Lorenzo Sciascia (1643–1694)

Baumeister in Oberbayern


Roveredo
Lorenzo Sciascia wird 1643 in Roveredo geboren. Er ist damit im gleichen Alter wie sein Dorfgenosse Enrico Zuccalli[1] , auch Altersgenosse von Antonio Riva[2] und von Giovanni Antonio Viscardi[3] aus dem Nachbardorf San Vittore. Roveredo im südbündnerischen Misox beherbergt zu dieser Zeit eine Reihe berühmter Baumeister und Stuckateure. Anders als die nach Rom orientierten Tessiner Baumeister sind die Misoxer als Baumeister und Stuckateure im deutschsprachigen Gebiet jenseits der Alpen tätig. Zur Zeit der Lehre des Lorenzo Sciascia um 1658/62, also nach dem Dreissigjährigen Krieg, sind Baumeister aus Roveredo auch im Kurfürstentum Bayern tätig. Es sind Caspare I und Cristoforo II Zuccalli,[4] welche 1657–1662 das Kloster Gars am Inn bauen.

Die Sciascia
Der Name ist italienisch und wird «schascha» gesprochen.[5] Mehrere Baumeister dieses Namens sind im deutschsprachigen Gebiet tätig, aber nur von den zwei Meistern Domenico und Lorenzo sind ihre Tätigkeiten bekannt. Die Familie stirbt 1823 aus. Lorenzo Sciascia könnte ein Neffe des berühmteren Domenico Sciascia sein, der seit 1640 als Stiftsbaumeister von St. Lambrecht in der Steiermark wirkt und dort sesshaft wird.[6] Der junge Lorenzo dürfte deshalb seine Lehre bei einem der regelmässig im Winterhalbjahr nach Roveredo zurückehrenden Meister abgeschlossen haben. Nicht nur die beiden in Bayern tätigen Zuccalli, auch die jeweils aus Schwaben zurückkehrenden Baumeister Comacio, Serro oder Barbieri kommen als Lehrmeister in Frage. Dass Sciascia schon früh in einem der Bautrupps dieser Meister in Deutschland arbeitet, zeigt auch seine flüssige Schreibweise der deutschen Kurrentschrift und damit sicher auch der deutschen Sprache. Heute wird er mit demjenigen Sciascia identifiziert, dessen Ehefrau Dominica (de Christophoris) Zuccalli Anfang 1683 stirbt.[7] Weder über die Persönlichkeit noch über die Familie des Baumeisters ist weiteres bekannt. Er hat sich nie dauerhaft in Bayern niedergelassen. In den Wintermonaten hält er sich in Roveredo auf. Bekannt sind nur seine Werke der 1670er- und 1680er-Jahre in Oberbayern. Nach 1690 versiegen die Quellen. Er muss sich schon früh nach Roveredo zurückgezogen haben. Glaubt man den Notizen im Pfarrarchiv, könnte eine Gichtkrankheit der Grund sein. Er stirbt 1694 in seinem Heimatdorf mit erst 51 Jahren.
Weil ihn ein Chronist des 19. Jahrhunderts für Traunstein 1694 (Chor-Neubau) und 1704 (Wiederaufbau nach Brand) erneut als Baumeister nennt, glauben Biographen lange an zwei gleichnamige Baumeister in Bayern.[8]


Werke

Herrenchiemsee
In den frühen 1670er Jahren arbeitet Lorenzo Sciascia im Werktrupp von Caspare I Zuccalli, der zu dieser Zeit in Andechs, München-Forstenried und Altötting tätig ist. 1675 erhält Zuccalli den Auftrag für den Bau der Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein und setzt Sciascia als Palier ein. Dieser wird aber 1676 vom Propst des Chorherrenstifts Herrenchiemsee, Rupert Kögl, mit der Neugestaltung der Domstiftskirche beauftragt.[9] Sciascia baut hier unter Belassung der mittelalterlichen Türme bis 1678 eine Wandpfeiler-Emporenhalle. Die Stuckaturen erstellen der Schwager Giulio Zuccalli und der Tessiner Francesco Brenni. Dem «Inseldom» von Herrenchiemsee blüht nach der Säkularisation ein trauriges Schicksal. Er wird 1816 in ein Bräuhaus verwandelt, die Türme und der Chor werden abgebrochen und das Langhaus in Stockwerke unterteilt. Nur die Gewölbe mit den Stuckaturen bleiben erhalten.

