Ferdinand Hundt wird am 2. Juli 1703 als Sohn von Matthias Hundt und der Margaretha Erber in Ebersbach in der Deutschordensherrschaft Altshausen geboren und gleichentags getauft. Sein Vater ist hier Schreiner. 1706–1707 kann er für die Stiftskirche der Abtei Schussenried das Kirchengestühl und die Kanzel herstellen. Bei ihm geht Ferdinand in die Lehre. Ein acht Jahre älterer Schreinergeselle aus Altshausen, Franz Benedikt Schlecht, wird 1723 in Würzburg als Hofschreiner sesshaft.[1] Er arbeitet in der neuen Residenz, wo der Innenausbau im Südblock und in den Paraderäumen der Gartenfront um die Mitte der 1730er-Jahre einen Kunsthandwerker-Zuzug nach Würzburg auslöst. Schlecht erhält 1734 den Auftrag für die Kunstschreinerarbeiten der Bischofswohnung im Südblock. Er wird deshalb den 1735 erfolgten Zuzug seines Landsmanns Ferdinand Hundt gefördert, wenn nicht sogar initiert haben. Unter der Leitung des Hofmalers Johann Rudolf Byss arbeitet Hundt anfänglich an den Modellen für das vergoldete Zinnwerk der Bischofsräume im Südblock.[2] Wie die hohen Zahlungen belegen, beschäftigt Hundt bereits Mitarbeiter.[3] Die Arbeiten finden Aufmerksamkeit und Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn unterstützt auf Antrag des Bauleiters Balthasar Neumann den Antrag Hundts auf Niederlassung und Meistergerechtigkeit, die ihm 1737 gewährt wird. Als Meisterstück genügen der Zunft die ausgeführten Räume der südlichen Bischofswohnung. 1738 heiratet Hundt die Würzburger Bürgerstochter Maria Barbara Kuchenmeister (1720–1751). Trauzeuge ist Franz Benedikt Schlecht. Von den sechs Kindern dieser Ehe erreicht nur eine Tochter das Erwachsenenalter.
In den 1740er-Jahren, nach dem Ableben des Hofmalers Byss, prägen zwei andere Künstlerpersönlichkeiten die neuen Raumausstattungen der Residenz, vor allem die Paraderäume im Gartenflügel. Es sind der Stuckateur Giuseppe Antonio Bossi und der Bildhauer Johann Wolfgang van der Auwera. Beide sind wie Ferdinand Hundt seit der Mitte der 1730er-Jahre in der Residenz tätig.[4] 1740 beginnt Bossi die Stuckarbeiten im Audienzsaal. 1741 folgt ihm Hundt mit den Schreinerarbeiten der Wände. Der Audienzsaal ist der erste Rokokoraum der Residenz und das Hauptwerk von Ferdinand Hundt. Beim nachfolgenden Spiegelkabinett wird aber bereits Auwera die Holzarbeiten entwerfen und erstellen. Hundt ist im Gegensatz zu Bossi und Auwera nicht Hofhandwerker. Er übernimmt auch einfachste Schreinerarbeiten wie Kirchenbänke in der Hofkirche oder Fensterläden im Schloss Werneck. Über die Tätigkeiten zwischen 1742 und 1749 sind wir schlecht informiert. 1750 und 1751 ist er im fürstbischöflichen Schloss Seehof bei Bamberg tätig. Im November 1751 tritt er in die Dienste des Fürstbischofs von Speyer, Christoph von Hutten. Balthasar Neumann dürfte hier als Vermittler in Frage kommen. Hundt ist als Hofschreiner vor allem für die Rokoko-Innenausstattung der Repräsentationsräume in der Residenz Bruchsal zuständig.[5] Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratet er 1755 in Bruchsal die Witwe des Malers Johann Heinrich Krefeld, stirbt aber schon am 28. Februar 1758 mit 55 Jahren in Bruchsal.
Pius Bieri 2011
Literatur:
Sedlmaier, Richard und Pfister, Rudolf: Die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg. München 1923.
Friedrich, Verena: Rokoko in der Residenz Würzburg. München 2004.
Neu:
Schulz, Reiner: Die Tätigkeit Ferdinand Hundts als Kunstschreiner und Zierrartenschnitzer in Schloss Seehof unter Fürstbischof Johann Philipp Anton von Franckenstein, in: BHVB 153 (2017), Seite 211–240.
[2] Johann Rudolf Byss (1660–1738) ist seit 1736 künstlerischer Leiter der Innenausstattung und richtet eine Zinngiesserei ein, deren Modelle von Schreinern nach seinen Entwürfen angefertigt werden. Hundt ist an der Zinnornamentik der seit 1807 zerstörten Räume im Südblock massgeblich beteiligt. Einen Hinweis auf die reiche Gestaltung dieser Räume kann das (nach 1945 rekonstruierte) Venezianische Zimmer geben, während dessen Ausführung Byss starb.
[3] Er erhält schon 1736 den Betrag von 1173 Rheinischen Gulden ausbezahlt, sein Wochenlohn beträgt aber nur bescheidene 3 Gulden.
[4] Giuseppe Antonio Bossi (1699–1764). Er wird meist als Antonio bezeichnet. Völlig falsch ist die Vertauschung der Vornamen zu «Antonio Giuseppe». Bossi arbeitet seit 1734 in Würzburg.
Johann Wolfgang van der Auwera (1708–1756) arbeitet seit 1736 an der Residenz.
[5] Alle Räume werden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist unter dem Label {{CC-nc-by}} für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.