Die Meister des Kirchenumbaus (soweit bekannt)
von bis
1727 1727
1728 1728
1728 1728
1728 1728
1729 1732
~1732 ~1732
~1770 ~1770
~1770 ~1770


Propstei Rinchnach und Kirche St. Johannes der Täufer

Gründung
Die Gründung von Rinchnach geht auf den seligen Gunther zurück. Dieser, ein Thüringer Adeliger, tritt 1006 nach einer Begegnung mit Abt Godehard[1] im reifen Alter als Novize in die Benediktinerabtei Niederaltaich ein.[2] Er zieht sich 1008 als Einsiedler auf den drei Wegstunden nördlich von Niederaltaich gelegenen Ranzingerberg zurück, um dann 1011 mit Gefolgsleuten tiefer in den Wald ins Tal der Rinchnach vorzudringen. Dort gründet er eine neue Zelle. Ein kleines Gotteshaus zu Ehren von Johann Baptist wird 1019 geweiht. Legendäre Überlieferungen glauben an eine erste Zelle auf einem Berg bei Rinchnach, auf dem später die Wallfahrtskirche Frauenbrünnl gebaut wird. Die praktisch veranlagte Mönchsgemeinschaft, die schnell mit der Rodungstätigkeit an ertragsreichen Stellen beginnt, wählt aber für ihr Zuhause einen Ort im Tal mit Wasservorkommen. Ihre Tätigkeit findet schnell Anerkennung. 1029 kann Gunther in Augsburg eine Schenkungsurkunde des Kaisers Konrad II. empfangen. Der Kaiser schenkt der Neugründung ein genau umgrenztes freies Königsgut in der Grösse von 4 Quadratmeilen oder heutigen 200 Quadratkilometern. Nachdem sich Gunther 1040 aus Rinchnach zurückzieht, wird das Kloster als Propstei in die Abtei Niederaltaich inkorporiert.

Die Lage
Zur Gründungzeit der Propstei Rinchnach ist das gebirgige und bewaldete Land nördlich der Donau zwischen Straubing und Passau wenig besiedelt und kaum gerodet. Aber es ist nicht unbewohnt, denn schon im Frühmittelalter führt eine Saumstrasse vom Donauübergang bei Deggendorf als direkte Verbindung über das bewaldete Gebirge des Böhmerwaldes nach Schüttenhofen (Sušice) in Böhmen. Eine zweite, jüngere Saumstrasse beginnt am Donauübergang bei Niederaltaich. Dieser sogenannte Guntherweg vereinigt sich nördlich von Rinchnach, beim heutigen Zwiesel, mit der Altstrasse aus Deggendorf.[3] Er ist mit der Gründung des Klosters Rinchnach verbunden. Der Landausbau durch Rinchnach und das Mutterkloster Niederaltaich im 11. Jahrhundert vollzieht sich in der Folge hauptsächlich im Bereich der Saumstrassen nach Böhmen und in der grossen Klosterherrschaft von Niederaltaich.

Die Propstei vom 11. bis zum 17. Jahrhundert
Schutzvögte von Niederaltaich und Rinchnach sind seit 1060 die Grafen von Bogen. Nach deren Aussterben geht die Vogtei 1242 an die Wittelsbacher Herzöge. Nicht immer begreifen die Schutzvögte ihre Aufgabe auch als Beschützer. Noch 1240 überfällt der letzte Graf von Bogen die Propstei und den Ort Rinchnach. Alle Gebäude in Rinchnach, auch diejenigen der bis 1255 wiederaufgebauten Propstei, sind zu dieser Zeit noch Holzbauten. Im frühen 15. Jahrhundert baut der Niederaltaicher Abt Johann Kuchelmund[4] die Propstei neu, nun mehrheitlich in Massivbauweise. Bis heute sind seine neu gebaute Kirche, eine breite Freipfeilerhalle mit schmalem gotischen Chor und Turm auf der Nordseite, aber auch das südlich angefügte Propsteigebäude um den Kreuzgang, im Kern erhalten. Die Kirche kann 1438 geweiht werden.
Wie die Mutterabtei Niederaltaich muss auch Rinchnach immer wieder Brände und marodierende Truppendurchzüge erdulden. Meldungen von Grossbränden nennen die Jahre 1597 und 1693.[5] Verheerungen durch marodierende Truppen sollen schon 1488 durch böhmische und dann im Dreissigjährigen Krieg 1634 und 1641 durch schwedische Soldateska stattgefunden haben.[6] Sicher ist nur, dass die Bevölkerung und der kleine Konvent der Propstei[7] durch den Krieg, noch mehr aber durch eine erst 1649 ausgebrochene Pestepidemie stark dezimiert werden. Nach dem Hungerjahr 1650 rebellieren die Untertanen und verweigern Zins und Naturalabgaben. Noch bis zum Jahrhundertende setzen sich die Streitigkeiten, nun vor allem um die Verweigerung von Scharwerksleistungen fort, was nebst der erwachenden Mündigkeit der Bauern auch auf eine länger währende Nachkriegsdepression in der Propsteiherrschaft hinweist. Weder die Zeit des Dreissigjährigen Krieges in der Region, noch die Lage der Untertanen in der Propstei nach Friedensschluss hat bisher das Interesse von Historikern gefunden. Die Mutterabtei erholt sich jedenfalls trotz grossen Bauausgaben bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Der Wiederaufbau der 1693 durch einen Brand verwüsteten Propstei, der vom 1691–1702 amtierenden Propst P. Thiemo Mayr geleitet wird, lässt eine ähnliche Erholung  für Rinchnach vermuten.


Die Propstei im 18. Jahrhundert

Die Propstei in zwei Ansichten vor und nach 1693
Zwei Ansichten, beide aus Süden, zeigen den Zustand der Propstei vor und nach den durch den Brand von 1693 bedingten Umbauten.
Auf einem nicht mehr genutzten Altarblatt von 1688 ist die Propstei in ihrem Zustand vor dem Grossfeuer von 1693 gemalt. Die Ansicht lässt sich gut mit dem aus der gleichen Perspektive gezeichneten Wening-Stich von 1726 vergleichen. Wening (1645–1718) hat die Vorzeichnung zum Stich kurz nach den neubauähnlichen Umbauten der Propstei erstellt, der Stich muss um 1710 entstanden sein. Bei beiden Ansichten ist noch die Kirche des Abtes Johannes II. (reg. 1414–1434) zu sehen. Geändert hat inzwischen der Kirchturm, der lange vor dem Umbau von 1727/32 sein heutiges barockes Obergeschoss mit der welschen Haube und dem volutenbekrönten Laternenaufsatz erhält. Der Unterbau kann aber auch nicht, wie dies eine Inschriftentafel am Turm suggeriert, erst 1721 gebaut worden sein.[8] Gleich wie 1688 zeigen sich die vier Flügel um den Kreuzgang. Völlig neu ist 1688 nur der östliche, noch freistehende Prälatenbau mit den Treppengiebel. Er ist bei Wening als Verlängerung des Südflügels integriert und weist am östlichen Ende zwei flankierende Ecktürme mit Zwiebelhauben auf. Es scheint fast, als wäre nur dieser Prälatenbau 1693 zu «Stein-Hauffen worden» (Haiden 1732). Die den südlichen Hof umgebenden Ökonomiegebäude in der Ansicht von Wening entsprechen im Wesentlichen den von P. Placidus Haiden aufgelisteten Neubauten. Nur das Gartenhaus und die Neugestaltung der gotischen Fassade scheinen zeichnerische Phantasien zu sein.[9] Ein Gartenhaus in der Art des «Petit Trianon» hat Wening auch in seinem Stich zu Niederaltaich eingefügt.

