Die Meister des Kirchen- und Klosterneubaus
von bis
1686 ~1690
~1692 ~1692
~1693 ~1693
1706 ~1712
1729 1729
1747 1747
1755 1754


Weyarn

Ehemaliges Chorherrenstift und Stiftskirche St. Peter und Paul

Von der Gründung bis zum Dreissigjährigen Krieg

Gründung 1133
1133 überträgt Graf Sigiboto II. von Neuburg-Falkenstein[1] seinen Herrschaftssitz Wiare («Vinarium cellam») an der Mangfall mit weiteren Gütern an den Salzburger Bischof Konrad zur Gründung eines Augustiner-Chorherrenstifts. Bischof Konrad I. ist Förderer der Augustiner-Chorherren und gründet, wie nun in «Wiare», dem späteren Weier und heutigen Weyarn, auch Stifte ausserhalb des eigenen Bistums. Die Güterübertragung des Grafen Sigiboto II. und seiner Ehefrau Adelheid von Sulzbach an den Salzburger Bischof dürfte mit den Sulzbacher Beziehungen zu Salzburg zusammenhängen. Der Gründungskonvent, vermutlich aus dem Domstift Salzburg, übernimmt den Herrschaftssitz auf der Geländeterrasse über der Mangfall.
Nördlich der überlassenen Burg bauen sie die erste Kirche, an sie nordwärts anschliessend die Konventgebäude.
Der Herrschaftssitz des Stifters an der Steilhangkante zur Mangfall wird 1136 abgetragen, nur die östlich angebaute Burgkapelle St. Jakobus erinnert noch an ihn.
Die Gründung von Weyarn fügt sich in die Welle der fast gleichzeitigen Neugründungen von Chorherrenstiften in den Grenzen des alten Bayerns ein. Allein im südlichen Oberbayern sind es 15 Neugründungen.[2] Für Weyarn behält sich Salzburg das Präsentationsrecht des Propstes vor, bis zum Ende der Klosterzeit haben die Konventualen deshalb nur Vorschlagsrecht für die Propstwahl. Nach dem Aussterben der Falkensteiner 1244 übernehmen die Wittelsbacher die Klostervogtei. Sie unterstellen Weyarn dem Landgericht Aibling.
   
 
  Zum grossen Stifterbild in der
Kirche mit der Klosterdarstellung
um 1720 siehe das Schlusskapitel.
Foto: Bieri 2024.

Lage
Die Mangfall ist ein kleiner Fluss, der als Ausfluss des Tegernsees beginnt. Bei Weyarn verläuft er in einem tiefen Taleinschnitt nach Norden. Am «Mangfallknie» bei Valley wechselt er die Richtung nach Osten, um bei Rosenheim in den Inn zu münden. Der Fluss ist nie schiffbar.
Die Neugründung liegt abgelegen ausserhalb wichtiger alter Verkehrswege, welche, wie die Römerstrasse von Augsburg nach Salzburg meist in Nordwest-Südost-Richtung verlaufen. Mehrfach kreuzen diese Fernwege aber die Nord-Süd-Verbindung von München über Weyarn nach Miesbach und Schliersee. Diese von Riedl 1803 als Chaussée beschriebene Strasse quert im Mühltal bei Weyarn die Mangfall und verbindet mit der linksufrigen Grafschaft Valley. Die Brücke ist schon bei Apian 1568 eingetragen, die Chaussée dürfte deshalb im 18. Jahrhundert eine Altstrasse ersetzt haben. Heute nimmt die Autobahn München-Salzburg als europäische Völkerwanderungsroute nach Italien bis zur Ausfahrt Weyarn fast den gleichen Weg und ist die Grundlage einer zwar geordneten, aber keineswegs unproblematischen Überbauung mit Einfamilienhäusern.[3]
   
Ausschnitt Weyarn aus Blatt 25 des «Reise Atlas von Bajern» (Adrian von Riedl 1803) mit der Chaussée von München über Höchenkirchen und Miesbach nach Schliersee. Die Karte (anklicken!) beginnt unten links bei München und endet oben rechts bei Schliersee (Nord ist unten!). Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.  



Von der Gründung bis zum Dreissigjährigen Krieg 
In den ersten fünf Jahrhunderten bleibt die Gemeinschaft klein. Während der bayerischen Gegenreformation wird Weyarn unter herzoglichem Druck 1549–1589 administrativ verwaltet. Zeitweise sind nur wenige Chorherren im Kloster, aber schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts festigt sich die Gemeinschaft, die unter Propst Wolfgang vor dem Dreissigjährigen Krieg wieder 12 Chorherren zählt. Die Augustiner-Chorherren wirken vor allem als Seelsorger der umliegenden Pfarreien. Die erste Inkorporation, das heisst die Übertragung einer Pfarrei mit allen Rechten auch am Kirchenvermögen, gelingt Weyarn 1372 mit der Pfarrei Neukirchen und sieben Filialkirchen. 1596 kommt es zur Übertragung der Pfarrei Osterwarngau mit sechs Filialkirchen, die westlich der Mangfall in der Grafschaft Valley liegen. Bis 1651 sind die Pfarrhöfe von sechs wichtigen Aussenposten und ihrer Filialkirchen jeweils von einem Chorherrn aus Weyarn besetzt. Die Lage dieser Pfarreien und die Besitzungen des Klosters im Hochmittelalter sind, wie dies die Karte zeigt, gleichmässig beidseits der Mangfall von Miesbach bis Aibling verteilt.
Vieles der Klostergeschichte dieser ersten Jahrhunderte bleibt im Dunkel. Lediglich zwei Klosterbrände und eine Kircheneinweihung von 1374 werden gemeldet.[4] Der Neubau umfasst einen gotischen Chor mit Umbau des romanischen Langhauses, vielleicht auch bereits mit einer Wölbung.

Das Chorherrenstift im 17. und 18. Jahrhundert

Aufbauarbeit während des Dreissigjährigen Krieges
Während des Dreissigjährigen Krieges wird Weyarn von einem ungewöhnlichen Propst geleitet. Valentin Steyrer[5] aus Schlehdorf tritt 1626 die Nachfolge an. Unter seiner 33-jährigen Regierung leisten 33 Novizen die Profess, der Konvent wächst bis 1659 von 10 auf 24 Mitglieder. Obwohl fünf jüngere Chorherren 1634 vermutlich an der Pest sterben, zählt der Konvent am Ende des Krieges noch immer 15 Mitglieder. Zwar flieht auch der Weyarner Konvent 1648 nach Tegernsee, aber die Region des oberen Mangfalltal wird von Truppendurchzügen und den entsprechenden Verheerungen verschont. Dies trägt sicher zu der erstaunlichen Entwicklung und schnellen Erholung des Klosters unter Propst Valentin bei. Nicht nur die Neuerwerbungen an Zehnten und landwirtschaftlichen Betrieben, auch die umfangreiche Bautätigkeit des Propstes bestätigen die Erholung. Der Propst ist auch Liebhaberarchitekt. 1627–1632 lässt er den Kloster-Kirchturm neu hochführen,[6] gleichzeitig muss er auch den erneuerungsbedürftigen Chor reparieren und das Gewölbe nach einem Einsturz 1628 sogar neu errichten. 1642 baut er die Maria-Hilf-Kapelle südlich der Stiftskirche.[7] 1646 gründet er eine «Seminar» genannte Klosterschule in Weyarn und baut dafür einen neuen zweigeschossigen Schulflügel an der Stelle der ehemaligen Burg am Abhang zur Mangfall. Die neue Schule erhält als frühe Bildungseinrichtung mit Internat grossen Zuspruch und wird später zum Gymnasium ausgebaut. Aufnahmebedingung ist die Beherrschung der Grundlagen der lateinischen Sprache. Auch diese Leistung mitten im Krieg ist erstaunlich. Seine vielen Kirchen- und Kapellenneubauten hält Propst Valentin in einem Bau- und Skizzenbuch fest. Unter ihnen ist die Wallfahrtskirche Weihenlinden bei Aibling das bemerkenswerteste Bauwerk. Hier plant und baut er 1653–1657 eine zweitürmige Emporen-Basilika um eine ältere Gnadenkapelle.[8]
    1. Im Baubuch des Propstes Valentin Steyrer ist eine Zeichnung der  Turmbaustelle von Weyarn festgehalten. Verfasser ist der Bruder des Propstes, der unten mit «Thomas Steÿhrer, Camerer zu Weÿher» signiert. Im Bild ist der Bauzustand 1627 festgehalten. Drei Geschosse sind gemauert. Ein Bockkran mit Flaschenzug hievt die Steinblöcke in das vierte Geschoss.
2. In einer weiteren Zeichnung des Baubuches hält Thomas Steyrer 1632 den fertiggestellten Turm fest. Falschinterpretationen dieser Zeichnung, die den Turm in den Proportionen stark verlängert darstellt, weisen das kraftvolle heutige Aussehen dem Baumeister Lorenzo Sciascia zu. Die einzige Änderung, die aber erst nach einem Brand von 1713 stattfindet, ist eine Veränderung der Schallöffnungen im obersten Oktogongeschoss und eine neue welsche Haube mit Laterne.

Bildquellen: Archiv des Erzbistums München und Freising.
Gemälde des Propstes Valentin Steyrer
im Wallfahrtsmuseum Weihenlinden.
Der Propst ist mit Zirkel und Zollstock
als Planer vor seinem neuen Turm von
Weyarn dargestellt.
Foto: Kathrin Müller 2005 in:
«Die Wallfahrtskirche Weihenlinden,
Baugestalt und Ikonographie im
historischen Kontext». 

Klosterneubau
Der verdienstvolle Propst Valentin Steyrer stirbt 1659. Mit seiner Tätigkeit hat der die Grundlagen für einen weiteren Aufschwung geschaffen. Sein Nachfolger ist Bernhard Glas,[9] der aber nur 11 Jahre regiert. Noch kürzere Zeit steht Propst Benno Zäch[10] dem Stift vor. Er stirbt 1675 mit 49 Jahren, nachdem er nur vier Jahre regieren kann. Als zweiter Bauabt beginnt er mit dem Neubau der zweieinhalbgeschossigen Konventflügel um den Kreuzgarten im Norden der Kirche, kann aber nicht mehr alle vollenden. Bei seinem Tod zählt der Konvent 21 Chorherren und einen Laienbruder.
 
Kirchenneubau
Anfang 1676 tritt Gelasius Harlas[11] die Nachfolge an. Zusätzlich zur Vollendung der Konventflügel wird er auch zum Bauherr der neuen Stiftskirche, für deren Bau er 1686 mit Baumeister Lorenzo Sciascia[12] einen Akkord über 2850 Gulden und 12 Reichstaler Leihkauf tätigt. Der Baumeister wird verpflichtet, den Turm stehenzulassen, die alte Kirche aber vollständig abzubrechen und alle Fundamente neu zu graben. Baubeginn ist im Frühjahr 1687. Der Bauverlauf ist nicht erforscht, nur das Weihedatum 1693 ist überliefert. Obwohl ein Weihedatum kaum je mit dem Bauabschluss gemein ist, wird von einer Bauzeit von sieben Jahren gesprochen. Die Kirche muss aber Ende 1688, spätestens 1689 gewölbt und fertiggestellt sein.[13] Bei der Weihe 1693 ist die neue Ausstattung noch nicht vollständig. Der Hochaltar, die Kanzel und auch die neue Orgel sind aber vorhanden. Noch zur Regierungszeit des Propstes Gelasius werden mehrere Wandpfeileraltäre im Langhaus neu gebaut.

