Die Meister des Klosteranlage
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Br. Stephan Huber SJ (1554–1619) Ingolstadt Huber   Jesuitenbaumeister 1615   1616
Matthias (Matthäus) Schmuzer II (1636−1686) Wessobrunn     Stuckateur 1660   1663
Johann Heinrich Schönfeld (1609–1684) Biberach     Maler 1667   1667
Ferdinand Zech (um 1645–nach 1700) Herrschaft Bregenz     Bildhauer 1686   1688
Franz Beer I (1659–1722) Au Vorarlberg BeerII   Baumeister-Architekt 1715   1717
Christian Wiedemann (1678–1739) Unterelchingen Wiedemann   Baumeister-Architekt 1726   1727
Gaspare Antonio Mola (1684–1749) Coldrerio Tessin     Stuckateur 1727   1729
Johann Georg Bergmüller (1688–1762) Türkheim Bergmueller   Maler und Freskant 1727   1729/46
Johann Joseph Obrist († 1756) Augsburg?     Bildhauer, Altarbauer 1728   1729
Joseph Gabler (1700–1771) Ochsenhausen Gabler   Orgelbauer 1728   1734
Franz Joseph Erb (1700–1762) Ravensburg     Bildhauer 1732   1734
Johann Michael Fischer (1692–1766) Burglengenfeld (0berpfalz) Fischer   Baumeister-Architekt 1740   1740
Dominikus Hermengild Herberger (1694–1760) Legau bei Memmingen Herberger   Bildhauer 1741   1746
Franz Joseph Spiegler (1691–1757) Wangen im Allgäu Spiegler   Maler 1741   1741
Aegid Verhelst d. Ä. (1696–1749) Antwerpen Brabant     Bildhauer 1741   1741
Thomas Schaidhauf (1735–1807) Raisting (Wessobrunn)     Stuckateur, Bildhauer 1783   1789
Joseph Anton Huber (1737–1815) Augsburg     Maler 1785   1789

Ochsenhausen
Ehemalige Benediktiner-Reichsabtei und Kirche St. Georg

Vom Priorat der Abtei St. Blasien zum gegenreformatorischen Reichskloster 
Um 1090 schenken Angehörige eines welfischen Ministerialengeschlechts aus der Umgebung von Memmingen ihren Besitz in und um Ochsenhausen der Abtei St. Blasien im Schwarzwald. Schon 1093 kann Bischof Gebhard II. von Zähringen das neue Kloster und die Kirche zu Ehren des heiligen Georg weihen. St. Blasien betreibt das neue Kloster als Priorat. Im Zuge der Kirchenspaltung stellt sich Ochsenhausen, im Gegensatz zur Mutterabtei St. Blasien, auf die Seite des römischen Papstes und erhält von diesem 1391 das Recht zur eigenen Abtwahl und damit zur Unabhängigkeit von St. Blasien. Unter dem Abt Simon Lengenberger (1482–1498) aus Biberach kann Ochsenhausen die Vogteirechte erwerben und wird reichsunmittelbar. Schirm und Schutz werden der Reichsstadt Ulm übertragen. Das Klosterterritorium Ochsenhausen erstreckt sich inzwischen von den Grenzen der Reichsstadt Biberach bis zu den Grenzen der Reichsstadt Memmingen, ist aber durch das Territorium der Abtei Rot an der Rot zweigeteilt.[1] Grösse und Reichtum drückt sich auch in den Neubauten für das Kloster aus. Das Prälaturgebäude aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, es wird 1583 aufgestockt und mit reicher Renaissanceausstattung versehen, und das heutige basilikale Bauwerk der Stiftskirche zeugen davon. Sie ist ein Bauwerk des ersten Reichsprälaten Simon Lengenberger, der sie 1489–1495 erstellt und von Ulmer Meistern reich ausstatten lässt.[2] Ein weiteres Bauwerk des Abtes Simon ist der alte Gastbau südlich der Prälatur. Aber bereits seine Nachfolger müssen sich wegen Bauernaufständen im Klostergebiet und der das Kloster bedrängenden Reformation nur noch mit  Fertigstellung der Ausstattungen begnügen. Noch zu seinen Lebzeiten bestellt 1525 Abt Andreas Kinscher (1519–1541) den mächtigen Grabstein in rotem Marmor, der im südlichen Nebenchor der Klosterkirche aufgestellt und als ein Hauptwerk der süddeutschen Sepulkralplastik gilt. Nach seinem Tod beginnen die Repressalien der nun reformierten Reichsstadt Ulm, die 1546 das Kloster militärisch besetzt, es aber nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wieder räumen muss. Die Lage von Ochsenhausen scheint der katholischen Partei so gefährdet, dass der Kaiser den politisch unerfahrenen neuen Abt um Resignation bittet und ihn durch den Konstanzer Gerwig Blarer von Girsberg, einem Bruder der Reformatoren Ambrosius und Thomas Blarer und 1520–1567 Abt in Weingarten. Er wird 1547 auch Abt von Ochsenhausen. Als erfahrener Renaissancemensch und kaiserlicher Rat Karls V. verbindet er Klosterleben und Politik. Er verhindert als Abt der beiden mächtigsten Klöster Oberschwabens das Eindringen reformierten Gedankengutes, sorgt deshalb auch dafür, dass der bis zur Reformation gutnachbarlich funktionierende Schirm und Schutz der Stadt Ulm durch die katholische Schutzmacht Österreich ersetzt wird. Die schwäbische Gegenreformation, die Abt Gerwig initiert, setzt sich unter den jetzt an der Jesuitenuniversität von Dillingen geschulten Nachfolgern fort und wird mit der Gründung der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation 1603 abschliessend gefestigt. Ochsenhausen kann im 17. Jahrhundert mit seinen Konventualen andere Benediktinerklöster reformieren. Patres aus Ochsenhausen werden Äbte in Isny im Allgäu, Münster im Elsass und in Alpirsbach.[3]