Die Bauten der Propstei

Für die Arbeiten an den Propsteigebäuden nennt P. Placidus Haiden kein Baujahr. Er beschreibt die wahrscheinlich schon unter Propst P. Thiemo Mayr bis 1702[10] ausgeführten Arbeiten wie folgt: «Zu Rünchna ist der neue Stock mit denen Zellen für die anwesende Religiosen, das Bräuhauß, die Binder≈Wohnstatt, zweyerley Pferd≈Ställe, das Garten≈Hauß, etliche Städl mit dem völligen Einfang der Propstey vom Fundament aus neu ausgemauert, und der vorhabende Mayer≈Hof über die Helffte, das Richter≈Hauß samt der grossen Tafern aber völlig zum Stand gebracht worden.» Der Baumeister dieser Arbeiten ist unbekannt.

Der Kirchenumbau
1700–1739 regiert in Niederaltaich Abt Joscio Hamberger.[11] Er manövriert das Kloster erfolgreich durch den für Bayern verheerenden Spanischen Erbfolgekrieg, der 1704 nach der Flucht des Kurfürsten in französische Obhut zu einer zehnjährigen Administration durch Österreich führt. Aber schon im Kriegsjahr 1703 sollen alliierte Truppen in Rinchnach Verwüstungen angerichtet haben.[12] 1727 kann Abt Joscio mit der Einweihung der Stiftskirche von Niederaltaich umfangreiche Neu- und Umbauten in der Mutterabtei abschliessen. Im gleichen Jahr beschliesst er, die Kirche und die Propsteigebäude von Rinchnach umzubauen. Als Propst amtet seit 1720 P. Placidus Haiden.[13] Dieser schreibt in der Chronik zum Tausend-Jahr-Jubiläum: «Zu Rünchna ist seit anno 1727 die in letzter Brunst sehr beschädigte unsichere Closter≈Kirchen durchaus nach jetziger Bau≈Kunst und Manier, mit einem sauberen Haupt≈Schild am Frohn≈Bogen, worauf des Herrn Praelaten Wappen und Inschrifft; (Joscio Inf. Altahae Abbas. PERFECIT.) repariret, und der neue Kirchen≈Thurn mit einem gantzen Uhrwerck…» Abt Joscio zieht für die Kirche den jungen Baumeister Johann Michael Fischer[14] bei, der ihm in Niederaltaich von 1725 bis 1726 den Psallierchor neu gebaut hat. Rinchnach ist einer der frühen Sakralbauten, deren Bau Fischer übertragen wird. Der Baumeister ist in diesem Jahr auch mit dem grossen Stiftskirchenbau in Osterhofen beschäftigt, noch immer ist er am Turm-Neubau in Deggendorf tätig und baut in München die Kirche und das Kloster St. Anna im Lehel. Schon im April 1727 beginnt der Werktrupp Fischers mit den Bauarbeiten an der Kirche und beendet sie im gleichen Jahr. Die Bauzeit ist deshalb extrem kurz, weil Fischer keine Gewölbe mauern muss. Diese sind in Rinchnach Scheingewölbe und damit eine Arbeit des Zimmermeisters[15] und des Stuckateurs. Deshalb kann schon im folgenden Jahr der Innenraum stuckiert und freskiert werden. Nur der Maler der Fresken, Wolfgang Andreas Heindl[16] ist dank einer Signatur gesichert. Die Stuckaturen werden heute vermutlich zu Unrecht dem Oberpfälzer Johann Baptist Modler[17] zugeschrieben, und nicht mehr dem noch 1725 in Niederaltaich tätigen Franz Ignaz Holzinger aus Sankt Florian.[18] Wahrscheinlicher ist eine Arbeit des Gesellen Modler in Zusammenarbeit mit dem vielbeschäftigten Holzinger.[19] Bis zur Einweihung 1732 erfolgt auch die Neuausstattung, die der Niederaltaicher Klosterwerkstatt des Br. Pirmin Tobiaschu zugeschrieben wird.[20] Dazu zählen nebst den Seitenaltären und den Beichtstühlen auch das Chorgestühl, die Loggien, die Kanzel, die Brüstungsaufsätze der Emporen und auch das Prospektgehäuse der Orgel. Unbekannt bleiben die Meister des schmiedeeisernen Chorgitters und des 1732 sicher schon vorhandenen Orgelwerkes. Die Kirche ist 1732 vollständig ausgestattet.
Unter der 1764–1775 währenden Regierung des selbstherrlichen und zur Führung unfähigen Niederaltaicher Abtes Augustinus Ziegler wird 1770 der Hochaltar umgestaltet, an dem auch das Wappen des Abtes prangt. Das noch spätbarock wirkende Retabel wird dem Hengersberger Bildhauer und Stuckateur Benjamin Schreidter[21] zugeschrieben. Mehr zum Hochaltar siehe unten.

Die Propstei nach der Säkularisation

1803 erfolgt gleichzeitig mit Niederaltaich die Auflösung der Propstei durch das Kurfürstentum. Die in Rinchnach tätigen sechs Konventualen der Abtei Niederaltaich, drei sind über 70 Jahre alt, nehmen Pfarrstellen an. Die Kirche wird 1806 mit Unterhaltspflicht durch den Staat der neugegründeten Pfarrei übergeben. Die südlich um den Kreuzgang angeordneten Klausurflügel bestimmt der Staat zum Pfarrhof. Der östliche Herrenhausflügel und alle Ökonomiebauten werden vom Rinchnacher Wirt und Braumeister Franz Dietrich erworben. Vergleicht man die Uraufnahme der Landesvermessung mit dem heutigen Zustand, hat sich die ehemalige Klosteranlage trotz privater Nutzung wenig verändert. Nur der grosse, ehemals nur mit dem Haus Propsteigasse 4 belegte und von der Rinchnach durchflossene Klosterhof ist heute überbaut und nicht mehr als Platz wahrnehmbar. Die ehemaligen Propsteigebäude sind gut unterhalten. Die Kirche ist mehrfach im jeweiligen Zeitgeist restauriert worden. Eine erste derartige Restaurierung erfolgt schon 1857, dann 1901 und 1955. Die letzte Gesamtrestaurierung, nun im Sinne einer Konservierung ohne Eingriffe, erfolgt 1996.


Architektur und Ausstattung

Die Architektur des Kirchenbaus von Johann Michael Fischer

Der Vorgängerbau
Der gotische Kirchenbau, Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet, ist mit den Umfassungsmauern der heutigen Kirche noch immer präsent. Zwar ist das Langhaus dieser Kirche dreischiffig, aber nicht von basilikalem Querschnitt. Es ist, wie die Ansicht 1688 glaubhaft vermittelt, eine Freipfeilerhalle mit Achsmassen von ca. 4,9 / 8,5 / 4,9 Meter (Gesamtbreite 18,35 Meter), die alten Aussenmauern erreichen eine Höhe von zwölf Meter. Der stark eingezogene Chor mit einer Breite von 7,68 Meter ist polygonal geschlossen und hat Strebepfeiler. Das Langhaus weist nur an der Westfassade zwei diagonal vorstehende Eckpfeiler auf, es muss deshalb im Gegensatz zum Chor flachgedeckt sein. Nach dem Brand von 1693 dürften vom Langhaus nur noch die Aussenmauern und die Pfeiler gestanden haben. Sicher wird es schnell wieder eingedeckt. Der Dachstuhl über dem Chor könnte noch aus diesen Wiederaufbaujahren stammen. Der nördlich im Winkel von Langhaus und Chor stehende Turm ist mit einem Spitzhelm gedeckt. Seine unteren Geschosse dürften mit den heutigen identisch sein. Auch beim Turm werden, glaubt man einer Inschriftentafel, schon vor dem Umbau von Johann Michael Fischer die Obergeschosse 1721 in der heutigen Form erstellt.

