Martin Dallmayr (1612–1690)

Abt OCist von Fürstenfeld 1640–1690

Familie
Martin Dallmayr wird am 9. Oktober 1612 in Bernried am Starnberger See als Sohn des Zacharias Dallmayr und seiner Ehefrau Maria geboren. Der Vater steht in Diensten des Augustiner-Chorherrenstifts Bernried[1] und wird als «Camerer» bezeichnet. Er ist auch Schankwirt des stiftseigenen Wirtshauses.[2] Während ein weiterer Sohn, Gregor, später heiratet und die Schankwirtschaft weiterführt, besucht Martin Dallmayr bis 1629 das Jesuitengymnasium in München und wählt mit dem Eintritt ins Zisterzienserkloster Fürstenfeld den geistlichen Weg.
Auch zwei Neffen aus der Ehe seines Bruders Gregor mit Katharina Lautenbacher wählen später diesen Weg. Der eine ist Franz Dallmayr,[3] der 1655 in Fürstenfeld eintritt und 1661–1702 als Pater Eugen in Waldsassen wirkt. Der andere, Virgil Dallmayr,[4] ist 1696–1706 Abt in Wessobrunn.

Konventuale in Fürstenfeld

1629 tritt Martin Dallmayr ins Zisterzienserkloster Fürstenfeld[5] ein. Er kann als Klostername den Taufnamen Martin behalten. Nach Noviziat und Profess nimmt er 1630 das Studium an der Jesuitenuniversität Ingolstadt auf. Im Februar 1635 immatrikuliert er sich als «Physikus» an der Jesuitenuniversität in Graz. Vorher soll er sich noch im seit 1632 von den Schweden besetzten Augsburg aufgehalten haben. In Graz wird er im April 1636 zum Baccalaureus der Philosophie promoviert, kehrt dann aber nach Fürstenfeld zurück. Er wird Ende des Jahres zum Priester geweiht, feiert Anfang 1637 Primiz und ist schon im gleichen Jahr Seelsorger der Pfarrei Pfaffing mit den Filialen Bruck (heute Fürstenfeldbruck), Geising, Biburg und Zell. Er ist gleichzeitig auch Sekretär des Abtes Georg Echter.[6]


Abt in Fürstenfeld

Abt Martin Dallmayr
1640 resigniert Abt Georg Echter und zieht sich nach Aldersbach zurück. Der 20-köpfige Konvent wählt in Gegenwart der Äbte von Aldersbach und Fürstenzell am 5. Februar 1640 den 28-jährigen Pater Martin Dallmayr zum neuen Abt.
Bayern ist jetzt für einige Jahre nicht mehr Kriegsschauplatz. Gewalt, Hunger und Seuchen haben aber Spuren hinterlassen. Die Grundherrschaft ist entvölkert und auch der Viehbestand der klösterlichen Eigenwirtschaft ist dezimiert.[7] Trotz Kriegskontributionen und einem grossen Darlehen von 21 500 Gulden an den Kurfürsten ist noch Bargeld in der Kasse.

Konsolidierung der monastischen Gemeinschaft
Die ersten Massnahmen des neuen Abtes sind der Wiederherstellung der klösterlichen Disziplin nach den Wirren des Dreissigjährigen Krieges gewidmet. Zwar hausen die Schweden Ende 1646 nochmals im Kloster, der Abt muss kurzzeitig nach Raitenhaslach fliehen, aber nach dem Frieden von 1648 beginnt er eine zielgerichtete Aufbauarbeit. Fürstenfeld verzeichnet bis 1650 wieder vier Neueintritte, bis 1655 weitere fünf, darunter auch den Neffen des Abtes. 1665 zählt der Konvent 30 Mitglieder, am Ende seiner Amtszeit 1690 sind es 49. Die Hälfte der Neueintretenden haben bereits das Jesuitengymnasium in München besucht. Viele erhalten einen Teil ihrer Ausbildung in der klostereigenen Novizenschule. Die meisten studieren anschliessend in Dillingen oder Ingolstadt. Die vom Orden angeordneten Visitationen enden für Fürstenfeld immer ohne Beanstandungen. 1654 findet diese Visitation durch den Generalabt von Cîteaux statt. 1688 ist der Abt von Salem als Präses der oberdeutschen Zisterzienserkongregation Visitator in Fürstenfeld. Abt Martin Dallmayr selbst wird 1683 vom Generalkapitel in Cîteaux als Generalvikar und Visitator für die Provinz Bayern gewählt.
Das Wiedererstarken des Fürstenfelder Konvents erfordert und ermöglicht Wiederherstellungen der schwer beschädigten Bausubstanz der Konvent- und Ökonomiebauten. Schon 1645 baut Abt Martin den zerstörten Ostflügel mit dem Dormitorium wieder auf. 1661–1668 lässt er auch die mittelalterliche Klosterkirche wiederherstellen. Ihr Neubau, der dann durch seinen Nachfolger begonnen wird, kann von ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Betracht gezogen werden.

