Johann Jakob Zeiller (1708–1783)

«In seinem Werk verbindet sich die österreichische Barockmalerei mit der süddeutschen in einer fast einmaligen Synthese» (Franz Matsche 1970)

Die Malerfamilie Zeiller aus Reutte
Johann Jakob wird am 8. Juli 1708 als Sohn des Malers Paul Zeiller[1] und seiner zweiten Ehefrau Anna Kurz in Reutte im tirolischen Lechtal geboren. Taufpatin ist die Witwe des Kommandanten der Festung Ehrenberg, Maria Jakobea Freiin von Ramschwag.[2] Johann Jakob ist das achte Kind der Familie und das fünfte aus der zweiten Ehe. Nur von wenigen der insgesamt sieben Söhne und Töchter ist mehr als das Geburtsdatum bekannt. Zwei ältere Brüder wählen den geistlichen Stand. Der zwei Jahre ältere Bruder Anton Rudolf legt 1725 unter dem Klosternamen Leander in Ottobeuren Profess ab, nachdem er schon seit dem Schuljahr 1721/22 das Klostergymnasium besucht.[3] In diesen Jahren ist sein Vater als Maler der Supraportenbilder in den Gängen des grossen Klosterneubaus tätig. Paul Zeiller, der nach seinem 17-jährigen italienischen Aufenthalt 1692 nach Reutte zurückkehrt und hier heiratet, ist seither vielbeschäftigter Ölmaler in den Patronatskirchen der Abtei St. Mang in Füssen. Es ist deshalb der Füssener Abt, der den Maler 1720 für Supraportengemälde nach Ottobeuren empfiehlt. Johann Jakob Zeiller ist zu dieser Zeit Lehrling bei seinem Vater. Er beendet die fünfjährige Lehre 1723. Anzunehmen ist ein gemeinsamer Aufenthalt in Ottobeuren, wo auch der Bruder Anton Rudolf wohnt und studiert. Als er nach über dreissig Jahren wieder, nun für die Fresken der neuen Klosterkirche, nach Ottobeuren gerufen wird, kommt er mit seinem acht Jahre jüngeren «Vetter» Franz Anton Zeiller.[4] Der 1716 in Reutte geborene Franz Anton ist zwar nur entfernt verwandt, wird aber von Paul Zeiller aufgenommen und als Maler ausgebildet. Seit 1728 ist in der Werkstatt Zeiller der ebenfalls hochbegabte Maler Balthasar Riepp[5] aus Kempten tätig. Mit der Heirat von Maria Anna Zeiller, der jüngsten Tochter von Paul Zeiller, wird er Familienmitglied und Schwager von Johann Jakob.

Zur Malerfamilie Zeiller (Zeiler) siehe auch den Stammbaum in dieser Webseite

Der weitere Werdegang von Johann Jakob Zeiller

Ausbildung in Italien 1723–1733
Nach Beendigung der Lehre im 16. Lebensjahr ermöglicht der Vater dem jungen Johann Jakob eine Ausbildung in Italien. Paul Zeiller schreibt die mit ihm befreundeten römischen Künstler an und bittet den Kupferstecher und Verleger Jakob Frey[6] um Aufnahme seines Sohnes. Johann Jakob wohnt 1723 bis 1728 bei Frey in der Via dei Baullari.[7] Mit den Empfehlungen des Vaters und seines Mentors Frey kann er bei Sebastiano Conca[8] als Geselle arbeiten. Zeiller besucht auch die Kurse an der Accademia di San Luca. 1729 geht er für vier Jahre nach Neapel zu Francesco Solimena,[9] dem Lehrer von Sebastiano Conca. Neapel ist zu dieser Zeit österreichisch beherrscht. Solimena ist ein vom Wiener Adel gesuchter Tafelmaler, fertigt aber auch grosse Fresken wie das eindrückliche Wandbild von 1725 in der Chiesa del Gesù Nuovo.

Geselle bei Paul Troger 1733–1743
Im Spätherbst 1732 verlässt Johann Jakob Zeiller Neapel und geht direkt nach Wien. Seit 1728 ist hier Paul Troger[10] niedergelassen, der bereits gefragter Freskomaler in Niederösterreich ist. Mit der Referenz des gemeinsamen Lehrers Solimena und angesichts der Auftragslage findet Zeiller schnell Aufnahme als Geselle bei Troger. 1733 wird er nach der Fertigstellung der Fresken in der Hauptkuppel der Benediktiner-Stiftskirche Altenburg bereits als «Sozius» Trogers erwähnt. Zeiller ist zu dieser Zeit nicht nur engster Mitarbeiter Trogers, sondern auch Schüler in der von Jacob van Schuppen geleiteten Wiener Malerakademie, die auch Troger besucht und in der beide später Mitglieder werden.[11] 1737 erhält er dank der Akademiebesuche und eines ersten Preises das akademische Diplom, das ihm freie Berufsausübung in Österreich ermöglicht. Kaiserlicher Hofmaler, wie ihn noch heute österreichische Publizisten gerne nennen, ist er deswegen aber nie.
Als Mitarbeiter von Troger ist er bei dessen Grossaufträgen in den Abteien Niederösterreichs vor allem als Freskant beteiligt, nicht nur als figürlicher Maler, sondern auch als Quadraturist, wie die spezialisierten Maler der vom Bild in den Raum übergreifenden Scheinarchitekturen damals genannt werden[12] Die Arbeiten Trogers mit Beteiligung Zeillers sind in der angehängten Werkliste ersichtlich.
Seit seiner Anerkennung durch die Wiener Akademie übernimmt Zeiller auch eigene Aufträge in Niederösterreich. Seine erste bekannte Arbeit, wahrscheinlich durch Vermittlung Trogers, ist die Ausmalung der Schlosskirche von Rosenau 1739. Die Arbeit wird lange Troger zugeschrieben. Dies ist nicht verwunderlich, denn Zeiller beherrscht die barocke Kunst des «Pasticcio». Der Begriff umschreibt die Kunst, Ausschnitte von Werken Dritter aufzunehmen und zu einem neuen Werk zu kombinieren.[13] Zeiller hat, beeinflusst durch die gemeinsamen italienischen Vorbilder und vor allem durch die lange Zusammenarbeit mit Troger, auch dessen Malstil übernommen. Aus den mit seiner Mitwirkung entstandenen Werken Trogers entnimmt er fast unverändert auch Figuren. Schon beim nächsten eigenen Werk, den 1742 gemalten acht Lünettenfresken über den Gestellen im riesigen Bibliotheksaal der Benediktinerabtei Altenburg, setzt er sich aber in Komposition und Farbigkeit von Troger ab.
Hauptwerk Zeillers in Altenburg ist die Ausmalung des Bibliothekvestibüls im gleichen Jahr. Der hohe,
Zeiller_1738_Kaiserstiege_Altenburg   über drei Geschosse reichende Vorraum mit zwei Treppenarmen zur Bibliothek hat eine Fläche von über 100 Quadratmetern. Zeiller malt hier das deckenfüllende Fresko der Muldendecke und die umlaufenden Wandfresken der Attikazone.[14]
 


Hauptwerk Zeillers in Altenburg ist die Ausmalung des Bibliothekvestibüls 1742. Über dem realen Abschlussgesims malt Zeiller als «Quadratura» eine scheinarchitektonische zweite Attika mit Nischen für die weiteren Figuren des Bildthemas «Harmonie zwischen Religion und Wissenschaft. Die eigentliche Bildszene beschränkt sich auf die Mittelöffnung der Scheinarchitektur. Zum Verständnis der Quadraturmalerei gehe auch zum Glossar, Buchstabe Q. Foto: Peter Haas 2013.



