Die Meister der Klosterkirche Pielenhofen
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Franz Beer II von Bleichten (1660–1726) Au (Vorarlberg) FranBeerII   Baumeister-Architekt 1717   1721
Peter Franz Appiani (1670−1724) Porto Ceresio Appiani   Stuckateur 1719   1721
Jacopo Appiani (1687−1742) Porto Ceresio AppianiJacopo   Stuckateur 1719   1721
Jacob Carl Stauder (1694–1756) Oberwil Baselland StauderJC   Maler 1721   1724
Anton Joseph Machalky (1669–1746) Olmütz     Bildhauer ~1721   1722
Br. OP Valentin Zindter (um 1695–nach 1767) Unbekannt     Kunstschreiner ~1720   1721


Pielenhofen
Ehemaliges Zisterziensersuperiorat mit Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

Zisterzienserinnenabtei im Mittelalter

Frauenzisterze 1237–1542
Anfang 1240 kauft Äbtissin Irmgard das Gut Pielenhofen mit dem Patronatsrecht der Kirche. Gleichzeitig schenken die Edlen von Hohenfels[1] den Ort Pollenried an die Zisterzienserinnen in Pielenhofen. Der Regensburger Bischof bestätigt den Nonnen die Inkorporation der Kirche von Pielenhofen und legt fest, dass dort ein Zisterzienserinnenkloster errichtet werden soll. Es sind dies die Gründungsdokumente der Abtei. Die Zisterzienserinnen, die sich jetzt zwei Wegstunden von Regensburg entfernt am Ufer der Naab niederlassen, sind allerdings ein schon bestehender und in den Orden inkorporierter Konvent. Erstmals 1237 als Stiftung der Edlen  erwähnt, ist das Kloster bis 1240 vermutlich im südlich gelegenen, eine Wegstunde entfernten Pollenried beheimatet. Es wird Porta S. Mariae genannt. Die Zisterzienserinnen sind dem Kloster Kaisheim unterstellt.[2] Der im Laufe des Mittelalters gewachsene Klosterbesitz liegt geschlossen beidseits des Unterlaufs der Naab. Zum Besitz gehören drei Grangien[3] und mehrere Kirchensätze, so auch in Burglengenfeld. Die personelle und wirtschaftliche Blüte ist im 14. Jahrhundert anzusetzen. 1339 sind 75 Nonnen, 10 Mädchen, zwölf Laienschwestern und 20 Laienbrüder im Kloster.[4] Die Nonnen entstammen meist dem Landadel oder dem Regensburger Patriziat. Über die Verhältnisse in Pielenhofen im 15. und frühen 16. Jahrhundert ist praktisch nichts bekannt.[5] Einem Vermögensinventar von 1466 kann immerhin entnommen werden, dass nur noch 14 Ordensfrauen im Kloster sind. Die Reformation bedeutet das Erlöschen der Zisterzienserinnenabtei.

Pielenhofen während der Reformation
Die Abtei bleibt noch bis 1542 unbehelligt. Sie liegt seit 1505 in der «Jungen Pfalz», wie das neue Fürstentum Neuburg-Pfalz auch genannt wird. 1542 beginnt Pfalzgraf Ottheinrich mit der Einführung der Reformation. 1546 gilt das Fürstentum als «vom Papsttum erledigt». 1557 wird die Klostervorsteherin von Pielenhofen nicht mehr Äbtissin, sondern Verwalterin genannt. Spätestens 1559 nimmt ein Propst ihre Stelle ein. Die noch verbliebenen Klosterfrauen dürfen zwar bleiben, aber sie sind nun landesherrlicher Verwaltung im neuen Klosteramt Pielenhofen-Pettendorf unterstellt. Die fürstlichen Beamten sind gute Verwalter und pflegen den Besitzstand ohne Veräusserungen. 1615 wird der in Düsseldorf residierende Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm neuer Herrscher. Er ist aus machtpolitischen Gründen wieder zum katholischen Glauben konvertiert und der Katholischen Liga des Dreissigjährigen Krieges beigetreten. Sofort beginnt er mit der Rekatholisierung des Herzogtums, die bis 1617 abgeschlossen ist. Das Klosteramt Pielenhofen bleibt während des Dreissigjährigen Krieges weiter unter der Verwaltung eines Pflegers. Letzter Pfleger ist 1641–1653 Julius Caesar Freiherr Visconti.

Pielenhofen als Superioratskloster von Kaisheim

Wiedereinrichtung des Klosters 1655
Am 8. September 1655 kauft der Kaisheimer Abt Georg Müller von Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg das Klosteramt Pielenhofen für 18 000 Gulden zurück. Der Zisterzienserabt bemüht sich zu dieser Zeit um die endgültige Anerkennung von Kaisheim als Reichsabtei, die er 1656 auch erreicht. Der Erwerb Pielenhofens muss unter diesem Aspekt gesehen werden. Abt Georg richtet in Pielenhofen ein Superiorat[6] Kaisheims ein. Er ist damit Vorreiter der späteren Wiederherstellung der Oberpfälzer Männerkonvente durch Kurbayern. Der Kaisheimer Abt Thaddäus Mayr, der 1696–1698 regiert, will Pielenhofen an die Frauen von Niederschönenfeld verkaufen, sein Nachfolger Rogerius I. Röls verhindert aber den Verkauf und beginnt stattdessen mit dem Klosterneubau. Ein Versuch von Abt Rogerius II. Friesl, 1737 Pielenhofen auf Wunsch des Kurfürsten und Herzogs von Pfalz-Neuburg zur Abtei zu erheben, scheitert am Widerstand des Konventes von Kaisheim.