Der Akkord des Propstes Gelasius
Harlas mit dem Baumeister Lorenzo
Sciascia ist erhalten. In ihm wird der
Baumeister verpflichtet, Langhaus und
Chor vollständig neu zu bauen. Der
Turm wird nicht erwähnt, ihn muss
Sciascia als bestehender Bauteil in
seinen Grundriss integrieren.
Quelle: Archiv des Erzbistums
München-Freising

 
1687 fertigt der Augsburger Stecher Johann Franck einen Stich mit den vollendeten Konventflügeln und der neuen Kirche (die aber in diesem Jahr erst begonnen wird) für den Propst Gelasius Harlas.
Quelle: Collectio Scriptorum, 1765. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
  1701 erscheint der Stich von Michael Wening in der «Historico-Topographica descriptio», nun mit dem Wappen des Abtes Praesidius Held. Im Wesentlichen stellt Wening die Anlage gleich wie Franck dar. Nur die Kirche zeigt jetzt den fertigen Zustand. Quelle: ETH Zürich.
 
 
1. Die Zeichnung der Klosteranlage nach Abschluss der östlichen Neubauten und Erweiterungen um 1712/15 ist Grundlage für die Klosterdarstellung im nebenstehenden Andachtsblatt von 1719. Sie dürfte von Johann Blasius Vicelli stammen. Die Vogelschau ist ein zuverlässiges Dokument der Gesamtanlage im 18. Jahrhundert. Quelle: Abbildungen von Augustinerklöstern, Nr. 74 (BSB München).
2. «Wahre Abbildung der Wunderthättigen Bildnuss Mariae Hilff beÿ dem Closter Weÿern Can. Reg 1719». Stich von Johann Blasius Vicelli (del.) und Simon Thaddäus Sondermayr (sculpsit). Quelle: Sammlung des Historischen Vereins von Oberbayern (Stadtarchiv München).

Prälaturhof und Kirchenraum-Umgestaltung
Der nachfolgende Propst Praesidius Held,[14] der 1698–1731 regiert, vollendet bis 1700 die Erstausstattung der neuen Stiftskirche. Altarbauer und Bildhauer werden auch bei dieser Ergänzungsausstattung nicht genannt. Der Spanische Erbfolgekrieg, der 1704–1714 die Administration Bayerns durch Österreich zur Folge hat und beim Bauernaufstand von 1704 viele Opfer aus Weyarner Pfarreien fordert, wird für das Stift kaum thematisiert. Grund ist ein Klosterbrand von 1706, der die Gebäude des östlichen Klosterhofes und auch den Oberbau des Kirchturmes erfasst. Propst Praesidius beginnt sofort mit dem Neubau der Anlage. Er zieht dafür den Maurermeister Caspar Gläsl[15] aus Reichersdorf bei. Im Vergleich der Vogelschauansichten aus Süden in den Stichen von Franck (1687) und Wening (1701) mit der Vorzeichnung zum Vicelli-Stich von 1719 aus der gleichen Perspektive ist die Leistung des Propstes und seines Maurermeisters erkennbar.[16] Aus einem östlichen Ökonomiehof haben sie mit dem «Richterhaus» im Süden und dem umgebauten Prälaturflügel im Norden einen repräsentativen Hof geschaffen und die Klosteranlage zudem um einen weiteren «äusseren» Ökonomiehof im Osten in barocker Regularität («in augustiorem formam») erweitert. Das oberste Geschoss des Glockenturms baut Caspar Gläsl neu. In die Regierungszeit von Propst Praesidius fällt zudem die Umgestaltung des Kirchenraums im Hinblick auf das kommende 600-Jahr-Gründungsjubiläum. Während sein Neubau einer Grabnischen-Gruft für die verstorbenen Domherren im «Catalogus» 1797 Aufnahme findet, wird die Neugestaltung des Innenraums durch Johann Baptist Zimmermann[17] mit keinem Wort erwähnt. Den vielleicht um 1690 noch nicht stuckierten Kirchengewölben fehlen bis zu diesem Zeitpunkt sicher die Fresken. Der Werktrupp Zimmermann stuckiert 1729 deshalb die Gewölbezonen von Chor und Langhaus neu und erstellt auch die heute raumprägenden Fresken. Mit dem Beizug des berühmten Stuckateurs und Malers schliesst Propst Praesidius sein Lebenswerk. Als er 1731 stirbt, zählt das Stift 28 Chorherren und einen Novizen. In der Klosterschule, dem «Seminarium studiosorum», werden inzwischen über 60 Jugendliche unterrichtet. Im Catalogus religiosorum von 1797 wird er als eigentlicher Restaurator des Stiftes bezeichnet.

Rokokozeit
1731–1753 regiert Propst Patritius Zwick.[18] Wie der gleichnamige und gleichzeitige Propst von Au am Inn ist auch er in Miesbach geboren.[19] Vom Vorgängerpropst gefördert, kann er seine Studienzeit in Rom verbringen. Er ist auch der einzige Weyarner Propst, der als Deputierter in der Landschaft vertreten ist. Seine Regierungszeit wird von einem erneuten Krieg überschattet, in den der Kurfürst erneut die Region und das Kloster hineinzieht.[20] Propst Patritius lässt 1747 die Emporenorgel von 1692 vom Orgelbauer Quirin Weber[21] umbauen und durch ein neues Werk (II/P/17) ersetzen. Während seiner Regierungszeit zählt das Stift 36 Religiosen.[22]
Sein Nachfolger ist Augustinus Hamel,[23] der dem Stift 1753–1765 vorsteht. Er ist der eigentliche Rokokoprälat von Weyarn. Von ihm stammt der südliche Erweiterungsbau des Seminargebäudes, den er 1756 errichten lässt. Der nach Osten bis zur Jakobskapelle reichende Bau enthält damals auch einen Theatersaal. 1755 zieht er den Münchner Bildhauer Ignaz Günther[24] für den Kreuzaltar mit dem Valeriusschrein[25] bei. Er versetzt diesen ursprünglich in der Kirchenachse unter den Chorbogen stehenden Altar schon 1763 an die heutige Stelle vor dem mittleren südlichen Wandpfeiler, lässt aber im gleichen Jahr von Günther auch den Tabernakel am Hochaltar erstellen. 1764 kann Günther für die Rosenkranzbruderschaft zwei Tragfigurengruppen für Prozessionen liefern. Die Pietà- und Verkündigungsgruppen stehen heute vor den Choreinzugswänden. Auch für die Jakobskapelle liefert Günther Altarfiguren. Für alle Weyarner Arbeiten zieht er den Fassmaler Nikolaus Nepaur bei.[26] Die Arbeiten Günthers und Nepaurs, vor allem die Verkündigungsgruppe, sind seit der Wiederentdeckung des Rokoko am Anfang des 20. Jahrhunderts Hauptanziehungspunkt für Barockinteressierte.
Propst Augustinus kann in seiner Regierungszeit 16 Neueintritte verzeichnen. Als er 1765 stirbt, zählt die Klostergemeinschaft 37 Mitglieder.
Der letzte Propst Rupert II. Sigl regiert 38 Jahre.[27] Unter ihm erreicht die Musik- und Theaterkultur in Weyarn eine Hochblüte, die sich in vielen erhaltenen Kompositionen manifestiert. Auch die Schule im Seminargebäude wird zum sechsklassigen Gymnasium ausgebaut und zählt zeitweise bis zu 100 Schüler. Die Anziehungskraft des Klosters zeigt sich auch in der noch immer wachsenden Zahl der Chorherrn. Die Säkularisation von 1803 setzt dieser Blüte ein abruptes Ende.

 

Von 1803 bis Heute

Die Säkularisation
Die Wirtschaftsgeschichte des Klosters Weyarn bleibt mangels erhaltener Quellen im Dunkeln. Erst als das bayerische Kurfürstentum für die entschädigungslose Enteignung allen Klosterbesitzes 1803 eine Inventarisation durchführt, ergibt sich auch für Weyarn eine Übersicht. Der Gesamtbesitz wird auf 152 441 Gulden geschätzt. Der Kapital-Positivsaldo beträgt 35 864 Gulden, dies bei nur 9317 Gulden Jahreseinnahmen. Damit ist Weyarn zwar eines der ärmeren Klöster im alten Bayern, das aber trotz der niederen Einnahmen sehr gut wirtschaftet. Die Säkularisation trifft hier ein blühendes Kloster. Noch 1797, fünf Jahre vor der Auflösung, vermerkt Propst Rupert im «Catalogus» 37 Chorherren, 4 Fratres und 2 Laienbrüder. Für 1803 werden unterschiedliche Zahlen genannt.[28]
Die Beschlagnahmung des Klosterbesitzes mit den Transporten aller wertvollen Bücher und Gemälden nach München erfolgt 1803 in der üblichen rücksichtslosen Art. Die bis 1805 andauernden Versteigerungen von Mobiliar, Grundstücken und Bauten erbringen nur einen Bruchteil der Schätzsumme. Zwar finden die landwirtschaftlichen Anwesen, die Schwaige und vor allem die Mühlen schnell Käufer. Alle Pfarrkirchen, auch die Stiftkirche, übernimmt der Staat. Die Gebäude um die vier Klosterhöfe werden durch verschiedene Käufer erworben. Der Abbruch ist die Regel. Das Brauhaus bildet die Ausnahme. Auch der westliche Konventflügel bleibt erhalten, weil einige der Chorherren, die keine Pfarrstelle angenommen haben, 1806 den südlichen Teil des Westflügels erwerben und so an Ort verbleiben. An sie erinnert die Grabtafel im Durchgang zur Kirche. Härter als die Chorherren und Laienbrüder, die immerhin eine Pension erhalten, trifft die Säkularisation die 68 Klosterangestellten, die nun einen neuen Arbeitgeber suchen müssen. Das Bildungswesen der Region wird mit dem Kampf des Kurfürstentums gegen Klosterschulen schon vor der Säkularisation stark getroffen. Der antiklösterliche Kurs der kurfürstlichen Bildungspolitik erlaubt ab 1799 keine Klostergymnasien mehr. 1802 sind nur noch 19 Schüler in Weyarn und 1803 wird das Seminar endgültig geschlossen.

Die Gebäude des ehemaligen Chorherrenstifts nach 1803

Die Sakralbauten
Die Stiftskirche ist schon vor der Säkularisation auch Pfarrkirche. Für das Gebäude trägt nach 1803 der Staat die Baupflicht. Eine erste Renovation folgt schon 1829, wie die Kartusche über der Empore zeigt. Weitere «Restaurierungen» folgen 1856, 1908, 1915 und 1931. 1970–1980 folgt eine Aussen- und Innenrenovierung. Der barocke Innenraum scheint unter den vielen Restaurierungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wenig gelitten zu haben, vielleicht wegen der fachgerechten Betreuung durch das Bauamt Rosenheim, aber sicher auch wegen des früh erwachenden Interesses an den Weyarner Werken von Ignaz Günther. Nicht nur die Stiftskirche, auch die beiden südlich liegenden Kapellen mit ihrer wertvollen Ausstattung sind gut erhalten. Sie werden allerdings nach 1803 nur dank Privatinitiativen vom sicheren Abbruch gerettet. Die alte Schlosskapelle St. Jakob, auch Seminarkapelle genannt, wird vom Chorherr Gerhoch Funk erworben. Er tritt sie 1824 an die Herz-Jesu-Bruderschaft ab. Die Maria-Hilf-Kapelle wird von einem Schreiner aus Wattersdorf erworben, der sie 1828 an die Pfarrgemeinde Weyarn verkauft.

Die ehemalige Klosteranlage
[Nummerierung gemäss dem nebenstehenden Lageplan]
Der grossen Anlage mit ihren drei Rechteckhöfen nördlich der Kirche wird nach der Säkularisation übel zugesetzt. «Bedauerlicherweise ist diese durch planlosen Abbruch nach der Säkularisation 1803 wohl zu der am unglücklichsten zerstückelten Klosteranlage Oberbayerns geworden; ihre Reste wurden obendrein noch bis in die jüngste Vergangenheit sachfremd umgestaltet bzw. bebaut, so dass man Mühe hat, die einst klare Anlage noch zu erahnen.»[29]
Die Zerstückelung während des 19. Jahrhunderts betrifft vor allem die städtebaulich ursprünglich klare Hofanlage mit Konventhof, Prälaturhof, Wirtschaftshof und Seminarhof. Mit ausbleibenden sinnvollen Kaufangeboten nach der Säkularisation sind die Abbrüche, und mit den bis zur heutigen Zeit andauernden Umnutzungen die vielen Zerstörungen durch Umbauten zu erklären.

