Die Meister
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Georg Dientzenhofer (1643–1689) Oberuilpoint Oberbayern DientzenhoferGeorg   Baumeister 1684   1689
Wolfgang Dientzenhofer (1648–1706) Oberuilpoint Oberbayern DientzenhoferWolfgang   Baumeister 1689   1695
Christoph Grantauer (*1661) Kutterling bei Bad Aibling     Baumeister 1695   1700
Bernardo Quadri (um 1650–1713) Lugano     Stuckateur 1695   1700
Elias Hössler (1663–1746) Crimmitschau in Sachsen     Orgelbauer 1714   1714
(?) Domenico Catenazzi (1672–1735) Mendrisio     Stuckateur 1716   1717
Cosmas Damian Asam (1686–1739) Benediktbeuern CDAsam   Freskant 1716   1721
Egid Quirin Asam (1692–1750) Tegernsee AsamEQ   Stuckateur, Bildhauer 1721   ~1723
Br. Anton Denzler OSB Baden im Aargau     Kunstschreiner, Planer 1724   1751
Johann Konrad Funtsch (1710–1792) Bergrothenfels     Orgelbauer ~1750   ~1750


Michelfeld

Ehemalige Benediktinerabtei und ehemalige Stiftskirche St. Johannes Evangelist

Klostergeschichte

Von der Klostergründung 1119 bis zur ersten Aufhebung
Michelfeld liegt bei Auerbach in der bayerischen Oberpfalz, unweit des Oberlaufs der Pegnitz.[1] Hier gründet 1119 Bischof Otto I. von Bamberg ein Kloster. Es soll im damals noch wenig besiedelten bayerischen Nordgau auch der Kolonisation und Rodung dienen. Die Neugründung erhält grosszügiges Stiftungsgut, zu dem auch Patronats- und Besitzrechte in bereits bestehenden Höfen und Ortschaften der näheren Umgebung gehören. Schutzvögte und Mitstifter sind die Grafen von Sulzbach.[2] Der Gründungskonvent kommt wahrscheinlich aus der Benediktinerabtei Michelsberg in Bamberg, der bereits die Klosterreform von Hirsau angenommen hat. Schon 1120 kann Bischof Otto I. die neue Klosterkirche weihen. Der Reformgeist von Hirsau zeigt sich auch in der Berufung des zweiten Abtes Adalbert I. aus dem Hirsauer Kloster Paulinzella in Thüringen.[3] Nachdem Michelfeld 1121 mit der Weihe der Kirche St. Leonhard auch Pfarreidorf wird, entwickelt sich ein Markt um das Kloster. Abt Adalbert I. verlegt diesen in die nahe Siedlung Auerbach. Er erreicht beim Bischof und beim Schutzvogt das Marktrecht für Auerbach und sorgt für die Umsiedlung vieler Einwohner Michelfelds nach Auerbach. Er baut für die neue Marktsiedlung 1144 auch die Pfarrkirche. Dieser blühende Markt Auerbach, damals noch Urbach genannt, muss später von der Abtei gegen Tausch an das Hochstift Bamberg abgetreten werden. Auerbach erhält 1314 Stadtrecht. Michelfeld profitiert jetzt vom Aufblühen der Stadt, teilt aber auch die politischen Verwerfungen der folgenden Jahrhunderte, die 1400 mit der Herrschaft der Pfalzgrafen beginnen. Die Abtei liegt fortan in der Oberen Pfalz, bleibt aber von Bamberg abhängig, sogar der Abt wird jeweils vom Bischof eingesetzt. Das Kloster wird in kriegerischen Auseinandersetzungen 1410 und 1430 zerstört. Abt Hartung II. Pfersfelder baut es wieder auf und lässt die turmbewehrte Ringmauer erstellen.[4] Abt Friedrich Trautenberger lässt 1507 die Marienkapelle neu bauen.[5] Michelfeld ist zu dieser Zeit eine der sieben Klosterherrschaften,[6] die zusammen mit den ritterschaftlichen und städtischen Ständen den Landtag in Amberg vertreten. 1499 fällt das Land an die pfälzische Kurlinie der Wittelsbacher. Friedrich II. führt die Lehre Luthers ein. Der nachfolgende Kurfürst Ottheinrich von Pfalz-Neuburg setzt die Reformation vollständig durch und verbietet 1556 allen Klöstern in seinem Herrschaftsgebiet, darunter auch Michelfeld, die Neuaufnahme von Mönchen und die Wahl neuer Äbte. Nach dem Tod des letzten Abtes Friedrich von Aufsess löst er 1558 die auf vier Konventualen geschrumpfte Gemeinschaft zugunsten weltlicher Administratoren auf.[7]  
 
Rekatholisierung der Oberpfalz im Dreissigjährigen Krieg
1621 siegt Herzog Maximilian I. von Bayern in der Schlacht am Weissen Berg über den Kurfürsten und «Winterkönig» Friedrich V. von der Pfalz. Dieser verfällt in Reichsacht. Maximilian I. nutzt die Gunst der Stunde und besetzt im gleichen Jahr die Oberpfalz. 1628 überlässt ihm das Reichsoberhaupt das Land als Ersatz für 13 Millionen Gulden Kriegskosten und erteilt ihm gleichzeitig die Kurfürstenwürde. In einem Religionsmandat fordert Maximilian I. von allen Einwohnern eine bedingungslose Rückkehr zum katholischen Glauben. Die kurzfristige Folge ist die Verwüstung der Oberpfalz durch schwedische und auch kaiserliche Truppen mit Höhepunkten in den Kriegsjahren 1631 bis 1635. 1633 wird Michelfeld gebrandschatzt. Kloster und Stiftskirche, auch die Pfarrkirche sind anschliessend Brandruinen. Die Kriegsunkosten betragen für die Herrschaft Michelfeld 127 920 Gulden. Nur wenige Bewohner des Klosterortes sind beim Kriegsende 1648 noch am Leben, die meisten sind schon der Pest von 1633/34 zum Opfer gefallen.
Im Westfälischen Frieden wird die Oberpfalz als Teil Bayerns bestätigt. Die Hälfte des führenden Adels wechselt trotz verlockenden Angeboten den Glauben nicht mehr und wandert aus. Die längerfristigen Folgen sind der Verlust von wirtschaftlicher Erfahrung und von Kapital. Besser gelingt die Rekatholisierung der Bevölkerung, die mehrheitlich den alten Glauben wieder annimmt. Mit ihm hält auch der lebensfreudige und volkstümliche Barock in der Oberpfalz Einzug.
 
Wiederherstellung der Oberpfälzer Klöster
Die im Zusammenhang mit der Rekatholisierung naheliegende Rückgabe der Klöster an ihre Orden wird durch den Kurfürsten Maximilian I. noch verhindert. Er führt die hohen Einnahmen der Klosterherrschaften während des Dreissigjährigen Krieges seiner Hofkammer zur Deckung der Kriegskosten zu, ein Drittel muss er den zuständigen Bischöfen überlassen. Maximilian I. stirbt 1651. Der Druck der Kurie und der Orden auf seinen Nachfolger Ferdinand Maria wird nun derart gross, dass dieser die Rückgabe zügig an die Hand nimmt. Widerstand erwächst ihm jetzt vor allem vom Regensburger Fürstbischof, der auf seine Einnahmen nicht verzichten will. Als dieser 1661 stirbt, wird der Weg frei. 1669 erfolgt die Rückgabe von acht der alten Klosterherrschaften, darunter auch Michelfeld, an ihre Orden. Die alte Eigenständigkeit wird ihnen allerdings abgesprochen. Sie sind nun vorerst Priorate von bayrischen Abteien. Schon diese verlieren im säkular orientierten und absolutistischen Staatskirchentum Kurbayerns immer mehr Rechte. Den Oberpfälzer Klöstern, in den Augen des Landesherrn nun ihm untergeordnete Herzogsklöster, werden aber alle politischen Rechte, insbesondere die Vertretung im Landtag, dauerhaft verwehrt.

Michelfeld unter der Administration von Oberalteich
Als neues Mutterkloster von Michelfeld bestimmt Kurfürst Ferdinand Maria 1661 die Benediktinerabtei Oberalteich in Niederbayern. Abt Hieronymus Gazin entsendet einige Konventualen seiner Abtei nach Michelfeld, um informell und mit Besoldung durch den Kurfürsten die Administration zu übernehmen. 1669 wird Michelfeld formell als Benediktinerkloster restituiert. Oberalteich muss dafür eine Entschädigung von 13 000 Gulden an das Domkapitel von Regensburg leisten.[8] Erster Superior von Michelfeld ist Dominikus Cäsar.[9] Er wird 1674 zum Abt seines Stammklosters Oberalteich gewählt, wo er bis 1681 regiert. Die weiteren bis 1695 amtierenden Superiore aus Oberalteich sind nur mit ihrem Namen bekannt, obwohl zu dieser Zeit der Klosterneubau in Michelfeld in vollem Gang ist.[10] Unter der Regierung des Abtes Roman Denys von Oberalteich wird der 1684 begonnene Kloster- und Kirchenbau bis 1695, dem Todesjahr des Abtes, weitgehend fertig.[11]
1695 beschliessen die bayerischen Benediktineräbte, ihre vier bisher administrativ verwalteten Klöster in der Oberpfalz in die Selbständigkeit zu entlassen. Als erster Abt von Michelfeld wird der Prior von Oberalteich, Albert Stöckl aus Amberg gewählt.[12] Er steht zwölf Konventualen vor.

