(Franz) Ignaz Günther (1725–1775)

Bildhauer und Altararchitekt am Ende der Rokokozeit in Altbayern

Lehr- und Wanderjahre
Franz Ignaz Günther wird am 21. November 1725 als zweiter Sohn von Johann Georg Günther und seiner Ehefrau Anna Maria Reichl in Altmannstein geboren. Der Marktort Altmannstein liegt südlich von Riedenburg in der Nähe des Altmühltales.[1] In der Topographia Bavariae stellt Michael Wening 1701 den Ort in Bild und Text vor.[2] Vater Günther ist nicht nur Schreiner und Eisenhändler, er betätigt sich auch als Bildschnitzer und Maler. Sein Sohn Franz Ignaz (er wird in den späteren Jahren seinen ersten Vornamen weglassen) wird in Westenrieders «Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München» (1783) als Schüler von Johann Baptist Straub genannt.[3] «Er lernte die Bildhauerkunst bei Hrn. Straub, bey welchem er 7 Jahre verblieb» schreibt Westenrieder.[4] Allgemein werden diese sieben Jahre von 1742/43–1749/50 angenommen.[5] Seine Ausbildung vor dem Eintritt bei Straub ist unbekannt, eine Lehre beim Vater wird vermutet. Die «Lehre» beim Münchner Hofbildhauer könnte einer seiner beiden in München wohnhaften Onkel vermittelt haben.[6]
1749 und 1750 hält sich Ignaz Günter bei seiner Gesellenwanderung in Salzburg auf, wie datierte Studienzeichnungen, Perspektivstudien und Architekturphantasien belegen. Viele dieser Zeichnungen deuten auf eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Perspektivlehre von Andrea Pozzo hin.[7]
1750 und 1751 hält er sich in der Kurpfalz auf. Hier ist er bei Paul Egell in Mannheim tätig, der zu dieser Zeit für die Ausstattung der Jesuitenkirche tätig ist.[8] Wieder sind es zeichnerische Dokumente und erstmals auch eine kleine Schnitzarbeit, die den Mannheimer Aufenthalt belegen. Schon 1751 muss Günther Mannheim verlassen haben, wenn man der Zuschreibung einer ersten eigenen Arbeit in Norden von Mähren glauben will. Die Altarausstattung der Dreifaltigkeitskirche im heutigen Kopřivná, einem damals Geppersdorf genannten Ort, wird von 1752–1753 erstellt. Das Bildretabel und der Tabernakel mit der Figuralplastik sollen ein Erstlingswerk des inzwischen 27-jährigen Bildhauers sein.[9] Der Hochaltar von Kopřivná verschmilzt derart gekonnt mit der Wandarchitektur des Chors, dass der Ignaz Günther zugeschriebene Entwurf eine wirkliche Meisterleistung des jungen Bildhauers wäre.[10] Der Aufenthalt Günthers in Mähren kann nicht mehr als ein Jahr gedauert haben, denn schon im Mai 1753 ist Günther an der Akademie der Bildenden Künste in Wien als Studienteilnehmer eingetragen. Hier trifft er als Lehrer auf den Tiroler Bildhauer Schletterer.[11] Offenbar tritt er in Wien nicht in eine Werkstatt ein, denn schon nach einem Semester beendet er den Besuch der Akadamie. Nachdem er im Oktober an der jährlichen Preisverleihung erster Preisträger ist, lässt er sich im November ein Zeugnis ausstellen und kehrt 1753 nach München zurück.  

Leben und Wirken in München
Bürger in der Residenzstadt 1753–1775
Günther geht nach München zurück, um sich selbständig zu machen. Die Meistergerechtigkeit durch Erwerb einer verwaisten Bildhauerwerkstatt bleibt ihm verwehrt. Er stellt deshalb beim kurfürstlichen Hof das Gesuch um Eröffnung einer Werkstatt mit Hofbefreiung. Schon im Juli 1754 wird ihm der Hofschutz gewährt, auch weil er am Hof offenbar als Mitglied der Kaiserlichen Akademie betrachtet wird.[12] In München ist zu dieser Zeit sein ehemaliger Lehrer, der Bildhauer Johann Baptist Straub führend. «Zwischen 1750 und 1760 konnte man die Stadt nicht betreten, ohne auf Werke Straubs zu stossen».[13] Heute kann man über die Selbstsicherheit und den Unternehmergeist Günthers nur staunen.
Er verbringt jetzt sein ganzes weiteres Leben in München. Als reiner Holzbildhauer ist er nicht, wie etwa Stuckplastiker oder Freskanten, auf längere Aufenthalte an auswärtigen Orten angewiesen. Er führt in der Residenzstadt ein bürgerliches Leben als Handwerker. Zwar wird seine Figuralplastik heute als höfisches Rokoko bezeichnet. Mit Ausnahme der Kontakte zu den Hofbaumeistern und den höfischen Auftraggebern hat er aber keine Beziehungen zum Hof.
1757 heiratet er in der Pfarrkirche St. Peter die 26-jährige Maria Magdalena Hollmayr, Tochter eines Silberhändlers. Trauzeugen sind der Hofrats-Sekretär Johann Baptist Stromayr und der Onkel Joseph Günther. Dem Ehepaar werden vier Söhne und fünf Töchter geboren.[14] 1761, inzwischen sind drei Töchter geboren, kann Ignaz Günther ein Wohnhaus mit Werkstatt bei St. Jakob am Anger erwerben.[15] Von den fünf Söhnen, die hier geboren werden, wird keiner die Nachfolge antreten, auch weil noch keiner beim Tod des Vaters das Lehrlingsalter erreicht hat. Sie sterben alle früh, Johann Nepomuk als letzter mit erst 20 Jahren. Schon 1774, noch vor ihrem Gatten, stirbt mit 43 Jahren auch die Ehefrau Maria Magdalena. Ihr folgt Ignaz Günther unerwartet früh. Er stirbt mit erst 50 Jahren am 28. Juni 1775 in seinem Wohnhaus in München und wird auf dem Petersfriedhof an der Kreuzgasse begraben.[16] Die Zeitgenossen sind zwar bestürzt über den plötzlichen Tod, vergessen ihn aber schnell.