Die Klosteranlage im 17. Jahrhundert
Bis zu den barocken Um- und Neubauten vom Anfang des 18. Jahrhunderts ist Pielenhofen noch von der mittelalterlichen zisterziensischen Bausubstanz geprägt. Weder Beschriebe noch Bildquellen dieser Bauten sind überliefert. Im wesentlichen ist die alte städtebauliche Situation der Gebäude im Klosterbezirk erhalten, auch wenn sie meist umgebaut oder neu errichtet sind. Für die Konventgebäude und die Kirche trifft dies nicht zu. Vom heutigen Kloster wird zwar behauptet, es habe «mittelalterliche Grundlage».[7] Dies mag für die Südhälfte zutreffen. Der Rundturm spricht dafür. Die Ausdehnung nach Norden mit einem Innenhof von 46 Meter Länge würde aber die Grösse einer Frauenzisterze sprengen. Es spricht vieles dafür, dass die Kirche der Zisterzienserinnen parallel zur heutigen Kirche im Nordteil dieses Hofes zu suchen ist und die alten Klausur- und Abteigebäude heute in Teilen der barocken Flügel des Südbereichs integriert sind.[8]

Bauverlauf von Kloster- und Kirchenneubau

Klosterneubau
Über den Klosterneubau ist offensichtlich 1780 das letzte Mal geforscht worden. Johann Nepomuk Anton Freiherr von Reisach ärgert sich schon damals in der «Historisch-Topographischen Beschreibung des Herzogthums Neuburg», dass er keine Einsicht in die Originaldokumente erhalte. Über den Neubau schreibt er: «P. Hyacinthus dell Neuffe soll den Stock nächst dem Bräuhaus samt dem Bräuhaus selbst erbauet haben. P. Columban Mayer erbauete den vorderen und großen Stock, dann auch die Kirche von neuen auf. Er soll ein sehr guter Haushalter gewesen sein. Der jetzige P. Superior Hieronymus Schütz zierte dieses Kloster herrlich aus. Es ist groß und schön gebauet, und hat viele Zimmer, welche dieser P. Superior schön ausmalen ließ». Die bisher einzige Klostergeschichte von Anton Eder verweist 1865 noch immer auf diesen Text. Auch neuere Literatur hilft nicht weiter. So ist über den Administrator Pater Hyacinthus dell Neuffe, der mit dem Bau neben dem Bräuhaus und mit dem Bräuhaus beginnt, nichts bekannt. Wie alle anderen Zisterzienser in Pielenhofen ist er offensichtlich noch heute keiner Nachforschung wert. Erst über Pater Columban Mayr wissen wir auf Grund seiner Grabplatte in der Kirche etwas mehr.[9] Er wird 1717 neuer Subprior und leitet die Neubauten der Kirche und der Konventflügel. Bauherr für den Konvent- und Kirchenneubau ist der Kaisheimer Abt Rogerius I. Röls, der 1698–1723 regiert.[10] Während die Fertigstellung des Flügels beim Brauhaus und das Brauhaus mit dem Datum 1702 am Brauhaus gesichert ist, ist der Bauverlauf der Konventflügel und ihr Baumeister völlig unklar. Ein Bau während des Spanischen Erbfolgekrieges ist, auch wenn das Datum eines Baubeginns 1702 immer wieder auftaucht, auszuschliessen.[11] Der Bau von Kirche und Kloster bedingen zudem einen in beiden Sparten erfahrenen Baumeister. Bauabt Rogerius Röls I. dürfte kaum seinen Klosterneubau in Kaisheim an Franz Beer, denjenigen in Pielenhofen aber einem unbekannten Baumeister verdingt haben, um dann aber in Pielenhofen gleichzeitig Franz Beer mit dem Kirchenneubau zu betreuen.[12] Sicher ist nur, dass Ost- und Westflügel erst nach dem Bau der Kirche, frühestens also 1719 im Rohbau vollendet wird. Erst unter Abt Rogerius II. Friesl,[13] der 1723–1739 regiert, wird der Klosterneubau abgeschlossen. Davon zeugt das Wappen des Abtes über dem Haupteingang.[14]

Kirchenneubau 1717–1723
1717 überträgt Abt Rogerius I. den Kirchen-, wahrscheinlich auch den Klosterneubau an den Baumeister Franz Beer II von Bleichten.[15] Gleichzeitig setzt der Kaisheimer Abt seinen verdienstvollen Prior Columban Mayr als Administrator des Klosters und Leiter des Bauvorhabens ein. Das Datum 1719 am Kirchenportal bezeichnet die Vollendung des Rohbaus nach zwei Jahren Bauzeit.[16]
Die Stuckaturen, die mächtigen Stuckmarmoraltäre und die Stuckmarmorkanzel sind Werke der Brüder Peter Franz und Jacopo Appiani aus Porto Ceresio.[17] Sie arbeiten 1717–1721 in Kaisheim und führen hier das Bandelwerk der Régence ein. Ab 1718 arbeiten sie auch im Neubau der Stiftskirche Fürstenfeld. 1719–1721 sind sie mit ihrer Werkstatt in Pielenhofen tätig. Sie leisten Hervorragendes. Selbst für das um 1721 von der Augsburger Dominikanerwerkstatt geschaffene Chorgestühl wird Peter Franz Appiani als Entwerfer vermutet.[18]
Die Decken- und Altargemälde malt Jacob Carl Stauder.[19] Als Routinier in Ölmalerei auf Putz steht der erst 27-jährige Konstanzer in den 1720er-Jahren bereits auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Baumeister Franz Beer zieht ihn gerne bei, weil er die Gewölbetektonik mit den Gemälden betont. In Pielenhofen malt er 1721 und 1722 drei grosse Kuppelgemälde, 15 Deckengemälde und 24 Schmalbilder an den Emporen. Auch die Ovalbilder in den Aufsätzen des Chorgestühls werden Stauder zugeschrieben.[20] Noch 1724 liefert er fünf Altarblätter.[21] Erst in den Jahren der Einweihung durch den Nachfolgerabt Rogerius II., die nicht vor den Herbst 1723 zu datieren ist,[22] wird auch die Prachtsorgel auf der Westempore aufgestellt. Ihr Erbauer ist unbekannt. An ihr finden wir das Wappen von Abt Rogerius II. gemalt, so wie es als Bildhauerarbeit über dem Klostereingang zu sehen ist, während über dem Hochaltar noch das Wappen des Bauabtes Rogerius I. zu sehen ist.

