Die Meister
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Michael Beer (um 1605–1666) Au Vorarlberg ok   Baumeister-Architekt 1650   1666
Jakob Sailer (geb. 1629) Au Vorarlberg     Baumeister-Architekt 1666   1686
Johann Jakob Hoffner (um 1690–nach 1762) Konstanz     Kunstschlosser 1738   1762
Innozenz Beck (18.Jh.) Konstanz?     Stuckateur 1760   1765
Franz Ludwig Hermann (1732–1791) Ettal ok   Maler-(Architekt?) 1761   1766
Lucius Gambs (1741–vor 1791) Schlins Vorarlberg     Stuckateur 1765   1765
Johann Georg Aichgasser (1701–1767) Hechingen     Orgelbauer 1765   1767

Kreuzlingen

Ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift  und Stiftskirche St. Ulrich und Afra

Kreuzlingen und Konstanz
Im 10. Jahrhundert gründet der heilige Bischof Konrad (934–975) ein Armen- und Pilgerhospiz in der Nähe der Mauritius-Rotunde am Konstanzer Domberg. Konrad schenkt der Neugründung ein Stück vom Kreuz Christi. Das Volk nennt die Stiftung deshalb Crucelin oder Chrüzli. Anfang des 12. Jahrhunderts wird ausserhalb des bischöflichen Fronhofes und späteren Vorstadt Stadelhofen eine Kirche zu Ehren der heiligen Ulrich und Afra gebaut. Ihr ist eine Klerikergemeinschaft angeschlossen. Die Kreuzreliquie des Hospizes, das inzwischen nach Münsterlingen verlegt ist, kommt zur neuen Gründung St. Urich und Afra.[1] Die Anlage heisst deshalb bald, wie das alte Hospiz, Cruzelin. Dem neuen Stift vor Stadelhofen überträgt der Papst 1125 auf Betreiben des Konstanzer Bischofs Ulrich I. von Dillingen die Augustinerregel und bestätigt die freie Wahl des Vorstehers. Die Propstei wird 1146 Abtei, der Name Crucelin mutiert in dieser Zeit zu Crucilingen oder Kreuzlingen. Konstanz umschliesst im Spätmittelalter die Vorstadt Stadelhofen mit einer turmbewehrten Stadtmauer. Das Kloster Kreuzlingen liegt jetzt vor den Toren der Reichsstadt.[2] 1460 erobern die Eidgenossen den Thurgau. Bemühungen um eine Aufnahme von Konstanz in die Eidgenossenschaft scheitern am Widerstand der innerschweizerischen Orte. 1498 tritt Konstanz deshalb dem schwäbischen Bund bei. Im Schwaben- oder Schweizerkrieg von 1499 befiehlt der österreichische Hofmarschall Paul von Lichtenstein die vorsorgliche Zerstörung des unter städtischem Schutz stehenden Klosters Kreuzlingen, da er eine militärisch Nutzung der Anlage durch die Eidgenossen befürchtet. Nach der Niederlage des schwäbischen Bundes wendet sich das Kloster den Eidgenossen zu, die einen von Kaiser Maximilian finanzierten Wiederaufbau an alter Stelle erreichen.
Die Kirche mit 12 Altären wird 1509 neu geweiht. Eine Federzeichnung um 1560 zeigt das wiederaufgebaute Kloster realitätsgetreu, wenn auch etwas nahe am Kreuzlinger Tor, links an der Ausfallstrasse nach Süden.[3] Das Grenzkloster, seit 1521 Reichsabtei, übersteht die nun folgende Konstanzer Reformation unter dem Schutz der katholischen eidgenössischen Orte unbeschadet. 1633 benutzen die Schweden die Abtei als Bollwerk bei der vergeblichen dreiwöchigen Belagerung der jetzt vorderösterreichischen Stadt. Die 22 Chorherren können vorher flüchten. Abt Jakob Denkinger (1625−1660) ist zu dieser Zeit auf einer Reise nach Einsiedeln. Sie sollen nie mehr ins alte Kloster zurückkehren, denn bei einem erfolgreichen Ausfall der Konstanzer wird das bereits durch Kanonenschuss stark beschädigte Kloster angezündet und später dem Erdboden gleichgemacht. Verständlicherweise fordern die Stadtbürger jetzt einen allfälligen Wiederaufbau in einer gebührenden Distanz von den Befestigungen, weiter als dies ein Kanonenschuss vermag.