Der Umbau von Johann Michael Fischer
Langhaus
Aus dem gotischen Freipfeiler-Langhaus formt Fischer einen Zentralbau als dreijochigen Saal mit Wandpfeilern. Er schrägt die Ecken stark ab und verformt sie zu tiefen Konchen. Diese Konchen flankieren damit an den Schmalseiten den Choreinzug und das Eingangsjoch. Sie bilden derart je einen «Prospekt aus drei Arkaden, zusammengefasst durch drei grosse Stichkappen und belebt durch schwingende Kurvung der Gebälkstücke».[22] Betont wird das Mitteljoch als Querachse, die den Raum dominiert. Doppelpilaster betonen ihre Auskehlung. Ihr unterbrochenes Gebälk und die doppelte Gurtbogenführung der Quertonnen verleihen der Mittelachse an den Längsseiten Triumphbogen-Charakter. Zusätzlich erfolgt die Betonung durch «Kaselfenster» wie die grossen kurvierten Fenster in Kartuschenform auch genannt werden. Im Mitteljochgewölbe in der Art einer Tonne mit grossen Stichkappen erfolgt eine zusätzliche Mittenbetonug durch eine kreisrunde und kuppelartige Laterne, die im Innern des Dachstuhls liegt, aber von Dachlukarnen Licht erhält.
Der komplexe Innenraum von Rinchnach ist stark von der kurvierten böhmischen Barockarchitektur beeinflusst, die Fischer in seinen Gesellenjahren kennengelernt hat.[23]

Chor
Der gotische Chor wird von Fischer lediglich innen überformt. Er gestaltet ihn dreijochig mit schmälerem Mitteljoch. Im breiteren, westlichen Joch kann der Gottesdienst aus dem südlichen Sakristei-Obergeschoss und vom nördlichen Turm in Loggien verfolgt werden. Der Raum ist mit einer Stichkappen-Tonne gewölbt. Der Dachstuhl bleibt unverändert.

Gewölbe
Fischer wölbt seine Kirchen meist mit gemauerten, sehr selten auch mit Holzgewölben. Sie sind aber immer selbsttragend konstruiert und deshalb vom Dachstuhl unabhängig. Einzige Ausnahme bildet sein Frühwerk Rinchnach.[24] Die Gewölbe sind hier im Verbund mit dem Dachstuhl hergestellte Scheingewölbe in einer Bohlenbogen-Lattenkonstruktion. Fischer war sich offensichtlich bewusst, dass die bestehenden Aussenmauern im Langhaus einem Massivgewölbe nicht standgehalten hätten. Er gibt dem Zimmermann einen offenen Dachstuhl und eine Gewölbeform vor, deren massive Erstellung gar nicht möglich wäre. Angesichts der vielen vorherigen Brandkatastrophen in Rinchnach würde man dies nicht erwarten. Die Erstellung des Dachstuhls und der Gewölbe sind aber eine bewundernswerte Zimmermannsleistung.

Fassade
Die Westfassade verliert beim Umbau ihre Eckpfeiler bis auf die Höhe der beiden Kapellen, die schon vorher den Eingang flankieren. Die nun flache Fassade wird mit wenig vorstehenden Lisenen dreiachsig gegliedert. Ein «Kaselfenster» ersetzt das grosse mittlere Rundbogenfenster. Neu ist der dem Krüppelwalm des Langhauses vorgesetzte Giebel. Er beginnt als gedrückter Schweifgiebel über einem Attikastreifen. Sein horizontaler Abschluss ist über einer Mittelnische aufgebogen. Die Fassade wird trotz ihrer Schlichtheit Fischer zugeschrieben.

Stuckaturen und Fresken

Stuckaturen
Der Auftragsstuck in den Gewölbeflächen ist geprägt vom Bandelwerk der Régence: «Band- Ranken- und Gitterwerk. Die Flächen der Gewölbekappen füllen Gitterwerkkartuschen mit zarten Blätterranken. Die Trennungs- und Bogengurten dekorieren ähnliche Motive. Um die Bilder zieht sich mehrfach ein Blätterkranz aus Blüten bzw. Efeublättern, ein Motiv, das auch in Niederaltaich vorkommt. Ausserdem werden aufgelöste Muscheln über den Bildscheiteln verwendet. Figürliche Motive, Putten und Engel finden sich nur bei den Wappenkartuschen über dem Chorbogen und über den Scheiteln der Mittelnischen des Langhauses, sowie über der Orgelempore»[25]
Auf diesen Kartuschen finden sich Inschriften und Wappen: Über dem Chorbogen die Wappen von Niederaltaich und des Abtes Joscio Hamberger sowie die Inschrift: J.A.I.A. (Joscio abbas inferioris Altahae) perfecit.[26] An der Nordseite das Wappen des Abtes Johannes Kuchelmund und das Monogramm J.A.I.A. (Johannes Abbas inferioris Altahae) natus Regensis coepit.[27] Bernhard Hilz und das Monogramm B.A.I.A. (Bernhardus abbas inferioris Altahae) refecit.[28] Über der Orgel das Wappen des Propstes Placidus Haiden und hinter der Orgel die Inschrift: Tempore R.P.H. (= Placidus Haiden) S. S. Th. D. et Praepositi nati Regensis effecit.[29]

Deckenfresken
Zur Lage der Fresken siehe den Grundriss mit dem Beschrieb der Bildthematik
1996 wird eine gutgemeinte, aber die Fresken beeinträchtigende Gewölbesanierung von 1957 rückgängig gemacht.[30] Seither zeigen sich die Gewölbefresken von Wolfgang Andreas Heindl  wieder im Erscheinungsbild von 1728. Die Fresken im Langhaus schildern Szenen aus dem Leben des sel. Gunther und des hl. Johann Baptist, den beiden Kirchenpatronen. Nur das Fresko in der Laternenkuppel im Zentrum des Langhauses weicht davon ab. Hier malt Heindl in einer zum Himmel geöffneten Scheinarchitektur die Verehrung des Kreuzes durch die vier Erdteile. Die Gewölbefresken im Chor betreffen Marienthemen (Tempelgang, «Immaculata», Vermählung), in den Kartuschen und an den Wänden auch Szenen mit Heiligen und Seligen der Abtei Niederaltaich. Unter die Orgelempore malt Heindl eine musizierende Engelschar zu Ehren des Heiligen Geistes.

Die Ausstattung

Hochaltar
Das mächtige Hochaltarretabel nimmt die volle Breite und Höhe des Chorabschlusses von 7,6 m x 12 m ein. Es steht frei vor der polygonalen Chorausweitung mit den ehemals drei Fenstern und im Gegenlicht der beiden verbliebenen Öffnungen. Beim Umbau 1727 wird das Mittelfenster zugunsten eines Altarbild-Freskos des Vorgängeraltars zugemauert. Dieses Fresko wird 1770 durch den heutigen Altar abgedeckt, ist aber noch erhalten. Das Retabel von 1770 ist von klassischem spätbarocken Architekturaufbau. Je drei Freisäulen sind, wie bei einem Kolonnadenaltar, beidseits dem Altarblatt vorgesetzt und stehen im Gegenlicht. Die mittlere Säule der beiden Paare steht konkav geöffnet in den Raum. Zudem ist sie als weiss marmorierte Spiralsäule ausgezeichnet. Das Säulengebälk ist entsprechend dominant verkröpft. Es leitet mit Volutenpilastern zum sogenannten Auszug, dem Oberstück in der Ebene des Altarblattes über. Dieses ist mit einer goldenen Strahlenglorie um das sieghafte Kreuz bekrönt. Das Retabel ist rötlich, im flachen Mittelteil aber grau-grün marmoriert. Die applizierten goldenen Schnitzereien und die Bildrahmen weisen Rocaille-Ornamentik auf. Die Vergoldungen erfolgen erst 1860 in dieser Dichte.


Hochaltar:
Masse Altarretabel: H ca. 12 m; B ca. 7,6 m / Altarblatt Taufe Christi (Franz Anton Rauscher)[31] Oberblatt in Kartuschenrahmen mit Aufnahme Mariens in den Himmel (Franz Anton Rauscher). Wappen über Altarblatt: Niederaltaich, Abt Augustin (Mitte) und Propsteien Rinchnach und Sankt Oswald. Assistenzfiguren links: Hll. Augustinus und Benedikt. Rechts: hll. Scholastika und Thiemo von Salzburg.
Figuren auf dem Säulengebälk: Das hl. Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde (?). Der Bildhauer aller Figuren ist unbekannt. Tabernakel: Dreiteilig, der Mittelteil als Drehtabernakel. Dem Tabernakel wird an Ostern eine Schnitzerei des Auferstandenen mit der Osterfahne aufgesetzt.