Klosterneubau vor und nach dem Dreissigjährigen Krieg
Der bei seiner Wahl erst 30-jährige Abt Johannes Lang (1613–1618) steht einem Konvent von 32 Patres und sechs Fratres vor. Sie bewohnen den Süd- und Ostflügel aus mittelalterlicher Zeit. Vom Dormitorium im Ostflügel gelangt man wie bei den Zisterzienserklöstern direkt in den Chor der 1495 geweihten Kirche. Gemäss einer Zeichnung des 17. Jahrhunderts in der Chronik des Paters Hieronymus Wirth (1750) fehlen die im Mittelalter üblichen, um einen Kreuzgang südlich der Kirche angeordneten Flügel. Dafür ist der Ostflügel sehr dominant.[4] Der westliche Prälaturflügel ist im 15. Jahrhundert neu erbaut und noch 1583 aufgestockt worden. Reich mit Renaissancedecken und -portalen ausgestattet, kann er aber nur für die repräsentativen Funktionen der Abtei und als Sitz des Abtes genutzt werden. Auch der gleichzeitig erstellte, im Süden freistehende heutige «alte Gastbau» dient nicht den Konventmitgliedern. Für diese sind die zwei alten Flügel um den Kreuzgarten zu klein. Zudem muss das von Abt Johannes geförderte Gymnasium mit dem Internat Platz finden. 1615 wird daher am südlichen Eckturm, der später das astronomische Observatorium des Paters Basilius Perger aufnimmt, der Grundstein zu einer neuen Klosteranlage von bisher nicht bekanntem Ausmass gelegt. Drei neue Flügel mit einem Sockelgeschoss und drei Obergeschossen fassen die Kirche symmetrisch und bilden mit der westlichen bestehenden Prälatur und einem neuen westlichen Anschlussflügel im Norden eine Vierflügelanlage mit ausgeprägtem schlossähnlichem Charakter. Ochsenhausen steht damit am Anfang einer langen Tradition von Klosterresidenzen des süddeutschen Barock, an deren Ende Weingarten, Einsiedeln, Ottobeuren, St. Blasien und Wiblingen stehen.[5] Planer ist der Jesuitenbruder Stephan Huber (1554–1619), der aus Ingolstadt stammt und seit 1612 in Landsberg am Lech tätig ist.[6] Er stammt, wie die meisten Jesuitenarchitekten, aus dem Handwerk und hat sich auch in Rom weitergebildet. Abt Johannes kehrt vor seiner Wahl zum Abt aus Venedig zurück. Die italienische Palastarchitektur ist deshalb dem Planer und dem Bauherrn bekannt. Trotzdem entsteht in Ochsenhausen ein Repräsentativbau nach dem Vorbild süddeutscher Schlossarchitektur des späten 17. Jahrhunderts.[7] Die nüchterne Architektur jesuitischer Kollegbauten, die lediglich innenstädtische Strassenfassaden bilden, wird hier in freier Landschaft monumental und mit klaren Vorbildern, zu denen das spanische Königsschloss El Escorial nicht zählt, aufgewertet.[8]
Abt Johannes stirbt schon 1618, drei Jahre nach Baubeginn. Der Südflügel ist zu diesem Zeitpunkt vollendet und der Konvent kann im Herbst 1618 einziehen. Der nachfolgende Abt Bartholomäus Ehinger (1618–1632) setzt den Neubau des Ostflügels bis Ende 1630 fort. Pater Gabriel Bucelin aus Weingarten hält in diesem Jahr den Bauzustand fest. Er aquarelliert das Kloster detailgetreu in einer Vogelperspektive von Osten. Der Südflügel ist fertig, vier Türme mit barocken Zwiebelhauben flankieren die Schweifgiebel der Süd- und Nordflügel. Dieser ist im westlichen Teil noch im Bau.
1632 bricht der Dreissigjährige Krieg mit Gewalt in Oberschwaben ein. Konvent und Abt flüchten vorerst in das 1627 erworbene Gut Hersberg am Bodensee, später in schweizerische und österreichische Klöster. Abt Bartholomäus stirbt im gleichen Jahr in Konstanz. Der hier gewählte neue Abt Wunibald Waibel (1632–1658), steht einem Konvent von 54 Köpfen vor, der in alle Winde zerstreut ist. Nur wenige Patres bleiben in Ochsenhausen. Einige werden ermordet, die Überlebenden erleben mehrfache Plünderungen und Erpressungen von Kontributionen. Der Abt und ein kleiner Teil des Konvents kehren kurzfristig zurück, müssen aber 1646 wieder vor den Schweden flüchten. Bei dieser letzten Besetzung geht das Gastgebäude von 1490 in Flammen auf.
Nach dem Friedensschluss kehren Abt und Konventualen in das verwüstete Kloster zurück. 21 von ihnen sind im Exil verstorben. 1658 stirbt auch der Abt. Sein Nachfolger ist der aus Feldkirch stammende, 52-jährige Alphons Kleinhans von Muregg (1658–1671). Als Abt von Alpirsbach bis zum 1648 erfolgten Übergang der Abtei an Württemberg hat er sich bereits durch tatkräftige Initiative und gutem Geschäftssinn ausgezeichnet, den er jetzt auch in Ochsenhausen beweist. Sofort lässt er am Nordflügel mit dem Kapitelsaal und der Sakristei weiterbauen. Die Räume stuckiert 1660–1663 der Wessobrunner Matthäus II Schmuzer. Der Maurermeister, den Abt Alphons für die Neubauten unter Vertrag nimmt, ist nicht bekannt. Beim 1667–1668 erfolgten Wiederaufbau abgebrannten des «Alten» Gast- oder Küchengebäudes wird ein Georg Schäffler genannt. Der rührige Bauabt beginnt im gleichen Jahr auch mit dem Neubau des vorerst zweigeschossigen neuen Gastgebäudes, damals als Hofgebäude bezeichnet, das den Kirchplatz im Süden begrenzt. Er sorgt auch für die neuen Ringmauern und formt damit die heutige Klosterlandschaft. Unter seinen Nachfolgern wird im 1687 nur noch das mächtige Bräuhaus vor dem Südtrakt mit Pfisterei und Mühle gebaut. Wegen der nun fehlenden Aussicht für die Konventbewohner wird das Gebäude wenige Jahre später in seinem Ostteil auf die heutige Länge gekürzt.

