Die Meister des Kirchenumbaus 1712–1726 | |||||
Name | Herkunft | Tätigkeit | von | bis | |
Jakob Schöpf (1665–1715) | Haiming | Bildhauer, Altarbauer | 1712 | 1714 | |
Cosmas Damian Asam (1686–1739) | Benediktbeuern | Maler, Freksant | 1715 | 1726 | |
Franz Anton Mozart (1681–1732) | Augsburg | Bildhauer (Zuschreibung) | 1714 | 1715 | |
Jakob Ruesch (Lebensdaten nicht erforscht) | Straubing? | Stadtmauerermeister | 1720 | 1724 | |
Benedikt Schöttl (1688–1742) | Deggendorf | Klosterbaumeister | 1720 | 1724 | |
Franz Joseph Ignaz Holzinger (1691–1775) | Vöcklabruck | Stuckateur | 1723 | 1724 | |
Wolfgang Andreas Heindl (1693–1757) | Linz | Freskant, Maler | 1723 | 1723 | |
Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) | Kitzingen | Orgelbauer | 1725 | 1726 | |
Martin Speer (1702–1765) | Wildsteig | Maler | 1745 | ~1750 |
Die Abtei vom 8. bis zum 17. Jahrhundert
Gründung um 766, Neugründung 1157
Zwischen 766 und 770 überlässt ein adeliger Gutsherr namens Gamelbert seinem Neffen Utto Besitzungen zur Gründung eines Klosters in der Donauregion zwischen Regensburg und Passau. Der Stifter hat den Wohnsitz in Michaelsbuch, einem Ort bei Plattling im Mündungsgebiet der Isar. Das Stiftungsgut liegt aber am gegenüberliegenden nördlichen Donauufer. Mehrere zeitgenössische Quellen bestätigen Utto als ersten Abt Mettens und auch den Zeitpunkt der Neugründung. Unbekannt bleibt die Herkunft des Gründungskonventes. Unter den Karolingern erhält Metten weitere Besitzungen im Bayerischen Wald und kann sich festigen. Das Kloster wird 817 als karolingisches Königskloster erwähnt. Dem Aufblühen unter den Karolingern verdankt Metten die Legende der Stiftung durch Karl dem Grossen.[1] Kunsthistorikererfindung ist hingegen eine karolingische Klosterkirche mit zwei Rundtürmen. Mit dem Ende der Karolingerzeit im 10. Jahrhundert geht ein Niedergang des Klosters einher. Die Benediktiner weichen freiweltlichen Kanonikern. Trotzdem findet noch im 11. Jahrhundert ein Kirchenneubau statt. Der Babenberger Herzog Heinrich II. Jasomirgott[2] sorgt 1157 als Klostervogt für die Wiedereinführung der Benediktinerregel. Die Mehrheit der Chorherren wechselt in das Kollegiatstift Münster bei Straubig, während Benediktiner aus einer anderen Abtei[3] ihre Stelle einnehmen. Herzog Heinrich II. wird deshalb als zweiter Gründer der Abtei Metten bezeichnet.
Lage
«Metten, Pfarrdorf im Dek. und Ldg. Deggendorf, am linken Ufer der Donau, 3 St. von Plattling und 1 St. von Deggendorf» beschreibt 1832 das «Lexicon vom Königreiche Bayern» den Klosterort. Deggendorf ist inzwischen nähergerückt, den Stadtrand erreicht man heute über den Untermettenwald zu Fuss in einer Dreiviertelstunde.
Zur Gründungszeit liegt die Abtei Metten aber noch recht einsam. Das linke Ufer der Donau zwischen den beiden Bischofssitzen Regensburg und Passau ist noch kaum besiedelt. Grössere Siedlungen wie Deggendorf entstehen erst später. Metten und auch das nahe Nachbarkloster Niederaltaich werden bewusst zur Erschliessung und Rodung des «Nordwaldes» diesseits der Donau gegründet. Wie die meisten frühmittelalterlichen Gründungen liegen aber auch diese beiden neuen Klöster an Schnittpunkten von Landwegen, an der Kreuzung des linksufrigen Donauweges mit Handelswegen aus dem Isarraum nach Böhmen. Damit liegen sie gleichzeitig an Kreuzungspunkten mit der wichtigsten Wasserstrasse Europas. Die Donau kann im Mittelalter allerdings nur an Furten oder an Fährstellen gequert werden. Die Bedeutung der Fähre Metten und des Handelsweges nach Böhmen geht erst im 13. Jahrhundert mit der Gründung von Deggendorf verloren, vor allem nach dem Bau der dortigen Holzbrücke über die Donau. Aber noch im Strom-Atlas von Adrian von Riedl (1808) sind nebst der Deggendorfer Brücke die beiden Klosterfähren eingetragen.[4]
Metten liegt im Bistum Regensburg. Die schon 739 festgelegte Bistumsgrenze verläuft westlich von Deggendorf. Die Nachbarabtei Niederaltaich liegt deshalb im Bistum Passau.
Vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert
Für die Zeit von der Neugründung 1157 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts fehlen verlässliche Quellen zur Entwicklung des Klosters. Ersichtlich ist lediglich, dass sich eine grössere Klosterherrschaft nicht bilden kann. Metten bleibt ein kleines landständisches Kloster, das vor allem im 16. Jahrhundert mit einer kurzen Folge von zwölf Äbten kaum noch Kontinuität aufweist.
Unter den beiden ersten Äbten des 17. Jahrhunderts ändert sich die Lage. Metten erlebt einen grossen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Erst mit der Fortdauer des Dreissigjährigen Krieges kommt es in den letzten Kriegsjahren zu erneuten Rückschlägen. Zudem prägt nach dem Friedensschluss von 1648 eine Nachkriegsdepression die lokale Wirtschaft.
Im Anhang ist die interessante Geschichte von Metten vom Mittelalter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zusammengefasst.
Mehr zur Klostergeschichte vom 8. bis zum 17. Jahrhundert siehe im Anhang I
Die Bauten des Klosters im 18. Jahrhundert
Abt Roman II. Märkl als Bauprälat
Noch während der zehnjährigen österreichischen Administration Bayerns im Spanischen Erbfolgekrieg wird 1706 Roman Märkl[5] zum Abt gewählt. Er prägt als Bauprälat in Metten den Spätbarock des 18. Jahrhunderts, wie ein Jahrhundert vorher die beiden Äbte Johannes II. und Christoph das frühbarocke Aussehen geprägt haben. Er beginnt 1712, noch vor Friedenschluss, den Umbau des gotischen Chors der Klosterkirche, die noch die gotische Gestalt von 1451/53 aufweist. Erstmals ist hier mit dem Altarbauer Jakob Schöpf[6] aus Straubing auch ein Meister erwähnt. Schöpf erstellt den Altar bis 1714, für das Altarblatt zieht der Abt Cosmas Damian Asam[7] bei, der es 1715 liefert. Die Figuralplastik des Altars wird dem Bildhauer Franz Mozart[8] aus Straubing zugeschrieben. Umstritten ist der Maler des grossen Mittelfreskos im Altarraum. Es soll bereits um 1715 nach einem Entwurf Asams gemalt worden sein.
Nach dieser ersten Umbauetappe lässt Abt Roman II. 1713 als südlichen Abschluss des östlichen Konventhofes einen 11-achsigen Neubau erstellen, der wie alle Bauten in Metten zweigeschossig ist und wieder die Infirmerie, nun aber auch das Senioriat im Obergeschoss aufnimmt.
1720–1724 folgt der Umbau des Langhauses der Klosterkirche. Als Baumeister des Kirchen-, wahrscheinlich auch des Chorumbaus und des Seniorenflügels werden Jakob Ruesch[9] aus Straubing und Benedikt Schöttl[10] aus Deggendorf genannt. Ruesch wird als planend und Schöttl als ausführend beschrieben. Die Stuckaturen in Chor und Langhaus sind Werke von Franz[11] aus St. Florian, der 1723–1724 im Kirchenraum für die Akkordsumme von 2500 Gulden arbeitet. Er muss im Chor die Wand und Deckenstuckaturen unter Einbezug des bereits gebauten Hochaltars ausführen. Zusätzlich erstellt er in der Kirche alle Stuckmarmoraltäre und anschliessend die Stuckaturen in der um 1630 gebauten Bibliothek . Auch die Kanzel wird ihm zugeschrieben, vielleicht ist sie aber auch ein gemeinsames Werk mit der Klosterschreinerei, welche um 1715 für das Chorgestühl genannt wird. Gleichzeitig mit Holzinger arbeitet bis 1723 der Maler Wolfang Andreas Heindl[12] aus Linz als Freskant im Kirchenraum. In der Bibliothek malt hingegen Innozenz Anton Warathy[13] aus Sterzing. Den Orgelbauer wählt Abt Roman wieder mit glücklicher Hand. Er erteilt Johann Konrad Brandenstein[14] aus Stadtamhof den Auftrag für die grosse Westorgel, die dieser als sein erst zweites Werk 1726 aufstellt. Im gleichen Jahr stiftet der Abt auch die Rosenkranzbruderschaft. Für sie kann Cosmas Damian Asam sein zweites Altarblatt in den südlichen Seitenaltar einfügen. Die Kirche müsste nun fertig ausgestattet sein, sie wird aber erst 1729 eingeweiht. Inzwischen hat der rührige Bauabt das neue Brauereigebäude mit Mühle und Bäckerei begonnen, welches die nördliche Begrenzung des Nordhofes oder «Herrenhofs» bildet.[15] Als er 1729 den Rücktritt erklärt, ist auch dieser Flügel gebaut. In seiner Regierungszeit investiert er vermehrt als seine Vorgänger in der Herrschaft, so ist er auch Bauherr der neuen Pfarrkirche von Michaelsbuch.
1729 bis 1803
Sein Nachfolger ist Benedikt II. Höld,[16] der aber nur sehr kurz regiert.
1730 wird Augustin II. Ostermayr[17] gewählt. Er beginnt 1734 mit dem Neubau des Ostflügels am «Herrenhof» (Nordhof), der durch den Mittelpavillon des Festsaalbaus geprägt ist. Baumeister sind jetzt Vater und Sohn Schöttl aus Deggendorf. Der erst 18-jährige Albert Schöttl[18] übernimmt 1742, nach dem Tod des Vaters, die Baustelle. In diesem Jahr erreicht ein erneut von einem bayerischen Kurfürsten angefachter Krieg Niederbayern.[19] Der Abt flieht mit dem Konvent, er stirbt aber im gleichen Jahr auf der Flucht. Die Region um Deggendorf wird Kriegsschauplatz. Mit Plünderungen und Kontributionen trifft es Metten deshalb härter als vor 40 Jahren. 1745 ist der Krieg beendet. Inzwischen regiert der erst 1744 gewählte Abt Columban Gigl.[20] Er steht, wie man 1747 festhält, einer Kommunität von 18 Patres, 6 Fratres und zwei Laienbrüder vor. Abt Columban setzt den Bau des Ostflügels mit dem zentralen Festsaal fort. Aber auch er kann ihn nicht mehr beenden. Erst unter dem Abt Adalbert Tobiaschu[21] gelingt mit dem Stuckateur Mathias Obermayr[22] aus Straubing und dem Maler Martin Speer[23] aus Regensburg 1755 die Vollendung. Der auch um die Bildung seiner Konventualen verdienstvolle Abt Adalbert tritt 1770 zurück. Obwohl Wirtschaftsdaten für die Abtei Metten im 18. Jahrhundert fehlen, gilt er als Verbesserer der wirtschaftlichen Verhältnisse. Erst der Nachfolger Lambert Kraus[24] wird für einen wachsenden Schuldenberg verantwortlich gemacht, den aber der letzte Abt Cölestin Stöckl[25] wieder abbauen kann. Der schnelle Schuldenabbau ist den Einnahmen aus der Brauerei und einer guten Führung der Landwirtschaft zu verdanken. Honoriert wird er nicht, denn 1803 greift das Kurfürstentum endgültig nach den Vermögenswerten.