Seitenaltäre

Die beiden Altarretabel in den Schrägkonchen seitlich des Chorbogens weisen bereits ins Rokoko. Engelskaryatiden tragen ein kräftiges Gebälk, das über dem Altarblatt aufgebogen ist und in Spangenvoluten zum Auszug überleitet, der vor einer durch Putti bevölkerten Strahlenglorie ädikula-ähnlich eine Bildkartusche fasst. Dominierend sind zwei seitlich der Predella auf Volutenkonsolen stehende Engel in der Art des Johann Baptist Straub. Nur die simplen Glaskästen mit liegenden Katakombenheiligen fallen aus dem Rahmen. Wenige Retabelteile sind marmoriert, der Grossteil ist vergoldet. Die Vergoldung in dieser Dichte erfolgt aber erst 1860. Figuralplastik und Altararchitektur weisen in das zweite Drittel des 18. Jh.


Josephsaltar:
Altarblatt: Tod des hl. Joseph (Maler unbekannt, die Initialen AAIN stehen für Adalbertus Abbas Inferioris Altahae, reg 1672–1694), mehrfach restauriert.
Oberblatt: hl. Johann Nepomuk. Maler unbekannt (18. Jh.), mehrfach restauriert.
Predellazone: Katakombenheiliger Anastasius (erst im 19. Jh. hierher versetzt).
Benediktsaltar:
Altarblatt: Tod des hl. Benedikt (Maler Franz Geiger 1674), mehrfach restauriert. Oberblatt: hl. Franz von Assisi (18. Jh.), mehrfach restauriert.
Predellazone: Katakombenheilige Barbara (erst im 19. Jh. hierher versetzt).


Querachsen-Altäre
Die beiden Altarretabel in den Mittelnischen der Querachse sind einfachste Säulenädikula-Arbeiten der Bauzeit um 1730. Eingerollte Akanthus-Voluten über dem Säulengebälk leiten zum flächigen Auszug über. Anstelle des Oberblattes ist eine vergoldete Strahlenglorie appliziert. Ausserhalb der Säulen stehen Statuen von Heiligen, innerhalb flankiert ein Engelpaar die Altarblätter oder doch eher die ehemals darunterliegenden Katakombenheiligen. Auch diese Altäre werden im 19. Jh. in Farbe und Vergoldung stark restauriert. Die Blätter werden Cosmas Damian Asam[32] zugeschrieben. Sie sind auch das einzig Sehenswerte an diesen Retabeln.


Godehard-Altar:
Altarblatt: Letzte Kommunion des hl. Godehard (Gotthard) von Cosmas Damian Asam um 1730. Es wird 1731 aus Niederaltaich hierher versetzt.
Aussenfiguren: hll. Maurus und Placidus.
Gunther-Altar:
Altarblatt: Letzte Kommunion des sel. Gunther von Cosmas Damian Asam um 1730. Es wird 1731 aus Niederaltaich hierher versetzt. Aussenfiguren: Das hll. Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde, deswegen die Vermutung, dass es sich beim Kaiserpaar auf dem Hochaltar um Konstantin und Helena handeln könnte.


Kanzel
Sie ist an den vorstehenden Pilaster beim nördlichen Seitenaltar gehängt. Ihr Zugang erfolgt ab dem Turmerdgeschoss hinter dem Altar, dann zwängt er sich seitlich des Altars nach oben. Die Aufhängung des polygonalen Kanzelkorbs an anderer Stelle hätte allerdings den Zentralrum empfindlich gestört. Die Kanzel ist eine schlichte, aber ausgewogene Kunstschreinerarbeit, die auch dank ihrer zurückhaltenden Fassung überzeugt. Volutenpilaster und Volutenspangen gliedern Korb und Schalldeckel. Dieser wird von Karyatidenengel getragen und ist von Putti bevölkert. Er endet mit dem Auge Gottes in einer Strahlenglorie. Die reichen Ornamentfüllungen an Korb und Rückwand zeigen noch Akanthusranken. 

Chorgestühl[33]
Im Chor stehen heute je zwei einreihige Gestühle mit je vier und je sieben Stallen. Das kürzere Gestühl beim Altar steht ursprünglich auf dem Psallierchor über der Sakristei, der zum Chor mit Loggien geöffnet ist. Es wird erst nach der Säkularisation in den Altarraum gesetzt.
Das grössere Gestühl ist reicher gestaltet und vermehrt mit vergoldeten Schnitzereien versehen. Auffallend ist die breitere Mittelachse, bei welcher der Sitzplatz fehlt. Während die  Dorsale der Stallen mit phantasievollen Volutenpilastern getrennt sind, wird die breitere Mittelachse mit Engelskaryatiden begrenzt. In der Südreihe ist hier sogar ein Zugang aus der alten Sakristei eingebaut. Die Füllungen sind nun reines Bandelwerk-Relief und auch die Gitterwerk-Bekrönung ist der Régence verpflichtet.

Beichtstühle
Die dreiteiligen Beichtstühle sind ebenfalls ein Werk von Br. Pirmin Tobiaschu und seiner Werkstatt. Sie sind in höchster Qualität mit Nussbaum-Einlagearbeit furniert, das applizierte Ornament ist vergoldet, und im geschweiften Oberstück ist eine Bildkartusche angebracht.
Orgel
Der Orgelprospekt ist mit je drei Achsen zweigeteilt und nimmt damit Rücksicht auf das Westfenster. Beidseits des Fensters steht eine mittenbetonte Dreiergruppe, deren Aussenfelder sich an den höheren Mittelturm ansteigend anlehnen. Die Mitte der zweigeteilten Orgel dominiert eine als Triumphpforte gestaltete, optische Verbindung. Die vergoldeten Schnitzereien, auch die der Emporenbrüstung, könnten noch immer aus der Niederaltaicher Tobiaschu-Klosterwerkstatt stammen. Es gibt keinen Grund, den Bau der Orgel nicht in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zu legen.[34] Der Orgelbauer ist nicht bekannt. 1825 wird ein Orgelwerk von 11 Registern erwähnt. 1880, 1969 und 1996 wird es um- oder neugebaut und hat jetzt 29 Register (II/P/29), die sichtbaren Freipfeifen im Mittelteil stammen aus einem dieser letzten Erweiterungen.

Pius Bieri 2024


Literatur 
Siehe auch die Literatur zu Niederaltaich
Gröber, Karl (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern. XIX Bezirksamt Regen. München 1928.
Die bisher einzige seriöse baugeschichtliche Arbeit zur Kirche von Rinchnach.
Burkhardt, Manfred: Landgerichte Zwiesel und Regen, Pfleggericht Weissenstein, in: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 34. München 1975.
Staatliches Hochbauamt Passau (Hrsg.): Die Pfarrkirche in Rinchnach. Dokumentation zur Instandsetzung. Passau 1997.
Dengler, Josef: Rinchnach. Kirche St. Johannes der Täufer. Ehemalige Propsteikirche. Kunstführer . Passau 2010.
Im aktuellen Kunstführer sind leider keine weiterführenden Informationen zur barocken Baugeschichte zu finden.
 
Web
Webseite von Marion Romberg zu den Erdteilallegorien in Süddeutschland: https://erdteilallegorien.univie.ac.at/orte/rinchnach-regen#

Anmerkungen

[1] Godehard (960–1038) aus Reichersdorf. 990 leistet er unter dem Reformabt Erchanbert Profess in Niederaltaich. 996 wird er auf Betreiben seines Förderers, des Herzogs Heinrich IV., Abt von Niederaltaich. Er führt auch Doppelämter, so 1005–1012 in Hersfeld. 1022–1038 ist er Bischof in Hildesheim. Er wird 1131 heiliggesprochen. Die erste Rodungsperiode im Tal der Rinchnach mit Mönchen aus Niederaltaich, unter Gunther von Thüringen, ist ohne Godehard (Gotthard) nicht denkbar.