   
  Kloster und Kirche der Augustiner-
Chorherrenpropstei Herrenchiemsee.
Ausschnitt aus einem Wandbild 1710 in der
ehemaligen Propstei.
Foto: Bieri 2007.

Traunstein
Nach 1676 ersetzt Antonio Riva in Traunstein als Palier den nun selbständigen Sciascia. Der Baumeister Caspare I Zuccalli stirbt 1678. Inzwischen ist das Langhaus der Kirche St. Oswald im Rohbau vollendet. Sciascia wird trotzdem als Baumeister genannt, auch weil er 1684–1685 zwei Bruderschaftsoratorien baut, die den Turm flankieren.[10] 1694 kann der Chor nach langen Bemühungen um eine Bewilligung neu gebaut werden. Wieder wird Sciascia als Baumeister genannt, obwohl von ihm nach 1690 keine Tätigkeit in Bayern bekannt ist. Eine Planung mit Modell und Kostenvoranschlag (2695 Gulden) aus seiner Hand sind zwar Grundlagen des Chorneubaus. Der Baubeginn nach neunjährigem Wartens auf die Genehmigung aus München lässt aber vermuten, dass die Planung ein ähnliches Alter hat. Für die Bauausführung darf Sciascia deshalb nicht mehr genannt werden. Die Kirche ist heute, nach Bränden von 1704 und 1851 mit den anschliessenden Neubauten von Chor (1855) und Westfront (1895) nur noch im Langhaus in ihrer barocken Gestalt erhalten. Die mehrfache Nennungen von Lorenzo Sciascia, Antonio Riva und 1684 erstmals auch von Giovanni Antonio Viscardi[11] bedeuten eigentlich nur, dass die von Caspare I Zuccalli geplante und begonnene Kirche nach 1678 durch Landsleute aus dem Misox fertiggestellt worden ist.
Dass Sciascia als Baumeister in Traunstein geschätzt ist, zeigen zwei weitere Bauwerke der Stadtpfarrei. Deren Pfarrherr, der kurfürstliche Geistliche Rat Georg Ignaz Scherer, überträgt ihm schon 1679 den neuen Pfarrhof in Haslach und 1685 auch die Turmobergeschosse der Pfarrkirche Haslach.

Werke bis 1687
Sciascia kann jetzt mit Empfehlungen des Zuccalli-Kreises in München und den Referenzen aus Herrenchiemsee und Traunstein rechnen und wird schnell zum gesuchten Baumeister im Chiemgau. In Vachendorf baut er die neue Pfarrkirche. In Grabenstätt erweitert er das Schloss und baut eine Schlosskapelle. In Antwort bei Endorf kann er ebenfalls eine neue Pfarrkirche errichten. An die Stadtpfarrkirche Rosenheim baut er die Erasmuskapelle. Ausserhalb des Chiemgaus baut er 1682 den neuen, mächtigen Kirchturm der Franziskanerkirche in Berchtesgaden, auf dem Pankrazfelsen von Karlstein bei Reichenhall baut er die Wallfahrtskirche St Pankraz. Sie ist das heute am ursprünglichsten erhaltene Kirchenbauwerk des Baumeisters Sciascia. Der Turm in Berchtesgaden und die Pankrazkirche sind, wie der erste Auftrag, Aufträge von Augustiner-Chorherrenstiften.
   