Architektur und Ausstattung der Kirche

Vorarlberger Wandpfeilerkirche
Kennzeichen der Klosterkirchen des Vorarlbergers Franz Beer II sind die Doppelturmfronten mit weit gestellten Türmen, vor allem aber das ausgereifte Innenraumsystem der Wandpfeilerhallen, einer Verbindung des Longitudinalbaus mit dem Zentralbau, das Beer durch einen die Kreuzachse betonenden Hauptraum erreicht. Der Innenraum von Pielenhofen hat einen Vorläufer in der Konviktkirche Ehingen (1712) und in der bedeutend grösseren Stiftskirche von Weingarten (1715). In Pielenhofen wiederholt er den dreijochigen Grundriss von Ehingen und fügt einen eingezogenen Altarraum und das Eingangs-Turmjoch an. Wie schon in Weingarten und in der gleichzeitig begonnenen Stiftskirche Weissenau wölbt er die Joche mit Hängekuppeln.[23] Und wie in diesen beiden Kirchen setzt er die Emporen weit zurück, sodass der Innenraum den Charakter eines grosszügigen Wandpfeilersaals annimmt.

Schöpferischer Régencestuck
Pietro Francesco Appiani kehrt 1717 aus Frankreich zurück, um die Stuckaturen im Klosterneubau von Kaisheim zu entwerfen, die dann sein Bruder Jacopo ausführt. Er selbst geht 1718 nach Fürstenfeld, um dort den Chor der neuen Stiftskirche zu stuckieren. Die Stuckaturen in beiden Zisterzienser-Bauwerken sind jetzt vom Bandelwerk der französischen Régence beeinflusst. In Pielenhofen arbeitet er wieder mit dem Bruder, dürfte aber für die Stuckaturen entwerfende Kraft sein. Diese sind mit ihrem Laubwerk, den Kartuschen, den rosettengefüllten Gitterflächen, vor allem aber mit ihren Figuren von einer Eigenständigkeit, die sie mit den besten Arbeiten der Zeit um 1720 vergleichbar machen.[24]

Deckenbilder «älterer Observanz»
Der von Jacob Carl Stauder gemalte Bilderreichtum auf den Gewölben und den Emporenbrüstungen wird trotz der hohen malerischen Qualität als «kleinfeldrige Ausstattungsweise älterer Observanz» beurteilt.[25] Dieses Urteil ist deshalb nicht ganz gerecht, weil Baumeister Beer keine gewölbeverschleifende Stuckaturen oder Malereien toleriert hätte, wie es sich Cosmas Damian Asam gleichzeitig in Aldersbach leisten kann. Der Routinier Stauder, der vorher in Donauwörth und anschliessend an Pielenhofen in Ottobeuren malt, wird sich allerdings später allen neuen Tendenzen verschliessen. In Pielenhofen kann man deshalb seine Malerei auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft erleben. Thema der Kuppelbilder ist die Heilige Dreifaltigkeit. Die drei grossen Rundgemälde stellen die Auferstehung Christi, die Ausgiessung des Heiligen Geistes und die Verherrlichung Gottvaters dar. Das mittlere Kuppelbild der Ausgiessung des Heiligen Geistes, wie das Pfingstwunder genannt wird, malt er als Scheinkuppel nach Andrea Pozzo.[26] Es ist seine dritte Scheinkuppel nach Münsterlingen und Weissenau und gleichzeitig seine beste Leistung auf diesem Gebiet.

Gewaltige Stuckmarmoraltäre
Alle fünf Altäre stammen aus der Bauzeit um 1720. Sie sind Stuckmarmor-Säulenretabel. Der Hochaltar ist in helleren, die Seitenaltäre in eher dunkleren Rottönen eingefärbt. Der Hochaltar füllt die Abschlusswand des Altarraumes voll aus. Zwei Seitenaltäre stehen frei an den Wandpfeilen vor dem Chor. Sie dienen gleichzeitig als Abschluss des Chorgestühls und bilden zusammen mit dem Hochaltar ein eindrückliches «theatrum sacrum». Die beiden Querhausaltäre wirken dagegen etwas isoliert. Der Meister aller Altäre und auch der Stuckmarmorkanzel ist nicht dokumentiert, es kann sich aber nur um die gleichzeitig für die Stuckaturen tätigen Brüder Appiani handeln, vermutlich um Jacopo Appiani, der dann 1725 mehrere ähnliche Altäre in Waldsassen fertigt. Die Architektur der Altäre ist im Gegensatz zum fortschrittlichen Stuck noch dem Hochbarock verpflichtet. Dies gilt auch für das feurige, vergoldete Schnitzwerk im Auszug des Hochaltars. Es wird dem Bildhauer Anton Joseph Machalky zugeschrieben.[27] Machalky dürfte auch Schöpfer der Figuralplastik am Hochaltar sein. 1724 liefert Jacob Carl Stauder die fünf Altarblätter. Nachdem das Hauptaltarblatt der Mariä Himmelfahrt 1878 durch das heutige süssliche und unpassende Blatt ersetzt wird, sind jetzt nur noch vier Altarblätter von Stauder.