Das barocke neue Kloster
Die nach 1633 zurückgekehrten Chorherren und der Abt wohnen jetzt in klostereigenen Häusern, in und  ausserhalb von Konstanz. Nach dem Friedensschluss vereinbart Abt Jakob gemeinsam mit den Vertretern von Konstanz und der Eidgenossenschaft die Verlegung des Klosters. Gleichzeitig begibt sich der Abt unter den Schutz der Eidgenossenschaft und muss deshalb auf sein Stimmrecht im Reichstag verzichten.
Der neue Standort, ein klösterlicher Weingarten, liegt einen Kilometer südlich im städtischen Vorland. In der Nähe befindet sich die «Hofstatt» genannten Gebäudegruppe mit dem Konstanzer Siechenhaus und der alten Siechenhauskapelle.
Abt Jakob Denkinger lässt hier zuerst die Kirche errichten. Sie hat ein geräumiges Langhaus mit einer Felderdecke in Holz. Der 20 Meter lange und noch vom Nachklang der Gotik geprägte Chor ist mit einem Kreuztonnengewölbe aus Backsteinen überdeckt. Ein Chorflankenturm ist mit einer Glockenkuppel und aufgesetzter Laterne gedeckt. Der Neubau, der sich im Äusseren noch heute wenig verändert zeigt, wird 1650–1651 durch den konstanzischen Stadtwerkmeister Stephan Gunertsreiner ausgeführt und bis 1653 ausgestattet. Der Baumeister, nach dessen Plänen der Stadtwerkmeister bauen muss, ist unbekannt. Michael Beer wird vermutet.[4] Es wäre sein erstes Bauwerk vor der einfachen Dorfkirche von Bludesch. Über zehn Jahre nach dem Kirchenbau schliesst er 1666 mit Abt Augustin Gimmi (1660–1696) einen Verding für den Konventneubau ab. Hat er diesen vielleicht schon 1650 geplant? Jedenfalls findet die Grundsteinlegung ein Jahr vor der Arbeitsvergabe statt, was auf eine vorhandene Planung schliessen lässt.[5] Nach dem Unfalltod von Michael Beer in der Bregenzer Ach übernimmt sein Landsmann Jakob Sailer die Baustelle. Der Konventflügel und der Prälaturflügel sind 1668 bezugsbereit. Die geplante Doppelhofanlage wird in der Folge nur teilweise verwirklicht. 1685 ist der erste Hof durch den Bau des Bibliothekflügels geschlossen, vom zweiten Hof steht nur der strassenseitige Gästeflügel, und in dessen Fortsetzung die Ökonomiegebäude. Dann ruhen die Bauvorhaben an den Konventgebäuden. Das Konzept von Michael Beer scheint offensichtlich über die Bedürfnisse geplant, denn die Finanzen für einen Weiterbau wären vorhanden.
Die Abtei erlebt Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts nämlich eine Blütezeit. Die Zahl der Konventualen bleibt stetig zwischen 20 und 25 Personen. Fast alle stammen aus nichteidgenössischen Gebieten. Das Stiftskapitel wird wegen der Vielzahl gebildeter Mitglieder als «collegium doctorum» bezeichnet. Eine klostereigene Schule unterrichtet die Novizen in Theologie und Philosophie. Zudem betreibt Kreuzlingen eine Gymnasialschule. Als Arbeitgeber beschäftigt die Abtei Mitte des 18. Jahrhunderts 60 Bedienstete. Auch finanziell ist sie in der glücklichen Lage, trotz Zukäufen von Gerichtsbarkeiten und Herrschaften weiter in die Klosterbauten zu investieren.
Die Stiftskirche erfährt im 17. und 18. Jahrhundert laufende Ergänzungen. Schon 1672 lässt Abt Augustin vor der Eingangsfassade die Liebfrauenkapelle errichten. Sie flankiert als Totenkapelle mit einer Gruft für die Chorherren den Eingangshof in der Flucht des strassenseitigen Bibliothekflügels und wird noch durch Jakob Sailer errichtet. Um 1700 folgt der neue Hochaltar. 1738−1741 fertigt der Konstanzer Schlosser Johann Jakob Hoffner das perspektivische Chorgitter. 1743 werden die Seitenaltäre von Benedikt Egger neu geschaffen.
Abt Prosper Donderer (1760–1779) baut sofort nach seiner Wahl die 1760 begonnene Heiligkreuzkapelle an die Nordwestseite der Kirche fertig und fügt ihr den Ölberg ein, eine Darstellung des Kreuzweges mit 500 Figuren, geschnitzt um 1730 in einer Tiroler Werkstätte. Ein grosses Gnadenkreuz des 14. Jahrhunderts, das den Brand von 1633 im Altkloster überstanden hat,[6] findet hier Aufstellung. Das Portalgitter fertigt wieder Johann Jakob Hoffner.
1765 beginnt Abt Prosper mit der Umgestaltung des Langhauses. Er lässt anstelle der Holzdecke Scheingewölbe mit reichem Rokokostuck erstellen. Die Stuckateure sind nicht bekannt. Für die Deckengemälde zieht er den fürstbischöflichen Hofmaler Franz Ludwig Hermann bei. Bis 1770 folgt die Ausstattung mit neuer Haupt- und Chororgel durch Johann Georg Aichgasser aus Überlingen sowie dem Chorgestühl und den neuen Beichtstühlen von Johannes Raindl.
Abt Prosper beginnt auch mit Umbauten im Kloster. 1767−1770 entsteht so die Rokokobibliothek im sogenannten Bibliothekflügel entlang der Landstrasse. Bis dahin sind die Gänge der beiden Südwestflügel zur Landstrasse über alle drei Geschosse mit liegenden «Schlüsselloch»-Fenstern versehen. Abt Prosper lässt die beiden oberen Geschosse in normale Kreuzstockfenster abändern, mit der Begründung, dass «ein Ordenshaus nicht das Ansehen eines Zuchthauses haben solle».[7] Nach einem Grossbrand der Ökonomiegebäude Anfang 1774 werden die Umbauten des Klosters zugunsten dem Wiederaufbau der Ökonomiegebäude gestoppt.
1824 kauft das Kloster die Hochaltargemälde des aufgehobenen Klosters Petershausen. Sie sind ein Werk des Konstanzer Malers Johann Christoph Storer von 1663 und werden nun in Kreuzlingen in den Hochaltar von 1705 eingefügt.
Das Kloster Kreuzlingen zeigt sich noch Anfang des 19. Jahrhundert als geschlossener Gebäudekomplex inmitten einer riesigen Rebberglandschaft, die sich von Bottighofen bis Tägerwilen erstreckt. Die heutige städtische Agglomeration mit dem Namen des Klosters hat im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte diese Rebberge verdrängt.