  Der Kirchturm der
Franziskanerkirche
Berchtesgaden (1682).
Foto:
Renardo la vulpo 2017.
  Die Pankranzkirche auf
dem Karlstein bei
Reichenhall (1686)
Foto:
Franzi-45.
Die Beliebtheit der freischaffenden Baumeister aus Roveredo im Kurfürstentum ist vor allem ihrem Organisationstalent und ihren Pauschalangeboten, jeweils mit den entsprechenden Sicherheitsverpflichtungen verbunden,  zu verdanken. Erst die grossen Konkurrenten in Schwaben, die Vorarlberger, können um diese Zeit mit dem gleichen Modell konkurrenzieren.[12] Das Bauvolumen, das Sciascia in den 1680er Jahren bewältigt, ist beeindruckend und zeigt auch, dass er gute Paliere auf seinen Baustellen beschäftigt. Ihre Namen sind leider nicht überliefert.

Weyarn
1686 schliesst Sciascia mit Propst Gelasius Harlas des Augustiner-Chorherrenstifts Weyarn den Akkord zum Neubau der Stiftskirche. Er baut sie, unter Belassung des Glockenturms, von 1687 bis um 1690. Die neue Stiftskirche ist eine vierjochige, tonnengewölbte Wandpfeilerhalle mit einem zweijochigen Chor. Ihr Innenraum ist von ausgewogenen Proportionen. Die Kirche wird als das Hauptwerk von Lorenzo Sciascia bezeichnet. [13]
 

Der Innenraum der ehem. Stiftskirche Weyarn.
Foto: Bieri 2024.

Sciascia Vertrag zwischen Probst Gelasius und Lorenzo Sciascia vom 8. Oktober 1686. Quelle: Archiv des Erzbistums München-Freising.

Sachrang
Die Pfarrkirche St. Michael in Sachrang wird 1687–1688 von Maurermeister Wolfgang Steindlmüller gebaut. Seine ursprüngliche Planung wird aber zuerst durch den Salzburger Baumeister Johann Kaspar von Zuccalli und ein zweites Mal von Lorenzo Sciascia verändert. Die Stuckaturen stammen von seinen Schwagern, den Brüdern Pietro und Giulio Zuccalli.[14]
 
Foto: Fassade der Kirche St. Michael in Sachrang, nach veränderter Plnung von Lorenzo Sciascia gebaut bis 1688. Beispiel einer weisssen Architekturmalerei von Baumeistern und Stuckatueren aus Südbünden. Foto: Rufus46 (2009).



Gmund am Tegernsee

1688–1690 baut Sciascia in Gmund am Tegernsee mit der Pfarrkirche St. Ägidius sein letztes grösseres Werk. Hier schliesst er den Akkord über 6000 Gulden, der auch den Dachstuhl mit der Bedachung des Neubaus umfasst, mit dem Abt des Klosters Tegernsee. Die einfachen Stuckaturen lässt er nun durch seinen Bautrupp ausführen. Die Kirche von Gmund ist das letzte bekannte grössere Bauwerk von Lorenzo Sciascia.
 


Foto: Die Kirche St. Ägidius in Gmund am Tegernsee ist das letzte Bauwerk von Lorenzo Sciascia vor seinem krankheitsbedingten Rückzug in die Heimat. Foto: Ricardalovesmonuments 2019.