Der westliche Konventhof
Der westlich gelegene Hof nördlich der Kirche ist der ehemalige Konventhof. Von den ihn umgebenden Flügeln ist nur der südliche Teil des am Abhang zur Mangfall liegenden Westflügels erhalten, der an die Kirche anschliesst [5.1]. Es ist der als Konventflügel bezeichnete Teil, den die acht Chorherren 1806 kaufen. Die nördliche Hälfte dieses Westflügels ist durch Aufstockungen und Umbauten zerstört. Der ehemalige Ostflügel mit der Bibliothek ist heute durch einen freistehenden, zweigeschossigen Bau des späten 19. Jahrhunderts markiert [5.4]. Erhalten ist von diesem Ostflügel einzig der kurze, an den Chor der Kirche anschliessende Teil mit unterer Sakristei und oberer Sakristei. Weil der Nordflügel [5.2], der ursprüngliche Hofabschluss, seit 1812 abgebrochen ist, bietet sich heute ein trostloses Bild. Der ehemalige Kreuzgarten ist nun ein nach Norden, in den ehemaligen Klostergarten geöffneter Parkplatz, der einzige Rest des zweieinhalbgeschossigen Konvent-Westflügels zudem lieblos umgebaut. Die Nutzungsgeschichte dieses Westhofes erklärt vieles. Nach wechselnden Besitzern im 19. Jahrhundert dient der ehemalige Westflügel als Waisenhaus der Stadt München, dann als Führerschule der Hitlerjugend, nach Kriegsende dienen die Gebäude als Auffanglager von Flüchtlingen, 1953–1984 sind sie Privatschule und 1998 erwirbt sie der Deutsche Orden.

Der mittlere Prälaturhof
Der ehemalige Prälaturhof, wie der zweite, östlich anschliessende Rechteckhof zur Klosterzeit genannt wird, ist eine Umgestaltung von Propst Praesidius bis 1713. Er hat seinen Namen vom nördlichen Prälaturflügel [6.1]. Dieser repräsentative Bau mit Festsaal im höherem Mittelrisalit fällt 1804 dem Abbruch zum Opfer. Weil im Ostflügel des Prälaturhofes die Brauerei [6.3] eingebaut ist, überlebt dieser ebenfalls höhere Bauteil die Abbrüche. Der Südflügel ist als einziger Bau in voller Länge erhalten. Der heute Richterstock genannte, zweigeschossige Barockbau mit dreischiffigem Durchgang vom Kirchenzugangshof zum ehemaligen Prälaturhof dient früher, darauf deutet der Name, als Sitz des Klosterrichters und enthält die Klosterapotheke [6.4]. Er ist nach 1803 Pfarrhof (anstelle des verkauften Pfarrhofs im Dorf) und dient heute als Pfarrheim und Rathaus. Der ehemalige Prälaturhof ist seit 2014 wieder in seiner ursprünglichen Gestalt zu erahnen. Der Umbau der Brauerei und der Neubau eines architektonisch sehr gelungenen zweigeschossigen Nordabschlusses [6.2] hinter den ausgegrabenen Fundamenten der ehemaligen Prälatur können als gelungene Stadtreparatur bezeichnet werden.[30]

Der östliche Wirtschaftshof
Der dritte Rechteckhof schliesst östlich an den Prälaturhof an. Zur Klosterzeit ist er als Ökonomie- und Bauhof mit zweigeschossigen, schlichten Bauten eingefasst. Den Nord- und Südflügel prägen mittig zwei Durchfahrten mit dreigeschossigen Torhäusern. Die Durchfahrt heisst heute Johann-Baptist-Zimmermann-Strasse. Nur noch im südlichen Teil bestehen einige Reste der alten Bauten [7.1], das südliche Torhaus ist abgebrochen und das nördliche Torhaus [7.2] wird umfahren, weil es inzwischen Wohnhaus ist. Weil zudem grössere Bauten in den ehemaligen Hof ragen, kann er heute optisch nicht mehr erfasst werden.

Der südliche Seminarhof
Der heute abwechselnd Rathausplatz oder Ignaz-Günther-Strasse genannte ehemalige Kirchenzugangshof ist der einzige Hof, der im westlichen Bereich den Aspekt der Klosterzeit bewahrt hat. Dies verdankt er dem Nordabschluss mit Stiftskirche und «Richterstock», der südlichen Begrenzung durch die Herz-Jesu- und Jakobskapelle und dem Westabschluss mit dem Seminartrakt . Alle diese Bauten sind noch Gebäude der Klosterzeit. Der Seminartrakt [4] von 1646 und 1756 zeigt heute mit seinen billigen Fenstern der Moderne und dem umgebauten Inneren allerdings nicht mehr die ursprüngliche Erscheinung. Er wird nach 1803 als Getreidekasten benutzt, ist dann wieder Schule und wird heute vom Deutschen Orden genutzt.

Der Klostergarten als fünfter Hof
Nördlich des ehemaligen Konventhofes liegt der ehemalige barocke Klostergarten des 18. Jahrhunderts. Er beginnt beim abgebrochenen Nordflügel des Konventhofes in der Breite von 46 Meter. Am Nordende sitzt, 75 Meter von der abgebrochenen Nordfassade entfernt, ein zweigeschossiges Sommerhaus [8.1] der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es ist, vielleicht ursprünglich sogar beidseitig, durch Arkadengänge mit dem Konventbau verbunden. Heute ist die nördliche Hälfte des westlichen Arkadenganges [8.2] noch immer erhalten. Das fünfachsige Sommerhaus ist mit einem Zeltdach gedeckt und wirkt trotz seines Neubaus in der Rokokozeit bereits klassizistisch. Weil der ehemalige Gartenhof von Überbauungen freigeblieben ist, ist auch ohne die fehlende Ostmauer und ohne den fehlenden barocken Gartens noch immer die Grosszügigkeit der damaligen Hofanlage spürbar.

Die Stiftskirche

Der Vorgängerbau im Grundriss 1669
Von der Vorgängerkirche, die 1687 abgebrochen wird, ist keine Ansicht enthalten. Die im gleichen Jahr datierte Vedute der Klosteranlage des Stechers Johann Franck, die von Michael Wening 1701 wiederholt wird, ist zwar auf 1683 rückdatiert, stellt aber eindeutig die von Lorenzo Sciascia geplante Kirche vor. Franck kann diese nicht kennen, übernimmt aber, sicher auf Wunsch des Propstes Gelasius, für den Stich das schon 1686 vorliegende Modell. Dass er die neue Kirche nicht gesehen hat, zeigt auch der Kirchenzugang am alten Ort im ersten Joch.
Die in einem Gesamtgrundriss des Klosters (1669) mit Massangaben beschriebene alte Stiftskirche, mit kurzem Langhaus und langem Chor, 1677 zudem brandgeschädigt, ist für einen Propagandastich offenbar nicht mehr erwünscht. Von dieser im Grundriss gezeichneten Kirche ist nur der Turm erhalten. In den «Kunstdenkmale» 1902 beschreibt Bezold den heute verschwundenen und nur noch in einer Neuinterpretation von 1913 vorhandenen Plan.[31]
1913
Bezold liest für das Langhaus die Innenbreite von 57 Fuss und die Innenlänge von 66 Fuss. Nimmt man den Münchner Fuss von 1662 mit 292 mm als Grundlage, hätte das Langhaus der Vorgängerkirche mit 16,6 m ungefähr die heutige Breite, wäre aber mit nur 19,2 m Länge über sechs Meter kürzer. Der gotische Chor mit 77 Fuss übertrifft die heutige Innenlänge um rund sechs Meter. Er hat die gleiche Breite wie das Mittelschiff und ist mit der heutigen Chorbreite von 8 Meter identisch. Die Neuzeichnung des Planes von 1913 zeigt ein Langhaus mit vier Jochen, aber mit unglaubwürdig zu Scheiben verlängerten Pfeilern. Die von Bezold vorgeschlagene Freipfeilerhalle wie Ebersberg ist damit schwer vorstellbar. Sicher ist deshalb nur der lange Chorneubau von 1374. Interessant ist der Zugang zur Kirche. Während die Chorherren vom damals höher gelegenen Kreuzgang einige Stufen «in die kirchen herab» steigen, ist für die auswärtigen Kirchenbesucher nur einEingang über den an der Südseite gelegenen Friedhof möglich.

Die im Text behandelte fragwürdige Grundriss-
Interpretation von 1913 einer heute verschwundenen
Grundrissaufnahme von 1669.
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.

Barocker Kirchenneubau

Architektur des Neubaus
Die neue Wandpfeilerhalle
Im Akkord vom November 1686 mit Lorenzo Sciascia vereinbart Propst Gelasius zwar den Abbruch der Vorgängerkirche, neue Fundamente, und einen Neubau gemäss einem vorgelegten Modell. Dies findet sicher im Langhaus so statt. Der gotische Chor wird gekürzt. Weil aber die Chorbreite durch den Turm vorgegeben ist, muss hier ein vollständiger Abbruch hinterfragt werden. Jedenfalls baut Sciascia den Chor in der alten Breite, kürzt ihn, und schliesst ihn mit einer neuen halbrunde Apsis ab. Im Akkord wird der Turm von 1627 mit keinem Wort erwähnt. Er bleibt unverändert stehen. Das Langhaus hat weiterhin vier Joche, ist nun aber mit 25 Meter Innenlänge bedeutend nach Westen verlängert. Eine zusätzliche schmale Vorhalle wird angefügt, über ihr weitet sich der Kirchenraum in der Breite des Chor-Triumphbogens als Orgelempore aus. Der Kirchenzugang verschiebt sich jetzt in diese Vorhalle, die nur über den Durchgang des Seminargebäudes und vom Kreuzgang zugänglich ist.
Der Innenraum ist dem Typus der Wandpfeilerhalle verpflichtet.[32] Der Langhaus-Mittelraum von 11 Meter Breite ist mit einer Längstonne gewölbt. Die vier Wandpfeilerjoche sind mit Quertonnen gewölbt, die mit Stichkappen in die Längstonne einschneiden und deren Widerlager bilden. Gurtbögen gliedern die Längstonne. Das Gesims des umlaufenden Gebälks auf einer Höhe von 10,5 m ist in Langhaus und Chor umlaufend und bildet für alle Gewölbe den gleichen Auflagepunkt. Die Längstonne mit Scheitelpunkt in 16,2 m Höhe ist damit im Langhaus eine klassische Rundtonne.
Die Wandpfeilerköpfe sind mit kannelierten Pilastern in Komposit-Ordnung besetzt, die sich in gleicher Art im Chor fortsetzen.
Der Kirchenraum ist nur gegen Süden mit hohen Fenstern belichtet. Beidseitige querovale Okuli in den Quertonnen ergänzen die Belichtung, die insgesamt ausgewogen wirkt. Weil die Gänge der zweigeschossig umlaufenden ehemaligen Erschliessung der Konventflügel in Weyarn auch an der Kirche als vierten Flügel durchlaufen, ist nordseitig keine direkte Belichtung möglich. Vom Obergeschoss-Gang ist aber in jedem Joch ein Fenster als Betplatz angebracht, in dem eine Brüstung in reichem Akanthus-Schnitzwerk eingesetzt ist.
 
Die Fassaden
Die abschliessende Westfassade steht zum Seminarflügel um vier Meter und zum Konvent-Westflügel um acht Meter zurück. Sie ist, weil nahe am Steilhang zur Mangfall gelegen und damit kaum erfassbar, einfach gestaltet. Drei Felder sind mit Pilastern gegliedert, über einem ausgeprägten Konsolgesims setzen sich die mittleren Pilaster in den Giebel fort und schliessen mit einem einfachen Gebälk.
Derart, mit Pilastern und Konsolgesims, sind auch die Seitenwände und der Chor gegliedert. Die Fenster sind abwechselnd mit Segment- oder Dreiecksgiebeln betont. Alle Weissfassungen wirken heute sehr dünn und der Verputz zu grob. Die Fassaden der gleichzeitig und ebenfalls mit Sciascia gebauten Kirche von Sachrang könnten einen Hinweis auf die frühere Ausführung geben.