Aufhebung 1848
1803 verliert die bereits 1798 durch französische Besatzung geschädigte Abtei nach dem Ende des alten Reichs ihre deutschen Herrschaften. Im gleichen Jahr entsteht aus der alten eidgenössischen Gemeinen Herrschaft der neue Kanton Thurgau. Der junge mittellose Kanton bilanziert 1808 das Vermögen seiner Klöster auf 2 379 000 Gulden. Für Kreuzlingen werden 357 000 Gulden ermittelt. Die Klöster zahlen zwar erhebliche Steuern und liefern dem Staat zwischen 1815 und 1830 die Summe von 122 614 Gulden ab, also über 8000 Gulden im Jahr.[8] Verlockender für den finanzschwachen Staat ist natürlich das Gesamtvermögen, das sich vor allem aus Landbesitz zusammensetzt. So werden die thurgauischen Klöster 1836 unter Staatsverwaltung gestellt und ein Novizenaufnahmeverbot verfügt, das zur faktischen Ausblutung führen soll. Kreuzlingen, das neun Pfarreien seelsorgerisch betreut, hat 1830 noch 13 Priestermönche, die bis zur definitiven Säkularisation von 1848 auf 10 schrumpfen. Sie werden mit Pensionen von immerhin mindestens 600 Gulden jährlich abgefunden und bleiben in der Seelsorge tätig. Der letzte Konventuale stirbt 1890.