Erste Aufträge in München
Anfänglich erhält Günther vor allem Kleinaufträge von Privaten.
Ein erhaltener Retabel-Entwurf für den Annaaltar der Wallfahrtskirche in Harlaching ist mit «F. Ignati Günther. 1754. den 20. Aug.» datiert. Es ist der erste der vielen Entwürfe und Schauzeichnungen des begnadeten Zeichners, der auch mit seiner Zeichenkunst dem Lehrer Johann Baptist Straub weit überlegen ist. Ob er diesen Entwurf auf Anfrage oder in Konkurrenz einliefert, ist nicht bekannt, der Altar wird jedenfalls erst sechs Jahre später durch einen anderen Bildhauer ausgeführt.
Ein erster, vermeintlich grösserer Auftrag trifft aber schon Ende 1754 oder Anfang 1755 ein. Günther entwirft für den Propst der Stiftskirche Weyarn den Valeriusschrein, der den «Heiligen Leib» in einem altarähnlichen Aufbau mit bekrönendem Kruzifix vor den Stufen des Altarraumes zeigen sollte. Günther kann aber für den im Juni 1755 eingeweihten Schrein nur zwei Engel liefern.
Ein Epitaph für den 1755 verstorbenen Stadtkommandanten von München in St. Peter ist der erste Auftrag aus höfischen Kreisen. Wie bei allen seinen nachfolgenden Epitaphien ist er Entwerfer und ausführender Bildhauer der vergoldeten Holzplastiken, während er den eigentlichen marmornen Grabstein durch einen Steinbildhauer anfertigen lässt.
Im gleichen Jahr erstellt er für ein heute verlorenes Altarretabel die Figuralplastik. Weil das Retabel oder auch nur die Figur einer fast lebensgrossen, von Günther signierten Heiligen nach der Säkularisation in die Starnberger Gegend gelangt, bezeichnet man sie heute als «Starnberger Heilige».
Ebenfalls 1755 erhält er einen Auftrag aus Freising. Als Unterakkordant baut er den Hochaltar der Stiftskirche St. Andreas am Domberg.
1756 folgen für die Pfarrkirche St. Peter in München die wichtigen Aufträge für zwei Seitenaltäre.

Werke der Reifezeit bis 1765

Thalkirchen     RottKaiserHeinrich  
             
1. Hochaltar in Thalkirchen 1758 (gotisches Gnadenbild, Tabernakel nicht von Günther). Foto: Rufus46 2019 in Wikipedia
2. Hochaltar in Rott am Inn 1759, mit Tabernakel und Assistenzfiguren im Chor. Foto: Rufus46 2022 in Wikipedia
3. Kaiser Heinrich II. am Hochaltar in Rott am Inn. Foto: G.Freihalter 2017 in Wikipedia
4. Kaiserin Kunigunde am Hochaltar in Rott am Inn. Foto: G.Freihalter 2017 in Wikipedia

Ab 1756 häufen sich die prestigeträchtigen Retabel-Aufträge. Verwirklichen kann Günther bis 1761 die Hochaltäre in Thalkirchen und Altenhohenau, zwei weitere Epitaphien in St. Peter und die beiden Seitenaltar-Retabel in der Anastasiakapelle von Benediktbeuern.
Erster Höhepunkt der frühen 1760er-Jahre sind seine Arbeiten für die Benediktiner-Klosterkirche Rott am Inn. Für das neue Bauwerk von Johann Georg Fischer plant er die Altarausstattung und kann den Hochaltar, diesen nach einem Modell Fischers, sowie die zwei Seitenaltäre im westlichen Vorjoch erstellen. Erstmals lässt hier Günther seine Hochaltar-Figuren polimentweiss fassen. Die Altäre im oktogonalen Zentralraum sind Arbeiten von Joseph Götsch[17] nach Entwürfen von Ignaz Günther. Nachträglich erhält Günter den Auftrag für die beiden, frei seitlich des Hochaltars platzierten Stifterfiguren. «Die sensible Verfeinerung des Rokoko erreicht in diesen Stifterfiguren den Endpunkt» schreibt Adolf Feulner 1928.[18]
In diese Jahre fallen auch drei Retabel-Entwürfe, deren Präsentationszeichnungen die bildhauerische, vor allem aber die zeichnerische Überlegenheit Günthers zum Ausdruck bringen. Diese drei Retabel für Schongau, Grafrath und Berg am Laim in München kann er trotz der hohen Qualität ihrer Entwürfe nicht ausführen. Die Ablehnung von Schongau und Grafrath sind für Günther speziell ärgerlich, weil diese Arbeiten nur wenig später nach seinen Entwürfen von anderen Bildhauern ausgeführt werden. Die Ausführung des Retabels von Grafrath geht sogar an seinen ehemaligen Lehrer Johann Baptist Straub, der ihn im Preis unterbietet. Bei der Bruderschaftskirche von Berg am Laim ist Straub erneut Konkurrent. Dieser entwirft den Hochaltar in Rücksicht auf die räumliche Einheit der Fischer-Architektur als majestätischen Chorabschluss. Straub kann damit die kritische Bauherrschaft überzeugen und erhält vor allem deswegen den Auftrag.
1760–1763 ist Günther mit Arbeiten im Schloss Sünching erstmals für Hofbaumeister Cuvilliés tätig. Hier sind es vor allem weiss gefasste Holzreliefs in der Kapelle und im Festsaal, die sich in die Stuckaturen von Franz Xaver Feichtmayr II einfügen und die wahrscheinlich Entwürfen Cuvilliés folgen.
Für Weyarn liefert er schon 1763 den grossen Tabernakel, ein weiteres Hauptwerk, das in seiner raffinierten Asymmetrie ein Prachtstück des späten Rokoko ist.

