Die gemeinsame Geschichte der Innklöster Au und Gars
Die Lage
Zwischen Wasserburg und Mühldorf fliesst der Inn noch immer im alten mäandernden Flussbett. Erhöht am linken Ufer des Alpenflusses liegen die beiden, nur eine knappe Wegstunde entfernten Klöster Au und Gars in der noch wenig gestörten Landschaft. Erst hinter dem zum Inn vorstossenden Hügelsporn des Auer Stampflbergs beginnt die Industrialisierung der Innebene. Der Inn ist bis ins frühe 19. Jahrhundert ein wichtiger Verkehrsweg für den Wassertransport von Hall nach Passau. Die beiden Chorherrenklöster nutzen, auch wegen der fehlenden Brücken zwischen Wasserburg und Kraiburg, den Fluss mit eigenen Schiffen. Gars und Au liegen bis 1808 trotz ihrer Lage am linken Innufer im Erzbistum Salzburg. Denn kurz vor Gars dehnt sich das Erzbistum nach Norden bis an die Rott aus und bildet das Archidiakonat Gars. Zu ihm gehören die beiden Innklöster Au und Gars sowie die grösseren Ortschaften Mühldorf, Neumarkt mit dem Kloster St. Veit und dem Wallfahrtsort Altötting.
Neugründungen als Augustiner-Chorherrenstifte um 1122 Schon im 8. Jahrhundert sind in Au und Gars Mönchszellen dokumentiert. Während Gars als Besitz der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg offenbar die Ungarneinfälle überlebt, könnte das religiöse Leben in Au im 10. Jahrhundert erloschen sein.[1] Der Förderung von Augustinerchorherren durch den Salzburger Erzbischof Konrad I.[2] verdanken die beiden Klöster um 1122 ihre Neugründung. Stifter und erste Erbvögte der beiden Chorherrenstifte sind die Herren von Megling mit dem Stammsitz auf dem Stampflberg bei Au.[3] Nach ihrem Aussterben 1205 fällt die Vogtei über beide Klöster an den Erzbischof von Salzburg. |
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Die Burg der Herren von Megling auf dem Stamplberg beim Kloster im Zustand nach dem Wiederaufbau im 16. Jahhundert. Foto: Bieri 2023. |
Die beiden Klöster bis zum Dreissigjährigen Krieg
Mit Ausnahme einer Rangerhöhung von Gars durch die päpstliche Verleihung der Archidiakonatswürde um 1165 verläuft die Geschichte der beiden Stifte, soweit sie überhaupt erforscht ist, in den gleichen Bahnen. Schon im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts bauen sie eine hochromanische Basilika mit einer bereits geplanten Doppelturmfassade, von der dann aber nur je ein Turm ausgeführt wird. Die Basiliken werden um 1450 spätgotisch zu Hallenräumen umgebaut, in Gars mit Freipfeilern, in Au mit Wandpfeilern.[4] Auch die Besitzungen an Höfen und abgabepflichtigen Zehnten unterscheiden sich wenig. Sie liegen mehrheitlich nördlich des Inns mit der Ausdehnung bis in das Rottal, teilweise sogar in den gleichen Ortschaften. 1483 (Au) und 1484 (Gars) erhalten die Pröpste die päpstlichen Pontifikalien, was das Recht auf das Tragen der Insignien Inful, Mitra und Stab bedeutet und Weihehandlungen erlaubt. Sie sind auch dem Prälatenstand der bayerischen Landschaft zugehörig. Schon früh bildet sich südlich des Klosters Gars auf dem Geländesporn am Inn auch ein kleiner Markt,[5] der sich heute bis zum Klosterareal ausdehnt, während das Kloster Au noch immer seine kompakte städtebauliche Geschlossenheit in einer freien Landschaft bewahrt hat. Die Reformation scheint beide Klöster kaum betroffen zu haben. Augustin Hacklinger, der als letzter Abt von Gars 1801 eine Klostergeschichte verfasst, erwähnt diese Umbruchzeit mit keinem Wort, hingegen beschreibt er die Mühsale des Dreissigjährigen Krieges ausführlich. Für beide Klöster bedeuten die Kriegsjahre von 1632–1648 starke Einschnitte. Noch im letzten Kriegsjahr plündern schwedische Truppen die von den Konventen verlassenen Klöster. Und kurz vor dem Westfälischen Frieden vom Oktober 1648 sterben die Pröpste beider Stifte auf der Flucht, Ubald Mayr von Gars im August 1648 in Wildenreuth, Ambrosius Sumperer von Au im September 1648 zu St. Leonhard bei Kling.
Die Pröpste nach 1651 und die barocken Neu- und Umbauten
1651 wird Alexander Kaut zum Propst gewählt.[6] Das Kloster ist im Dreissigjährigen Krieg zwar geplündert, aber nicht zerstört worden. Ein Neubau wie im benachbarten Gars kann deshalb aufgeschoben werden. Der Propst baut vorerst für die Ökonomie, wie 1676 den grossen Getreidekasten. Erst 1687 legt er den Grundstein für den Neubau der Konventflügel. Er wählt dazu als Baumeister Domenico Cristoforo II Zuccalli[7] aus dem Umkreis des Münchner Hofbaumeisters. Zucalli ist schon 1657 am Bau der Kirche und des Klosters Gars mitbeteiligt. Das Bauvorhaben des Propstes Alexander ist allerdings bedeutend bescheidener. Für den kleinen Konvent[8] lässt er um einen längsrechteckigen Innenhof südlich der Kirche drei neue, lediglich zweigeschossige Konventflügel bauen. Wie im Vorgängerbau liegen die Zellen im Ostflügel, das Refektorium im Südflügel, und die Prälatur im Westflügel. Der Propst stirbt 1689. Die drei Flügel sind bei seinem Tod vollendet. Der Nachfolger, Propst Franziskus II. Millauer,[9] setzt die Bauarbeiten fort, denn 1696 ist der Stichflügel zum Torhaus und die lange Südverlängerung des Ostflügels mit der Bibliothek und der Ökonomie gebaut. Das Datum 1691 am Bibliothekseingang zeigt den raschen Baufortschritt. Als Stuckateure werden die Brüder Brenni aus Salorino vermutet.[10] Die Klosteranlage hat damit Ende des 17. Jahrhunderts die Grösse und Form erreicht, wie sie bis zur Säkularisation besteht.[11]
Propst Franziskus widmet sich noch während der österreichischen Administration Bayerns einem barocken Umbau der Stiftskirche.[12] Er schliesst dazu 1708 mit Baumeister Simon Pöllner und Maurermeister Wolf Högler einen Taglohnakkord.[13] Der Plan, vielleicht noch von Propst Franziskus selbst verfasst, sieht eine Verbreiterung der bestehenden gotischen Staffelhalle unter Beibehaltung aller Pfeiler und ihre Umwandlung in das bewährte Konzept der Wandpfeiler-Emporenhalle vor. Das gotische (Netz?)-Gewölbe wird vorgängig abgebrochen. 1710 stirbt Propst Franziskus mit 54 Jahren. Die Kirche ist zu diesem Zeitpunkt offenbar zum südlichen Innenhof mit den Emporen und den Tonnengewölben der Abseiten aufgemauert. Der nachfolgende Propst Augustin Ostermayr[14] beginnt kurz nach der Beendigung des Krieges 1715 mit dem Bau der Wandpfeiler-Emporenwand der Nordseite. Er stirbt aber im gleichen Jahr.