Gebäudeschicksale
Nach dem Verkauf der Ländereien und der Kunstgegenstände richtet der Kanton im Kloster ein Lehrerseminar ein, das bis heute besteht. Unverstand und Nützlichkeitsdenken der neuen Besitzer führen sofort zum Abbruch des strassenseitigen Südwestflügels mit der Rokokobibliothek,[9] auch die in gleicher Flucht verlaufende Liebfrauenkapelle[10] und weitere Kapellen, wie die mittelalterliche Siechenhauskapelle, fallen der Spitzhacke zum Opfer. Die Klosterkirche geht in das Eigentum der katholischen Kirchgemeinde über und wird Pfarrkirche. Mit dem Abbruch des Bibliothektraktes wird auch der Verbindungsgang entlang der bis dahin fensterlosen Südostfassade abgebrochen. Das Langhaus erhält jetzt Fenster entsprechend der Nordwestseite. Die heutige helle Rokokohalle weicht deshalb von der originalen Lichtstimmung ab.
In der näheren Umgebung beginnt um 1850 eine ungeordnete und wilde Überbauung. Ein grosser Rebberg westlich der Kirche besteht noch 1920 und ist heute unschöner Autoabstellplatz.
Die ehemalige Klosterkirche wird 1899–1900 renoviert und 1960–1962 nach Befund zurückrestauriert. Sie fällt dann aber, zusammen mit den ehemaligen Konventgebäuden, 1963 einem Grossbrand zum Opfer. 1963–1967 wird sie unter der Leitung von Albert Knoepfli originalgetreu rekonstruiert. Die Rekonstruktionen der Deckenfresken von Franz Ludwig Hermann und der Altargemälde sind ein Werk des damals 53-jährigen Karl Manninger aus Pöcking, die Rekonstruktionen der Stuck- und Bildhauerarbeiten sind Arbeiten der Firmen Schnitzer in Buching und Augsburg.

Pius Bieri 2009

Benutzte Literatur:

Rahn, Johann Rudolf: Die mittelalterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler des Cantons Thurgau; Frauenfeld 1899.
Schwager, Alois: Die Klosterpolitik des Kantons Thurgau 1798–1848; Frauenfeld 1983.
Hopp, Anton: Das Chorherrenstift St. Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, Kreuzlingen 1990.
Borst, Arno: Mönche am Bodensee; Sigmaringen 1997.
Knoepfli, Albert: Die Restaurierung und Rekonstruktion der ehemaligen Augustinerstiftskirche St. Ulrich in Kreuzlingen nach dem Brand von 1963, in Denkmalpflege im Thurgau, Band 5; Frauenfeld 2003.
Erni, Peter und Raimann, Alfons: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VII, Der Bezirk Kreuzlingen I, Die Stadt Kreuzlingen (Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 115 der Gesamtreihe), Bern 2009.

Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Kreuzlingen
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11409.php
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15169.php
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15170.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Manninger

Anmerkungen:

[1] Die Geschichtsschreiber sind uneinig, wie die Hospizverlegung und der Kirchenneubau abgelaufen sind. Die obige Darstellung ist eine Zusammenfassung dreier im Detail abweichenden neuen Darstellungen. Die Autoren Arno Borst, Anton Hopp und Peter Erni sind sich vor allem nicht einig, ob die vorstädtische Neugründung schon unter Bischof Gebhard von Zähringen oder erst unter Bischof Ulrich von Dillingen entstanden ist.