Meisterliches Chorgestühl
Versteckt hinter den beiden Seitenaltären des Chors befindet sich ein sehenswertes süddeutsches Chorgestühl des Spätbarocks. Beidseits sind je 15 Stallen winkelförmig angeordnet. Ihr Dorsale ist eine anspruchsvolle Säulenarchitektur in furniertem Nussbaum. Régence-Intarsien beleben die Rundbogennischen der Interkolumnien. Als Aufsatz über den Dorsalen sind je fünf ädikulaartig gerahmte und mit Akanthusschnitzerei verbundene Bilddarstellungen aus dem Leben des hl. Bernhard angebracht. Die geschnitzten Wangen zeigen Bandelwerkornament, das mit den Stuckaturen Peter Franz Appianis identisch ist und ihm deshalb der Entwurf zugeschrieben wird. Zur Zuschreibung  dieses Chorgestühls an die Augsburger Dominikanerwerkstatt siehe die Ausführungen zum Bauverlauf.

Zuviel des Guten an den Wänden  
Ein monumentaler Zyklus von 12 Apostelgemälden in barocken Akanthusrahmen ist wie zufällig in Schiff und Chor verteilt. Die Riesenbilder fallen auf, weil sie nicht in die barocke Raumarchitektur integriert sind und zudem nach vorne gekippt hängen. Derart isoliert werden Gemälde nur in bereits bestehende Räume gehängt. Die Gemälde sollen aber Werke des bekannten Prüfeninger Malers Johann Gebhard aus der Erbauungszeit sein.[28] Gebhard ist der Maler der 12 Apostelgemälde am Obergaden des Langhauses von Kaisheim.[29] Ob er die einfacher gerahmten Bilder von Pielenhofen wirklich für die Kirche von Beer malt, der ja von Stuckateuren und Malern absolute Rücksicht auf seine Architektur fordert?[30] Ich zweifle daran. Die nun in der Kirche platzierten Apostelgemälde sind immerhin wertvolle Werke des 18. Jahrhunderts. Weitere kleinere und in der ganzen Kirche zerstreute Andachts- und Stationenbilder zählen nicht dazu. Dem Kirchenraum täte die Beschränkung auf die Ausstattung des 18. Jahrhunderts gut.

Prachtvoller Orgelprospekt
Über die barocken Orgeln der Klosterkirche ist so gut wie nichts bekannt. Die sicher vorhandene Chororgel verschwindet nach 1802. Die grosse Hauptorgel auf der frei in den Raum gestellten Westempore bleibt im 19. Jahrhundert unbehelligt, erhält aber 1901 ein neues Werk von 16 Registern mit zwei Manualen und pneumatischer Traktur. Es wird in den Orgelprospekt der Erbauungszeit eingebaut. Dieser neunteilige Prospekt mit fünf vortretenden Türmen und einem Kronwerk ist noch heute erhalten. Ungewöhnlich reich sind die Holzbildhauerarbeiten. Zwei grosse musizierende Engel flankieren das Kronwerk, Putten spielen auf den Türmen und in den Akanthusschnitzereien mit Musikinstrumenten. Der dichte Akanthusschmuck ist vergoldet. Über dem mittigen Turm ist das Wappen des Abtes Rogerius II. angebracht, wie es auch über dem Haupteingang sichtbar ist.[31] Dieses, und der noch üppige Akanthusschmuck deuten auf eine Erstellung der Hauptorgel kurz nach 1723.[32]

Gebäudeschicksale seit 1803

Säkularisation
1803 trifft die Säkularisation die Abtei Kaisheim und ihr Superiorat Pielenhofen. Der Klosterbesitz von Pielenhofen wird aufgeteilt und versteigert. Nur die barocke Klosterkirche bleibt davon ausgenommen.

Die Klosterkirche wird Pfarrkirche.
Die Klosterkirche wird zur Pfarrkirche der kleinen Pfarrgemeinde von gut 300 Einwohnern bestimmt und entgeht damit dem sicheren Abbruch. Der Staat übernimmt die Baupflicht. Die alte Pfarrkirche im Klosterareal muss aber abgebrochen werden. Nur ihr Chor bleibt als Friedhofskapelle bestehen. Das barocke Bauwerk bleibt im 19. Jahrhundert von Eingriffen und Restaurationen völlig verschont. Sie ist heute im Besitz einer Kirchenstiftung. Vorzüglich unterhalten, ist sie dank ihrer 300-jährigen Unversehrtheit ein Erlebnis für jeden kulturell interessierten Besucher.