Die Kurfürsten und Fürstenfeld
Abt Martin Dallmayr erlebt in seiner Amtszeit drei Kurfürsten. Bis 1651 ist es der Kriegsherr des Dreissigjährigen Krieges, Maximilian von Bayern. Sein Sohn Ferdinand Maria von Bayern regiert bis 1679. Dann folgt der absolutistisch regierende Max II. Emanuel von Bayern. Die Beziehungen mit ihnen sind nicht unproblematisch. Weil Fürstenfeld Gründungs- und Hauskloster der Wittelsbacher ist und zudem nahe der Residenz München liegt, fühlen sich die Kurfürsten für Eingriffe und Intrigen berechtigt. Bei Abt Martin machen sie eine Ausnahme. Er wird von ihnen dank seiner soliden Aufbauarbeit geschätzt und versteht es zudem, geschickt die Umstände zu nutzen, dass die Kurfürsten das Kloster als Basis ihrer Hofjagden und als Kreditgeber für ihre privaten Aufwände betrachten. So schuldet Max II. Emanuel dem Kloster 1690 schon 50 000 Gulden.

Die Klosterpfarreien und Inchenhofen

Nebst dem Besitz von 1225 Höfen in 229 Ortschaften und zweier Stadthäuser in München und Esslingen sind dem Kloster Fürstenfeld fünf Pfarreien im Bistum Freising und vier Pfarreien im Bistum Augsburg korporiert, das heisst, die Einnahmen der Pfarreien fliessen nach Fürstenfeld, das im Gegenzug für die Seelsorge und für den Gebäudeunterhalt pflichtig ist. Fünf Kirchen dieser Pfarreien betreiben Klostergeistliche «excurrendo», sie werden von Fürstenfeld aus betrieben. Für weitere acht Kirchen besoldet das Kloster Weltpriester. Der Unterhaltsbedarf ist nach dem Dreissigjährigen Krieg stark angestiegen. Einige Kirchen werden während der Regierung von Abt Martin neu gebaut, darunter auch St. Magdalena in Bruck.[8] Besonders wichtig für Abt Martin ist die Wallfahrt zu St. Leonhard in Inchenhofen. Seine Aufnahme des Heiligen ins Klosterwappen zeigt dies. Sein Verdienst für Inchenhofen liegt in der von ihm gegründeten und 1659 vom Papst anerkannten Bruderschaft. Im gleichen Jahr erscheint sein Mirakelbuch, das alle Wunder an der Gnadenstätte beschreibt und das noch bis 1752 Neuauflagen erlebt.