Eigentlicher und wichtigster Bauherr des Kirchenneubaus wird nun Propst Joachim Böham,[15] der 1715–1737 regiert. Ihm verdankt die Kirche das heutige Gesicht. Er vollendet das Langhaus mit dem neuen Tonnengewölbe und sorgt für den Beizug hervorragender Stuckateure, die anschliessend bis 1717 den Laubwerkstuck aufbringen.[16] In diesem Jahr werden auch die Gewölbefresken des Langhaus-Mittelraums begonnen. Ist diese Arbeit bisher ausschliesslich Franz Mareis[17] zugeschrieben worden, sind seit kurzem die Münchner Maler Benedikt Albrecht und Johann Eustachius Kendlbacher[18] für die Gesamtkonzeption und die Erstellung der Fresken im Mittelraum und im Chor von 1716–1722 nachgewiesen.
1717 ist die Ausstattung des Langhauses mit 10 Altären und der Kanzel vollendet. Noch steht der polygonale gotische Chorabschluss. Während die Vorgänger wahrscheinlich noch einen leicht eingezogenen Chor anstelle des gotischen Abschlusses bauen wollen, verwirklicht Propst Joachim nun einen neuen Plan. Er lässt 1722 den flachen polygonalen Chorabschluss der Gotik abbrechen, um anschliessend einen neuen überkuppelten Rundchor anzubauen und diesen mit einem neuen Hochaltar auszustatten.[19]
In diesen Jahren kommt auch eine neue Orgel in die Kirche.
Die Kirchenvollendung wird 1735 durch den Brand des noch immer einzigen Turms getrübt. Das Feuer greift glücklicherweise nicht auf den Kirchendachstuhl über.[20] Propst Joachim nimmt dieses Brandunglück zum Anlass, auch den Südturm zu erhöhen und beide Türme noch während seiner Regierungszeit auf die gleiche Höhe zu bringen. Seine Mitbrüder verdanken dem zupackenden Propst den erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten nicht. Sie klagen 1734 gegen ihn in Freising und München. Er muss 1737 für den Rest seines Lebens das Stift Au mit dem Pfarrhof in Unterholzhausen bei Altötting vertauschen. Als Administrator wird ein Konventuale von Weyarn, P. Patritius Zwick eingesetzt.[21] Er stellt vermutlich 1737 die «Pietà-Kapelle» im südlichen fünften Joch mit dem Bildhauer Georg Ferdinand Hartmann und dem Stuckateur Benedikt Zöpf fertig.[22] Als 1748 Propst Joachim stirbt, kann P. Patritius die Nachfolge antreten. 1754 soll er die Augustinuskapelle als nördliches Pendant zur Pietàkapelle eingerichtet haben. Während seiner Regierung, aber auch unter derjenigen seiner beiden Nachfolger bis zur Säkularisation, erfolgen dann keine weiteren baulichen Veränderungen in Au am Inn. Nur Veränderungen an den Altären, vor allem Gemäldeerneuerungen wie dasjenige des Hochaltars, sind dokumentiert.
Die Säkularisation 1803
Zusammen mit allen bayerischen Klöstern wird auch der Besitz von Au am Inn 1803 durch das Kurfürstentum entschädigungslos enteignet.[23] Wie üblich, erfolgt die Übernahme durch den Staat rücksichtslos. Der Aufhebung geht eine Vermögensschätzung voraus. Mit einem Anlagekapital von 75 270 Gulden ist Au ein typisches Kleinkloster, unter den 18 Augustiner-Chorherrenstiften Bayerns sogar das kleinste. Es ist trotz bescheidenen Jahreseinnahmen von 10 158 Gulden schuldenfrei. Dies erstaunt vor allem angesichts der grossen Betreuungsleistungen der 17 Chorherren, die in fünf inkorporierten Pfarreien für die Seelsorge tätig sind und Schulen in Loibersdorf und Mittergars betreiben. Zudem besolden sie 33 Arbeitnehmer. Während diese jetzt arbeitslos werden, erhalten die Chorherren immerhin grosszügige Pensionen[24] oder können in Pfarrstellen wechseln.
Die Versteigerung des Grund- und Gebäudebesitzes erfolgt noch 1803. Den Grossteil erwirbt ein privater Käufer zu kaum einem Drittel des Schätzpreises.
Die Gebäude des ehemaligen Chorherrenstifts nach 1803
Die Pfarrkirche St. Nikolaus wird zugunsten der ehemaligen Klosterkirche abgebrochen. Diese ist jetzt Pfarrkirche einer weitläufigen Pfarrei von 400 Seelen und muss vom Staat unterhalten werden. Der letzte Propst Florian Eichschmid erwirbt die Prälatur im Westflügel. Als Pfarrhaus bestimmt der Staat den Torbau von 1690. Die weiteren Konvent- und Ökonomieflügel bleiben, im Wesentlichen unverändert, in Familienbesitz der ursprünglichen Käufer. Sie treten 1854 die leerstehenden Konventflügel und den Garten an die Dillinger Franziskanerinnen ab, die später auch den Südflügel mit der ehemaligen Prälatur erwerben. Sie richten hier ein Frauenkloster mit Mädchenschule und Internat ein. Die Schulen haben schnell grossen Zulauf, was die Schulschwestern im 20. Jahrhundert dazu bewegt, die Konventflügel um ein hohes Schulgeschoss zu erhöhen und in den Kreuzgarten einen Querbau einzufügen. Auch der Torbau-Flügel erhält ein drittes Geschoss. Seither kann nur der langgezogene Südhof mit dem noch immer zweigeschossigen Ostflügel eine Ahnung des alten Klosters vermitteln.
Die ehemalige Stiftskirche nach 1803
Restauratorische Eingriffe in die nun als Pfarrkirche dienende ehemalige Stiftskirche sind erstmals für 1909 und 1913 dokumentiert. Dass das 19. Jahrhundert aber im Innenraum nicht spurlos geblieben ist, zeigt die damalige Feststellung einer früheren, äusserst rohen Übermalung der Ton-in-Ton Malereien auf den oberen und unteren Seitengewölben. 1968 bricht während einer Renovierung der Türme und des Dachstuhls ein Grossfeuer aus, das den historischen Dachstuhl und die Turmkuppeln vollständig zerstört. Das Langhausgewölbe hält dem Feuer und der Belastung durch den hinunterstürzenden Dachstuhl stand. Die anschliessende Wiederherstellung und die Restaurierung des Innenraums dauern bis 1978.[25] Seither ist im Kircheninneren nichts mehr verändert worden. 2011 erfolgt als letzter Eingriff eine statische Sicherung des Nordturms.
Veduten
Die vier bekannten Vogelschauansichten werden gerne als Beleg für den barocken Zustand des Klosters Au beigezogen. Dies sind sie aber nur bedingt.