Die Werke 1744–1780


Fürstenzell und Aldersbach 1744–1746
Zeiller ist für die Ausmalung der Zisterzienser-Stiftskirche Fürstenzell nicht die erste Wahl des Abtes. Erst nachdem Johann Baptist Zimmermann als Stuckateur und Maler eine Absage erteilt und der dann ausgewählte Bartolomeo Altomonte wegen des zwischen Bayern und Österreich ausgebrochenen Krieges nicht kommen kann, empfiehlt der ebenfalls angefragte Paul Troger 1744 seinen Mitarbeiter Johann Jakob Zeiller. Dieser malt hier im Sommer 1744 das Chorfresko und 1745 das Langhausfresko.[15] In der nahen Mutterabtei Aldersbach kann er 1746 in der Chorscheitelkapelle, in der Sakristei und in der Privatkapelle des Abtes die Deckenfresken gestalten.
Zeiller_Altar_Fuerstenzell   Zeiller_Fresken_Fuerstenzell   Bild links:
Das Hochaltarblatt in Fürstenzell (1745). Es stellt die Himmelfahrt Mariens dar und gilt als eines der besten Werke Zeillers.
Foto: Bieri 2017.
Bild rechts:
Ausschnitt aus dem grossen Mittelfresko von Fürstenzell. Zeiller vereint zwei Themen. Die westliche Langhaushälfte (Bildausschnitt) ist dem Thema «Die Heilige Dreifaltigkeit mit Maria als Fürsprecherin des Zisterzienserordens» gewidmet.
Foto: Bieri 2004.




Ettal, Benediktbeuern, Bichl: Die Ettaler Periode 1747–1755
Benediktinerabtei Ettal 1747–1752
Johann Jakob Zeiller hat noch immer Wohnsitz in Wien, als er in den Jahren 1747–1755 für die Benediktinerabtei Ettal arbeitet. Das 1744 abgebrannte Kloster wird von Joseph Schmuzer bis 1747 wiederaufgebaut. Auch die Aussenkuppel über der Kirchenrotunde ist zu diesem Zeitpunkt aufgerichtet. Zeiller wird vorerst nur für das Deckenfresko im Ovalsaal des Südflügels nach Ettal gerufen. Von diesem Fresko ist nur eine Entwurfszeichnung in der Albertina erhalten, denn der Flügel wird 1822 abgebrochen. Vielleicht ist das Fresko im Ovalsaal ein Probestück für das grosse Kuppelfresko.[16]
1748 beginnt Zeiller die Arbeit in der Steilkuppel der Klosterkirchen-Rotunde.[17]

Zeiller_Ettal_1748
  Für die kompositorische Gesamtanlage greift Zeiller auf das Vorbild der grossen Ovalkuppel in der Wiener Peterskirche zurück, die 1715 von Johann Michael Rottmayr freskiert wird. Wieder zeigt Zeiller in Ettal, wie souverän er aus unterschiedlichen Vorbildern eine überzeugende Neuschöpfung kreieren kann. Die Kuppel von Ettal wirkt deutlich lichter, «die Farbigkeit ist kräftiger, strahlender und blühender».[18]
1752 fertigt er als letzte Arbeit in der Stiftskirche das Fresko über dem Chorbogen. In den festlichen Rokoko-Stuckrahmen von Johann Georg Üblher[19] malt Zeiller die Übergabe des Ettaler Gnadenbildes an den knienden König Ludwig den Bayern. Unter der Darstellung der Gründungslegende malt Zeiller in eine Wappenkartusche eine schöne barocke Interpretation des Wappens von Abt Benedikt Pacher.[20]

Zeiller_1747_Entwurf_Ettal
 
  Bild oben: Kuppelfresko in Ettal 1748. Wieder setzt Zeiller über dem realen Kuppelgesims eine Quadraturmalerei als scheinperspektivische Attika in Fortsetzung der realen Pilasterarchitektur an. Erst darüber öffnet er zum dichten Heiligenhimmel der Benediktiner. Foto: Bieri 2009.
Bild unten: Vom Deckenfresko im Refektorium, dem ersten Auftrag Zeillers in Ettal, ist heute nur noch die Entwurfszeichnung in der Albertina Wien vorhanden. Zeiller malt hier die Anbetung des Herrn durch die vierundzwanzig Ältesten.
     
Anastasiakapelle in der Benediktinerabtei Benediktbeuern
1752 reist Zeiller auf Wunsch des Abtes Leonhard Hochenauer nach Benediktbeuern, um in der von Johann Michael Fischer gebauten Anastasiakapelle das Deckenfresko zu malen. In die Wölbung des Ovalkapelle malt er eine Himmelsglorie mit der Hl. Dreifaltigkeit, die sich auf das darunterliegende Altarblatt von Jacopo Amigoni mit der hl. Anastasia im Hochaltar von Johann Michael Feichtmayr bezieht. Feichtmayr erstellt auch den Raumstuck, Ignaz Günther die beiden Seitenaltäre. Die vier Kartuschenbilder in den Gewölbezwickeln sind ebenfalls von Zeiller.
Zeiller_Anastasiakapelle   Mit Fischer, Feichtmayr, Günther und Amigoni sind hier beste und bekannteste Meister beteiligt, zu denen mit seinem hervorragenden Deckenfresko nun endgültig auch Zeiller zählt. Das Gesamtkunstwerk der Anastasiakapelle ist eines der Hauptwerke der sakralen Kunst des Rokokos in Süddeutschland.[21]
  Das Deckenfresko der Anastasiakapelle, das Johann Jakob Zeiller 1752 signiert, ist eine Anknüpfung an das darunter stehende Altarblatt der hl. Anastasia von Jacopo Amigoni und stellt die Erwartung der Heiligen durch die Hl. Dreifaltigkeit und Maria im Himmel dar. Foto: Bieri 2004.
     
St. Georg in Bichl
St. Georg in Bichl ist eine Kirche der Abtei Benediktbeuern. Auch sie ist ein Bauwerk von Johann Michael Fischer. Zeiller malt hier im Herbst 1752 in der Chorkuppel die Bekehrung der Kaiserin Alexandra durch den hl. Georg, unter der Empore eine Allegorie der Ecclesia und darüber den harfenspielenden David in einer Scheinarchitektur. 1753 malt er in der Hauptkuppel die Enthauptung des hl. Georg in das Zentrum einer noch streng hochbarocken scheinarchitektonischen
  Quadraturmalerei mit Stuckaturcharakter. In die Scheinnischen der Pendentifzwickel malt er die vier Evangelisten. Für die 250 Gulden, die Zeiller für alle Arbeiten in Bichl verlangt, kann sich der Abt gleich noch den Stuckateur ersparen.
  Im Gegensatz zur Anastasiakapelle von Benediktbeuern ist Göz im nahen Bichl alleiniger Ausstatter. Die Hauptkuppel gestaltet er noch einmal in Quadraturmalerei ohne jede Beeinflussung durch die Rocaille. In die Rundöffnung zum Himmel malt er die Enthauptung des hl. Georg. Foto: GFreihalter 2015 in Wikipedia.

Ettal, Iffeldorf und Breitenwang 1753–1755
Zurück in Ettal malt er, vermutlich 1753, Deckenfresken in der Johann-Nepomuk-Kirche am Dorfausgang. Die Fresken sind heute durch den Umbau der Kirche in ein Wohnhaus zerstört.
Im Kloster ist er anschliessend in den beiden Sakristeien des an den Chor anschliessenden Quertrakts tätig. Hier malt er in bestehende Stuckrahmungen diverse Tondi in Temperatechnik. In den Obergeschossen dieser Räume, dem Chorsaal und dem Kapitelsaal, freskiert er bis 1755 die Flachdecken.
Das ebenfalls 1755 erstellte Gewölbefresko der kleinen Gertrudiskapelle in Dickelschwaig bei Ettal ist die letzte Arbeit Zeillers für Ettal.
Unter den Äbten der bayerischen Benediktinerkongregation hat sich der Name des Freskanten von Ettal inzwischen herumgesprochen. Zeiller wird vom Wessobrunner Abt 1755 mit den Deckenfresken in Chor und Langhaus der Kirche von Iffeldorf beim Ostersee beauftragt.
Im gleichen Jahr führt er auch eine Arbeit in der Kirche seiner Heimatpfarrei Breitenwang aus.  Er beginnt hier im Spätherbst mit der Ausmalung des Chors. Mit grossem Anteil von «stucco finto» malt er eine Scheinkuppel in der östlichen und ein Fresko der Schlüsselverleihung an Petrus in der westlichen Hälfte. Die Arbeit leistet er ohne Bezahlung, die ebenfalls beabsichtigte Ausmalung des Langhauses unterbleibt wegen (berechtigter!) Bedenken der Gemeinde zur geplanten Winterarbeit.
Zeiller, bisher noch immer in Wien wohnhaft, zieht vermutlich noch 1755, spätestens aber mit dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges im folgenden Jahr endgültig wieder nach Reutte und richtet seine Werkstatt im «Zeillerhaus» ein.