[2] Gunther von Thüringen (um 955/60–1045) wird zwar früh als Heiliger verehrt, ist aber bis heute nicht kanonisiert. Seine Lebensdaten basieren ausschliesslich auf kirchlicher Überlieferung. Im Alter von 85 Jahren stirbt er in Gutwasser (Dobrá Voda in Hartmanice-Sušice, Tschechien), das am alten Saumweg nach Böhmen gelegen ist. Er wird in der Benediktiner-Klosterkirche Břevnov bei Prag, einer Gründung von Niederaltaich, begraben.

[3] Die spätere Landstrasse des frühen 19. Jahrhunderts (siehe Riedl 1804) folgt der alten Saumstrasse von Deggendorf über Rusel, Ritzmais bis Langbruck und, mit einem Schwenker zum durch die Propstei Rinchnach gegründeten Regen, nach dem erst im 13. Jahrhundert entstandenen Ort Zwiesel. Ab Zwiesel führt die Landstrasse seit 1564 in Nordrichtung nach Eisenstein (Železná Ruda), während der alte Saumweg die direkte Linie zum südöstlichen Stubenbach (Prášily) nimmt. Zwiesel liegt auf 600 Meter Höhe, der höchste Punkt des alten Saumweges aber auf 1230 Meter Höhe.  
Adrian von Riedl 1804: Die Chaussée von München über Landshut, Deggendorf, Regen und Zwiesel nach Böhmen. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.

[4] Johann II. Kuchelmund aus Regen ist 1414–1434 Abt in Niederaltaich. Bis zu seiner Wahl als Abt ist er Propst in Rinchnach.

[5] Die nüchternen Meldungen nennen den Schadensumfang durch die meisten Brände nicht. Nur der Brand von 1693 wird als Grossbrand beschrieben, «biß die Kirche, samt dem Schlaf-Hauß und anderen Wohnungen zu Stein-Hauffen worden» (Haiden 1732). P. Placidus Haiden schreibt dies in der Abteigeschichte zum 1000-Jahr-Jubiläum. Er ist 1720–1739 als Propst von Rinchnach selbst an den erneuten Neubauten in Rinchnach beteiligt, aber kennt den Brand von 1693 nur vom Hörensagen. Schön ist der Beschrieb des Brandes im Begleittext zu Michael Wenings Kupferstich von 1726: «Zu anderen dises Orths Betrangnussen müssen die sehr vile Feursbrunsten gezehlet werden / auß denen die letzte höchst≈schädlichste / den 2. Junii 1693. entstanden /da das Hochgewitter in die Spitze des Kirch≈Thurns eingeschlagen / das Feur /weilen zu retten kein Möglichkeit ware /alsogleich die Kirchen / Schlaffhauß / sambt übrigen Gebäuen ergriffen / und in die Aschen gelegt : welches zwar der damahlige Propst P. Thiemo Mayr gar bald widerumb in den vorigen Standt gesetzt / es hat aber hinnach der jetzige Herr Praelat zu Nidern≈Altaich Joscio nit nur das mehriste widerumb verändern / und in bessern Standt richten lassen / sondern auch den Orth selbsten mit mehrern Religiosen / als vil nur deren von denen Einkunfften zuerhalten / besetzt.»

[6] 1488 wird als Zerstörung durch Hussiten bezeichnet, obwohl diese Bewegung seit 1436 nicht mehr aktiv ist. Die Herkunft dieser absurden Zuweisung (in allen neueren Beschreibungen Rinchnachs) könnte dem Böcklerkrieg oder dem Löwlerbund gelten, Aufständen von Adeligen der Region gegen den bayerischen Herzog, für die sie böhmisches Fussvolk anwerben. Der Böcklerkrieg ist allerdings schon 1469 beendet und der Löwlerbund formiert sich erst 1489.
Die Jahre 1634 und 1641 fallen in den Dreissigjährigen Krieg, Näheres zu diesen Zerstörungen durch die Soldateska (Schweden? Kaiserliche?) ist nicht dokumentiert.

[7] Der Konvent von Niederaltaich bleibt über die Jahrhunderte im Verhältnis zur Grösse des Besitzes sehr klein (1803 Abt Kilian Gubitz mit 48 Konventualen) . Deshalb dürfte die Abtei auch in Friedenszeiten kaum mehr als fünf Konventualen nach Rinchnach exponiert haben (1803 Propst P. Theobald Wiest mit 5 Konventualen).

[8] «Dehio» 1988 und 2008. Die Tafel mit der Jahreszahl 1721 könnte sich auf das barocke Turmobergeschoss beziehen, das demnach kein Werk von Johann Michael Fischer wäre. Die unteren Geschosse sind sicher noch von der alten Kirche. Das Feuer von 1693 überstehen sie wie die Kirchenwände gut. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass diese Mauern nach 1693 nicht wieder verwendet worden sind.

[9] Im «Dehio» 1988 und 2008 legt dies Michael Brix als «barockisiert nach dem Brand von 1693» aus. Dass die Kirche bereits vor 1727 barockisiert ist, darf angenommen werden. Dies dürfte aber schon lange vor 1693 stattgefunden haben, denn von gotischen Fenstern ist schon 1688 nichts mehr zu sehen. Brix vermischt auch die Daten 1683 und 1703. «Zerstörung im Spanischen Erbfolgekrieg: 1693 brannte die Kirche zusammen mit den Propsteigebäuden bis auf die Mauern nieder» lautet der Text im «Dehio» . Noch krasser dokumentiert das «Haus der Bayerischen Geschichte» das Jahr 1703: «Da die gotischen Klostergebäude im Spanischen Erbfolgekrieg völlig ausbrannten, wurde das Kloster im 18. Jahrhundert im barocken Stil wieder aufgebaut». Siehe auch die Anmerkung 12.

[10] Andere Quellen nennen 1708. Die Zeitspanne von der Brandverwüstung 1693 bis zum Wiederaufbau hätte dann 15 Jahre gedauert.

[11] Joscio Hamberger (1667–1739) aus München. Den Namen Joscio wählt er nach einem 1163 verstorbenen und seliggesprochenen Mönch im Kloster Saint-Bertin. Er ist 1700–1739 Abt in Niederaltaich, 1720 bis 1739 Mitglied des bayerischen Landtags, vorerst als Prälatensteurer, dann als Landsteurer und ab 1731 als Verordneter.

[12] «Die Propstei Rinchnach wurde von den Schulenburg'schen Truppen besetzt und die ganze umwohnende Landbevölkerung durch Einquartierungen hart bedrückt, im Vergleich zur Schweden-Zeit aber doch ziemlich schonend behandelt» (Text in www.rinchnach-guntherort.de). Diese Darstellung ist unter den vielen Repetitionen, die für 1703 «Verwüstung durch österreichische Truppen» (Kirchenführer 2010 u. a.) oder gar «Brandschatzung durch ungarische Regimenter» (www.bayerischer-wald.de) melden, noch die seriöseste. Was allerdings die sächsischen Truppen des Grafen Johann Mathias von Schulenberg in Rinchnach zu suchen haben, geht aus vielen detaillierten Beschreibungen der kaiserlichen Truppenbewegungen des Frühjahrs 1703 nicht hervor. Ich merke dies an, weil sich wiederholende saloppe und ungeprüfte Meldungen von Kriegszerstörungen, angefangen bei den «Hussiten» von 1488 bis zu den «Österreichern» 1703, nicht unbedingt glaubhaft wirken. Zerstörungen sind aber für eine Baugeschichte einschneidend. Ein bisschen mehr Sorgfalt wäre den Chronisten deshalb auch für abgelegene Orte zu wünschen.