Die Abtei Michelfeld im 18. Jahrhundert
Abt Albert Stöckl vollendet bis 1697 den Kloster- und Kirchenneubau mit dem Bau des Kirchturms und stattet die Kirche mit Hochaltar, Orgel und Bestuhlung aus. Erst 1700 anerkennt der Bamberger Fürstbischof und Kurfürst Lothar Franz von Schönborn die Wahl von 1695 und weiht den Abt. 1703 wird das Kloster im ausgebrochenen Spanischen Erbfolgekrieg von Kaiserlichen geplündert. Anfang August 1706 resigniert der erst 40-jährige Abt und zieht sich in andere Klöster des Ordens zurück.
Erst ein Jahr später erfolgt die Neubesetzung von Michelfeld durch einen vom Orden postulierten Abt. Offensichtlich ist die Klostergemeinschaft zu schwach oder zu zerstritten, um aus ihren Reihen einen Abt zu wählen. Der neue Abt Wolfgang Rinswerger ist Konventuale der Abtei Tegernsee.[13] Nach mehreren Jahren als Professor in Salzburg ist er Zeit seiner Wahl Präfekt des Lyzeums in Freising. Er ist auch bekannter Schriftsteller und Dramatiker. Unter diesem Abt erhält die bis 1697 nur einfach ausgestattete Kirche ihren heutigen Innenraum. Er verpflichtet dazu den jungen Cosmas Damian, der sein Erstlingswerk in der nahen Abteikirche Ensdorf kurz vorher beginnen kann.[14] 1721 resigniert Abt Wolfgang und stirbt kurz darauf.
Der nachfolgende Abt Heinrich Harder,[15] der als Konventuale von St. Emmeram zum Abt gewählt wird, übernimmt einen auf 16 Mitglieder gewachsenen Konvent. Seine Bautätigkeit für Michelfeld ist ebenfalls umfangreich, vor allem in der Herrschaft. Er richtet auch die Bibliothek im Obergeschoss der Marienkapelle ein und baut die Pfarrkirche St. Leonhard neu. 1738 wird mit Marian Eder aus Auerbach wieder ein Konventmitglied gewählt.[16] In seiner 45-jährigen Regierung vergrössert sich der Konvent auf 47 Mitglieder.
1788 1783–1799 regiert Ägidius Bartscherer.[17] 1800 wird mit Maximilian Prechtl der letzte Abt gewählt.[18] Schon drei Jahre nach seiner Wahl muss er und die inzwischen auf 19 Patres und drei Novizen geschrumpfte Gemeinschaft die zweite, nun bedeutend radikalere Auflösung der Klostergemeinschaft durch den Kurfürsten erleben.
Vogelschauansicht des Benediktinerklosters Michelfeld aus Südwesten. Die 1788 von Frater OSB Johann Baptist Roppelt aus Banz gefertigte, aquarellierte Federzeichnung ist äusserst präzise und erfasst den Gebäudebestand mit der Gebäudenutzung in den letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation. Oben links ist das Wappen des Abtes Ägidius Bartscherer zu sehen.
Zu diesem Wappen siehe die Anmerkung 17.
Bildquelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns - Signatur: Staatsarchiv Amberg, Risse 47

Säkularisation
Schon 1796 werden am Münchner Hof Planungen für die Auflösung aller oberpfälzischen Konvente vorangetrieben. Der hochverschuldete Staat sieht darin keine Enteignung. Die Klöster seien ja schon seit der Reformation aufgehoben. 1669 habe das Kurfürstentum den Orden nur die Gebäude, Güter und grundherrlichen Rechte restituiert und fordere sie jetzt lediglich zurück. 1801 verbietet der Kurfürst deshalb neue Abtswahlen. Anfang 1802 erfolgt die administrative Unterstellung durch den Staat. Im Februar 1803 beginnt die eigentliche Vermögenssäkularisation. Im Juni des gleichen Jahres wird der Besitz versteigert. Der letzte Abt und 22 Konventualen müssen Michelfeld verlassen, erhalten eine Pension oder übernehmen Pfarrstellen.

Gebäudeschicksale nach der Aufhebung
Die Stiftskirche St. Johannes Evangelist wird Pfarrkirche. Die Baupflicht trägt jetzt der Staat. Die alte Pfarrkirche St. Leonhard ist seit 1828 Friedhofskirche und kann vor dem Abbruch gerettet werden. Das Inventar des Klosters, alle Ökonomiebauten, die Klostermühle, das Bräuhaus, die Ziegelhütte, verschiedene Hammerwerke und das alte Schulhaus können an Private versteigert werden. In die Konventgebäude werden Rentamt, Schule und Wohnungen untergebracht. Die Bibliothek kommt 1835 nach Amberg. 1884 kauft die Dillinger Stiftung des Regens Johann Evangelist Wagner die Konventgebäude. Sie sind noch heute im Besitz der Stiftung. Dank der neuen Nutzung für die Förderung von Behinderten sind sie, mit Ausnahme der notwendigen inneren Umbauten, noch heute erhalten. Nur die Bereiche des von Privaten gekauften südlichen Ökonomiehofes sind in neuester Zeit verstümmelt worden.[19]

 

Baugeschichte

Die Gebäudelandschaft vor den barocken Neubauten

Den barocken Neubauten der Jahre 1685–1697 weicht die Kirche von 1120 und die südlich anschliessenden Flügel um den Kreuzgang. Nur die spätgotische Marienkapelle [11] am Ostflügel wird in den Neubau eingebunden. Weil alle Neubauten an Stelle der mittelalterlichen Vorgängerbauten errichtet sind, bleiben die innere Ringmauer [29], ihre Türme [12] und der innere Torturm [13a] des Abtes Hartung II. Pfersfelder unbehelligt oder werden, wie der Turm am Südende des Westflügels, in die Neubauten eingeflochten. Auch am westlichen Vorhof mit dem südlich angegliederten Ökonomiehof verändert sich strukturell durch die barocken Neubauten wenig.
Wie der äussere Torturm [13b] des 18. Jahrhunderts werden diese Gebäude an alter Lage wiederaufgebaut. Trotz der schon erwähnten neueren Verstümmelungen des vorgelagerten Ökonomiebereichs und einiger unbedachten Eingriffe ist die vorbarocke Klosteranlage noch heute zu erahnen.

1690

Anton Wilhelm Ertl veröffentlicht 1690 im «Chur-Bayrischen Antlantis zweyter Theil» eine Ansicht aus Norden. Dargestellt sind links des Flusses das Kloster mit der mittelalterlichen Stiftskirche und rechts das Dorf Michelfeld mit der Kirche St. Leonhard. Ertl stellt die alte Stiftskirche als dreischiffige Basilika mit Querschiff, Vierungsturm und hohem Westbau dar.[20]

Der Kloster- und Kirchenneubau bis 1700
Schon zur Zeit der Stich-Veröffentlichung von 1690 hat sich das Aussehen des Klosters verändert. Abt Roman Denys von Oberalteich beginnt um 1684/85 mit dem neuen, nun dreigeschossigen Ostflügel. Der Südflügel folgt 1687. Gleichzeitig wird die alte Kirche vom Chor her abgebrochen. Die zu dieser Zeit noch an einer Hand zählbaren Konventualen unter ihrem Superior Coelestin Stadler wohnen im alten Westflügel, benutzen aber schon 1692 die beiden neuen Flügel. Sie enthalten 14 Zellen, das Priorat und das Subpriorat. 1691 ist die Kirche im Rohbau fertig und erhält Dachstuhl und Deckung. 1692 folgen die Gewölbe und die Herrichtung des Innenraums (Fenster, Putz, Boden, Stuck). Bauunterbrüche entstehen durch die gleichzeitige Errichtung der Bräuhauses und der Pferdestallungen. 1697 ist die mit Hochaltar und Gestühl ausgestattete Kirche zur Einweihung bereit. 1695, im Todesjahr des Bauabtes und im Jahr der Wahl des ersten Michelfelder Abtes, wird mit dem Bau des in der Flucht des Westflügels liegenden Kirchturms begonnen. Der Kirchturm ist beidseits von den Westflügeln gerahmt und weckt damit die Illusion einer Klosteranlage mit der Kirche in der Mittelachse. Der südlich anschliessende Westflügel ist Gäste- und Prälaturflügel und stösst mit seinen neunzehn Fensterachsen weit über den Südflügel vor. Der nördlich anschliessende Flügel hat hingegen nur sechs Achsen und ist als reine Schaufassade ausgeführt, denn er beherbergt den Kasten, wie die Gebäude für den Getreidevorrat genannt werden. Kirchturm und Westflügel sind 1700 vollendet. Die Kirche wird wegen der Aversionen des Bamberger Fürstbischofs gegen Abt Albert erst 1707 geweiht.

Die planenden und ausführenden Meister
Georg Dientzenhofer[21] ist Baumeister des Klosters Waldsassen, der dortigen Wallfahrtskirche Kappl, der Wallfahrtskirche Trautmannshofen und des Klosters Speinshart. Er ist bei seinem frühen Tod 1689 auch für die Jesuiten in Amberg und Bamberg tätig. Obwohl er in Michelfeld nicht erwähnt ist, muss er auch diesen Klosterneubau geplant und geleitet haben. Denn 1697 wird sein Bruder Wolfgang Dientzenhofer[22] im Zusammenhang mit Bauschäden als verantwortlicher «Oberbauleiter» genannt. Wolfgang Dientzenhofer übernimmt nach dem Tod seines Bruders dessen Bauten in Amberg, Bamberg und Speinshart. Dazu zählt offenbar auch das Kloster Michelfeld. Für die übernommenen Bauausführungen delegieren die Dientzenhofer ihre leitenden Paliere. Sie sind mit dem Namen bekannt.[23] Der seit 1695 den Turmbau und den Westflügel ausführende Baustellenleiter Christoph Grantauer wird 1700 von Abt Albert nach Ensdorf empfohlen.[24]
Weitere Meister, zu denen auch Stuckateure und Altarbauer zählen, sind nicht genannt. Weil Abt Albert Stöckl Taufpate eines Kindes von Stuckateur Bernardo Quadri[25] in Bayreuth ist, wird dieser für die ursprüngliche Stuckierung vermutet, die schon 1716/17 verschwindet.