Die Ottobeurer Periode 1756–1765
Stiftskirche Ottobeuren mit Franz Anton Zeiller
Die Empfehlungen der Benediktineräbte von Ettal, Benediktbeuern und Füssen, und auch der im Kloster lebende Pater Leander Zeiller mögen Abt Anselm Erb bewogen haben, die Malerarbeiten in der Stiftskirche an Johann Jakob Zeiller zu übertragen.[22] Dieser zieht angesichts der Grösse des Kirchenraums seinen «Vetter» Franz Anton Zeiller bei.
  Der jüngere Verwandte, bei Holzer und Göz im Augsburger Künstlerumkreis ausgebildet und von einem Italienaufenthalt zurückgekehrt, arbeitet 1752 auch für den Füssener Abt Gallus Zeiler, einem weiteren Verwandten, und hat soeben die Gewölbefresken der Pfarrkirche von Stams vollendet.[23] Mit Johann Michael Fischer als Baumeister, Johann Michal Feichtmayr als Stuckateur und Altarbauer, Johann Joseph Christian als Bildhauer und den beiden Zeiller als Maler ist in Ottobeuren wieder eine Künstlergemeinschaft tätig, die an die Anastasiakapelle (1752) von Benediktbeuern erinnert. Fischer scheidet als Baumeister schon 1757 aus, die gestalterische Leitung übernimmt jetzt Johann Michael Feichtmayr.[24]
Die Arbeiten an den Gewölbefresken dauern bis 1760. Die beiden Vettern arbeiten die beiden ersten Jahre im Chor nach Entwürfen von Johann Jakob. Dieser malt das Fresko des Altarraums noch 1756, die Chorkuppel ist ein gemeinsames Werk des folgenden Jahres. Mit den Zwickelkartuschen und den Oratorienfresken im Chor beginnt eine interessante Aufteilung der Arbeiten, die im Fresko der Vierungskuppel zu einer aussergewöhnlichen Trennung führt. Jeder der beiden Maler freskiert eine Kuppelhälfte nach eigenem Entwurf und mit unterschiedlichen Themen, Johann Jakob die dem Eintretenden zugewandte Nordhälfte, Franz Anton die rückwärtige Südhälfte. Nahtstellen sind nicht ersichtlich, die Malerei wirkt als Einheit. Auch die Gewölbe der Querhausarme sind getrennte Werke. 1759 wird der Benediktinerhimmel der Langhauskuppel nach dem Entwurf von Johann Jakob gemalt, die Händescheidung der Ausführung ist hier nur in den vier Seitenkapellen möglich. Die Gründungslegende über der Orgelempore, ein letztes Werk von Franz Anton Zeiller 1760, bedeutet den vorläufigen Unterbruch der Arbeiten. Erst 1762 ist Johann Jakob wieder für Ottobeuren tätig, nun liefert er und auch Franz Anton Altarblätter. 1763 beendet Johann Jakob die Arbeiten mit der Lieferung des grossen Hochaltarblattes und der Ausmalung der Vorhalle.
Gehe zu den Bildthemen in Ottobeuren, ihrem Erstellungsjahr und der Händescheidung
Die Vierungskuppel in Ottobeuren mit
der Darstellung des Pfingstwunders
ist ein Gemeinschaftswerk (1758) von
Johann Jakob und Franz Anton Zeiler.
Die Südhälfte (unten) mit der Schein-
Architektur ist das Werk von Johann
Jakob. Foto: Diego Delso 2019.
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Fresken in der Wikipedia.

 
ZeillerOttobuerneBenediktinerhimmel  
In die Langhauskuppel Nord malt
Johann Jakob Zeiller 1759 die Glorie
des hl. Benedikts und seines Ordens.
Im gemalten Benediktinerhimmel sind
die heiligen Benediktiner oben (Nord).
Unter dem in den Himmel
schwebenden Benedikt sind die hll.
Benediktinerinnen versammelt.
Foto: Diego Delso 2019 in Wikipedia.
 

Fischingen 1761
Offenbar unter Vermittlung des Abtes von Ottobeuren kann Johann Jakob Zeiller in einem Zwischenjahr den Psallierchor der Benediktinerabtei Fischingen im Thurgau ausmalen. Im  Hauptfresko malt er die Glorie des hl. Benedikts, umgeben von den ihn verehrenden vier Erdteilen. In den Zwickelkartuschen sind die vier Evangelisten dargestellt. Zwei Wandfresken gelten der Immaculata und dem Hl. Joseph in der Zimmermannswerkstatt. Fischingen «stellt einen Höhepunkt in der Reihe der Kuppelfresken Zeillers dar».[25]
 
Links:
Im Zentrum des Deckenfreskos wird der hl. Benedikt von Engeln getragen, erwartet von der über ihm schwebenden Hl. Dreifaltigkeit. Weltliche und kirchliche Heilige umgeben diese Himmelsszene. Im terrestrischen Randbereich (anklicken!)
sind die vier Erdteile dargestellt.
Rechts:
Die Personifikationen der Erdteile Europa und Asien bilden beidseits des Wappens von Abt Nikolaus Degen den unteren (westlichen) Abschluss des Freskos. Alle Personen sind durch farbenprächtige Gewänder ausgezeichnet. Europa ist durch eine Frauengruppe in Hermelinmänteln vertreten, was durch die damalige bedeutende Rolle der Kaiserin Maria Theresia (unter dem Sonnenschirm) zu erklären wäre.
Zeiller_Fischingen   Zu Füssen der den Erdteil Europa vertretenden Damengruppe liegt ein Maler, der sein Werk betrachtet. Zu seinen Füssen sind Musikinstrumente und eine Partitur zu sehen. Der Maler könnte ein Selbstbildnis Johann Jakob Zeillers sein (Knoepfli 1946). Er trägt hier keine Perücke und hat eine Stirnglatze. Weil Zeiller das Gesicht dieses Malers eher voller und weniger ernst als im Porträt malt, streitet Matsche (1970) die Darstellung als Selbstbildnis ab und vermutet eine Personifikation der Künste.


Ausschnitt aus dem Deckenfresko mit dem vermuteten Selbstbildnis des Malers Johann Jakob Zeiller. Fotos: Bieri 2022.
     
Eschenlohe 1765
Vom Kloster Ettal erhält Zeiller den Auftrag zur Ausmalung des Chors im neu erbauten Chor der Pfarrkirche St. Clemens in Eschenlohe.
Zeiller_Stucco_finto_Eschenlohe   Nicht wegen des kleinen Deckenfreskos mit dem Thema «Das Quellwunder des Papstes Clemens» verdient diese Malerei Aufmerksamkeit, sondern wegen der gewölbefüllenden Anwendung von gemaltem Rokokostuck. Bisher ist sein «stucco finto» in der Tradition der römisch orientierten Architekturmalerei geblieben. Die Beweggründe für den falschen Stuck sind nicht künstlerischer Natur, man will so den Stuckateur ausschalten. Die wilden Rocaillen Zeillers können aber bei keinem der derart gemalten Gewölbeflächen die echten Stuckaturen ersetzen.
  Gewölbefüllender fingierter Rokokostuck in Eschenlohe, derart 1765 von Zeiller erstmals angewendet. Foto: K. Baas 2018 in Wikipedia.
     
Wieder in Niederbayern, 1766–1771
     
Zeiller_Treppenhausfresko_Fuerstenzell   Fürstenzell 1766
Zusammen mit Matthäus Günther malt Zeiller das Deckenfresko der Bibliothek. Diese Ausmalung wird im 19. Jahrhundert zerstört. Hingegen ist das Deckenfresko im grossen Treppenhaus des Ostflügels erhalten. Es hat die Verherrlichung Christi und den Triumph der Kirche zum Thema. Seit 2003 sind auch seine Malereien im ehemaligen Gartenpavillon, dem Salettl, nach einer rekonstruierenden Restauration wieder sichtbar. Es sind scheinarchitektonische Wand- und Deckenmalereien, in eine Scheinkuppel mit Bogenöffnungen malt Zeiller Allegorien der Jahreszeiten, die Scheinarchitektur der Wände enthält Landschaftsausblicke.
Das Treppenhausfresko in Fürstenzell. Vergleiche die Figuren mit dem Haupt-
bild in Elbigenalp (unten).
Foto: Bieri 2022
 
     
Suben am Inn 1767/68
Das Augustiner-Chorherrenstift Suben liegt am rechten Innufer im damals noch bayerischen Innviertel. Hier malt Zeiller in der neuen Stiftskirche des Münchener Baumeisters Simon Frey die Gewölbefresken im Chor und in den drei Hängekuppeln des Langhauses.[26] Die umfangreichen Fresken haben, ähnlich dem Kloster, ein trauriges Schicksal. 1779 nimmt Österreichs Kaiser Joseph II. das Innviertel in seinen Besitz und säkularisiert Suben 1784. Das aufgehobene Kloster wird 1855 Strafanstalt. Durch Ölfarben-Übermalungen eines ehemaligen Banknotenfälschers und Sträflings werden alle Fresken im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verunstaltet. 1952 wird die Freilegung versucht. Sie misslingt. Der Chor wird neu bemalt, die Langhausfresken sind «heute mehr oder weniger Ruinen»[27] . Von den Altarblättern, die Zeiller für Suben malt, ist heute nur noch dasjenige eines Seitenaltars an Ort.
     