[2] Etwa 250 m südlich des ehemaligen Hauptzolls oder des im 19. Jahrhundert abgebrochenen Kreuzlinger Tors, direkt an der Hauptstrasse 9−13.

[3] Die Zeichnung ist in J. R. Rahn: «Die mittelalterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler des Cantons Thurgau» enthalten. > zur Zeichnung um 1560. Diese präzise Ansicht von Süden ist verständlicher als die von Norden (von den Stadtmauern) gezeichnete Darstellung der schwedischen Belagerung (1633) eines anonymen Konstanzers, deren Gebäudedarstellung den Ausgrabungen von 1974 allerdings voll entspricht. Die Zeichnung wird um 1635 von Jan Sadeler in einem Stich übernommen. Der Merian-Stich von Konstanz 1633, im Zustand vor der Belagerung, zeigt das Kloster und die Ausfallstrasse zu weit westlich in falscher Lage.

[4] Zuschreibung Franz Dieth und Norbert Lieb (in: Vorarlberger Barockbaumeister). Tatsächlich hat Michael Beer 1651 in Bludesch die Dorfkirche mit einem genau gleichen Turm versehen. Auch das Langhausgewölbe von Bludesch entspricht dem Chorgewölbe von Kreuzlingen.

[5] Grundsteinlegung am 15. April 1665, Verding mit Michael Beer erst am 24. Januar 1666.

[6] Es übersteht auch den Grossbrand von 1963.

[7] Walther Genzmer in: Der Einfluss der Bauweise Michael Beers auf die Bregenzerwälder Barockbaumeister, in: Montfort, 18. Jahrgang, 2. Heft, S. 362-372, Dornbirn 1966.

[8] Der Jahreslohn eines Arbeiters liegt gleichzeitig bei 150 Gulden, der eines Lehrers bei 300 Gulden.

[9] Das Aussehen ist nicht dokumentiert. Rund 1000 Titel sind heute in der Kantonsbibliothek der ehemaligen Stiftsbibliothek zugeordnet.

[10] Das Epitaph des Wolfgang Rudolf Reding von Biberegg aus dieser Kapelle befindet sich heute im Chor der Klosterkirche Fischingen.

 

Ehemalige Stftskirche St. Ulrich und Afra, Kreuzkapelle mt Ölberg, «Ölbergkapelle», errichtet 1760–1762.
Die Kapelle wird durch ein Gitter des Kunstschlossers Johann Jakob Hoffner abgeschlossen. Im Gegensatz zu seinem Chorgitter von 1638–1641, das noch der Régence verpflichtet ist, zeigt dieses 1762 entstandene Gitter nun Rokokoformen.   Hinter dem Gitter stellt ein Kalvarienberg mit ursprünglich 320 Passionsfiguren aus einer unbekannten Tiroler Werkstatt die Passion dar. Wie durch ein Wunder hat das grosse Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert den Brand von 1963 völlig unbeschadet überstanden.   Die Passionsfiguren des Kalvarienberges (Höhe der Figuren um 30 Zentimeter, Arvenholz) werden zwischen 1730–1760 hergestellt. Nach dem Grossbrand von 1963 werden die mehrheitlich geretteten Figuren restauriert und die zerstörten rekonstruiert. Die Wiederherstellung ist noch im Gang.
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  Kreuzlingen: Ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift St. Ulrich und Afra  
  KreuzlingenGrRiss  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Kreuzlingen
Thurgau CH
Herrschaft Reichsabtei Kreuzlingen
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1650
Bauherr und Bauträger

ok Abt Jakob Denkinger (reg. 1625–1660)
ok Abt Augustin Gimmi (reg. 1660–1696)
ok Abt Baptist Dannecker (reg. 1725–1760)
ok Abt Prosper Donderer (reg. 1760–1779)
 
  Grundriss der ehemaligen Klosteranlage und der Stiftskirche. Die nach der Säkularisation abgebrochenen Teile sind gelb eingetragen. Bitte vergrössern.   pdf  
   
KreuzlingenDufour
Die Lage der Abtei vor und nach 1633, markiert auf der Dufourkarte von 1855.  
   
