 1756 Weimar     Thüringen D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Herzogtum Weimar     Lutheranische Landeskirche  
  Kurzbiografie        
  Gottfried Heinrich Krohne, aus Dresden gebürtig und vom Kurfürsten gefördert, wird mit 23 Jahren Sachsen-Weimarischer Landbaumeister. Er baut grösseren und kleinere Schlösser in reizvoller und spielerischer Gestaltung. Die andauernde Geldknappheit des Fürstenhauses zwingt ihn, eindrucksvoll und gleichzeitig preiswert zu bauen. Er sucht auch auswärtige Tätigkeiten und kommt schon 1728 mit dem Abt von Langheim in Kontakt. Hier kann er die neuen Klostergebäude bauen. Sein Beitrag zur Planung von Vierzehnheiligen kann nicht gelingen, weil für ihn ein Kirchenbau absolutes Neuland ist. Seine Bauten in Thüringen verweisen hingegen auf einen rührigen Oberlandesbaumeister, der das Heitere des süddeutschen Rokokos in die Residenzbauten Thüringens einbringt.     Krohne  
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Werke von Gottfried Heinrich Krohne, die heute noch erhalten sind:

Jahr Erhaltene Werke Beschreibung
1726–1728 Weimar. Turmhelm des Schlossturms. Erste Arbeit Krohnes in Weimar.
1727 Grossvargula. Amtshaus. Nach 1945 Verfall des Gebäudes, dann grob vereinfachende Renovation.
1729–1741 Weimar. Neubau Lustschloss Belvedere. Südlich Weimars gelegenen Anlage. Mit Johann August Richter.
1730-1744 Weimar. Umbau und Erweiterung Schloss Ettersburg. Auf dem Ettersberg. Mit Johann August Richter. Parkanlage 1845 Pückler-Muskau. 1937–1944 Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe. Zerfall 1945–2006. Renovation 2006–2008.
1735–1743 Langheim. Heute Klosterlangheim. Zisterzienserabtei. Neubau Abteigebäude. Heute steht nur noch ein Eckpavillon des Konventbaus. Die restliche Anlage wird ab 1803 dem Abbruch übergeben.
1736–1747 Dornburg an der Saale. Neubau Lustschloss. Anstelle eines von Johann August Richter 1732–1735 erbauten und schlecht fundierten Gebäudes gebaut.
1741–1744 Wilhelmsthal bei Eisenach. Wiederherstellung Jagdschloss und Neubau von Pavillons und Parkanlage. 1710–1719 mit Barockgarten erbaut, dann vernachlässigt. Goethe lässt 1790 den Barockgarten zugunsten eines englischen Landschaftsgartens umbauen. Heute ist die Anlage vom Verfall bedroht.
1742 Ruhla bei Eisenach. Neubau Forsthaus mit Park. Später Kurhaus von Bad Ruhla. Ab 1805 Schulgebäude.
1742–1748 Eisenach, Neubau Stadtschloss. Unter Einbezug von Bürgerhäusern. Die Barockfassade zum Marktplatz wird um 1800 klassizistisch verändert.
1743–1770 Rudolstadt. Schloss Heidecksburg. Wiederaufbau und Erweiterung. Baubeginn 1736 durch den Dresdener Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel, der 1743 entlassen wird. Fertigstellung bis 1770 durch einen Schüler Krohnes.
1744–1748 Molsdorf. Umbau der Schloss- und Parkanlage an der Gera. Das Schloss ist 1736–1738 von einem unbekannten Baumeister umgebaut worden. Krohne erstellt die Innenausstattung, die Gartenfassade und den Park.
1746–1747 Allstedt. Umbau der Schlossanlage.  
1747–1751 Gotha. Orangerieanlage mit Park. Fertigstellung bis 1774 durch Johann David Weidner, einen Schüler Krohnes.