Asbach im Rottal 1771
Im Benediktinerkloster Asbach kann Zeiller das Refektorium (Speise- oder Tafelsaal) mit dem Thema des Manna-Regens bemalen. 1988–2001 wird der Saal und das Fresko restauriert.
     
Spätwerk 1776–1780
Hausfassaden-Malereien
Nach 1768 treten in den nachgewiesenen Werken Zeillers grössere Lücken auf. Sie deuten auf heute nicht mehr bekannte Arbeiten. Kirchenfresken könnten der barockfeindlichen Zeit des 19. Jahrhunderts zum Opfer gefallen sein. Viele Fassadenmalereien dieser Zeit sind Zeiller zugeschrieben. Meist sind sie aber mehrfach übermalt und dürfen trotz einer Signatur nicht mehr als seine Werke betrachtet werden. Nur noch zwei erhaltene Malereien in Reutte stammen sicher von ihm. Es handelt sich um das «Zeillerhäusl» am Zeillerplatz 2 und um das «Grüne Haus» am Untermarkt 25.
     
Elbigenalp 1775–1776
St. Nikolaus in Elbigenalp ist die Mutterkirche des oberen Lechtals. In der sieben Wegstunden oberhalb von Reutte gelegenen Kirche des 17. Jahrhunderts werden 1775 neue Flachtonnen-Gewölbe mit Stichkappen eingezogen.[28] Zeiller wendet auch hier den «stucco finto» im ganzen Kirchenraum an.
  Der falsche Rokoko-Stuck auf graugrünem Grund bezieht ursprünglich als Architekturmalerei auch die Wände ein. Im Langhaus fügt er zwischen den Stichkappen zwölf Rocaille-Kartusche mit den zwölf Aposteln ein. In die flachen Mittelteile der Gewölbe legt er drei Deckengemälde. Im grossen, rechteckig gerahmten Langhausfresko malt er in den geöffneten Himmel den Triumph der Kirche und des Altarsakramentes. Im Chorscheitel stellt er über einer schrägansichtigen Scheinarchitektur den hl. Nikolaus als Helfer der Kranken dar. Über der Empore ist in einem querovalen Figurenbild die Entführung eines Christensklaven durch den hl. Nikolaus gemalt.
  Das rechteckige Hauptfresko in Elbigenalp, hier im Bild ohne den Rahmen und den dichten fingierten Stuck der seitlichen Gewölbeflächen, ist dem gleichen Thema wie das Treppenhausfresko in Fürstenzell gewidmet. Jede Figur ist schon in Fürstenzell vorhanden, als gewiefter Meister des «Pasticcio» verteilt er sie hier lockerer auf die grössere Fläche. Foto: Fesoi 2010 in Wikipedia.
 
Erkheim 1777
In der dem Reichsstift Ottobeuren zugehörigen Pfarrkirche S. Maria in Erkheim freskiert er um 1777 den Chor. Wieder malt er das Gewölbe mit falschem Rokokostuck und fügt darin ein Scheitelfresko mit der Aufnahme Mariens in den Himmel ein. Das 1954 wieder freigelegte Bild ist äusserst schlecht erhalten.

Bichlbach 1778
In der Pfarrkirche St. Laurentius des Zunftdorfes Bichlbach[29] an der Fernpass-Strasse, das zweieinhalb Wegstunden von Reutte entfernt liegt, kann Zeiller 1778 das Flachgewölbe des Langhauses freskieren. Er gestaltet es wie in Elbigenalp mit «stucco finto» und einem langgestreckten Gemälde, das eine ausführliche und volkstümliche Darstellung der Verurteilung und Verherrlichung des Kirchenpatrons zeigt. Seitlich, zwischen  den Stichkappen, sind in Rokokokartuschen die zwölf Apostel dargestellt. Das Bild über der Orgelempore zeigt ein Engelkonzert mit dem harfenspielenden König David.

Feldkirch 1779–1780
Die Ausmalung der Kirche St. Johannes in Feldkirch, einer Prioratskirche der Reichsabtei Ottobeuren, ist die letzte Arbeit Zeillers. Sie ist nicht mehr erhalten, weil die Kirche nach 1806 als Salzmagazin dient und die Fresken bei der Renovation 1884/89 endgültig zerstört werden.

Persönlichkeit, Leistung, Schüler

Klostermaler am Ende der barocken Konzepte
Johann Jakob Zeiller malt sein Hauptwerke fast ausschliesslich im Dienst von geistlichen Bauherren, vor allem von Äbten. Im Gegensatz zu den meisten der Freskanten seiner Zeit ist er nie für profane Bauten des Adels tätig. Es scheint, als hätte die Tätigkeit in Klöstern auch auf ihn abgefärbt. Er bleibt wie alle seine Brüder unverheiratet. Seine Persönlichkeit wird von Franz Thomas Leu[30] aus Braz, einem seiner letzten Schüler, in einer Biografie beschrieben. Es lohnt sich, diese Biografie zu lesen, auch wenn Leu den Maler erst als älteren Mann kennenlernt und dessen Werke bereits aus klassizistischer Sicht beurteilt.
Die Leistung Zeillers als Maler sakraler Bildkonzepte ist, «dass er die überkommenen Themen als einer der letzten barocken Monumentalmaler universell beherrscht und in einer nicht mehr zu übertreffenden Fülle und Grösse zur letzten formalen Vollendung geführt hat».[31]
Um 1775 beginnt der Siegeszug der klassizistischen Konzepte. In die ländlichen Gebiete dringen sie aber erst viel später ein. Johann Jakob Zeiller erlebt dies nicht mehr. Am 8. Juli 1783 stirbt er an seinem 75-Geburtstag in Reutte nach langer Krankheit, die mit einer Erkältung am letzten Arbeitsplatz in Feldkirch beginnt und ihn über zwei Jahre ans Bett fesselt.

Schüler
Zeiller hat, wie Leu in der Biografie schreibt, zwölf Schüler. Keiner wird später als Maler berühmt. Sie lernen bei ihm vor allem das Handwerk. Mit der neuen Kunsttheorie des französischen Klassizismus werden sie bei Zeiller nicht konfrontiert. Deshalb drängt Zeiller vor allem seine späten Schüler mit Geburtsdaten von 1756 bis 1766 zum Besuch bekannter Akademien. Leu bereut in der Biografie seines Lehrers, dass er diesem Ratschlag nicht gefolgt ist. Erwähnenswert sind zwei Schüler. Der vielleicht früheste Schüler ist Ignaz Franz Keil.[32] Vom Abt in Fürstenzell erhält er ein Rom-Stipendium, um dann nach achtjährigem Italienaufenthalt 1780 die Portenkirche der Abtei zu freskieren. Einer der letzten Schüler ist Joseph Anton Köpfle.[33] Er führt das Werk Zeillers als Fassadenmaler bis 1820 fort.

