ArlesheimAppiani   >
Für den Umbau liefert 1754 Johann Michael Feichtmayr ein Modell. Der Auftrag geht aber an Bagnato. Wie viel Bagnato und sein Stuckateur Pozzi davon in ihre Ausführung übernehmen, ist unklar.

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Joseph Ignaz Appiani malt 1760 das grosse Langhausfresko mit dem Thema der Verehrung Mariäs durch die Erdteile. Seine heute stark zerstörten Fresken in Vierzehnheiligen wird er zwei Jahre später in diesem Kolorit malen.


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Der Strassburger Orgelbauer Johann Andreas Silbermann erstellt 1761 das heute noch zu grossen Teilen im Original vorhandene Werk und entwirft auch das Eichenholzgehäuse. Die Orgel hat ursprünglich 30, heute 36 Register (drei Manuale und Pedal). Eine wegweisende Restaurierung und Rekonstruktion dieses Instruments mit Erweiterungen des Pedalwerks fand 1959–62 durch die Schweizer Firma Metzler statt. Weitere Überarbeitungen erfolgten in den Jahren 1981–2005.
Die Orgel von Arlesheim gilt heute als eines der bedeutendsten Werke von Johann Andreas Silbermann.
ArlesheimDom7

ArlesheimOrgel
Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Jakob Engel (1632–1714) San Vittore (Misox) ok   Hofbaumeister in Eichstätt 1679   1679
P. Johann Franz Demess SJ (1633–1695) Zug ok   Jesuitenbaumeister 1678   1681
Johann Michael Feichtmayr III (1710–1772) Wessobrunn FeichtmayrJM   Stuckaturentwurf 1753   1754
Franz Anton Bagnato (1731–1810) Altshausen Bagnato2   Baumeister-Architekt 1758   1761
Francesco Pozzi (1704–1789} Bruzella (Tessin) ok   Stuckateur 1759   1761
Joseph Ignaz  Appiani (1706–1785) Porto Ceresio (Italien) ok   Maler und Freskant 1759   1760
Carlo Luca Pozzi (1734–1812) Bruzella (Tessin) ok   Bildhauer-Stuckateur 1760   1760
Giuseppe Antonio  Pozzi (1732–1811) Bruzella (Tessin) ok   Stuckateur 1760   1760
Johann Andreas Silbermann Strassburg     Orgelbauer 1759   1761

Arlesheim

Domkirche Mariä Empfängnis

Vorgeschichte

Der Dom zu Arlesheim ist eng mit der nachreformatorischen Geschichte des Fürstbistums Basel verbunden. Nach dem Beitritt von Basel zur Eidgenossenschaft (1501) und der Reformation (1529) verliert der Fürstbischof zuerst die weltliche und dann die geistliche Hoheit über die Stadt. Während sich der Bischof nach Pruntrut (Bistum Besançon) zurückzieht, zieht sein Domkapitel ins vorderösterreichische Freiburg im Breisgau (Bistum Konstanz). Die Verheerungen der Schweden 1635–1639 und die französischen Eroberungszüge ins Breisgau sind für die Domherren Anlass, wieder in fürstbischöfliches Gebiet zurückzukehren. 1678 wählen sie Arlesheim, südlich von Basel, als neuen Wohnsitz. Johann Conrad von Roggenbach und seine Nachfolger bleiben in Pruntrut.

Der erste Dom und die Domherrenhäuser

Arlesheim erlebt nun einen Bauboom. Der Fürstbischof veranlasst auf Druck der Domherren den Bau der Domkirche und überlässt dem Jesuitenpater Johann Franz Demess, der das Jesuitenkollegium in Solothurn gebaut hat, die Planung. Das Vorbild ist die Luzerner Jesuitenkirche. Im März 1680 wird der Grundstein gelegt, und schon am 26. Oktober 1681 kann der Fürstbischof den Dom einweihen.
Der Misoxer Baumeister Jakob Engel (Giacomo Angelini), «hochfürstlicher Schanz- und Mauerermeister» im Dienste des Fürstbischofs von Eichstätt, wird eine wichtige Rolle während der Entstehungsphase zugemessen; vermutlich allerdings eher beratend und sicher nicht vor Ort. Der verantwortliche Entwerfer, Jesuitenbaumeister Johann Franz Demess SJ, ist zur Bauzeit Superior im Elsass und arbeitet noch bis 1682 im Auftrag des Fürstbischofs für Arlesheim. Er plant anschliessend an den Kirchenbau auch die Wohnhäuser der vermögenden Domherren, denen Privatbesitz erlaubt ist.
Die Hochaltarbilder malt Domenico Innocenzo Torriani aus Mendrisio, der im gleichen Jahr auch das Hochaltarbild der Luzerner Jesuitenkirche liefert.