1687 Der Augsburger Stecher und Johann Franck veröffentlicht 1687 eine Ostansicht der soeben gebauten Klosterflügel südlich der Kirche. Er zeigt unter dem Porträt des recht missmutig dreinblickenden Propstes Alexander Kaut die in diesem Jahr erst begonnenen Konventflügel südlich der gotischen Kirche. Abgesehen von der Zweigeschossigkeit des 15 Achsen zählenden Ostflügels ist die Darstellung wenig realistisch. |
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Der Stich von Johann Franck zeigt noch die gotischen Kirche, nun mit den neuen Konventflügeln aus Osten. Die Kirche zeigst bereits barock umgeformte Fenster. Quelle: Bayerische Staatsbibliothek.. |
1715/23 Der bekannte, erst 1723 veröffentlichte Wening-Stich zeigt ein Kloster aus Westen, wie es in dieser Art nur in der Planung bestanden hat. Weder ist der Südturm damals gebaut, noch hat je eine repräsentative Westfront des südlichen Ökonomiehofs mit drei Fassadenrisaliten bestanden. Hier dürfte Wening, der 1718 stirbt, einer Idealplanung des Propstes Joachim gefolgt sein, dessen Wappen oben links zu sehen ist. |
Der Wening-Stich des Klosters Au entspricht einer Idealplanung. Die Klosteranlage wird derart nie verwirklicht. Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Alte und Seltene Drucke. |
Um 1740 Eine heute in die Kirche gehängte, wertvolle Supraporten-Schnitzerei unbekannter Herkunft enthält das Ölbild des Turmbrandes, der allerdings nicht 1717, sondern 1735 stattgefunden hat.[26] Im Bild ist die Klosteranlage aus Norden dargestellt. Die Vogelschau basiert auf dem gleichen Idealplan wie der Wening-Stich, ist aber in der Darstellung der Ökonomiehof-Erweiterung nach Westen bedeutend realistischer. |
Das Ölgemälde des Turmbrandes ist die vermutliche einzige realistische Darstellung der Klosteranlage, hier bereits mit der nach 1735 entstandenen Doppelturmfront. Foto: Rufus 46 (2016). |
1761 Band 1 der «Monumenta Boica» von 1763 enthält einen Stich von Franz Xaver Andreas Jungwirth, der aber nur eine Kopie des Wening-Stiches ist und auch als Idealvorstellung ein halbes Jahrhundert zu spät kommt. Aussagekräftig ist lediglich die mit 1761 datierte Rokokokartusche, die im Rundschild links (heraldisch rechts) die Wappen des Stiftes und des Propstes Franz Xaver enthält. Der zweite Rundschild ist der damaligen Kirchenpatronin, der hl. Felicitas gewidmet. Die Umschrift lautet «S▪︎Convent▪︎Auvenensis▪︎Ecclesiae▪︎S▪︎Felicitatis▪︎Matris▪︎VII▪︎Fratr▪︎Martir» (Der Konvent von Au mit der Kirche der hl. Felicitas und ihrer sieben Söhne, Märtyrer). |
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Der Stich von 1761 ist eine Wiederholung des Wening-Stiches. Beachtung verdienen die beiden Wappen-Rundschilde, die wie schon 1687 die hl. Felicitas als Kloster- und Kirchenpatronin mit dem zweiten Schild ehren. Quelle: Bayerische Staatsbibliothek. |
Die Klosteranlage im 18. Jahrhundert
Wie der Lageplan zeigt, ist die städtebauliche Gruppierung der Konvent- und Ökonomiebauten bedeutend prosaischer, als dies die bekannten Vogelschauansichten vermuten lassen, welche noch heute für bare Münze genommen werden.
Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bleibt die Klosteranlage mit Ausnahme des Kirchenumbaus unverändert.
Denkt man sich allerdings den, eher zu einer Schlossanlage als zu einem Kloster gehörenden, Westflügel des südlichen Ökonomiehofes in den Stichen von 1715/23 und 1761 weg, nimmt die barocke Anlage von Au schnell Gestalt an. Alle Bauten sind zweigeschossig. Nur wenige ältere Gebäude werden von Propst Alexander Kaut in seinen grossen Klosterneubau übernommen. Es sind dies, nebst den beiden Kirchen, die Getreidekästen von 1565 und 1674 rechts des Klosterzugangs, die Klostertaverne von 1604, das Klosterrichterhaus von 1559 gegenüber der Prälatur und den die mit dem Richterhaus verbundenen Stadel. Die beiden letzteren Gebäude, noch heute im Kern erhalten, sind gleichzeitig der Beleg für den nie gebauten Westflügel des Südhofes.
Gebaut sind hingegen 1691/96 die drei Konventflügel südlich der Kirche, wobei der Konventflügel Ost mit 15 Achsen oder 54 Meter nun auf 167 Meter verlängert ist. Er enthält Bibliothek, Bräuhaus, Maierhaus und Ross-Stallungen und bildet den Ostabschluss des Ökonomiehofs, wie er noch heute besteht. Auch der Süd- und Westabschluss des Ökonomiehofs zeigt schon vor 1700 das heutige Bild. Der Westflügel reicht dabei bis zu den beiden übernommenen Gebäuden des 16. Jahrhunderts. Mindestens das Gemälde des Turmbrandes von 1735 ist damit nicht mehr weit von der Wirklichkeit entfernt. Auch der vom Kirchensüdturm nach Westen vorstehende Tor-Flügel, das spätere Pfarrhaus, schliesst die Anlage schon damals im Norden. Wie alle Gebäude ist er aber nur zweigeschossig. Erst mit der Dreigeschossigkeit kommen dieser Torflügel und die Konventflügel im 20. Jahrhundert in ein Missverhältnis zum Kirchenvolumen.
Die Kirche
Vorgängerbauten
Die Vorgängerbauten können rekonstruiert werden, weil der heutige barocke Kirchenbau noch viel aufgehendes Mauerwerk der Vorgängerbauten enthält. Die romanische Kirche ist von basilikalem Querschnitt, hat etwa 12 Meter Aussenbreite und schliesst an die Untergeschosse einer Doppelturmfront von knapp 16 Meter Aussenbreite an. Die Länge der romanischen Kirche ist unbekannt. Die spätestgotische Kirche des späten 15. Jahrhunderts ist in der Aussenbreite identisch. Bei ihrem Bau werden lediglich die Seitenschiffmauern hochgeführt und mit inneren Wandpfeilern verstärkt. Ein Gewölbe, vielleicht ein Netzgewölbe mit der heutigen Spannweite von acht Meter, überspannt den Mittelraum. Weil dieses im Scheitel höher als die Wandpfeiler-Quertonnen vermutet wird, ist das gotische Kirchenbauwerk keine reine Hallenkirche, sondern ein Staffelhalle. Das Langhaus geht nahtlos in den Chor über. Es ist nach sieben Jochen polygonal geschlossen. Der Chorbereich mit dem Lettner beginnt bereits nach fünf Jochen. Anfang des 17. Jahrhunderts werden die Wandpfeiler im Erdgeschoss basilikal erweitert seitenschiffartig als Kapellenreihe zusammengefasst.[27]
Barocker Umbau
Von der gotischen Staffelhalle zur barocken Wandpfeiler-Emporenhalle
1708 wird der Umbau der gotischen Kirche begonnen, der mit Unterbrüchen bis 1722 dauert.[28] Es ist ein nach heutigen Begriffen sanfter Umbau, weil er nicht nur die Westfront mit den Turmfundamenten, sondern auch alle alten Wandpfeiler belässt. Diese werden in voller Höhe nach aussen erweitert, oben mit Quertonnen geschlossen und mit Emporen zusätzlich versteift. Nicht nur die Wandpfeiler, sondern auch die Vorgängerfundamente werden genutzt. Vor allem die südliche Jochfolge zeichnet sich durch eine mittelalterliche Unregelmässigkeit aus. Der neue Kirchenraum ist jetzt eine einfache Wandpfeiler-Emporenhalle mit einem Stichtonnengewölbe. Zusätzlich zu den fünf Langhausjochen der Vorgängerkirche sind nun auch zwei derer Chorjoche in das Langhaus einbezogen. Ansprüche an den Baumeister stellt vor allem das Tonnengewölbe. Er mauert es ohne trennende Gurtbögen und passt es perfekt in den unregelmässigen Grundriss ein. Eine klare architektonische Überlegung ist allerdings nicht erkennbar. Vielleicht will Propst Franziskus Millauer einen gleichen Innenraum erstellen, wie dies die 50 Jahre ältere Wandpfeiler-Emporenhalle des Nachbarklosters Gars hat, und dann an das nun siebenjochige Langhaus einen mehrjochigen Chor anfügen. Vergleicht man die Querschnitte, fällt die gedrückte Raumhöhe von Au ins Auge, aber auch der bedeutend sicherer gestaltete Dachstuhl mit der durchgehenden Zerrbalkenlage.[29] Erst mit der Anfügung des überkuppelten Rundchors gelingt Propst Joachim Böham eine ungewöhnliche, aber überzeugende Raumvollendung.