Pius Bieri 2023

Literatur

Zendralli, Arnoldo Marcelliano: Graubündner Baumeister, Zürich 1930.
Anmerkung: Der erste Band von Zendralli († 1961) erscheint in deutscher Sprache. Zendralli führt hier zwei gleichnamige Baumeister, Lorenzo Scascia I (†1694) und II († nach 1707) auf.
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: I Magistri Grigioni, Poschiavo 1958. Seconda edizione 2013.
Anmerkung: Der zweite Band von Zendralli († 1961) ist umfangreicher und bietet mehr Informationen, enthält aber auch vermehrt wenig gesicherte Daten. Zendralli nennt hier Lorenzo Sciascia I mit dem Tod 1694 (mit Gicht) in Roveredo, im Alter von 51 Jahren.
Bomhard, Peter von: Kloster Herrenchiemsee, in: Jahrbuch für altbayerische Kirchengeschichte. München 1966.
Anmerkung: Im Beitrag zu Herrenchiemsee ist ein Werkverzeichnis von Lorenzo Sciascia enthalten. Bomhard verwendet konsequent den bayerisch geschriebenen Namen Sciasca. Er schreibt hier: «Angaben im bisherigen Schrifttum, nach welchen Sciasca die durch den Stadtbrand 1704 beschädigte Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein geleitet habe (u. a. Kstdkm. Obb., II, S.1719) sind nach Ausweis der Kirchenrechnungen und Bauakten im Stadtarchiv und Stadtpfarrarchiv Traunstein irrig und beruhen offenbar auf Verwechslungen.
Bomhard, Peter von: Beiträge zum Werk des Graubündener Baumeisters Lorenzo Sciasca, in: Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst 8, 1974, S. 56–84.
Anmerkung: «Sciasca» und «Graubündener» sind bayerische Schreibweisen. 
Pfister, Max: Baumeister aus Graubünden, Chur 1993.
Anmerkung: Lorenzo Sciascia II († nach 1707) wird zwar noch erwähnt, eine Tätigkeit als Baumeister in Bayern aber bezweifelt. Die Nennung eines Lorenzo II basiert auf der Mitteilung von G. Hager in den «Kunstdenkmale» (Stadt Traunstein) 1902, dass ein Lorenzo Sciascia 1694–1696 den Chor der Stadtpfarrkirche umgebaut und nach einem Brand von 1704 die Kirche bis 1707 wieder aufgebaut habe.
Kühlenthal, Michael (Hrsg.) Graubündner Baumeister und Stukkateure. Locarno 1997.
Anmerkung: Umfassender Beitrag zu den Meistern aus Roveredo und San Vittore, insbesondere von Petr Fidler zu Domenico Sciascia.

Anmerkungen:

[1] Enrico Zuccalli (um 1643–1723) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[2] Antonio Riva (um 1645–1713), aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite unter https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/h-r/Riva_Antonio.html

[3] Giovanni Antonio Viscardi (1645–1713) aus San Vittore. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite unter: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Viscardi_Giov_Antonio.html

[4] Caspare I Zuccalli (um 1629–1678). Er holt 1669 seinen Schwager Enrico Zuccalli nach München. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite unter: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Zuccalli_Gaspare_I.html
Domenico Cristoforo II Zuccalli (um 1625–1702). Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite unter: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Zuccalli_Domenico_Cristoforo_II.html

[5] In Bayern ist bei den Kunsthistorikern die Namensform Sciasca (sprich Schaska) beliebt. Auch Scascia unterschreibt später mit manchmal «Sciassia» (sprich Schassia). Im Vertrag von Weyarn schreibt aber der Bauherr dem Namen korrekt und der Baumeister unterschreibt ebenfalls richtig mit Sciascia. Diese Schreibweise hat sich dank seines berühmteren Verwandten Domenico Sciascia heute durchgesetzt.

[6] Domenico Sciascia (1599/1603–1679), Klosterbaumeister in der Steiermark.
Siehe zu Domenico Sciascia das HLS: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024493/2011-03-04/

[7] Siehe auch Anmerkung 8. Seine Schwager sind die Stuckateure Giulio und Giovanni Pietro (de Christophoris) Zuccalli, die 1686–1696 in Oberbayern (Hl. Blut Rosenheim, Sachrang, Herrenchiemsee) tätig sind. Im Februar 1687 schliesst «capomastro Lorenzo Sciascia» in Roveredo einen Geldhandel mit dem Schwager Pietro Zuccalli.

[8] Auch Zendralli führt 1683 zweimal Lorenzo Sciascia auf, der im Februar die Ehefrau durch Tod verliert und dann schon einen Monat später Agnese Mazio heiratet. Aus dieser kurzen Reihenfolge (die auch durch ungenaue Eintragungen entstanden sein könnte), hält sich seit Zendralli in Verbund mit der Falschmeldung von 1694/1704 Traunstein der Hinweis auf einen Lorenzo Sciascia II, von dem allerdings keine Lebensdaten bekannt sind und den Bomhard schon 1974 als Phantombaumeister entlarvt.