[13] P. Placidus Haiden Dr. theol. OSB (1678–1739) aus Regen. Gymnasium in Salzburg. 1699 Profess in Niederaltaich. Studium der Philosophie in Salzburg und der Theologie in Ingolstadt. 1720–1729 Propst in Rinchnach. Verfasser der Jubiläumsschrift «Tausend≈Jähriges Jubel≈Fest Des Closters Niederaltaich, S. Benedicti-. Ordens / in Unterland Bayern / Bißthums Passau gelegen ...» und weiterer Schriften.
Siehe zu ihm auch: https://www.niederbayern-wiki.de/wiki/Placidus_Haiden.

[14] Johann Michael Fischer (1692–1766) aus Burglengenfeld, Baumeister («Maurermeister») in München seit 1723. In Niederaltaich führt sein Bautrupp im April 1724 die Fertigstellung der Liebfrauen- und Gotthard-Kapellen durch und beginnt Ende Juni mit dem Abbruch des Pawanger-Chors. 1726 sind die Arbeiten am Chor vollendet. Die Bauarbeiten Fischers für den Kirchenumbau in Rinchnach dauern nur bis zum Ende der Bausaison 1727 (Chronologie Dischinger /Karnehm 1997). Weder in Niederaltaich noch in Rinchnach ist der Palier Fischers bekannt. Mehr zu Johann Michael Fischer siehe in der Biografie dieser Webseite.

[15] Der Zimmermeister des Dachstuhls und des Bohlenbogen-Latten-Gewölbes ist unbekannt. Es könnte Andreas Höretsberger aus Schärding sein, mit dem Johann Michael Fischer alle gleichzeitigen Neubauten der Regionen (Deggendorf, Schärding, Osterhofen) ausführt.

[16] Wolfgang Andreas Heindl (1693–1757) aus Linz. Er malt in Niederaltaich 1719–1721, dann in der Stiftskirche Metten 1722–1724. 1728 malt er in Rinchnach. 1735 übernimmt er einen Gasthof in Wels und bleibt hier sesshaft. Siehe zu ihm die Biografie in dieser Webseite.

[17] Franz Ignaz Holzinger (1691–1775) aus Vöcklabruck. Holzinger ist seit 1724 in St. Florian wohnhaft. 1724/25 stuckiert er in Niederaltaich und anschliessend in Metten. Abt Joscio und auch Baumeister Fischer kennen Holzinger von der Arbeit am Psallierchor und den beiden Seitenkapellen von Niederaltaich. Ab 1728 arbeitet er auch in der Stiftskirche Vornbach. Johann Baptist Modler ist als Wandergeselle sein Schüler und Mitarbeiter. Mehr zu Holzinger siehe in der Biografie dieser Webseite.

[18] Johann Baptist Modler (1697–1774) aus Hohenfels in der Oberpfalz. Er wohnt 1728 in Obernberg am Inn und nennt sich Tuchmacher und Stuckateur. 1736 wird er in Kösslarn sesshaft. Bisher gilt die Stuckierung von Fürstenzell 1741 als erster grosser Auftrag. Der Historiker Rudolf Guby glaubt aber 1928 (in « Die Kirche der ehem. Prospekt Richnach»), das Rinchnach sein Erstlingswerk sei. Schon 1936 relativiert Wolfram Buchner diese Zuweisung in seiner Arbeit über Modler. Er beschreibt kleine Abweichungen in den Régence-Stuckaturen von Rinchnach gegenüber den bekannten Stuckaturen von Holzinger und vermutet deshalb 1728 eine Zusammenarbeit des Gesellen Modler mit dem beauftragten Holzinger. Bestätigt wird dies durch die Notiz des Chronisten in Fürstenzell, der 1741 von Modler schreibt, dass dieser vorher nie als Meister in einem Kirchenraum gearbeitet habe. Im «Dehio» 2008 wird Modler «mit mehr Berechtigung» trotzdem als Stuckateur Rinchnachs bezeichnet. Siehe zu Modler die Biografie von Wolfram Buchner (1936): Der Stukkator Johann Baptist Modler von Kößlarn.

[19] Dazu der Biograf Modlers, Wolfram Buchner 1936: «Dagegen scheinen jene bäuerlich-provinziellen Momente, wie sie beim frühen Modler noch häufig auftreten, in Rinchnach völlig zu fehlen, ein Hinweis, dass Holzingers Anteil an dieser Arbeit nicht unterschätzt werden darf und vermutlich grösser war als Guby (Rudolf Guby, Rinchnach 1928) annehmen will.»

[20] Br. Pirmin Tobiaschu (1669–1743) aus Hengersberg, Taufname Georg Anselm, Lehre beim Vater. Er soll sich auf seiner Gesellenwanderung in Rom aufgehalten haben. 1703 leistet er in Niederaltaich Profess. Abt Joscio besorgt ihm die Meistergerechtigkeit von Deggendorf und stellt ihm (weltliche) Gesellen zur Verfügung. Er wirkt auch ausserhalb des Klosters in der Klosterherrschaft, so beim Neubau der Propsteikirche Rinchnach. Sein Bruder ist Gerichtsschreiber in Hengersberg. Dessen 1694 geborener Sohn Franz Xaver Tobiaschu tritt 1715 ins Kloster Metten ein, nimmt den Namen Adalbert an und ist 1752–1771 Abt von Metten. Damit ist der Klosterbruder von Niederaltaich Onkel des Abtes von Metten.

[21] Benjamin Schreidter oder Schreiter (seine Lebensdaten sind nicht erforscht) ist in Hengersberg wohnhaft und mit Werken von 1753 bis 1772 nachgewiesen. Seine Stuckaturen und Altäre scheinen wie aus der Zeit gefallen und können, trotz der zeitlichen Schwelle zum Klassizismus, keineswegs als spätes Rokoko bezeichnet werden. Sie sind noch klar dem Spätbarock um 1730 verpflichtet.

[22] Bernhard Schütz in: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580–1780, München 2000.

[23] Die Architekturhistorikerin Věra Naňková weist auf die Kirche St. Klara in Cheb (Christoph Dientzenhofer 1707) hin. Sie sieht auch Einflüsse von Kilian Ignaz Dientzenhofer: «die Segmenthervorhebung der Querachse, das unterbrochene Gebälk, das Kaselfenster und letzten Endes auch jener Gewölbegurt darüber erinnern stark an Kilian Ignaz Dientzenhofers Schaffen, ohne dass auf ein bestimmtes Objekt hingewiesen werden könnte», und: «Man darf aber nicht vergessen, dass schon Borrominis Kirche S. Maria die Sette Dolori in Rom (Rohbau 1643–1646) ein Muster für diese Lösung bildet».

[24] Auch sein Erstlingswerk St. Martin in Kirchham (1725/26) ist ursprünglich mit einer Holztonne überspannt. Hier sind Finanzierungsprobleme der Grund. Es könnte sich allerdings auch um eine selbsttragende Tonne wie später in Berg am Laim gehandelt haben.

[25] Textübernahme aus Karl Gröber (1928), der als bisher einziger Kunsthistoriker die Stuckaturen gewürdigt hat. Auch im folgenden Beschrieb der Wappen folge ich seinem Text.

[26] «Abt Joscio hat vollendet». Das Wappen von Abt Joscio Hamberger, des Bauherrn und Erstellers der heutigen Kirche, zeigt einen Rosenbusch unter der Sonne.

[27] «Abt Johannes, geboren in Regen, hat angefangen». Der Wappenschild von Johannes Kuchelmund, des Erbauers der Kirche, ist gespalten. Er zeigt rechts das Wappen Niederaltaich und links sein persönliches Wappen (Taube?).

[28] «Abt Bernard hat wiederhergestellt». Der Wappenschild des Abtes Bernhard Hilz, der 1597 nach dem Brand von 1593 wieder aufbaut, ist gespalten. Er enthält links das Wappen Niederaltaich und rechts sein persönliches Wappen, einen blau-golden schräggeteilten Schild mit einem Vogel Greif in verwechselten Farben.