Der Kirchturm
Der Turm von Propst Valentin Steyrer steht noch heute praktisch unverändert, so wie er bis 1632 gebaut worden ist und wie ihn sein Bruder Thomas in einer Zeichnung festgehalten hat. Falschinterpretationen dieser Zeichnung, die den Turm in den Proportionen schlanker darstellt, weisen das kraftvolle heutige Aussehen dem Baumeister Lorenzo Sciascia zu, der damit 1687 den Turm in sieben Geschossen neu gebaut hätte.[33] Die einzige Änderung, die tatsächlich nach einem Brand von 1713 stattgefunden hat, ist aber eine Veränderung der Schallöffnungen im obersten Oktogongeschoss und eine neue welsche Haube mit Laterne anstelle der Zwiebelhaube von 1630.

Dachwerk und Dachdeckung
Weil das Gewölbe des Langhauses zwei Meter in den Dachstuhl ragt, handelt es sich in Weyarn um ein offenes Dachwerk. Der unbekannte Zimmermeister, der den Dachstuhl um 1689 aufrichtet, baut diesen zweigeschossig.[34] Das untere Geschoss ist ein stehender Stuhl und überbrückt die Längstonne. Darüber ist ein liegender Kehlbalkenstuhl mit Hängesäule angebracht. Diagonalstreben dienen als Schubsicherung. Der Kirchendachstuhl ist trotz der Komplexität des offenen Dachwerkes über die Jahrhunderte stabil geblieben.
Das Dach ist heute mit Schindeln gedeckt, was ihm nicht nur einen angenehmen warmen Braungrauton verleiht, sondern auch das Eigengewicht des Daches gegenüber den üblichen neueren Doppeldeckungen mit Biberschwanzziegeln reduziert.[35]

Stuckaturen
Gewölbestuckaturen
1729 werden die Stuckaturen von der Werkstatt des Hofstuckateurs Johann Baptist Zimmermann erstellt. Propst Praesidius hat den jungen, damals in Miesbach wohnenden Stuckateur schon um 1708 für den Amtsraum des Hofmarkrichters und für das Refektorium beigezogen. Ein Jahrzehnt später ist Zimmermann gesuchter Freskant und Stuckateur, der vieles durch Gehilfen ausführen lässt. Seine Stuckaturen in den Kirchengewölben könnten den Ersatz einer einfachen Stuckgliederung von 1690 sein, von der aber nichts bekannt ist. Zimmermann berücksichtigt die vorgegebene Gewölbetektonik mit den trennenden Gurtbögen. Vor allem in den zwei Chorjochen demonstriert er die Synthese von Malerei und plastischem Stuck als Verschmelzung der Ebenen, wie er dies fünf Jahre vorher in der Bibliothek von Benediktbeuern erstmals angewendet hat. Hier öffnen kräftige Voluten das Mittelfresko zu den Grisaille-Ovalbilder der Stichbögen. Auf den eingerollten Voluten liegen Putti, die Blütengirlanden zu sich ziehen. Im Langhaus ist das Mittelbild mit den Stichbögen durch sich überlappende Rahmen mit Régence-Ornamentik verbunden. Die Ovalrahmen in den Stichbögen enthalten hier Vasen, seitlich rahmen Ranken Gitterwerkfelder. Ausgeprägte Régence-Ornamentik ist nur in den Gurtbögen vorhanden. Die Stuckaturen der Gewölbeflächen bestehen aus locker rahmenden Blatt- und Blütenranken. Die Rocaille fehlt noch vollständig, trotzdem kann das Rokoko bereits erahnt werden.
Die Stuckfarbigkeit mit den fast vollständig farbig hinterlegten Flächen und einer Grau- oder Gelbfassung der Stuckaturen ist ein Produkt der letzten Restaurierungen. Sie atmet noch immer das vergangene Barock-Verständnis einer gedämpften Gesamtfarbigkeit. Bezold beschreibt 1902 den Grundton noch mit Weiss.

Chorbogen
Beidseits des grossen Zifferblattes im Chorbogen-Scheitel sitzen zwei elegante Stuckengel. Sie zeigen mit der einen Hand auf das Zifferblatt von 1,5 Meter Durchmesser.[36] Mit der anderen Hand halten sie die Wappenkartuschen des Propstes Gelasius Harlas (links) und seines Nachfolgers, des Propstes Praesidius Held (rechts), der beiden für den Kirchenneubau und die Ausstattung verantwortlichen Bauherren.

Fresken
Johann Baptist Zimmermann ist nicht nur gesuchter Stuckateur, auch als Freskant zeigt er seit 1707 sein Können. Bisher sind es fast immer Bauwerke, in denen sein Bruder Dominikus die Oberleitung hat und in denen dieser auch die Stuckaturen ausführt, letztmals 1728 in Siessen. Wie schon in der Klosterkirche von Siessen lassen die Fresken in Weyarn einen neuen Malstil Zimmermanns erkennen, der 1731 zu einem ersten Höhepunkt in der Kirche Steinhausen bei Biberach führt.[37] Diesem begnadeten Universalkünstler überträgt Propst Gelasius die Gewölbefresken. Zimmermann und seine Mitarbeiter malen im Sommerhalbjahr 1729 in die vier Langhausjoche die grossen Bilder mit Themen der Augustinus-Vita und in jedes der zwei Chorjoche ein grosses Fresko mit den Martyrien der beiden Apostel Petrus und Paulus,  begleitet von je zwei Grisaillen aus dem Leben der Apostelfürsten. Gleichzeitig erstellen sie in den acht Abseiten-Quertonnen Fresken mit weiteren Szenen aus dem Leben des hl. Augustinus. Die bildliche Erzählung beginnt im ersten Joch links, setzt sich über das Mittelbild zur rechten Abseite fort, springt dann ins zweite Joch link über und endet so nach 12 Bilder im vordersten, vierten Joch rechts. Die einzelnen Themen sind im nebenstehenden Grundriss und in demjenigen des Kirchenführers erläutert.

Barocke Ausstattung

Altäre

Alle Altäre der Stiftskirche von Weyarn stammen aus der Erbauungszeit am Ende des 17. Jahrhunderts. «Die Einfachheit der Aufbauten dieser Altäre, bei denen das Hauptgewicht auf die architektonisch strengen Formen, kräftige Säulenstrukturen und wirksamen, aber nur spärlich dekorativen Schmuck gelegt ist, verrät italienischen Geschmack».[38] Die Säulenretabel sind, obwohl vielleicht für Stuckmarmor entworfen, in Holz ausgeführt und marmoriert. Entwerfer ist der Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff.[39] Der ausführende Altarbauer bleibt ungenannt.

Hochaltar
Vier glatte Säulen mit Komposit-Kapitellen stehen auf massiven auskragenden Volutenkonsolen, was wenig für einen Entwurf italienischer Prägung spricht.
Das innere Säulenpaar steht rechtwinklig vor. Das weit auskragende Gebälk trägt über den Säulen einen geschwungenen Sprenggiebel, der ein Oberstück in der Form einer Säulenädikula mit Ovalbild (Paulus) einfasst. Johann Baptist Untersteiner[40] malt das hochrechteckige Altarblatt mit der Schlüsselübergabe an Petrus. Zwischen den Säulen stehen auf separaten Konsolen die Statuen der hll. Augustinus und Ambrosius. Wie auch für die beiden Engel auf den Sprenggiebeln-Voluten kann kein Bildhauer genannt werden.
Anders ist dies beim Tabernakel mit den beiden adorierenden Engeln. Das wertvolle goldene und mit Silberschmuck versehene Gehäuse mit den beiden seitlichen adorierenden Engeln ist ein Werk von Ignaz Günther. Der Münchner Bildhauer liefert den Tabernakel 1763.[41]

Wandpfeileraltäre
Alle Seitenaltäre stehen eingemittet vor den Wandpfeilern und nutzen im Gebälk die volle Breite. Es sind Säulenretabel mit hohen Sockeln, glatten Säulen, meist mit Komposit-Kapitellen und gesprengten, teilweise eingerollten Segmentgiebeln. Eine Ädikula mit Schweifgiebel bildet das Oberstück. Die Säulenpostamente tragen jeweils links das Wappen des Stifters und verweisen rechts auf die Herkunft. Zwischen den Postamenten stehen vor der Predella, mit Ausnahme des Barbara-Altars und des Nikolaus-Altars, hohe Schreine der Rokokozeit. Meist enthalten sie gefasste Reliquien. Am Rosenkranzaltar dehnt sich der Schrein aus und ist bildhauerisch reich gestaltet. Auf der Predella der erwähnten Altäre des zweiten Joches fassen goldene Strahlenglorien ein von Putti begleitetes Herz-Jesu-Symbol.[42] Reiches vergoldetes Schnitzwerk lockert die Strenge der Architektur auf, bei jedem Altar aber in anderer Manier. Bei allen Retabeln erinnern Akanthus-Seitenbärte und auskragende Tragkonsolen an den vergangenen manieristischen Frühbarock. Vasen oder Füllhörner auf den Gesimsen, auch Girlanden, die im zweiten Joch sogar die jonischen Kapitelle bereichern, vervollständigen das schöne und einheitliche Erscheinungsbild aller Altarretabel.
Auch alle Altarblätter stammen aus der Erbauungszeit. 1902 bezeichnet sie Bezold als «bis zur Unkenntlichkeit zerstört». Davon ist heute keine Rede mehr. Dahinter muss viel Restauratorenfleiss stecken, aber die Maler werden trotzdem nur vermutet. Wieder wird der Maler Johann Baptist Untersteiner, der «Rubens von Tölz», genannt. Nun fällt auch der Name Johann Blasius Vicelli[43] aus Tölz.
Im nebenstehenden Grundriss kann die Lage der Altäre im Kirchenraum gelesen werden.

Übrige barocke Ausstattung

Kanzel
Die Kanzel ist ebenfalls ein Werk der Erbauungszeit um 1693. Sie ist von einfachem Aufbau. Der Kanzelkorb ist mit jonischen Säulchen gegliedert und enthält Ovalbilder der Evangelisten. Kräftiger vergoldeter Akanthus betont seine Tragkonsolen und bedeckt den bauchigen Tragkorb. Wie bei den Altären setzt sich der goldene Schmuck nach oben fort und fasst mit Lorbeerrahmungen die Bilder. Der Schalldeckel, wie der Korb sechseckig, ist kuppelüberdacht und trägt ein Kreuz. Am Gebälk hängt ein Lambrequin. Wie bei den Altären fehlt die Figuralplastik weitgehend.
 
Orgel
1747 baut der Dachauer Orgelbauer Quirin Weber in Weyarn ein neues Instrument mit 17 Registern auf der Westempore. Hier steht schon seit 1692 eine neue Orgel, von der Weber wahrscheinlich das Prospektgehäuse übernimmt. Noch 1880 zählt das Orgelwerk 17 Register. Es wird 1913 umgebaut. Ein letzter Umbau 1983 beseitigt die pneumatische Traktur wieder und erweitert die Registerzahl auf 22. Der Orgelprospekt überlebt alle Umbauten und Neubauten des Orgelwerkes. Seine Gestaltung mit zwei seitlichen, rund vorstehenden Türme und dem niederen dreiteiligen Mittelteil berücksichtigt die Wirkung des Westfensters. Das Gebälk der Türme und der Mittelfelder ist horizontal geschlossen. In dieser Form dürfte der Prospekt noch von 1692 stammen. Schleierblätter und Seitenbärte, auch die beiden Turmbekrönungen mit Wappenschilden und musizierenden Putti sind Werke der Erneuerung von 1747. Die Wappen verweisen auf den Bau von 1692 (aedificavit) und an die Erneuerung von 1747 (restauravit). Das in die Brüstung eingebaute Rückpositiv ist ein viel zu kleiner, und optisch störender Fremdkörper von 1962. Störend ist auch die Entfernung der drei darüberliegenden Emporen-Brüstungsfelder mit Akanthusschnitzereien.