Kloster der Salesianerinnen
Das Klostergeviert geht nach der Säkularisation an einen Müllermeister, der einen Teil als Aussterbekloster für die Münchner und Neuburger Karmelitinnen zur Verfügung stellt. 1838 kauft der Orden der Salesianerinnen die drei Klosterflügel. Sie eröffnen eine Töchterschule mit Pensionat. 1844 bauen sie eine eigene Klosterkirche, die noch heute als Quertrakt des Ostflügels in den Innenhof ragt. In den folgenden Jahren erwerben sie weitere Gebäude des ehemaligen Klosterareals, unter anderem die zweigeschossigen, südöstlich an das Klostergeviert direkt anschliessenden ehemaligen Ökonomie- und Wohnbauten. 1980 müssen Schule und Internat wegen Personalmangels geschlossen werden. Seit 2010 sind die Salesianerinnen nicht mehr in Pielenhofen. Sie verkaufen 2013 die Kloster-Ökonomie mit den  Ländereien an die Gemeinde Pielenhofen. Ein privater Schulverein übernimmt gleichzeitig die ehemaligen Klostergebäude.

Grosse Eingriffe in die barocke Substanz der Klostergebäude
Die Salesianerinnen-Klosterkirche von 1844 bleibt nicht der einzige Eingriff in die Gebäudesubstanz. Ein grosser Eingriff bedeutet auch der Herz-Jesu Bau von 1890, der den Südflügel zum Innenhof fast um das Doppelte verbreitert. In der Zwischenzeit ist von den barocken Innenräumen des alten Klosters nur noch wenig erhalten. Immerhin sind die Umbauten und Erweiterungen von aussen nicht sichtbar. Dies ändert sich 1981 mit dem Einzug der Regensburger Domspatzen ins Kloster.[33] Für sie wird der östliche Stichflügel zur Naab, der sogenannte Wasserbau, aufgestockt. Der bis dahin als Winkelgebäude der zweigeschossigen Brauerei wahrnehmbare «Stock nebst dem Bräuhaus» wird nun um eineinhalb Geschosse auf das Dachniveau der Konventflügel erhöht, aber mit der alten Giebelbefensterung des 17. Jahrhunderts versehen. Mit dem turmartig hohen Bau herrscht heute eine verfälschte Aussage der Klosterfront entlang der Naab.

Pius Bieri 2016


Literatur:

Eder, Anton: Geschichte des Klosters Pielenhofen, in: Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1865.
Hager, Georg (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Heft XX, Bezirksamt Stadtamhof, München 1914.
Onken, Thomas: Der Konstanzer Barockmaler Jacob Carl Stauder 1694–1756. Sigmaringen 1972.
Reidel, Hermann: Die ehemalige Klosterkirche Pielenhofen – Architektur und Ausstattung, in: 750 Jahre Pielenhofen, Festschrift, München 1987.
Schneider, Hans: Das Kloster Pielenhofen – ein geschichtlicher Überblick von der Gründung bis zur Säkularisation, in: 750 Jahre Pielenhofen, Festschrift, München 1987.
Wartena, Sybe: Die süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance zum Klassizismus. München 2008.
Bruch, Julia: Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster, Berlin 2013.


Anmerkungen:

[1] Adelsgeschlecht der Oberpfalz, im 15. Jahrhundert schon wieder ausgestorben. Siehe Historisches Lexikon Bayerns.

[2] Zu Kaisheim siehe den Beschrieb in dieser Webseite. Pielenhofen ist Vaterabtei weiterer fünf Frauenkonvente (Kirchheim am Ries, Niederschönenfeld, Oberschönenfeld, Seligenthal bei Landshut, Zimmern im Ries).

[3] Grangien sind landwirtschaftliche Aussenstellen mit befestigtem Gutshof, Kapelle und Wohnräumen für den Leiter, einem Konversen des Klosters. Für Pielenhofen sind dies: Kiefernholz, Erpfenzell, Pollenried.

[4] Die Laienbrüder oder Konversen sind vor allem für die Landwirtschaft zuständig. Sie wohnen ausserhalb der Klausur. Mädchen können mit 10 Jahren eintreten, aber werden erst mit 18 Jahren in Noviziat aufgenommen.

[5] Die Geschichte Pielenhofens ist schlecht erforscht. Dies gilt vor allem für die Periode der Reformation und des Barocks.

[6] Die Aussenstelle Kaisheims in Pielenhofen wird «Monasterio nostro in Porta Mariano» (1733) und «Superiorat Pielenhofen» (ab 19. Jahrhundert) genannt, der von Kaisheim entsandte Leiter der Klostergemeinschaft wird als Administrator bezeichnet.

[7] Baudenkmäler Pielenhofen, D-3-75-184-6 (Bayrisches Landesamt für Denkmalpflege 2016). Für diesen Untersuchungs-Befund, der ja eine geometrisch regelmässige mittelalterliche Anlage in heutiger Breite voraussetzen würde, habe ich keine Quelle gefunden.

[8] Siehe dazu auch die Ausführungen zur Kirchen- und Klosterarchitektur der Zisterzienserinnen im Anhang.

[9] Pater Columban Mayr OCist (1664–1733), aus Donauwörth, Profess in Kaisheim 1684, Primiz 1689, seit 1717 Administrator in Pielenhofen, liegt in der Kirche begraben. Er wird in zeitgenössischen Dokumenten und auf der Grabplatte Columban Mayr geschrieben, die Schreibweise Mayer von 1780 hat sich aber bis heute gehalten.