Säkularisation und Neubeginn
Die Beschlagnahmung des Klosterbesitzes durch den Staat trifft 1803 ein blühendes Kloster. Das Anlagekapital ist zwar mit 211 865 Gulden eher klein. Dafür arbeitet das Kloster mit einem befriedigenden Ertrag. Die Jahreseinnahmen mit 24 478 Gulden sind im Mittel aller altbayerischen Klöster. Die Jahresausgaben mit 22 324 Gulden erlauben noch Rückstellungen. «Im Mittelpunkt der gesamten Klostertätigkeit standen – neben dem Einsatz der Mönche in der Seelsorge – die Erhaltung, Sicherung und Erzielung von Gewinnen aus einer organisatorisch und technisch auf Brauerei und Landwirtschaft konzentrierten Kapitalnutzung. Deutlich zu erkennen ist aber auch eine starke Teilung in der Ertragsverwendung zwischen Konvent und Arbeitnehmern, und auf dem Umweg über die Kapitalbindung in Vorräten auch zwischen klösterlicher Grundherrschaft und Grundherrschaftsangehörigen».[26]
Die Klostergemeinschaft von Abt Cölestin und dem 29-köpfigen Konvent (23 Patres, 1 Frater, 3 Novizen und 2 Laienbrüder) wird auseinandergerissen. Die meisten der Jüngeren nehmen Pfarrstellen an. Während die Konventualen und der Abt vom Staat Pensionen erhalten, stehen 68 Angestellte des Klosters auf der Strasse.
Der Besitz wird mit Ausnahme des Brauhauses sofort versteigert. Viele Gebäude und Grundstücke erwirbt Johann Baptist von Pronath,[7] der 1810 auch das Brauhaus und 1815/17 auch die Konventgebäude in seinen Besitz bringt.
König Ludwig I. von Bayern, der Sohn des für die Säkularisation der Klöster verantwortlichen ersten bayerischen Königs, kommt 1825 auf den Thron. Bekannt ist er als Förderer der klassizistischen Architektur und Kunst. Weniger bekannt ist sein Wille, Benediktinerklöster wieder zu neuem Leben zu erwecken, obwohl er dafür nach 20 Jahren kaum noch Ex-Benediktiner findet und obwohl er dazu die Finanzhilfe Privater benötigt. Er hat in Metten aber Glück, denn der Käufer Johann Baptist von Pronath, der offenbar das Kloster nur deswegen erworben hat, bietet die in seinem Besitz befindlichen Gebäude für eine Neubesiedelung an. 1826 beziehen zwei Benediktinerpatres das Kloster, 1840 sind es schon 40. Metten ist jetzt wieder Abtei. Schon 1851 kann die erste Abiturprüfung im neugegründeten Gymnasium durchgeführt werden. Seit der Neugründung wird Metten von zehn Äbten geführt. Der heutige Abt Athanasius Berggold aus Kaufbeuren wird 2023 gewählt. Der Konvent hat sich seit einem Höchststand 1940 mit 106 Mitgliedern stark verkleinert. Heute sind es noch 12 Patres, die vor allem in der Seelsorge tätig sind.
Gebäudeschicksale nach der Säkularisation
Die Konvent- und Ökonomiebauten
Bis zur Neugründung der Abtei 1840 wird an den Klostergebäuden um die vier Höfe nichts verändert. Sie bleiben noch lange zweigeschossig oder, wie die Zweigeschossigkeit in Metten noch heute genannt wird, «einstöckig». Erst mit dem wachsenden Bedarf an Schulräumen und Konventräumen verändert sich die gesamte Klosterlandschaft. Die Klostergebäude von heute, wie sie der Besucher erlebt, haben in den letzten zwei Jahrhunderten ihr barockes Äusseres fast vollständig eingebüsst. Zu grossen Teil sind sie auch innen derart umgebaut, dass heute nur noch wenige Räume integral oder rekonstruiert erhalten sind.
Schon 1849 erfolgt ein erster Eingriff. Ein dreigeschossiger Neubau für das neue Knabenseminar zwischen der Prälatur [3] und der Brauerei [14] schliesst sich an die Brauerei an und füllt die Lücke zum Ökonomiehof. Die Brauerei bleibt vorläufig noch zweigeschossig. Diesem Neubau muss das Saalgebäude [20] von 1689 weichen.
1860 folgt der Abbruch des alten Westflügels, des barocken Prälaturflügels [3]. An seine Stelle wird ein dreigeschossiger Schulhaus-Neubau erstellt.
Alle weiteren Konventflügel werden zwischen 1851 bis 1904 auf drei Geschosse erhöht, selbst die Brauerei und der Nordhof-Ostflügel mit dem Festsaal-Risalit [5] erhalten ein weiteres Geschoss. Den inneren Umbauten wird auch der gotische Kreuzgang geopfert. Mit der Aufstockung des Nordhof-Südflügels [4] erfolgt zudem die Umgestaltung seiner Mittelpartie. Hier täuscht eine klassisch-barocke Fassaden- und Fenstergliederung eine nie vorhandene Schaufassade vor.
Auch Grossbrände tragen in neuerer Zeit zu Veränderungen bei. Der 1930 brandzerstörte Ökonomiehof bleibt aber im Äusseren nur wenig verändert, vor allem die Nordarkaden von 1628 sind noch heute erhalten. 1942 zerstört ein Grossbrand den östlichen Teil der Klosteranlage. Der Rokoko-Festsaal fällt diesem Brand zum Opfer. Er wird bis 1954 rekonstruiert.[28]
Einziger grosser Raum der Konventgebäude, der die zwei Jahrhunderte unbeschadet übersteht, ist die Bibliothek im Erdgeschoss am Südende des Ostflügels.
Die Kirche
Die ehemalige Klosterkirche St. Michael wird 1805 zur Pfarrkirche erklärt.[29] Die alte Pfarrkirche St. Martin westlich der Klosterkirche muss deshalb 1807 abgebrochen werden. Renovationen in barockfeindlichem Zeitgeist erfolgen ab 1843 in dichter Folge. Darunter leidet vor allem die originale Ausstattung. Ihr wird übel zugespielt. Die beiden Altäre des dritten Jochs im Kirchenraum (Stephanus- und Sebastiansaltar) und die Altäre der beiden westlichen Seitenkapellen (Laurentius- und Andreasaltar) werden 1847 durch neuromanische Retabel ersetzt. Die beiden barocken Stuckmarmorretabel von Holzinger werden unwiederbringlich zerstört. Mit Ausnahme der Hochaltarblattes werden gleichzeitig alle barocken Altarblätter durch fromme nazarenische Schöpfungen des Laienbruders Lukas Schraudolphersetzt[30] . Die entfernten Blätter von Asam, Speer und Wink werden zum Glück nicht zerstört. Man hängt sie an die Wände des «Regularchors», wie in Metten der Mönchschor über der Sakristei genannt wird. Auch vor den barocken Fresken und Stuckaturen haben die Restauratoren des 19. Jahrhunderts keinen Respekt. Während des Zweiten Weltkrieges erfolgt die Freilegung der übermalten Fresken. Eine umfassende Aussen- und Innensanierung findet 1972 den Abschluss. Die barocken Altarblätter kommen wieder in die Kirche. Letztmals wird eine konservierende Restaurierung 2017 beendet.
«Metten» in der «Monasteriologia» von Carl Stengel. Bildquelle: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt. | ||
Die erste bekannte Ansicht veröffentlicht Carl Stengel (1581–1663) in der «Monasteriologia» von 1619. Sie zeigt Metten aus Südwest, noch vor den Erweiterungen der Äbte Johannes II. und Christoph. Dominierend ist die Doppelturmfront der Kirche mit den Spitzhelmen. Das Langhaus, seit 1478 eine Wandpfeilerhalle, ist entsprechend dargestellt. Wenig aussagekräftig ist hingegen die Dachlandschaft der Konvent- und Ökonomiebauten. | ||
«Closter Methen» im «Chur-Bayrischer-Atlantis, Zweyter Theil», Seite 186. Bildquelle: BSB München. | ||
1690 erscheint als erster Stich nach den Umbauten der Äbte Johannes II. und Christoph eine Vogelschau aus Norden im «Chur-Bayrischer-Atlantis, Zweyter Theil» von Anton Wilhelm Ertl und Johann Ulrich Kraus. Trotz der notorischen Unzuverlässigkeit der Stiche von Ertl/Kraus zeigt der Stich die inzwischen gewachsene Anlage in der Gebäudeanordnung korrekt, auch wenn die Gebäudedarstellung völlig missglückt ist. Vor allem die Kirche, aber auch den Kapellenanbau beim Kirchenportal scheint der Stecher nie gesehen zu haben. | ||
«Closter Methen» in «Historico-Topographica Descriptio» 1726, von Michael Wening. Bildquelle: BSB München. | ||
Um so realistischer mutet der Wening-Stich von 1726 an. Das Kloster ist wie bei Stengel in einer Ansicht aus Südwest gezeichnet. Der 1718 verstorbene Stecher nimmt noch den erst 1713 gebauten Südflügel mit dem Seniorat und den beiden Ecktürmen in die Darstellung auf. Übertrieben schlank ist nur der Turm der Dorfkirche St. Martin dargestellt. Stark vereinfacht sind die nördlichen Klosterhöfe gestochen. Und ob wirklich das Kirchenlanghaus am Anfang des 18. Jahrhunderts noch gotische Fenster und Aussenpfeiler besessen hat, darf hinterfragt werden. Oben setzt Wening das Wappen des Klosterpatrons (St. Martin) und des vermeintlichen Stifters (Karl der Grosse mit Fleur-de-Lys und Doppeladler) über das Wappen des Abtes ((schreitender Storch mit Fisch im Schnabel). |
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"Kloster Methen" aus "Monumenta Boica" ; Bd. 11 von Joseph Anton Zimmermann. Bildquelle: BSB München. | ||
Die Monumenta Boica, Bd. 11 von 1771 enthält auf Seite 343 einen Stich von Joseph Anton Zimmermann. Er zeigt Metten in einer Vogelschau aus Westen. Schön ist hier die durchgehende Zweigeschossigkeit aller Konventbauten festgehalten, die nur im Nordabschluss des Ökonomiehofes nicht korrekt ist. Wie im Wening-Stich sind auch hier die Wappen des Klosters dem Wappen des Abtes Lambert übergeordnet. | ||
Aquarellierte und «1776» datierte Federzeichnung der Klosteranlage mit Legende. Bildquellle: Literatur. | ||
Die im Klosterarchiv befindliche, aquarellierte und 1776 datierte Federzeichnung eines unbekannten Zeichners ist die wertvollste Information zum Baubestand des Klosters Metten gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Weil eine Legende die Nutzungen und Bezeichnungen mit 33 Nummern erläutert, und bis zur Neugründung der Abtei 1840 mit Sicherheit weitere Bauten ausgeblieben sind, benutze ich diese Zeichnung als Grundlage des Lageplans von Metten um 1800. | ||
«Benedictiner-Abtei Metten bei Deggendorf. V. Westen», Stahlstich 1843. Bildquelle: BSB München. | ||
Die letzte Ansicht vor den umfassenden baulichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts ist ein romantischer Stahlstich von 1843. Der unbekannte Stecher zeichnet Kloster und Kirche wieder aus Südost. Auffallend ist jetzt das Fehlen der inzwischen abgebrochenen Pfarrkirche St. Martin. |
Die mittelalterliche Klosteranlage
Das Kloster Metten besteht noch bis ins späte Mittelalter aus drei Konventflügeln, die nördlich der Kirche um einen Kreuzgang mit Kreuzgarten angeordnet sind. Dieser Hof ist im Grundriss noch heute erhalten [4a]. Die Kirche ist zu dieser Zeit eine Basilika. Ihr Mittelschiff mit vielleicht 10 Meter Höhe gibt selbst dem kleinen Hof von 26 x 14 Meter kaum Schatten, auch weil dieser bis ins 19. Jahrhundert nur von zweigeschossigen Konventgebäuden umgeben ist. Das Kloster des 13. Jahrhunderts muss man sich als kompakten quadratischen Baukomplex von kaum mehr als 50 Meter Seitenlänge vorstellen. Die Kirche hat schon damals zwei Kirchtürme, welche Kloster und Kirche, aber auch die sich westlich vor dem Kloster gebildete, lockere Ansammlung von Dienst- und Ökonomiegebäuden dominieren. Schon früh ist westlich der Kirche auch die Leutkirche St. Martin gebaut. Mit Ausnahme der Sakralbauten sind die meisten Gebäude in Fachwerkbauweise erstellt.