Waldsassen

1621 siegt Kurfürst Maximilian I. von Bayern in der Schlacht am Weissen Berg über den Kurfürsten und «Winterkönig» Friedrich V. von der Pfalz. Dieser verfällt in Reichsacht. Maximilian I. nutzt die Gunst der Stunde und besetzt im gleichen Jahr die Oberpfalz. Er beginnt sofort mit der Rekatholisierung. 1628 wird ihm das Land endgültig zugesprochen. Die Rückgabe der acht Oberpfälzer Klöster an den Orden zögert er wegen ihren hohen Einnahmen hinaus. Der Kurfürst führt diese während des Dreissigjährigen Krieges seiner Hofkammer zur Deckung der Kriegskosten zu, einen Drittel überlässt er den zuständigen Bischöfen. Kurfürst Ferdinand Maria nimmt nach 1651 die Rückgabe an die Orden zwar zur Hand, trifft aber auf Widerstand des Regensburger Bischofs und auch der eigenen Hofkammer, die auf die Einnahmen nicht verzichten wollen. Der Orden lässt aber nicht locker. 1654 erhält Abt Martin Dallmayr vom Generalabt und dem Nationalkapitel der oberdeutschen Provinz den Auftrag, sich um die ehemalige Zisterze Waldsassen zu bewerben. 1661 verhandelt Dallmayr mit dem Kurfürsten und erreicht, dass er vorläufig nur drei Patres nach Waldsassen,[9] aber auch zwei in die ehemalige Frauenzisterze Seligenporten[10] senden muss. Die Patres sollen bis zur geplanten Rückgabe an den Orden Angestellte der Hofkammer bleiben.
1669 erfolgt die Rückgabe von acht der alten Klosterherrschaften an die interessierten Klöster der jeweiligen Orden. Sie müssen dafür hohe Zahlungen von 80 000 Gulden an das Domkapitel Regensburg und 10 000 Gulden an den Fürstbischof von Eichstätt leisten. Seligenporten kann Abt Martin Dallmayr für 7778 Gulden an den Kurfürsten abtreten. Für Waldsassen leistet er 43 333 Gulden Entschädigung an das Domkapitel Regensburg. Er muss fast die Hälfte dieser Summe zum Zinssatz von 5% aufnehmen. Für die beiden Hochstifte und den kurfürstlichen Hof ist die Rückgabe in erster Linie ein knallhartes Geschäft, auch wenn sie es als kurfürstlichen Gnadenerweis und Akt gläubigen Eifers darstellen. Allen übernommenen Oberpfälzer Klöstern, in den Augen des Landesherrn nun ihm untergeordnete Herzogsklöster, werden zudem die alten politischen Rechte, insbesondere die Vertretung im Landtag, dauerhaft verwehrt.

Bauabt in Waldsassen

Waldsassen ist jetzt Priorat von Fürstenfeld, geleitet von Superior P. Nivard Christoph. Zu den drei schon anwesenden Patres werden weitere drei Fürstenfelder Religiosen nach Waldsassen entsandt. Abt Martin ist hier viel anwesend und leistet zusammen mit dem kleinen Konvent eine ähnlich eindrückliche Aufbauarbeit wie in Fürstenfeld. Die Widerstände der pfälzischen Beamten und der Untertanen gegen die «ausländische» neue Herrschaft sind enorm. Dies, obwohl auch der Ort Waldsassen von der neuen Herrschaft profitiert und sich seit der Rekatholisierung schon bedeutend vergrössert hat.[11] Vom Abt selbst wird der Ausspruch überliefert, ihn nach seinem Tod nicht mit der Inful, sondern wegen Waldsassen mit einem «Martyrkränzl zu mahlen». 1675–1678 lässt er das zerstörte Abteischloss neu errichten. Bis 1681 kann er weitere sechs Fürstenfelder Konventualen nach Waldsassen entsenden und beginnt in diesem Jahr mit dem Klosterneubau nach dem Plan des Prager Baumeisters Abraham Leuthner. Die neuen Konventflügel südlich der Kirche sind für 50 Konventualen ausgelegt. Für die Ausführung ruft er den Baumeister Caspar Feichtmayr nach Waldsassen, der ihm aus Bernried familiär bekannt ist.[12] Feichtmyar ist aber nur ein Jahr tätig und wird 1682 durch den Bautrupp Leuthners unter der Leitung von Georg Dientzenhofer[13] abgelöst. 1685 legt der Abt den Grundstein für die neue Kirche, die aber erst 1690, nach dem Bezug der neuen Konventflügel begonnen wird.
Ein weiteres wichtiges Bauwerk der Abtei Waldsassen lässt der Abt durch Georg Dientzenhofer erstellen, zu dem er offensichtlich Vertrauen gewonnen hat. 1685–1689 baut ihm dieser die architektonisch bedeutende Wallfahrtskirche Kappl bei Waldsassen.

