Wolfgang Andreas Heindl (~1693–1757)

Maler und Gastwirt in Wels

Wels
Wolfgang Andreas Heindl ist als Sohn eines Bindermeisters in Linz aufgewachsen. Ein Eintrag zu seiner Geburt fehlt in den Taufbüchern der Stadtpfarrei Linz. Als der Maler am 28. Juli 1757 in Wels stirbt, wird im Sterbebuch angefügt: «Alt 64 Jahr». Demnach wäre er 1693 geboren. Am 29. Oktober 1719 meldet das Trauungsbuch der Stadtpfarre Wels die Heirat des «edl und kunstreichen Wolffgang Andre Heindl, Maller und Hausmaister im Cremsmünsterischen hauss alhier, noch ledigen Standts, des Ehrengeachteten Herr Mathias Heindl, Burgerlicher Pindtermeister in Linz Sohn». Seine Ehefrau ist Eva Maria, Tochter des Leinwebers Matthias Stieglmayr. Der junge Heindl wohnt demnach als Hausmeister im Stadthaus der Abtei Kremsmünster. Im Hausmeisteramt des Kremsmünsterer-Hofes in Wels ist der Maler Cyprian Wimperger sein Vorgänger. Dieser stirbt 1719. Der einträgliche Verwalterposten wird anschliessend von Abt Alexander II. Strasser an Heindl vergeben. Die Verwaltung des Kloster-Freihofs ermöglicht eine nebenberufliche und von der städtischen Zunft unabhängige Malertätigkeit. Mit der Vergabe des Hausmeisteramtes betreibt Kremsmünster eine verdeckte Förderung von Künstlern und Kunsthandwerkern. 
Dem Ehepaar Heindl werden 14 Kinder geboren. 1746 leben noch acht Söhne und eine Tochter. Die beiden Söhne Franz Xaver (1722–1772) und Ignaz (1727–1791) folgen dem Beruf des Vaters und beide erwerben später das Bürgerrecht in Wels.
Heindl erwirbt das Bürgerrecht von Wels 1735, löst im gleichen Jahr das klösterliche Dienstverhältnis auf und macht sich als Maler und Gastwirt selbständig. Er erwirbt einen Gasthof am Stadtplatz von Wels. Er ist als meist abwesender Gastwirt allerdings wenig erfolgreich und auch als Maler schlechter Wirtschafter. Als er am 28. Juli 1757 stirbt, hinterlässt er Schulden. Die Witwe, die 1765 stirbt, muss das Haus deswegen verkaufen.

Die Tätigkeit als Maler
Der künstlerische Werdegang Heindls ist nicht erfasst. Weder sein Lehrmeister noch seine Gesellenjahre sind bekannt. Cyprian Wimperger, der Vorgänger im Kremsmünsterer-Hof, muss 1704 auf Anweisung des Abtes junge Leute «wegen Lehrung der Maller Kunst» aufnehmen. In diesem Jahr wäre auch der Lehrbeginn des jungen Heindls. Er tritt die Lehre aber vermutlich noch in Linz an. Hingegen ist eine spätere Gesellentätigkeit bei Wimperger in Wels wahrscheinlich. Viele stilistische Gemeinsamkeiten der Werke beider Künstler deuten darauf hin. Sein Biograf Guldan beschreibt Heindl als Autodidakten. Er verfüge nicht über die Schulung bei einem Italiener, was die zeitgenössische Grundvoraussetzung für Anerkennung bei höfischen Auftraggeber bedeute. Ihm gehe damit die Aura des Virtuosentums ab. Seine Auftraggeber sind deshalb meist kunstverständige Prälaten, welche die mehr volksnahe und  phantasievolle Malerei des Künstlers schätzen lernen.


Das Freskenwerk in Niederbayern

Von allen Werken Heindls liegt einzig die Abtei Metten nicht im damaligen Bistum Passau, das sich entlang der Donau bis vor Bratislava ausdehnt. Ausserhalb dieses Donaugebietes sind keine Arbeiten Heindls bekannt. Obwohl er auf österreichischem Boden geboren ist und auch in Oberösterreich wohnt, liegen die ersten grossen Werke Heindls im heutigen Niederbayern.