Das Selbstporträt
In Ottobeuren ist ein Selbstporträt von Johann Jakob Zeiller erhalten. Er malt es gegen Ende seiner Zeit in Ottobeuren, vielleicht schon 1762. Der Maler sitzt in fast frontaler, aufrechter Haltung vor einem Tisch. In der rechten Hand hält er die Palette und verschiedene Pinsel, in der linken einen weiteren Pinsel. Er blickt den Beobachter mit wachem und leicht ironisch wirkendem Gesichtsausdruck entgegen. Der Hell-Dunkel-Effekt wird durch ein kräftiges Seitenlicht erzeugt und legt die linke Körperhälfte in den Schatten. Seine Kleidung ist unprätentiös. Mit dem braunen, kragen- und knopflosen Rock und dem Hemd mit modischen Ärmelrüschen will er sich, ohne jede barocke Künstlerallüre, als vertrauenswürdiger Handwerker ausweisen. Die strenge Sitzposition und der hochgebundene Hemdkragen betonen diese Absicht. Einziges Zugeständnis an Repräsentation ist der blaue Schulterumhang. Auch trägt er eine modische Haarbeutelperücke.[34]
Speziell interessant im Künstlerporträt Zeiller sind die barocken Attribute und Allegorien, die  als Anspielungen auf seinen Beruf und sein Arbeitsethos gelesen werden sollen. Sie werden damals von den gelehrten Benediktinern verstanden.
Im Vordergrund liegt auf seinem Schoss eine weibliche Büste mit verbundenem Mund. Sie ist die Verkörperung der Malerei.[35] Im Hintergrund hält ein Affe ein Blatt mit der Darstellung eines Reitergefechts und einen schräg verlaufenden Malstock. Am Malstock scheint eine Maske zu hangen. Affe und Maske bedeuten «Imitatio», das heisst Rückbezug auf die vorbildlichen Werke der Alten.[36] Der Affe steht nicht nur für die Nachahmung, sondern auch für Unwissenheit. Die Darstellung des Reitergefechts könnte deshalb auf die Feinde der Kunst hinweisen: Krieg und Dummheit.

Pius Bieri 2022

Literatur:

Meusel, Johann Georg: Neues Museum für Künstler und Kunstliebhaber. Drittes Stück. Leipzig 1794.
Matsche, Franz: Der Freskomaler Johann Jakob Zeiller (1708–1783). Dissertation Marburg 1970.
Kolb, Aegidius OSB: Ottobeuren und die Maler-Familie Zeiller, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 35 (1972). Seite 306–318.

 

Web:

Hans Semper in «Allgemeine Deutsche Biographie 45» (1900):
Zeiller, Jacob: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772384.html#adbcontent
Zeiller, Paul: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138511268.html#adbcontent
Zeiller, Franz Anton: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933660X.html#adbcontent
Prange, Peter: Riepp, Balthasar, in Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 603-604[https://www.deutsche-biographie.de/pnd121618714.html#ndbcontent
Wikipedia:
Paul Zeiller https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zeiller
Franz Anton Zeller https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Anton_Zeiller
Balthasar Riepp https://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_Riepp

Anmerkungen:

[1] Paul Zeiller (1658–1738) aus Reutte. Er geht nach Gymnasialstudien, «weil er keine Lust hat, Geistlicher zu werden», nach Italien und erlernt in Florenz und Rom die Malerei in Öl. In Rom ist er, gleichzeitig mit Martino Altomonte (1657–1745), Schüler von Carlo Maratti. Die Fertigkeit von Altomonte, der schon seit 1684 in Warschau tätig ist, erreicht aber Paul Zeiller nie. Weil sein Wohn- und Heimatort Reutte im Bistum Augsburg liegt, ist Zeiller meist in Sakralbauten dieses Bistums tätig. Zu ihm siehe auch den Wikipedia-Beitrag, der allerdings das dokumentierte Geburtsdatum wegen der Signatur Zeillers im Altarblatt von Berwang «gemalt im 80. Lebensjahr 1735» das Geburtsjahr auf 1655 legt.

[2] Die Freiherren von Rost sind seit 1637 Kommandanten der Festung oberhalb von Reutte. Freiherr Franz Karl von Rost, der Ehemann von Maria Jakobea von Ramschwag, stirbt 1700.

[3] Anton Rudolf Zeiller (1706–1757). Für die ersten Gymnasialjahre geht er an das Jesuitengymnasien Innsbruck und wechselt dann nach Eichstädt. 1721 ist er, gleichzeitig mit der Tätigkeit seines Vaters, an der internen hohen Schule in Ottobeuren anzutreffen. Er tritt 1724 in das Noviziat ein und leistet unter Abt Rupert Ness 1725 mit dem Klosternamen Leander Profess. Er stirbt früh, dürfte aber für den Beizug seines Bruders 1756 als Maler noch massgebenden Einfluss ausgeübt haben.

[4] Franz Anton Zeiller (1716–1794) aus Reutte. Sein Urgrossonkel ist der Grossonkel von Johann Jakob. Fünfjährig ist Franz Anton Vollwaise. Die Lehre macht er um 1727–1731 bei Paul Zeiller und Balthasar Riepp aus Kempten. Von Riepp wird er in die Freskotechnik eingeführt. Als Geselle in Augsburg arbeitet er bei Johann Evangelist Holzer und bei Gottfried Bernhard Götz. Italienaufenthalt um 1742–1748. Erste Aufträge erhält er vom Füssener Abt Gallus Zeiller, einem weiteren Verwandte aus Reutte. Der berufliche Durchbruch erfolgt beim gemeinsamen Auftrag mit Johann Jakob in Ottobeuren nach 1756. 1768–1775 ist er Hofmaler in Brixen. Er malt anschliessend vor allem in Nordtirol. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[5] Balthasar Riepp (1703–1764) aus Kempten. Er wird vom Kemptener Fürstabt Rupert gefördert, der ihm eine Lehrstelle beim Hofmaler Franz Benedikt Hermann vermittelt. Dann arbeitet er bis 1725 als Geselle bei Jakob Carl Stauder in Ottobeuren und signiert erste Werke in der Abteikirche Münsterlingen. Fürstabt Anselm finanziert ihm anschliessend eine zweijährige Studienreise in Italien. 1728 tritt in die Werkstatt von Paul Zeiller in Reutte ein und heiratet 1735 Anna Maria Zeiller. 1738 übernimmt er die Werkstatt. Er arbeitet vor allem im Augsburgischen. 1748 malt er für Kraus den unteren Chor in Einsiedeln (nicht zerstört, wie in Biografie NDB beschrieben!). Um 1754 muss er, inzwischen von seiner Frau getrennt und von der Zeiller-Familie verstossen, Reutte verlassen. Er lässt sich in Vils an der Strasse nach Pfronten nieder und erstellt noch bis 1758 bemerkenswerte Deckenfresken im Augsburgischen (St. Thekla in Welden 1758). Er soll, glaubt man zeitgenössischen Berichten, verarmt und als Alkoholiker in Vils verstorben sein.

[6] Jakob Frey (1681–1752) aus Hochdorf Luzern, seit 1702 im Rom. Er ist Stecher beim Akademiedirektor Carlo Maratta (1625–1713), dessen Kunstverlag er 1727 erwirbt. Mehr zu Karl Frey siehe in SIKART [https://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022897].

[7] Die Via dei Baullari führt vom Palazzo Farnese über den Campo dei Fiori bis zur Kirche San Pantaleone in der Nähe der Piazza Navona.

[8] Sebastiano Conca (1680–1764) aus Gaeta, Maler des römischen Spätbarocks und Princeps der Accademia di San Luca.
Zu ihm siehe die Webseite in der Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastiano_Conca]

[9] Francesco Solimena (1657–1747) aus Canale di Sereno. Führender Maler in Neapel, das 1707–1734 unter österreichischer Herrschaft ist. Sebastiano Conca ist einer der Schüler von Solimena. Schüler sind auch österreichische Maler. Um 1720 sind dies Daniel Gran (1694–1757) und Bartolomeo Altomonte (1694–1783), um 1723 ist Paul Troger (1698–1762) bei Solimena. Dieser ist mit Freskenwerken nur in Neapel vertreten, weil er kaum je die Stadt verlässt. Er malt 1707 das Deckenfresko der Sakristei von San Domenico Maggiore, ein Vorbild Zeillers für das Deckenfresko in Fürstenzell, und zur Zeit des Aufenthaltes von Troger das grosse Wandfresko in der Chiesa del Gesù Nuovo. Zu seinen Auftraggebern zählen der Wiener Kaiserhof, Prinz Eugen und Lothar Franz von Schönborn.
Zu Solimena siehe die Wikipedia-Biografie [https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Solimena]

[10] Paul Troger (1698–1762) aus Welsberg im Südtirol. Der Werdegang bis 1726 ist nicht gesichert. Vermutet wird 1714–1716, nach der fünfjährigen Lehre, eine Ausbildung in der Malerschule des Giuseppe Alberti in Cavalese. Dann ermöglicht ihm der Fürstbischof von Gurk einen Studienaufenthalt in Italien. 1717–1720 ist er in Venedig (Gian Battista Piazetta?), 1720–1723 in Rom (Francesco Travesani und Sebastiano Conca ?), 1723/24 in Neapel (Francesco Solimena) und 1725 in Bologna (Giuseppe Maria Crespi?). 1726 kehrt er nach Gurk zurück und malt 1728 für den Fürstbischof das Kuppelfresko der Kajetanerkirche Salzburg. Es ist sein erstes grosses Werk. Im gleichen Jahr nimmt er Wohnsitz in Wien. Zu den weiteren Werken des wichtigen österreichischen Künstlers siehe die Wikipedia-Biografie [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Troger].