[9] Die Stiftskirche von Herrenchiemsee ist gleichzeitig  Domkirche des Bistums Chiemsee. Die Klostergebäude sind seit 1644 in mehreren Etappen neu gebaut worden. Nur der Fürstenstock, der Prälaturflügel und der Seminarflügel werden nach dem Kirchenbau ab 1701 bis 1740 erstellt. Baumeister sind 1644 Jakob Kurrer S.J.; 1701 Antonio Riva; 1726 liefert P. Joseph Guldimann S. J. den Entwurf. Zu diesen drei Baumeistern siehe die Biografien in dieser Webseite.

[10] Die beiden Kapellen dienen nach dem Kirchenbrand 1851 als Schullokale und werden 1885 abgebrochen.

[11] Er liefert Kostenvoranschläge und Pläne für Turmneubauten in Traunstein und in Haslach, vielleicht als Beauftragter in Hofbaudiensten. Der Turmneubau in Traunstein wird aber nicht ausgeführt.

[12] Ein Beispiel dafür bietet die letzterwähnte Wallfahrtskirche auf dem Pankrazfelsen. Hier schliesst Sciascia den Akkord zum Abbruch der alten und zur Errichtung der neuen Kirche einschliesslich des Dachstuhls und des Daches, der Glaser- und der Schlosserarbeiten. Für den Materialtransport auf den Felsen errichtet er einen Aufzug.

[13] Siehe zur Stiftskirche die Dokumentation in dieser Webseite unter: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/s-z/Weyarn.html

[14] Die Kirche ist zwar nur eine Planungsüberarbeitung von Lorenzo Sciascia, aber aussen ein schönes Beispiel der weissen Architekturmalerei, wie sie die Baumeister und Stuckateure aus Südbünden in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts pflegen. Sie wenden aber in der Regel die Nagelrisstechnik an und füllen nur die damit erzeugte Architekturgliederung mit Kalkschlämme, während die Wandfläche im Naturton belassen wird.

 

 




Chronologie der bekannten Werke von Lorenzo Sciascia
Erhaltungszustand heute:
Ø: zerstört; T: Teilweise, stark umgebaut oder rekonstruiert erhalten; E: Vollständig erhalten

Alle Bauwerke liegen im damaligen Kurfürstentum Bayern (Altbayern), Regierungsbezirk Oberbayern. Grundlagen der Werkliste: Peter von Bomhard 1966 und Max Pfister 1993.