St. Nikola in Passau
Sein Können zeigt der 24-jährige Heindl schon 1717 beim ersten Grossauftrag für die Gewölbe- und Kuppelfresken der Augustiner-Chorherrenstiftskirche St. Nikola in Passau. Der aus dem Burgenland stammende Propst Joseph Griesmiller[1] lässt durch Baumeister Jakob Pawanger die Stiftskirche umbauen. Der in Passau bekannte Paolo d’Allio ist Stuckateur. Wie aber der junge Malergeselle Heindl zu diesem frühen Grossauftrag gekommen ist, der ihm 1787 von Meidinger zugeschrieben wird, bleibt völlig offen. Hier darf ein Einfluss des Malers Wimperger oder des Abtes von Kremsmünster vermutet werden.[2]
Die Fresken von St. Nikola sind jetzt nach 150 Jahren Nutzung der Kirche als Magazin soweit wie möglich wieder restauriert (Neuweihe 1960). Von den ursprünglich 87 kleineren und grösseren Bildfelder in den Gewölben sind aber viele nicht mehr original erhalten.
   
 
  Die Gewölbe- und Kuppelfresken in
St. Nikola in Passau (1717/18).
Foto: Ricardalovesmonuments
2019 in Wikipedia.
Im weniger betroffenen, grossen Vierungskuppel-Fresko malt Heindl eine Mariä Himmelfahrt in einem scheinperspektivischen Illusionsraum, der getreu der Vorlage des Paters Andrea Pozzo eine Säulenarchitektur mit einer Scheinkuppel darstellt.[3] Die Scheinarchitektur ist für Heindl aber nicht Selbstzweck, sondern Bühne für die Gruppenkomposition der Himmelfahrt.

Niederaltaich[4]
1719 erhält Heindl den Auftrag für die Ausmalung der neuen Gewölbe in der Klosterkirche Niederaltaich. Erl ist inzwischen selbständiger Maler und Nachfolger von Ciprian Wimperger im Kremsmünsterer-Hof von Wels. Dass ihn, wahrscheinlich auf Anraten von Baumeister Pawanger, Abt Joscio mit diesem grossen Auftrag betreut, kann als Bestätigung seiner Arbeit in St. Nikola gesehen werden. Stuckateure sind die ebenfalls schon in Passau tätigen Giovanni Battista d'Allio III mit seinem Bruder Sebastiano Domenico. Vielleicht ist schon jetzt  auch Franz Joseph Holzinger beteiligt.[5] In Niederaltaich malt Heindl in dreieinhalb Sommerperioden, von 1719 bis 1722, über zweihundert grössere und kleinere Gewölbefresken. Der Freskenzykus folgt einem detaillierten Programm von Subprior P. Ambros Ruepp[6] der seinen ausführlichen Bildanweisungen jeweils eine Skizze beifügt. Der Maler Heindl übersetzt die Vorgaben souverän in eine spätbarocke Bildersprache. 1725 und 1726 erstellt Heindl auch die Fresken im oberen Psallier- oder Regularchor, in der darunterliegenden Sakristei und in den beiden grossen, 1815 abgebrochenen Seitenkapellen. Hier ist als Stuckateur nun nur noch Holzinger tätig. Heindl malt aber in Niederaltaich nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Bibliothek und im Sommerrefektorium. Beide Räume sind nicht mehr erhalten.
   
 
  1719/22 malt Heindl die
Gewölbefresken in der Abteikirche
Niederaltaich. Foto: Bieri 2023.

Metten[7]
Der Freskenzyklus der Benediktiner-Klosterkirche ist der dritte grosse Auftrag des jungen Heindls. Wie vorher in Niederaltaich, arbeitet er hier 1723 bis 1724 mit dem Stuckateur Holzinger zusammen. Während Holzinger in dieser Periode alle Stuckaturen in Chor und Langhaus erstellt, hält sich für das grosse Deckenfresko des Chors (Erlösung der Menschheit durch die Dreifaltigkeit) und für die beiden Wandfresken (hl. Scholastika und hl. Benedikt) hartnäckig die Zuschreibung an Cosmas Damian Asam. Er wird als Entwerfer der Fresken bezeichnet, obwohl kein Entwurf vorhanden ist. Ihre Ausführung wird von der Kunsthistorik auf 1715 verlegt. Wieder ist Meidinger Quelle dieser Zuweisung. «Die Frescomalerey im Prespyterio ist von Asam, die übrige von Heindl», schreibt er 1790. Allerdings ist keine weitere Quelle vorhanden und Asams Anwesenheit 1715 in Metten ist nicht möglich. Dass der Biograf Ernst Guldan Heindl als «Nachfolger Asams in Metten» beschreibt, ist deshalb irritierend.[8] Vielleicht hat Heindl dieses Fresko wirklich nicht gemalt, auch nicht nach einem unbekannten Entwurf Asams.
   