Kirchenumbau 1714–1718
Abt Wolfgang Ringswerger leitet nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges 1714 eine weitgehende Erneuerung des Kirchen-Innenraums ein. Offenbar wirkt der 20 Jahre vorher mit knappen Geldmitteln gebaute, weisse und karg ausgestattete Innenraum nicht mehr zeitgemäss. Die Modernisierung betrifft nebst der Neustuckierung und Freskierung vor allem den Chorbereich mit dem Psallierchor. Abt Wolfgang lässt den Chor von 1691 abbrechen und neu bauen. Anstelle eines eingezogenen Chors, vielleicht ähnlich wie derjenige der auch von Wolfgang Dienztenhofer gebauten Ensdorfer Klosterkirche, baut er einen gerade geschlossenen zweigeschossigen Ostabschluss mit dem Psallierchor im Obergeschoss und der Sakristei im Erdgeschoss. Das Massivgewölbe über dem heutigen Altarjoch lässt er durch ein Holzgewölbe in Form einer böhmischen Kappe ersetzen. Er baut auch die Westempore um. Auf der Orgelemporen-Brüstung findet sich sein Wappen. Entscheidend für den heutigen Raumeindruck sind der Ersatz aller Stuckaturen, der neue Freskenzyklus und der neue Hochaltar. Auch das heute verschwundene Chorgestühl und die Orgel sind Werke der Umbauperiode von Abt Wolfgang.

Die Meister des Kirchenumbaus 1714–1718
Der Planer und der ausführende Maurermeister des Umbaus sind zwar unbekannt, Entwerfer des architektonisch anspruchslosen Vorhabens dürfte aber Abt Wolfgang sein. Er holt den jungen Cosmas Damian Asam als Freskanten, der in Ensdorf ab 1614 seinen ersten und in Michelfeld 1716 und 1717 einen frühen Freskenzyklus durchführt.[26] Asam malt 1721 auch das Hochaltarblatt.
Der Raumstuck ist eine gleichzeitig mit den Fresken gefertigte Arbeit von 1716/17. Sein Meister ist unbekannt. Genannt wird der gleichzeitig in Amberg tätige Paolo d'Allio, der aber dort nur ältere Arbeiten fertigstellt.[27] Favoriten sind Domenico Catenazzi in Bayreuth und Johann Baptist Zimmermann in Freising.[28] Egid Quirin Asam wird ausgeschlossen.[29] Der Bruder des Freskanten kann in Michelfeld offenbar nicht seine erste Raumstuckatur verwirklichen, erhält aber 1721 den Auftrag für die lebensgrossen Figuralplastiken im Chorraum, an den Wandpfeilern der Seitenschiffe und an der Westwand. Auch der im gleichen Jahr aufgerichtete Hochaltar und die Kanzel sollen sein Werk sein, während die Seitenaltäre niemandem zugeordnet werden können.[30] Unbekannt ist auch der Bildhauer des Chorgestühls von 1716. Von diesem, schon 1877 verkauften, «reich geschnitzten» Gestühl auf dem Psallierchor ist nicht einmal das Aussehen bekannt. Vielleicht stammen vom gleichen Holzbildhauer auch die «um 1720» erstellten Beichtstühle.[31] Lediglich ein weiterer Name, derjenige des Orgelbauers, ist aus dieser zweiten Bauzeit bis 1721 gesichert. Es ist Elias Hössler,[32] bei dem Abt Wolfgang 1714 die Orgel auf der Westempore bestellt.

Veränderungen nach 1721
Der neue Innenraum ist 1721 weitgehend neu eingerichtet. Trotzdem nehmen die nachfolgenden Äbte Ergänzungen vor. Unter Abt Heinrich Harder, der 1721–1738 regiert, werden die Stuckmarmoraltäre unter den Seitenemporen überarbeitet. Die südliche Reihe erhält neue Altarblätter. Für diese werden teilweise die Brüder Gebhard aus Regensburg genannt.[33] Für die Altäre, vor allem denjenigen unter den Seitenemporen, sind allerdings bis heute weder die Meister noch die Erbauungszeit erforscht und auch bei den Altarblättern bestehen nur Annahmen. Anders gilt dies für die Holzbildhauer- und Kunstschreinerarbeiten ab 1724. In diesem Jahr tritt Anton Denzler[34] als Laienbruder in Michelfeld ein. Ihm wird vielfach das schon lange vor seinem Eintritt erstellte Psallier-Chorgestühl zugesprochen. Mit Sicherheit ist er aber der Meister aller Rokokoarbeiten in Michelfeld. Seine wichtigsten Arbeiten fallen in die Regierungszeit des Abtes Marian Eder, der zum eigentlichen Rokokoprälat wird. In den 1750-Jahren erstellt Denzler den Orgelprospekt für den Umbau durch den Amberger Orgelbauer Johann Konrad Funtsch.[35]
Mit Ausnahme kleinerer Veränderungen im Chorbereich während der klassizistischen Zeit versinkt die ehemalige Stiftskirche Michelfeld nach 1803, dank der neuen Nutzung als Pfarrkirche, in einen bewahrenden Dornröschenschlaf. Wenig Eingriffe und ein guter Unterhalt bedingen die erste grössere Restaurierung erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie wird bereits nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten durchgeführt. Die letzte Restaurierung erfolgt 1995–1997.

Die Kirche, ihre Architektur und ihre Ausstattung

Die Baugestalt
Mit Ausnahme der Stiftskirche von Waldsassen sind die Kirchen der Brüder Dientzenhofer immer Wandpfeilerhallen.[36] Die Kirche von Michelfeld ist eine Wandpfeiler-Emporenhalle, das heisst, zwischen die Wandpfeiler sind Seitenemporen eingefügt. Mit dieser Bauweise ist, vor allem wenn die Seitenemporen weggelassen werden (Dillingen 1617!), eine bessere Belichtung als bei der basilikalen Bauweise möglich. Dies zeigt sich auch in Michelfeld, obwohl nur die Nordseite belichtet ist. Der Innenraum wird unisono als «etwas gedrückt» und «wenig befriedigend» bezeichnet, was den zu hoch liegenden Seitenemporen angelastet wird.[37] Es sind aber die segmentförmig gedrückten Quertonnen und das hochgelegte Pfeilergebälk, die diesen Eindruck erwecken. Diese Höhenbeschränkung im Gewölbebereich ist selbst für das erste eigene Bauwerk Wolfgang Dientzenhofers erstaunlich. Sie scheint erzwungen.[38]

         
MichelfeldI1   MichelfeldI2   MichelfeldI3
1. Innenraum mit Blick zum Altarraum.
Foto: Bieri 2019.
  2. Wandpfeiler und Seitenemporen der Nordseite. Foto: Bieri 2019.   3. Wandpfeiler und Seitenemporen der Südseite. Foto: Bieri 2019.

MichelfeldGrRissKirche Der Grundriss ist von äusserster Einfachheit. Ein Rechteck von 38 x 17 Meter enthält ein dreijochiges Langhaus mit einem vierten Joch, das als angedeutetes Querhaus den Altarraum bildet. Dieser ist gerade geschlossen. Ihm schliesst sich östlich der gleichbreite, rechteckige und zweigeschossige Sakristeianbau mit dem Psallierchor im Obergeschoss an. Der Turm ist in der Kirchenachse westlich vorgesetzt und beidseitig in die Konventbauten eingebunden. Der Besucher betritt den Kirchenraum durch die Turmvorhalle und unter einem kurzen, turmbreiten Emporenjoch.
Kirchengrundriss aus «Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Zweiter Band Regierungsbezirk Oberpfalz und Regensburg», München 1909.
Nur die Turmzone und das Langhaus bleiben von Umbauten verschont. Im Altarraum und über dem damals erstellten Psallierchor verschwinden beim Umbau 1714 die Massivgewölbe und weichen Scheingewölben. Man muss sich die Dientzenhofer-Lösung von Michelfeld im Chor- und Altarbereich wie Ensdorf vorstellen.

Raumstuck und Figuralplastik
1716 und 1717 sind ausgezeichnete Stuckateure am Werk. «Kartuschen und als charakteristisches Leitmotiv dünnes Laub- und Bandwerk mit Blattschnüren und Zweigen, Engelchen, allegorischen Gestalten, weiss auf grünlichem Grund. Das Blattwerk geschickt und lebendig modelliert», beschreibt Georg Hager 1909 den Stuck. Vom Meister dieses schon die Régence ankündigenden Werkes bleibt leider der Name unbekannt. Dieser wird nur für die um 1720 erstellte Figuralplastik genannt. Die 14 Nothelfer an den Wandpfeiler-Seiten und an der Rückfront, auch die beiden Figuren des hl. Otto und des hl. Wolfgang gelten als Werke Egid Quirin Asams. Sie entsprechen aber nur in wenigen Fällen der Ausdrucksstärke seiner frühen Werke in Rohr oder Aldersbach.