Bildhauerwerke     
Nicht der Tabernakel von Ignaz Günther ist Hauptanziehungspunkt von Kunstfreunden. Es sind mehrere Bildwerke im Langhaus, die er und sein Fassmaler Nepaur 1755, 1763 und 1764 fertigen.

Valeriusschrein
Vor dem mittleren südlichen Wandpfeilerkopf befindet sich der ehemalige Kreuzaltar mit dem Glasschrein für den «Heiligen Leib» des Katakombenheiligen Valerius, den Propst Augustin 1755 nach einem Entwurf Günthers an der alten Stelle in der Mitte des Choreinzugs anfertigen lässt. Schon 1763 lässt ihn der Propst an die heutige Stelle versetzen. Die beiden auf dem Rokoko-Schrein sitzenden Engel sind Werke Günthers. Der Schrein von Weyarn dürfte einer der aufwändigsten und eindrücklichsten dieser Gattung sein.

Prozessionsgruppen «Verkündigung» und «Pietà»
Beidseits des Choreinzugs stehen die Verkündigungsgruppe und die Pietà, zwei der berühmtesten Werke des Münchner Rokokobildhauers. Beide Gruppen sind trotz ihrer Grösse, die,mit Tragbalken und Kreuz oder Gloriole 2 Meter beträgt, von der Rosenkranzbruderschaft für das Tragen an Prozessionen genutzt worden.
In der Verkündigungsgruppe kniet Maria am Betschemel unter der Gloriole mit dem Hl. Geist, während der Engel «tänzelnd, schwirrend» herbeirauscht. Die Gruppe der Verkündigung gilt als «Gipfelpunkt der Rokokoplastik Süddeutschlands».[44]
Ihr Gegenstück ist die Pietà oder Beweinung Christi. Maria hält den Leichnam Christ in ihren Händen. Ein Putto ergänzt die Dreiecksgruppe, in der ein Kreuz aufragt. Die Pietà von Weyarn strahlt trotz ihrer Ernsthaftigkeit die gleiche Überzeugungskraft wie die Verkündigungsgruppe aus. Bei beiden Prozessionsgruppen kann 1951 die originale Fassung wieder freigelegt werden.

Immaculata
Die Maria vom Siege genannte Prozessionsfigur steht heute im Chor rechts des Hochaltars. Auch sie ist von Ignaz Günther.

Pierre Fourier und Johann Nepomuk
Der Bildhauer der beiden überlebensgrossen Statuen über den Prozessionsgruppen beidseits des Chorbogens ist unbekannt. Es sind Werke der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[45]

Loggien, Oratorien

Die beiden seitlichen Eingänge im Chor zur Sakristei und zum Turm tragen in der Vertikalen eine Emporenloggia mit wertvollen Schnitzereien und Stuckaturen. Bereits auf der aufgebogenen Türverdachung sitzen Putti und halten über das mittlere Rundschild mit marianischer Symbolik eine Blumengirlande. Darüber liegt in der leicht breiteren Öffnung des Obergeschosses eine auskragende Empore. Ihre hohen Vergitterungen sind in dichtem Akanthus-Schnitzwerk von grosser Qualität gestaltet. Die über der oberen Öffnung angebrachte Stuckaturbekrönung weist in die Zeit der Erneuerung durch die Zimmermann-Werkstatt von 1729, die Emporen könnten aber noch Erstausstattung sein. Zur Klosterzeit sind sie vielleicht auch Musikerplätze, als Oratorien wäre ihre dichte Vergitterung und der südliche Turmzugang eher hinderlich. Im Gegensatz zu diesen beiden sind die Oratoriengitter im Obergeschoss der nördlichen Langhausabseiten zwar vom gleichen Schnitzer, aber leichter gestaltet.

Stifterbilder und Klosterwappen
In der Kirche sind zwei Stifterbilder aufgehängt. Das ältere ist ein Gemälde des 15. Jahrhunderts. Der Stifter, Graf Sigiboto II. steht im Vollharnisch vor einer Burg mit Kapelle, wahrscheinlich der Stammburg Weyarn. Er hält ein Fähnlein der bayerischen Wittelsbacher, undenkbar zur Zeit der Falkensteiner. Hingegen entspricht das Wappen zu seinen Füssen, in Blau ein goldener Falke mit rotem Halsring (der Dreiberg fehlt), dem Wappen der Falkensteiner, wie es im Codex Falkensteinensis überliefert ist.
Das jüngere Gemälde stammt aus der Zeit nach dem Wiederaufbau des Klosters um 1715. Der Stifter steht hier vor seinem Werk, dem Kloster Weyarn. Der Maler, vielleicht noch  Johann Blasius Vercelli, nimmt die Vogelschau-Vorzeichnung zum Stich von 1719 als Grundlage der Klosterdarstellung. Zu Füssen des Stifters hält ein Löwe das Falkensteiner-Wappen.
Die Pröpste des 17. und 18. Jahrhunderts verwenden das Stifterwappen nur selten. Als Klosterwappen hat sich inzwischen das Patronatswappen St. Peter und Paul eingebürgert. Die ins Andreaskreuz gelegten Schlüssel und Schwert, Insignien der beiden Klosterpatrone, liegen meist golden im geteilten Schild. Dieser kann im wenig heraldikbewussten Barockzeitalter von Weiss-Rot zu Rot-Blau und zu Blau-Rot ändern. Im grossen Klosterwappen über der Empore mit der Jahreszahl 1829 ist das Wappen Blau-Rot geteilt. Auch in den Wappen auf den Seitenaltären herrscht die Teilung Blau-Rot vor.

Pius Bieri 2024


Literatur

Sigl, Rupert II., Propst: Catalogus Religiosorum Weyarensium. Tegernsee 1797.
Bezold, Gustav von; Riehl, Berthold; Georg Hager: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes Oberbayern, 2. Theil. München 1902.
Hoffmann, Dr. Richard: Der Altarbau im Erzbistum München und Freising. Freising 1905.
Büttner, Frank und Rupprecht, Bernhard (Hrsg.): Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Band 1. München 1976.
Lampl, Sixtus: Gemeinde Weyarn in: Denkmäler in Bayern Band 1.15, Hrsg. Michael Petzet.
München-Zürich 1986.
Stutzer, Dietmar: Klöster als Arbeitgeber um 1800. Göttingen 1986.
Oberberger, Emmeram: Stiftskirche Weyarn. Kleiner Kunstführer. Regensburg 2005.
Köck, Bernd: Barocke Dachwerke, Konstruktion und Tragverhalten. München 2011.
Förderverein Kultur und Geschichte e.V. (Hrsg.): Klosterschätze. Band VIII der Weyarner Chronik. Weyarn 2019.

Danksagung: Der Kirchenpflegerin Frau Sabine Strauss, Weyarn, danke ich für die Mithilfe bei den Fotoaufnahmen.

Anmerkungen

[1] Sigiboto II. ist mit Adelheid von Sulzbach verheiratet, der Tochter des Stifterehepaars von Berchtesgaden und Baumburg. Er stirbt 1136 als Mönch im Kloster Weyarn. Sein zweiter Herrschaftssitz Neuburg-Falkenstein liegt zwei knappe Wegstunden östlich von Weyarn bei Vagen an der Mangfall und ist eine Höhenburg. Weil die Schenkung des älteren Sitzes Wayarn in der Schenkungsurkunde «Vinarium cellam» genannt ist, übersetzen Historiker den Schenkungsort wörtlich als Weinkeller. «Weinniederlage» wäre wohl für den Handel mit Weinen aus Tirol und Oberösterreich korrekter. Tatsächlich ist der Herrschaftssitz aber eine Burg. Sie wird beim Bau des Klosters abgebrochen. Sie wird beim Bau des Klosters abgebrochen. Das Geschlecht der Falkensteiner stirbt schon 1272 aus. Berühmt ist heute eine hochmittelalterliche Traditionsschrift, der «Falkensteiner Codex», die Cousin Sigiboto IV. als Vogt von Herrenchiemsee im dortigen Chorherrenstift schreiben lässt.

[2] In den alten Grenzen Bayerns (mit dem Innkreis) befinden sich im 18. Jahrhundert 23 Augustiner-Chorherrenstifte in 6 Bistümern. Anzahl der Klöster pro Bistum: Freising: 6 / Salzburg: 5 / Augsburg: 4 / Passau: 4 / Regensburg: 3 / Chiemsee 1. Alle werden zwischen 1070 und 1133 gegründet. Im südlichen Oberbayern sind es, von West nach Ost, die Klöster Rottenbuch, Diessen, Polling, Bernried, Schlehdorf, Beuerberg, Dietramszell, Weyarn, Beyharting, Herrenchiemsee, Reichenhall, Berchtesgaden, Au am Inn, Gars am Inn und Baumburg. Die derartige nachreformatorische Dichte in Bayern ist einmalig. Im bedeutend grösseren Gebiet zwischen Lech und Rhein mit den Bistümern Augsburg und Konstanz können sie an einer Hand gezählt werden.

[3] Sie wird als Reichsautobahn 1934–1936 gebaut. Die Mangfallbrücke kurz vor Weyarn mit 320 Meter Länge wird 1935 eingeweiht, die heutige Brücke mit jetzt sechs Fahrbahnen ist ein Bauwerk von 1981.

[4] Die Beschreibung dieser Kirche («dreischiffig im gotischen Stil») und auch derjenigen der romanischen Zeit (dreischiffige Basilika ohne Querschiff») sind Historikerannahmen. Die Grundrissnachzeichnung (1913) eines Klosterplanes von 1669 zeigt zwar eine Dreischiffigkeit des vierjochigen Langhauses, eine Gotik oder eine Basilika ist daraus aber nicht ablesbar.

[5] Valentin Steyrer (1595–1659) aus Schlehdorf. Profess 1615, Primiz 1619. Probst 1626–1659. Liebhaberarchitekt.

[6] Sein Bruder Thomas, zeichnerisch noch begabter, stellt die lebendige Baustelle mit Gerüst, Aufzügen und Steinmetzen dar. Sie ist im Weyarner Baubuch des Propstes Valentin enthalten, das heute im Archiv des Erzbistums München und Freising auf eine Digitalisierung wartet. Im Baubuch, welches auch eine wertvolle Quelle der damaligen landschaftlichen Bauweise ist, sind weitere Zeichnungen von Thomas Steyrer enthalten, unter anderem die Zeichnung des vollendeten Kirchturms von Weyarn.

[7] 1962 baut eine Immobilienfirma direkt an die Maria-Hilf-Kapelle einen Neubau, für den sogar die Sakristei tangiert wird.

[8] Die Urheberschaft von Propst Valentin Steyrer als Planverfasser von Weihenlinden ist durch Quellen gesichert. Der ausführende Maurermeister ist unbekannt. Der Kirchenbau ist ein Beleg, wie gebildete Geistliche zu dieser Zeit einem guten Baumeister ebenbürtig sein können. Ein weiterer interessanter Bau des Propstes Valentin ist die im Grundriss ovale und überkuppelte Allerheiligenkapelle in Reichersdorf. Die Wallfahrtskirche Weihenlinden ist aber sein architektonisches Hauptwerk. Leider fehlen Quellen zu seinen Studien bis zum Zeitpunkt seiner vorzeitigen Priesterweihe mit 24 Jahren. Dass er in seinem Weihenlindener Porträt mit Zirkel und Zollstock vor dem Kirchturm von Weyarn (nicht von Weihenlinden!) dargestellt ist, zeigt, dass er ebenso Propst wie Liebhaberarchitekt ist. Die Suche nach anderen Entwerfern ist völlig überflüssig.