 
  1723/24 ist er in der Abteikirche
Metten tätig. Foto: Bieri 2024.
Seine Arbeit in Metten mit einem grossen, die vier Joche zusammenfassenden Langhausfresko,acht Wandpfeiler-Gewölbefresken, zwei grösseren Gewölbefresken über Orgelempore und Vorraum und 29 Stichkappen- und Zwickelbilder ist trotzdem beachtlich. Guldan beschreibt 42 Fresken von Heindl im Kirchenraum von Metten.

Rinchnach[9]
Abt Joscio Hamberger beauftragt 1727 die kurz vorher noch in Niederaltaich wirkenden Meister Johann Michael Fischer, Franz Joseph Holzinger und Wolfgang Andreas Heindl mit dem Umbau der Propsteikirche Rinchnach. Der Bau wird von Propst Placidus Haiden geleitet, der auch das Programm der Fresken vorgibt, die Heindl 1728 ausführt. Zu drei grösseren Deckenbildern und einer kleinen Mittelkuppel gesellen sich auch in Rinchnach viele begleitende und erläuternde kleinere Bilder. «Heindl ist eher auf erzählerische Ausbreitung der Details als auf einprägsame grosse Bildwirkung bedacht. Die pompösen Architekturkulissen der Gastmahlszenen sind kompliziert verschachtelt; der Figurenstil weist manieristische Züge auf.»[10]
   
 
  Die Fresken in der Propsteikirche
Rinchnach (1728) sind ein weiterer
Auftrag der Abtei Niederaltaich.
Foto: Bieri 2024.


Freskenwerke in Österreich

Alle grösseren Freskenarbeiten Heindls in Österreich sind Aufträge von Äbten der beiden oberösterreichischen Benediktinerstifte Lambach und Kremsmünster. Kleinere Aufträge erhält er von Pfarrgemeinden und vom Kollegiatstift Spital am Pyhrn. Für ein Gartenhaus in Wels erstellt er sein vermutlich einziges profanes Deckenfresko.

Lambach
Noch vor dem Auftrag für Rinchnach wird Heindl 1724 vom Abt des Stiftes Lambach mit der Ausmalung der Kuppel und der Kreuzarme in der Kalvarienbergkirche auf dem Pfisterberg bei Lambach betreut. Es ist der erste grosse Auftrag in Österreich. Der Zentralbau wird schon 1722 fertiggestellt, fast gleichzeitig mit der Wallfahrtskirche zur Hl. Dreifaltigkeit in Stadl-Paura, die ebenfalls ein Bauwerk des Stiftes Lambach ist.
Das dortige Kuppelfresko mit der Verherrlichung der Trinität ist ein Werk von Carlo Innocenzo Carlone. Es wird von Heindl als Anregung für  die Kalvarienbergkirche genommen. Heindl führt hier seine Figuren nicht kreiskonzentrisch um ein lichtes Zentrum,sondern belebt den Himmel mit freien Gruppen. Nur die scheinarchitektonischen Kuppelränder und Zwickelmalereien sind noch stark mit Stadl-Paura verwandt. Für die Ausmalung der Kalvarienbergkirche verlangt Heindl 500 Gulden. Für die Kuppelausmalung der Wallfahrtskirche in Stadl-Paura (mit ähnlicher Fläche) zahlt der gleiche Abt an Carlone und seinen Quadraturisten Messeta 4250 Gulden. Gesuchte Maler sind im Barock die bestverdienende Künstlergruppe. Heindl zählt nicht zu ihnen.[11] Im Stift Lambach malt er um 1740 auch die Fresken im zweigeschossigen Sommerrefektorium, dessen Stuckaturen von Diego Francesco Carlone schon seit 1708 ausgeführt sind.
 
  Für das Stift Lambach freskiert
Heindl schon 1724 die Kuppel der
Kalvarienbergkirche und kann 1740
auch die Fresken im Sommer-
Refektorium malen.
Foto: Thomas Ledl 2024.