Die Figuralplastik Günthers

     
             
1. Schutzengelgruppe 1763 in der Karmelitenkirche, heute im Bürgersaal. Foto: Rufus46 2007 in Wikipedia.
2. Pietà der tragbaren Prozessionsgruppe 1764 in der Stiftskirche Weyarn. Foto: Bieri 2007.
3. Mariä Verkündigung der tragbaren Prozessionsgruppe 1764 in der Stiftskirche Weyarn. Foto: Bieri 2007.
4. Nenninger-Pietà 1774. Foto: Xocolatl 2016 in Wikipedia.

Einzelne Figurengruppen dieser Zeit verleihen heute Günther einen Kultstatus. Es sind die Schutzengelgruppe von 1763, die jetzt in der Bürgersaalkirche steht, und die beiden Prozessionsgruppen von 1764 in Weyarn. Vor allem die überlangen Engels-Figuren mit ihrer dem Rokoko eigenen, kapriziösen Drehbewegung, ihrem damenhaften, entblössten Standbein und dem auf langem Hals sitzenden Lockenkopf mit den immer schlitzartig halbgeschlossenen Augen - die Figuren erinnern an heutige Balletttänzerinnen – zeigen die unverwechselbare Handschrift des grossen Bildhauers.[19] An der Attraktivität der Gruppen in Weyarn hat der kongeniale Fassmaler Nikolaus Nepaur grossen Anteil.[20] Die vielzitierte höfische Haltung der Bildwerke Günthers ist allerdings eher in seinen Standfiguren von weiblichen Heiligen, etwa der Kaiserin Kunigunde am Hochaltar von Rott am Inn, wirklich ausgeprägt zu sehen. «Die Heiligen Günthers gehören einer höheren Gesellschaftsschicht an. Sie sind ausgezeichnet durch den Adel der Escheinung, durch Vornehmheit, Würde, Gemessenheit, Zurückhaltung und durch gesellschaftliche Reserve, die gesteigert sein kann bis zur Blasiertheit und zur aristokratischen Arroganz» schreibt Feulner 1947.

Spätere Werke
Aufträge für bedeutende Kirchenausstattungen folgen auch in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. In der Stiftskirche von Freising-Neustift kann er vorerst zwei Seitenaltäre und dann 1765 auch den Hochaltar erstellen. Der Kolonnadenaltar mit dem grossen Tabernakel ist das architektonisch vielleicht gelungenste Retabel Günthers.
Im Hochaltar-Retabel von Starnberg (1765) ist die den Tabernakel bekrönende Figurengruppe der Heiligen Familie sogar zentrales Thema.
Einen weiteren wichtigen Hochaltar erstellt Günther 1768 im niederbayerischen Kloster Mallersdorf. Das Retabel ist an die Chorhauptwand gerückt, während die Mensa mit dem Tabernakel den vor dem Hochaltar liegenden Psallierchor abschrankt.[21]
Der Holzbildhauer Günther führt auch Portale aus. Schon 1763 kann er die zwei grossen Holzportale im Mittelbau des Neuen Schlosses in Schleissheim erstellen. 1772 erhält er den Auftrag für die fünf Eingangsportale der Frauenkirche in München. Ihre Ausführung ist schon deutlich klassizistisch geprägt.
Ignaz Günther ist im Gegensatz zu Johann Baptist Straub kein Kanzelbauer. Er entwirft zwar viele Kanzeln, kann aber nur drei davon ausführen. Die einzige erhaltene Kanzel in St. Georg von Bogenhausen von 1773 führt er ironischerweise gleichzeitig mit dem Hochaltar der Straub-Werkstatt aus.
Die 1774 für die Friedhofskapelle von Nenningen in der kleinen Herrschaft Rechberg des Münchner Oberhofmeisters gelieferte Pietà ist nicht nur das letzte, es ist auch das einzige Werk Günthers ausserhalb Altbayerns.

Das Porträt des Bildhauers Ignaz Günther von Martin Knoller
1774 trifft Günther den gleichalterigen Mailänder Maler Martin Knoller in München, wo dieser das Deckengemälde des Bürgersaals malt. Die beiden kennen sich wahrscheinlich schon aus ihrem gleichzeitigen Besuch der Wiener Akademie. Dass der stark unter Zeitdruck stehende Knoller das Porträt des Bildhauer-Kollegen malt, deutet auf eine längere Freundschaft. Sicher ist auch die Konkurrenz zum Bildhauer Johann Baptist Straub ein Grund, dass Günther sich malen lässt. Denn neun Jahre vorher malt der Hofmaler Albrecht das Ganzkörper-Porträt des Hofmalers Straub im Atelier, das nachher in der kurfürstlichen Bildergalerie in Schleissheim ausgestellt wird. Es ist doppelt so gross wie das Porträt Günters, das 56,7 cm in der Breite und 78,3 cm in der Höhe misst. Der grosse Unterschied liegt aber nicht in der Bildgrösse, sondern in dem sich zum Klassizismus wandelnden Kunstverständnis. Die bürgerlich-aufklärerische Theorie, dass die Gesichtszüge des Porträtierten mehr verraten als alles allegorische Beiwerk und deshalb das Brustbild zu bevorzugen sei, findet bei Knoller Anklang. Auch seine vielen Selbstbildnisse dieser Zeit sind Brustbilder, meist weist ihn nur der Pinsel oder der Stift als Maler aus. Seinen Freund Günther malt er nun aber mit dem Verzicht auf jegliches Bildhauerattribut. Nur der offene Kragen und die schrägsitzende, pelzbesetzte Mütze des Porträtierten weisen ihn als Künstler aus. Günther hält den braunroten, blau gefütterten Rock mit der linken Hand zu. «Das magere, schmale Gesicht mit der feinen geraden Nase, die Günther gerne seinen weiblichen Gestalten gegeben hat … erhält eine besondere Kennzeichnung durch den leicht geöffneten Mund mit den auffallend wulstigen, sinnlichen Lippen» schreibt der Biograf Adolf Freuler und sieht den Ausdruck «lebendig, nervös, erregt. Er passt ausgezeichnet zum Charakterbild, das uns auch seine Schöpfungen und der temperamentvolle Ton der wenigen zufällig erhaltenen Briefe vermitteln. Nur ein sinnlicher, empfindsamer Künstler konnte die weiche, sensible Schönheit des ausgehenden Rokoko gestalten».
Das Porträt ist in jeder Beziehung eine wertvolle Arbeit. Nicht nur, weil es einer der damals besten Maler malt, auch weil das Porträt eines freischaffenden Bildhauers im süddeutschen Barock des 18. Jahrhunderts eine rare Seltenheit ist.