MichelfeldI4   MichelfeldI5
Drittes Joch Nord: Stuck an Empore und Gewölbe.
Foto: Bieri 2019.
  Gewölbestuck im dritten und zweiten Joch Süd (Ausschnitt aus Foto 3 oben)

Hochaltar, Altäre im Langhaus und Kanzel
Ein Chronogramm im Retabel des Hochaltars ergibt die Jahreszahl 1721. Der demnach in diesem Jahr vollendete Altar ist ein gemeinsames Werk von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Sie gestalten das Stuckmarmor-Altarretabel in Einheit mit der Rückwand zur Sakristei und zum Psallierchor. Vorherrschend ist ein bräunlich-roter Marmorton. Das Retabel öffnet sich konkav zum Raum. Zwei gewundene Freisäulen in elfenbeinfarbenem Stuckmarmor tragen ein kräftiges Gebälk, dessen Gesims sich mittig zu einer kassettierten Untersicht wölbt. Kräftige Giebelsegmente, die in Voluten enden, betonen die Freisäulen. Zwischen den Voluten bildet eine plastische Gruppe das Oberstück. Es zeigt Gottvater mit Engelbegleitung auf Wolkenbändern. Das grosse Altarblatt von Cosmas Damian stellt das letzte Abendmahl dar.[39] Das fünfeinhalb Meter hohe und dreieinhalb Meter breite Blatt setzt über einem Tabernakel in gleicher Breite an, der eine klassizistische Tempelarchitektur in hellem Stuckmarmor darstellt. Der mit der Kuppel in das Bild eingreifende Tabernakel wird erst um 1780 eingefügt.
Die Altäre unter den Seitenemporen sind in italienischer Art als Kapellenaltäre parallel zur Längsachse an die Aussenwände gestellt. Die nordseitigen drei Retabel umfassen die Fenster in unterschiedlichen, aber immer originellen Rahmungen. Zu Gunsten des ungehinderten Lichteinfalls fehlen hier die Altarblätter. Südseitig sind keine Fenster vorhanden, deshalb sind diese drei Retabel in konventioneller Art ausgeführt und mit grossen Altargemälden versehen.
Die Stuckmarmor-Kanzel ist farblich dem Hochaltar angepasst. Sie wirkt sehr schlicht und eher klassizistisch als spätbarock.[40]

Die Fresken von Cosmas Damian Asam
Die Deckenfresken in Michelfeld sind das vierte noch erhaltene Werk des inzwischen dreissigjährigen Cosmas Damian Asam.[41]
MichelfeldPsallierchor1   MichelfeldPsallierchor2
MichelfeldIF4   Als erste Arbeit in Michelfeld erstellt er 1716 die Deckenfresken im Psallierchor. Sie könnten sein Probestück sein. In den drei grösseren Feldern malt er die Erzengel, während die begleitenden zwölf Emblembilder auf mönchische Aufgaben und Tugenden hinweisen.
1717 malt er die Deckenfresken im Langhaus. Auf die Gestaltung der neuen Stuckausstattung dürfte er schon frühzeitig Einfluss genommen haben. Erstmals lässt er den mit ihm zusammenarbeitenden Stuckateur die Gurtbögen im Langhaus entfernen. Kartuschen ersetzen sie, halten die drei Bildfelder zusammen und bewirken eine Überwindung des bisher gültigen Ordnungsprinzips für Langhausgliederungen. Noch deutet Asam die Zentrierung im Langhaus mit der Hervorhebung des Mittelbildes durch die Vierpassform erst an. 1720 wird er in Aldersbach gleich drei Joche zusammenfassen. Die drei grossen Langhausfresken haben die Anbetung der Hirten, Christus am Ölberg und die Auferstehung Christi zum Thema. In den Kartuschen malt Asam die vier Kirchenväter. In die Quertonnen der Wandpfeiler malt er über den Emporen Szenen mit Puttis, unter die Emporen mit Schriftbändern begleitete Sinnbilder.
  Oben links:
Psallierchor-Gewölbe mit den Fresken von Cosmas Damian Asam.
Oben rechts:
Ausschnitt des Mittelteils mit dem Erzengel Michael, der den gefallenen Engel und die Dämonen in die Tiefe stürzt. Fotos: Bieri 2019.
Links:
Das Stichkappen-Tonnengewölbe mit den Fresken von Cosmas Damian Asam und dem Stuck des unbekannten Meisters (Domenico Catenazzi aus Bayreuth?).

Unten: Die drei Gewölbejoche des Langhauses von Ost nach West. Für die volle Darstellung der Fresken und der Stuckaturen bitte die Bilder anklicken. Fotos: Bieri 2019.
MichelfeldIF1   MichelfeldIF2   MichelfeldIF3
Die drei Gewölbejoche des Kirchenraums mit ihren Fresken und ihrem Stuck.
Bild links: Das dritte Joch, anschliessend an den Altarraum. Das Fresko zeigt die Auferstehung Christi. Erschrockene Wächter scheinen in den Kirchenraum zu stürzen.
Bild Mitte: Das zweite, mittleres Joch mit der Darstellung von Christus im Garten Gethsemane. Das Fresko ist von vier Kartuschen mit Camaïeu-Darstellungen der Kirchenväter begleitet. Diese sind nur möglich, weil die vielleicht schon vorhandenen Gurtbögen auf Initiative Asams zu Gunsten einer durchgehenden Stuckatur eliminiert werden.
Bild rechts: Das erste Joch vor der Orgelempore. Es ist für den hinaustretenden Besucher nach Osten gedreht und zeigt die Anbetung der Hirten. Engel und Hirten musizieren und bilden damit den Bezug zur Musikempore.
MichelfeldIF5   In das neue Leichtgewölbe im Chor, vielleicht auf Initiative Asams als böhmische Kappe gebaut, malt er als letztes Fresko 1718 eine scheinarchitektonische Kuppel mit Laterne, in welcher der heilige Geist erscheint und seine sieben Gaben ausgiesst, die durch Frauengestalten personifiziert sind. Wieder geht hier Asam einen Schritt weiter und bezieht auch die Pendentifzwickel in das Gesamtbild ein.[42] Stuckaturen sind nicht mehr gefragt oder erscheinen als gemalte Kuppelarchitektur, deren goldenen Charakter Asam mit punktförmigen Golderhöhungen verstärkt.
 
Zum Titelbild:
Beim Anklicken des Titelbildes oben kann das Gesamtfresko betrachtet werden.
Cosmas Damian Asam malt das Fresko 1718, nachdem er auf die Scheinarchitektur der Kuppel (die Säulen sind nichtragende Elemente, die Kuppel ist ein Scheingewölbe) schon frühzeitig Einfluss nimmt. Das Fresko zeigt die Herabkunft des Heiligen Geistes in gemalter Scheinarchitektur, wie dies Andrea Pozzo 1709 und Paul Decker 1711 in ihren Traktaten vorstellen. Die gemalte Kuppellaterne, aus der die Taube des Heiligen Geistes schwebt, ist scheinperspektivisch aus dem gebauten Gewölbe in Richtung des im Kirchenraum stehenden Betrachters gerückt.
  Links: Nur im Seitenlicht zeigt sich eine weitere Raffinesse der Illusion. Für die Verstärkung der gemalten Goldtöne fügt Asam punktförmige Goldblitze für höchste Lichtakzente in das Fresko ein. Bild: Bieri 2019.


Die Wappen
Die vorreformatorischen Äbte führen in ihrem Siegel den Adler des Evangelisten Johannes, wie ihn noch bis 1978 die Gemeinde Michelfeld im Wappen führt.[43] Dieser heraldisch korrekte Johannisadler wandelt sich nach der Restitution zum Patronatswappen, nimmt aber die Form eines kelchtragenden Engels mit Adlerkopf an. Dieser ist jetzt auf silbernem Grund mit blau-roter Gewandung, schwarzem Adlerkopf und schwarzen Flügeln dargestellt. An der Emporenbrüstung ist dieses Kloster-oder Patronatswappen mit dem persönlichen Schild des Abtes Wolfgang vereinigt. Sein Wappen ist in Blau eine auffliegende silberne Friedenstaube. Zum Johannisadler, dem übernommenen Patronatswappen, gesellt sich bald ein weiteres Klosterwappen, das einen Abt mit Casula, Vortragkreuz und Krummstab zeigt, dem jedoch manchmal die Mitra fehlt. Zusätzlich erhält der Konvent ein eigenes Wappen mit der Darstellung des Erzengels Michael. Diese drei Patronats- Abtei- und Konventwappen sind am Mühlengebäude [31] von 1724 mit dem Wappen des Bauabtes Heinrich Harder vereint. Hier sind in einem Wappenstein mit der Bezeichnung H.A.I.MF. (Heinrich Abt in Michelfeld) vier Wappenschilde vereinigt. Oben ist das Klosterwappen mit dem stehenden Abt, seitlich links der Erzengel Michael, seitlich rechts der Johannisadler als Patronatswappen, und unten das persönliche Wappen des Abtes Heinrich zu sehen.


