Br. Oswald Kaiser SJ (1600–1686)
Jesuitenbaumeister

Oswald Kaiser (Kayser, Keiser) wird am 16. Oktober 1600 in Zug geboren. Er tritt 1623 als ausgebildeter Kunstschreiner in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat in Landsberg am Lech ist er 1625–1637 am Kollegium Ingolstadt und auch in Amberg tätig. In Amberg leitet 1630–1632 sein Landsmann P. Johann Baptist Cysat SJ[1] den Neubau des Kollegs und der Kirche. Cysat wird 1637 als Rektor nach Innsbruck versetzt. Im gleichen Jahr folgt ihm Oswald Kaiser als Adjunkt und Leiter der Innenausstattung in der neuen Jesuitenkirche. Er bleibt bis 1641 in Innsbruck. 1642–1649 ist er in den Kollegien Neuburg an der Donau und Regensburg tätig. 1649 kommt er nach Eichstätt. Hier sind das Kolleg und die Kirche der Jesuiten seit ihrer Zerstörung im Dreissigjährigen Krieg noch zum grossen Teil Ruinen. Kaiser leitet den Wiederaufbau. Bis 1655 ist der lange dreigeschossige Kolleg-Ostflügel unter Dach, bis 1657 folgen die Ausstattungen, 1660 ist auch das Gymnasiums-Gebäude wieder erstellt. 1661 erhält die Kirche ein neues Gewölbe und 1664 kann der zweigeschossige Westteil vollendet werden. Bis 1672 sind alle Arbeiten abgeschlossen. Er stirbt hier, hochbetagt und fast erblindet, am 4. Mai 1686.

Pius Bieri 2017

 

Literatur:

Suttner, Joseph Georg: Geschichte des bischöflichen Seminars in Eichstätt. Eichstätt 1859.
Braun SJ, Joseph: Die Kirchenbauten der deutschen Jesuiten, zweiter Teil. Freiburg im Breisgau 1910.


[1] Johann Baptist Cysat SJ (1587–1657) aus Luzern, studiert in Ingolstadt bei Christoph Scheiner SJ. Dieser geht 1617 nach Innsbruck. 1618 ist Cysat sein Nachfolger als Professor der Mathematik in Ingolstadt. 1623–1627 ist er Rektor in Luzern, 1627–1628 Mathematikprofessor in Madrid. 1624 wirkt er in Luzern. 1637–1646 ist er Rektor in Innsbruck, dann bis 1650 In Eichstätt. 1650 bis zu seinem Tod ist er am Kolleg in Luzern. Siehe auch: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25197.php.

 

  Br. Oswald Kaiser SJ (1600–1686)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  16. Oktober 1600 Zug   Kanton Zug CH  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Eidgenössischer Stand Zug   Konstanz  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  4. Mai 1686 Eichstätt   Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Hochstift Eichstätt   Eichstätt  
  Kurzbiografie        
 

Br. Oswald Kaiser ist einer der Kunsthandwerker, die nach ihrem Eintritt in den Jesuitenorden das theoretische Rüstzeug erhalten und sich nicht nur als Entwerfer von Ausstattungen, sondern auch in Baukunst weiterbilden. Nach dem Noviziat ist er in Ingolstadt und Amberg tätig. Die Schreckensjahre des Dreissigjährigen Krieges kann er in Innsbruck verbringen, wohin er seinem Landsmann P. Johann Baptist Cysat SJ folgt und dort die Jesuitenkirche ausstatten kann. Sein Hauptwerk wird der Wiederaufbau des kriegszerstörten Jesuitenkollegs mit der Schutzengelkirche in Eichstätt.

    Eichstaedt  
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Der Wiederaufbau der Kirche und des Jesuitenkollegs Eichstätt nach dem Dreissigjährigen Krieg ist ein Werk des Jesuitenbruders Oswald Kaiser. Auf dem Bild ist die seit dem Wiederaufbau unverändert erhaltene Westfassade von Kolleg und Kirche zu sehen. Foto: Tilmann2007 in Wikipedia.