Pius Bieri 2022

Literatur:

Höhn, Heinrich: Die Handzeichnungen des Bildhauers Franz Ignaz Günther, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1932/33
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/azgnm/article/view/36762
Freuler, Adolf: Ignaz Günther. Der grosse Bildhauer des bayerischen Barock. München 1947.
Schönberger, Arno / Woeckel, Gerhard: Ignaz Günther. Katalog der Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum. München 1951.
Schönberger, Arno: Günther, Ignaz, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966) S. 275–276
https://www.deutsche-biographie.de/pnd118543261.html
Volk, Peter: Ignaz Günther. Vollendung des Rokoko. Regensburg 1991.
Statnik, Björn: Ignaz Günther, ein bayerischer Bildhauer und Retabel-Architekt im Europa der ausgehenden Barock- und Rokokozeit. Petersberg 2019.

 

Anmerkungen:

[1] Altmannstein liegt in Oberbayern, nicht in der Oberpfalz, wie die NDB (1966) und die ihr folgenden Webseiten fälschlicherweise wiederholen.

[2] Michael Wening schreibt zum Ort: «Altmanstein. Schloß und Marct in Ober Bayrn / Renntambt München /Gericht Abensperg / Bistum Regenspurg / drey Meil von Ingolstatt am Köschinger Forst / … ». Er zeichnet den Marktflecken von Norden gesehen, mit der noch immer dominierenden Burgruine und mit drei Gotteshäusern, der Katharinen- und der Heiligkreuz-Kirche sowie einer Kapelle. Eines der Häuser im Vordergrund zwischen der Katharinenkirche unter der Burg und der Heiligkreuzkirche in der Ortsmitte ist das Elternhaus des Bildhauers Ignaz Günther.

[3] Zu Johann Baptist Straub (1704–1784) siehe die Biografie in dieser Webseite unter https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Straub_Johann_Baptist.html

[4] Lorenz von Westenrieder: Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München im gegenwärtigen Zustande. München 1783.

[5] Die Annahme von Beginn und Ende der «Lehrzeit» bei Johann Baptist Straub basieren ausschliesslich aus der Nennung der sieben Jahre bei Westenrieder (1783) und seiner ersten Studienzeichnung mit der Datierung 1750 in Salzburg. Diese Daten 1742/43–1749/50 werden von keinem der vielen Biografen von Ignaz Günther hinterfragt, obwohl überhaupt keine weitern Quellen vorhanden sind. Zudem führt die Notiz von 1783 der Lehrzeit bei Straub zu Interpretationen, dass der schon 18-jährige Günther ein Lehrling des Hofbildhauers gewesen sei. Im Gegensatz zu Egid Quirin Asam, dessen späte Bildhauerlehre (nach einer Ausbildung als Maler beim Vater) bei Faistenberger in München gut dokumentiert ist, fehlen für eine Bildhauerlehre von Ignaz Günther in München alle Quellen. Weil die ungewöhnliche Dauer von sieben Jahren nicht auf eine übliche Lehrzeit hindeutet, ist Straub mit grosser Sicherheit Geselle und nicht Lehrling bei Straub.

[6] Franz Xaver Anton Günther (*1707) ist Maler in München und geht um 1750 nach Bamberg. Der zweite Onkel, Joseph Günther übernimmt 1741 durch Heirat ein Eisenwarengeschäft in München.

[7] Die beiden Bände «Perspectivae pictorum atque architectorum» von P. SJ Andrea Pozzo werden 1709 in deutscher Sprache unter dem Titel «Der Mahler und Baumeister Perspectiv» gedruckt. Vor allem im zweiten Band stellt Pozzo auch viele Altararchitekturen vor.

[8] Paul Egell (1691–1752) aus Waibstadt. 1721–1752 ist er Hofbildhauer in Mannheim. Sein Lehrmeister ist Balthasar Permoser in Dresden, der sich bei einem Italienaufenthalt (1675–1689) auch in Rom aufhält und deswegen als Bernini-Schüler bezeichnet wird. Der Aufenthalt Günthers bei Egell soll nach Ansicht seiner Biografen noch bis zum Tode des Mannheimer Bildhauers Anfang 1752 gedauert haben.

[9] 1954 wird Günther in einer Diplomarbeit von Vilém Jůza (1930–1998) erstmals als Schöpfer des Tabernakels und des Retabels von Kopřivná bezeichnet. Im Gegensatz zum Salzburger und Mannheimer Aufenthalt ist eine Tätigkeit Günthers in Mähren aber durch keine Quellen belegt. Die Zuschreibung des Hochaltars in Kopřivná erfolgt deshalb ausschliesslich durch stilistische Vergleiche der Figuralplastik mit Werken von Egell und Straub. Vor allem die langgestreckten, grazilen und wenig bekleideten Engel, die das Altarblatt halten, mahnen wirklich an die späteren Werke Günthers. Weil anschliessend an diese Neuzuschreibung von den Biografen des Bildhauers eine Reise über Prag und eine Tätigkeit in der Werkstatt von Andreas Zahner (1709–1752) in Olmütz rekonstruiert wird, wird der mährische Aufenthalt Günthers von der Kunsthistorik heute wie ein Glaubenssatz behandelt. Tschechische Kunsthistorikerinnen wie Martina Kovářová 2015 in «Franz Ignaz Günther und sein Werk in Olmütz» nehmen dies dankbar auf und finden nun selbst in Olmützer Kirchen Plastiken von Günther. Wie dies ein Bildhauergeselle in dem vermuteten Kurzaufenthalt von einem Jahr bewältigen sollte, übergehen die Autoren.