MichelfeldWA2   MichelfeldWA1   MichelfeldWA3
Bild links: «A.A.I.M.» (Albertus Abbas in Michelfeld). Wappen des Abtes Albert Stöckl. Er fügt den beiden Klosterwappen, dem stehenden Abt und dem Engel mit Adlerkopf unten sein persönliches Wappen zu und legt in die Mitte zusätzlich das Wappen der kurpfälzischen Landesherrschaft. Quelle: Zimmermann, Bayerische Klosterheraldik.
Bild Mitte: «W. A. I. M.» (Wolfgangus Abbas in Michelfeld). Wappenschild des Abtes Wolfgang Rinswerger auf der Orgelemporen-Brüstung. Das Patronatswappen von Michelfeld, der kelchtragende Engel mit Adlerkopf, ist hier mit dem persönlichen Schild des Abtes vereint. Foto: Bieri 2019.
Bild rechts: «H. A. I. MF.» (Henricus Abbas in Michelfeld). Wappen des Abtes Heinrich Harder an der ehemaligen Mühle am Speckbach. Hier sind den beiden Klosterwappen und dem persönlichen Wappen des Abtes noch das Konventwappen, der Schild mit dem Erzengel Michael beigefügt. Foto: Bieri 2019

Die persönlichen Wappen der Äbte
MichelfeldWA4

Pius Bieri 2019

 


Literatur
Lindner, Andreas: Michaelfeld (Michelfeld), ehemalige Benediktinerabtei, nun Pfarrdorf, in: Kalender für katholische Christen. Sulzbach 1864 und 1865.
Hager, Georg: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, Heft XI Bezirksamt Eschenbach. München 1909.
Bazl, Heribert: Michelfeld, Oberpfalz. Kunstführer. München und Zürich 1984.
Bushart, Bruno und Rupprecht, Bernhard (Hrsg.): Cosmas Damian Asam 1687–1739, Ausstellung im Kloster Aldersbach, Katalog. München 1986.

WWW
Kloster Michelfeld (Oberpfalz). Seite mit guten Informationen zur vorreformatorischen Geschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Michelfeld_(Oberpfalz)
Asamkirche St. Johannes Evangelista. Ein baugeschichtlicher Überblick nach Dipl. Ing. Herbert van Beek
http://www.pfarrei-michelfeld.de/kirchen/baugeschichte.htm



Anmerkungen

[1] Die Pegnitz entspringt bei der gleichnamigen Stadt nördlich von Michelfeld. Sie vereinigt sich nach Nürnberg mit der Rednitz und wird zur nach Bamberg fliessenden Regnitz. Michelfeld liegt an einem Zufluss der Pegnitz, dem Flembach.

[2] Berengar von Sulzbach (um 1080–1125) ist 1103 einer der Stifter der Benediktinerabtei Kastl in der Oberpfalz, mit dem Gründungskonvent aus Petershausen bei Konstanz. Er gründet schon 1101 als Vermächtnis seiner Mutter Irmgard von Rott das Chorherrenstift Berchtesgaden. Als Folge eines Gelöbnisses seiner Gemahlin Adelheid von Lechsgemünd gründet er 1107 auch das Chorherrenstift Baumberg. Die Tochter Gertrud von Sulzbach ist als Gemahlin Konrad III. römisch-deutsche Königin und Förderin der Zisterze Ebrach. Die Tochter Bertha von Sulzbach ist als Irene Gattin des Kaisers Manuel I. von Byzanz. Die Stammburg der Grafen von Sulzbach liegt sechs Wegstunden südlich von Michelfeld.

[3] Adelbert I., Abt 1142–1155.

[4] Hartung II. Pfersfelder, Abt von Michelfeld 1436–1451, 1451–1453 Abt von Michaelsberg in Bamberg, 1453–1458 Abt von St. Emmeram in Regensburg. Er stirbt 1458 in Italien auf der Heimreise von Rom. Grabplatte in der Georgskapelle von St. Emmeram.

[5] Friedrich Trautenberger, Abt von 1494–1511.

[6] Vertreten sind die Äbte von Kastl, Waldsassen, Walderbach, Speinshart, Reichenbach und Ensdorf.

[7] Friedrich von Aufsess, Abt 1547–1558. Er ist bereits der Reformation zugeneigt.

[8] Für Michelfeld, das im Bistum Bamberg liegt, ist eine derartige Entschädigungssumme an das Domkapitel von Regensburg nicht einfach zu verstehen. Die Summe erklärt sich aus dem Gesamtanteil der durch Regensburg ausgehandelten Entschädigung von 80 000 Gulden für zukünftig entgangene Einnahmen aus dem Drittel der Gesamteinnahmen aller oberpfälzischer Klosterherrschaften, die der Kurfürst seit 1628 dem Regensburger Fürstbischof zu einem Drittel überlässt. 10 000 Gulden erhält der Fürstbischof von Eichstätt. Der Fürstbischof von Bamberg geht leer aus. 

[9] Dominikus Caesar OSB (1622–1681). Er ist Professor an der Benediktineruniversität Salzburg, 1669–1674 Superior in Michelfeld und 1674–1681 Abt in Oberalteich.

[10] 1674–1679 Franziskus Proeg. Bernhard Stahl 1679–1684. Coelestin Stadler 1684–1695.
Erstaunlich ist, wie wenig von allen Superioren, Äbten und Professen des 17. Jahrhunderts bekannt ist. Michelfeld erhält im 19. Jahrhundert weder eine Monographie noch sind Professbücher erhalten. Vermutlich werden die entsprechenden Akten von Oberalteich und Michelfeld schon nach 1803 entsorgt.

[11] Roman Denys OSB (†1695) aus Le Quesnoy im Hennegau. Er ist 1681–1695 Abt in Oberalteich. Lebensdaten über diesen wichtigen Bauabt von Michelfeld fehlen!

[12] Albert Stöckl OSB (1663–1716) aus Amberg wird als Prior von Oberalteich 1695 zum Abt von Michelfeld gewählt. Erst 1700, mit bewusster Verzögerung, weiht der Bamberger Weihbischof den neuen Abt. Dies, weil er den Wahlvorgang mit der Ausschaltung seines Vertreters nicht akzeptiert. Die Vorkommnisse des Spanischen Erbfolgekrieges mit der Plünderung durch kaiserliche Truppen und der späteren Ermordung der verantwortlichen Offiziere im Kloster sind wahrscheinlich Auslöser der Resignation von Abt Albert am 3. August 1706. In der Literatur erfolgt diese «wegen scandalösen Lebens». Er stirbt am 27. Juli 1716 im Kloster Ensfeld. Weiteres ist auch über diesen Abt nicht bekannt. Sein persönliches Wappen zeigt einen Greif, der einen Stock in den Krallen hält.

[13] Wolfgang Rinswerger OSB (1658–1721) aus München. Er tritt 1677 in Tegernsee ein, studiert in Salzburg, ist dort 1683–1698 Professor, wird dann vom Freisinger Fürstbischof als Professor der Rhetorik an das Lyzeum in Freising gerufen, und ist seit 1702 Präfekt und Hofkanzler. Am 3 August 1707 wird er nach Michelfeld postuliert. Er ist reger Bauabt und sorgt 1717 mit der Verlegung des «Studium commune» der bayerischen Benediktinerkongregation nach Michelfeld für eine Aufwertung des Ansehens. Er resigniert aus gesundheitlichen Gründen 1721 zugunsten von Heinrich Harder und stirbt am 14. Oktober 1721 in Michelfeld. Sein Wappen zeigt in Blau eine auffliegende silberne Friedenstaube. Mehr zu ihm siehe in der Biografie in dieser Webseite.

[14] Cosmas Damian Asam (1686–1739) wächst 1689–1695 in Tegernsee auf. Die Äbte Bonaventura Oberholzer von Ensdorf und Wolfgang Ringswerger von Michelfeld sind Konventualen von Tegernsee. Sie können aber hier nur die Werke von Georg Asam kennen. Cosmas Damian ist damals Kleinkind. Erst in Freising lernt Wolfgang Rinswerger 1709 die Söhne an der Arbeit mit ihrem Vater kennen. Ausschlaggebend für deren Förderung sind die Empfehlungen des in Freising lehrenden P. Karl Meichelbeck, der Cosmas Damian 1713 in Rom kennen lernt und ihn beim Fürstbischof und den Äbten empfiehlt.

[15] Heinrich Harder oder Hardter OSB (1670–1738) aus Oberalteich, tritt 1689 in St. Emmeram zu Regensburg ein, studiert Theologie in Ingolstadt und die Rechte in Salzburg, Primiz 1695. Er ist Professor am Lyzeum und Regens am Gymnasium in Freising, auch Lehrer am Studium Commune in Michelfeld, als er am 15. September 1721 vom Konvent nach der Resignation von Wolfgang Ringswerger zum Abt von Michelfeld gewählt wird. Er stirbt am 21. Mai 1738 in Michelfeld. Sein Wappen ist gespalten, rechts eine Spitze, links ein steigender Steinbock.

[16] Marian Eder OSB (1701–1783) aus Auerbach in der Oberpfalz. Er tritt nach Schulen in Amberg und Bamberg 1721 in Michelfeld ein. Studium Commune in Michelfeld. Primiz 1725. 1732 von Abt Heinrich Harder zum Prior ernannt, wird er am 14. Juli 1738 Nachfolger. Er stirbt am 22. Januar 1783 in Michelfeld.

[17] Ägidius Bartscherer OSB, (1730–1799), Taufname Franz Xaver, aus Neumarkt in der Oberpfalz. Schulen in Amberg und Ingolstadt. Profess in Michelfeld 1749, Primiz 1754, Professor für Philosophie und Theologie in Weissenohe, 1760–1768 Professor am Studium Commune in Benediktbeuern, 1779 Novizenmeister der bayerischen Benediktinerkongregation in Scheyern. Wahl zum Abt in Michelfeld am 10. März 1783. Er stirbt am 12. November 1799 in Michelfeld. Interessant ist sein persönliches Wappen. Es ist geteilt, oben in Schwarz ein schreitender, gekrönter, goldener Löwe, der in der vorderen linken Pranke eine Kugel hält, unten in Gold ein rotes Schildchen mit silbernem Querbalken.

[18] Maximilian Prechtl OSB (1757–1832) aus Hahnbach bei Amberg. Nach dem Besuch des noch von Jesuiten geführten Amberger Gymnasiums tritt er 1775 in Michelfeld ein. Er studiert in Salzburg. Primiz 1781. Seit 1794 ist er Professor und Rektor des ehemaligen Jesuitengymnasium und jetzt kurfürstlichen Lyzeums in Amberg. Am 14. Januar 1800 wird er zum Abt von Michelfeld gewählt, das schon 1803 säkularisiert wird. Er stirbt am 12. Juni 1832 in Amberg.