Fruchtkasten, Fürstenbauaufstockung und Mariensäule 1712-1717
Das freistehende grösste Ökonomiegebäude am südlichen Ende des Hofgartens ist die Kornschütte. So nennt man den «Fruchtkasten» in der Klosterzeit, sprachlich weniger abweisend und der Funktion entsprechend. Abt Hieronymus Lindau (1708–1719) verdingt den Bau 1715 an Franz Beer. Wahrscheinlich es nicht der «berühmte Bär», wie der Klosterchronist 1829 über den Baumeister des Pfleghofes vom Tannheim (1696) schreibt, sondern um den weniger berühmten Franz Beer I, mit dem Abt Hieronymus später auch die Kirche in Ummendorf baut. Auch die von Abt Hieronymus 1712 gebaute Kirche in Schönebürg und der im gleichen Jahr um ein Stockwerk erhöhte, 1668 erstellte neue Gastbau dürften Werke von Franz Beer I sein.[9] Der «Hof», wie der neue Gastbau zur Klosterzeit heisst, wird heute Fürstenbau genannt. 1717 richtet der Abt die Mariensäule mit der vergoldeten Standfigur der Immaculata des Augsburger Bildhauers Bernhard Bendel auf.

Barockisierung der Stiftskirche im 17. Jahrhundert
Das spätgotische Bauwerk erfährt erstmals einen Umbau unter der Regierung des Abtes Bartholomäus, der 1621, gleichzeitig mit dem Neubau des östlichen Konventflügels, auch die Kirche umbaut. Im speziellen werden die Obergadenfenster zu Rundbogenfenstern vergrössert, die Gewölbe neu bemalt, Seitenaltäre und Kanzel ersetzt und ein neues, wertvolles Chorgitter anstelle des mittelalterlichen Lettners erstellt.[10] Die Kirche hat damit kurz vor den Verheerungen des  Dreissigjährigen Krieges ein manieristisches Renaissancekleid erhalten.
Ein erstes barockes Zeichen setzt Abt Alphons 1667 mit dem neuen Hochaltar. Obwohl er unter Mitwirkung von Johann Heinrich Schönfeld (1609–1684), einem Augsburger Maler von europäischem Rang, entsteht und dieser auch das Altarblatt malt, wird noch heute in Repetition der Chronik von 1829 verächtlich von einem «wenig originellen, pompösen Altar» gesprochen.[11]
Die nachfolgenden Äbte setzten die Barockisierung fort. 1687 folgt ein neues Chorgestühl. Bis 1690 werden Kreuzaltar, Muttergottesaltar und Sebastianaltar in hochbarocker Gestaltung ersetzt, die Altarblätter stammen vom in Konstanz wohnhaften Franz Carl Stauder.[12] Mit Ausnahme des Sebastianaltars ersetzt man die Blätter und Altäre im 18. Jahrhundert.
1698 wird der Kirchturm mit zwei barocken Obergeschossen erhöht und mit Haube und Laterne bekrönt.

Spätbarocke Umgestaltung der Stiftskirche unter Abt Coelestin Frener
1719 wird an der Nordwand die Antoniuskapelle ausgebrochen, der Stuckmarmoraltar ist ein Werk von Dominikus Zimmermann. Eine eingreifende Umgestaltung, die das heutige Bild der Stiftskirche prägt, nimmt aber erst Abt Coelestin Frener (1725–1737) vor. Abt Coelestin beruft den Elchinger Stiftsbaumeister Christian Wiedemann (1678–1739) für den Umbau des Kirchenraums. Wiedemann baut 1726–1727 die Kirche um und stellt ihr im Westen eine neue Fassade vor. Sie hat das gebogene Mitteltravée der Stiftskirche Weingarten mit Doppelpilastern und grossem Gebälk zum Vorbild. Wiedemann bereichert sie durch einen Volutengiebel und fasst sie mit seitlichen geraden Flügeln, die anstelle der gotischen Westtürmchen stehen. «Die Fassade ist in ihrer Gesamterscheinung durch eine Eigenschaft ausgezeichnet, die bei oberschwäbischen Fassaden dieser Zeit einmalig ist: Eleganz, gepaart mit tektonischer Festigkeit».[13]
Innen werden die Pfeiler ummantelt, die Fenster der Seitenschiffe barock umgestaltet und die gotischen Gewölbe zu einer Scheintonne mit Stichkappen verschliffen. Der Stuckateur Gaspare Mola (1684–1749) aus Coldrerio im Tessin[14] ist hier mit seinem Trupp ab 1727 tätig. Pilaster, Kapitelle, das Gesimse mit den Figuren, die Medaillons an den Seitenwänden und der plastisch betonte Deckenstuck sind sein Werk. Er erhält dafür 1729, nach Abschluss der Arbeiten, 5280 Gulden. Die hohe Summe verdeutlicht die Wertschätzung und auch den Umfang der Arbeiten Molas. Gleichzeitig mit Mola wird der Augsburger Maler Johann Georg Bergmüller (1688–1762) mit der Ausführung der Deckenfresken im Hauptschiff betreut. Schon 1716 und 1719 hat er für Abt Hieronymus Lindau gearbeitet.[15] Er malt die zehn Hauptbilder und die 22 Bilder der Gewölbezwickel im Gleichschritt mit dem Stuckateur bis 1729. Sie stellen ein erstes grosses Werk des späteren Akademiedirektors und verdienstvollen Lehrers dar.
Abt Coelestin erneuert auch die Ausstattung. Der lichtumflutete Hochaltar von 1729 mit seinen kulissenartig frei vorgesetzten Doppelsäulen ist eine Meisterleistung des Augsburger Kunstschreiners Johann Joseph Obrist. In den neuen Altar wird das Altarblatt der Marienkrönung von Johann Heinrich Schönfeld aus dem hochbarocken Vorgängeraltar eingesetzt. Für weitere Altarbauten und für das Gehäuse der grossen Westorgel beauftragt der Abt 1732 den Ravensburger Bildhauer Franz Joseph Erb (1700–1762).
Mit einer barocken Spielerei, einem Chronogramm, verewigt sich Abt Coelestin zusammen mit seinen Bauvorgängern an der Chordecke hinter dem Gurtbogen. Schriftbänder, nur für den Chorbesucher lesbar, umfliessen die Wappenkartusche der drei Äbte.
«ECCLesIa haeC OxenhVsana stIrpItVs eXtrVCta fVit a SIMone Abbate»
(Ecclesia haec Oxenhusana stirpitus extructa fuit a Simone Abbate), die Quersumme ergibt das Jahr 1495.
«BarthoLoMaeVus PraesVL DesVper reparaVI
(Bartholomaeus Praesul Desuper reparavit), die Quersumme ergibt das Jahr 1621
«CoeLestInVs PraeLatVs tanDeM eXornaVI
(Coelestinus Praelatus tandem exornavit), die Quersumme ergibt das Jahr 1727.