[10] Rogerius I. Röls (1659–1723) aus Schwandorf, Abt in Kaisheim 1698–1723, beginnt 1716 mit dem grossen Klosterneubau in Kaisheim. Siehe zu ihm die Biografie in dieser Webseite.

[11] Alle Kaisheimer Mönche und selbst der Kaisheimer Abt sind von 1703 und 1704 dauernd, zeitweise noch bis 1708 auf der Flucht. Jegliche Bautätigkeit in dieser Zeit ist ausgeschlossen.

[12] Vermutlich nimmt Abt Rogerius I. für die Klosterbauten ebenfalls Franz Beer unter Vertrag. 1716 schliesst er den Vertrag für den Klosterneubau Kaisheim, 1717 wahrscheinlich denjenigen für Pielenhofen, 1718 vermittelt er den Klosterneubau Oberschönenfeld.

[13] Rogerius II. Friesl (1686–1739) aus Schwandorf, Abt in Kaisheim 1723–1739.

[14]   Zwei Wappenkartuschen sind durch ein Haupt mit Inful und zwei Abtstäben bekrönt. Diese Wappenzier verweist auf  das Kloster Kaisheim als Bauherr. Entgegen der falschen Angabe im Kunstführer (2014) ist es das Wappen von Abt Rogerius II. (reg. 1723–1739). Sein Wappen der optisch linken Kartusche zeigt über einem wolkenförmigen Dreipass drei Herzen. Sie sind je mit drei Rosen, einem Kreuz und mit drei Lilien bestückt. Die optisch rechte Kartusche ist geteilt. Unten ist im kleinen und stark zerstörten Schild das Abteiwappen von Kaisheim zu vermuten (zum Wappen Kaisheim siehe Kaisheim). Darüber ist in einer Nischenarchitektur gotischen Charakters die thronende Muttergottes mit dem Jesuskind zu sehen. Diese Darstellung ist vor allem in Zisterzienserwappen und -Siegeln des 14. und 15. Jahrhunderts üblich. Am Portalwappen trägt Maria die Weltkugel, die sonst das Kind balanciert. Diese thronende Muttergottes könnte das alte Wappen der Frauenzisterze Pielenhofen sein, das dann vom Superiorat in Kombination mit dem Kaisheimer Wappen als Konventwappen weitergeführt wird. Zur Muttergottes eines Konventsiegels, das zum Wappen mutiert, siehe auch die Erläuterungen zum Wappen der Abtei Lützel unter Lucelle.
PielenhofenA3
Bild: DALIBRI 2014 in Wikipedia

[15] Franz Beer II (1660–1726), aus Au im Bregenzerwald, das Adelsprädikat «von Bleichten» ab 1719. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[16] Vielfach wird das Datum 1719 in der Literatur als Baubeginn bezeichnet. Es wäre dies aber die erste Kirche der Barockzeit, deren Grundsteinlegungs-Datum über dem Eingangsportal angebracht wird.

[17] Pietro Francesco Appiani oder Peter Franz Appiani (1670–1724) und Jacopo Appiani (1687–1742) aus Porto Ceresio. Aus zeitlichen, stilistischen und auftragsbezogenen Verflechtungen (Kaisheim) kann nur die Werkstatt der beiden Brüder (für die Altäre Jacopo Appiani) in Frage kommen.

[18] Die Augsburger Dominikanerwerkstatt erstellt die Chorgestühle in Kaisheim (1716–1720), in Obermedlingen  und in Wörishofen (1721–1723). Br. Valentin Zindtner (um 1695–nach 1767) leitet die Arbeiten für Obermedlingen und Wörishofen. Sybe Wartena weist der Dominikanerwerkstatt mit überzeugenden Argumenten auch des Pielenhofener Gestühl zu, und nennt auf Grund der Bandelwerk-Schnitzerei Peter Franz Appiani als Entwerfer.

[19] Jacob Carl Stauder (1694–1756) aus Oberwil, seit 1716 in Konstanz wohnhaft. Siehe die Biografie in dieser Webseite.

[20] Bei Onken (1972) nicht erwähnt, Zuschreibung Sybe Wartena (2008).

[21] Sie sind signiert und mit dem Datum 1724 versehen.

[22] In der Literatur zu Pielenhofen finden sich unterschiedliche Daten der Einweihung, was bezeichnend für die Forschungslage ist. Martin Schaidler in: Chronik des ehemaligen Reichsstiftes Kaiserheim (Nördlingen 1867), vermerkt auf Seite 259 unter dem Jahr 1723 die Altarweihe unter der Regierung von Abt Rogerius II. und die vorherige Einweihung die Kirche durch den Weihbischof von Regensburg. Die Altarweihe findet allerdings erst im August 1724 statt. Kircheneinweihung 1723? Völlig anders sehen dies Naab/Sauermost in: Die Entwicklung der Vorarlberger Wandpfeilerräume (Einsiedeln 1973). Sie legen die Einweihung auf 1735 fest. Hermann Reidel (siehe Literatur) übernimmt das Datum 1735, obwohl es mit über einem Jahrzehnt nach Vollendung der Kirche unglaubwürdig klingt. Die restliche Literatur zu Pielenhofen kann zu keinem dieser Daten Auskunft geben.

[23] Zum Begriff der Hängekuppel-Gewölbe siehe das Glossar in dieser Webseite.

[24] Franz Schmuzer stuckiert zur gleichen Zeit die Stiftskirche von Donauwörth. Dominikus Zimmermann erstellt die Stuckaturen in Maria-Medingen. Johann Baptist Zimmermann ist im Treppenhaus von Schleissheim tätig. Egid Quirin Asam stuckiert in Aldersbach.