Die Klosteranlage des 17. und 18. Jahrhundert
Nummerierung gemäss Lageplan
Mit dem gotischen Neubau von Chor und Langhaus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist die kompakte Einheit von Kirche und Konventgebäuden Vergangenheit. Die Kirche ist nun nicht mehr eine abgestufte Basilika, sie ist höher und mit einem sehr langem Chor gebaut. Kloster und Kreuzgarten liegen jetzt in ihrem Schatten. Vorerst wird aber Mitte des 16. Jahrhunderts nur die Abtei [3a] in westlicher Verlängerung des Nordflügels neu gebaut. Die ersten Äbte des 17. Jahrhunderts prägen anschliessend mit ihren Erweiterungen die Grundstruktur der vier Höfe. Sie leiten damit noch vor dem Einbruch des Dreissigjährigen Krieges das barocke Zeitalter ein. Johannes II. beginnt 1613 mit dem neuen Abtei-Westflügel [3b]. Mit ihm definiert er den Westabschluss des späteren Nord- oder Klosterhofs. Mit dem gleichzeitig gebauten Brauerei-,[14] Mühle- und Bäckereigebäude [15] ist der Nordabschluss dieses grossen Hofes festgelegt. Dann verlegt der Abt 1624 den Konvent in die neuen Flügel um einen grosszügigen Osthof [7], dessen neuer Ostflügel durch die Ostverlängerung des alten Konvent-Nordflügels erschlossen wird. In diese Nordflügel-Verlängerung wird das Refektorium [4r] und die Küche [4k] verlegt. Im Nordflügel-Obergeschoss liegt die Sommersakristei, die 1851 zur Prälatur umgewandelt wird. Die Bibliothek [6b] kommt nun an das Erdgeschossende des neuen Ostflügels zu liegen, im Ostflügel- Obergeschoss sind beidseitig an einem Mittelgang 10 bis 12 Mönchszellen aufgereiht.[31] In einer weiteren Etappe erweitert Abt Christoph 1631 das Kloster um den nördlichen Ökonomiehof. Dieser Hof ist nun nicht mehr eine rektanguläre Erweiterung, seine begrenzenden Bauten nutzten offenbar eine natürliche Geländeterrasse. Der Nordflügel dient als Bauhof [12] und ist mit Arkaden zum Hof geöffnet. Mit dem «Neugebäu» [20], einem Theatersaal über dem Kloster-Marstall, schliesst Abt Benedikt I. 1689 den noch offenen Übergang vom Nordhof zum Ökonomiehof bis auf eine Lücke von 18 Meter. 1713/14 kann auch der Osthof (Konventhof) mit dem Senioratsflügel (7s) im Süden geschlossen werden, der im Erdgeschoss die Infirmerie und im Obergeschoss die Räume für das Seniorat enthält. Endgültig findet die Klosteranlage ihre barocke Vollendung im Neubau des Nordhof-Ostflügels mit dem markanten Festsaal-Pavillon [5] in der Mittelachse, der 1733 begonnen wird.
Aufstockungen und Ersatzbauten haben die Klosteranlage des 18. Jahrhundert mit ihrer ehemaligen Zweigeschossigkeit stark verändert. In der damaligen Architektursprache sind heute nur noch die Kirche und der Festsaal-Pavillon zu sehen. Die mächtige Kirchenfassade vermag sich in der aufgestockten Nachbarschaft problemlos zu behaupten. Anders beim Festsaal-Pavillon, der nun in den seitlichen Aufstockungen förmlich versinkt. Die Fassadengliederungen der barocken Konventbauten sind wahrscheinlich schon zur Barockzeit ausgesprochen spartanisch, selbst Wenig zeichnet 1726 nur Putzbänder und keine Rahmungen von Fenstern. Die einzige gegliederte, vermeintlich barocke Fassade am Nordhof-Südflügel ist eine (angenehme) Täuschung des sonst für die Konventgebäude zerstörerischen 19. und 20. Jahrhunderts. Die übrigen Fassaden sind völlig ungegliedert. Nur die wenigsten Innenräume dienen heute noch dem gleichen Zweck wie zur Barockzeit. Darunter fallen auch die Räume der Bibliothek (mit Führungen zugänglich) und der Festsaal (dieser nur bei Konzertveranstaltungen zugänglich).
Die Bibliothek
1624/28 wird die Bibliothek im Erdgeschoss-Südende des neuen Konvent-Ostflügels gebaut. In einer Breite von 8,30 Meter beansprucht sie sieben Fensterachsen. Sie ist in ihrer Länge von 30 Meter aus drei, mit grossen Öffnungen verbundenen Räumen von 2+3+2 Achsen gebildet. Die Räume sind zweischiffig und kreuzgewölbt, die Spannweite wechselt von 4,30 Meter (Ost) zu 4,00 Meter (West). Ihre Raumhöhe beträgt 4,60 Meter. Diese Räume dienen als Ersatz der Bibliothek mit Schreibstube im Obergeschoss der Marienkapelle von 1407, die der Konventflügel-Erweiterung von 1624 weichen muss. Sie entsprechen in ihrer eingeschossigen Zweischiffigkeit einer Frühgestalt der barocken Saalbibliothek.
Ein Jahrhundert später, zur Blütezeit der deutschen Saalbibliothek, werden die Räume in Metten unter Abt Roman II. durch den Stuckateur Franz Ignaz Holzinger umgestaltet und vom Maler Innozenz Warathy freskiert. Die Bücherschränke sind Werke des Holzschnitzers und Kunstschreiners Jakob Schöpf, des Meisters des Hochaltars in der Klosterkirche. Sie besetzen, wahrscheinlich wie schon vorher, alle freien Wandflächen. Eindrucksvoll ist die Umwandlung der vier Mittelsäulen durch Holzinger. Ihre runden Schäfte sind jetzt vierpassartige Stützen, die von überlebensgrossen Atlanten umgeben sind. In den Nebenräumen sind diese Atlanten anmutige Engel, welche das Säulengebälk mit grosser Leichtigkeit einhändig tragen. «Fesselt schon dieses Motiv sofort den Besucher, so wird er darüber hinaus in den nicht allzu hohen Räumen durch Schnitzereien an den Schränken sowie durch Stuck und Malerei an den Gewölben überwältigt, alles in geradezu erdrückender Fülle und von prächtiger Farbigkeit».[32] Im erwähnten Régence-Raumstuck bringt Holzinger zusätzliche Reliefs und Figuralplastiken unter, die teilweise durch Warathy kräftig hervorgehoben sind. Die Reliefs und Fresken sind Teil eines ikonographischen Programms , das in den vierzehn Gewölbefeldern ausgedrückt ist. Das Programm deutet den Raum als Tempel der Weisheit. «Warathy hat die theologischen Angaben in einen Bilderreigen von unbekümmerter Erzählfreude und derber Farbigkeit gefasst», ist im «Dehio»[33]
Der «Grosse Saal»
Der Mittelpavillon des ursprünglich zweigeschossigen Ostflügels des Nordhofes springt beidseitig in konkav-konvexer Kurvung vor. Die Fassade ist dreiachsig und durch flache Pilaster über einer Sockelzone im Erdgeschoss gegliedert. Die beiden Obergeschosse sind zusammengefasst. Das Mittelfeld ist mit Halbpilaster, unterbrochenem Architrav und aufgebogenem Gebälk zusätzlich betont. Drei hohe Fenster im ersten Obergeschoss und drei Kartuschen-oder Bassgeigenfenster im zweiten Obergeschoss belichten den Saal beidseitig. Über dem Mittelfenster sind in einer Rocaille-Stuckkartusche die Wappenschilde des Stifters (im Geviert der Doppeladler und die Fleur de Lys) und des Königreichs Bayern angebracht – ein Hinweis, dass dieser Wappenschmuck nicht aus der Barockzeit stammt. Der Blendgiebel ist mittig rund abgeflacht. Er geht geschweift in Seitenaufsätzen in die beiden Aussenachsen über. In seiner Mitte enthält er eine Uhr, sein Scheitel ist mit einer unscheinbaren Benediktusfigur bekrönt.
Der «Grosse Saal», für den dieser Pavillon 1734 gebaut wird, erhält seinen Raumstuck, seine Gewölbefresken und seine Ausstattung erst zur Rokokozeit um 1755. Das grosse Fresko im Spiegelgewölbe muss nach der Brandzerstörung 1942 vollständig rekonstruiert werden. Es stellt den Beginn des Jüngsten Gerichts dar, allegorisch gedeutet mit Darstellungen von Tugenden und Lastern. In den sechs seitlichen Wandfeldern sind in Rokoko-Stuckrahmen ursprünglich Fresken in Bezug zum Thema der Spiegeldecke angebracht. Die Umnutzung des Saals als Studienkirche führt in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Zerstörung der Wandbilder und zum Ersatz durch (Nazarener-?) Gemälde. Diese werden 1954 durch Interpretationen von barocken Historienbildern ersetzt. Der sehenswerte Saal ist für Besucher nicht zugänglich.
Vorgängerbauten
Das Aussehen der Klosterkirche in der karolingischen Periode ist völlig unbekannt. Der mit viel Phantasie begabte Mettener Kunsthistoriker P. Wilhelm Fink OSB (1889–1965) leitet aus einer ausgesparten Wendeltreppe im hochmittelalterlichen Stumpf des Nordturms eine karolingische, freistehende und runde Westturmfront entsprechend den Rundtürmen des St. Galler Klosterplans ab. Obwohl die These längst widerlegt ist, geistert sie noch immer durch die neuere Literatur.[34] Etwas mehr ist dank Grabungen über die romanische Gestalt bekannt. Die Klosterkirche, wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert gebaut, ist eine dreischiffige Basilika mit apsidialem Chorabschluss. Sie hat zwei quadratische Westtürme, in deren Nordturm im Kern eine Wendeltreppe ausgespart ist.[35] Die Grundrissmasse dieser romanischen Kirche sind beachtlich. Das Langhaus ist 21,6 Meter breit (aussen, heute 23 Meter). Seine Innenlänge entspricht der heutigen Länge von 23,35 Meter. Das Langhaus ist also schon zur romanischen Zeit kurz und breit. Sein Mittelschiff ist mit 10,4 Meter (Annahme!) breiter als der Chor mit 7,6 Meter. Der Chor ist schon zur Zeit der Romanik sehr lang. Die Länge beträgt aussen bis zum Apsisscheitel 15,6 Meter.