Stuckaturen Wenn heute den Besucher von Au am Inn ein klar strukturierter, ausgewogener Innenraum begrüsst, ist dies ein Verdienst des Stuckateurs, der mit Nikolaus Liechtenfurtner aus Miesbach angenommen wird. Doppelte, übereinanderliegenden Pilaster mit hohem Fries und ausladendem Kranzgesims gliedern die Jochfolge. Die mit einer Scheinattika überhöhten Pilaster setzen der Horizontalbetonung durch die frieshohen Emporen-Balustraden eine Vertikalbetonung entgegen. Die Gratlinien der Stichkappen und der Gurtbögen sind mit Rahmungen betont, welche Fruchtgehänge und Lorbeerstäbe fassen. Alle Gewölbefelder und selbst die Pilaster sind in grosser Meisterschaft stuckiert. Feine Akanthusranken überwiegen. Dank der sanften Farbtönung der Flächen kommen die weissen Stuckaturen gut zu Geltung. |
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Hevorragenden Stuckaturen in der Art der «Wessobrunner Régence» mit Akanthusrankne uns florealein Motiven prägen den Innenraum. Ein Beispiel sind die Stuckaturen der Emporenpfeiler. Foto: Bieri 2023. |
Fresken
Im Tonnengewölbe des Langhauses legt der Stuckateur die Rahmen der Deckenbilder dank des Verzichtes auf Gurtbögen in die freien Gewölbescheitel der Wandpfeilerachsen. Fünf grössere Mittelbilder dominieren das Langhaus zwischen Empore und Chor. Sie sind für die Betrachtung des eintretenden Kirchenbesuchers gemalt und beginnen hinten mit den Salzburger Bistumspatronen, dem hl. Rupert (mit dem Salzfass) und dem hl. Virgil (mit dem Modell des Domes). Im zweiten Feld sitzt im Gemälde der hl. Augustinus umgeben von Engelchen in einer Scheinarchitektur. Das nächste Deckenbild in der Achse der Kanzel zeigt die hl. Felicitas im Kreise ihrer sieben Söhne. Das vierte Bild Richtung Chor ist der Verehrung des Namen Jesu gewidmet. Im letzten Bild vor dem Chor wird Maria durch die Dreifaltigkeit gekrönt. Ein kleineres Bild über der Empore muss rückwärts betrachtet werden. Es sind die Wappen der beiden Pröpste des Kirchenneubaus, Franziskus und Joachim.[30] Nicht sichtbar ist das Stifterfresko über dem Psallierchor hinter der Orgel.
Diese grösseren Bilder im Hauptgewölbe sind in den Stichkappen von 14 Camaïeu-Emblembilder in Rotockertönen begleitet. Grössere Rotocker-Emblembilder sind auch an der Rückwand und an der Emporenbrüstung angebracht. Unter der Empore sind weitere drei grössere Deckenbilder zu sehen. Aber auch in 13 Gewölben der Altarräume des Langhauses sind Gewölbefresken gemalt. Es sind ebenfalls Camaïeubilder. Die grösseren Gemälde der Tonnengewölbe über den Seitenemporen sind in abgestuften Blautönen ausgeführt und stellen Szenen aus dem Marienleben (Süd)[31] und der Passion Christi (Nord)[32] dar. Die Deckenbilder in den Altarräumen unter den Emporen sind dem Leben des hl. Augustinus gewidmet. Sie sind in Gelbocker-Tönen gehalten. Einzige Ausnahme bildet das Fresko in der Pietàkapelle, das um 1737 gemalt wird.
Im Langhaus sind damit unter der Regie des Abtes Joachim um die 55 kleinere und grössere Deckenbilder entstanden. Das letzte grosse Bild ist das Kuppelfresko des 1722 fertiggestellten Rundchors. Kreiskonzentrisch tummeln sich musizierende Engel und Engelchen um die Laternenöffnung mit der Hl. Dreifaltigkeit. Dieses Fresko ist eine Rekonstruktion von 1978.
Die Arbeit der Freskanten in Au am Inn ist von gewaltigem Umfang. Zwar wird sie heute nicht mehr ausschliesslich einem unbekannten Maler der Region zugesprochen. Die beiden Münchner Albrecht und Kendlbacher, welche die Arbeit in Au am Inn verantworten, sind in ihrer Haltung noch dem Hochbarock des 17. Jahrhunderts verpflichtet. Sie malen die Deckenfresken tafelbildartig, die zur Ausführungszeit bereits beginnende illusionistische Raumöffnung nach oben ist ihnen fremd. Vergleicht man ihr Kuppelfresko oder eines der Gewölbebilder mit den Fresken von Hans Georg Asam in Tegernsee (1690), sieht man auch den Qualitätsunterschied in der Komposition und Darstellung der Figuren. Um 1717 sind Albrecht und Kendlbacher im Hinblick auf die traditionelle Malerei des volkstümlichen Hochbarocks trotzdem keine Ausnahmeerscheinung, eine Ausnahme bilden jetzt eher die aufkommenden, jungen und italienisch geschulten Maler wie Cosmas Damian Asam, Jacopo Amigoni oder Johann Baptist Zimmermann. Aber gerade wegen ihrer Verhaftung im volkstümlichen Hochbarock hätten die Deckenfresken in Au am Inn mehr Beachtung verdient. Im einzigen Kirchenführer (1998) wird aber in wenigen Zeilen ausschliesslich auf die sieben grösseren Bilder eingegangen.
Altäre
Hochaltar
Das Retabel des Hochaltars wird mit 1718 datiert.[33] In seiner Leichtigkeit weist es in eine spätere Erstellungszeit. Es ist entsprechend der runden Rückwand nach vorne geöffnet. Ein architektonischer Aufbau ist zwar vorhanden, nur wirken die schlanken begrenzenden Spiralsäulen eher als abschliessende Rahmung, obwohl sie auf hohen Postamenten ein expressiv geschwungenes Gebälk tragen. Breite Pilaster flankieren das Altarblatt der Mariä Himmelfahrt, das in seiner harten Rechteckigkeit den späteren Einbau verrät. Es ist ein Werk des Italieners Johann Nepomuk della Croce,[34] der es 1797 liefert. Trotz des Revolutionsjahres atmet es noch immer barocken Geist. In die Medaillons auf den seitlichen Pilastern und auf dem Oberstück sind die sieben Söhne der hl. Felicitas gemalt. Die alte Kirchenpatronin ist nur noch im Auszugsbild dargestellt.[35] Ein breiter (späterer?) Tabernakel steht vor dem Retabel.