Kremsmünster
Nicht überraschend erteilen die Äbte des Benediktinerstiftes Kremsmünster Haindl eine Vielzahl von Freskenaufträgen. Schon früh erhält er von seinem Mentor, dem Abt Alexander II. Strasser, Aufträge auch für Freskenarbeiten. Erhalten sind die Fresken in der Prälatensakristei (~1725). Abt Alexander III. Fixlmillner erteilt um 1738 den Auftrag für die Ausmalung der neuen Wallfahrtskirche auf dem Kremsmünsterer Kalvarienberg. In die Kuppel malt Heindl in einer zum Himmel geöffneten Scheinarchitektur die Himmelfahrt Christi. Der gleiche Abt lässt Heindl 1739 in der neu umgebauten Akademischen Kapelle vier Deckengemälde mit marianischen Themen malen. Die acht Emblembilder über den beidseitigen Wand- und Fensternischen sind Camaïeu-Fresken, die Heindl aus einem theologischen Werk übernimmt.[12] Das Hochaltarblatt der Akademischen Kapelle stammt von Cyprian Wimperger, als dessen wahrscheinlicher Geselle Heindl den ersten Grossauftrag in St. Nikola zu Passau 1717 durchführen kann.
Abt Alexander III. erteilt Heindl auch Aufträge für die Ausmalung von inkorporierten Pfarrkirchen der Abtei, so 1742 für die Ausmalung der Pfarrkirche Viechtwang.Den letzten bedeutenden Freskenzyklus kann Heindl 1748 in der dem Stift Kremsmünster inkorporierten Pfarrkirche St. Georg in Pfarrkirchen bei Bad Hall verwirklichen.
   
 
  1738 kann er für Kremsmünster
die Wallfahrtskirche auf dem
Kalvarienberg freskieren.
Foto: Isiwal 2020 in Wikipdia.
Im Auftrag des Abtes Alexander III. malt er hier die Gewölbefresken in der umgebauten Kirche. Es handelt sich um drei grössere Langhausfresken im dreischiffigen Innenraum, einem Kuppelfresko im Chor und zehn kleineren Fresken in den Seitenschiffen und unter der Empore.  
1748 malt er die Deckenfresken der Kirche St. Georg in Pfarrkirchen bei Bad Hall malen. Foto: Isiwal 2021 in Wikipedia.  

Weitere Freskenarbeiten
In Wels malt Heindl um 1720 sein einziges profanes Deckengemälde. Im zweigeschossigen Gartengebäude der Hohenfelder Benefiziaten, einem Bau des Baumeisters Johann Michael Prunner, ist im ovalen Mittelsalon eine Szene aus der griechischen Mythologie 1970 noch erhalten.[13]
Propst Mark Anton Steinwald vom Kollegiatstift Spital am Pyhrn lässt 1734 Heindl die zweijochige Sakristei und die ebenfalls zweijochige Schutzengelkapelle ausmalen.
In Linz werden ihm (und abwechselnd auch Bartolomeo Altomonte) die 1737 entstandenen, heute stark veränderten Ausmalungen der Johann-Nepomuk-Kapelle an der Stadtpfarrkirche zugeschrieben. Auch das ebenfalls übermalte Kuppelfresko in der Linzer Maria-Thal-Kapelle von 1747 soll von Heindl stammen.
1751 ist er in der Pfarrkirche St. Stephan von Hartkirchen zusammen mit dem Linzer Architekturmaler Matthias Dollicher tätig. Heindl malt die figuralen Partien der Ausmalung.
Ein grösseres Spätwerk ausserhalb der Stiftsaufträge ist die Ausmalung der Pfarrkirche von Hofkirchen an der Trattach. 1754 kann Heindl im Auftrag des Pfarrers die Deckenfresken im dreijochigen Langhaus und das Kuppelfresko im Chor malen.