[29] «Propst Placidus, zeitlich eingesetzt, hat durchgeführt». Die Wappenkartusche des Propstes Placidus Haiden, der die Umbau-Ausführung leitet, enthält den Schild Rinchnach und den Schild Haiden. Dieser zeigt einen Hirsch auf Dreiberg. Das Wappen Rinchnach, das die Gemeinde übernommen hat, zeigt in Gold über grünem Dreiberg zwei schräg gekreuzte silberne Reuthauen mit schwarzen Griffen (heutige Blasonierung).

[30] Mit grossem Aufwand versucht man 1956, den Gewölbestuck wegen Putzschäden durch tausende von Kupferplättchen mit Drähten an eine neue Streckmetall-Tragschicht nach oben zu binden. Ein störender Punkt-Raster im Gewölbe- und Fresko-Bereich ist die spätere Folge. 1996 wird aber festgestellt, dass das Bohlen-Lattengewölbe von 1728 statisch genügt und eliminiert den Eingriff von 1956. Nach der Reinigung, dem Entfernen von Übermalungen und Retuschen ist 1996 das Erscheinungsbild von 1728 (Datum der Vollendung über dem Chorbogen) wiederhergestellt.

[31] Franz Anton Rauscher (1731–1777) aus Aicha an der Donau, wo er als Hofwirt der Niederaltaicher Klostertaverne tätig ist. Er ist vielleicht Schüler von Cosmas Damian Asam.

[32] Cosmas Damian Asam (1686−1739). Siehe Biografie in dieser Webseite unter https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/a-g/Asam_Cosmas_Damian.html

[33] Mehr zum Chorgestühl Rinchnach in: Sybe Wartena, Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus. Dissertation München 2008, Seite 656. Abrufbar unter: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/7999/

[34] Weil 1794 erstmals der unbekannte Orgelbauer Alois Plesch aus Regen (vielleicht Johann Alois Plersch ~1765–1817 aus Straubing?) als Erbauer einer einmanualigen Orgel für Rinchnach aktenkundig ist, wird dieser Orgelbauer noch heute mit der grossen Westorgel in Verbindung gebracht. Dass aber 1794 das barocke Gehäuse längst steht, müsste eigentlich auch den auf das reine Instrument fixierten Orgelfachleuten einleuchten.


Die Wappenkartuschen der vier Bauherren von Rinchanch
    Die beiden Stichkappen über dem Chorbogen und der Orgel sind mit Wappen-Stuckkartuschen ausgezeichnet, die durch Putti gehalten werden. Klassisches Laub- und Bandelwerk der Régence ist nicht nur um die Wappenkartuschen, sondern auch in den angrenzenden Gewölbeflächen zu sehen.
Links: Über dem Chorbogen sind die Wappen der Abtei Niederaltaich und deren Abt Joscio Hamberger (reg. 1700–1739) mit der Schrift J.A.I.A. perfecit angebracht (Joscio, Abt in Niederaltaich, hat vollendet). Oben ist das mit der Jahreszahl MDCCXXVII (1728) die Vollendung der Fresken dokumentiert.
Rechts: Über der Orgel ist in der Kartusche das Doppelwappen von Rinchnach und des Propstes Placidus Haiden (amt. 1720–1729) enthalten. Die hinter der Orgel angebrachte Inschrift «Tempore R.P.H. S. S. Th. D. et Praepositi nati Regensis effecit» (der zeitlich eingesetzte Propst Placidus, Doktor der Theologie, aus Regen gebürtig, hat durchgeführt).
         
    Im mittleren Querjoch sind die Wappenkartuschen im Bogenscheitel über den grossen Kartuschenfenstern angebracht. In den darüberliegenden Stichkappen halten Engel ein Schriftband. Die Inschriften zu den Wappen sind am Bogenscheitel des Fensters zu finden. Sie beziehen sich auf den Erbauer und den Wiederhersteller der gotischen Kirche.
Links: Die Nordseite enthält das Wappen des Abtes Johannes Kuchelmund (reg. 1414–1434). Die Schrift lautet: J.A.I.A. natus Regensis coepit (Johannes, Abt in Niederaltaich, geboren in Regen, hat angefangen»).
Rechts: Die Südseite enthält das Wappen des Abtes Bernhard Hilz (reg.1593–16119). Die Inschrift lautet: B.A.I.A. refecit. (Bernhard, Abt in Nideraltaich, hat wiederhergestellt).

Fotos: Bieri 2024.




Propstei Rinchnach und Kirche St. Johannes der Täufer
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Rinchnach, Niederbayern   Abtei Niederaltaich im Kurfürstentum Bayern
Bistum (18. Jh.) Baubeginn
Passau 1727
Bauherr und Bauträger
Propst OSB P. Thiemo Mayr (amt. 1691–1702)
Abt OSB Roman II. Märkl (reg. 1706-1729)
Propst OSB Placidus Haiden (amt. 1720–1729)
 
Der 1727 umgebaute, grosszügige Innenraum der 1438 geweihten Kirche von Rinchnach ist ein überzeugendes Frühwerk von Johann Michael Fischer. Foto: Bieri 2024.
Die Westfassade der Kirche mit den beiden vor-
gesetzten Kapellen. Foto: H. Helmlechner 2018.
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Ausschnitt der Karte «Le Cercle de Bavière subdivisée en tous les Estats» von Guillaume Sanson 1703. Die Donauregion zwischen Metten und Passau ist mit den damaligen Staatsgrenzen zu Böhmen (oben, rot) und zum Fürstbistum Passau (rechts, grün) gezeichnet. Auch die damals noch nicht zu Bayern zählende Reichsgrafschaft Ortenburg ist rot umrandet. Gelb (nachträglich) ergänzt ist der Gunthersteig, eine Saumstrasse von Niederaltaich über Rinchnach (in Bildmitte) nach Böhmen. Sie wird im 11. Jahrhundert vom seligen Gunther, dem Gründer von Rinchnch (in der Kartenmitte) angelegt.
Bildquelle: Bibliothèque nationale de France.
Auf einem nicht mehr genutzten Altarblatt von 1688 ist die Propstei in ihrem Zustand vor dem Grossfeuer von 1693 gemalt. Die Ansicht aus Süden lässt sich gut mit dem aus der gleichen Perspektive gezeichneten Wening-Stich von 1726 (unten) vergleichen. Foto: Bieri 2024.
Wening (1645–1718) hat die Vorzeichnung zum Stich kurz nach den neubauähnlichen Umbauten der Propstei erstellt, der Stich muss um 1710 entstanden sein. Bei beiden Ansichten ist noch die Kirche des Abtes Johannes II. (reg. 1414–1434) zu sehen. Geändert hat inzwischen der Kirchturm, der lange vor dem Umbau von 1727/32 sein heutiges barockes Obergeschoss mit der welschen Haube und dem volutenbekrönten Laternenaufsatz erhält. Der 1688 noch freistehende Prälatenbau ist jetzt eine Verlängerung des Südflügels und weist am östlichen Ende zwei flankierende Ecktürme mit Zwiebelhauben auf. Mehr zu den beiden Ansichten siehe nebanan im Gebäudebeschrieb. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek..
Die GoogleEarth-Aufnahme (2019) zeigt eine noch intakte städtebauliche Struktur mit den Kerngebäuden von Propstei und Kirche (grüngraue Schieferdächer), dem grossen südlichen Ökonomiehof und den nördlich anschliessenden Gasthausbauten (rote Dächer). Aus dem Rahmen fällt nur die Überstellung des Hofes durch zufällig angeordnete Gebäude.
Nordostansicht von Kirchturm und Kirche (mit gotischem Chor), im Hintergrund der Prälaturbau. Foto: Bieri 2024.
Westansicht von Kirche und Propsteiflügel.
Foto: Bieri 2024.
Südfassade der Propstei, mit dem leicht abgewinkelten Propsteigebäude (um 1698–1702) gebaut. Foto: Bieri 2024.
Der Kirchenraum
Grundriss von Kirche und Kreuzgang der Propstei. Die Mauern der Neubauten des 15. Jahrhunderts sind schwarz angelegt, die Eingriffe von 1726 in den Kirchenraum und die Umrisse der Propsteigebäude sind grau schraffiert. Blau eingetragen sind die Deckenfresken von 1728. Für die Erläuterung bitte vergrössern (anklicken).
Wie der Grundriss sind auch die Schnitte der Kirche von Kurt Müllerklein gezeichnet. Die Pläne werden 1928 in den «Kunstdenkmälern» veröffentlicht. In Längsschnitt und Querschnitt (anklicken) ist die Umwandlung des Langhauses von einer gotischen Freipfeilerhalle zu einem einem barocken dreijochigen Zentralbau mit Wandpfeilern durch Johann Michael Fischer ablesbar.
Der barocke Innenraum, hier mit Blick zum Chor, ist nicht nur eine gelungene Umgestaltung von Johann Michael Fischer, er lebt auch von den architekturbetonenden Fresken und Stuckaturen. Foto: Bieri 2024.
Blick vom mittleren Joch rückwärts zur Empore. Unter den beiden grossen kurvierten Fenster in Form einer Kartusche stehen links der Gunther- und rechts der Gotthardaltar. Foto: Bieri 2024.
Die Ausstattung
Der zweigeteilte Orgelprospekt lässt das Westfenster frei. Eine Art Triumphbogen verbindet den Prospekt über dem Fenster. Die beiden je dreiachsigen Teilprospekte sind durch einen Mittelturm betont. Die vergoldeten Schnitzereien, auch die der Emporenbrüstung, könnten noch immer aus der Niederaltaicher Tobiaschu-Klosterwerkstatt stammen. Über das Erstellungsjahr und auch über den ursprünglichen Orgelbauer wird allerdings (wenn überhaupt!) nur widersprüchlich berichtet. Nicht nur die Orgel, auch die Régence-Stuckaturen von Holzinger und Modler sind aber äusserst bemerkenswert. Foto: Bieri 2024.
Einblick in den Chor mit dem mächtigen, spätbarock anmutenden Hochaltar. Seine gut in den Chorabschluss eingepasste Retabelarchitektur entsteht aber erst um 1770 bei einer Umgestaltung.  Foto: Bieri 2024.
Das Hochaltarblatt, um 1770 von Franz Anton Rauscher geliefert, stellt die Taufe Christi im Jordan dar. Johannes der Täufer steht als Kirchenpatron im Mittelpunkt. Über dem Blatt die Wappen Niederaltaich (links), Abt Augustin (Mitte), und die Propsteien St. Oswald und Rinchnach (geteilt, rechts). Foto: Bieri 2024.
 