Tod und Neuwahl in Fürstenfeld
Nach 50-jähriger Regierung stirbt Abt Martin Dallmayr mit 78 Jahren am 22. April 1690 in Fürstenfeld. Bezeichnend für die starke Staatsbindung der Klöster Kurbayerns ist die Einsendung der Abteischlüssel an den Kurfürsten mit der Bitte, einen Termin für die Neuwahl festzulegen. Die sofortige Inventur, wieder durch staatliche Vertreter aufgenommen, ergibt einen Aktivsaldo von 108 209 Gulden.[14] Abt Martin hat also nicht nur eine gewaltige Aufbauleistung in Fürstenfeld und Waldsassen geleistet, sondern angesichts der riesigen Ausgaben für Ablösungssummen und Neubauten an beiden Orten auch sehr gut gewirtschaftet. Er findet sein Grab im Kirchhof des Klosters. Sein Grabstein, angefertigt in Salzburger Marmor, wird nach der Säkularisation zerstört.
Die Neuwahl ist am 6. Juni. Der gewählte neue Abt Balduin Helm[15] entlässt als eine seiner ersten Amtshandlungen die Abtei Waldsassen aus der Abhängigkeit von Fürstenfeld. Am 20. Juni wird Albert Hausner[16] zum ersten Abt Waldsassens nach der Wiederbesiedlung gewählt.

Porträt
Von Abt Martin Dallmayr ist kein zeitgenössisches Porträt vorhanden.
Ein Porträt der Rokokozeit stellt ihn, von einem unbekannten Maler vielleicht nach einem Gemälde des 17. Jahrhunderts angefertigt, als hageren Prälaten dar. Ob das Porträt wirklich individuelle Züge zeigt, muss offen bleiben.
Eine offenbar 1647 gefertigte lavierte Tuschezeichnung mit dem Chronogramm «Se tIbI fortVane VICtrIX sapIentIa IngIt FItMIor aD pVgnas possIt Vt esse IVas» (Die Weisheit drängt sich dir als Siegerin über das Schicksal auf, damit du beständiger in den Kämpfen bestehen kannst) zeigt Abt Martin im Kreise von 22 Zisterziensermönchen. Sie tragen die leinenfarbene Tunika, ihr Hausgewand, ohne das schwarze Skapulier mit Kukulle. Abt Martin nimmt thronend ihre Huldigung entgegen. Neben ihm halten zwei Gratulanten die Insignien Mitra und Stab, andere Kelch und Messgewand. Über dem Abt schwebt sein Namenspatron Martin. Die Köpfe von Abt und Mönchen haben keinen Porträtcharakter, so dass weder aus dem Porträt der Rokokozeit noch aus der Huldigungsdarstellung eine Aussage zum Aussehen von Abt Martin Dallmayr abgeleitet werden kann.   FuerstenfeldDallmayr1647

Wappen
Wappen von Abt Martin Dallmayr an oder in Gebäuden sind nicht bekannt. Sein persönliches Wappen ist quadriert. Es zeigt in Feld 1 und 4 in Blau einen aufspringenden schwarzen Hirsch und in Feld 2 und 3 in Silber den Kopf eines Mohren. Er kombiniert dieses Wappen gelegentlich mit einem quadrierten Klosterwappen. Derart ist es im Titelkupfer seines Irchenhofener Mirakelbuches zu sehen und farbig im «Arbor Bavarica» des Zisterzienserabtes Johannes Caramuel y Lobkowitz. Auch das derart erstmals zusammengestellte Klosterwappen ist quadriert. Abt Martin kombiniert hier offensichtlich alte Konvent- und Abteiwappen. Feld 1 zeigt die Mondsichelmadonna.[17] In Feld 2 ist der bekannte Zisterzienser-Schrägbalken zu sehen. In Feld 3 liegt der gespaltene Wittelsbacher Wappenschild und in Feld 4 ist in Rot der hl. Leonhard zu sehen. Der Patron von Inchenhofen hält im «Arbor Bavarica» die Ketten in der Hand, im Stich 1659 ist er als Abt mit dem Krummstab dargestellt.   FuerstenfeldDallmayrWappen
  Bildquellen:
Bayerische Staatsbibliothek

Pius Bieri 2018

 

Literatur
Ehrmann, Angelika; Pfister, Peter; Wollenberg Klaus (Hrsg.): In Tal und Einsamkeit. 725 Jahre Kloster Fürstenfeld. Die Zisterzienser im alten Bayern. Ausstellungskatalog. Fürstenfeldbruck 1988.
Klemenz, Birgitta: Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld zur Zeit von Abt Martin Dallmayr 1640–1690. Weissenhorn 1997.