[19] Man vergleiche die Aufnahmen im Kunstdenkmäler-Band 1909 mit dem heutigen Zustand! Damals war der innere Klosterbereich noch mit Wasser umgeben. Heute ist die Wasserfläche der grossen Pferdeschwemme aufgefüllt und lieblos überbaut.

[20] Langhaus und Westbau ähnlich der Stiftskirche von Reichenbach am Regen, einem Hirsauer Bauwerk von 1135.

[21] Georg Dientzenhofer (1643–1689) aus Oberuilpoint in Oberbayern. Mehr zu den Brüdern Dientzenhofer siehe in ihren Biografien dieser Webseite.

[22] Wolfgang Dientzenhofer (1648–1706) aus Oberuilpoint in Oberbayern. Er siedelt 1689 von Prag nach Amberg über. Mit dem Wegzug seines vorher in Amberg wohnhaften Bruders Leonhard nach Bamberg (1686) und dem Tod seines Bruders Georg (1689) übernimmt er die laufenden Bauwerke in der Oberpfalz. Siehe zu ihm die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[23] Genannt werden: Bis 1686 Johann Köpfel aus Aibling, 1686 Matthias Geyer aus Bratislava, 1687 Johannes Brünnel aus Amberg, 1688 Jacob Streller aus Kempten, 1690 Thomas Funk aus Elbach und seit 1695 Christoph Grantauer.

[24] Christoph Grantauer (*1661) aus Kutterling bei Bad Aibling. Christoph Grantauer stammt damit wie drei der Vorgänger aus Oberbayern. Er ist seit 1695 in Michelfeld verheiratet. 1695–1700 werden Kirchturm und Westflügel durch ihn erstellt. Er wird 1700 von Abt Albert an P. Anselm Braun in Ensdorf empfohlen. Die vielgenannte Übernahme des Ensdorfer Neubaus anstelle des Baumeisters Martin Funk ist allerdings reine Phantasie.

[25] Bernardo Quadri, auch Bernardini de Quadri (um 1650–1713) aus Lugano, fürstlich brandenburgischer Hofstuckateur in Bayreuth, hier tätig von 1683–1712. Abt Albert ist 1695 Pate für den Sohn Georg Christian Matthäus Quadri in der Stadtkirche Bayreuth. Der Stuck in zwei Konventsälen von Michelfeld wird von Georg Hager (1909) und Ernst Guldan (1964) Quadri zugeschrieben.

[26] Cosmas Damian Asam (1686–1739) aus Laingruben bei Benediktbeuern. Seinen ersten Auftrag nach der Rückkehr aus Rom erhält er 1714 durch den Benediktinerabt von Ensdorf (Oberpfalz), der wie der Abt von Michelfeld ehemaliger Konventuale der Abtei Tegernsee ist. Weil aber der Abt von Michelfeld enge Verbindungen zum Hof in Freising hat und die Familie Asam unter der Leitung des Vaters noch 1709 und 1710 im Saal des Lyzeums freskiert, muss er und der Fürstbischof das Wirken der Söhne Asams aus Freising kennen. Mehr siehe in der Biografie der Asams und in ihren Werkverzeichnissen in dieser Webseite.

[27] Paolo d'Allio (1655−1729) aus Scaria in der Valle d'Intelvi. 1716–1717 arbeitet seine Werkstatt gleichzeitig mit Cosmas Damian Asam in der Wallfahrtskirche Maria Hilf ob Amberg. Er stellt hier die vor dem Spanischen Erbfolgekrieg entworfenen und zusammen mit dem jungen Diego Francesco Carlone begonnenen Arbeiten nach alten Entwürfen fertig, sodass sie für Vergleiche mit Michelfeld nur bedingt gelten können. Sie sind dichter und schwerer. Zu Paolo d’Allio siehe die Biografie in AIA. Zu Diego Francesco Carlone siehe die Biografie in dieser Webseite. Dieser arbeitet aber 1716 nicht mehr in Amberg, sodass die Nennung der Werkstatt Carlone-Allio für diesen Zeitpunkt falsch ist.

[28] Domenico Catenazzi, auch Cadenazzi (1672–1735) aus Mendrisio. Zusammenarbeit bis 1713 mit dem Bayreuther Hofstuckateur Bernardo Quadri (siehe Anmerkung 23) dem ersten Stuckateur der Stiftskirche Michelfeld. Catenazzi ist sein Nachfolger in Bayreuth, wohnt und arbeitet nach 1698 auch in Bamberg, wo er begraben ist. Zeitgleiche Arbeiten in Erlangen und Bayreuth zeigen stilistische Übereinstimmungen. Zuschreibung durch Karl Sitzmann 1957.
Johann Baptist Zimmermann (1680–1758), Wessobrunner Stuckateur und Maler. Eine gleichzeitige Arbeit mit Ottobeuren und Freising wird ihm 1988 von Petra Grove in Michelfeld zugeschrieben. Dem widerspricht, dass der Zimmermann-Stuck noch 1717 im Kapitelsaal von Ottobeuren flächig vom Akanthus geprägt ist. Im Kirchenraum von Michelfeld taucht dieses Motiv sehr zurückhaltend auf. Siehe zu Johann Baptist Zimmermann die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[29] Egid Quirin Asam (1692–1750) aus Tegernsee, wird 1716 als Bildhauer in München freigesprochen. Als Stuckateur ist er erstmals 1717 in Rohr nachweisbar. Hier erstellt er gleich ein Meisterwerk. Seit der 1713 erfolgten Rückkehr seines Bruders aus Italien sind allerdings gemeinsame Werke zwischen 1713 und 1717 nicht auszuschliessen. Für Michelfeld erfolgt die Zuschreibung an Egid Quirin durch Hager 1909, vielleicht auf Grund einer schon älteren Verwechslung mit seiner späteren Figuralplastik und seinem Hochaltar von 1721. Die Stuckaturen wären aber zeitlich durchaus möglich, müssen aber stilkritisch für Egid Quirin ausgeschlossen werden. Siehe zu ihm die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[30] Der Hochaltar wird von Jolanda Drexel im «Dehio» (2008) und Heribert Bazl im Führer (1984) Egid Quirin Asam zugeschrieben. Die seitlichen Altäre des Langhauses sollen nach Adolf Mörtl (in H. van Beek 1996) schon am Beginn der Stuckateur-Arbeiten vorhanden sein. Egid Quirin Asam würde damit ausscheiden. Ob ein Gesuch um Altarweihe 1715 allerdings die Fertigstellung bedeutet, ist zu hinterfragen. Denn gewitzt vom letzten Gesuch um Kirchweihe, die dann erst zehn Jahre später stattfindet, könnten hier taktische Überlegungen des Abtes mitspielen. Und: Altäre können auch ohne Retabel geweiht werden, aber sie werden fast immer nach den Stuckateur- und Malerarbeiten aufgestellt. Dies würde für die seitlichen Altäre 1720 oder später heissen.

[31] Datierung in «Dehio» (2008). Keine Nennung im Führer 1984. Die Beichtstühle könnten aufgrund ihrer Aufsätze auch erst nach 1724 entstanden sein und damit zu den ersten Werken von Br. Anton Denzler gehören.

[32] Elias Hössler (1663–1746) aus Crimmitschau in Sachsen, Orgelbauer in Lauf und Hersbruck.

[33] Marion Romberg nennt in erdteilallegorien.univie.ac.at Otto Gebhard (1703–1773) aus Regensburg als Maler für den Benediktsaltar im dritten Joch, datiert um 1730/35. Im «Dehio» 2008 wird das Altarblatt des mittleren Marienaltars, datiert 1726, Otto und Johann Gebhard zugeschrieben.

[34] Br. Anton Denzler OSB, auch Dänzler (1690–1764) aus Baden im Aargau, Kunstschreiner, auch Entwerfer und Leiter von Bauten (Neubauten Hammermühle Rauhenstein 1736, Hammerhaus Ziegel- oder Staubershammer um 1850, Richterhaus 1751).

[35] Johann Konrad Funtsch (1710–1792) aus Bergrothenfels, Orgelbauer in Amberg. Das Jahr des Umbaus der Hössler-Orgel von 1714 ist nicht bekannt. Das Werk von Funtsch (II/P 18) wird 1941 durch einen Neubau (II/P 23) ersetzt. Quelle: Wikipedia.

[36] Die Wandpfeilerhalle ist eine rationelle Bauweise, die sich nach einem ersten Bau in Dillingen (1610/17) erst Ende des Jahrhunderts langsam gegen die Wandpfeilerbasilika durchsetzen kann. Im Gegensatz zu dieser sind die Wandpfeiler, welche den Gewölbeschub aufnehmen, bei der Hallenform auf voller Höhe innen gelegen. Die beiden völlig entgegengesetzten Bauweisen werden leider noch heute von Kunsthistorikern unter dem nichtssagenden Begriff «Wandpfeilerkirche» zusammengefasst. Mehr siehe im Glossar «Baukunst», Buchstabe W, in dieser Webseite.

