Johann Michael Holzhey (1729–1762)

Maler und Freskant

Am 10. April 1729 wird Johann Michael Holzhey in der Kollegiatsstiftskirche St. Philipp und Jakob zu Grönenbach getauft. Die Ortschaft liegt im Nordteil des Fürstbistums Kempten und nennt sich heute Bad Grönenbach. Die Eltern sind Caspar Holzhey und seine aus Seefeld stammende Ehefrau Maria Gräffin. Sie schreiben sie sich zu dieser Zeit «Holzhay». Über die Ausbildung des jungen Holzhey ist nichts bekannt. Er könnte beim Kemptener Hofmaler Franz Georg Hermann (1692–1768) die Ausbildung erhalten haben, denn 1752 ist er mit dessem Sohn, dem Konstanzer Hofmaler Franz Ludwig Hermann (1723–1791) in St. Peter im Schwarzwald als Gehilfe tätig. Hermann malt in der Benediktinerabtei 55 Tafelbilder der Äbtegalerie und 14 Zähringerbildnisse. Nach vier Monaten Arbeit kehrt Hermann nach Konstanz zurück, wo zu dieser Zeit auch Franz Joseph Spiegler (1691–1756), der Maler von Zwiefalten, wohnt. Aufgrund stilistischer Eigenheiten im Werk von Johann Michael Holzhey wird angenommen, dass er um diese Zeit auch bei Spiegler arbeitet.[1] Die ersten sicheren Nachrichten sind erst 1754 wieder vorhanden. Er ist jetzt als Schüler an der Wiener Akademie immatrikuliert.[2] Hier ist Paul Troger, der Altmeister der österreichschen Freskenmalerei, Rektor. Der direkte Kontakt mit Troger ist in den Werken Holzheys ablesbar. 1757 überträgt der soeben neugewählte Abt von Isny dem aus Wien zurückgekehrten jungen Akademieabsolventen den Auftrag, in Zusammenarbeit mit dem Stuckateur Johann Georg Gigl die Abteikirche zu freskieren. Holzhey malt hier 13 Deckenfresken, acht Kartuschenbilder der Gewölbezwickel und auch die Fresken im Tafelzimmer der Abtei, dem sogenannten Refektorium. Acht Tafelbilder mit vier Szenen aus der Benediktsvita und vier analogen Szenen aus dem alten Testament gehören zu diesem Auftrag. Nach der Vollendung dieses grossen Werkes geht er 1758–1760 auf Wanderschaft nach Italien, wohin ihm die Abtei Isny auch die letzten Raten des vereinbarten Honorars überweist. Im November 1760 kauft er sich ins Bürgerrecht der Stadt Riedlingen ein und heiratet die 17 Jahre ältere Witwe Anna Maria Grammin, geborene Brunner. Nach dem Wegzug Spieglers 1752 und dem Tod des Spiegler-Schülers Joseph Ignaz Wegschneider 1757 ist in der vorderösterreichischen Stadt kein Maler von Format mehr wohnhaft. Holzhey, vermutlich schon früher (bei Wegscheider?) hier tätig, hat aber kein Glück mit der Heirat. Die Witwe, offensichtlich ein liederliches Frauenzimmer, betreibt gleichzeitig ein Verhältnis mit einem Fähnrich der dort stationierten Königlich Preussischen Truppen. Nach kaum mehr als einem Jahr seiner Einbürgerung und Heirat stirbt Johann Michael Holzhey am 30. Januar 1762 im Alter von nicht ganz 33 Jahren in Riedlingen. Immerhin verweigert der Stadtrat zehn Wochen nach dem Tod Holzheys der erneuten Witwe die Heirat mit ihrem Fähnrich und büsst sie im Gegenteil mit 100 Gulden.
Der frühe Tod Holzheys beendet das Wirken eines hoffnungsvollen Vertreters des süddeutschen Rokoko. Sein einziges grosses Werk bleiben deshalb die Fresken in der Abteikirche von Isny und die wenigen bekannten Tafelbilder, darunter die acht Ölgemälde der Benediktsvita in Isny.
Es scheint, dass sich Holzhey im östlichen Langhausfresko von Isny mit dem aus dem Bild herausschauenden Kavalier verewigt hat.

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Paula, Georg: Die Arbeiten des Malers und Freskanten Johann Michael Holzhey (1729-1762) im Benediktinerkloster Isny, in: Reichsabtei St. Georg in Isny, Weissenhorn 1996.
Hosch, Hubert: Franz Joseph Spiegler (1691–1757) in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Heft 111, Friedrichshafen 1993.

Anmerkungen

[1] Die Arbeit bei Spiegler ist nirgends aktenkundig. Otto Beck spekuliert im Kunstführer (Lindenberg 2005) auf eine Tätigkeit bei Spiegler in Zwiefalten (1748–1751). Einen weiteren Bezug zu Spiegler ergibt sich aus dem gleichzeitigen Wiener Akademiebesuch des Spiegler-Schülers Josephus Hölz aus Riedlingen im Jahre 1755. Hubert Hosch (Literatur) vermutet einen Arbeitsaufenthalt beim Spiegler-Mitarbeiter Joseph Ignaz Wegschneider (1704–1758) in Riedlingen.

[2] Verbuchte Zahlungen der Abtei Isny im gleichen Jahr an Holzhey dürfen ruhig mit einem Stipendium des Abtes Wunnibald Rotach an das junge Malertalent verbunden werden. Die Förderung junger Malertalente durch Äbte oder Bischöfe ist damals durchaus üblich. So finanziert der Füssener Abt 1721 für Franz Georg Hermann einen Venedigaufenthalt. Oder der Bischof von Gurk ermöglicht dem jungen Paul Troger um 1721 einen längeren Italienaufenthalt.

  Johann Michael Holzhey (1729–1762)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum (Taufe) Geburtsort     Land  
  10. April 1729 (Bad) Grönenbach     Schwaben Bayern D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Fürstbistum Kempten     Augsburg  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  30. Januar 1762 Riedlingen     Baden-Württemberg D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Vorderösterreich     Konstanz  
  Kurzbiografie        
  Johann Michael Holzhey geht nach seiner Lehre als Maler und den anschliessenden Gesellenjahren 1754 an die Wiener Kunstakademie zu Paul Troger. Zurückgekehrt, erhält er vom 1757 Abt in Isny den Grossauftrag für die Freskierung der Abteikirche. Mit dem Honorar kann er sich einen mehrjährigen Italienaufenthalt leisten. Zurückgekehrt, lässt er sich in Riedlingen nieder. Hier stirbt er aber mit nur 33 Jahren. Sein  früher Tod beendet das Wirken eines hoffnungsvollen Vertreters des süddeutschen Rokoko. Sein einziges grosses Werk bleiben deshalb die Fresken in Isny und die wenigen bekannten Tafelbilder, darunter acht Ölgemälde einer Benediktsvita in Isny.     HolzheyIsny  
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Im Deckenfeld vor dem Chorbogen in der Kirche von Isny malt Holzhey das Fresko mit der Übergabe der Kreuzreliquie an den Abt des Klosters Isny. Im zum Betrachter blickenden Kavalier rechts des Abtes wird ein Selbstporträt des Malers vermutet.