Die Orgeln
Über den Bauabt Coelestin Frener schreibt der spätere Klosterchronist und ehemalige Pater Georg Geisendorf 1829: «Das Beste, was unsere Kirche diesem sehr thätigen Abte zu danken hat, ist die grosse Orgel mit vier Klavieren und fünfzig Registern oder Zügen, die ein gebohrner Ochsenhauser, den Mainz zu einem Künstler gebildet hat, Joseph Gabler, der später auch das Meisterwerk zu Weingarten bauete, verfertigt hat». Der Stellenwert, den die Musik und damit vor allem die Orgel in den Benediktinerklöstern bedeuten, kommt hier auch nach der Säkularisation noch zum Ausdruck. Die Chororgel ist dabei das täglich genutzte Instrument. Sie steht bis 1779 frei im Chorraum und wird dann durch eine Orgel von Joseph Höss mit zwei Prospekten über dem Chorgestühl ersetzt. Die Hauptorgel wird hingegen nur bei besonderen Anlässen gespielt. Sie wird 1728 von Abt Coelestin an den erst 28-jährigen Joseph Gabler vergeben und 1734 eingeweiht. Gablers Erstlingswerk mit 60 Registern ist ein kühner Entwurf, er setzt in der Mechanik und Windversorgung neue Massstäbe. Er baut 1751–1753 die Orgel noch selbst ein erstes Mal um, fügt einen freistehenden Spieltisch ein und reduziert das Werk auf 49 klingende Register. Nach mehreren Umbauten kann es 2000–2004 durch die Orgelbauer Klais und Kuhn unter Verwendung der Originalsubstanz restauriert werden. Das Werk der  Chororgel von Höss ist hingegen nicht mehr erhalten und muss 1988 rekonstruiert werden.

Umbauten der Konventgebäude und Rokokoausstattungen unter Abt Benedikt Denzel
Abt Benedikt Denzel (1737–1767) erbt die Baulust seines Vorgängers. Als Direktor des Schwäbischen Reichsprälatenkollegiums und als Präses der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation will er die trotz ihrer schlossähnlichen Wirkung eher zweckmässig nüchtern gebauten Konventgebäude repräsentativ verändern. Form und Zierde sollen das klösterliche Leben fördern. 1738–1740 wird der Südflügel umgebaut und ein Treppenhaus mit einer grosszügigen dreiläufigen Treppe angefügt. 1741–1746 erfolgt der Umbau des Ostflügels nach Plänen des Münchner Baumeisters Johann Michael Fischer, der zu dieser Zeit in Zwiefalten mit dem Kirchenneubau beginnt. Mitglieder der Baumeisterfamilie Wiedemann setzen die Planungen um. Die  Ostfront wird dank eines neuen Mittelrisalites und der Entfernung der frühbarocken Schweifgiebel zu einer wahrhaft repräsentativen Schauseite. Der Mittelrisalit, durch Kolossalpilaster gegliedert und mit Attikageschoss und Mansarddach versehen, ist aber reine Fassadengliederung, denn das ebenfalls neue Haupttreppenhaus liegt nur zum Teil im Risalitbereich. Dieses viergeschossig offene Treppenhaus mit einer dreiläufigen Holztreppe wird in barockem Raumillusionismus mit einem Fresko von Johann Georg Bergmüller nach oben erweitert. Über einer gemalten Architekturkulisse mit dem Thema der Klostergründung wölbt sich der offene Himmel. Bergmüller malt, 15 Jahre nach den Fresken der Stiftskirche, für diese Umbauphase nebst dem Bild im Treppenhaus weitere Gemälde, so auch ein Deckengemälde in Öl für die Prälatur. Es scheint, dass auch Gaspare Mola nochmals für die Stuckierung beigezogen wird.
Abt Benedikt nimmt sich gleichzeitig mit den Umbauten im Kloster auch der Stiftskirche an. Hier lässt er 1741 neben der Antoniuskapelle die Benediktskapelle erstellen. In ihr erstellt Dominikus Hermengild Herberger (1694–1760) einen Altarretabel in freien Rokokoformen. Die Altarblätter malt Franz Joseph Spiegler. Zusammen mit Herberger wirken unter der Leitung des in Augsburg wohnhaften flämischen Bildhauers Ägid Verhelst I (1696–1749) auch dessen Söhne. Ihr hervorragendes Meisterstück ist die Rokokokanzel, die sie 1741 fertigen.