Wandpfeileraltäre
Die 11 Altäre im Langhaus sind an die Wandpfeiler gestellt. In den beiden Abseiten des vordersten Jochs stehen keine Altäre. Sie werden trotzdem als Kapellen bezeichnet.[36] Die Altaraufstellung beginnt erst im Langhausjoch 6. Viele Altäre stehen nicht mehr am alten Ort oder haben Altarblätter aus anderen Altären erhalten. Eine derartige Veränderung der Altarlandschaft im 19. und 20. Jahrhundert, immer ohne Begründungen, ist zum Glück selten. Bei allen Altären ist der Altarbauer unbekannt. In den Altären von Joch 6 und 3 sind wertvolle Altarblätter des Frühbarocks enthalten, die 1628–1731 an den unbekannten Maler Hans Crammer in Landshut bezahlt werden.[37]
Die Wandpfeileraltäre, ihre Architektur und ihre heutige Lage:
Joch 6 In beiden vordersten Altarretabel tragen vorgestellte, doppelte Spiralsäulen eine offene Segmentbogenüberdachung. Nord: Rupertus-Altar. Errichtet 1718. Das Altarblatt (um 1630, von Crammer) mit der Taufe des Herzogs Theodo durch den hl. Rupert. Süd: Namen-Jesu-Altar. Errichtet 1717. Das Altarblatt (um 1630, von Crammer) mit der Beschneidung Jesu. |
Joch 5 Die beiden zweitvordersten Altäre sind Bildhauerretabel. Beide Altarräume sind nun, wirklich im Sinne einer Kapelle, mit reichem Régencestuck (die Rocaillen fehlen noch) der 1730er Jahre ausgezeichnet, der sich aussen bis in die Balustradenbrüstung fortsetzt und der die Kapitelle der beiden Pilasterpaare neu formt. Die Retabel selbst sind als Ädikula mit spitz zulaufenden Pilastern geformt. Diese tragen auf der Innenseite je sechs Medaillons des gleichen Malers mit thematisch zugehörenden Szenen. Die Ädikula-Nischen sind zur Aufnahme der Bildhauerplastiken in die Wandpfeiler eingelassen. Die Datierungen der beiden identischen Altäre und der entsprechenden Stuckaturen sind verwirrend und wenig einleuchtend. Sie reichen von 1734 bis 1754. [38] Nord: Augustinus-Altar. In der Nische ist die Bekehrung des hl. Augustinus plastisch dargestellt, die mit 1754 datiert wird. Süd: Pietà-Altar. In der Nische ist die eindrückliche Figuralplastik der bekrönten Muttergottes mit dem Leichnam Jesu zu sehen. Der Altar soll von Georg Ferdinand Hartmann 1737 gefertigt worden sein. |
Joch 4 Im mittleren Joch des Langhauses stehen zwei schlichte Retabel mit grossen Altarblättern. Das seitliche Pilaster- und Säulengebälk wird von ihnen isoliert, weil sie in gleicher Fläche mit dem Oberblatt und ohne jede weitere Architekturgliederung verbunden sind. Diese Altäre dürften Ausführungen des spätesten 18. Jahrhunderts sein. Nord: Dreifaltigkeits-Altar. Das Blatt zeigt die Hl. Dreifaltigkeit auf einer von Putti getragenen blauen Weltkugel, ein 1796 signiertes Werk des Barock-Klassizisten della Croce, dem Maler des Hochaltarblattes. Vor der Predella liegt der Schrein mit den Felicitas-Reliquien. Im Oberblatt ein Emblembild. Süd: Antonius-Altar. Seit 1978 ist hier das Blatt des hl. Antonius von Padua mit Jesuskind und Muttergottes eingefügt. Auf der Predella sind in einem unförmigen Kasten die Reliquien des hl. Vitalis zu sehen. Er ist einer der sieben Söhne der hl. Felicitas. Im Oberblatt das Auge Gottes, umringt von Engelchen-Köpfen. |
Joch 3 Die Retabel dieses Langhausjoches sind von gleichem Aufbau wie diejenigen in Joch 4. Wertvoll sind nur die Altarblätter von Crammer um 1630. In den Oberblättern neue Emblembilder. Nord: Katharina-Altar, das Patrozinium wegen des 1978 eingefügten Blattes der mystischen Vermählung der hl. Katharina von Crammer. Pückler-Limburg beschreibt den Altar als «Johannes-Altar, neu». Süd: Kreuzauffindungs-Altar. Im Blatt die Kreuzauffindung der hl. Helena von Crammer. |
Joch 2 Die Retabel dieses Joches könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Norden ein klassizistisch steifes Gebilde, im Süden ein schlichtes barockes Säulenretabel mit angedeutetem Sprenggiebel. Auch diese Kombination ist erst seit 1978 an dieser Stelle vorhanden. Nord: Nikolaus-Altar. Im doppelsäuligen klassizistischen Retabel ist das Altarblatt der 1803 abgebrochenen Pfarrkirche St. Nikolaus eingefügt. Das bescheidene Blatt des 16. Jahrhunderts, Pückler-Limburg bezeichnet es als «bäuerlich-ungeschickt», wirkt in der überbetonten Retabelarchitektur fremd. Süd: Petrus-Fourerius-Altar. Das Altarblatt stellt den 1730 seliggesprochenen Pierre Fourier auf einer von Engeln getragenen Wolke dar. Das Bild eines unbekannten Malers der Rokokozeit und das Retabel bilden eine ausgewogene Einheit. |
Joch 1 Süd: Joachim-Altar. Der dritte Seitenaltar aus der Regierungszeit des Propstes Joachim steht im hintersten Joch gegenüber dem späteren Kircheneingang. Er hat nicht nur eine überraschende Ädikula-Architektur mit beidseitigen Akanthus-Seitenbärten, in den lisenenartigen Pilastern sind hinter verglasten Öffnungen rätselhafte, spiralförmig bekränzte «Reliquien» zu sehen. Rätselhaft ist auch die Jahreszahl 1860 am Bildscheitel, denn das Wappen von Propst Joachim spricht für das Datum 1717, das auch auf dem Altarblatt von Franz Marais mit der Signatur bestätigt ist. Sein einziges übriggebliebenes Altarblatt stellt Joachim bei der Unterweisung von Maria dar. |
Übrige barocke Ausstattung
Kanzel
Die Kanzel hängt in der Mitte des Langhauses. Sie ist, wie die Wappen zeigen, ebenfalls ein zur Regierungszeit des Propstes Joachim entstandenes Werk und wird mit 1717 datiert. Akanthusranken und Akanthusvoluten bilden den bildhauerischen Schmuck. Die Ranken rahmen ein Medaillon des hl. Augustinus am Kanzelkorb.
Orgel
Auch am Orgelprospekt sind die Wappen von Propst Joachim zu sehen. Er lässt die Orgel, wahrscheinlich um 1725, für 800 Gulden bauen. Als Orgelbauer wird der Salzburger Johann Christoph Egedacher vermutet.[39] Das heutige Orgelwerk ist ein 2004 eingeweihter Neubau von Orgelbau Mathis in Näfels (II/P/21). Prospektgehäuse von Orgel und Rückpositiv der ersten Bauzeit sind unverändert erhalten. Die Hauptorgel ist dreiteilig mit Mittelturm. Sie steht frei vor dem Psallierchor, der sich zwischen den beiden Glockentürmen befindet. Das Brüstungspositiv ist einteilig. Schleierbretter, Bekrönungen und Seitenbärte von Hauptorgel und Positiv weisen reiche Akanthusschnitzereien auf. Die Instrumente harmonieren mit der Empore und den beidseits auf die Brüstung aufgesetzten Vergitterungen.
Epitaph Törring-Jettenbach
Gegenüber dem Rupertus-Altars in Joch 6 steht an der Westwand das grosse Epitaph der Gräfin Maria Theresia von Törring-Jettenbach, geb. Gräfin Arco. Das Schloss Jettenbach befindet sich 50 Wegminuten von der Fähre bei Au entfernt. Im nahen Kloster lässt der Gemahl der Verstorbenen eine Gruft, und vom Münchner Bildhauer Johann Baptist Staub 1758/59 das Epitaph bauen. Das Marmorbildwerk erreicht mit 420 cm die Höhe des Rupertus-Retabels. Über einem Sockel liegt ein Marmorsarkophag, an den sich die Personifikation der Trauer lehnt. Die Inschriftentafel ist mit Rocaille-Kartuschen bekrönt, in denen das Allianzwappen Törring-Arco angebracht ist.
