Bregenzer Maurermeister und Architekt
Michael Kuen wird gegen 1610, vermutlich in der stiftskemptischen Herrschaft Hohenegg,[1] geboren. Mit seinen älteren Brüdern Kaspar (ca. 1605–1691, Maurer) und Jakob (ca. 1600–ca. 1650, Maurer) wird er um 1635 als Maurermeister in Bregenz sesshaft. Ein weiterer Bruder Johann (ca. 1600–1635, Maurer) ist 1634 als Beisasse in Bregenz erwähnt. Michael heiratet um 1640 Maria Jäger. 1642 wird sein Sohn und Nachfolger Johann Georg Kuen geboren. 1651 bezieht die Familie ein Haus an der Kirchstrasse in Bregenz.
Ab 1639 bis 1656 ist er hauptsächlich für Instandstellungen von Bauten in Bregenz nachweisbar. Erste Neubauten sind das Gasthaus «zum Löwen» und ein Anbau an das Rathaus in der Oberstadt. 1662–1667 plant und baut er im Auftrag der Benediktinerabtei Mehrerau die Wallfahrtskirche Maria Bildstein. An der bescheidenen Kirche zeigt er frühbarocke Reife. 1663–1685 kann er das von den Schweden zerstörte Dominikanerinnenkloster Löwental (nördlich dem heutigen Friedrichshafen, nach 1812 zerstört) wiederaufbauen.
Für die Grafen von Montfort hat er vermutlich bereits 1659 die Spitalkapelle in Tettnang erbaut. Nun kann 1665–1668 ihr Schloss in Langenargen bauen (es ist heute zerstört). 1667 baut er in Tettnang, wieder für die Montfort, das «alte» Schloss (heute Rathaus). Nach weitern Bauten in Bregenz ist er 1669 in Einsiedeln nachgewiesen, wo er vermutlich bereits 1670 vom neu gewählten Fürstabt Augustin II. für die Gesamtplanung des Klosterneubaus beigezogen wird. Er wird zum Baumeister dieses ersten barocken Bauabtes in Einsiedeln.
Für ihn baut er 1671, nun zusammen mit seinem Sohn Johann Georg, das neue Schloss in Ittendorf und erweitert die dortige Kirche St. Martin. Es ist der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit dieses Abtes mit dem Sohn, der nun praktisch auschliesslich für den Einsiedler Abt am Klosterneubau arbeitet und den Vorarlbergern den Weg nach Westen ebnet.
Vater Michael Kuen zieht sich wieder nach Bregenz zurück. Hier errichtet er für 1675 für das Franziskanerinnen-Kloster im Thalbach zwei Flügel. Den Hauptflügel darf sein Konkurrent Michael Thumb aus Bezau bauen, dem die Schwestern ursprünglich den ganzen Bau verdingt haben. In Bregenz ist er inzwischen geachteter und vermögender Baumeister. Nach Entwürfen seines Sohnes baut er 1684 das «Das Newe Spithal und Seelhaus am See» (heute Inselstrasse 8). Der letzte städtische Auftrag, das 1686 begonnene Gredhaus, führt sein Sohn zu Ende.
Am 10. September 1686 stirbt Michael Kuen in Bregenz.
In seiner Kirche Maria Bildstein, die seit der Erneuerung von 1879 das barocke Innere verloren hat, ist vor Jahren ein Porträt entfernt und ins Museum nach Bregenz verbracht worden. Es zeigt einen etwa sechzigjährigen Mann im grünen Leibrock, einen behäbigen sympathischen barocken Bürger, der mit der rechten Hand auf ein kleines Zeichenbrett mit Plan und Malutensilien deutet. Das Gemälde ist erst 1765 von Marti Leon Zeuger gemalt worden. In der unteren linken Ecke steht, nochmals später aufgebracht, «Michael Kuen Baumeister der Wallfahrtskirche zu Bildstein. 1663–1670». Ob das Porträt nach einer älteren Vorlage gemalt ist? Meisterbildnisse um 1670 sind ausserordentlich rar, die Darstellung weist ins 18. Jahrhundert. Es könnte, wie Oscar Sander vermutet, sogar den Adlerwirt und Baumeister Johann Michael Beer I von Bildstein darstellen. Mit diesem Porträt werden uns beide Baumeister sofort sympathisch.
Pius Bieri 2008
Lieb, Norbert und Dieth, Franz: Die Vorarlberger Barockbaumeister, München 1967.
Oechslin, Werner (Hrsg.): Die Vorarlberger Barockbaumeister, Ausstellungskatalog, Einsiedeln 1973.
Sandner Oscar: Die Kuen, Konstanz 1962.
[1] Sein Bruder Jakob Kuhn wird als «aus der Herrschaft Hohenegg» herkünftig verzeichnet und liefert an Fürstabt Roman Giel von Gielsberg in Kempten um 1642 Pläne für den Neuaufbau der Abtei. Die Herrschaft Hohenegg kommt 1671 als Lehen der Fürstabtei Kempten an Habsburg. Ihr Mittelpunkt ist Weitnau, dazu gehören Ebratshofen (Grünenbach) und Rechtis.
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