Diese romanische Kirche wird in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts umgestaltet. Zuerst erfolgt der Chorneubau ab 1451. Er ist nun aussen 22 Meter lang und erhält die heutige Form mit dem polygonalen Fünfachtelschluss. Der gotische Chor hat 14 Meter Höhe und 8,60 Meter Breite. Äussere Strebepfeiler nehmen den Gewölbeschub auf. Sie entsprechen dem inneren Jochverlauf. Die Achsbreiten wechseln genau in der Chormitte von 5 Meter (2 Joche) zu 3 Meter (3 Joche).[36] Weil an der Nordseite der zweigeschossige Konventflügel ansetzt und über der alten Sakristei (seit 1445 Benediktuskapelle) die Abtskapelle liegt, weist der gotische Chor nur nach Süden und Osten hohe Fenster aus.
Von 1461 bis zur Neuweihe 1479 erfolgt auch der neubauähnliche Umbau des Langhauses. Die Seitenschiffe werden erhöht, die basilikale Form weicht einem dreischiffigen Hallenraum. Vieles an dieser Halle ist ungeklärt. P. Wilhelm Fink beschreibt 1924 das gotische Langhaus als im Norden und Süden ungleich geführt, mit inneren Wandpfeilern an der Nordseite und Aussenpfeilern an der Südseite.[37] Bauuntersuchungen oder zuverlässige zeitgenössische Beschriebe fehlen. Die drei Ansichten vor 1720 zeigen einen durchgehenden First über Chor und Langhaus. Geht man von gleicher Mittelschiff- und Chorhöhe aus, schliesst dies beim breiten Langhaus und schmalen Chor von Metten eine Freipfeilerhalle aus. Die Ansichten zeigen eine Staffelhalle.
Die barocke Kirche
Chor
Der gotische Chor wird 1712 bis 1714 ohne wesentliche bauliche Veränderung barockisiert. Nur die Erstellung der Sakristei und des Psallierchors in der Osthälfte wird üblicherweise dieser ersten barocken Bauphase, und nicht dem spätgotischen Chorneubau zugesprochen. Der Hochaltar in der Mitte des Chors, vor der trennenden Sakristeiwand über der Granitmensa des Vorgängeraltars errichtet, müsste nach Vertrag schon im Mai 1713 errichtet sein. Dies illustriert eine beabsichtigte sehr kurze Bauzeit. Weil gemäss dem Bericht des Abtes 1712 das Dach neu erstellt und das gotische Gewölbe heruntergeschlagen wird, müssten dann innerhalb eines Jahres die Sakristei («novus super modernam Sacristiam») und das grosse Chorgewölbe neu gebaut und auch stuckiert sein.[38] Die Einweihung des oberen Chors erfolgt am 17. Mai 1714, also nach zwei Jahren. Nun steht der Hochaltar in der Mitte des Chors. Seitlich führen zwei Eingänge zur dahinterliegenden Sakristei. Der darüber liegende obere Chor (Mönchschor, Psallierchor) ist vom ersten Obergeschoss des nördlich anschliessenden Konventflügels und dem Verbindungsgang zum südlichen Senioratsbau erschlossen.
Langhaus
Wesentlich aufwändiger gestaltet sich der Umbau des Langhauses. Anstelle der Freipfeiler- oder Staffelhalle lässt der Abt mit Baubeginn 1720 eine Wandpfeilerhalle errichten. Sie erstreckt sich über vier Joche in der Länge des gotischen Vorgängerbaus, von den bestehenden Türmen bis zum umgebauten Chor. Die Breite des Mittelraums beträgt nun 12,90 Meter, die Gewölbespannweite überschreitet damit diejenige des Chors und des angenommenen gotischen Mittelschiffs von 1461 um fast vier Meter. Stichkappen führen vom halbrunden Tonnengewölbe zu den Gewölben der Wandpfeiler über. Diese Gewölbe sind nicht wie üblich als Quertonnen, sondern als Halbkuppeln ausgeführt. Auch die Wandpfeiler sind zur Aussenwand ausgerundet, im Erdgeschoss sind sie mit Durchgängen verbunden. Im Ost- und Westjoch sind in tiefer Lage geschweifte, balkonartige Emporen eingezogen.[39] Pilaster an den Wandpfeilerköpfen und den Rundbogenöffnungen von Empore und Chor gliedern den Raum, ihr wenig auskragendes Kranzgesims ist in Langhaus und Chor auf gleicher Höhe umlaufend. Über den Fenstern ist es als Rundbogen hochgezogen.
Der Westbau mit Vorhalle, Orgelempore und Kapellen
Glaubt man den drei Ansichten der gotischen Vorgängerkirche, enden Vorhalle- und Empore bündig mit der Westfront der beiden Türme. Unter Abt Roman II. wird dieser Westbau durch die beiden Baumeister Ruesch und Schöttl in barocker Form verlängert. Es ist der auffälligste Eingriff in das Gebäudevolumen. Empore und Vorhalle sind jetzt als Halbrundbau mit Kuppel um sechs Meter nach Westen verlängert. Im Erdgeschoss fügen die Baumeister der Vorhalle beidseits zwei Ovalräume an, die wiederum kuppelüberdeckt und mit Kuppellaternen bekrönt sind. Sie ersetzen die gotischen Vorgängerkapellen des hl. Andreas (Wildenforsterkapelle, Nord, seit 1803 Taufkapelle) und des hl. Laurentius (Degenbergerkapelle, Süd, heute Marienkapelle) an dieser Stelle.
Türme und Fassade
Die beiden Türme sind seit 1696 von gleicher Gestalt. Stark eingeschnürte Zwiebelhauben betonen die weithin sichtbaren, mit kräftigen Gesimsen und jonischen Pilastergliederungen in fünf Geschosse getrennten Turmbauten. Ihr oberstes Geschoss ist als höheres Glocken- und Uhrengeschoss ausgebildet. Der dominante Mittelteil des Westbaus trägt als Kuppelbekrönung die Statuengruppe des Engelsturzes. Die freie Rundfassade über den erdgeschossigen Kapellenanbauten ist mit einer doppelten jonischen Pilastergliederung aufgewertet, während die Kapellen und auch die Südfassade des Langhauses einfache toskanische Pilastergliederungen aufweisen. Auch die zweistufig vertieften Rundbogenfenster sind mit Kämpfern am Bogenansatz betont.
Ein Prachtstück des Westbaus ist das Eingangsportal. Feingliedrige Säulen und Pilaster tragen ein konkav vorspringendes Gebälk, das eine wieder zur Wand zurückspringende Volutenrahmung der Portalbekrönung trägt. Im Fries des aufgebogenen Gebälks und im Portal-«Tympanon» sind qualitätsvolle, plastisch fein gearbeitete Reliefs, welche die beiden Wappen des Klosters und des Abtes Roman II. begleiten. Erstaunlich an diesem Portal ist auch, dass es trotz seiner Ausführung in Sandstein die Details über Jahrhunderte bewahrt hat.
Stuckaturen
Alle Stuckaturen im Kirchenraum werden 1723 und 1724 von der Werkstatt des Franz Ignaz Holzinger ausgeführt. Er erstellt in Metten sein erstes Hauptwerk. Der kräftig plastische und breite Rahmen der Stichkappen- und Zwickel-Fresken bildet gleichzeitig den umlaufenden Rahmen der drei grossen Mittelfresken in Chor, Langhaus und Westbau. Auf ihm tummeln sich, bereits ins Bild eingreifend, zahlreiche Putti auf Wolkenbänken. Sie sind, wie auch das grosse Wolkengebilde mit Engeln und Putti an der Bogenstirn des Chorbogens, warmrosa gefasst. Sie korrespondieren mit den Kapitellen und den rötlichen Pilasterspiegeln und leiten zur Farbigkeit der Fresken über. Erst in den Gurtbögen, den freien Gewölbeflächen, den Bogenstirnen, den Gebälkfriesen und den Emporenbrüstungen kann sich das Bandelwerk der Régence durchsetzen.
Deckenfresken
Nach St. Nikola in Passau und der Stiftskirche von Niederaltaich ist Metten der dritte grosse Auftrag des jungen Malers Wolfgang Andreas Heindl aus Wels. Alle Fresken im Kirchenraum malt er, beginnend im Juni 1723, parallel zur Tätigkeit des Stuckateurs Holzinger. Er beendet die Arbeiten im Sommer 1724.
Altarraum
Zu seinen Werken zählen 1723 auch Fresken im Altarraum. Hartnäckig hält aber hier die Zuschreibung des grossen Deckenfreskos (Erlösung der Menschheit durch die Dreifaltigkeit) und der beiden Fresken an der Nordwand (hl. Scholastika und hl. Benedikt) an Cosmas Damian Asam. Er soll für das Hauptfresko und die beiden Wandbilder um 1715 den Entwurf geliefert haben.[40] Im Gewölbe des Altarraums begleiten vier Stichkappenfresken und zwei Zwickelfresken das Hauptfresko. Weil nach der Auffassung vieler Kunsthistoriker Asam 1715 für das Mittelfresko im damals noch nicht stuckierten Altarraum zuständig ist, werden nun die kleineren Bilder gnädig als Arbeiten Heindls taxiert. Es sind die vier Kirchenväter in den Stichkappen und die Camaïeubilder des Papstes Cölestin V. und der hl. Gertrud.
Langhaus
Das grosse Gewölbefresko erstreckt sich über alle vier Langhausjoche. Es ist für den in die Kirche eintretenden Besucher einsichtig angelegt. In der östlichen Hälfte stellt Heindl den hl. Benedikt vor den Toren Montecassinos dar, wie er den vorausgeschickten Heerführer Riggo als falschen Ostgotenkönig Totila entlarvt. Darüber, nun bereits in der westlichen Bildhälfte, malt Heindl einen von Figuren des Alten und Neuen Testamentes bevölkerten Himmel. In ihm sitzen aber Christus und Maria nicht in der Mitte, sondern am westlichen Ende.
Die begleitenden Emblemdarstellungen in den Stichkappen stehen in Bezug zu den daneben in den ockertönigen Camaïeu-Zwickelbildern dargestellten Heiligen (Nordseite Malachius, Benno, Wolfgang; Südseite Luitgard, Edeltrud, Hildegard).
Die Fresken der Wandpfeilergewölbe sind thematisch auf die darunter befindlichen Altarpatrozinien bezogen.[41]
Orgelempore und Vorraum
Im Gewölbefresko über der Orgelempore spielt König David in einer Tempel-Scheinarchitektur mit der Harfe vor der Bundeslade. Die Stichkappen enthalten Emblembilder. Zwei grosse Wandfresken sind an inneren Wandflächen der Türme angebracht. An der Südwand ist Wilhelm von Hirsau und gegenüber die hl. Cäcilia an der Orgel dargestellt (beide 1943 schöpferisch restauriert).