[10] Über dem hohen, freigestellten Tabernakelaufbau mit der Immaculata auf der Erdkugel wird ein Gemälde von zwei Engeln getragen. Das Gemälde überspielt mit der Rahmenornamentik und den Engeln die begrenzenden Pilaster des Chors und durchbricht auch deren Gebälk. Darüber füllt, wieder als Bildhauerarbeit, eine Heilig-Geist-Gloriole die Schildkappe des Gewölbes. Zwar wäre Günther, wie seine Zeichnungen belegen, auch ein guter Altararchitekt. Die Altararchitektur von Kopřivná als Frühwerk Günthers zu bezeichnen, bedarf trotzdem einigen Mutes.

[112] Jakob Christoph Schletterer (1699–1774) aus Wenns im Piztal. Er arbeitet vorwiegend in Stein. Unter der Direktion von Michelangelo Unterberger ist er seit 1751 Professor an der von der Kaiserin Maria Theresia 1749 wieder eröffneten Akademie. Schletterer arbeitet 1728–1730 mit Christoph Mader an den Reliefs der beiden Triumphsäulen vor der Karlskirche. Dies ist insofern interessant, als der erste Lehrer Günthers, Johann Baptist Straub, zu dieser Zeit auch bei Mader gearbeitet hat.

[12] Ignaz Günther ist nie Mitglied der Kaiserlichen Akademie von Wien, als das er sich aber immer bezeichnet. Dass ihm der Hofschutz so schnell gewährt wird, kann mit Protektion zusammenhängen. Derart rasch ist nur sein Lehrer Johann Baptist Straub zum Hofschutz gekommen. Im Gegensatz zu Straub wird ihm aber der Titel eines Hofbildhauers nie verliehen, selbst als er sich 1773 darum bemüht. Die sogenannte Hofbefreiung mit Hofschutz bedeutet, dass er eine Werkstatt mit mehr als zwei Gesellen führen darf, ohne die Meistergerechtigkeit zu erwerben. Die Zunftvorschriften muss er trotzdem einhalten. So ist es jedem Holzbildhauer verboten, die notwendige (Weiss-, Lüster-, Gold- oder Farb-) Fassung der Figuren selbst vorzunehmen.

[13] Peter Steiner in «Johann Baptist Straub» 1974.

[14] Maria Anna Magdalena 1757 / Maria … / Maria Anna 1761 / Franziskus de Paula 1762 / Maria Franziska 1764 / Franziskus de Paula Joannes Nepomuk 1765 / Maria Magdalena 1766 / Johann Nepomuk 1767 / Joseph Ignaz 1769.

[15] Das ehemalige Wohnhaus, heute Sankt-Jakobs-Platz 20, ist noch an Ort, aber durch einen Umbau im 19. Jahrhundert und dem Wiederaufbau nach Kriegszerstörungen (trotz denkmalpflegerischen Bemühungen um 1975/77) kaum mehr als barockes Wohngebäude erkennbar.

[16] Der Friedhof hinter der Allerheiligenkirche am Kreuz wird schon im späten 18. Jahrhundert aufgehoben. Das Epitaph von Johann Baptist Straub kommt dabei auf den neu angelegten «Alten Südfriedhof» vor den Mauern. Von Ignaz Günter ist kein Grabstein erhalten.

[17] Joseph Götsch (1728–1793) aus Längenfeld im Öztal, Holzbildhauer, seit 1759 mit Werkstatt in Aibling (damals Markt Aibling, heute Bad Aibling). In der Pfarrkirche von Markt Aibling ist er 1759/60 Bildhauer der Ausstattung, auch am Hochaltar (dieser ein Entwurf von Ignaz Günther von 1756 ?).

[18] Adolf Feulner: Rott am Inn. Augsburg 1928.

[19] Günthers Engel sind trotz knabenhafter Figur eher feminin als maskulin. Die theologische Zweigeschlechtlichkeit der Engel wird von Günther ausgenutzt.

[20] Die Lebensdaten des Malers und Vergolders Nikolaus Nepaur sind unbekannt. Bei vielen Werken Günthers ist er Fassmaler. Nach dem Tod Günthers ist er auch Vormund der Waisen.

[21] Ein ähnlicher Entwurf liegt von Johann Baptist Straub 1741 für Fürstenzell vor. Hier wird aber 1745 die Tabernakelwand entgegen dem Entwurf zweigeschossig ausgeführt und der Psallierchor im oberen Geschoss hinter den Hochaltar gelegt. Die Altar-Tabernakel-Schranke in Mallersdorf ist nicht von Ignaz Günther, sondern von einem unbekannten Bildhauer um 1750 (Chorumbau 1741–1747).

 



Werke von Ignaz Günther
Unverändert erhaltene und für Ignaz Günther gesicherte Werke sind mit √ gekennzeichnet
Ohne Einzelfiguren, deren ursprünglicher Standort nicht (mehr) bekannt ist.[1]

