Franz Anton Kuhn wird am 7. September 1679 in Bregenz als Sohn des Baumeisters Johann Georg Kuen und der Anna Barbara Lorenz geboren. Er ist das dritte von sechs Kindern. 1691 sterben im Abstand von nur wenigen Monaten seine Eltern. Mit 13 Jahren kommt er nach Wolfratshausen in Oberbayern. Er beginnt hier in der Bildhauerwerkstätte des Anton Krinner eine vierjährige Lehre. Zeuge beim Verding ist sein 17-jähriger Bruder Johann. Um 1700 ist er als Bildhauer wieder in seiner Heimat tätig. Er arbeitet für den Bregenzer Bildhauer Johann Winkel. Spätestens 1713, wahrscheinlich aber einiges früher arbeitet er in Böhmen. In Osek baut Octavio Broggio[1] die Klosterkirche und die Konventbauten der Zisterzienserabtei. Stuckateur ist Giacomo Antonio Corbellini.[2] Franz Anton Kuhn ist der Bildhauer aller barocken Steinplastiken am Äusseren und der Bildhauerarbeiten im Innern. Er ist auch Bildhauer für weitere böhmische Kirchen und schafft die Plastik der Rosslenker auf der Aussentreppe des Schlosses in Veltrusy. 1719 kehrt er nach Bregenz zurück und wird Ratsherr. In Wangen im Allgäu baut er 1719–1721 die Schaufassade des neuen Rathauses. 1720 erstellt er für sich das Haus an der Kornmarktstrasse 5. Im gleichen Jahr erstellt er für die Stiftskirche zu Weingarten die Steinplastiken am Frontispiz[3] und 1721 die ausdrucksvollen Stuckplastiken der acht Propheten an den Vierungspfeilern. Weitere Holzplastiken erstellt er im Auftrag der Jesuiten für den Xaveriusaltar der Stadtpfarrkirche in Feldkirch.
1723 heiratet er die Tochter seines 1711 verstorbenen Meisters, Maria Johanna Winkel. 1726 erbt er das Haus der Schwiegereltern am Kornmarktplatz 8.
Fürstabt Thomas Schenklin von Einsiedeln erteilt ihm im gleichen Jahr den Auftrag für die Marienstatue auf dem Giebel der Kirchenfassade und für weitere fünf Statuen auf dem Frontispiz.
Die Werke nach 1723 sind nur noch dürftig nachgewiesen. 1733 ist er als Schöpfer der Nepomukstatue an der gleichnamigen Kapelle des Johann Caspar Bagnato in Messkirch und für weitere Arbeiten im Dienst des Fürsten von Fürstenberg nachgewiesen. Ein Ratskalender aus 1731 im Format 52,5 auf 102 Zentimeter weist ihn auch als guten Kupferstecher aus.
Am 17. August 1742 stirbt Franz Anton Kuen im Alter von 63 Jahren in Weingarten.
Seine Arbeiten zeigen ihn als vielseitigen Bildhauer, zuerst als stärkste Begabung in Böhmen und zwischen 1720 und 1725 in führender Stellung im Bodenseegebiet. Vor allem die Steinplastiken, beinflusst vom radikalen böhmischen Barock, weisen ihn als hervorragenden Künstler aus. Mit dem Auftreten von Diego Francesco Carlone und Egid Quirin Asam und der Hinwendung zum Rokoko verliert er an Einfluss. Für die Fassadenplastiken der neuen Stiftskirche in Mehrerau wird er 1739 bereits nicht mehr beigezogen.
Pius Bieri 2010
Benutzte Literatur:
Lieb, Norbert und Dieth, Franz: Die Vorarlberger Barockbaumeister, München 1967.
Oechslin, Werner (Hrsg.): Die Vorarlberger Barockbaumeister, Ausstellungskatalog, Einsiedeln 1973.
Sandner, Oscar: Die Kuen, Konstanz 1962.
Sander, Oscar: Kuen, Franz Anton, in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 217 f.
[2] Giacomo Antonio Corbellini (1674–1724) aus Laino, Val d'Intelvi.
[3] Unter der Leitung von Donato Giuseppe Frisoni.
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