Das Deckenfresko der Vorhalle ist eine der besten Arbeiten im Frühwerk Heindls. Er stellt die «offizielle Stiftung» durch Kaiser Karl dem Grossen dar, der sich 792 im Wald von Metten verirrt, dort auf den Einsiedler Utto trifft und dann angesichts des Beilwunders das Kloster stiftet.[42]
Hochaltar
Das 1712 bis 1714 geschaffene marmorierte Holzretabel steht vor der Sakristei und dem oberem Chor (Mönchschor) und schliesst diesen in Breite und Höhe zum Altarraum fast vollständig ab. Es steht an der Stelle des gotischen Hochaltars, dessen vier Stufen erhöhte Granitmensa bestehen bleibt. Ein blau marmoriertes Spiralsäulenpaar steht vor den gekehlten Pilastern der Altarblattebene in den Raum vor. Die Spiralsäulen rahmen das Altarblatt des Engelsturzes von Cosmas Damian Asam optisch. Die Ebene des Altarblattes wird aber durch ein weiteres, nun zurückgesetztes und glattes Säulenpaar begrenzt. Es liegt vor dem Abschluss zum Mönchschor und verbreitert das Retabel oben auf rund 670 cm.[43] Von grossem Phantasiereichtum des Altarbauers zeugt das verkröpfte und aufgebogene Gebälk. Reich ist auch der Aufsatz oder «Auszug» gestaltet. Ihn bevölkern Putti und Engel auf der ganzen Breite. Es scheint, als würden sie sogar das abschliessende verkröpfe Gebälk mit Segmentgiebel tragen. Engel tragen auch das ovale Oberblatt. Es zeigt die Muttergottes mit Kind auf der Mondsichel.
Im Sockelbereich verbreitern zwei weit vorgesetzte Säulen-Ädikula-Portiken das Retabel auf die Raumbreite von 850 cm. Sie dienen als Sakristei-Eingänge. In ihren Sprenggiebeln stehen Statuen von Kaiser Karl dem Grossen und dem hl. Benedikt. Interessant ist auch der dreiteilige Tabernakel von 1776. Alle seine drei Schreine sind drehbar gebaut, die beiden Aussenschreine für den Wechsel von Reliquien zu Bildern.
Hochaltar: Masse: Breite (hintere Säulen) ca. 670 cm; Breite unten (vorne) 850 cm; Höhe ca. 14,0 m. Altarblatt: Engelsturz von Cosmas Damian Asam 1715. Grösse um 3,3 x 5,5 m. Oberblatt: Maria, sitzend auf Mondsichel mit Kind, ursprünglich Maria lactans (um 1715) Assistenzfiguren: Karl der Grosse und hl. Benedikt (Bildhauer Franz Anton Mozart, 1714). Drehtabernakel: 1776, dreiteilig, zugeschrieben Johann Ignaz Kaspar Bertold in Augsburg. |
Seitenaltäre
Alle sechs Altäre im Langhaus werden von Franz Ignaz Holzinger bis 1724 in Stuckmarmor ausgeführt.[44] Er ist auch Schöpfer der weisspolierten Figuralplastik. In der barockfeindlichen Zeit werden 1847 die beiden mittleren Altäre zerstört. Heute hängen an der Stelle des Stephanus- und Sebastiansaltars nur noch deren Altarblätter. Die Altararchitektur der beiden Seitenaltäre an der Chorbogenwand im vierten Joch ist nicht identisch mit den beiden noch vorhandenen Altären im zweiten Joch, dem Apostel- und Benediktsaltar. Während die beiden vorderen Seitenaltäre, der Kreuz- und der Marienaltar, zum Chorbogen eingerückt sind und somit in üblicher Art vom Besucher sofort erfasst werden können, sind der Apostel- und der Benediktsaltar in italienischer Art an die Aussenwand unter die Fenster gestellt und entsprechend niederer gebaut. Alle Holzinger-Altäre leben von ihrer ausdruckstarken Figuralplastik. Das Altarblatt am Marienaltar ist das zweite Werk von Cosmas Damian Asam in Metten.[45]
In den beiden vorderen Retabeln sind lebensgrosse polierweisse Assistenzfiguren beidseits des Altarblattes angeordnet. Über ihnen tragen lebhafte Karyatidenengel das Gebälk. Die Retabel sind aussen mit einem Säulenpaar geschlossen. Das verkröpfte, vor- und rückspringende Gebälk ist in der Mitte über dem Altarblatt durch ein Stuckrelief durchbrochen. Das dominante Giebelstück («Auszug») setzt mit eingerollten Volutenspangen auf dem äusseren Säulengebälk an, welche das Oberblatt geschweift rahmen.
Die beiden noch bestehenden Retabel an den Aussenwänden sind Rahmenaltäre, die sich seitlich der Nischenrundung anpassen. Ihre ebenfalls kannelierten Pilaster überbrücken die Eckrundung. Konsolvoluten, in denen sich Putti mit Schriftkartuschen tummeln, tragen ein kurzes abgerundete Gebälkstück in Fenstersimshöhe. Auf ihnen tragen beidseits des Fensters Aufbauten mit Engelsbüsten eine verbindende feine Volutenspange im Fensterlicht.
Kreuzaltar (Seitenaltar Nord): Retabel: Franz Ignaz Holzinger 1724. Stuckmarmor. Breite ca. 5,0 m, Höhe ca. 10,0 m. Altarblatt: Christus am Kreuz von Martin Speer, Mitte 18. Jh. Grösse um 1,8 m B x 3,75 m H. Stuckrelief über Altarblatt: Christus mit Kreuz erscheint Kaiser Konstantin. Oberblatt: 19. Jahrhundert, Nazarenerstil. Assistenzfiguren beidseits des Altarblattes: Kaiser Heraklius und Kaiserin Helena (Bezug zum Thema des Altarblattes und des Freskos über dem Altar). |
Marienaltar (Seitenaltar Süd) Retabel: Franz Ignaz Holzinger 1724. Stuckmarmor. Breite ca. 5,0 m, Höhe ca. 10,0 m. |
Stephanusaltar (3. Joch Nord, 1847 zerstört). Das Altarblatt (Martyrium des hl. Stephanus, sign. 1745 von Martin Speer ist heute museal aufgehängt. |
Sebastiansaltar (3. Joch Süd, 1847 zerstört). Das (Altarblatt Martyrium des hl. Sebastian, Mitte 18. Jh., von Martin Speer) ist heute museal aufgehängt. |
Apostelaltar (2. Joch Nord) Retabel: Franz Ignaz Holzinger 1724. Stuckmarmor. Breite ca. 5,0 m, Höhe 6,0 m ohne das Oberstück («Auszug»). Altarblatt: Übertragung der Schlüsselgewalt an den hl. Petrus von Martin Speer, Mitte 18. Jh. Assistenzfiguren: Anselm von Canterbury und Wolfgang (Bezug zum Thema des Freskos des Abschiedes Jesu von den Aposteln über dem Altar). |
Benediktusaltar (2. Joch Süd) Retabel: Franz Ignaz Holzinger 1724. Stuckmarmor. Breite ca. 5,0 m, Höhe 6,0 m ohne das Oberstück («Auszug»). Altarblatt: Tod des hl. Benedikts im Kreise seiner Mitbrüder von Christian Wink, 1771. Assistenzfiguren: Die hl. Bischöfe Erasmus und Martin von Tours (Bezug zum Thema des Freskos mit Benedikt und Scholastika über dem Altar). |
Kanzel
Die prächtige spätbarocke Kanzel hängt am letzten nördlichen Wandpfeiler und ist über die Balkonempore aus der Johanniskapelle im 1. Obergeschoss erreichbar. Sie wird dem Altarbauer und Stuckateur Holzinger zugeschrieben. In Zusammenarbeit mit einer guten Kunsttischler- und Holzbildhauer-Werkstatt wäre dies eine Erklärung für das schon ins Rokoko weisende Werk. Mit Ausnahme der acht Reliefs am bauchig geformten Kanzelkorb und am Zugang lebt sie von Holzbildhauer- und Holzschnitzerarbeiten, die alle vergoldet sind. Kräftige Volutenspangen am spitz zulaufenden Unterbau und am Korb verstärken die bauchige Wirkung und gliedern Korb und Zugang. Die Reliefs am Korb sind den vier Evangelisten, diejenigen am Zugang den vier Kirchenvätern gewidmet. Auf dem Schalldeckel leiten wieder Volutenspangen mit Putti-Köpfen zum erhöhten Aufsatz mit dem von einem Putto gehaltenen geöffneten Buch. Im Strahlenkranz ist dort «QUI EX DEO ET AUDIT VERBA DEI» zu lesen.
Chorgestühl
Im oberen Chor, dem Psallierchor, in Metten Regular-oder Mönchschor genannt, ist heute nur noch das Chorgestühl der Barockzeit vorhanden. Es wird als «Arbeit um 1720» datiert», was allerdings aufgrund der erstmaligen Benutzung 1714 und auch aufgrund der ausschliesslichen Verwendung von Akanthusranken-Schnitzereien zu spät angesetzt ist.[46] Weil der Raum nicht zugänglich ist, verweise ich hier auf die detaillierte Beschreibung von Sybe Wartena.
Emporen und Beichtstühle
Wie im östlichen vierten Joch sind auch im westlichen ersten Joch beidseitig logenartige Emporen in tiefer Lage vorhanden. Ihr Zweck ist im vierten nördlichen Joch der Zugang zur Kanzel und im ersten nördlichen Joch der Aufgang zur Orgelempore aus dem ersten Obergeschoss des Konvent-Westflügels. Die gleichen Logen-Emporen an den südlichen Gegenseiten sind nur Symmetriezwecken geschuldet. Alle ihre Brüstungen schweifen konkav-konvex dreiteilig vor. Sie enthalten Régence-Stuckaturen und sind unten in der Mitte mit einer von Putti gehaltenen Kartusche ausgezeichnet. Auf diesen Brüstungen sind reich geschnitzte und vergoldete Gitterwerke in feinster Régence aufgesetzt. Während die Stuckaturen sicher der Werkstatt Holzinger zugeschrieben werden, dürften die fortschrittlichen Schnitzereien Arbeiten der Klosterwerksatt sein. Die gleiche Werkstatt führt auch die Beichtstühle und deren Bekrönungen aus. In den Gewölbenischen unter den beiden westlichen Logen-Emporen sind fünfteilige Doppelbeichtstühle eingebaut, deren breiterer Mittelteil durch eine Doppeltüre betont ist. Zwei weitere, dreiteilige Beichtstühle gleicher Bauart sind an die schmalen Stirnwände beidseits der westlichen Vorhalle gestellt. Alle Beichtstühle sind mit dem gleichen kunstvollen, vergoldeten Régence-Schnitzwerk wie die Brüstungen der Logen-Emporen und zusätzlich mit kleinen Bildtafeln von Heiligen versehen.