[9] Bernhard Glas (1606–1671) aus Bernried. Profess 1636. 1651 erster Vikar in Weihenlinden. Propst in Weyarn 1660–1671. Er ist 1664–1671 Bauherr der neuen Wallfahrtskirche St. Johann Baptist in Föching bei Holzkirchen.

[10] Benno Zäch (1626–1675) aus München. Profess 1651. Propst in Weyarn von Februar 1672 bis Dezember 1675.

[11] Gelasius Harlas (1634–1697) aus Würzburg. Sohn des Hofratsekretärs Friedrich Harlas oder Harlass. Die Mutter ist Tochter eines Münchner Patriziers aus der Familie Ligsalz. Profess des Sohnes Gelasius 1654. Er ist 1676–1697 Propst in Weyarn. 1693 verleiht Papst Innozenz XII. ihm und seinen Nachfolgern die Pontifikalien. Der Neubau der Stiftskirche in Weyarn wird auf einen Brand (Dachstuhl?) von 1677 zurückgeführt. Das Wappen des Propstes Harlas zeigt in Silber ein mit rotem Hut bekleidetes rotes Mannsbild, das recht ungewöhnlich in einen silbernen Fischleib übergeht.

[12] Lorenzo Sciascia (1643–1694) aus Roveredo in Graubünden. Er ist vielleicht Neffe des berühmteren Domenico Sciascia (†1679 in Graz). Der italienische Namen Sciascia wird «schascha» gesprochen. Er wird von Sciascia auch Sciassia geschrieben. Falsch ist die bayerische Schreibweise Sciasca («schaska»). Zum Baumeister Lorenzo Sciascia siehe die Biografie in dieser Webseite.

[13] Sciascia baut anschliessend die Pfarrkirche in Gmund für 6000 Gulden in den Jahren 1688 (Akkord) bis 1690. Hier muss er auch den Turm neu bauen und den Innenausbau übernehmen. Sciascia baut das nur wenig kleinere Bauwerk mit Dachstuhl, Gewölbe und Kirchturm innert dreier Jahre ab Akkord. Deshalb muss angenommen werden, dass er in Weyarn für weniger als die Hälfte der Bausumme kaum länger als zwei bis zweieinhalb Jahre braucht.

[14] Praesidius Held (1659–1731) aus Dorfen. Profess 1679. Propst 1698–1731. Sein persönliches Wappen, ein Krieger auf der Burgzinne, ist auf dem Wening-Stich von 1701 und auf der Vogelschau um 1720 enthalten.

[15] Caspar Gläsl (1661–1734) aus Reichersdorf. 1712–1714 baut er die Pfarrkirche St. Sixtus in Schlehdorf. Sein 1660 geborener Bruder, der Freisinger Hofmaurermeisters Dominik Gläsl, wird in Weyarn getauft.

[16] Der bekannte Wening-Stich von 1701 basiert auf dem für den Prälaturhof präziseren Stich von Johann Franck (1687). Franck zeichnet die Prälatur als bestehenden zweigeschossigen Wohnbau (noch ohne Mittelrisalit) und den Süd- und Ostflügel als eingeschossige Ökonomiebauten. Wening transformiert Nord- und Ostflügel in zweigeschossige Ökonomiebauten. Franck ist glaubhafter, die Prälatur muss schon vor 1713 als verlängerter Nordflügel bestanden haben. Seine dargestellte Kirche dürfte er aber erst im Modell gesehen haben.
Die nicht datierte Zeichnung Nr. 74 in den Abbildungen von Augustinerklöstern (BSB) ist eine präzise Vorzeichnung zum weniger ausführlichen Stich des Malers Johann Blasius Vicelli von 1719 (Stadtarchiv München). Sie ist auch Grundlage der Klosteransicht im Stiftergemälde.

[17] Johann Baptist Zimmermann (1680-1758) aus Wessobrunn, Hofstuckateur in München. Siehe zu Zimmermann: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Zimmermann_Joh_Baptist.html

[18] Patritius Zwick (1692–1753) aus Miesbach. Taufname Franz. Profess 1709 in Weyarn. Studium 1710–1716 am Collegium Germanicum in Rom, wo er 1715 zum Priester geweiht wird. Propst in Weyarn 1731–1753. Er ist Deputierter der Landschaft, 1737–1745 als Prälatensteurer, 1745–1752 als Landsteurer und 1752–1753 als Verordneter.

[19] Im Chorherrenstift Au am Inn ist 1749–1761 ein sechs Jahre jüngerer Patritius Zwick aus Miesbach (Taufname Andreas) an der Regierung, der aufgrund des gleichen Wappens ein Familienmitglied mit dem Taufnamen Andreas (Bruder?) sein muss. Weil dieser die ersten Gymnasiumsklassen in Weyarn verbringt, sind Verwechslungen an der Tagesordnung. Das persönliche Wappen Zwick ist geteilt, oben ein wachsender Mann mit Zange, unten ein von drei Sternen begleiteter Sparren.

[20] Der Österreichische Erbfolgekrieg, in welchen Bayern vom Sohn des für die Verheerungen Süddeutschlands im Spanischen Erbfolgekriegs hauptverantwortlichen Kurfürsten hineingezogen wird, dauert hier 1741–1745 und hat erneut die Besetzung durch Österreich zur Folge.

[21] Quirin Weber (1693–1751) aus Dachau. Orgelbauer [https://kirchenundkapellen.de/kirchen/weberquirin.htm].

[22] Quelle: Schmidt’sche Matrikel des Bistums Freising 1740. Der Verfasser Franz Joseph Anton Schmidt beschreibt darin die Kirche als «nova est et elegans». Die anderen Angaben der Anzahl Religiosen nach dem Catalogus Religiosorum Weyarensium1797.

[23] Augustinus Hamel (1710–1765) aus Neuburg in der Oberpfalz. Studium an der Jesuitenuniversität Ingolstadt. Profess in Weyarn 1729. Propst 1753–1765.

[24] (Franz) Ignaz Günther (1725-1775) aus Altmannstein ist seit 1753 selbständig in München tätig. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[25] Der Valeriusschrein ist ein Rokoko-Glasschrien für den «Heiligen Leib» des Katakombenheiligen Valerius. Ob ihn Propst Augustinus oder sein Vorgänger erworben hat und wann die Translation in Weyarn stattgefunden hat, geht aus der verfügbaren Literatur nicht hervor.

[26] Die Lebensdaten des Fassmalers Nikolaus Nepaur sind nicht erforscht. Der Maler, der immer eng mit Günther zusammenarbeitet, wird nach dessen Tod Vormund der Kinder.

[27] Rupert II. Sigl (1727–1804) aus Holzkirchen, Profess in Weyarn 1745. Studium an der Jesuitenuniversität Ingolstadt. Propst 1765–1802.

[28] Christian Lankes schreibt in der staatlichen Webseite «Klöster in Bayern» (abgerufen 12-2022) unter dem Titel «Weyarn– Wein und Musik im wilden Tal» (Verdis Falstaff im wilden Bayern?) von 33 Chorherren, demnach wären von 1797 bis 1802 acht Chorherren verstorben, die Laienbrüder werden von ihm nicht erwähnt.
Dietmar Stutzer in: Klöster als Arbeitgeber um 1800 (1986) nennt 37 Chorherren, drei Laienbrüder und drei Bettelmönche (Franziskaner?). Dies klingt um einiges glaubhafter. Leider ist der digitalisierte Band 3-2 der Säkularisationgeschichte von Josef Maria Scheglmann auf den Seiten 694–705 nicht lesbar (bei Google allerdings keine Seltenheit!). Die Angaben sind daher nicht überprüfbar.

[29] Sixtus Lampl 1986 in Denkmäler in Bayern Band 1. Die trifft sicher zu. Die seither bereits getätigten Massnahmen (ehem. Prälaturhof mit Brauerei) lassen aber noch hoffen. Zudem kennt Oberbayern wichtige Klosteranlagen, die ebenso übel zugerichtet sind, wie Rott am Inn, Diessen und Wessobrunn.

[30] Bauten von Kehrbaum Architekten in München. Es wäre zu wünschen, dass diese architektonisch anspruchsvolle und gute Lösung auch für den Konventhof Anwendung finden würde.

[31] Bezold beschreibt 1902 in «Kunstdenkmale Oberbayern» den grossen Grundriss des Klosters von 1669, damals im Pfarrarchiv Weyarn. Er ist heute nur noch in der 1913 datierten Neuzeichnung eines Dr. Panzer aus Weyarn erhalten. Leider hat dieser versucht, den alten Plan aufgrund der eingetragenen Längenangaben (in Schuh) neu 1:250 zu zeichnen, das Schuhmass aber mit 32 cm angenommen, die Mass-Angaben aber nicht übertragen. Die Seitenschiffe der Kirche sind im Plan von 1913 ungleich breit gezeichnet. Mittelschiff und Chor haben mit 4,8 m die gleiche Breite wie das nördliche Seitenschiff. Der Plan darf deshalb nur in der generellen Raumanordnung ernst genommen werden. Die Frage, warum denn bayerische Historiker für Pläne des 17. Jahrhunderts mit dem Schuh- oder Fussmass von 32 cm rechnen, das in Oberbayern nie existiert, stellt sich allerdings nicht nur hier. Der Münchner Fuss beträgt bei den Plänen Barellis für die Theatinerkirche 292 mm und verkleinert sich bis 1783 (Westenrieder) auf 289 mm. Im Regelfall gilt der Fuss von München auch im Oberland.

[32] Mehr zum Typus der Wandpfeilerhalle siehe im Glossar diese Webseite unter https://www.sueddeutscher-barock.ch/ga-menuseiten/m71_Glossar.html, Buchstabe W.

[33] Die Idee, dass Sciascia dem Turm unter Beibehaltung der oberen oktogonalen Stockwerke ein massiveres und kraftvolleres Aussehen gegeben hat, muss vergessen werden. Denn im Akkord von Sciascia ist vom Turm keine Rede, eine Grundrissverbreiterung wäre ohne Totalabbruch gar nicht möglich, und selbst wenn 1627/30 ein schlanker Neubau stattgefunden hätte, wäre dies kein Grund für einen Neubau nach 50 Jahren. Die bei Lampl 1986 und im «Dehio» 2006 wiederholte Aussage, nach einem Brand 1713 seien die oktogonalen Obergeschosse neu gebaut worden, nennt immerhin die Beibehaltung des Unterbaus. Die Aussage «die oktogonalen Obergeschosse» betrifft aber nur die Veränderung des obersten Turmgeschosses.

[34] Bernd Köck hat den Dachstuhl 2011 untersucht und beschrieben. Seine Dachstuhlaufnahme habe ich in den Querschnitt eingetragen. Eine eingeschnitzte Datierung 1693 im Chordachstuhl verleitet ihn zu Annahme, dass der Dachstuhl, dessen dendrochronologische Datierung leider bisher nicht stattgefunden hat, im Jahr der Einweihung errichtet worden ist. Dies ist aber mit dem vorgegebenen Bauablauf (1. Rohbaukonstruktion, 2. Dachstuhl 3. Gewölbe 4. Putz und Stuck, Fenster, Böden, 4. Ausstattung) unmöglich.

[35] Am 22. Juli 1804 notiert der Chorherr Laurentius Ott eine Reparatur des Kirchendaches mit «Dachblatten» aus dem Abbruch des Kloster-Ziegelstadels. Zu dieser Zeit hat die Kirche demnach noch eine Einfachdeckung mit Biberschwanzziegeln.

[36] Das Zifferblatt ist im 18. Jahrhundert mit der Turmuhr durch ein Gestänge mit Umlenkgetriebe verbunden.