Jahr Ort Werk Auftraggeber
1754-
1755
Weyarn
Augustiner-Chorherrenstift,
Stiftskirche
Entwurf zum Valeriusschrein mit anschliessender, stark vereinfachten Ausführung, nur zwei Engel sind von Günther. Der Schrein steht seit 1763 am mittleren südlichen Wandpfeilerkopf. Propst OA
Augustin Hamel
reg. 1753–1765
1755
München
Pfarrkirche St. Peter
Epitaph des Stadtkommandanten Egid Courcelles von Wachsenstein, †3.3.1755 Unbekannt
1755–
1757
Freising
Stiftskirche St. Andreas am Domberg
Entwurf und Skulpturen des Hochaltars (Auftragnehmer: Hofmaler Joseph Anton Wunderer. Akkord 3950 Gulden). Der Altar kommt 1803 in die Pfarrkirche Partenkirchen und wird 1865 durch Brand zerstört. Stiftskapitel St. Andreas, vertreten durch Dekan Sebastian Placidus de Maralt
1756–
1758
München
Pfarrkirche St. Peter
Maria-Hilf-Altar (1756), zerstört 1944
Corpus-Christi Altar (1758), zerstört 1945.
Die schon 1840 purifizierten Altäre werden in dieser Form bis 1954 rekonstruiert.
Bruderschaften, vertreten durch Dekan Joseph Ignaz von Unertl
1757–
1758
München
Asam-Kirche St. Johann Nepomuk
Epitaph des Johann Nepomuk Freiherr von Zech auf Neuhofen († 21. Juli 1757) Georg Albert Freiherr von Zech auf Neuhofen
1758 Attel
Benediktinerabtei
Bruderschaftskapelle
Pietà-Relief, heute in der Pfarrkirche St. Rupertus von Eiselfing.
Vorbild: Gemälde Willem Key 1550/55.
Abt OSB
Nonnos Moser,
reg. 1723–1756
1758 München
Franziskanerkloster,
Antoniuskapelle
Entwurf für Antoniusaltar (Zeichnung erhalten, Altarausführung unklar). Die hochgotische Antoniuskapelle wird 1802 zu Gunsten des Max-Joseph-Platzes abgebrochen. Caspar Anton Freiherr von Zech
1758–
1775
Thalkirchen (München)
Wallfahrtskirche
Maria-Thalkirchen
1758/59: Hochaltar. Tempietto-Retabel mit zentralem Gnadenbild (1482) und mit Teilen des Retabels von 1696. (Tabernakel 1769 nicht von Günther)
1774/75: Halbfiguren Anna und Joachim am Hochalter.
Unbekannt (Bruderschaft des Marianischen Ehr- und Zierbündnisses?)
1758–
1761
Altenhohenau bei Wasserburg
Dominikanerinnen-Klosterkirche
Hochaltar–Retabel mit zentraler Figur einer Gnaden-Madonna des 17. Jh. und mit Silbertabernakel.
Zwei Seitenaltar-Retabel (Claudius- und Dominikus-Altar) mit Heiligen-Schreinen vor der Predella.
Sr. Maria Xaveria von Kreitmayer und Priorin Maria Josepha Gerl
Stifter: Johann Andreas Pfreimbter, Hof-Kammer-Sekretär
1759 Benediktbeuern
Benediktinerabtei
Anastasiakapelle
Entwurf der Seitenaltar-Retabel und Ausführung der Auszugs-Skulpturalplastik. Abt OSB Leonhard Hochenauer († 1758)
Abt OSB Benno Vogelsanger
1759
München
Pfarrkirche St. Peter
Epitaph für Dekan Joseph Ignaz von Unertl. (H 3,60 m) Unbekannt
1759-
1762
Rott am Inn
Benediktinerabtei
Stiftskirche
St. Marinus und Anianus
Entwurf und Ausführung von:
Hochaltarretabel, Tabernakel und zusätzliche Assistenz-Figuren im Chor
Ausführung von zwei Seitenaltären im westlichen Chorpendant
Entwurf von Querachsenaltären im Oktogon. (Ausführung aller sechs  Altäre im Oktogon durch Bildhauer Joseph Götsch).
Ausführung Benedikts-Statue Fassade?
Abt Benedikt II. Lutz von Lutzkirchen,
reg. 1757–1778
1760–
1763
Sünching bei Regensburg
Schloss
Reliefs und Figuralplastik für den Altar der Schlosskapelle und den Festsaal. Alle Arbeiten mit Weiss-Fassungen in der Art von Stuck. Ausführung nach Vorgaben von Hofbaumeister François Cuvilliés. Graf Joseph Franz von Seinsheim
1761 München
Pfarrkirche St. Peter
Armenseelen-Altar. Zerstört im 19. Jahrhundert. Isodor und Notburga- Bruderschaft?
1761 Ramersdorf (München)
Pfarrkirche St. Maria
Kanzel. Abbruch bei Innenraum-Purifizierung 1866/72. Entwurf 1760 erhalten. Johannes Evangelist vom Kanzelkorb im Maximilianmuseum Augsburg. Apokalyptisches Weib von der Bekrönung in Privatbesitz. Unbekannt
1763
Oberschleissheim
Neues Schloss Schleissheim
Hof- und gartenseitige Portale des Mittelbaus mit je zwei Türflügeln und Supraporten. Kurfürst Max III. Joseph (Hofbauamt, François Cuvilliés)
1763
München
Karmelitenkirche
(heute in Bürgersaalkirche)
Schutzengelgruppe
P. Lukas Blessing
Karmelit
1763–    
1765
Weyarn
Augustiner-Chorherrenstift,
Stiftskirche
1763: Tabernakel im Hochaltar von 1693.
1763:Einzelfiguren hl. Sebastian und hl. Leonhard.
1764: Verkündigungs- und Pietà-Gruppe, tragbar für Prozessionen, im Langhaus aufgestellt.
1765: Mater Dolorosa in Jakobskapelle
Propst OA Augustin Hamel reg. 1753–1765
1764–
1766
Freising-Neustift
Prämonstratenser-Abtei
Stiftskirche
1764: Zwei Altarretabel (Josephs- und Kreuzaltar im östlichen, 3. Wandpfeilerjoch)
1764/65: Rokoko-Schnitzereien der Chorgestühl-Dorsale.
1765/66: Hochaltar-Kolonnaden-Retabel mit Tempietto-Tabernakel.
Abt Opraem Ascanius Hainsbogen
reg. 1740–1775
1765–
1768
Starnberg
Stadtpfarrkirche
St. Joseph
Hochaltar-Retabel mit zentraler Figurengruppe der Hl. Familie, die den Tabernakel bekrönt.
Kanzel (anstelle des Schalldeckels auffliegender Adler)
Pfarrei Starnberg,
Stifter: Joseph von Sedlmayr, fürst-freisingischer Hofkanzler
1767 München
Pfarrkirche St. Peter
Seitliche Erweiterungen des nördlichen und südlichen Chorgestühls von 1750.
Zerstört 1943.
Pfarrei St. Peter (Dechant Anton Ignaz Härtl)
1767
(um)
München
Pfarrkirche St. Peter
Eligiusaltar in der Katharinenkapelle im nördlichen Turmuntergeschoss. Graf Karl Wilhelm Stanislaus von Daun?
1767 Griesstätt
Pfarrkirche St. Johann Baptist
Tabernakel. 1870 entfernt. 1913 in die Asamkirche München versetzt. Heute dort nur noch zwei Engel vorhanden.
Kruzifix und Schmerzensmutter
Unbekannt.
(Ortsherrschaft:  Kloster Altenhohenau)
1768
(um)
Kirche St. Maximilian der Barmherzigen Brüder vor dem Sendlinger Tor Ausstattung durch Ignaz Günther. Die Kirche wird nach 1809 abgebrochen.
Der Hochaltar, stark zurechtgestutzt (verkleinert) heute in St. Johann-Baptist München-Johanneskirchen . Begleitfiguren Joachim und Anna im Nationalmuseum.
Kanzelentwurf 1768 erhalten.
Kurfürst Max III. Joseph und Graf Max Emanuel von Perusa
1768
Mallersdorf
Benediktinerabtei
Klosterkirche
St. Johannes-Evangelist
Hochaltar-Retabel, am Chorende. Assistenz- und Begleitfiguren wie Rott am Inn. Der niedere Sakramentsaltar mit dem Tabernakel (vor dem Mönchschor) von Mathias Obermayr. Abt OSB Heinrich VII.
Madlseder
reg. 1758–1779
Stifter: Joseph Oberbücher, Freising
1770–
1772
München
Bürgersaalkirche
Kanzel (zerstört), einzelne Figuren sind erhalten.
Modelle für Silberfiguren (1768)
Marianische Männerkongregation
1769–
1770
München
Hauptwache am Marienplatz
Mars-Bellona-Gruppe über dem Portal der Hauptwache, einem Gebäude von Cuvilliés d. J.
Im 19. Jh. durch Umbau zerstört.
Kurfürstlicher Hof
1770–
1771
Nymphenburg
Schlossgarten
Modelle 1:1 für Statuen von Mars und Pallas Athene. Ausführung in Marmor durch Roman Anton Boos 1777. Kurfürstlicher Hof.
1770
(nach)
Ingolstadt
Augustinerkirche
Die Kirche von Johann Michael Fischer wird 1945 zerstört.
Epitaphien für Johann Carl Joseph Graf von Preysing († 1770) und für Maria Theresia Josepha von Preysing-Rechberg (†1776)
Zerstört 1945 (Abbruch 1950)
Familie Preysing
1771–
1772
München
Frauenkirche
Fünf Eingangsportale, Entwürfe und Ausführung. Frühklassizistisch. Hauptportal 1744 zerstört. Vier Portale erhalten Stiftspropst Dr. Carl Anton von Vacchieri
1772–
1773
Bogenhausen (München)
Pfarrkirche St. Georg
Kanzel
(die beiden Seitenaltäre sind Werke von Joseph Heilsbrunner um 1777)
Max Emanuel Graf von Toerring-Jettenbach (Stifter)
1772–
1774
München
Frauenkirche
Dorsalreliefs (B 42cm H 111 cm) und neue Zwischenfelder im Chorgestühl von 1500. Entfernung anlässlich einer Purifizierung um 1860. 16 Reliefs sind museal erhalten. Stiftspropst Dr. Carl Anton von Vacchieri
1774
Nenningen
(heute Lauterstein BW)
Friedhofskapelle
Lebensgrosse Pièta in der Friedhofskapelle. (Nenningen ist seit 1810 Württembergisch,
der Stifter ist Oberhofmeister in München).
Max Emanuel von Rechberg und Rothenlöwen
1774–
1775
Arget
Pfarrkirche St. Michael
Hochaltar-Assistenzfiguren Cosmas und Damian in bunter und farbiger morgenländischer Tracht. Werkstattarbeit? Unbekannt (Stift St. Andreas Freising ist Kirchenpatron)