Orgel
Der Orgelprospekt von 1726 der Orgel von Johann Konrad Brandenstein ist erhalten. Der 29-jährige Orgelbauer erstellt in Metten sein zweites Werk. Der Prospekt, sicher von ihm entworfen, lässt im Halbrundabschluss des Westbaus die beiden seitlichen Fenster frei. In keinem seiner späteren Werke wiederholt er diese spieltechnisch aufwändige zweifache Teilung des Prospektes, die offenbar früher mehr Aufmerksamkeit als heute erhalten hat. «Die Orgel habe ich auch nirgends in ihren Pfeifen so eingeteilt gesehen» schreibt schon 1776 ein Besucher. Brandenstein baut die Orgel modular mit fünf gleichen Dreiergruppen, die jeweils aus einem rund vorspringenden Mittelturm und zwei zu ihm ansteigenden Seitenfeldern bestehen. Drei dieser Dreiergruppen fasst er als breiten Westabschluss zusammen und stellt sie vor das Westfenster. Die mittlere Dreiergruppe dieses Westabschlusses ist niederer gehalten. Zwei weitere Dreiergruppen stellt der Orgelbauer hinter die freigestellten Fenster an die Seitenwände. Der 15-feldrige Prospekt besteht damit aus drei separaten Gehäusen. Diese sind, wie auch der Balustraden-Brüstungsaufsatz, in rötlichen Tönen marmoriert. Vergoldetes Rankenwerk der Schleierbretter und etwas feiner auch als Bekrönung der Türme, sowie geometrische Bandwerkschleifen mit Glockenblütengehängen am Gehäuse schmücken die interessante Prospektgruppierung. Es wäre interessant, etwas mehr über die Disposition der damals 18 Register umfassenden Orgel (II/P/18) und ihrem Spieltisch vor der westlichen Prospektgruppe zu erfahren. Das Orgelwerk von Johann Konrad Brandenstein ist heute nicht mehr erhalten.[47]
Das Klosterwappen und Karl der Grosse
Das Wappen der Abtei Metten ist im 17. und 18. Jahrhundert meistens in einem Doppelschild zu finden. Das Klosterwappen liegt (heraldisch) rechts des Wappens des regierenden Abtes. So ist es am Eingangsportal der Kirche zu sehen. Eher selten ist ein dritter Schild mit dem Klosterpatron St. Michael zugefügt, wie im Wening-Stich von 1726 oder im Zimmermann-Stich von 1771. Die Doppel- und Dreifachschilde werden immer von einem mittigen Engelskopf mit Mitra und Inful überhöht und von einem Krummstab begleitet. Einzige Ausnahme bildet das Doppelwappen am Festsaal-Mittelpavillon. Das Bayernwappen des 19. Jahrhunderts in der zweiten Kartusche irritiert.[48] Hingegen ist in der nördlichen Kartusche der seit dem 15. Jahrhundert bekannten Wappenschild der Abtei Metten in Zeichnung und Tinktur korrekt wiedergeben. Er ist quadriert und enthält in Feld 1 und 4 in Blau die goldenen Lilien des französischen Königshauses («Fleur-de-Lys») und in Feld 2 und 3 in Gold den schwarzen doppelköpfigen deutschen Reichsadler. Diese beiden Inhalte bilden seit dem Spätmittelalter das gespaltene oder quadrierte Fabelwappen von Kaiser Karl dem Grossen und damit auch das Stifterwappen der Abtei Metten. Es nimmt damit Bezug auf die europäische Herrschaft des karolingischen Herrschers und vermeintlichen Stifters von Metten.
Pius Bieri 2024
Literatur |
P. Rupert Mittelmüller OSB: Das Kloster Metten und seine Äbte. Straubing 1856. Die frühe grundlegende Klostergeschichte ist auch in baugeschichtlicher Hinsicht noch heute wichtige Quelle. |
Gröber, Karl (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern. XIX Bezirksamt Deggendorf. München 1927. Eine seriöse baugeschichtliche Arbeit mit Plandokumentationen (Autor: Kurt Müllerklein). Die Beiträge zur Karolingik und Romanik fussen auf heute widerlegten Arbeiten von P. Wilhelm Fink OSB (1907 und 1925). |
Friedrich, Verena: Benediktinerabtei Metten – Kirche, Bibliothek, Festsaal. Kunstführer Passau 1995. Der Peda Kunstführer 330 ist die vorläufig letzte übersichtliche und korrekte kunstgeschichtliche Darstellung. Die Verfasserin übernimmt beim Beschrieb der Vorgängerbauten aber noch die Thesen von Fink und Gröber der Literatur von 1907 bis 1977 (letzte Ausgabe des kleinen Kunstführers von P. Wilhelm Fink OSB von 1937). |
Karl Schmotz: Die Mettener Klosterkirche im Mittelalter, Versuch einer Rekonstruktion, in: Deggendorfer Geschichtsblätter 2001. Digitalisat. Der Mittelalter-Archäologe Schmotz widerlegt die These der Rundturm-Westfront und kann auf Grund von Grabungen den Versuch einer Rekonstruktion der romanischen Kirche wagen. |
Kaufmann, P. Michael OSB: Chronik der Abtei Metten 766–2016. St. Ottilien 2016. Eine sehr wertvolle Sammlung von Daten zur Klostergeschichte mit neutraler Auflistung der Quellen. |
Haering, P. Markus OSB; «Wenn nicht der Herr das Haus baut», Baugeschichte und Wirtschaftsführung, in : Ein Ort für Gott und Mensch, 1250 Jahre Benediktinerabtei Metten (Hrsg. Stephan Hering OSB). Regensburg 2016. Eine übersichtliche Darstellung der Baugeschichte der Klosteranlage, leider mit vielen Wiederholungen von spekulativen und teilweise schon lange widerlegten Annahmen. |
Jung, Florian: Von der Romanik bis zur Moderne. Die Kunstdenkmäler des Klosters, in: Ein Ort für Gott und Mensch, 1250 Jahre Benediktinerabtei Metten (Hrsg. Stephan Hering OSB). Regensburg 2016. Der Autor beschreibt den aktuellen Kircheninnenraum auf 19 Seiten recht detailliert, aber in Bezug auf die Objektlage im Raum völlig unübersichtlich und für Aussenstehende wenig hilfreich. Die weiteren 24 Seiten widmet er der Bibliothek, dem Festsaal, dem Schloss Himmelberg, der Benediktuskapelle von 1997, dem Prälatengarten und der (unzugänglichen) neuen Bibliothek von 2009 in einem bunten Potpourri. |
Web |
Webseiten von Marion Romberg zu den Erdteilallegorien in Metten: https://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/metten-deggendorf-kloster-refektoriumapotheke https://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/metten-deggendorf-kloster-festsaal |
Webseite des Geschichtsvereins Deggendorf mit digitalisierten Beiträgen von 1961–2019 http://www.geschichtsverein-deggendorf.de/geschichtsblaetter |
[1] Die «offizielle Stiftung» des Klosters durch Kaiser Karl dem Grossen, fast drei Jahrzehnte nach der gesicherten Stiftung von 766, ist eine schöne Legende, prägt aber die Klostertradition bis heute. Siehe dazu die Anmerkung 42.
[2] Heinrich II Jasomirgott (1107–1177) ist 1140–1141 Pfalzgraf bei Rhein, 1141–1156 Markgraf von Österreich, 1143–1156 Herzog von Bayern und 1156–1177 Herzog von Österreich. Er verlegt 1145 die Residenz von Regensburg nach Wien.
[3] Die Herkunft aus einem Kloster der Hirsauer Reform 1157 darf nicht ausgeschlossen werden, nur fehlen dazu alle Quellen. Falsch ist sicher die in der neueren Klosterliteratur daraus vertretene Herleitung eines Kirchenneubaus nach Hirsauer Vorbild im 12. Jahrhundert. Mehr zu den Vorgängerkirchen siehe im Kapitel «Architektur und Ausstattung».
[4] Adrian von Riedl: Strom-Atlas von Bayern. Dritte Lieferung 1808. Blatt 6. Donau-Strom von Straubing nach Niederalteich, untere Hälfte (Sectio 13) von Metten nach Niederaltaich.
[5] Roman II. Märkl (1659–1744) aus Straubing. Profess 1678. 1706–1729 Abt in Metten. Siehe zu ihm die Wikipedia.
[6] Jakob Schöpf (1665–1715) aus Haiming. Kunstschreiner und Bildhauer seit 1685 in Stadtamhof, ab 1712 in Straubing. Der Akkord von 800 Gulden umfasst auch die Bildhauerarbeiten. 1703 fertigt er den Hochaltar in Niederaltaich.
[7] Cosmas Damian Asam (1686−1739). Er liefert 1715 das Frühwerk des Engelsturzes für den Hochaltar und 1726 auch das Seitenaltarbild des Rosenkranzaltars. An den Fresken im Chor ist er 1715 (oder 1723) nicht mehr beteiligt. Siehe dazu die Anmerkung 40 und sein Werkverzeichnis in der Biografie dieser Webseite.
[8] Franz Anton Mozart (1681–1732) aus Augsburg. Seit 1706 ist er in Straubing als Bildhauer tätig. Zuschreibung
[9] Jakob Ruesch (auch: Rusch) ist Stadtmaurermeister in Straubing. Seine Lebensdaten sind unbekannt. 1702/03 ist er in Straubing am Umbau von St. Veit tätig. 1702–1710 baut er in Straubing den Turm der Karmelitenkirche nach Planung von Wolfgang Dientzenhofer. Hauptwerk ist 1728/31 die Kirche in Michaelsbusch. Die Zuweisung der Planung von Metten an Ruesch ist neu. Quellennachweise fehlen.
[10] Benedikt Schöttl (1688–1742) aus Deggendorf. Stadtmauermeister und Klosterbaumeister. Er könnte auch für die Planung zuständig sein. Sein Sohn Albert tritt 1745 ins Kloster Metten ein. Zu Albert Schöttl siehe die Anmerkung 18.
[11] Franz Joseph Ignaz Holzinger (1691–1775) aus Vöcklabruck. Sein Vater, der Stuckateur Johann Georg Holzinger, siedelt schon 1692 nach Schörfling am Attersee über. Zu dieser Zeit sind die Stuckateure d’Allio die in Oberösterreich und der Region Passau führenden Stuckateure. Mit ihnen arbeitet Franz Ignaz Holzinger vielfach zusammen, so schon 1721 in Niederaltaich, wo er nach seiner Arbeit in Metten ab 1724 auch selbstständig tätig wirkt. Die Arbeiten in Niederaltaich könnten den Abt bewogen haben, den jungen Holzinger beizuziehen. Seit 1724 ist er in St. Florian wohnhaft. 1728 ist er erneut für Niederaltaich in der Propsteikirche Rinchnach tätig. Zu Holzinger auch die Biografie in dieser Webseite.
[12] Wolfgang Andreas Heindl (1693–1757) aus Linz. Die Fresken zählen noch zu seinen Frühwerken. Er malt in dieser Periode 1717–1718 in St. Nikola zu Passau (Baumeister Pawanger!), dann in Niederaltaich 1719–1722. In der Stiftskirche Metten malt er 1722–1724. 1735 übernimmt er einen Gasthof in Wels und bleibt hier sesshaft. Für die Abtei Niederaltaich malt er 1728 in der Propsteikirche Rinchnach (Baumeister Fischer!) die Deckenfresken. Mehr zu ihm siehe in der Biografie in dieser Webseite.
[13] Innozenz Anton Warathy (1694–1758) aus Trens bei Schärding. Schüler von Heindl? Metten scheint sein Erstlingswerk zu sein. Zu ihm siehe die Wikipedia.
[14] Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) aus Kitzingen. Er heiratet 1724 die Witwe des Orgelbauers Philipp Franz Schleich in Stadtamhof und übernimmt dessen Werkstatt. Seine Orgel in Metten von 1726 ist nach der Orgel in Rohr sein zweites Werk. Siehe zu ihm die Wikipedia.
[15] Offizielle Bezeichnungen der vier Klosterplätze, vor allen für diesen grossen längsrechteckigen Platz zwischen altem Konventhof und Ökonomiehof, dem wichtigsten Klosterplatz, fehlen. Die Bezeichnung Herrenhof scheint im 18. Jahrhundert geläufig zu sein.
[16] Benedikt II. Höld (1673–1730) aus Metten. Abt in Metten 1729–1730. Mehr zu ihm siehe in der Wikipedia.
[17] Augustin II. Ostermayr (1694–1742) aus München. Siehe zu ihm die Wikipedia
[18] Br. OSB Albert Schöttl (1724–1757) aus Deggendorf. Sohn des Stadtbaumeisters von Deggendorf. Profess in Metten 1745. Er wird in der Totenrotel als «insignis Architectus» beschrieben. Er ist Planer des Sommerschlosses auf dem Himmelberg (1755) und baut 1747–1752 die Klosterkirche Frauenzell.