[37] Johann Baptist Zimmermann arbeitet als Stuckateur von 1719 bis 1725 in Ottobeuren, dann aber vermehrt in Schleissheim in Zusammenarbeit mit dem Venezianer Maler Jacopo Amigoni. Von Amigoni lernt er den Einbezug der Landschaft als Stimmungsträger in die Deckenmalerei. Amigoni verzichtet weitgehend auf die Anlage einer Quadratura mit scheinperspektivischer Architektur. Das Deckengemälde in Steinhausen ist ohne den Einfluss Amigonis nicht denkbar. Derart wird der Italiener zum eigentlichen Vater der Rokokomalerei in Süddeutschland. Mehr zu Amigoni, Siessen und Steinhausen siehe in den Beiträgen dieser Webseite unter:
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/a-g/Amigoni.html
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/s-z/Siessen.html
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/s-z/Steinhausen.html

[38] Richard Hoffmann in «Altarbau im Erzbistum München-Freising» (1905). Er befasst sich ausführlich mit den Weyarner Altären und vermutet den Baumeister Lorenzo Sciascia auch als Entwerfer. Weitere kunstgeschichtliche Würdigungen der Altäre sind bisher unterblieben.

[39] Johann Andreas Wolff (1652–1716). Im Archiv des Bistums München-Freising liegt in der Weyarner Planmappe der Entwurf zum Hochaltar von Weyarn, der auch die Bischofs- und Engelsfiguren umfasst. Er wird dem Hofmaler Wolff zugeschrieben. Das Entwurfsblatt gelangt 1722 nach Pfaffenhofen a. Inn. Der dortige Pfarrer legt es in Freising erneut vor, nun als Muster für den dort zu errichtenden Hochaltar. (Bomhard, Kunstdenkmäler I 86f., Tafel 12). Die spätere Ausführung in Pfaffenhofen unterscheidet sich vor allem in der Figuralplastik.

[40] Johann Baptist Untersteiner (um 1661–1713), kurbayersicher Hofmaler ab 1703, auch als «Rubens von Tölz» bezeichnet. Er ist Schüler von Nikolaus Prugger in München.

[41] Der Chronist Laurentius Ott berichtet, dass im Februar 1803 das Silber am Tabernakel von zwei kurfürstlichen Kommissären nach einer Zerlegung auf 1000 Gulden geschätzt wird und dass «der Wirt und andere Bauern» den Tabernakel mit ihrem Geld auslösen wollen. Die Kommissäre scheinen sich dann aber mit der «Verwüstung und Ausraubung des inneren Tabernakels» zufrieden zu geben. Jedenfalls ist heute der Tabernakel nicht durch Entnahmen teilzerstört.

[42] Die Strahlenglorien mit den vielen Putti stammen von Ignaz Günther, kommen aber erst im 19. Jahrhundert nach Weymar. Als Herkunft wird Unterdarching vermutet.

[43] Johann Blasius Vicelli (um 1650–1720), Maler und Fassmaler in Aibling. Er stammt aus einer Künstlerfamilie in Sillian in Tirol, deren Stammbaum noch nicht erforscht ist und mehrere Mitglieder in Oberbayern tätig sind. Sein Vater Johann (†1684) ist in Sillian Maler. 1670 heiratet der Sohn Johann Blasius in Aibling, wo er sich um diese Zeit niederlässt. Johann Blasius ist auch Verfasser des Kupferstiches einer Klosteransicht von 1719, zu der die Vorzeichnung hier abgebildet ist. Er dürfte auch Verfasser der Vorzeichnung sein.

[44] Zitate Adolf Feulner 1947 in «Ignaz Günther, der grosse Bildhauer des bayerischen Rokoko».

[45] Auf diese raumbeherrschenden Statuen geht nur der kleine Kunstführer (2005) ein, ohne aber die Periode oder den Bildhauer zu nennen. Pierre oder Petrus Fournier (1565–1640), ein lothringischer Augustiner-Chorherr und Gründer des Lehrordens der Welschnonnen, wird 1730 seliggesprochen (Heiligsprechung erst 1897). Der weibliche Lehrorden findet in den deutschen Bistümern im Rheingebiet bis nach Eichstätt schnelle Verbreitung, auch weil die Welschnonnen zweisprachig unterrichten. In Kurbayern sind keine Welschnonnen tätig. Umso erstaunlicher ist die Wertschätzung ihres Ordensgründers in Weyarn und auch in Dietramszell. In Dietramszell werden um 1760 am gleichen Standort die gleichen Heiligen von Bildhauer Schmädl in Monumentalplastiken eingefügt. Welcher der beiden befreundeten Pröpste beansprucht im gegenseitigen Wettbewerb nun den ersten Platz?


Die Gewölbefresken der Wandpfeiler-Quertonnen
Die Anordnung entspricht dem Grundrissplan

A. Fresken der Nordseite, von West nach Ost
     
1n: Augustinus mit Mutter hört
der Pedigt des Bischofs Ambrosius
von Mailand zu.

  2n: Der von Augustinus betreute Gast symbolisiert die gebotene leibliche Gastfreundschaft.

  3n: Die Diskussionsrunde um
Augustinus symbolisiert die
geistige Gastfreundschaft.

  4n:Augustinus und seine Vision vom Gottesstaat, die er in
22 Schriften vertritt.

B. Fresken der Südseite, von West nach Ost
     
1s: Taufe (387) von Augustinus durch Bischof Ambrosius von Mailand.   2s: Augustinus wird (394) in
Hippo von Bischof Valerius zum
Bischof geweiht.
  3s: Augustinus empfängt einen
Milchstrahl aus der Brust Mariens,
die «Lactatio».
  4s: Tod des hl. Augustinus (430
in Hippo)

             
Altarblätter und Stifterwappen der Seitenaltäre an den Wandpfeilern
Die Anordnung entspricht dem Grundrissplan

A. Altarblätter und Stifterwappen Nordseite, von West nach Ost
     
Gelasiusaltar N-1   Barbara-Altar N-2   Magdalena-Altar N-3   Dreifaltigkeitsaltar N-4
             
             
Stifterwappen Gelasiusaltar:
Propst Praesidius (links Klosterwappen, dat. 1700, rechts Wappen Praesidius Held).
  Stifterwappen Barbaraltar:
Michael und Barbara Steyrer in Talham (Wappenfigur Kranich wie Propst Valentin).
  Stifterwappen Magdalenenaltar:
Rechts: Eva Maria Pittlmayr zu
Inkofen.(Anm. 1). Links: Johann
Caspar Barth zu Harmating.
  Stifterwappen Dreifaltigkeitsaltar:
Ein hoher kirchlicher Würdeträger (keine Zuordnung wegen
schlechter Lesbarkeit).
             
B. Altarblätter und Stifterwappen Südseite, von West nach Ost
     
Antoniusaltar S-1   Nikolausaltar S-2   Anna-Altar S-3   Rosenkranzaltar S-4
             
             
Stifterwappen Antoniusaltar:
Propst Gelasius
(links Klosterwappen,
rechts Wappen Harlas, dat. 1697).
  Stifterwappen Nikolausaltar:
Propst Gelasius
(links Klosterwappen,
rechts Wappen Gelasius Harlas).
  Stifterwappen Anna-Altar:
Die beiden Wappen adeliger Stifter
müssen noch zugeordnet werden.

  Die durch Silberbildwerke verdeckten Wappen-Inschriften sind der Bruderschaft gewidmet.
(Zu den Bildwerken siehe Anm. 2)
             
             
Anmerkungen zu den Wappenbildern:
1 (Magdalenenaltar). Das Wappen mit dem goldene Sparren im von Rot zu Schwarz gespaltenen Schild ist das Wappen der Pittlmayr zu Inkofen (Oberpfalz), der Ehefrau von Johann Caspar Barth. Das Schloss Inkofen wird 1618 von Matthäus Pittlmayr (Bittlmayer) erworben. 1660 erbt es das Stift Mallersdorf. Das Wappen ist in der Abbildung bei Wening Band 3 (1723, Seite 77) ohne den offenen Flug als Helmzier abgebildet.
2 (Rosenkranzaltar). Die Stifterinschriften sind durch zwei mobile, silbergetriebene Rokoko-Plastiken verdeckt. Sie guten Rokokoarbeiten sind den hl. Dominikus und der hl. Katharina von Siena gewidmet..