Klassizismus unter Abt Romuald Weltin
Der Amtsantritt des letzten Abtes von Ochsenhausen, Romuald Weltin (1767–1803), markiert das Ende der barocken Periode und leitet über zu einem aufgeklärten, wissenschaftlich orientierten Selbstverständnis der grossen Reichsabtei. Ausdruck dafür sind die Umbauten im Nordflügel. Hier lasst Abt Romuald im Erdgeschoss ab 1783 einen neuen Kapitelsaal und einen grossen Saal zur Aufbewahrung wissenschaftlicher Instrumente, das «Armarium», vom Stuckateur Thomas Schaidhauf (1735–1807) aus Neresheim einrichten. In die schon klassizistisch nüchtern weissen Räume setzt der Bergmüller-Schüler Joseph Anton Huber (1737–1815) liebliche, die barocke Kraft vermissende Deckengemälde. Schaidhauf und Huber werden 1785–1789 für den Neubau der darüber liegenden Bibliothek verpflichtet. Der zweigeschossige Büchersaal erstreckt sich über acht Fensterachsen des Nordflügels und nimmt dessen ganze Breite ein. 70 000 Bände bilden nach der Fertigstellung eine beeindruckende Kulisse. Heute fehlen sie im noch immer eindrücklichen, aber völlig leeren Raum. Aus Zeugnis der letzten wissenschaftlichen Blüte in Ochsenhausen ist nur die Sternwarte mit drehbarer Kuppel erhalten. Sie wird 1788 im südlichen der vier Türme des Osttraktes eingerichtet. Alle Türme erhalten während der Bauzeit 1786–1793 ihren klassizistischen Überbau.[16]
Abt Romuald lässt auch die Stiftskirche weiter ausstatten. In den Seitenschiffen malt Joseph Anton Huber 1787 die Fresken. Als Vorlage dienen vorhandene Entwürfe seines Lehrers Bergmüller. Dank dessen illusionistischen Kompositionen ist in den Gewölbefresken noch immer eine barocke Haltung spürbar.

Von der Aufhebung bis heute
Der Abt, 44 Patres und vier Laienbrüder werden 1803 vom Reichsdeputationshauptschluss getroffen, der ihre Klosterherrschaft und die Abtei dem österreichischen Grafen Metternich als Entschädigung für linksrheinische Gebiete überträgt. Der Graf wird gleichzeitig in den Fürstenstand erhoben. Ochsenhausen ist jetzt Fürstentum. Das Haus Metternich ist zu diesem Zeitpunkt tief verschuldet. Die schuldenfreie Herrschaft Ochsenhausen kommt deshalb sehr gelegen und wird auch sofort zur Schuldensanierung genutzt. Verkäufe von einträglichen Teilen der Herrschaft zeigen, dass die Metternichs an ihrer süddeutschen Erwerbung kein zukunftsgerichtetes Interesse haben. Bestärkt werden sie darin 1806 durch Mediatisierung ihres Fürstentums durch den neuen König von Württemberg und dem damit verbundenen Verlust ihrer Souveränität. Württemberg hebt die bis dahin bestehende Klostergemeinschaft formell auf und die Konventualen müssen Ochsenhausen verlassen. An ein Weiterführen des Klostergymnasiums oder eine Fortführung der Investitionen und Reformen zu Gunsten der Bevölkerung denkt deshalb mit gutem Grund auch der Sohn Wenzel Lothar Fürst von Metternich nicht. Der spätere österreichische Aussenminister und grosse Diplomat des Wiener Kongresses, der 1806 seinen Vater unter Finanzkuratel stellt, wird in den Koalitionskriegen ein Feind von Württemberg und muss deshalb 1809 die Konfiskation seines Fürstentums Ochsenhausen durch württembergische Beamte hinnehmen.[17] Erst 1820 erhält er sein Eigentum wieder zurück, aber nur, um es 1825 an das Königreich Württemberg zu verkaufen. Die Klosterbibliothek, bis dahin unangetastet, bleibt im Besitz Metternichs. Was von ihr als wertvoll betrachtet wird, kommt in sein Schloss Königswart in Böhmen. Damit stehen die grossen Räumlichkeiten in Ochsenhausen leer. Die Baulast muss nun von Württemberg getragen werden. Die ehemalige Stiftskirche wird der Pfarrgemeinde zu Verfügung gestellt. In den Konvent- und Ökonomiegebäuden wechseln die Nutzungen durch verschiedene Behörden und Bildungseinrichtungen. Wie durch ein Wunder wird an der Gebäudesubstanz während 100 Jahren wenig zerstört. Nur gerade das Mühlegebäude östlich des Brauhauses fällt dem Abbruch zum Opfer. 1974–1990 werden die Gebäude der Klosteranlage vom Land Baden-Württemberg umfassend restauriert. In den ehemaligen Konventgebäuden ist heute die Landesakademie für die musizierende Jugend untergebracht.

Pius Bieri 2010

 

Benutzte Einzeldarstellungen:

Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben, verfasst von einem Mitgliede desselben. Ottobeuren 1829.

Herold, Max (Hg.): Ochsenhausen. Von der Benediktinerabtei zur oberschwäbischen Landstadt. Weissenhorn 1994. Mit Beiträgen zum 17. und 18. Jahrhundert von Konstantin Maier.