[19] Der Krieg Bayerns mit Österreich ist eine Folge der Grossmachtsgelüste des bayerischen Kurfürsten, der die Konfrontation mit Österreich durch seinen Anspruch auf die Kaiserkrone und seinen Einmarsch in Österreich (1741) in Allianz mit Preussen und Frankreich herbeiführt. Im Gegensatz zum Spanischen Erbfolgekrieg dauert das Kriegsgeschehen auf bayerischem Boden mit drei Jahren doppelt so lang. Die Grossmachtsgelüste, das Streben nach der Kaiserkrone und der Einfall der bayerischen Heere in Österreich und Böhmen werden von bayerischen Historikern kaum verurteilt, dafür sind die gegnerischen Aktionen und Exzesse der Panduren des gefürchteten Obersten Franz von der Trenck noch 1856 wichtigstes Thema. Die Kriegszeit in der Region Deggendorf ist bis heute nicht aufgearbeitet.
[20] Columban Gigl (1686–1752) aus Landshut. Abt in Metten 1730–1742. Zu ihm siehe die Wikipedia. .
[21] Adalbert Tobiaschu (1694–1771) aus Hengersberg. Abt in Metten 1752–1770. Er ist Onkel des Klosterbildhauers Br. Pirmin in Niederaltaich. Zu ihm siehe Wikipedia.
[22] Mathias Obermayr (1720–1799) aus Meindling bei Oberschneiding. Seit 1747 Stuckateur und Bildhauer in Straubing. Zu ihm siehe die Wikipedia.
[23] Martin Speer (1702–1765) aus Wildsteig bei Rottenbuch. Er wird vom Rottenbucher Propst Patritius Oswald gefördert und dem Maler Mattias Bussjäger in Meran in die Lehre gegeben. 1756 malt er auch im neuen Sommerhaus Himmelberg. Zu ihm siehe die Wikipedia-Biografie
[24] Lambert Kraus (1728–1790), Abt in Metten 1770–1790. Siehe zu ihm die Wikipedia-Biografie.
[26] Dietmar Stutzer, Klöster als Arbeitgeber um 1800 (1986).
[28] Der im Festsaal für die Rekonstruktion beauftragte Walter Scheidemandel (1894–1987) aus Nürnberg legt schon 1943 auch die Kirchenfresken wieder frei. Im Festsaal dürfte allerdings Scheidemandel mit recht viel Phantasie gemalt haben, weil ihm keine Farbaufnahmen vor der Zerstörung von 1942 vorgelegen haben.
[29] Auf die Baupflicht des Staates verzichtet die Pfarrgemeinde 1894. Der Grund zu diesem ungewöhnlichen Schritt soll eine Vernachlässigung der Kirche durch den Staat sein.
[30] Br. Lukas Schraudolph (1817–1863), bürgerlicher Name Matthias, aus Oberstdorf. Er ist Schüler seines Bruders Johann von Schraudolph (1808–1879), der 1846–1853 den Dom zu Speyer im Auftrag von König Ludwig I. ausmalt. 1866 liefert Br. Lukas für Metten auch einen Kreuzweg, der schon 1944 entfernt wird.
[31] Entsprechend den vorhandenen 10 Fensterachsen zum Hof und 12 nach Osten
[32] Edgar Lehmann: Die Bibliotheksräume der deutschen Klöster in der Zeit des Barock, Band II, Seite 198. Berlin 1996,
[33] Zitat Michael Brix in «Dehio» 2008. Allgemein wird die derbe Farbigkeit in «einer der schönsten Räume dieser Art» (Gröber 1927) in den kunsthistorischen Beschrieben betont. Zu diesem bereits kräftigen Kolorit gesellt sich ein kräftiger Goldbrokat, der vor allem im Mittelraum als horror vacui keine hellen Flächen mehr lässt. Goldbrokatgrund ist vor allem in der barockfeindlichen Zeit des 19. Jahrhunderts bei den Restauratoren beliebt. Es finden sich aber in der Literatur überhaupt keine Hinweise auf Restaurierungen und auch keine kritischen Kunsthistoriker-Stimmen. Weil aber schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Beschriftungen in den Kartuschen der Schränke abgeändert sind, darf man frühe «Restaurierungen» nicht ausschliessen.
[34] Siehe dazu die ausführliche Widerlegung der Thesen des Klosterchronisten P. Wilhelm Fink (1889–1965) durch Karl Schmotz (1949–2024) in Heft 22/2001 des Geschichtsvereins Deggendorf. Dort auch Ausführliches zur Gestalt der romanischen Kirche mit Rekonstruktionsvorschlägen. Leider nehmen neue Beiträge zur Baugeschichte, wie derjenige von Markus Haering OSB im Jubiläumsband «1250 Jahre Benediktinerabtei Metten» (2016) keine Rücksicht auf die neuere Forschung, auch nicht auf diejenige des verdienten Kunsthistorikers Stefan Haering OSB (Seite 28–43 im gleichen Band!).
[35] Der Südturm und auch die Obergeschosse des Nordturms sind Neubauten von 1680/81. Die Wendeltreppe ist deshalb nur im Sockel des Nordturms erhalten. Sie könnte wie im Nordturm des Freisinger Doms (12. Jh.) nur im unteren Geschoss derart massiv gebaut sein. Ein Beispiel für die volle Höhe einer derartigen überwölbten Wendeltreppe ist der romanische Eselturm am Dom zu Regensburg (11. Jh.). Weitere Beispiele: Eulenturm Peter und Paul Hirsau (12. Jh.), Südturm Aureliuskirche Hirsau (11. Jh.). Die falsche Schraffur des Nordturms im Plan 1927 ist hier korrigiert.
[36] Diese unterschiedliche Jochteilung ist gemäss Fink/Gröber (1927) erst 1712 entstanden. Derart sind die Pfeiler auch im Grundrissplan 1927 eingetragen. Dies ergibt zwei Deutungen:
1. Schon 1451 ist diese Trennung in der Chormitte vorhanden. Dann müsste aber im Plan (1927) der Aussenpfeiler Süd mit gotischer Kreuzschraffur versehen sein. Und eine bereits bestehende Trennung in oberen und unteren Chor wäre zu untersuchen. Markus Hering OSB (2016) weist auf die schon damals nicht mehr benötigte alte Sakristei hin, indem er schreibt «Die Sakristei wurde in eine Benediktuskapelle verwandelt…»
2. Die gotische Jochteilung hat auf die ganze Chorlänge regelmässige 3,5 Meter-Achsen. Das würde für die Südseite des unteren Chors drei Fenster bedeuten (die romanische Mauer Süd bei Gröber 1927 ist gemäss der Ausgrabung Schmotz 1996 so oder so falsch und im beigelegten Grundriss korrigiert).
[37] P. Wilhelm Fink OSB (1924) wird seither immer brav zitiert. Einzige Quelle ist der Wening-Stich. Die ungleiche Behandlung der Längsseiten würde dem Baumeister aber ein schlechtes Zeugnis ausstellen, denn bei Pfeilerhallen sind Innenpfeiler an beiden Seiten üblich (Amberg, Wasserburg, München Frauenkirche und viele weitere). Aussenpfeiler am Langhaus sind ausschliesslich bei Wening zu sehen, Ertl zeichnet sie nur am Chor, Stengel zeichnet keine. Weil Wening bei Metten seine übliche Sorgfalt vermissen lässt, darf dies nicht als (einziger) Nachweis für Aussenpfeiler genommen werden. Zudem lenkt diese Aussage zu den ungleichen Längswänden vom bisher nicht untersuchten Typus (Staffelhalle, Freipfeilerhalle) ab, der für die Bauwerkserscheinung um einiges wichtiger ist. Zum Typus der gotischen Freipfeilerhalle siehe den Beitrag in dieser Webseite unter https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Zusatz/Exkurs_Hallenkirchen.html
[38] Der Abt schreibt «novus super modernam Sacristiam extenditur». (extendere: vergrössern, ausdehnen, weiter existieren). Unklar ist auch, ob er mit dem neuen Dach auch den Dachstuhl meint. Das Herunterschlagen des Gewölbes könnte sich auch nur auf das Abschlagen der Rippen beziehen, denn das barocke Gewölbe nimmt vermutlich die Lage des gotischen Gewölbes ein.
[39] Der Querschnitt von 1927 (nebenstehend) ist durch das vierte, vorderste Joch gelegt und verleitet zur Annahme einer Wandpfeiler-Emporenhalle. Tatsächlich sind aber nur im ersten und vierten Joch eine Art brückenartige Loggien zugänglich, die aber nicht als Seitenemporen ausgelegt werden dürfen. Diejenige im nördlichen vordersten Joch dient als Zugang zur Kanzel, ihr Gegenüber ist aus Symmetriegründen angebracht.
[40] Die Zuschreibung vieler Kunsthistoriker (Meidinger 1790, Mittermüller 1856, Verena Friedrich 1995, Dehio 2008 und 2016) erfolgt ausschliesslich aufgrund des noch italienisch beinflussten Malstils und mit Übernahmen der Meidinger-Zuschreibung. Alle Quellen, selbst zum Erstellungsjahr, fehlen aber. Seit 1953 wird ein undatiertes und unbetiteltes Skizzenblatt Asams als Freskenentwurf für das Langhaus Mettens angesehen. Es zeigt mit Thema «Der Triumph des hl. Michael» eine Themenwiederholung des Engelsturzes am Hochaltar, was in Klosterkirchen (hier sogar dem gleichen Maler zugeschrieben), praktisch undenkbar ist. Zudem hat das Gewölbeformat der Asam-Skizze nicht die geringste Ähnlichkeit mit Metten. Aufgrund dieser Skizzenzuschreibung und trotz ihren Widersprüchen schreibt aber selbst der Heindl-Biograf Ernst Guldan 1970, dass man «das Mettener Presbyteriumsfresko daher zumindest im Entwurf auf Cosmas Damian Asam zurückführen dürfe». Anders sehen dies aber Asam-Biografen wie E. Hanfstaengl (1939) und Bruno Bushart, der auch im Asam-Werkverzeichnis von 1986 für Metten keine Fresken aufführt. Roman II. erwähnt 1715 das Hochaltarblatt Asams, für das er 500 Gulden bezahlt, nicht aber Decken- und Wandfresken. Zudem hat der Chor bis 1723 keine Stuckaturen. Dass Holzinger den Régencestuck 1723 den bestehenden Fresken anpasst, ist zwar eine verwegene Annahme, aber nicht unmöglich. Die fraglichen Fresken, falls wirklich 1715 ausgeführt, könnten einen Zusammenhang mit Asam haben, die Ausführung stammt aber nicht von ihm.
[41] Joch 1 (hinten), Nord: Tod des hl. Joseph; Süd: Taufe Christi / Joch 2, Nord: Abschied Jesu von den Aposteln; Süd: Benedikt und Scholastika / Joch 3, Nord: Streitgespräch des hl. Stephanus; Süd: der hl. Sebastian bekehrt zwei Gefangene / Joch 4 (vorne), Nord: Kreuzauffindung der hl. Helena; Süd: Mariä Himmelfahrt.