Chorgestühl und Kirchengestühl
Im Psallierchor hinter der Orgel lässt Propst Franziskus Millauer um 1700 ein Chorgestühl erstellen. Heute sind davon nur noch Relikte an verschiedenen Orten im Kirchenraum vorhanden. Zwei Pulte einer Vorderreihe zu je drei Stallen sind ohne Dorsalwände im Altarraum aufgestellt. Die Wangen des Kirchengestühls wie auch die Chorgestühl-Wangen sind aus wenigen, aber kräftigen Akanthusformen geschnitzt. Sie dürften vom gleichen Bildhauer stammen. Die Chorgestühl-Brüstungen enthalten zusätzlich figürliche Motive mit Bezug zur Musik. Auch die vordere Brüstungswand des Kirchengestühls enthält reiche Akanthusschnitzereien, belebt durch Putti und im Mittelfeld mit der hl. Cäcilia an der Orgel.
Das Klosterwappen
Aus dem ursprünglichen Wappen der Stifter, der Grafen von Megling, einer sogenannten Wolkenfeh,[40] bildet sich als Klosterwappen im 18. Jahrhundert ein von Silber in Blau geteiltes Wappen, dessen untere blaue Hälfte eine wogende Flut wird.
Pius Bieri 2023
Literatur: Bezold, Gustav von; Riehl, Berthold; Georg Hager: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes Oberbayern, 2. Theil. München 1902. Bearbeiter Au am Inn: Philipp M. Halm. (Korrekter Kurzbeschrieb von Kirche und Kloster mit allen Grabsteinen und Kultgegenständen auf 10 Seiten, teilweise überholt) |
Pückler-Limburg, Siegfried Graf: Baugeschichte des Klosters und der Kirche Au am Inn. Schongau 1954. (Kunsthistorischer Baubeschrieb von Kirche und Kloster auf 25 Seiten, bis heute einziger korrekter Baubeschrieb der Klosteranlage). |
Schmalzl, Peter: Au am Inn. Geschichte des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes Au am Inn. Au am Inn 1962. (Die einzige Geschichte des Stiftes, ohne neue Daten zur Baugeschichte, ohne Berücksichtigung der grossen baulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert, zudem mit vielen Ausschmückungen und Falschdatierungen). |
Stutzer, Dietmar: Klöster als Arbeitgeber um 1800. Göttingen 1986. |
Schuster, Josef: Pfarr- und Klosterkirche Au am Inn. Kleiner Führer. Ehingen 1998. (Bisher einziger Kirchenführer als «Führung durch die Kirche» auf 19 Seiten, ohne jede Planbeilage). |
Büttner, Frank und Rupprecht, Bernhard (Hrsg.): Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Band 8, Landkreis Mühldorf am Inn, bearbeitet von Cordula Böhm und Anna Bauer-Wild. München 2002. (Umfassendes Werk zu den Deckenmalereien in Kloster und Kirche von Au am Inn, mit wichtigen neuen Forschungsergebnissen und Planbeilagen). |
Kayser, Christian: Die Innklöster Gars und Au. Baugeschichte und Instandsetzung. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Nr. 12. München 2016. (Bautechnische Untersuchung der Kirche mit Rekonstruktion der Vorgängerbauten und erläuternden Planbeilagen, auf die Klosteranlage wird nicht eingegangen). |
Anmerkungen:
[1] Die Darstellung der Frühgeschichte von Au und Gars ist geprägt von den üblichen Unsicherheiten und Widersprüchen. Wiederholte Nennungen von Au als Benediktinerklöster schon vor 1122 sind nicht durch Quellen belegt. Im 10/11. Jahrhundert war Gars ein kleines Kollegiatsstift» schreibt Helmut Stahleder 1976 im «Historischen Atlas von Bayern».
[2] Konrad I. von Abenberg (1075–1147). Zu ihm siehe die Biografie in der Wikipedia unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_I._von_Abenberg
[3] Der Sitz der Grafen von Megling geht nach deren Aussterben 1205 an Salzburg. 1253 ist ein dominus Heinricus de Medlinge belegt, wahrscheinlich ein Salzburger Ministeriale. Wegen der Feste Megling gibt es um 1285 Streit zwischen Salzburg und Bayern. Seit 1455 ist sie im Besitz der Familie Törring von Jettenbach. 1527 ist Megling noch «ain alt Burckstal und Slössl», in Apians Topographie von 1580 ist bereits von Ruinen und eingestürzten Mauern die Rede, in Hunds Stammbuch von etwa 1585 ist Megling «ein zerbrochenes Schloss und Burckstal».
[4] Die gotische Hallenkirche von Gars ist flachgedeckt. Die gotische Stiftskirche von Au könnte (nach Bauuntersuch Christian Kayser 2010) als Staffelhalle ausgeführt sein. Mehr dazu siehe in den jeweiligen Baubeschrieben.
[5] Noch 1764 werden erst 39 Wohnhäuser gezählt.
[6] Alexander Kaut (1617–1689) aus Egenhofen. Propst in Au 1651–1689. Sein Porträt und das Wappen sind auf dem Stich von Johann Franck 1687 zu sehen. Das Wappen Kaut, in Rot ein steigender, gezäumter Schimmel auf Dreiberg, ist auch auf dem Grabstein in der Vorhalle zu sehen.
[7] Domenico Cristoforo II Zuccalli (um 1625–1702) aus Roveredo. Er erstellt die drei Flügel zu Pauschalakkorden von total 5580 Gulden. Zum Bauunternehmer Zuccalli siehe die Biografie in dieser Webseite.
[8] Es werden nur 15 Zellen gebaut, was auf die damals bescheidene Konventgrösse hindeutet. 1690 besitzt der Konvent zwar 17 Mitglieder, die aber teilweise als Seelsorger in Pfarreien der Herrschaft tätig sind.
[9] Franziskus II. Millauer (1656–1710), aus Fischbachau. Propst in Au 1689–1710. Er ist 1701–1710 auch Prälatensteurer des Rentamtes Landshut.
[10] Der noch erhaltene Stuck in der Bibliothek wird Giovanni Battista und Francesco Carlo Brenni zugeschrieben. Zu Giovanni Battista, Francesco oder Carlo Antonio Brenni siehe die Biografien in dieser Webseite. Ein Francesco Carlo ist unbekannt.
[11] Änderungen erfolgen nur innerhalb des Gebäudevolumens. So wird die Bibliothek 1792 nach Süden erweitert. Die Vogelschau-Veduten der Barockzeit zeigen eine Vervollständigung der Anlage am Ökonomie-Westflügel, die nie stattfindet. Zu den Vogelschau-Veduten von 1718 bis 1761 mit ihren gegenteiligen Aussagen siehe das Kapitel «Veduten».
[12] Die österreichischen Administration Bayerns dauert von 1704 bis 1714. Die Lage von Au im Erzbistum Salzburg, das im Spanischen Erbfolgekrieg neutral bleibt, dürfte eine Genehmigung erleichtert haben.
[13] Simon Pöllner (†1726), Marktmaurermeister in Trostberg, ist leitend tätig. Wolf Högler aus Waging ist ausführender Maurermeister. Über beide ist nichts weiteres bekannt.
[14] Augustin Ostermayr (1659–1715) aus Neuötting. Propst 1710–1715.
[15] Joachim Böham (†1748), als Andreas Böham (Böhem, Böhm?) in Amberg geboren. Propst 1715–1737. Vom vielleicht wichtigsten Barockprälaten des Chorherrenstiftes sind bisher nicht einmal die Lebensdaten erforscht. Wie sein Leben, sind die Umstände seiner Amtsenthebung 1734–1737, und auch die «Verbannung» in den von ihm noch 1722 neu gebauten Pfarrhof in Unterholzhausen bei Altötting bisher auf wenig Interesse gestossen.