Anmerkungen
[1] Das Augustiner-Chorherrenstift Bernried ist dem Bistum Augsburg zugehörig. Zu Zeit des Propstes Wolfgang Scriba (reg. 1592–1621) besteht der Konvent aus höchstens 12 Chorherren. Das Chorherrenstift wird 1803 säkularisiert.

[2] 1625 erhält Zacharias Dallmayr zusätzlich zum Schankrecht von Wein auch dasjenige von Bier und Branntwein.

[3] Franz Dallmayr (1636–1702), Profess mit dem Klosternamen Eugen in Fürstenfeld 1655 unter Abt Martin Dallmayr, ab 1661 in Waldsassen, dort 1690–1702 Konventuale unter Abt Albert Hausner.

[4] Virgil Dallmayr (1642–1706), Profess in Wessobrunn 1664, Abt 1696–1706.

[5] Zu Fürstenfeld siehe «Ehemalige Zisterzienserabtei und Stiftskirche Fürstenfeld» in dieser Webseite.

[6] Georg Echter, Abt OCist in Fürstenfeld 1633–1640. Er erlebt in seiner Amtszeit, vor allem 1633/34, die Verwüstungen und Übergriffe durch die Schweden und durch die Kaiserlichen im Dreissigjährigen Krieg, wobei Feind und «Freund» gleichermassen im Stiftsgebiet hausen.

[7] 1640 hat das Kloster zwar kein Weidevieh mehr, aber noch immer 33 Pferde, 23 Melkkühe, 16 Mastochsen und Schlachtvieh sowie 51 Schweine. Der Aktivsaldo beträgt 18 378 Gulden. Der Bargeldbestand beträgt 2500 Gulden. Dies relativiert die übliche Geschichtsschreibung: Dass Fürstenfeld um diese Zeit nahezu zerstört sei, die erste Kuh als Mitgift eines neuen Novizen eintreffe und der Bargeldbestand 115 Gulden betrage, kann deshalb als Märchen abgehakt werden.

[8] Heute Fürstenfeldbruck. Der Neubau von St. Magdalena ist in erster Linie ein Werk des Pfarrers in Bruck (des späteren Abtes Balduin Helm) als treibende Kraft, die Finanzierung wird durch eine 1642 von Abt Martin gegründete Rosenkranzbruderschaft gesichert.

[9] Zur Zisterze Waldsassen siehe den Beschrieb in dieser Webseite. Die 1661 nach Waldsassen entsandten Patres sind:
Pater Nivard Christoph (1627/28–1693) aus Bruck bei Fürstenfeld, 1647 Profess in Fürstenfeld, Studium in Dillingen und Ingolstadt, 1661-1690 Superior in Waldsassen.
Pater Eugen Dallmayr (1636–1702), der Neffe des Abts. Siehe zu ihm die Anmerkung 3.
Pater Gerhard Egenhauser (um 1625/30–1672).

[10] Seligenporten ist eine ehemalige Frauenzisterze bei Pyrbaum westlich Neumarkt in der Oberpfalz und liegt im Bistum Eichstätt. 1661-1669 wird das Kloster von den Patres Guido Feser und Bernhard Geiger aus Fürstenfeld verwaltet. 1669 kann es Abt Martin gegen Entschädigung abtreten. Der Kurfürst übernimmt Seligenporten und auch das Birgittenkloster Gnadenberg, um mit ihren Einnahmen 1671 das Salesianerinnen-Kloster Amberg zu gründen. Die Kirche Seligenporten wird gleichzeitig Pfarrkirche, die Klostergebäude sind heute abgebrochen.

[11] Man vergleiche den Plan Waldsassen 1621 mit demjenigen von 1670 im Beschrieb «Abtei Waldsassen» in dieser Webseite.