[25] Zitat Thomas Onken (1972). Diese Beurteilung ist im Vergleich mit Cosmas Damian Asam und seinem gleichzeitigen Langhausfresko in Aldersbach verständlich. Allerdings sind Maler Stauder und Stuckateure Appiani in Pielenhofen den Architektenvorgaben Beers unterstellt, während Asam mit seinem Bruder Egid Quirin in Aldersbach frei arbeiten können.

[26] Andrea Pozzo SJ (1642–1709). Sein 1709 in Augsburg erschienenes Traktat mit dem Titel «Perspectivae pictorum atque architectorum = Der Mahler und Baumeister Perspectiv» ist von derartiger Wirkung für die Deckenmalerei, dass bei fast jeder Kuppel- und Deckenmalerei um 1710 bis 1720 seine Lehre der scheinarchitektonischen Darstellung angewendet wird, manchmal sogar als wörtliche Übernahme der Vorlagen. > Link zum Buch.

[27] Anton Joseph Machalky (1669–1746) aus Olmütz, lebt in Stadtamhof.

[28] Johann Gebhard (1676–1756) aus Feldthurns im Südtirol, Tafelmaler des Oberpfälzer Spätbarocks mit Wohnsitz in Prüfening. Die Datierung der 12 Apostelgemälde schwankt zwischen 1710 (Wutzlhofer 1934) und 1720/21 (Reidel 1987).

[29] Die 12 Apostelgemälde von Gebhard hängen in Kaisheim in bedeutend expressiveren Akanthusrahmen an der Hochgadenwand. Die dortige gekippte Aufhängung ist wegen der Lage verständlich. Dank ihrer additiven, fast musealen Aufhängung integrieren sie sich dort bestens in das nüchterne Langhaus.

[30] Falls die Daten 1710 oder 1720/21 für Pielenhofen zutreffen, ist die fehlende Integration in den barocken Neubau unverständlich. Werden die Bilder vielleicht für grössere Räume oder Gänge im Kloster geschaffen und stören dann bei dortigen späteren Umgestaltungen?

[31] Siehe zum Wappen die Ausführungen zum Klosterneubau oben. Im Klosterwappen (optisch rechts) thront die Muttergottes, im Gegensatz zur Bildhauerarbeit über dem Portal, direkt auf dem Kaisheimer Wappen

[32] Weder Orgelbauer noch Bildhauer sind erforscht. Als Orgelbauer könnte Johann Baptist Funtsch (1674–1743) aus Bergrothenfels, seit 1722 kurfürstlicher Orgelbauer in Amberg, in Frage kommen.

[33] 1981 bis 2010 ist die Grundschule der Regensburger Domspatzen im Kloster Pielenhofen untergebracht.


PielenhofenInnen11   Die Bankwangen der Kirchenbänke sind ebenfalls Werke der Erbauungszeit. Mit den feinen Régence-Schnitzereien des Chorgestühls können ihre Akanthusschnitzereien zwar nicht verglichen werden, aber sie stellen der unbekannten Werkstätte trotzdem ein gutes Zeugnis aus

 

 


  Ehemaliges Zisterziensersuperiorat Pielenhofen  
  PielenhofenA1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Pielenhofen, Oberpfalz, Bayern D
Herzogtum
Neuburg-Pfalz
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Regensburg   1717
Bauherr und Bauträger
Zisterzienserabtei Kaisheim:
RogeriusI Abt Rogerius I. Röls (reg. 1698−1723)
     Adm. P. Columban Mayr (1664–1733)
     Abt Rogerius II. Friesl (reg. 1723–1739)
 
  Das ehemalig Kloster und die Kirche Mariä Himmelfahrt. Blick auf die heutige (veränderte) Ostfront entlang der Naab. Foto: Bieri 2016.   pdf  
   
PielenhofenLage
Lageplan um 1800. Für Vergrösserung und Legende anklicken.  
   
Pielenhofen1801
Vogelschauansicht des Kaisheimer Superiorats Pielenhofen aus Westen. Johann Georg Hämmerl (1770–1838), ein Landschaftsmaler der Region, zeichnet das Kloster und das Dorf um 1801. Auch wenn die Vogelschau erzählend und mit ihren verfälschten Proportionen etwas naiv wirkt, ist sie in ihrer Aussage absolut verlässlich. Im Vordergrund ist der Klosterbezirk mit Tor, die Klosterkirche und das dreigeschossige Kloster mit dem zweigeschossigen Bräuhaus dargestellt. Die Leutkirche mit dem Zwiebelhelm-Turmabschluss ist noch nicht abgebrochen. Im Hintergrund, jenseits der Naab, ist das Dorf Pielenhofen mit allen Häusern dargestellt. Quelle: Scan aus 750 Jahre Kloster Pielenhofen (1987).  
Pielenhofen1865
Das Kloster Pielenhofen von Norden um 1860 in einem Stahlstich von Franz Hablitscheck. Eine Fussgängerbrücke führt von der Klostermühle über die Naab zum Dorf. Im Vordergrund setzt eine mit einem Fuhrwerk beladene Fähre über den Fluss. Bis 1980 bleiben die Klostergebäude derart bestehen. Der markante, zur Naab vorstehende, hier noch zweigeschossige «Wasserbau» ist seither turmartig aufgestockt. Bildquelle: Eder 1865.  
Die Konvent- und Ökonomiegebäude  
PielenhofenA2
Ostansicht von ehemaligem Kloster und Kirche, mit dem 1980 aufgestockten «Wasserbau». Foto: Bieri 2016.  
PielenhofenA4
Die ehemaligen Konvent-West- und Südflügel mit dem Eckturm.
Bild: DALIBRI 2014 in Wikipedia
 
PielenhofenA5
Der in den Mühlekanal vorspringende «Wasserbau», ursprünglich ein Winkelbau der Brauerei (vorne) in gleicher Höhe.
Bild: DALIBRI 2014 in Wikipedia.
 