[37] Zitate Hager 1909, Bazl 1984. Ärgerlich ist bei diesen Beurteilungen immer, dass ein Vergleich mit zeitgenössischen Bauwerken nur eindrucksmässig möglich ist, weil in vielen Publikationen der wichtige, für das Verständnis der Tektonik unentbehrliche Querschnittsplan konsequent nicht veröffentlicht wird. Trotzdem sollen Vergleiche gewagt werden. Die fast plan- und massgleiche, nur wenig spätere Wandpfeiler-Emporenhalle von Speinshart (1692) unterscheidet sich von Michelfeld vor allem in der Ausführung der Quertonnen und der Tonnenform. In Speinshart liegen die Scheitel der Quertonnen nur wenig unter dem Scheitel der Längstonne. Die Rundung entspricht der Kreisform. In Michelfeld sind die Quertonnen flache Segmentbogen und die Längstonne ist korbbogig gedrückt. Die Planung Speinshart stellt die Norm dar. Sie ist allerdings eher das Werk seines Bruders Leonhard. Die einzig erhaltene Planung von Wolfgang Dientzenhofer, die Eixlbergkirche (1700) in Pfreimd zeigt aber ebenfalls korrekte Gewölbe.

[38] Kurz vor Michelfeld beendet Wolfgang Dientzenhofer die Wallfahrtskirche von Trautmannshofen, die trotz ihrer nur zwei Joche einen normalen und korrekten Querschnitt aufweist. Die Planung dieser Kirche ist ein Werk seines Bruders Leonhard. Die gedrückten Quertonnen und die gedrückte Scheitelhöhe der Längstonnen von Michelfeld sind trotzdem bei keiner weiteren Wandpfeilerhalle der Dientzenhofer zu finden. Dies gilt auch für die niedere Wandpfeilerhalle von Weissenohe, die der gleichzeitig mit Michelfeld baut. Hier dimensioniert er allerdings die Wandpfeiler zu schwach. Vielleicht ist das Erscheinungsbild von Michelfeld durch einen vorgängig vom Zimmermann zu tief angesetztem Dachstuhl verursacht. Dies ist deshalb möglich, weil Dientzenhofer der Vorwurf mangelnder Bauanwesenheit gemacht wird. Falsch und abenteuerlich ist hingegen die These von Herbert van Beek (1996), Dientzenhofer habe nach 1691 die Gewölbe durch Abschneiden der Zerrbalkenlage in den Dachstuhl hinein gebaut. Damit wären ja die zu flachen Gewölbe gar nicht mehr notwendig geworden! Zur Info der üblichen Konstruktion eines «offenen» Dachstuhls gehe zur entsprechenden Dokumentation im Glossar, Buchstabe D Dachwerk (offenes).

[39] Das Blatt ist 3,5 m breit und 5,5 m hoch und signiert. In einigen der Figuren des Vordergrunds sehen phantasiebegabte Kunsthistoriker Selbstporträts und Porträts von Familienmitgliedern, was auf die am rechten Bildrand hinter Christus und Johannes stehende Frau im grünen Kleid sogar zutreffen mag. Es soll die ältere Schwester der Brüder Asam, die Fassmalerin Maria Salome Asam (1685–1740) sein.

[40] In ihrer klassischen Schlichtheit ist sie weit entfernt von der spätbarocken Kanzel in Einsiedeln (1727/28), die als erste Kanzel für Egid Quirin gesichert ist.

[41] Siehe dazu das Werkverzeichnis in dieser Webseite. Fünf weitere Werke, davon zwei Zuschreibungen, werden schon im frühen 19. Jahrhundert zerstört.

[42] Bei der Kuppel wendet Asam die Perspektivlehre des Br. Andrea Pozzo SJ an. Sie erscheint 1709 in Augsburg. Asam lernt die Arbeiten Pozzos bei seinem Romaufenthalt kennen. Hier nimmt er auch die Anregungen des schon 1633 von Pietro de Cortona angewendeten Systems der über den Rahmen greifenden illusionistischen Malerei auf.

[43] Das Wappen der Gemeinde Michelfeld bis zur Eingemeindung in Auerbach 1978 ist in Blau ein silberner Adler mit goldenem Nimbus (Heiligenschein) und roter Bewehrung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



  Michelfeld, ehemalige Benediktinerabtei und Kirche St. Johannes Evangelist  
  MichelfeldTitel  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Michelfeld
bei Auerbach
Bayern D
Kurfürstentum
Bayern
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Bamberg   1684/85
Bauherr und Bauträger
      Abt (von Oberalteich)
      Roman Denys OSB (reg. 1681–1695
      Abt Albert Stöckl OSB (reg. 1695–1706)
Rinswerger  Abt Wolfgang Rinswerger OSB
      (reg. 1707–1721)
 
  Cosmas Damian Asam ist 1717/18 der Gestalter des Scheingewölbes über dem Altarraum. Gehe zur Bilderläuterung. Foto: Bieri 2019.   pdf  
   
MichelfeldA1
Westfassade des Klosters (1695–1700) mit dem Frontturm der Kirche. Foto: Bieri 2019.  
   
Karte1830
Michelfeld auf der Topographischen Karte des Königreichs Bayern 1830/40, Blatt 29 Pegnitz (Ausschnitt).
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.
 
Ortsblatt
Das Ortsblatt Michelfeld 1839, Grundlage des Lageplans unten.
Quelle: Bayerische Landesbibliothek.
 
Lageplan
Lageplan der Abtei Michelfeld auf obiger Grundlage und mit den Gebäudenutzungen zur Klosterzeit nach einem Plan von 1801. Für Vergrösserung und Legende bitte anklicken.  
MichelfeldLuft
Die aktuelle Luftaufnahme aus Südwesten zeigt eine noch immer intakte Klosteranlage mit allerdings wesentlichen Veränderungen im ehemaligen südlichen Ökonomiebereich. Foto: Wolkenkratzer in Wikipedia 2016.  
1909KDM
Noch um 1900 ist diese Aufnahme aus Süden möglich. Der Blick geht über den Pferdeschwemme-Weiher im äusseren Klosterhof zum inneren Torturm [13a], zum Dienerschaftsgebäude [17] mit dem Rundturm und zum Prälaturflügel des Klosters. Heute ist dieser Weiher aufgefüllt und hässliche Fahrnisbauten verhindern den freien Blick.
Bildquelle: KDM Bezirk Eschenbach, München 1908, Seite 68. Foto: Friedrich Karl Weysser.
 
InneresTorA2
Der innere Torturm des 15. Jahrhunderts mit barockem Pyramiden-Mansarddach.
Foto: Bieri 2019.
 
AeusseresTorA3
Der äussere Torturm ist ein Bau der klassizistischen Zeit, nach 1783 errichtet. Ansicht des Turms von der westlichen Zufahrtsseite, mit dem doppelten Klosterwappen im Segmentbogen-Giebel der Portalädikula. Foto: Bieri 2019.  
MichelfeldA4
Die nordwestliche Ringmauer mit dem Rundturm des 15. Jahrhunderts vor dem Kloster-Westflügel mit dem Kirchturm.
Foto: Bieri 2019
 
MichelfeldA5
Der innere Klosterhof von Süden gesehen. Das Portal im Vordergrund ist zur Klosterzeit der Haupteingang zur Prälatur.
Foto: Bieri 2019.
 
MichelfeldA6
Das Prälatur-oder Abteiportal ist eine Bildhauerarbeit des Rokokos, datiert 1751. Foto: Bieri 2019.  
MichelfeldA7
Der aussergewöhnliche Südabschluss des langen Westflügels von 1700 ist durch den Einbezug eines Rundturms der Klosterbefestigung aus dem 15. Jahrhundert entstanden. Seine heutige klassizistische Erscheinung mit Terrasse stammt allerdings aus moderner Zeit (vergleiche die Fotografie von 1900 oben) und ist schöpferische Denkmalpflege.
Foto: Bieri 2019.
 
Kirche:  
MichelfeldGrRissKloster
Erdgeschossgrundriss von Kirche und Konventflügel aus KDM Bezirk Eschenbach, München 1908, mit Ergänzungen und Erläuterungen.  
MichelfeldA9
Das Kirchenportal wird um 1695 wahrscheinlich nach einem Dientzenhofer-Entwurf gefertigt. Es ist eine Säulenädikula vor einer rustizierten Portaleinfassung. In ihrem Voluten-Sprenggiebel ist als Oberstück gleich nochmals eine Ädikula eingefügt, die eine Inschriftenkartusche rahmt. In ihrem Sprenggiebel ist eine Büste des hl. Benedikt gestellt, auf den eingerollten Voluten der Hauptädikula sitzen Engel. Beidseits des Portals stehen die lebensgrossen Statuen des hl. Heinrich und der hl. Kunigunde, die Patrone des Bistums Bamberg. Foto: Bieri 2019.  
MichelfeldI6
Eine dreigeschossige Nische mit der Breite des nach Aussen vorgerückten Turms ist in der Kirchen-Rückwand durch Kolossalpilaster gefasst. Die Nischen bilden den Eingangsraum, darüber einen verschlossenen Betraum mit Rokoko-Holzschnitzereien und dann, fast auf gleicher Höhe wie die Seitenemporen, die Orgelnische mit einer wenig ausladenden und durchgehenden Empore. Über der Orgel das Fresko der Anbetung der Hirten von Cosmas Damian Asam von 1717.
Foto: Bieri 2019.
 