Ehemaliges Chorherrenstift und Stiftskirche St. Peter und Paul in Weyarn
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Weyarn Kurfürstentum Bayern
Bistum (18. Jh.) Baubeginn
Freising Kloster 1646/1672
Kirche 1627/1687
Bauherren und Bauträger der Barockzeit
Propst Valentin Steyrer (reg. 1626–1659)
Propst Benno Zäch (reg. 1672–1675)
Propst Gelasius Harlas (reg. 1676–1697)
Propst Praesidus Held (reg. 1668–1731)
Propst Patritius Zwick (reg. 1731–1753)
Propst Augustinus Hamel (reg. 1753–1775)
Ideale Massverhältnisse und eine ausgewogene Beleuchtung prägen die Wandpfeilerhalle von Weyarn (1687/90). Die Altäre 1690/1700, Fresken und Stuck 1729. Foto: Bieri 2024.
Die Kirche (1687/90) mit dem Turm (1627/32), vom Seminarhof gesehen. Foto: Bieri 2023.
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Weyarn («Weier») in der Mitte der Karte von Philipp Apian 1568. Der Ausschnitt aus der Zusammensetzung der Blätter 38 und 45 umfasst den Fluss Mangfall vom Ausfluss am Tegernsee bis zum Mangfallknie bei Valley. Die der Mangfall zufliessenden Gewässer sind die Schlierach (aus dem Schliersee) und die Leitzach (aus den Voralpen bei Bayrischzell).
Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.
«Besitz des Klosters Weyarn und der Grafen von Neuburg-Falkenstein um 1200 n. Chr. im Inn- und Mangfalltal». Zeichnung von Dr. J. W. Dietrich 2005 in der Wikipedia. Die Pfarreien des Klosters Weyarn, Stand 1651, sind hier auf der Grundlage des historischen Atlas von Bayern nachgetragen.
Lageplan des Augustiner-Chorherrenstifts Weyarn und der näheren Umgebung mit dem Gebäudebestand des 18. Jahrhunderts. Die noch bestehenden Gebäude sind blau hinterlegt, die erst nach 1812 gebauten Gebäude rot gestrichelt. Für die untenstehenden Gebäudeerläuterungen wird die Nummerierung dieses Lageplans verwendet. Für Vergrösserung und Legende anklicken!
Kirche und Kloster aussen
Der Kirchturm, das Bauwerk des Propstes Valentin Steyrer, ist ein Bau von 1627–1632, der nur in den Öffnungen des Glockengeschosses und in der Haube nach 1713 leicht verändert wird. Foto: Bieri 2023.
Blick vom Seminarhof zum Seminarflügel von 1646 [4], dem ältesten Bauteil des Klosters. Rechts die Kirche und, angeschnitten im Vordergrund, der ehemalige Richterstock 1708 [6.4]. Auf dem Platz steht das Kriegerdenkmal (1899) und dahinter markiert ein Säulenstumpf die Lage der 1804 abgebrochenen Mariensäule.
Foto: Bieri 2016.
Am Seminarflügel sind die Wappen des Klosters (gekreuzte silberne Schlüssel über geteiltem Schild) und ein Wappenschild in einer ausgeprägten Helmdecke mit Flügeln zu sehen. Die Wappenfigur ist kaum mehr als Kranich des Propstes Valentin Steyrer zu erkennen, gilt aber trotzdem als sein Wappen, das einen stehenden Kranich in ungeteiltem Schild auf einem Hügel aufweist. Foto: Bieri 2024.
Glockenturm und Chorabschluss der Kirche mit dem einzigen erhaltenen Rest (drei Fensterachsen) des östlich anschliessenden, zweigeschossigen Konventflügels mit den Sakristeien [5.3]. Foto: Bieri 2024.
Das noch erhaltene ehemalige Richterhaus ist heute Gemeindehaus und Pfarrhaus. In seiner Mitte befindet sich der Durchgang zum ehemaligen Prälaturhof. Foto: Bieri 2023.
Das Kriegerdenkmal von 1899 auf dem Seminarhof, dahinter die romanische Jakobskapelle [2] mit dem Seminarflügel von 1756. Foto: Bieri 2024.
Die Westfront des Klosters am Steilhang zur Mangfall. Vorne der Seminarflügel von 1646 [4], die Kirche von 1687/90 [1] und der vorspringende Konvent-Westflügel [5.1] von 1675. Foto: Bieri 2023.
Die Kirchen-Westfassade weist trotz ihrer Lage abseits der Wege und Plätze eine schlichte und klare Gestaltung aus. Foto: Bieri 2023.
Der Rückblick vor der Westfront nach Süden zeigt, dass auch das ältere Seminargebäude [4] zur Kirche vorspringt. Foto: Bieri 2023.
Die Nordfassade der Kirche, vom ehemaligen Konventhof gesehen. Links (nördlich) ein niedererer Neubau des 19. Jahrhunderts [5.4] an alter Lage. Foto: Bieri 2023.
Am Nordende des ehemaligen Konventgartens steht ein Gartenpavillon [8.1] der Rokokozeit. Von den begrenzenden Einfassungen des Gartens ist noch der westliche Arkadengang in der Nordhälfte erhalten. Foto: Bieri 2023.
Die Architektur der Kirche
Grundriss der Kirche mit eingetragenen Altären und Fresken. Für deren erläuternde Legende bitte den Plan vergrössern.
Querschnitt
Der Querschnitt der Kirche, 1902 in der Kunstdenkmäler-Inventarisation in vorbildlicher Weise mit eingezeichneten Stuckaturen und Altären veröffentlicht, ist hier mit der Dachstuhlkonstruktion ergänzt.
Der Kircheninnenraum Richtung Chor in einer ergänzenden Fotoaufnahme mit weniger weitem Winkel als in der Titelfoto. Noch deutlicher sind hier die Qualitäten der Wandpfeilerhalle mit ihren grosszügigen Proportionen sichtbar.
Foto: Bieri 2024.
Der Blick rückwärts zum Eingang mit der Orgel über dem Eingangsvorraum. Auf die Orgel wird unten weiter eingegangen. Die wichtige und malerische Wirkung der Stuckaturen und Fresken von 1729 ist in dieser Ansicht hervorgehoben.
Foto: Bieri 2024.
Die vier nördlichen Wandpfeilerjoche (ihre Nischen werden als Kapellen bezeichnet) werden mit drei liegenden Okuli (Ovalfenster) über dem aussen umlaufenden, zweigeschossigen Konventgang belichtet. Im oberen Konventgang erlauben vergitterte Oratorien in jedem Joch einen Blick in das Langhaus. Vor dem Chor folgt in der Breite des südlichen Turms ein Zwischenjoch. Foto: Bieri 2024.
Die südliche Gegenseite ist mit vier Wandpfeilernischen oder Kapellen gleich gestaltet, hat aber in jedem der vier Joche zusätzlich zum Ovalfenster ein hohes Segmentbogen-Fenster. Deutlich ist hier das den Chor auch in der Breite definierende Zwischenjoch des Turmes von 1632/35 zu sehen. Foto: Bieri 2024
Frontalansicht der beiden vordersten nördlichen Langhausjoche. Im vierten, vordersten Joch ist das Okuli  (Ovalfenster) unbelichtet. Die mit reichen Akanthusgittern geschlossenen Öffnungen der Oratorien sind mit Stuckrahmungen versehen. Am dritten Wandpfeiler hängt die Empore. Foto: Bieri 2024.
Das Zwischenjoch ist wichtiges Gliederungselement . Die Jochbreite ist durch den Turm von 1635 vorgegeben. Hier das die Nordseite mit dem Zugang in die untere Sakristei und der Emporenloge der oberen Sakristei. Ihr Akanthusschnitzwerk ist dichter als dasjenige der Oratorien des Langhauses. Foto: Bieri 2024.
Stuckaturen und Fresken
Nachfolgend werden die Stuckaturen und Fresken von Johann Baptist Zimmermann (1729) in den sechs Gewölbejochen des Mittelraums, vom Eingangsjoch des Langhauses bis zu den zwei Chorjochen vorgestellt. Siehe auch die Erläuterungen zu den Fresken  im Grundrissplan. Alle Fotos: Bieri 2024.
Langhausjoch 1
Bekehrung des Augustinus im Jahr 386. Tolle, lege (nimm, lies) befiehlt ihm eine Stimme.
Langhausjoch 2
Augustinus überreicht als Priester in Hippo (römische Stadt im heutigen Algerien) an eine Gruppe von Männer die Regel für seine erste monastische Gründung für Laienmönche.
Langhausjoch 3
Augustinus, nun Bischof von Hippo, begegnet dem Knaben am Meer. Der Legende vom Knaben, der das Meer trockenlegen will, wird eine Versinnbildlichung der Dreifaltigkeit Augustinus zugeschrieben.
Langhausjoch 4
Stiftung des Klosters Weyarn. Mönche und Stifter erflehen Schutz vom hl. Augustinus, der auf Wolken über dem Kloster thront. Ein Knappe hält im Hintergrund das Wappenschild des Stifters.
Chorbogen mit Zifferblatt
Auf dem Chorbogen des eingezogenen Chors sitzen zwei Engel und halten mit der einen Hand ein Wappenschild und weisen mit der anderen Hand auf das grosse Zifferblatt, dessen Zeiger durch Gestänge mit der Turmuhr verbunden sind. Die Wappen ehren die beiden Baupröpste Gelasius und Praesidius
Chorjoch 1 (Zwischenjoch)
Das Fresko hat die Enthauptung des hl. Paulus zum Thema. Die seitlichen Grisaillen nehmen Bezug auf Ereignisse in der Paulus-Vita.
Chorjoch 2
Im Fresko ist die Kreuzigung des hl. Petrus dargestellt. Auch hier zeigen die begleitenden Grisaillen Szenen aus dem Leben des hl. Petrus..
Die Fotos der Gewölbefresken der seitlichen Quertonnen sind am Aufsatzende zu finden.
Hochaltar
Das Säulenretabel des Hochaltars von 1692/93 ist nach dem Entwurf von Hofmaler Andreas Wolff gefertigt. Es fügt sich in grossartiger Weise in die Chorapside ein. Mit Ausnahme des Rokoko-Tabernakels von 1763 ist es unverändert geblieben. Im Vordergrund der Volksaltar des 20. Jahrhunderts mit einem (Neo-Rokoko?)-Antependium. Foto: Bieri 2023.
 
Links: Der Altarentwurf des Hofmalers Andreas Wolff für den Hochaltar in Weyarn liegt im Archiv des Erzbistums Freising und München.
Rechts: Im Hochaltarblatt von 1693 stellt der Maler Johann Baptist Untersteiner die Schlüsselübergabe an den knienden Petrus dar. Die Szene wird vom späteren Tabernakel verdeckt. Foto: Bieri 2024.
Ignaz Günther liefert den prachtvollen Rokoko-Tabernakel 1755. Die Wirkung wird durch das ebenfalls silbern getriebene (Neo-Rokoko ?)-Antependium der Mensa beeinträchtigt. Auf den Säulenpostamenten des Altarretabels sind die Wappenschilde des Kosters (mit der Jahreszahl 1693) und des Propstes Gelasius angebracht. Foto: Bieri 2024.
Wandpfeileraltäre im Langhaus
Die Retabel dieser Altäre, alle in den Jahren 1693–1700 aufgerichtet, sind nach gleichem Entwurf gebaut und bisher nie verändert worden. Auch die Altarblätter stammen einheitlich aus diesen Jahren. Sie werden am Schluss separat vorgestellt. Altarbauer und Maler sind leider unbekannt. Nur die Bildwerke der Predellazone sind spätere Zutaten der Rokokozeit und der Moderne. Alle Retabel enthalten auf den Säulenpostamenten die Wappen der Stifter. Auch diese Stifterwappen werden am Schluss vorgestellt. Fotos: Bieri 2024.
 
Altäre im vordersten (vierten) Joch
Links: Dreifaltigkeitsaltar. Altarblatt mit Hl. Dreifaltigkeit. Vor der Predella Gehäuse mit Altöttinger-Madonna.
Rechts: Rosenkranzaltar mit Blatt der Immaculata inmitten der vierzehn Rosenkranzgeheimnisse. Vor der Predella Régence-Tabernakel mit Verkündigungsgruppe. Beidseits Silberbildwerke der hll. Dominikus und Katharina.
Altäre im dritten Joch.
Links: Altar der Maria Magdalena. Altarblatt: Die Heilige als Büsserin. Vor der Predella ein Reliquiengehäuse.
Rechts: Anna-Altar. Altarblatt mit Mutter Anna, Maria und Jesuskind. Vor der Predella ein Rokoko-Reliquiengehäuse.
 
Altäre im zweiten Joch. Beide Altäre enthalten vor der Predella Strahlenglorien mit Herz-Jesu-Symbolen im Zentrum. Je vier Putti bevölkern die Glorien. Es sind Werke ungeklärter Herkunft von Ignaz Günther.
Links: Barbara-Altar. Altarblatt mit Enthauptung der hl. Barbara von Nikodemien.
Rechts: Nikolausaltar. Altarblatt mit der Beschenkung dreier armer Töchter durch den Hl. Nikolaus von Myra.
 
Altäre im ersten Joch beim Eingang. Vor ihren Predellen stehen Bildtafeln des Neo-Rokoko und auf den Mensen Andachtsfiguren des 20. Jahrhunderts.
Links: Gelasius-Altar. Stifter ist aber Propst Praesidius. Im Altarblatt lässt Papst Gelasius I. († 496) Bedürftige beschenken.
Rechts: Antonius-Altar. Im Altarblatt hält Antonius von Padua das Jesuskind, über ihm die Muttergottes. Stifter ist Propst Gelasius.
Bildhauerarbeiten, Kanzel, Orgel
 
Die beiden Engel auf dem Valeriusschrein von Ignaz Gunther (1755). Fotos: Bieri 2023.
Beidseits des Chorbogens stehen heute unter den spätbarocken Statuen des hl. Petrus Forerius (eines erst 1730 seliggesprochenen Augustiner-Chorherrs) und des hl. Johannes Nepomuk die beiden ehemals bei Prozessionen mitgetragenen Gruppen der Verkündigung und der Pietà von Ignaz Günther. Fotos: Bieri 2024.
Die Verkündigungsgruppe von Ignaz Günther (1763) wird von Adolf Feulner 1947 als Gipfelpunkt der Rokokoplastik Süddeutschlands bezeichnet. Foto: Bieri 2023.
Die Gruppe der Beweinung Christi, meist Pietà genannt, ist das zweite Hauptwerk des Rokokobildhauers Ignaz Günther in Weyarn. Auch sie wird 1763 geliefert. Foto: Bieri 2023.
Die Kanzel am nördlichen dritten Wandpfeiler ist bei der Einweihung 1693 schon vorhanden. Sie enthalt am Korb Ovalbilder dreier Evangelisten. Das vierte Ovalbild mit Johannes ist in die Kanzelrückwand eingefügt. Foto: Bieri 2024.
1747 baut der Orgelbauer Quirin Weber in das Prospektgehäuse von 1692 ein neues Orgelwerk, das heute längstes ersetzt ist. Nur der Prospekt von 1692 hat alle neuen Orgelwerke überlebt. Er wird 1747, zusammen mit der Orgelempore, mit Schnitzarbeiten ergänzt. Drei leere Brüstungsfelder der Empore und das Mini-Positiv sind allerdings Eingriffe neueren Datums.
Foto: Bieri 2023.
Die beiden Orgeltürme erhalten 1747 Bekrönungen mit den Wappenschilden von Propst Gelasius (Jahreszahl 1692) und von Propst Patritius (Jahreszahl 1747), beide begleitet von musizierenden Putti. Damit wird der Umbau 1747 als Orgelerneuerung und nicht als Orgelneubau bezeichnet. Foto: Bieri 2023.