[11] Der Akademiebesuch findet meist in den Wintermonaten statt, in denen die Ausführung von Fresken nicht möglich ist. 1737 gewinnt Zeiller erstmals den ersten Preis im jährlichen Wettbewerb der Malerklasse. Er wird damit Mitglied der Akademie und darf selbständig in Österreich arbeiten, was sonst nur mit der Aufnahme in eine Handwerkerzunft möglich ist. Diese Möglichkeit dürfte auch der Hauptgrund zum Besuch der Akademie sein.

[12] Der Biograf Zeillers, Franz Matsche, widmet diesem Thema in seiner Dissertation ein ganzes Kapitel. Seit dem Fresko von Pietro da Cortona im grossen Saal des Palazzo Barberini 1633-1639 ist die Verschmelzung der scheinarchitektonischen Randzone mit dem grossen Mittelbild ein Hauptthema der Bemalung grosser Deckenflächen. Mit den Traktaten und den gemalten Vorbildern (Sant' Ignazio in Rom) des römischen Jesuitenpaters Andrea Pozzo SJ (1642–1709) wird die illusionistische Scheinarchitektur selbst wesentlicher Bildinhalt. Wegbereiter dieser neuen Richtung in Süddeutschland ist Cosmas Damian Asam. In der österreichischen Deckenmalerei soll sich allerdings (nach Matsche 1970) Pozzo nie durchgesetzt haben.

[13] Das «Pasticcio» (ital., vom Mischen der Pasta) oder die französische «Pastiche» sind im Spätbarock allgemeine Usanz. Vor allem die Werke der italienischen Meister werden als unübertroffene Vorbilder übernommen und neu arrangiert. Viele Musikstücke und Opern sind nur als Pastiche oder Pasticcio entstanden. Das Urheberrecht ist eine moderne Erfindung und in der barocken Baukunst oder Malerei absolut undenkbar. 

[14] Das Hauptfresko in Altenburg ist durch eine Kuppel-Scheinarchitektur geprägt. Am Fuss der Scheinkuppel malt Zeiller die vier Jahreszeiten und in der Laternenöffnung eine allegorische Darstellung mit dem Thema «Die Zeit rettet die Weisheit vor Zwietracht und Neid». Die umlaufende Attikazone enthalt acht Darstellungen der Jahreszeiten und der Elemente. Die Bilddokumentation der Fresken, mit Erläuterung der Ikonografie ist in den «Erdteilallegorien» der Universität Wien einsehbar [https://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/altenburg-pb-horn-stift-bibliotheksvestibuel].

[16] Der 1739 im Alter von erst 28 Jahren gewählte Abt Benedikt Pacher hat an der Benediktineruniversität von Salzburg studiert. Hier lernt er sicher die Arbeit von Paul Troger in der Kajetanerkirche kennen. Als Abt von Ettal  wäre ein Beizug von Matthäus Günther, der 1745 noch im nahen Rottenbuch arbeitet, näherliegend. Dieser ist aber wahrscheinlich (Amorbach, Rottenbuch, Paar) unabkömmlich. Eher bewirbt sich Zeiller in Kenntnis des Wiederaufbaus von Ettal selbst, vielleicht mit Hinweis auf seine Tätigkeit bei Paul Troger und mit Empfehlung des Benediktinerabtes von Füssen. Dieser ist ein Cousin dritten Grades und könnte den Werdegang der Zeiller-Brüder verfolgt haben. Matsche (1970) nennt keine Vermittlungen. Das Fresko im niederbayerischen Fürstenzell (Zisterzienser, Bistum Passau), die einzige grössere Arbeit Zeillers vor 1747, dürfte dem Abt jedenfalls nicht bekannt sein.

[17] Die Rundkuppel hat einen Durchmesser von 25,3 Meter, ihr Scheitel liegt in 40 Meter Höhe. Zeiller malt über 500 Figuren eines Benediktinerhimmels. Das Thema des Freskos: Die Glorie des hl. Benedikts mit der hl. Dreifaltigkeit an der östlichen Kuppelseite (dem Eintretenden sofort sichtbar) unter Teilnahme aller Heiligen des Benediktinerordens, die Päpste und Kardinäle unten links, die Bischöfe unten rechts, die Mönche im Norden (links) die Nonnen im Süden (rechts) und dahinter, im Westen, die weltlichen Heiligen und Wohltäter des Ordens.

[18] Matsche 1970. Das lichte Element der Kuppel von Ettal ist auch den grossen Fenstern des (gotischen) Tambours geschuldet. Das entsprechende Rottmayr-Vorbild («Maria Himmelfahrt», restauriert 1997–2000) der Peterskirche von Wien entbehrt nicht nur des Lichtes, auch das nach römischer Art eher düstere, rötlich-gelbbraune Raumkleid tragen zum Eindruck einer Farblosigkeit bei. Siehe das Innenpanorama der Wiener Peterskirche in [http://quebec360.com/medias/panoramas/autres-villes-other-cities/Vienna/peterskirche/]

[20] Das Wappentier des Bauherrn Benedikt III. Pacher ist ein kniendes Einhorn, dasjenige der Abtei ist (in Blau) das silberne Gnadenbild. In der Kartusche über dem Triumph sind die beiden Wappen malerisch vereint.

[22] Franz Matsche (1970) glaubt, dass Zeiller nicht nur Ottobeuren, sondern schon Fürstenzell dem Münchener Baumeister Johann Michael Fischer zu verdanken habe. Fischer ist aber zur Zeit der Berufung Zeillers 1744 nicht mehr in Fürstenzell, er zieht sogar seinen Bautruppe ab, und kann den in Niederösterreich tätigen Maler auch nicht kennen. Zudem ist bei keinem seiner Bauwerke ein Einfluss auf die Wahl der Freskanten nachgewiesen. Die Äbte, etwa von Zwiefalten oder Ottobeuren, hätten sich dies nie gefallen lassen. Zur Stiftskirche Ottobeuren siehe den Beitrag in dieser Webseite.

[23] Zu den Lehrern von Franz Anton in Augsburg, Johann Evangelist Holzer und Gottfried Bernhard Göz und auch zu Franz Anton Zeiller selbst siehe die Biografie in dieser Webseite. Abt Gallus Zeiller von Füssen ist ein Cousin von Johann Jakob und Franz Anton Zeiller.

[24] Zu Johann Michael Fischer, Johann Michael Feichtmayr und Johann Joseph Christian siehe die Biografien in dieser Webseite.

[25] Franz Matsche 1970. «Mit diesem Fresko ist ein Endpunkt der barocken Deckenmalerei erreicht, über den hinaus es keine Entwicklung mehr geben kann, ohne mit der Tradition zu brechen. Dennoch steht dieses Fresko dem Klassizismus, der eine Scheidung von Deckenbild und Realraum vornimmt, so fern wie nur irgend möglich, denn es ist nur für den Raum denkbar, für den es tatsächlich geschaffen wurde; es ist auf seine besondere Weise ein illusionistisches Fresko der barocken Deckenmalerei» schreibt Matsche anschliessend.

[26] Die Kirche ist eine interessante Wandpfeiler-Emporenhalle mit zentralisierender Tendenz. In die Chorkuppel malt Zeiller die Anbetung des Lamms durch die Vierundzwanzig Ältesten. In der Mittelkuppel malt er die Glorie des hl. Augustinus und der Angehörigen seines Ordens. In der Kuppel über der Orgelempore (Psallierchor) ist die Bekehrung des hl. Augustinus dargestellt. Unter der Orgelempore zeigt das Fresko die Vertreibung der Wechsler und Händler aus dem Tempel.

[27] Franz Matsche 1970.

[28] Nach Matsche (1970) ist die Stichkappen-Flachtonne gemauert, was aber statisch nicht möglich ist.