Im Chor stehen heute je zwei einreihige Gestühle mit je vier und je sieben Stallen. Das kürzere Gestühl beim Altar steht ursprünglich auf dem Psallierchor über der Sakristei, der zum Chor mit Loggien geöffnet ist. Es wird erst nach der Säkularisation in den Altarraum gesetzt. Das grössere Gestühl ist reicher gestaltet. Mehr dazu im nebenstehenden Text. In den Bildern sind auch die beiden aufgehängten ehemaligen Altarblätter von 1690/91 zu sehen. Es sind rechts über der neuen Sakristeitür die 12 Apostel unter dem Gnadenbild von Klattau, gegenüber links stehen der feuerlöschende Florian und Sebastian unter dem auf Wolken thronenden Stephanus. Foto: Bieri 2024.
 
Die beiden Seitenaltäre stehen frei vor dem Halbrund der östlichen Schrägkonchen. Ihre Erbauer (um 1740/50) sind nicht bekannt. Beiden wird im 19. Jahrhundert ein Glaskasten mit «Heiligen Leibern» vorgesetzt. Der nördliche Josephsaltar (links) trägt ein Altarblatt des 17. Jahrhunderts (Tod des hl. Joseph). Im südlichen Benediktsaltar (rechts) ist ein 1674 signiertes Altarblatt von Franz Geiger aus Landshut eingefügt. Es stellt den Tod des hl. Benedikt dar. Fotos: Bieri 2024.
 
Zwei weitere Langhausaltäre stehen in der Querachse unter den beiden grossen, kurvierten Fenster. Sie sind oben im Bild des Innenraums gegen die Empore erfasst. Weil beide Altarblätter, Werke von Cosmas Damian Asam, 1731 aus Niederaltaich nach Rinchnach gelangen, dürften auch die Säulenretabel als Werke der Niederaltaicher Klosterwerkstatt um 1730 entstanden sein. Im nördlichen Gotthardaltar ist die letzte Kommunion des hl. Godehard (Gotthard), im südlichen Guntheraltar ist die letzte Kommunion des seligen Gunther dargestellt. Fotos: Bieri 2024.
Die Kanzel ist an den vorstehenden Pilaster beim nördlichen Seitenaltar gehängt. Ihr Zugang erfolgt ab dem Turmerdgeschoss hinter dem Josephsaltar. Sie ist eine schlichte, aber ausgewogene Kunstschreinerarbeit der Klosterwerkstatt von Niederaltaich um 1730, die auch dank ihrer zurückhaltenden Fassung überzeugt. Foto: Bieri 2024.
Die dreiteiligen Beichtstühle im Joch nach der Empore sind ebenfalls ein Werk von Br. Pirmin Tobiaschu und seiner Werkstatt. Foto: Bieri 2024.
Stuckaturen und Fresken
Die 1728 von Wolfgang Andreas Heindl im Langhaus gemalten 16 Gewölbefresken sind hier in der Horizontalansicht erfasst. Die Aufnahme ist für den Grundrissvergleich gespiegelt (Süden unten, Norden oben). Foto: Bieri 2024.
Für ihre Beschreibung gehe zum Grundriss.
Das schmale Mitteljoch (N ist links, S ist rechts) ist durch die zentrale Laterne [2] mit dem Fresko der Verherrlichung des Kreuzes durch die vier Erdteile betont. Seitlich die Bilder von Johannes in der Wüste [2.N, links] und Gunther in der Ödnis des Nordwaldes [2.S rechts]. In den beiden Stichkappen halten Engel Spruchbänder in Bezug auf die darunterliegenden Wappen der Kirchenerbauer. Mehr zu diesen Texten und den Wappen siehe unten. Foto: Bieri 2024.
Im dritten Gewölbejoch des Langhauses hat das Hauptfresko [3] das Gastmahl des Herodes zum Thema. Die beidseits angeordneten hochrechteckigen Fresken [3.N] und [3.S] stellen die Predigten von Johannes und Gunther dar. Die mittlere Stichkappe ist unten, anschliessend an den Haupttext, beschrieben. In den Stichkappen der beiden Diagonalkonchen sind in Ovalkartuschen Engel mit Spruchbändern gemalt. Foto: Bieri 2024.
In das Chorgewölbe malt Heindl marianische Themen (5: Tempelgang, 6: Aufnahme in den Himmel, 7:Vermählung). Das grosse Mittelbild wird von den Ovalbilder 6N (Hermann) und 6S (Gunther) begleitet. Diese Fresken sind für den Betrachter aus dem Langhaus angelegt. Im Chor sind auch die Régence-Stuckaturen von hoher Qualität. Foto: Bieri 2024.
Die Nordseite des mittleren Jochs. Oben das Fresko [2.N] «Johannes der Täufer in der Wüste» (die Wüste als Waldlandschaft), darunter in der Stichkappe ein Engel mit dem Spruchband «erunt pravain directa», darunter das Wappen des Abtes Johannes Kuchelmund mit der dazugehörenden Inschrift am Bogenscheitel des Fensters. Zu den  Wappen siehe die Bilderläuterungen links. Foto: Bieri 2024.
Im Vorraum unter der Orgelempore musiziert eine Engelschar zu Ehren des Heiligen Geistes. Foto: Bieri 2024.