Franz, Bettina: Kloster Ochsenhausen. Führer Staatliche Schlösser und Gärten. München und Berlin 2000.

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_Ochsenhausen


Anmerkungen:

[1] Das Territorium beträgt im 18. Jahrhundert 255 Quadratkilometer.

[2] Die Ausstattungen, soweit nicht bereits von den Schweden 1646 zerstört, werden beim der ersten barocken Umbau entfernt. Einige Holzplastiken sind, weit verstreut, noch erhalten und belegen die hohe Qualität der Arbeiten. Nicht mehr erhalten ist der Hochaltar von 1499, ein Meisterwerk der deutschen Spätgotik des Ulmer Meisters Jörg Syrlin der Jüngere. Das Unverständnis des Chronisten über dessen Entfernung während der ersten Barockisierungsphase kommt 1829 wie folgt zum Ausdruck: «Leute, die die Meisterwerke des Alterthums nicht zu schätzen wussten, beredeten den Abt Alphons, dieses herrliche Monument deutschen Kunstfleisses i. J. 1664 zu zernichten, und an dessen Stelle ein sehr mittelmässiges Produkt des gesunkenen Geschmacks aufzurichten, wie man sich noch gegenwärtig überzeugen kann».

[3] Im reformierten Kloster Alpirsbach sind nach dem Restitutionsedikt 1629–1631 und 1634–1648 auch katholische Äbte, bis das Kloster im Westfälischen Frieden endgültig an Württemberg fällt.

[4] Diese Darstellung des Klosters im 17. Jahrhundert wiederholt sich im Fresko von Bergmüller im Haupttreppenhaus (1743) wie auch im Gemälde des hl. Thiemo von Salzburg, der die Stiftung segnet. Leider sind bis heute weitere Untersuchungen zur vorbarocken Baugeschichte unterblieben, sodass die Zeichnung den einzigen Anhaltspunkt liefert.

[5] Joachim Christoph Giel von Gielsberg, Enkel der Fürstäbtissin von Säckingen, ist zu dieser Zeit Klostervogt in Ochsenhausen. Sein Sohn Christoph Bernhard wird 1639 unter dem Namen Roman Abt im Fürststift Kempten. Er beginnt 1651 mit dem Bau der neuen Fürstabtei Kempten. Das Vorbild Ochsenhausen ist unverkennbar.

[6] Stephan Huber (1554–1619) baut 1604–1608 die Jesuitenkirche und das Kollegium in Konstanz und dann 1608–1612 die Jesuitenkirche in Hall im Tirol. Ab 1612 ist er in Landsberg, wo er als Gehilfe den Jesuitenbruder Jakob Kurrer (1585–1647) hat. Dieser baut ab 1633 in Luzern die Hofkirche und zeichnet im gleichen Jahr das erste Neubauprojekt für das Kloster Einsiedeln.

[7] Fuggerschloss Kirchheim (Baubeginn 1578, heute teilweise abgetragen und Oberteil der Ecktürme entfernt), «Neuer Bau» Stuttgart von Heinrich Schickhardt (Baubeginn 1599, heute zerstört), Kurmainzisches Residenzschloss Aschaffenburg (Planveröffentlichung als Kupferstich 1611, Baubeginn 1605), Schloss Höchstädt (Baubeginn 1589 durch Gilg Vältin), Palast Hohenems (1562–1567) von Martino Longo, Schloss Scharfeneck in Baiersdorf bei Erlangen (1627–1632, 1892 abgetragen) von Valentin Juncker.

[8] Das spanische Königsschloss El Escorial bei Madrid, 1563–1584 gebaut, wird immer wieder als Vorbild der Barockklöster zitiert. Es hat den Barockprälaten sicher grossen Eindruck gemacht. Daraus darf nicht der Schluss gezogen werden, dass der Escorial das Vorbild der Barockklöster sei. Seine Aufgaben als Königsschloss können nicht übernommen werden. «Die Architekten der grossen und freien Abteien des Heiligen Römischen Reiches und der angrenzenden Alpenländer sahen sich vor eine Aufgabe gestellt, für die sie eine neue und eigene Lösung finden mussten», schreibt Wolfgang Braunfels in: Abendländische Klosterbaukunst (1969).

[9] Wie mir der Beer-Forscher Peter Fink (Bezau) mitteilt, ist der gemäss Konstantin Maier in «Die Äbte des Klosters Ochsenhausen im 17. und 18. Jahrhundert» (2004) im Akkord erwähnte Sohn des Baumeisters Franz Beer I im Rechnungsbuch nicht zu finden. Auch die von Maier dargestellte Zahlung von Schulden des Franz Beer bei der Stadt Bludenz und im Montafon ist falsch, denn tatsächlich muss der Baumeister bei der Abrechnung der Kirche Schönebürg ein Guthaben der Abtei bei den Ständen Bludenz und Montafon als Zahlung übernehmen. Die Zuschreibung der Arbeiten von 1712–1718 an Franz Beer I, der damals tatsächlich seinen Sohn ausbildet, ist trotzdem plausibel. Er ist für die Ochsenhausener Pfarrkirche Ummendorf (1716/18), wie in Holzen (1696/1700), ausführender Baumeister des Planers P. Christoph Vogt von Ottobeuren. Der in Konstanz wohnhafte Franz Beer II bearbeitet während des Krieges 1702–1714 vorwiegend an Bauten in der Schweiz, und selbst der von Franz Beer II geplante Ochsenhausener Kirchenneubau in Tannheim (1700/02) könnte von Franz Beer I ausgeführt sein. Mit dem Bau des Fruchtkastens hat Franz Beer I allerdings kein Glück: Der Neubau stürzt 1716 ein und muss vom Vorarlberger Bautrupp nochmals errichtet werden.