[29 In Bichlbach wird 1690 eine Handwerkerzunft für das Gericht Ehrenberg gegründet. 1693 baut der Füssener Baumeister Johann Jakob Herkomer in der Nähe die Zunftkirche St. Joseph. Zunftmitglieder sind auch der in Messkirch wohnhafte Franz Singer und die in Luzern tätigen Brüder Jakob und Johann Anton Singer.

[30] Franz Thomas Leu (1756–1800) aus Braz bei Bludenz. Er tritt 1776 bei Zeiller ein und bleibt bis 1780. Die Veröffentlichung der Biografie Zeiller erfolgt durch Johann Georg Meusel 1794 in «Neues Museum für Künstler und Kunstliebhaber – Drittes Stück».
[https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/neues_museum_kuenstler_kunstliebhaber1794bd3/0003]

[31] Franz Matsche 1970

[32] Ignaz Franz Keil von Umhausen im Tirol. Er stirbt 1814 in Bern. Sein Geburtsdatum ist unbekannt und schwankt zwischen 1727 und 1744. Werke in der Portenkirche Fürstenzell (zerstört), 1782/86 für Ottobeuren (Attenhausen 1785) und in Bern (Burgerbibliothek 1789).

[33] Joseph Anton Köpfle (1757–1843) aus Höfen bei Reutte. Er arbeitet noch mit Zeiller in der Johanneskirche von Feldkirch bis 1780. Akademiebesuch 1787–1789 in Augsburg. Von 1796 bis 1820 ist er bekannter Fassadenmaler im Lechtal. 1801 malt er das Deckenfresko der Pfarrkirche Elmen.

[34] Im 1761 erstellten Deckenfresko des Psallierchors Fischingen wird ein Maler, der sein Werk betrachtet, als Selbstbildnis Johann Jakob Zeillers vermutet (Knöpfli 1946). Der Maler trägt hier keine Perücke und hat eine Stirnglatze. Weil Zeiller das Gesicht dieses Malers eher voller und weniger ernst als im Porträt malt, streitet Matsche (1970) die Darstellung als Selbstbildnis ab.

[35] Cesare Ripa beschreibt 1603 die «Pittura» als schöne Frau mit gewölbten Wimpern, welche auf grossartige Gedanken hinweisen. Ihren Mund bedeckt sie mit einem hinter den Ohren geknüpftem Band. Den verschlossenen Mund deutet Ripa als Schweigsamkeit, weil die Maler Geheimnisse ihrer Auftraggeber bewahren müssen.

[36] Cesare Ripa beschreibt 1603 die «Imitatione» als Frau, die in der rechten Hand einen Bund Pinsel (!), in der linken  eine Maske trägt und zu ihren Füssen einen Affen stehen hat. Mit den Pinseln in der Hand ist sie Instrument der Kunst und Nachahmerin der von der Natur produzierten Farben und Figuren, auch als Nachahmerin der Kunst selbst. Der mit seinen Gesten die Menschen nachahmende Affe und die Maske des Schauspielers, der das Verhalten der Menschen imitiert, sind stellvertretende Symbole der «Imitatione».

 



Werkverzeichnis

1. Johann Jakob Zeiller als Mitarbeiter von Paul Troger 1733–1744
mit gekennzeichnete Werke = gut erhalten. Mit ~ gezeichnet = schlecht oder verändert erhalten. x = zerstört.

Jahr Arbeitsort Werk

 

1733 Altenburg NÖ
Benediktinerabtei
Hauptkuppelfresko in der der Stiftskirche.                   

1734 St. Andrä an der Traisen NÖ 
Augustiner-Chorherrenstift   
Deckenfresken (ausser über Empore) in der
ehemaligen Stiftskirche, heute Pfarrkirche.

1734 St. Pölten NÖ
Augustiner-Chorherrenstift
Deckenfresken der Bibliothek, heute
Bischofsbibliothek.

1735 Heiligenkreuz Gutenbrunn NÖ
Wallfahrtskapelle beim Schloss
Deckenfresken mit Architekturmalerei
von Domenico Francia. Heute Schlosskapelle.

1735 Seitenstetten NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko im Festsaal mit
Scheinarchitekturrahmung.

1736 Altenburg NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko im Festsaal (Marmorsaal)

1737 Röhrenbach NÖ
Gruftkapelle bei der Pfarrkirche
Deckenfresken in der Gruftkapelle
der Grafen Kuefstein.

1737–
1738
Geras NÖ
Prämonstratenserstift
Deckenfresko im Treppenhaus
zum Sommerrefektorium (zerstört)

x

1738 Geras NÖ
Prämonstratenserstift
Deckenfresko im Sommerrefektorium
mit Scheinarchitektur (Quadratur) von Zeiller.

1738 Altenburg NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko im Treppenhaus (Kaisertreppe)
des «Marmortraktes», Quadratur von Zeiller.

1739 Melk NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko im Festsaal der Prälatur,
Quadraturmalerei Zeiller mit Gaetano Fanti.

1740 Wien
St. Nikolaikirche
Deckenfresko in der ab 1736 erbauten
Kirche, 1784 mit dem Abriss der Kirche zerstört.

x

1740– 1741 Seitenstetten NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko in der Bibliothek.

1741–
1742
Pressburg (Bratislava) Slowakei
Elisabethinen-Kloster
Kuppelfresken der Kirche
(Kostol a kláštor svätej Alžbety).

~

1742 Altenburg NÖ
Benediktinerabtei
Deckenfresko der Bibliothek.

 

2. Eigene Freskenwerke von Johann Jakob Zeiller 1739–1780
mit √ gekennzeichnete Werke = gut erhalten. Mit ~ gezeichnet = schlecht oder verändert erhalten. x = zerstört.