Heindl als Leinwandmaler und Zeichner

Der Leinwandmaler

Als Maler von Altarblättern, Kreuzwegen und Gemälden ist Heindl äusserst produktiv. Über 200 Gemälde sind erhalten. Davon sind 130 Kreuzwegbilder, die Heindl in elf Zyklen zwischen 1733 und 1754 ausliefert. Die Kreuzwege sind allerdings Werkstattarbeiten ohne grosse Ansprüche. Selbst die weiteren Gemälde und Altarblätter zeigen unterschiedliche Qualität. Heindl ist ein Maler der zweiten Reihe und kann mit seinem gleichalterigen Antipoden, dem auch in Oberösterreich bekannten und gesuchten Bartolomeo Altomonte[14] nicht konkurrieren. Selbst seine Auftraggeber ziehen für die Altarblätter andere Maler (Altomonte, Unterberger, Carlone) vor. Gerhard P. Woeckel urteilt über Heindl 1970: «Im Ganzen gesehen sind jedoch die Ölgemälde des Welser Malers zweifellos weit schwächer als die von ihm ausgeführten Fresken. Auf sie ist in erster Linie seine künstlerische Begabung fixiert». In der hier angefügten Werkliste werden die Altarblätter und Kreuzwegbilder aufgeführt.

Der Zeichner und Entwerfer
Nur wenige Zeichnungen Heindls sind erhalten. Ein Freskenentwurf zur Grablegung Christi für den östlichen Kreuzarm der Kalvarienbergkirche, der in der Albertina liegt, weist ihn als guten Zeichner mit sicherer Hand aus. Wahrscheinlich wird er schon früh als Maler und Erbauer der Kulissen und Architekturen für die vielen kirchlichen Schauspiele des Barocks beigezogen. Die benötigten Ausführungszeichnungen und auch die aus vergänglichen Materialien hergestellten Aufbauten sind schon längst nicht mehr vorhanden. Aber mit seinen Angeboten als Globalunternehmer für Altäre und für bildhauerische Arbeiten führt er später diese Entwurfstradition weiter. Erhalten sind Entwürfe von 1748 für die Mariensäule vor dem Minoritenkloster in Wels.

Text: Pius Bieri 2024

Literatur:

Guldan, Ernst: Wolfgang Andreas Heindl. Wien 1970.
Anmerkung: Dieses umfangreiche Standardwerk bildet die Hauptquelle der vorliegenden Kurzbiografie.

Literatur

[1] Joseph Griesmiller (1662–1741) aus Schloss Breitenbruck bei Linz, Propst in St. Nikola 1712–1741. Er lässt ab 1716 die Stiftskirche durch den Domkapitel-Baumeister Jakob Pawanger (1680–1743) umbauen.
Als Stuckateure zieht er Paolo d’Allio und dessen Sohn Giovanni Battista d'Allio III aus Scaria in der Valle d’Intelvi bei. Paolo d’Allio hat vorher in Passau für Pawanger (Bauherr: Fürstbischof Joseph Dominikus Graf von Lamberg) gearbeitet. Das Kircheninnere von St. Nikola wird im 19. Jahrhundert weitgehend zerstört.

[2] Die Zuweisung von Franz Sebastian Meidinger 1787 lautet «Das Fresko Gemälde ist von N. Heindl aus Wels». Eine weitere Quelle fehlt. Eine vorherige Arbeit Heindls oder eine vorherige Zusammenarbeit mit dem Baumeister Pawanger oder mit den Brüdern d’ Allio ist nicht bekannt. Der auftraggebende Propst oder die beteiligten Baumeister und Stuckateure müssen deshalb auf den Maler Wimperger und seinen Gesellen im Kremsmünsterer-Hof aufmerksam gemacht worden sein, vielleicht durch Abt Alexander II. Strasser, der Heindl zwei Jahre später auch die Nachfolge Wimpergers in Wels vermittelt. Interessant an der Zuschreibung 1787 einzig an Heindl ist allerdings, wie Kunsthistoriker nur den Ausführenden nennen, obwohl für den Auftrag eher Ciprian Wimperger verantwortlich sein könnte. Denn welcher verantwortungsbewusste Prälat überträgt einen solchen Auftrag einem Malergesellen?

[3] P. Andrea Pozzo veröffentlicht die Anleitung zur perspektivischen Konstruktion der Scheinkuppel von Sant’Ignazio in Rom in «der Mahler und Baumeister Perspectiv» 1708/11. Das Kuppelfresko von St. Nikola ist eine frühe Anwendung  der Pozzo-Theorie. Im gleichen Jahr wendet es auch Cosmas Damian Asam ein erstes Mal in der Pfingstkuppel von Weingarten an.