[10] Die Ausmalung kostet 650 Gulden, die Altäre und die Kanzel 750 Gulden, für das Chorgitter werden 1492 Gulden aufgewendet. Die Meister sind dem Namen nach bekannt, nebst den zwei Malern und dem Bildhauer wird ein Hans Guggenmoos erwähnt. Wahrscheinlich handelt es sich um den Baumeister Johannes Guggenmoos (Guggemoos, Guggemoss) aus Weilheim, der zur gleichen Zeit in Weissenau tätig ist.

[11] Konstantin Maier in: Die Äbte des Klosters Ochsenhausen im 17. und 18. Jahrhundert, Weissenhorn 1994. Der Chronist von 1829, dessen Wertung übernommen wird, spricht gar von einem «mittelmässigen Produkt des gesunkenen Geschmacks», meint aber damit das heutigen spätbarocke Juwel, das er für den Altar des Abtes Alphons hält. Wie der damalige Chronist urteilen auch die heutigen Historiker über ein Werk, von dem keine Zeichnung überliefert ist. Es wird sich um einen triumphbogenartigen goldgefassten Säulenaltar gehandelt haben, eine bescheidenere Ausgabe steht in der Sakristei.

[12] Franz Carl Stauder (1660/64–1714) ist in Ochsenhausen aufgewachsen und wohnt 1686–1690 in Konstanz. In Ochsenhausen ist nur noch das Altarblatt des Sebastianaltars erhalten.

[13] Bernhard Schütz in : Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben. München 2000.

[14] Wird in der Literatur als Italiener aus Como bezeichnet, ist aber ein Wanderstuckateur aus Coldrerio im Tessin, wo er 1725 auch für die heimatliche Kirche einen Stuckmarmoraltar fertigt.

[15] Schon 1716 liefert er im Auftrag von Abt Hieronymus Lindau das Altarblatt der Pfarrkirche in Tannheim und 1719 dasjenige des der Antoniuskapelle.

[16] In der Literatur finden sich keine Angaben, zu welchem Zeitpunkt die barocken Hauben dem klassizistischen obersten Geschoss weichen müssen. Da aber alle vier Turmobergeschosse das Aussehen eines Beobachtungsstandes haben, und ihre Entstehungszeit aufgrund der Architekturmerkmale nicht vor 1770 möglich ist, ist nur die hier vorgetragene Datierung 1786–1793, gleichzeitig mit der Sternwarte, möglich.

[17] Dabei wird auch der Kreuzaltar von 1738 mit dem Silbertabernakel entwendet. Der Tabernakel, eine Augsburger Goldschmiedearbeit von 1738, ist heute in der Dominikanerinnen-Klosterkirche von Wil im Kanton St. Gallen. Der Kreuzaltar wird 1984 rekonstruiert und wieder aufgestellt.

 

 

Rokoko in Ochsenhausen unter Abt Benedikt Denzel 1737–1767
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Nach Plänen von Johann Michael Fischer lässt 1741–1745 Abt Benedikt Denzel im Ostflügel den dominanten Mittelrisalit mit dem neuen Treppenhaus bauen. Im Frontispiz ist im stuckierten Rokokoschild sein Wappen und das Klosterwappen zu sehen.   Aegid Verhelst und seine Söhne erstellen 1741–1742 die Rokokokanzel in der Stiftskirche.   Dominikus Hermengild Herberger ist der Schöpfer der Rokokovasen im Südflügel-Treppenhaus.
Klassizismus in Ochsenhausen unter Abt Romuald Weltin 1767–1803
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In die Seitenschiff-Gewölbe der Stiftskirche malt 1787 der Bergmüller-Schüler Joseph Anton Huber die zwölf Artikel des Glaubensbekenntnisses, wie hier «Das ewige Leben». Die dichte barocke Vorlage Bergmüllers weicht jetzt einer klassizistischen Klarheit.   Die 1785–1789 im Nordflügel eingebaute Bibliothek ist seit der Säkularisation ohne Bücher. Auch hier malt Joseph Anton Huber das grosse Deckenbild.   Auffälligste klassizistische Elemente des Baukörpers sind die vier Turmabschlüsse am Ostflügel, die erst 1786–1793 die barocken Hauben und Giebel ersetzen.

 

 

 

  Ehemalige Benediktiner-Reichsabtei und Kirche St. Georg, Ochsenhausen  
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Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Ochsenhausen Baden-Württemberg D Reichsabtei Ochsenhausen
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1615
Bauherr und Bauträger
ok Abt Johannes Lang (reg.1613–1618)
leer Abt Bartholomäus Ehinger (reg. 1618–1632)
ok Abt Alphons Kleinhans (reg. 1658–1671)
Wikipedia Abt Hieronymus II. Lindau (reg. 1708–1719)
ok Abt Coelestin Frener (reg. 1725–1737)
ok Abt Benedikt Denzel (reg. 1737–1767)
ok Abt Romuald Weltin (reg. 1767–1803)
 
  1615 bis 1630 entsteht diese gewaltige Klosteranlage, hier von Südosten gesehen. Veränderungen im Spätbarock und Klassizismus betonen den Residenzcharakter.   pdf  
   
OchsenhausenLage1
Der Lageplan mit den Etappierungen der Gebäude. Für Erläuterungen anklicken!  
   