[42] Karl der Grosse soll sich 792 auf der Jagd im Wald von Metten verirrt haben und dort auf den Einsiedler Utto gestossen sein, der kniend vor seiner Hütte das Beil an einem Sonnenstrahl aufgehängt hat. Ergriffen von diesem Wunder fragt Karl den Einsiedler nach einem Wunsch. Utto erbittet die Errichtung eines Klosters. Das Kloster wird auf Geheiss des karolingischen Herrschers (der damals noch nicht Kaiser ist) an dem Ort errichtet, wo das Beil niederfällt. Utto ist der erste Abt. Im Bild der Vorhalle ist Karl der Grosse als Fürst des 17. Jahrhunderts mit seinem Gefolge dargestellt. Diese im 13. Jahrhundert entstandene Legende des «Beilwunders» gilt in der Klostertradition als «offizielle Stiftung» durch Kaiser Karl, unabhängig von der tatsächlich bedeutend prosaischer verlaufenen Stiftung von 766. Auch das Klosterwappen leitet sich von Karl dem Grossen ab. Siehe dazu die Ausführungen im letzten Kapitel.
[43] Alle Masse sind Schätzmasse aufgrund der gemessenen Raumbreite (850 cm) und der Raumhohe (1400 cm). Zwar wird über das Altarblatt von Cosmas Damian Asam seit über 100 Jahren in der Kunstgeschichte enthusiastisch berichtet, bisher ist aber nicht einmal dieses gemessen worden. Eine Massaufnahme des Retabels würde vielleicht auch die Aussage einer «flachen Anlage» verhindern, wie der Altar im Dehio 2008 trotz der Tiefenstaffelung von über 2 Meter beschrieben ist.
[44] Holzinger ist längere Zeit im Umkreis von Paolo d’Allio und den Carloni tätig und muss die Technik bei diesen Künstlern aus der Valle d'Intelvi gelernt haben. Sie ist im Altarbau von Ober- und Niederbayern wenig verbreitet. Selbst der geniale Wessobrunner Johann Michael Feichtmayr erstellt die meisten Stuckmarmor-Altäre ausserhalb Kurbayerns. Mehr zur Technik siehe im Glossar dieser Webseite, Buchstabe S.
[45] Gehe zum ausführlichen Beschrieb der Rosenkranzspende von Helene Trottmann in «Comas Damian Asam» 1986!
[46] In der Zeit von 1714 bis 1724 findet auch in der Schnitzornamentik der Übergang vom Hochbarock zur französisch geprägten Régence statt, die später in das Rokoko führt. Das Gestühl wird von P. Wilhelm Fink 1935 der Klosterwerkstatt unter einem Meister Wolf Kronwithleutner zugeschrieben. Die gleiche Werkstatt dürfte dann 1724/26 für die Ausführung der Régence-Schnitzarbeiten an Orgel, Beichtstühlen und Brüstungen tätig sein. Das Erscheinungsbild des Gestühls ist aber derart verschieden von diesen Régence-Arbeiten, dass auch die Erstellung 1714 begründet ist. Das Gestühl wird von Sybe Wartena mit Text (S. 538–541) und mit Fotos (17.8 a-d) vorgestellt. Gehe zum Download ( ZIP 1 GB) unter: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/7999/
[47] Nur in den Beiträgen von Karl Gröber(1927) und Verena Dietrich (1995) wird die Orgel kurz gewürdigt, bei Verena Dietrich auch das neue Orgelwerk der Firma Hubert Sandtner in Dillingen von 1989. Es umfasst nun 43 Register (III/P/43). In den meisten Klosterpublikationen seit 1840 findet die Brandenstein-Orgel aber keine Erwähnung.
[48] An der üblichen ersten Stelle liegt korrekt das Klosterwappen in einer Rokokokartusche, aber anstelle des Abtwappens ist in der zweiten Kartusche das 1835–1918 verwendete Wappen des Königreichs Bayern zu sehen. Auch die übliche Bekrönung mit Mitra und Krummstab fehlt. Ist vielleicht nicht nur das Bayernwappen, sondern das ganze Doppelschild eine gelungene Neorokoko-Arbeit des 20. Jahrhunderts, vielleicht erst nach 1943? In keiner zugänglichen Schrift ist die Abänderung des Wappen des Abtes oder gar eine Neuschöpfung der gesamten Wappenkartusche dokumentiert. Man kann sich allerdings schwer vorstellen, dass die Benediktiner des 19. Jahrhunderts die Übermalung des Wappens eines Abtes der Barockzeit mit dem Bayernwappen (1835–1918) anordnen.
Die Stichkappen- und Zwickelfresken des Langhauses | ||
Die Nordseite Vier Emblembilder in den Stichkappen wechseln mit vier Camaïeu-Bildern von männlichen Heiligen (Wolfgang, Benno, Malachias). Im Grundrissplan sind dies die Nummern 6–12. |
Die Südseite Vier Emblembilder in den Stichkappen wechseln mit vier Camaïeu-Bildern von weiblichen Heiligen (Lutgardis, Edeltrud, Hildegard). Im Grundrissplan sind dies die Nummern 13–19. |
Die Gewölbefresken in den Wandpfeiler-Quertonnen über den Seitenaltären | ||||||
Die Fresken in Joch 2–4 nehmen thematisch Bezug zum darunterliegenden Altarpatrozinium. Unten sind die Bildfelder entsprechend der Anordnung und Nummerierung im Grundrissplan aufgeführt. Fotos: Bieri 2024. |
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Joch 1 Nord, über den Beichtstühlen. 23 Tod des hl. Joseph. |
Joch 2 Nord, über dem Apostelaltar. 22 Abschied Jesu von den Aposteln. |
Joch 3 Nord, über dem ehemaligen Stephansaltar. 21 Streitgespräch des hl. Stephanus. |
Joch 4 Nord, über dem Kreuzaltar. 20 Kreuzauffindung. |
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Joch 1 Süd, über den Beichtstühlen. 27 Taufe Christi im Jordan. |
Joch 2 Süd, über dem Benediktsaltar. 26 Der hl. Benedikt und seine Schwester Scholastika. |
Joch 3 Süd, über dem ehemaligen Sebastiansaltar. 25 Der hl. Sebastian bekehrt zwei Sodaten. |
Joch 4 Süd, über dem Marien- oder Rosenkranzaltar. 24 Maria Himmelfahrt. |
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Ort, Land (heute) | Herrschaft (18. Jh.) |
Metten | Kurfürstentum Bayern |
Bistum (18. Jh.) | Baubeginn |
Regensburg |
Kirche 1712 |
Bauherr und Bauträger der Barockzeit | |
Abt Johannes III. Nablas (reg. 1628–1639) | |
Abt Roman Schäffler (reg. 1668–1686) | |
Abt Benedikt I. Ferg (reg. 1686–1706) |
|
Abt Roman II. Märkl (reg. 1706-1729) | |
Abt Augustin II. Ostermayr (1729–1742) | |
Abt Adalbert Tobiaschu (1752–1771 |
Auszug aus: Cosmas Damian Asam (1686–1739), Hrsg. Bruno Bushart: München 1986
Text: Helene Trottmann
Benediktiner-Klosterkirche Sankt Michael; vorderer südlicher Seitenaltar
Öl auf Leinwand, etwa 3,75 x 1,80 mHoch in den Wolken thront die Gottesmutter mit Buch und Rosenkranz im Schoss. Ihr Haupt ist von zwölf Sternen bekränzt und in breiter Bahn geht vom geöffneten Himmel ein Gnadenstrahl auf sie herab. Neben ihr kniet - nach vorne gebeugt, auf ihren Arm voller Rosen blickend - die Heilige Rosa von Lima im Dominikanerinnenhabit, mit Dornenkrone auf dem Kopf. Maria hat ihr behutsam die Hand auf den Rücken gelegt und wendet sich ihr zu. Zwischen beiden steht der Jesusknabe auf der Weltkugel. Er hält eine Lilie in der Hand und reicht dem unterhalb knienden Heiligen Dominikus einen Rosenkranz zu. Dominikus blickt zu ihm auf und nimmt das dargebotene Geschenk in Empfang, während er gleichzeitig auf einen Sterbenden verweist, dem seine Fürbitte gilt. Dieser Todkranke liegt auf einer gepolsterten Bettstatt, die im Bildvordergrund hingebreitet ist. Er trägt einen Rosenkranz um den Hals, umfasst mit der einen Hand sein hölzernes Sterbekreuz auf der Brust, mit der anderen hält er ein Blatt Papier (ohne Aufschrift) empor. Am rechten Bildrand steht mit flehend erhobenen, gefalteten Händen eine junge Frau, die den Blick bittend emporrichtet. In der Mitte des Bildes thront die lichte Gestalt eines Engels in blau-rotem Gewand. Er hält im Schoss einen Kranz von roten, gelben und weissen Rosenblüten, in seiner weitausgestreckten Hand liegt ein Gebetsrosenkranz.
Das Gemälde ziert den Altar der 1726 gegründeten Rosenkranzbruderschaft, deren besonderes Gebetsanliegen die Bitte um eine gute Sterbestunde war.
Die Darstellung zeigt grosse Ähnlichkeit mit themengleichen Gemälden von der Hand Carlo Marattis.
Anhang I
[1] Johannes III. Nablas (1560–1639) aus Niederlauterbach in Oberbayern, einer Propstei von St. Emmeram zu Regensburg. Er leistet 1582 die Profess in St. Emmeram. 1595 wird er für Metten postuliert und ist bis 1628 Abt in Metten, wird aber bereits 1623 als Abt der Mutterabtei St. Emmeram in Regensburg gewählt. St. Emmeram steht er bis 1639 vor. Mehr zu ihm in der Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Nablas.
[2] Johannes Christoph Guetknecht (1596–1645) aus Horb am Neckar. 1615 Profess in Metten. Studien in Regensburg und Ingolstadt. 1623–1628 Administrator des in St. Emmeram wirkenden Abtes. Abt in Metten 1628–1645. Zu ihm siehe auch die Biografie in der Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Christoph_Guetknecht
[3] Maurus Lauter († um 1662) aus Regensdorf leistet 1626 Profess in Metten, studiert in Salzburg, und wird 1645 zum Abt gewählt. Ähnlich wie der Regensburger Fürstbischof den Abt von Metten verurteilt, geht zur gleichen Zeit der Haupttreiber des Krieges, Kurfürst Maximilian, gegen den Abt von Niederaltaich vor. Auch ihm wird der Vorwurf für die desolate wirtschaftliche Lage der Herrschaft am Ende des Krieges gemacht. Auch der Niederaltaicher Abt resigniert. Weil der Regensburger Fürstbischof 1641 nur unter Druck von Kurfürst Maximilian als Koadjutor für den Bischofstuhl von Regensburg gewählt wird (1649 zum Fürstbischof), hat der Kurfürst vielleicht auch bei der Verurteilung des Abtes Maurus von Metten seine Hände im Spiel. Abt Maurus verlässt nach seiner Verurteilung das Bistum Regensburg und übernimmt eine Pfarrstelle in Lauffen an der Traun im Salzkammergut. Zu ihm siehe auch die Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Maurus_Lauter
[4] Augustin Gerlstötter (um 1610/14–1658) aus Deggendorf, Abt 1651–1658. Zu ihm siehe die Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Augustinus_Gerlstötter
[5] Johann Jakob Schleich (1622–1668) aus Schwarzach in Niederbayern. Zu ihm siehe die Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jakob_Schleich
[6] Roman Schäffler (1632–1686) aus Meersburg am Bodensee, Profess 1653 in Metten, Abt in Metten 1668-1686. Zu ihm siehe die Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Schäffler
[7] Benedikt I. Ferg (1631–1706) aus Buchau am Federsee. Schon vor dem Eintritt 1649 ist er Singschüler in Metten. Profess 1650. Abt 1686–1706. Siehe zu ihm die Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_Ferg
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