[12] Caspar Feichtmayr (1639–1704) aus Wessobrunn, in Bernried ansässig. Alle elf Kinder aus seiner Ehe mit einer Bernriederin haben den Bruder des Abtes Martin, Gregor Dallmayr und seine Frau als Taufpaten. Eugen Dallmayr, der Neffe des Abtes und jetzt Konventuale in Waldsassen, ist mit ihnen aufgewachsen. Caspar Feichtmayr ist 1669–1682 auch Baumeister in Benediktbeuern (Konventbauten, Festsaal und Stiftskirche). Dort ist Abt Placidus Mayr der Planer. In Waldsassen ist er an der Grundsteinlegung vom 25. April 1681 anwesend, die Baustelle dürfte sein Palier Schaidhauf betreut haben. Der Grund seiner Ablösung durch Georg Dientzenhofer ist unbekannt, dürfte aber in der doch zu grossen Distanz liegen. Dientzenhofer ist schon 1682 in Waldsassen wohnhaft.

[13] Georg Dientzenhofer (1643–1689) aus Oberuilpoint in Oberbayern ist seit 1675 in Prag tätig. Er ist der Schwager von Abraham Leuthner (1639–1701).

[14]  Saldo, ohne Vorräte und Liegenschaften, bestehend aus Forderungen von 75 650 Gulden und Bargeld von 33 059 Gulden. Diese Zahlen entsprechen wahrscheinlich den immer niedergehaltenen Angaben an die Obrigkeit, denn schon 1708 wird ein Aktivsaldo von 148 000 Gulden für 1690 genannt. Die Verschleierung des tatsächlichen Vermögens bedeutet angesichts des enormen Geldbedarfs des Kurfürsten eine Notwendigkeit für jedes Kloster Kurbayerns.

[15] Balduin Helm (1645–1720) aus München, Abt in Fürstenfeld 1690–1705. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[16] Albert Hausner (1647–1710) aus Neumarkt in der Oberpfalz, Abt in Waldsassen 1690–1710. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[17] Diese volkstümliche Mariendarstellung ist auch als Maria vom Siege oder Maria de Victoria bekannt. Sie ist die Darstellung der auf einer Mondsichel stehenden und bekrönten Muttergottes mit Kind. Maria hält in der Hand das Zepter, das Kind trägt den Reichsapfel. Die bekannteste Mondsichelmadonna steht seit 1638 auf dem Marienplatz von München. Maximilian I. erklärt sie zur «Patrona Bavariae». Hier dürfte auch das Vorbild für Abt Martin Dallmayr liegen. Denn die Zisterzienser verwenden üblicherweise das Bild der thronenden Muttergottes mit Kind, entsprechend der thronenden Traubenmadonna auf dem ehemaligen spätgotischen Hochaltar Fürstenfelds, die heute wieder in der Kirche aufgestellt ist.

Von Abt Martin Dallmayr ist kein zeitgenössisches Porträt vorhanden.
Ein Porträt der Rokokozeit stellt ihn, von einem unbekannten Maler vielleicht nach einem Gemälde des 17. Jahrhunderts angefertigt, als hageren Prälaten dar. Ob das Porträt wirklich individuelle Züge zeigt, muss offen bleiben.
Bildquelle:
Ausschnitt des Originals B 55 B / 73 H im Dioezesanmuseum Freising Inv A 17 0.
  Martin Dallmayr (1612–1690), Abt OCist 1640–1690 in Fürstenfeld  
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  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  9. Oktober 1612 Bernried Oberbayern D   Kurfürstentum Bayern  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OCist der Zisterzienserabtei Fürstenfeld   1640–1690  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  22. April 1690 Fürstenfeld   Kurfürstentum Bayern  
  Kurzbiografie              
 

Abt Martin Dallmayr wird während des Dreissigjährigen Krieges zum Abt von Fürstenfeld gewählt und führt die Zisterzienserabtei 50 Jahre. Er vollbringt personell und materiell eine unglaubliche Aufbauleistung, vorerst in der kriegsverwüsteten Klosterherrschaft, ab 1669 auch im oberpfälzischen Waldsassen. Diese in der Reformation aufgehobene Abtei führt er als Priorat und sorgt nebst der Neubesetzung durch Fürstenfelder Konventualen auch für den dortigen grossen Klosterneubau. Er ist eine charismatische und zupackende Führungspersönlichkeit. Dass er auch ein grosser Ökonom ist, zeigt die seinem Nachfolger hinterlassene gefüllte Kasse für den Klosterneubau in Fürstenfeld, die dieser 1691 beginnen kann.

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