[16] Die Stuckateure sind unbekannt. Die Zuschreibung an Nikolaus Liechtenfurtner (1671–1742) aus Miesbach erfolgt 2002 durch Anna Bauer-Wild und Cordula Böhm in «Corpus der barocken Deckenmalerei».
[17] Franz Mareis (1664–1743) aus Wasserburg. Der Auer Chorherr Vitalis Mareis ist sein Bruder. Ob Fritz Mareis die Technik des Malens in den nassen Putz überhaupt beherrscht hat, ist bisher nicht bekannt. In Au werden ihm die Bilder in den beiden Abseitenebenen (Kapellen und Emporen) zugeschrieben. Ihr schlechter Erhaltungszustand bei der letzten Restaurierung und auch die Übermalungen des 19. Jahrhunderts könnten auf Secco-Malerei hindeuten.
[18] Benedikt Albrecht (um 1655–1730) aus Berg am Starnberger See, 1684 Meister in München und
Johann Eustachius Kendlbacher (1662–1725) aus Litschkau in Böhmen, 1698 Meister in München.
Die Zuschreibung erfolgt 2002 durch Anna Bauer-Wild und Cordula Böhm in «Corpus der barocken Deckenmalerei». Die beiden Maler freskieren 1712 die Stiftskirche Gars am Inn. Aufenthalte von Albrecht in Au sind 1715, 1716 und 1722 nachgewiesen, ein letztes Mal 1722. Die Biografin der beiden Künstler, Bärbel Seidl, kennt in ihrer Magisterarbeit 1990 die Arbeiten der beiden Münchner in Au am Inn noch nicht.
[19] Als Baumeister wird Dominik Gläsl (1660–1731) aus Reichersdorf bei Weyarn vermutet, der seit 1715 Hofmauermeister in Freising ist.
[20] Siehe dazu auch das Supraportengemälde mit der Klostervedute und dem brennenden Nordturm im Beschrieb der «Veduten». Zur neuen Datierung 1735 des Turmbrandes siehe die Anmerkung 26. Obwohl alle Dokumente auf den Brand des Nordturms hinweisen, glauben Jörg Rehm und Matthias Jagfeld in: «Instandsetzung eines Meisterwerks barocker Baukunst» (2016), dass 1717 der Stumpf des Südturms und nicht der Nordturm brennt. Vom falschen Datum des Brandes ist ihnen noch nichts bekannt.
[21] Patritius Zwick (1698–1761) aus Miesbach. Profess 1719. Administrator in Au 1737–1748, Propst in Au 1749–1761.
[22] Die Stuckaturen werden gemäss Dehio (2006) schon 1734 durch den in Salzburg tätigen Wessobrunner Benedikt Zöpf ausgeführt. Erst 1737 wird Georg Ferdinand Hartmann (1667–1741) aus Wasserburg als Bildhauer des Altars genannt. Die Daten und Zuschreibungen dieser Periode sind mit Vorsicht zu geniessen. Die Zuschreibung des Umbaus der Pietàkapelle schon in den ersten Wochen der neuen Administration von P. Patritius Zwick ergibt jedenfalls wenig Sinn, ausser sie sei 1734 von Vorgänger-Propst Joachim begonnen worden.
[23] Die Wahrnehmung des Säkularisationsvorgangs durch bayerische Historiker weicht noch heute von der Tatsache ab, dass 1803 der Besitz jedes Klosters im Kurfürstentum ohne Unterschied der Bistumszugehörigkeit sofort voll enteignet wird. So wird in der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Nr. 12 (2016) der Säkularisationsvorgang wie folgt geschildert: «Au am Inn ging 1802 auf das weltliche Kurfürstentum Salzburg über und wurde schliesslich 1809 dem bayerischen Staat eingegliedert». Die heutigen Fakes in sozialen Netzwerken sind gegenüber einer solchen Geschichtslektion direkt harmlos.
[24] Die Pensionen betragen 400 Gulden für die Chorherren und 1400 Gulden für den Propst. Diese Pensionen sind dem durchschnittlichen Bareinkommen eines Klosterangestellten von 75 Gulden gegenüber zu stellen. Selbst der Klosterrichter als bestbezahlter Angestellter muss sich bis 1803 mit 100 Gulden begnügen. Diese Bareinkommen sind aber zu relativieren. Die Anstellung im Kloster bedeutet in der Regel lebenslange Versorgung, auch im Alter, die mit der Säkularisation nicht mehr funktioniert. Die Barentlöhnung wird nämlich in der Regel mit Naturalleistungen wie freier Wohnung und manchmal auch Verpflegung aufgewertet und stellt nicht selten lediglich einen Viertel der eigentlichen Leistungen des Arbeitgebers dar.
[25] Bei dieser Restaurierung wird die heutige Farbfassung der Raumschale nach Befund erstellt. Das Chorfresko muss vollständig rekonstruiert werden. Alle Seitengewölbe-Fresken müssen ein weiteres Mal stark überarbeitet werden, wenig überarbeitet sind nur die Fresken des Mittelgewölbes.
[26] Die neue Datierung erfolgt durch Anna Bauer-Wild und Cordula Böhm 2002 in «Corpus der barocken Deckenmalerei». Damit ist die vorher unwahrscheinlich lange Bauzeit von 20 Jahren auf 2 Jahre geschrumpft.
[27] Nach Christian Kayser (2016) nur an der Nordseite.
[28] Gebaut wird 1708 –1710. Dann folgt ein Unterbruch bis 1715. Wahrscheinlich hängt der Unterbruch von 1710–1715 mit der noch immer dauernden Administration Bayerns durch Österreich und den doch sehr hohen Kriegskosten zusammen. Siehe dazu auch die Anmerkung 12.
[29] Schon die erste Wandpfeilerhalle, die Jesuitenkirche von 1610/17 in Dillingen, hat einen derartigen Dachstuhl. Zum Problemdachstuhl in Gars siehe auch die Bemerkung 25 im Baubeschrieb zu Gars am Inn. Zum Typus der barocken Wandpfeilerhalle siehe das Glossar in dieser Webseite, Buchstabe W.
[30] Beide Pröpste haben ein Wappen mit einem aufspringenden goldenen Hirsch auf blauem Grund. Dass es die Wappen der Pröpste Franziskus und Joachim sind, belegt auch die Umschrift Inchoante hoc finiente (vom einen begonnen, vom andern vollendet). Unbedarfte Restauratoren haben vermutlich die feinen Unterschiede (Ähren im Maul und Dreiberg bei Franziskus) nicht beachtet und übermalt.
[31] Von Ost (vorne) beginnend: Vermählung, Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Darstellung im Tempel, Anbetung der Könige und Jesus im Tempel.
[32] Von Ost (vorne) beginnend: Fusswaschung, Ölberg, Gefangennahme, Geisselung, Dornenkrönung, Pilatus, Kreuztragung.
[33] Die Datierung stammt von Pückler-Limburg (1954). Er nimmt auf einen 1718 gleichzeitig mit dem Rupertusaltar errichteten Muttergottes-Altar Bezug und glaubt, dass dies der Hochaltar sei. Der Rupertusaltar weist ähnliche Sprialsäulen und den gleichen Akanthus in den Kapitellen auf. Beim Hochaltar gibt nebst der fortschrittlichen Altararchitektur aber auch der Tabernakel Rätsel auf. Er wird in keinem der wenigen Kirchenbeschriebe erwähnt.
[34] Johann Nepomuk della Croce (1736–1819) aus Pressano bei Trentino. Maler in Burghausen.