 

Zuschreibungen

Jahr Ort Werk
1752
(um)
Geppersdorf (Mähren)
heute Kopřivná CZ
Dreifaltigkeitskirche
Hochaltar-Retabel, Tabernakel mit Figuralplastik und Entwurf einer Silbermonstranz. Zuschreibung aufgrund stilistischer Merkmale der Figuren, erstmals 1954 von Vilém Jůza.
Bauherr ist Reichsgraf Johann Ludwig von Zierotin zu Ligenau
1756
Aibling
(heute Bad-Aibling)
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
«Der Choraltar ist vom berühmten Ignatz Günther Hofbildhauer in München» schreibt Westenrieder 1790, um dann anzufügen, dass die Figuren von Joseph Götsch seien. Günther dürfte Entwerfer des Hochaltars sein, wie auch ein Konzept (1759/60) für ein Schreiben wegen fehlender Bezahlung an den Magistrat von Aibling zeigt. Der Altar wird 1856 zerstört.
1772
(um)
München
Palais La Rosée (zerstört)
Minerva-oder Bellona-Statue aus dem Treppenhaus des ehemaligen Palais Toerring, später La Roseé an der Dienerstrasse. Heute ohne Fassung im Bayerischen Nationalmuseum.

 

Entwürfe von Ignaz Günther
Wichtige erhaltene Entwürfe, ohne Ausführungsauftrag oder mit Ausführung durch andere Bildhauer.
Siehe dazu auch: Die Handzeichnungen des Bildhauers Franz Ignaz Günther in https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/azgnm/article/view/36762

Harlaching   KanzelHieronymyten   Schongau   Grafrath
1754
St. Anna in Harlaching
    1756
St. Anna im Lehel
   1758
Mariä Himmelfahrt Schongau
   1759
St. Rasso Grafrath
             
Berg am Laim   Residenzkapelle    
1760
Berg am Laim München
  1761
Residenzkapelle München
  1771
Stiftskirche Ettal
  1774
St. Salvator Bettbrunn
       