Kreuzlingen1633
Eine detailliert beschriebene Vogelschauansicht zeigt das 1733 zerstörte alte Kloster von Norden, links der nach Süden führenden Ausfallstrasse vom Konstanzer Stadelhofer Tor. Die aquarellierte Federzeichnung zeigt die Stellungen der schwedischen Artillerie im Klostergelände bei der Belagerung von Konstanz durch General Horn.
Original im GLAK (H-BS I K 22).
Bildquelle Wikipedia.
 
Kreuzlingen1837
Eine Aquatinta-Radierung von Kaspar Burckhardt nach einer Zeichnung von Emanuel Labhardt zeigt das Kloster im Jahre 1837 am neuen Standort, von Nordwesten gesehen. Die inmitten von Rebbergen gelegene Anlage wird zwanzig Jahre später durch den Abbruch der Liebfrauenkapelle und des Bibliothekflügels (die Gebäude entlang der Strasse) in ihrer Einheit zerstört.
Quelle: Pupikofer, in: Thurgauisches Neujahrsblatt 15 (1838).
 
Kreuzlingen1680
Im 1688 datierten Kupferstich von Philipp Kilian ist die Klosteranlage von Norden in ihrer geplanten Grösse mit zwei Höfen dargestellt. Die Nordflügelverlängerung von 16 auf 28 Achsen wird nicht ausgeführt. Kloster und Umgebung sind sehr ausführlich dargestellt. Im Vordergrund am Seeufer, unterhalb des Klostergartens, ist die Seeburg zu sehen, die von Michael Beer 1664 wieder errichtet wird. Links der Seeburg sind die ebenfalls dem Kloster gehörenden Neubauten des Hörnli gezeichnet, deren Kornschütte heute Seemuseum ist. An den Hängen hinter dem Kloster ist links die Römerburg und oben das dem Kloster gehörende Wasserschloss Gaissberg zu sehen, dessen Reste 1964 dem Siedlungsdruck weichen müssen.
Bildquelle: Grafik aus Veröffentlichungen eines Blattes im Historischen Museum Frauenfeld.
 
Kreuzlingen2
Die Nordost-Ansicht heute. Im Vergleich zum Stich 1688 ist der gebaute Flügel 12 Achsen kürzer.
Bildquelle: Roland Zumbuel in Wikipedia.
 
Kreuzlingen3
Die ehemalige Stiftskirche von Nordwesten. An das im Äussern schlichte Bauwerk von 1651 wird 1760–1762 die Ölbergkapelle angefügt.
Bildquelle: Peter Berger in Wikipedia.
 
Kreuzlingen4
Die Südwestfassade der Kirche erhält 1765 ein neues Vorzeichen, welches im Obergeschoss das neue Orgelwerk aufnimmt.
Bildquelle: Wikipedia author pingelig.
 
Kreuzlingen1
Nach dem Grossbrand von 1963 sind einzig die Chor- und Kapellengitter des Konstanzer Schlossers Johann Jakob Hoffner nicht vollständig zerstört. Der Rokokoraum wird bis 1967 rekonstruiert.  
Kreuzlingen6
Blick zur Orgelempore. Stuck und Fresken, die Bildhauerarbeiten und die Orgel sind so detailgetreu rekonstruiert, dass der Raum heute das gleiche Bild wie zur Klosterzeit bietet.  
Kreuzlingen7
Das grosse Mittelfresko im Langhaus, 1765 von Franz Ludwig Hermann geschaffen und 1966 von Karl Manninger rekonstruiert, hat «Die Verherrlichung des hl. Augustinus» zum Thema.