[4] Zu den Themen der Fresken in Niederaltaich siehe den hier beigefügten Grundrissplan.

[5] Zum fast gleichalterigen Franz Joseph Holzinger siehe die Biografie in dieser Webseite.

[6] P. Ambros Ruepp (†1727) ist zur Zeit der Konzepterarbeitung 1718/19 Subprior und Professor der Theologie, auch Pfarrprovisor von Niederaltaich. Vom Maler verlangt er, sich bei jedem Bild an das Konzept und an die jeweiligen Bildskizze zu halten. Im Diarium des Kloster wird er als «picturarum et inscriptionum, queis splendet templum Altachense, ingeniosus Auctor» genannt.

[7] Zu den Themen der Fresken in Metten siehe den hier beigefügten Grundrissplan.

[8] Die Zuschreibung vieler Kunsthistoriker (Meidinger 1790, Mittermüller 1856, Guldan 1970, Verena Friedrich 1995, Dehio 2008 und 2016) erfolgt ausschliesslich aufgrund des noch italienisch beinflussten Malstils und mit Übernahme der Meidinger-Zuschreibung. Alle Quellen, selbst zum angenommenen Erstellungsjahr 1715, fehlen aber. Seit 1953 wird ein undatiertes und unbetiteltes Skizzenblatt Asams als Freskenentwurf für das Langhaus Mettens angesehen. Es zeigt den Triumph des hl. Michael, und damit eine Themenwiederholung des Engelsturzes am Hochaltar, was in einem Freskenprogramm einer Klosterkirche kaum toleriert würde. Auch hat das Gewölbeformat der Asam-Skizze nicht die geringste Ähnlichkeit mit Metten. Aufgrund der Zuschreibung Meidinger und trotz ihren Widersprüchen schreibt selbst der Heindl-Biograf Ernst Guldan 1970, dass man «das Mettener Presbyteriumsfresko daher zumindest im Entwurf auf Cosmas Damian Asam zurückführen dürfe». Anders sehen dies aber Asam-Biografen wie E. Hanfstaengl (1939) und Bruno Bushart, der auch im späteren und umfassenden Asam-Werkverzeichnis von 1986 für Metten keine Fresken aufführt. Abt Roman II. erwähnt für 1715 das Hochaltarblatt Asams, für das er 500 Gulden bezahlt. Decken- und Wandfresken werden von ihm nicht erwähnt. Zudem hat der Chor bis 1723 keine Stuckaturen. Dass Holzinger den Régencestuck 1723 den bestehenden Fresken anpasst, ist zwar eine verwegene Annahme, aber nicht unmöglich. Die fraglichen Fresken, falls wirklich um 1715 ausgeführt, könnten einen Zusammenhang mit Asam haben, die Ausführung stammt aber sicher nicht von ihm. Neu ist nur, dass Kunsthistoriker ein Fresko einem Maler zuschreiben, von dem sie wissen, dass er es nicht gemalt haben kann.

[9] Zu den Themen der Fresken in Rinchnach siehe den hier beigefügten Grundrissplan.

[10] Michael Brix im Dehio Niederbayern 2008. Der Biograf Ernst Guldan äusserst sich nicht über die 1959 freigelegten, aber erst 1990/97 von einem damaligen Eingriff wieder befreiten Fresken.

[11] Nicht nur die fehlende Abkömmlichkeit der «Virtuosen» (wie von Asam 1715 in Metten), auch deren Honorarforderungen mögen Gründe für die zunehmende Bevorzugung einheimischer, weniger umfassend gebildeter Künstler sein. Dies trotz der hohen Wertschätzung von Hofkünstlern und Italienern durch die Prälaten. Der fehlende wirtschaftliche Erfolge von Heindl liegt in seinen (für Maler des Barocks) bescheidenen Forderungen.
Noch extremer sind die Unterschiede bei den Kosten von Altarblätter. So erhält Carlo Innocenzo Carlone 1723 für ein Seitenaltarblatt in Stadl-Paura 900 Gulden, Martino Altomonte 1722 für das Hochaltarblatt 800 Gulden. Für das zweite Seitenaltarblatt verlangt der Genuese Domenico Parodi gar 1592 Gulden. Demgegenüber erhält Heindl in Viechtwang 1742 für das Hochaltarblatt 140 Gulden. In Sankt Pankraz erstellt Heindl 1752 einen Hochaltar als Generalunternehmer mit allen Kunstschreiner-, Bildhauer-, und Fassmalerarbeiten für 800 Gulden, der Entwurf stammt aber von Franz Joseph Ignaz Holzinger und das Altarblatt bestellt der Propst beim Wiener Michelangelo Unterberger für 200 Gulden. Dies darf auch ein Beleg für die Geringschätzung Heindls als Ölmaler sein.