 
Jahr Ort Werk Auftraggeber
1754 Harlaching (München)
Wallfahrtskirche St. Anna
Entwurf zum rechten Seitenaltar. Vereinfachte Ausführung um 1760 durch unbekannten Bildhauer. Ausführung weiterer Altäre und der Kanzel nicht durch Ignaz Günther. Unbekannt
1756 München
Hieronymitaner-Klosterkirche
St. Anna im Lehel
Kanzel. Konkurrenzentwurf (Präsentationszeichnung). Der Auftrag geht an Johann Baptist Straub. Unbekannt
1757–
1758
Schongau
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Entwürfe für den Hochaltar, der 1760/65 von Franz Xaver Schmädl nach dem Entwurf Günther (1758) ausgeführt wird.
Präsentationszeichnung
Stadtpfarrei, vertreten durch Dekan Johann Georg Jäncker
1759 München
Elisabethanerinnen-Kirche
Hochaltar-Entwurf (Präsentationszeichnung) für die vor dem Sendlinger-Tor gelegene Spitalkirche (veränderte Ausführung 1777) Kurfürstlicher Hof
1759
(nach)
Grafrath
Wallfahrtskirche St. Rasso
Hochaltar-Entwurf (Präsentationszeichnung) Ausführung nach Entwurf Günther durch Johann Baptist Straub 1765 (?).  Propst OA
Berthold II. Wolf von Diessen,
1760 München
Berg am Laim
Bruderschaftskirche
Entwurf zum Hochaltar in Konkurrenz zu den Entwürfen von Johann Baptist Straub. (Präsentationszeichnung) Keine Ausführung. Unbekannt. Bauherr ist Clemens August von Bayern.
1761 München
Residenz-Kapelle?
Entwurf zu einer Hl. Grab-Architektur. (Präsentationszeichnung) Kurfürstliches Hofbauamt?
1771-
1772
Ettal
Benediktinerabtei
Stiftskirche
Entwurf (Präsentationszeichnung) und Modell  zu einem transparenten Kolonnaden-Hochaltar-Retabel. Ausführung 1784 (klassizistisch) in Anlehnung an den Entwurf Günther. Abt OSB Bernhard II. von Eschenbach in Ettal, reg. 1761–1779
1774 Bettbrunn
Pfarr- und Wallfahrts-Kirche St. Salvator
Entwurf zum Rosenkranzaltar. Ausführung in veränderter (klassizistischer) Form 1794. Rosenkranz-Bruderschaft

 

Anmerkung

[1] Einzelfiguren, Ignaz Günther oder seiner Werkstatt zugeschrieben, meist ohne Herkunftsnachweis
(Jahr; Ort der aktuellen Aufstellung; Objekt):
1751 Bayerisches Nationalmuseum: Relieftäfelchen des Johannes Baptist (nach Paul Egell) 1754 The Institute of Arts, Detroit: Christus an der Geisselsäule 1755 Museum Starnberg: Starnberger Madonna (mit Bozzetti im MoMA NY und im Germanischen Nationalmuseum) 1755/60 Dietfurt an der Altmühl, St. Aegidius : Zwei kniende Engel am Tabernakel 1760/63 München, Kapelle der Barmherzigen Brüder: zwei Heiligenfiguren 1755/60 Röttenbach bei Erlangen, St. Mauritius : Petrus, Paulus und Mauritius 1763 Altmannstein, Heiligkreuzkirche: Madonna und Kruzifix 1755/60 Privatbesitz: Hl. Rupert (aus Altötting?) und Kruzifix 1760/65 Attel: Immaculata, heute Diözesanmuseum Freising 1760/70 Stuttgart, Landesmuseum: Statuette hl. Johann Nepomuk 1760/65 Bode-Museum Berlin: Hl. Michael als Bezwinger des Satans und kniende Immaculata 1760/70 Neuburg an der Donau: Christus auf Wolken in St. Augustin 1765/70 München, Provinzialat der Barmherzigen Brüder: Gruppe Johannes von Gott 1765 Ingolstadt, St. Moritz: Silber Immaculata, Modell Günther im südlichen Seitenaltar 1765/70 München, Theatinerkirche: Vierzehn Heiligenstatuetten, ehemals versilbert auf Seitenaltären 1765/70 Frankfurt, Liebieghaus: Kniender Engel 1766 München, Palais Preysing: Silberstatuen Florian und Nepomuk, heute in Aschau 1765/70 Scheyern, Klosterkirche: Bonifatius und Erasmus 1765/75 Bayerisches Nationalmuseum: Chronos; Erzengel Raphael; Joachim und Anna; Theresia von Avila und Joseph; Johannes Baptist; Modello für Hausmadonna; Reliefbüste hl. Maria vom Wohnhaus Günther 1770 Germanisches Nationalmuseum: Schwebender Engel 1770 Vierkirchen: Kruzifix und Mater Dolorosa in St. Jakob.

 

 

Porträt des Bildhauers Ignaz Günther von Martin Knoller 1774. Gemälde 56,7 cm B / 78,3 cm H Bezeichnet auf der Rückseite: Martin Knoller Pinx: 1774/ Effig. Fr. Jgnaz Gündthers /Sulp: nat Altmannstain: / 1725 Heute im Bayerischen Nationalmuseum Inv. Nr. 69/83 Quelle: Wikipedia
Zum Porträt siehe den Beschrieb im nebenstehenden Text unten!
Das Werk von Ignaz Günther wird als Gipfel- und Endpunkt der Münchner Rokokoplastik bezeichnet. Nach seiner Lehr- und Wanderzeit dauerhaft in der Residenzstadt ansässig, arbeitet er als Holzbildhauer und Altarbauer fast ausschliesslich für kirchliche Kreise in Ober- und Niederbayern. Seinen Lehrer Johann Baptist Straub überragt er schon bald nach der Werkstatteröffnung 1754 mit ausgereiften Altarentwürfen und durch die unverwechselbare persönliche Handschrift seiner Figuralplastik, die sich nicht nur in seinen höfischen Heiligen und seinen exzentrischen Engeln ausdrückt, sondern auch in seinen berührenden Pietà-Gruppen. Dem beginnenden Klassizismus begegnet er unvoreingenommen, wie die Portale und Chorgestühl-Schnitzereien der Frauenkirche zeigen.
Land (heute)
Oberbayern, Bayern D
Bistum 18. Jahrhundert
Regensburg
Land (heute)
Oberbayern, Bayern D
Bistum 18. Jahrhundert
Freising
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Ignaz Günther (1725–1775)