Jahr Ort Bauwerk Beschrieb; Tätigkeit Bauherr
1676–
1786
Ø
Herrenchiemsee
Stifts-und Domkirche des Augustiner-Chorherrenstifts
Neubau der Stiftskirche («Inseldom») unter Belassung der mittelalterlichen Kirchtürme. Stuckaturen von Giulio Zuccalli.
Einweihung 1679. Zerstörung 1816.
Stift Herrenchiemsee
Propst Rupert Kögl
1678–
1694
T
Traunstein.
Stadtpfarrkirche
St. Oswald
Neubau des Langhauses. 1675 Baubeginn durch Caspare I Zuccalli. Sciascia ist Palier bis 1676, dann folgt Antonio Riva. 1678, nach dem Tod von Zuccalli Bauweiterführung unter Sciascia. 1684/85 Anbau der Bruderschafts-Oratorien. Planung zu Chorneubau 1694. Brände 1704 und 1851. Erhalten ist nur das Langhaus. Pfarrei Haslach-Traunstein (Georg Ignaz Scherer, Dr. theol., kurfürstlicher Geistlicher Rat) und Stadtkammer Traunstein
1679
Ø
Haslach bei Traunstein
Pfarrhof
Neubau des Pfarrhofes. Brand 1718. Pfarrei Haslach-Traunstein (s. oben)
1680–
1682
T
Vachendorf bei Traunstein
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Neubau der Pfarrkirche unter Beibehaltung des alten Turms. Vertreter der Pfarrei:
Pfarrer Johann Oppenrieder. Die Kirche brennt 1891. Gewölbe und Turmhelm sind neubarocke Gestaltungen.
Stift Baumburg
Propst Patritius Mändl
1682–
1684
E
Berchtesgaden
Franziskanerkirche
Turmneubau an die damalige «Kirche im Anger» der Stiftspropstei. Stift Berchtesgaden
Propst Maximilian Heinrich von Bayern
1683/85
Ø
Grabenstätt am Chiemsee
Schloss
Erweiterung des Schlosses und Bau einer Schlosskapelle, 1834 durch Brand zerstört. Johann Ludwig Widerspacher
1684
Ø
Traunstein
Kapuzinerhospiz
Ausbau des Kapuzinerhospizes «bis unter das Dach». Stadtkammer Traunstein
1685
E
Haslach bei Traunstein
Pfarrkirche Mariä Verkündigung
Neubau Turmobergeschoss (nach Plan von Giovanni Antonio Viscardi). Pfarrei Haslach-Traunstein (Georg Ignaz Scherer)
1686–
1689
E
Karlstein bei Reichenhall
Wallfahrtskirche St. Pankraz
Neubau der Wallfahrtskirche auf dem Pankrazfelsen. Baubeginn 1687. Die Kirche ist ohne Veränderungen erhalten. Stift Reichenhall
Propst Bernhard II Rottenwalder
1687/88
E
Antwort bei Endorf
Filial- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt
Neubau der Kirche und des Kirchturms.
Weihe 1697.
Stift Herrenchiemsee
Propst Rupert Kögl
1687
Ø
Rosenheim
Stadtpfarrkirche St. Nikolaus
Neubau der Erasmuskapelle. 1880 abgebrochen. Stadtpfarrei Rosenheim
1687–
1690
E
Weyarn
Augustiner Chorherren
Stiftskirche
Neubau der Stiftskirche unter Belassung des Turms. Einweihung 1693. Stift Weyarn
Propst Gelasius Harlas
1687–
1688
E
Sachrang
Pfarrkirche St. Michael
Planung des Kirchenneubaus, mit Johann Kaspar von Zuccalli. Ausführung Maurermeister Wolfgang Steidlmüller.
Stuck Pietro und Giulio Zuccalli.
Maximilian II. Johann Franz Graf von Preysing-Hohenaschau
1688–
1690
E
Gmund am Tegernsee
Pfarrkirche St. Ägidius
Neubau unter Beibehaltung des Turms. Weihe 1693. Behebung von Gewölbeschäden 1695 durch Antonio Riva und Giovanni Rigaglia. Abtei Tegernsee
Abt Bernhard Wenzl
1690
Ø
Baumburg
Stiftskirche des Augustiner-Chorherrenstifts
Barockisierung der Stiftskirche (Zuschreibung), Neubau schon 1754. Vermutung weiterer Bauten vor 1690 am Kloster. Totalverlust an Gebäuden und Dokumenten anlässlich der Säkularisation. Stift Baumburg
Propst
Michael Doegger

 

Die 1687–1690 gebaute Stiftskirche von Weyarn ist das Hauptwerk von Lorenzo Sciascia. Im Bild der Innenraum.
Foto: Bieri 2023.
Lorenzo Sciascia ist einer der Baumeister aus dem südbündnerischen Roveredo, welche nach dem Dreissigjährigen Krieg in zweiter Generation das barocke kirchliche Baugeschehen in Kurbayern prägen. Bis 1676 arbeitet er als Palier von Caspare I Zuccalli und wirkt dann als Baumeister bis 1690 im oberbayerischen Chiemgau. Seine Hauptwerke Herrenchiemsee und Weyarn sind bedeutende Klosterkirchen. Beides sind Wandpfeilerhallen, wie er in diesem Typus auch weitere Kirchen baut. Über seine familiären Verhältnisse ist nur bekannt, dass er Schwager der beiden Stuckateure Pietro und Giulio Zuccalli ist. Er stirbt früh mit 51 Jahren.
Land (heute)
Schweiz
Bistum 18. Jahrhundert
Chur
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Bistum 18. Jahrhundert
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Lorenzo Sciascia (1643–1694)