Jahr Ort Arbeit Bauherr
1739
~
Rosenau (Zwettl NÖ) Schloss- Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit Gewölbefresken in Chor, Kuppel und über Empore, Quadraturmalerei im Chor nicht ursprünglich. Emporenfresko ist original erhalten. Leopold Christoph Graf von Schallenberg
1742
Altenburg, NÖ Benediktinerabtei
Bibliothek und Vorraum
Zehn allegorische Wandfresken über den Bücherschränken der Bibliothek. Im Vestibül Deckenfresko in der Scheinkuppel und acht Wandfresken in der umlaufenen Attikazone. Abt OSB
Placidus Much
1744–
1745
Fürstenzell NB
Zisterzienserabtei
Stiftskirche
Deckenfresken im Chor und Langhaus.
Beschrieb Bauwerk und Fresken in dieser Webseite unter «Orte»>«Fürstenzell».
Abt OCist
Stephan III. Mayr
1745
x
Irsham NB
Pfarrkirche
In die Pfarrkirche von Fürstenzell malt Zeiller ein Fresko, das mit dem Abbruch der Kirche 1807 verschwindet. Abt OCist
Stephan III. Mayr
1746
Aldersbach NB
Zisterzienserabtei
Deckenfresken in der Sakramentskapelle am Chorhaupt, in der Sakristei und in der Abtskapelle. Abt OCist
Theobald Reitwinkler
1747
x
Ettal OB
Benediktinerabtei
Konventflügel Süd
Im Ovalsaal des 1822 abgebrochenen Südflügels malt Zeiller «Die Anbetung des Lamms durch die Vierundzwanzig Ältesten». >Gehe zum Entwurf. Abt OSB
Benedikt Pacher
1748–
1752
Ettal OB
Benediktinerabtei
Stiftskirche
Kuppelfresko («Benediktinerhimmel» als erstes grosses Hauptwerk von J. J. Zeiller). Wandfresko 1752 über dem Triumphbogen. Abt OSB
Benedikt Pacher
1752
Benediktbeuern OB
Benediktinerabtei
Anastasiakapelle
Kuppelfresko mit vier Zwickelkartuschen, im Bau von Johann Michael Fischer, mit J. Michael Feichtmayr, Matthäus Günther und Jacopo Amigoni. Abt OSB
Leonhard Hochenauer
1752–
1753
Bichl OB
Pfarrkirche St. Georg
Kuppelfresko im Chor, unter und über der Orgelempore und in der Hauptkuppel.
Baumeister ist Johann Michael Fischer
Abt OSB
Leonhard Hochenauer
1753
x
Ettal OB, Kapelle
Johann-Nepomuk
Zerstörte Kuppelfresken in der nach 1803 zum Wohnhaus umgewandelten Kapelle am Dorfausgang. Abt OSB
Benedikt Pacher
1753–
1755
Ettal OB
Benediktinerabtei
Sakristeien, Chor- und Kapitelsaal
Im Quertrakt östlich des Chors malt Zeiller in den Sakristeien des Erdgeschosses in Temperatechnik (bestehender Stuck) und freskiert den Chorraum und den Kapitelsaal des Obergeschosses. Abt OSB
Benedikt Pacher
1753
Dickelschwaig OB Gertrudiskapelle Gewölbefresko in der bei Ettal gelegene Kapelle. Abt OSB
Benedikt Pacher
1755
Iffeldorf OB Pfarrkirche St. Veit Chor- und Langhausfresken der Wessobrunner Patronatskirche. Abt OSB Beda Schallhammer
1755
Breitenwang Tirol Pfarrkirche
St. Peter und Paul
Architekturmalerei mit Scheinkuppel und Fresko im Chor der damaligen Pfarrkirche von Reutte.
Leistung von J. J. Zeiller ohne Bezahlung.
Pfarrgemeinde Breitenwang. Alter Patronatsherr:
St. Mang Füssen
1756–
1760
Ottobeuren OB
Benediktinerabtei
Stiftskirche
In Zusammenarbeit mit Franz Anton Zeiller werden bis 1760 alle Gewölbefresken des Kirchenneubaus gemalt. Siehe dazu den Plan der Konzepte und der Arbeits-Anteile der beiden Cousins. Abt OSB
Anselm Erb
1761
Fischingen TG
Benediktinerabtei
Psallierchor
Decken- und Wandfresken im oberen Chor der Stiftskirche. Abt OSB
Nikolaus Degen
1763–
1764
Ottobeuren OB
Benediktinerabtei
Stiftskirche
Deckenfresken in der Vorhalle. Gewölbefresken in den epistelseitigen Oratorien des Chors und im darunterliegenden Beichthaus. Abt OSB
Anselm Erb
1765
Eschenlohe OB
Pfarrkirche
St. Clemens
In der Ettaler Patronatskirche bemalt Zeiller die Chorkuppel mit gewölbefüllendem «stucco finto» und einem Deckenbild. Abt OSB Bernhard II. von Ettal
1766
x
Fürstenzell NB
Zisterzienserabtei
Bibliothek
Das Fresko der Bibliothekdecke, eine Gemeinschaftsarbeit mit Matthäus Günther, wird um 1800 zerstört Abt OCist
Otto Prasser
1766
~
Fürstenzell NB
Zisterzienserabtei
Ostflügel-Treppe und  Salettl.
Das Deckenfresko über dem grossen Treppenhaus des Ostflügels ist (stark übermalt) erhalten. Die Malereien im Gartenpavillon (Salettl) sind eine Rekonstruktion. Abt OCist
Otto Prasser
1767–
1768
~
Suben am Inn OÖ
Augustiner-Chorherrenstift
Stiftskirche
Gewölbefresken der Stifts- und heutigen Pfarrkirche, nach Übermalung in Ölfarben im 19. Jahrhundert wird 1952 eine Freilegung versucht. Sie misslingt im Chor. Im Langhaus nur Fresken unter der Orgelempore und in Abseiten-Kapellen als Werke Zeillers erhalten. Propst OA Ildefons Schalkhammer
1771

Asbach im Rottal NB
Benediktinerabtei
Refektorium
Im Refektorium malt Zeiller das Deckenfresko in scheinarchitektonische Rahmen (klassische Quadratur ohne «stucco finto») . Abt OSB
Maurus III. Wimmer
1775–
1776
Elbigenalp Tirol
Pfarrkirche
St. Nikolaus
Chor- und Langhausfresken mit «stucco finto» im ganzen Kirchenraum. Pfarrei Elbigenalp
Patronatsherr:
St. Mang, Füssen
1777
~
Erkheim OB
Pfarrkirche St. Maria
Chorausmalung in «stucco finto» mit Deckenfresko, 1900 übermalt und mit Verlusten 1954 freigelegt. Patronatsherr ist die Reichsabtei Ottobeuren
1778
Bichlbach Tirol
Pfarrkirche
St. Laurentius
Ausmalung Chor- und Langhaus-Gewölbe mit Deckenfresken in Scheinarchitektur-Rahmung mit Rocaille-«stucco finto» und Kartuschenbilder. Pfarrei Bichlbach Patronatsherr:
St. Mang Füssen
1779– 1780
x
Feldkirch Vorarlberg
Johanneskirche
Die Ausmalung wird nach 1806 zerstört. Patronatsherr: Ottobeuren

 

3. An Ort erhaltene Altarblätter von Johann Jakob Zeiller

Jahr Kirche Altäre
1738 Japons bei Geras NÖ, Pfarrkirche          Joseph- und Anna-Altar
1745 Fürstenzell NB, Stiftskirche Hochaltar (Mariä Himmelfahrt)
1746 Fürstenzell NB, Stiftskirche Nepomuk- und Bernhard-Altar
1756 Oberammergau OB, Pfarrkirche        Antonius- und Barbara-Altar (nur Oberblätter)
1761 Ettal OB, Stiftskirche Korbinian-Altar
1761 Hinterhornbach Tirol, Pfarrkirche Hochaltar Maria zum guten Rat
1762 Ottobeuren OB, Stiftskirche Nikolaus- und Antonius-Altar
1762/63 Ottobeuren OB, Stiftskirche Alexanderaltar (Querhaus Ost) mit Auszugsblatt
1762/63 Ottobeuren OB, Stiftskirche Pius-Altar (Querhaus West) mit Auszugsblatt        
1763 Ottobeuren OB, Stiftskirche Hochaltar (Hl. Dreifaltigkeit) 5,9 x 11,8 m
1768 Suben am Inn OÖ, Stiftskirche Anna-Altar
1776 Stockach Tirol, Pfarrkirche Hochaltar (Hl. Familie)
1776 Braz Vorarlberg, Pfarrkirche Marienaltar
1777 Stanzach, Tirol, Pfarrkirche Hochaltar (Hl. Michael)

 

 

 

Selbstporträt von Johann Jakob Zeiller um 1762. Der Maler sitzt in fast frontaler, aufrechter Haltung vor einem Tisch. In der rechten Hand hält er die Palette und verschiedene Pinsel, in der linken einen weiteren Pinsel. Er blickt den Beobachter mit wachem und leicht ironisch wirkendem Gesichtsausdruck entgegen. Der Hell-Dunkel-Effekt wird durch ein kräftiges Seitenlicht erzeugt und legt die linke Körperhälfte in den Schatten. Seine Kleidung ist unprätentiös. Mit dem braunen, kragen- und knopflosen Rock und dem Hemd mit modischen Ärmelrüschen will er sich, ohne jede barocke Künstlerallüre, als vertrauenswürdiger Handwerker ausweisen. Die strenge Sitzposition und der hochgebundene Hemdkragen betonen diese Absicht. Einziges Zugeständnis an Repräsentation ist der blaue Schulterumhang. Auch trägt er eine modische Haarbeutelperücke.
Speziell interessant im Künstlerporträt Zeiller sind die barocken Attribute und Allegorien, die  als Anspielungen auf seinen Beruf und sein Arbeitsethos gelesen werden sollen. Sie werden damals von den gelehrten Benediktinern verstanden.
Mehr dazu im Text unten.
Johann Jakob Zeiller lernt das Handwerk beim Vater in Reutte, der ihm anschliessend eine Ausbildung in Rom und Neapel ermöglicht. 1732 geht er als Geselle zu Paul Troger nach Wien und wird dessen engster Mitarbeiter. Er ist hier auch Quadraturmaler. Ab 1739 führt er eigene Aufträge in Niederösterreich aus. Mit den grossen Freskenaufträgen in Fürstenzell, Ettal und Ottobeuren ist er nach 1744 vorwiegend in Süddeutschland und in der tirolischen Heimat anzutreffen. Die Gemeinschaftsarbeit mit seinem Cousin Franz Anton Zeiller in Ottobeuren ist Höhepunkt seines Wirkens. Er ist ausschliesslich Maler sakraler Bildkonzepte, deren Themen er als einer der letzten barocken Monumentalmaler universell beherrscht. In den späteren Werken wechselt er in seinen Fresken von der«Quadratura» zum fingierten Rokokostuck.
Portrait_Zeiller_Ottobeuren
Land (heute)
Tirol A
Bistum 18. Jahrhundert
Augsburg
Land (heute)
Tirol A
Bistum 18. Jahrhundert
Augsburg
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