OchsenhausenLage2
Im Grundrissausschnitt der zentralen Konventbauten und der Stiftskirche sind weitere Erläuterungen zu den Räumen enthalten. Bitte anklicken!  
OchsenhausenThiemo1
Das Vorgängerkloster des 16. Jahrhunderts dürfte der Darstellung auf dem Gemälde des hl. Thiemo von Salzburg (18. Jahrhundert, heute im Besitz der Stadt Ochsenhausen) entsprochen haben. Die Darstellung stützt sich auf eine Zeichnung der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Wirth'schen Chronik. Die Vorgängeranlage ist glaubwürdig gezeichnet. Entgegen der üblichen Dreiflügelanlage südlich der Stiftskirche ist schon im 17. Jahrhundert ein ausgeprägter Ostflügel vorhanden. Er ist zweistöckig mit dreigeschossigen Eckbauten. Im Süden steht ein isoliertes Gebäude, an dessen Stelle dann 1615 der Südflügel gebaut wird.  
Ochsenhausen1630
1630 zeichnet P. Gabriel Bucelin diese absolut vertrauenswürdige Vogelperspektive aus dem gleichen Standpunkt. Süd- und Ostflügel sind fertig gebaut, der Nordflügel ist noch im Bau. Je zwei markante Ecktürme mit barocken Hauben fassen die Schweif- und Volutengiebel der Süd- und Nordflügel. Erst nach 1786 werden diese Giebel entfernt und die barocken Hauben durch klassizistische Überbauten als Wiederholung der Sternwartenarchitektur des Südost-Eckturms ersetzt.
Bildquelle Wikipedia. Original Württembergische Landesbibliothek Stuttgart.
 
OchsenhausenKirchheim
Die Planung der Konventflügel von Ochsenhausen hat mit dem Escorial von Madrid nichts gemeinsam. Der Ursprung ist in den strengen Kollegbauten der Jesuiten und vor allem im süddeutschen Schlossbau zu suchen, wie das 1578–1582 gebaute Fuggerschloss Kirchheim zeigt.
Bildquelle Wikipedia.
 
Ochsenhausen1740
Auf dem Augsburger Stich von Johann Georg Merz ist die Ostfront von Ochsenhausen vor der Einfügung des Mittelrisalites 1741 abgebildet. Der Stich bestätigt die Zeichnung von P. Gabriel Bucelin (1630).
Bildquelle: Max Schefold 1961. Original Württembergische Landesbibliothek Stuttgart.
 
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1615 wird an diesem Südostturm der Grundstein gelegt, 1618 ist der Südflügel bezugsbereit. Das barocke oberste Geschoss des Südost-Eckturms muss 1788 der Sternwarte weichen, deren klassizistische Architektur gleich auf allen Türmen wiederholt wird.  
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1687, unter der Regierung von Abt Placidus Kobolt, erfolgt der Bau von Bräuhaus, Pfisterei und Mühle vor der Südfront des neuen Klosters, dessen Nordflügel sein Vorgänger bis 1663 fertig stellt. Der Baumeister ist nicht überliefert.  
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1715 baut Franz Beer I den Fruchtkasten (Kornschütte) und stockt die Gastgebäude («Fürstenbau», «Hof») auf. Erstmals wird für diese Bauten sein 19-jähriger Sohn Johann Michael erwähnt. Nach einem Einsturz 1716 muss Baumeister Beer den Bau 1717 auf eigene Kosten neu aufrichten.  
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Der Kirchenvorplatz wird rechts durch den 1667 gebauten und 1712 durch Franz Beer I aufgestockten Gästebau oder Hofflügel begrenzt, der heute Fürstenbau genannt wird. Im Vordergrund die Mariensäule von 1678. Platzabschluss bildet die ab 1725 durch Christian Wiedemann erstellte Westfassade, deren Natursteinoberfläche 1967 überstrichen wird. Im Hintergrund der 1698 um zwei Geschosse erhöhte Glockenturm.  
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Christian Wiedemann als Baumeister, Gaspare Mola als Stuckateur und Johann Georg Bergmüller als Freskant gestalten bis 1729 das Innere der spätgotischen Stiftskirche neu. Der Einblick in die Chorgewölbe offenbart den Reichtum dieser spätbarocken Umgestaltung.  
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Nebst den 10 Hauptbildern erstellt der 30-jährige Johann Georg Bergmüller weitere 22 Fresken in den Gewölbezwickeln. Ein Ausschnitt des Gewölbes im westlichen Gemeinderaum zeigt in den Hauptbildern oben den hl. Blasius als Helfer, in der Mitte die Grundsteinlegung des Klosters und unten ist der selige Prior Heinrich als wundersamer Retter bei einem Ochsenhausener Klosterbrand.  
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Die Stuckplastiken von Gaspare Mola stellen die Tugenden dar. Die Gestalten zeigen klassische italienische Schule, die beim Régence-Stuck vor allem im Gesimsbereich durchdrückt.
Bildquelle: Thomas Mirtsch Wikipedia.
 
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Aus der ersten Barockisierungsphase stammt das Chorgestühl von Ferdinand Zech, das dieser 1686–1688 schnitzt. Die aufgesetzten Chororgeln sind Werke von Joseph Höss (1780). Im Vordergrund rechts ist der Kreuzaltar (1738, 1778, rekonstruiert 1984) und der Altar des hl. Joseph (1735).  
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Der lichtumflutete Hochaltar von 1729 mit seinen kulissenartig frei vorgesetzten Doppelsäulen ist eine Meisterleistung des Augsburger Kunstschreiners Johann Joseph Obrist. In den neuen Altar wird das Altarblatt der Marienkrönung von Johann Heinrich Schönfeld aus dem hochbarocken Vorgängeraltar eingesetzt.  
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1728–1734 baut Joseph Gabler sein erstes grosses Orgelwerk. Er baut sie 1751–1753 nochmals um und reduziert die Registerzahl auf 49. Die Bildhauerarbeiten der Prospekte stammen von Franz Joseph Erb.  
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Der Kreuzaltar (1738? 1778?) wird 1809 entfernt. Der heutige Altar ist eine Neuschöpfung von 1984.