MichelfeldI7
Der Orgelprospekt des Bruders Anton Denzler, den er um 1750 erstellt, zeigt sprühendes Rokoko. Er steht der Nische leicht vor und greift über diese bis ins Kirchengewölbe vor. Vom gleichen Meister dürften auch die vergoldeten Holzschnitzereien des darunterliegenden Betraums sein. Hinter der Orgel sind noch die einzigen Reste der ersten Stuckausstattung von 1695/1700 zu sehen. Zum Wappen des Abtes Wolfgang Rinswerger an der Emporenbrüstung siehe die Ausführungen unten. Foto: Bieri 2019.  
MichelfeldIA1
Der 1714–1718 durch Abt Wolfgang Rinswerger umgebaute Altarraum zeigt in der Gestaltung deutlich die Handschrift der Brüder Asam. Cosmas Damian Asam dürfte spätestens 1716 an der Planung mitwirkend beteiligt sein. Dafür spricht die wenig baumeisterliche Raumauffassung mit Scheingewölben und rein dekorativen Ecksäulen. Er ist Maler der Fresken und des Altarblattes. Zudem sind Figuralplastik und Hochaltar ein Werk seines Bruders Egid Quirin Asam. Wenn der Begriff «Asamkirche» zutrifft, dann ist es vor allem für den Chor, dessen Rückwand die Brüder Asam zusammen mit dem Hochaltar zu einer eigentlichen Schauwand ausbilden. Foto: Bieri 2019.  
MichelfeldIA31
Beidseits des Hochaltars sind die beiden überlebensgrossen Statuen (1721) der hll. Otto (Bild) und Wolfgang markante Blickfänge. Sie stehen über den Eingängen in die Sakristei und unter den beiden Psallierchor-Öffnungen. Es sind Werke von Egid Quirin Asam. Die darüberliegenden, vergoldeten Holzgitter der Psallierchor-Öffnungen sind feine Arbeiten mit klassizistischen Anklängen um 1780.
Foto: Bieri 2019.
 
MichelfeldIA2
Das Retabel des Hochaltars, von Egid Quirin Asam 1721 erstellt, öffnet sich konkav zum Raum. Zwei gewundene Freisäulen in elfenbeinfarbenem Stuckmarmor tragen ein kräftiges Gebälk, dessen Gesims sich mittig zu einer kassettierten Untersicht wölbt. Kräftige Giebelsegmente, die in Voluten enden, betonen die Freisäulen. Zwischen den Voluten bildet eine plastische Gruppe das Oberstück. Es zeigt Gottvater mit Engelbegleitung auf Wolkenbändern. Das grosse Altarblatt von Cosmas Damian stellt das letzte Abendmahl dar. Die mittige untere Szene wird von der Kuppel des grossen klassizistischen Tabernakels überdeckt, der als eigentliches Tempelgebäude in Stuckmarmor die Breite der Mensa einnimmt. Bild: Bieri 2019.  
MichelfeldIA3
In spannungsvoller barocker Dramatik stellt Cosmas Damian Asam im 3,5 m breiten und 5,5 m hohen Altarblatt das letzte Abendmahl dar. Christus, mit blauem Überwurf, überreicht in der Hauptszene das Brot an den gelbocker gekleideten, rothaarigen Judas. ECCE HIC EST DILECTVS DISCIPVLVS CHRISTI (siehe hier den Lieblingsjünger Christi, das Chronogramm ergibt 1721) steht über dem Bild geschrieben. Die Inschrift erklärt den eindrücklichen Verweis des Engels auf Johannes, der als Lieblingsjünger Christi an dessen Brust liegt. In der unteren Bildhälfte ist die Fusswaschung von der Tabernakelkuppel verdeckt. Die junge Frau im grünen Kleid, welche die Fusswaschung verfolgt, soll die Schwester der Brüder Asam, die Fassmalerin Maria Salome Asam sein. Foto: Bieri 2019.  
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Die Altäre in den Wandpfeilernischen des Langhauses sind in italiensicher Art an die Aussenwand gestellt. Weil die Nordseite an diesen Stellen befenstert ist, sind Altarretabel im üblichen Aufbau mit grossen Altarblättern nur an den drei Altären der Südseite möglich. Der erste südseitige Altar nach dem Altarraum ist der Benediktusaltar. Mit seiner Architektur ist er an den Hochaltar angelehnt und könnte noch aus den 1720er Jahren stammen. Ob er ein Werk von Egid Quirin Asam ist, ist allerdings fraglich, was auch für die seitlichen lebensgrossen Stuckfiguren gilt. Das Altarblatt zeigt den Triumph des Ordensgründers und seine Verehrung durch die Personifikationen der vier Erdteile. Im Auszugsblatt nimmt die Dreifaltigkeit Kontakt mit dem im darunterliegenden Hauptblatt nach oben schwebenden Heiligen auf. Das Blatt wird als Werk von Otto Gebhard (1703–1773) aus Regensburg bezeichnet und mit «um 1730/35» datiert. Auf der Altarmensa ist im gläsernen Schrein der hl. Innozenz aus der römsichen Callixtus-Katakombe ausgestellt.
Foto: Bieri 2019.
 
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Das Retabel des Marienaltars in der südseitigen mittleren Wandpfeilernische ist ursprünglich wahrscheinlich eine einfache Pilaster-Ädikula mit stuckiertem Auszug. Ursprünglich, das heisst vielleicht noch aus der Ausstattungsphase um 1716, ist auch die purpurne Draperie, die durch drei Puttis gehalten wird. Nachträglich, um 1726, wird diesem Retabel ein grosses Altarblatt mit einer hervorragend geschnitzten Altarblattbekrönung «aufgepfropft». Es wird wieder Otto Gebhard zugeschrieben. Im oberen, himmlischen Teil übergibt Maria den Rosenkranz an den hl. Dominikus. Mit dem Ersatz der hl. Katharina durch einen Benediktiner weicht das Bild von der üblichen Darstellung ab (die hl. Katharina hält nun das Jesuskind). Im unteren, irdischen Teil ist die segensreiche Wirkung des Rosenkranzes dargestellt. Beidseits begleiten Statuen der hll. Joachim und Anna das Bild. Wie bei allen Seitenaltären, nimmt auch das Fresko an der Emporen-Quertonne Bezug zum Altarpatrozinium. In seinem Bild wird die Muttergottes mit Kind von zwei Putti mit Blumen aus einem Garten beschenkt. Speziell ist am Marienaltar der hohe und breite Mensa-Überbau in mit dem bekrönenden Wessobrunner-Gnadenbild. Dieser nachträgliche Aufbau ist mit 1726 datiert. Das Datum dürfte auch für Altarblatt zutreffen. Foto: Bieri 2019.  
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Der Ottoaltar in der ersten südlichen Wandpfeilernische ist, mit Ausnahme der nachträglichen beiden Rokoko-Reliquienbehälter und der störenden Herz-Jesu-Büste auf der Mensa, aus einem Guss. Interessant ist das Altarblatt, das ebenfalls von Otto Gebhard stammen könnte. Es zeigt den hl. Otto in blauer Soutane, wie er den mit 1114 datierten Bauplan (des barocken Klosters!) dem Kirchenpatron und der Muttergottes widmet (beide sind in der Altararchitektur links oben zu sehen). Mit der linken Hand reicht der Bamberger Bischof die Gründungsurkunde an den ersten Abt. Eine dichte Gruppe von Honoratoren ist beidseits des hl. Otto zu sehen. Im Hintergrund schwebt über der Klosteransicht der hl. Benedikt. Über der Hauptgruppe des hl. Otto liegt auf Wolken der Erzengel Michael, begleitet von Engeln und Puttis. Foto: Bieri 2019.   
MichelfeldIA6Ausschnitt
Das Fresko an der Quertonne über dem Ottoaltar (oben) steht ebenfalls im Bezug zum Altarpatrozinium. Mit der Inschrift «BENE FUNDATA EST» (es ist gut gegründet) nimmt es das Thema der Gründung auf und stellt dies mit zwei Puttis dar, das eine mit dem Wappenschild des Fürstbistums Bamberg, das andere mit der Wappenkombination Rinswerger und Michelfeld, die einander die gesiegelte Gründungsurkunde reichen. Ein dritter Putto sitzt in der Mitte und hält den Bauplan des Klosters. Foto: Bieri 2019.  
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Die Kanzel wird in der neueren kunsthistorischen Literatur ohne Quellengrundlage Egid Quirin Asam zugeschrieben. Sie ist elegant geformt und hat mit Ausnahme der Statue des hl. Paulus und einiger Putten auf dem Schalldeckel nur zurückhaltenden Girlanden- und Reliefschmuck. Mit ihrem strengen klassizistischen Barock ist sie allerdings meilenweit entfernt von der ersten gesicherten Asam-Kanzel, dem 1728 ebenfalls in Stuckmarmor ausgeführten Meisterwerk in Maria-Einsiedeln.Vergleiche mit Maria Einsiedeln. Wäre die Zuschreibung der Michelsfelder Kanzel an Asam (1721) richtig, müsste bei ihm ein schneller Wandel zu einem ausgeprägt dynamischen und bewegten Spätbarock stattgefunden haben. Ist die Kanzel vielleicht doch nicht von Asam oder muss die Kunstgeschichte revidiert werden?
Foto: Bieri 2019.
 
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Das schmiedeiserne Vorhallengitter ist ein schönes Beispiel des Schmiedehandwerks um 1700. Es überrascht in Gestalt und filigraner Durchstecktechnik-Ausführung. Im Brüstungsbereich ist ein dichtes Schleifenwerk vorhanden. Hier und im ganzen Gitter enden die Spiralen in goldenen Blattspitzen. Farbig gefasste Putten und Engel sind eingeflochten. Diese sind auch im einfachen Rundstabgitter über der Brüstung in spannungsvoller Reihung eingebaut. Grossartig wird das Gitter im Oberstück, das nun vermehrt von Blecharbeiten durchsetzt ist und mit der bekrönenden Mariendarstellung über dem originell interpretierten Abtswappen endet. In diesem steht das geflügelte Fabelwesen im Wappen des Abtes Albert Stöckl (1695–1706) und der kelchtragende Engel mit dem Adlerkopf beidseits des Wappens der kurpfälzischen Landesherrschaft.
Foto: Bieri 2019.