Die Kirche  
PielenhofenGrRiss1914
Grundriss der 1717–1719 gebauten Klosterkirche, mit eingezeichneten Altären und Chorgestühl.
Quelle: Kunstdenkmäler 1914.
 
PielenhofenSchnitt1914
Längsschnitt im gleichen Massstab wie der obige Grundriss. Deutlich ist hier die Symmetrie, auch dank der drei Hängekuppel-Wölbungen, sichtbar. Nur die beidseits an den Zentralraum anschliessenden Joche besitzen Emporen. Die ebenfalls symmetrischen Altar- und Eingangsjoche sind mit einer Stichkappentonne gewölbt.
Quelle: Kunstdenkmäler 1914.
 
PielenhofenInnen1
Der Innenraum vom Eingang gesehen. Den Abschluss des ersten Joches markiert die Kanzel in rotem Stuckmarmor, während der helle zentrale Querraum von den Stuckmarmor-Nebenaltären des Chorraumes abgeschlossen wird. Derart erlebt der eintretende Besucher die Kirche seit 300 Jahren. Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen2
Ein Pfeilergebälk wie aus dem Lehrbuch. Über den korinthischen Kapitellen der Pilaster liegen Architrav und Fries, darauf das auslandende Gesims. Beer stellt in Pielenhofen die Pfeilerköpfe frei, sodass der Eindruck einer Pfeilerhalle entsteht.
Foto: Bieri 2014.
 
PielenhofenInnen3
Richtet der Besucher beim Eintreten den Blick nach oben, sieht er die drei grossen Kuppelgemälde von Jacob Carl Stauder, vorne die Auferstehung Christi, in der Vierung die Scheinkuppel nach Pozzo mit dem Pfingstwunder und hinten die Chorkuppel mit der Verherrlichung Gottvaters. Gefasst vom Régence-Geflecht der Stuckaturen Appianis sind die auch Zwickelbilder. Sie stellen die Evangelisten (vorne), die lateinischen Kirchenväter (Mitte) und  die Propheten des Alten Testaments (Chor) dar. Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen4
In die Hängekuppel des zentralen Joches, der Vierung, malt Stauder das Pfingstwunder oder die Ausgiessung des Heiligen Geistes als Scheinkuppel nach den Traktaten Pozzos.  Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen5
Das grosse Deckengemälde des Chorjoches stellt die Verherrlichung Gottvaters dar. Ausgewogen und von hoher Qualität sind die rahmenden Stuckaturen der Brüder Appiani.  Im Scheitel des Chorbogens stuckieren sie das Wappen des Abtes Rogerius I. Zum Wappen siehe die Beschreibung in der Biografie des Abtes in dieser Webseite. Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen6
Die drei Choraltäre wirken trotz der Tiefenstaffelung von 15 Meter wie eine Einheit, entsprechend der Szenerie eines Theaters. Die barocke Einheit dieses «theatrum sacrum» wird nur durch das süssliche Altarblatt des Hochaltars gestört, das 1878 eingesetzt wird. Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen7
Überwältigend ist der Reichtum des expressiven Schnitzwerkes im Auszug, als dessen Meister Anton Joseph Machalky angenommen wird.  Mittig über dem Altarblatt ist das persönliche Wappen des Abtes Rogerius I. angebracht. Das Wappen wird in Blau durch einen goldenen Bogen geteilt. Im oberen Feld zeigt es eine silberne, fliegende Taube mit einem grünem Ölzweig im Schnabel. Im untern Feld ist ein grüner Dreiberg mit drei grünen exotischen Bäumen dargestellt, die Palme, Zypresse und Zeder bedeuten. Die Zypresse in der Mitte wird flankiert von zwei goldenen Sternen. Siehe dazu auch sein Wappen im «Kaisersaal» von Kaisheim. Foto: Bieri 2014.  
PielenhofenInnen8
Die Empore der Westorgel ist optisch frei in den Raum gestellt. Nochmals zeigt hier Baumeister Beer, wie wichtig ihm der freie Hallenraum ist. Foto: Bieri 2014  
PielenhofenInnen9
Der mehrtürmige Orgelprospekt aus der Erbauungszeit ist ein verkanntes barockes Meisterwerk. Über dem mittigen Turm ist das Wappen des Abtes Rogerius II. und das Klosterwappen angebracht, wie es auch über dem Haupteingang sichtbar ist.
Foto: Bieri 2014.
 
PielenhofenInnen101
Das Chorgestühl mit 30 Stallen gehört zu den besten Werken des süddeutschen Spätbarocks. Vor allem ist es noch heute unverändert erhalten. Im Bild der Einblick in die südlichen Stallen. Foto: Bieri 2014.  
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Der Ausschnitt zeigt die hohe Qualität der Kunstschreiner- und Bildhauer-Arbeit. Die Aufsätze über den Dorsalen sind mit Bildtafeln von Jacob Carl Stauder versehen. Foto: Bieri 2014.