Die spätbarocke Umgestaltung

1759 bis 1761 wird eine umfassende Neugestaltung des Domes vorgenommen. Der Chor wird abgebrochen, in verlängerter Form neu erbaut und unter ihm eine Gruft für die Gräber der Domherren angelegt. Die gesamte Innenausstattung wird neu erstellt. Auch die Fassade wird leicht modifiziert.
Die Baufachleute und Künstler rekrutiert das Domkapitel aus dem süddeutschen Raum. Der Augsburger Stuckateur Johann Michael Feuchtmayr hat bereits 1754 Entwürfe angefertigt, die später in die Ausführung einfliessen. Deutschordensbaumeister Giovanni Gaspare Bagnato legt 1757 einen Entwurf für eine Gesamterneuerung vor und berechnet Kosten von 16 000 Gulden. Für die definitiven Entwürfe und als Generalunternehmer für alle Arbeiten wird schliesslich sein Sohn Franz Anton Bagnato verpflichtet. Er zieht ein durch Zusammenarbeit teils über Generationen hinweg eingespieltes Team nach Arlesheim: Die Stuckaturen und Altäre werden von Francesco Pozzi und seinen Söhnen Giuseppe und Carlo ausgeführt, die Malereien vom späteren kurmainzischen Hofmaler Giuseppe Appiani. Das reich dekorierte eichene Chorgestühl ist das Werk von Schreinermeister Peter Schacherer aus dem vorderösterreichischen Rheinfelden. Ein besonderer Glanzpunkt der Neuausstattung ist die neue Orgel des Strassburger Orgelbauers Johann Andreas Silbermann.
Die spätbarocke Umgestaltung bestimmt das Erscheinungsbild des Domes bis heute und hat ihm seine spezielle Charakteristik verliehen: Sie besteht im reizvollen Kontrast zwischen der einfachen, wuchtig-monumentalen Grundstruktur des Bauwerkes von 1681, und der verspielten spätbarocken Innenraumdekoration.

Untergang des Fürstbistums

Bereits 1789, mit Beschluss der französischen Nationalversammlung zur Aufhebung der Feudalrechte, verliert der Fürstbischof und das Domkapitel sämtliche Einkünfte aus dem Elsass. 1792 wird, mit dem Einmarsch der Revolutionsheere, das Fürstbistum aufgelöst. 1815 beschliesst der Wiener Kongress, das ehemalige Fürstbistum an die Kantone Bern und Basel zu verteilen. Die Gemeinde Arlesheim kauft die ehemalige Domkirche und benutzt sie seither als Pfarrkirche. Seither ist das Bauwerk mehrmals restauriert worden, das letzte Mal 1979–1780.

Pius Bieri 2008

Benutzte Einzeldarstellungen:

Heyer, Hans-Rudolf: «War der Jesuitenpater Franz Demess der Architekt des Arlesheimer Dombezirks?», Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte ZAK, 44, Zürich 1987.
Pobé, Pierre: Die Domkirche in Arlesheim, Basel 1941.
Streicher, Siegfried (Hrsg.): Der Dom zu Arlesheim, Gedenkschrift zur Aussenrenovation 1954/55, Arlesheim 1955.
Heyer, Hans-Rudolf: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Land, Band I, Der Bezirk Arlesheim (Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 57 der Gesamtreihe), Basel 1969.

Weblinks :

Fürstbistum Basel:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8558.php

Baugeschichte
http://www.rkk-arlesheim.ch/Seite62.htm
http://domfreunde.squarespace.com/die-kleine-kathedrale/
http://dx.doi.org/10.5169/seals-165070

 

Arlesheim1756
  Domkirche Mariä Empfängnis in Arlesheim  
  Der Autodidakt Emanuel Büchel (1705–1775) ist Mitarbeiter an David Herrlibergers «Topographie der Eidgenossenschaft». Seine lavierten Federzeichnungen sind zuverlässige Zeitdokumente. Arlesheim «von Mittag», gezeichnet am 29. August 1756, zeigt die Domkirche noch in ihrer ursprünglichen Länge, vor der Verlängerung nach Osten. Im Hintergrund die Burgen Reichenstein und Birseck. Am Abhang zu Füssen der Birseck baut die Gattin des auf Birseck residierenden fürstbischöflichen Landvogts 1785 die Eremitage, ein später «sentimentaler» Rokoko-Landschaftsgarten.
Original im Kupferstichkabinett Basel.



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Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Arlesheim
Basel-Land CH.
Hochstift Basel
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Basel 1680
Bauherr und Bauträger
Fürstbischöfe von Basel:

Johann Conrad von Roggenbach
(reg. 1656-1693).
Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein
(reg. 1744–1762)
 
  1756 zeichnet Emanuel Büchel eine Ansicht von Arlesheim mit der Ruine Reichenstein und der Burg Birseck im Hintergrund. >Quelleninfo.   pdf  
   
ArlesheimDom1
Die Domkirche zu Arlesheim schliesst den Domplatz im Osten.  
   
ArlesheimGrRiss
Der Grundriss der 1681–1682 von P. Johann Franz Demess nach dem Vorbild der Luzerner Jesuitenkirche gebauten Domkirche. Der Chor wird 1760 um sechs Meter verlängert.  
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Das 1681 erstellte Eingangsportal, dessen Figurennische 1760 mit Stuck gerahmt wird  
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Die Domkirche von Norden gesehen, inmitten der Domherrenhäuser.  
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Das Domherrenhaus an der Kirchgasse 5 ist 1761 von Franz Anton Bagnato erbaut worden.  
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Eher einfachen und dörflichen Charakter haben die bis 1683 am Domplatz errichteten Häuser der Domherren.  
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Der Innenraum nach der Umgestaltung durch Franz Anton Bagnato, in Arbeitsgemeinschaft mit der Stuckateurenfamilie Pozzi und dem Freskanten Joseph Ignaz Appiani.