[35] Der Maler des Oberblattes mit der hl. Felicitas soll ebenfalls Croce sein (Dehio 2006). Gemäss Pückler-Limburg (1954) stammt das vorherige Altarblatt von Franz Mareis. Nach Meidinger (1787) ist «die allerseligste Jungfrau Maria» gemalt. Offenbar ist der Hochaltar schon früh auch Marienaltar, obwohl er die hl. Felicitas zur Patronin hat. Diese wird von Schmalzl 1962 als Sekundärpatronin bezeichnet. Sie ist aber in allen Darstellungen, auch noch 1763 in der Monumenta Boica, als einzige Patronin aufgeführt.
[36] Die Bezeichnung von Wandpfeilerabseiten als Kapellen ist noch heute üblich. Selbst die raumhohen Wandpfeilernischen der Hallenkirchen werden in der Kunstgeschichte derart bezeichnet, unabhängig von ihrem liturgischen Zweck. Kirchenrechtlich ist eine Kapelle ein dem Gottesdienst dienender Raum. In der Regel enthält sie (mit Ausnahme der Wegkapellen) einen Altar. Wo der Begriff bei basilikalen Querschnitten korrekt und bei Emporenhallen noch verständlich tönt, sollte er bei reinen Hallenkirchen, seien es Freipfeiler- oder Wandpfeilerhallen, hinterfragt werden.
[37] Hans Crammer ist in Landshut als Maler nicht bekannt, obwohl ihm in Au am Inn 1631 für acht Seitenaltarblätter und die Fassung der neuen Altäre die Summe von 1733 Gulden ausbezahlt werden (dem Altarbauer Reinhard Milner werden gelichzeitig für die neuen Altäre 431 Gulden bezahlt, ein Beispiel für die hohe Wertschätzung der Maler allgemein). Auf den Maler Hans Crammer macht erstmals Pückler-Limburg (1954) aufmerksam. Die alten Zuschreibungen haben aber ein langes Leben. 1787 schreibt Meidinger die meisten Altarblätter einem Maler Meissner zu. Schmalzl wiederholt 1962, dass die Bilder von Franz Mareis durch Bessere von Meissner ersetzt worden seien. Wer denn dieser Meissner ist, ist leider nicht zu erfahren. Er scheint ein Phantommaler der bayerischen Kunstgeschichte zu sein. Aber noch heute werden die frühbarocken Werke von 1630 negiert. So sind im Dehio 2006 zehn Altäre «z. T. mit Gemälden von Mareis, in der vierten nördlichen Kapelle von della Croce».
[38] Während 1954 Pückler-Limburg die Daten vor 1748 (Augustinus) und nach 1749 (Pietà) datiert, wird heute (Dehio 2006) für die Altäre 1737 (Pietà) und 1754 (Augustinus) angegeben. Wenig einleuchtend ist auch die neuere Datierung des Stucks: Derjenige der Pietàkapelle soll 1734 von Benedikt Zöpf gefertigt worden sein, der gleiche Régencestuck in der Augustinuskapelle aber erst 1754. Bildhauer der Pietà soll der Wasserburger Bildhauer Georg Ferdinand Hartmann (1667–1741) sein, während Pückler-Limburg (1954) glaubt, dass die Pietà ein Werk des Frühbarocks sei.
[39] Johann Christoph Egedacher (1666–1747) aus München, Hoforgelbauer in Salzburg. Zu ihm siehe den Wikipedia-Beitrag. Die Orgel von Au fehlt im Werkverzeichnis.
[40] Die Wolkenfeh leitet sich aus dem Fellbesatz eines Eichhörnchens ab und stellt ein horizontales, ornamental gewelltes Streifenmuster dar. Im Fresko der Bibliothek (1690/1700) ist die Feh bereits zu drei roten Wellenbändern in Silber mutiert.
Barocke Epitaphe, Grabsteine und Gedenktafeln im Kirchenraum |
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1 Prunk-Epitaph der 1756 verstorbenen Gräfin Maria Theresa von Törring-Jettenbach gegenüber dem Rupertus-Altar im sechsten Joch Nord, ein Werk des Rokokobildhauers Johann Baptist Straub. | ||||||
2 Rotmarmor-Grabstein des Propstes Alexander Kaut (1617–1689), des Bauherrn des Klosters. Zum Text siehe den Beitrag von Peter Mayr in BABKG_41 (1994), Seite 173-189. Das Wappen des Propstes ist ein aufgerichtetes Pferd mit Zügel. | ||||||
3 Rotmarmor-Grabstein für Propst Augustinus Ostermayr, der nach fünfjähriger Regierung 1715 stirbt. Die Grabsteine Kaut [2]und Ostermayr [3] stehen heute übereinander in der Westwand. | ||||||
4 Der Rotmarmor-Grabstein von Propst Franziskus Millauer (1656–1710), der 1708 mit dem Kirchenumbau beginnt. Der Grabstein ist in die Rückwand der letzten Bankreihe eingelassen. Sein Wappen ist der aufspringende Hirsch auf einem Dreiberg, mit den Ähren im Maul. Im Text wird sein Grab bei der Annakapelle (Südturm) beschrieben, deren Anna-Bruderschaft der Propst 1705 ins Leben ruft. In den letzten Zeilen wird er als «multis laudabiliter exstructis aedificiis» für den Kirchenbau geehrt. | ||||||
1 | 2, 3 | 4, 5 | 5 Der verdienstvolle Propst Joachim Böham, der von 1715–1737 regiert, dann aber wegen der Feindschaft | |||
des Konventes resigniert und sich nach Unterholzhausen bei Altötting zurückzieht, erhält später immerhin eine Gedenktafel mit der Nennung seines Wahljahres 1715 und seines Todesjahres 1748. Sein Wappen ist ein aufspringender Hirsch ohne Dreiberg und ohne weiters Beiwerk. Die Gedenktafel ist am Wandpfeiler beim Rupertus-Altar angebracht. | ||||||
6 | 7 | 6 Am Wandpfeiler beim Katharina-Altar hängt die farblich expressive Gedenktafel für Propst Franz Xaver Berchtold (1713–1785), der 1761–1785 regiert. Sehr schön ist hier die farbliche Wappengestaltung des Klosterwappens zu sehen. Das jeweils links (heraldisch rechts) an erster Stelle liegende Klosterwappen zeigt im 18. Jahrhundert ein von Silber in Blau geteiltes Wappen, dessen untere blaue Hälfte nun eine wogende Flut anstelle der «Wolkenfeh» des ursprünglichen Wappens der Grafen von Megling ist. Das persönliche Wappen des Abtes ist in Rot ein goldener Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden goldenen Löwen. Es ist «entlehnt» und stellt das Wappen der Grafen von Dillingen-Kyburg, einem Adelsgeschlecht mit Stammsitz bei Winterthur dar. Was den Propst aus Schongau zu dieser Wahl bewogen hat, ist nicht bekannt. |
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7 Am Wandpfeiler der Südseite, beim Namen-Jesu-Altar, ist der Grabstein von Propst Patritius Zwick (1698–1761) angebracht. Er ist Administrator von 1737 bis 1748 und Propst von 1748 bis 1761. Sein Wappen ist geteilt: Oben ein wachsender Mann mit Zange, unten ein Sparren von drei Sternen begleitet. |
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Fotos: Bieri 2023/24 |
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Ort, Land (heute) | Herrschaft (18. Jh.) |
Au am Inn Oberbayern |
Herrschaft Au am Inn im Kurfürstentum Bayern |
Bistum (18. Jh.) | Baubeginn |
Salzburg | 1687 (1708) |
Bauherr und Bauträger | |
Propst Alexander Kaut (reg. 1651–1689) | |
Propst Franziskus II. Millauer (reg. 1689–1710) |
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Propst Joachim Böham (reg. 1715–1737) |