[12] Celestino Sfondrati OSB: Innocentia vindicata. St. Gallen 1695.

[13] Der Gartenpavillon von Johann Michael Prunner wird durch Bruno Grimschitz 1960 dokumentiert, das Gemälde durch Ernst Guldan 1970 noch in Bild und Text besprochen. Heute steht an seiner Stelle eine gesichtsloser Verwaltungsbau (Wels, Stelzhamerstrasse 16).

[14] Bartolomeo Altomonte (1694–1783) aus Warschau, Sohn des in Neapel geborenen Martino Altomonte. Ausbildung beim Vater und ab 1717 in Italien. Zusammen mit seinem Vater ab 1722 in Sankt Florian (Fresken in Marmorsaal, Sommerrefektorium, Prälatensakristei, Bibliothek) tätig. Er ist anschliessend in Linz wohnhaft. Gesuchter Maler und Freskant in Ober- und Niederösterreich.

 




Werke von Wolfgang Andreas Heindl

Chronologische Werkliste nach Ernst Guldan 1970.
Nur erhaltene Freskenwerke , Altarblätter und Kreuzwegbilder sind aufgeführt

Jahr Bauwerk Bauherr Fresken Altar, Kreuzweg
1717– 1718 Passau,
Augustinerchorherren-Stiftskirche St. Nikola
Propst
Joseph Anton Griesmiller
Gewölbefresken in Chor und Langhaus
87 Bildfelder
 
1719–
1722
Niederaltaich
Benediktinerabtei,
Kirche St. Mauritius und Priorat
Abt OSB
Joscio Hamberger
Gewölbefresken in Altarraum und Langhaus
(69 grössere Bilder, 136 Zwickelbilder).
Deckenfresko im Priorat (1721)
Altarblatt Martinsaltar
(Joch 3 Nord)
1720 Kremsmünster
Benediktinerabtei
Stiftskirche
Abt OSB
Alexander II. Strasser
Gewölbefresko Engelreigen im Altarraum  
1723–
1724
Metten
Benediktinerabtei
Stiftskirche
St. Michael
Abt OSB
Roman II. Märkl
6 Bilder im Altarraumgewölbe
(Hauptbild wird mit 1715 datiert – Entwurf Asam?)
Hauptfresko in Langhaus, Vorraum und über Empore, 8 Fresken in Gewölben der Wandpfeilernischen, 23 Stichkappen- u. Zwickelfresken
 
1724 Lambach
Benediktinerabtei,
Kalvarienberg-Kirche
Abt OSB
Maximilian Pagl
Fresko der Kuppel und Fresken  der vier Kreuzarme.  
1725 Kremsmünster
Benediktinerabtei,
Prälatensakristei
Abt OSB
Alexander II. Strasser
2 Freskenbilder im Gewölbe.  
1726 Niederaltaich
Benediktinerabtei,
Kirche St. Mauritius
Abt OSB
Joscio Hamberger
Gewölbefresko im Regular- oder Psallierchor,  Gewölbefresko in der Sakristei.  
1728 Rinchnach
Propsteikirche, Johannes Baptist
Abt Niederaltaich Joscio Hamberger und
P. Placidus Haiden
22 grössere und kleinere Deckenfresken in Chor und Langhaus. 4 Wandfresken.  
1732 Kirchberg bei Kremsmünster,
Kaplaneikirche
St. Stephan
Abt von Kremsmünster
Alexander II. Strasser
Fresko «Engelweihe» in der nördlichen Kapelle Maria-Einsiedeln. Die Fresken der Kirche (1753/54) von anderer Hand.  
1733
(um)
Wels,
Stadtpfarrkirche
Stadtpfarrer Franz Joseph von Heuel   13 Kreuzwegbilder
1734 Spital am Phyrn,
Kollegiatstiftskirche
Stift Spital am Phyrn
Propst Mark Anton Steinwald
Freskenausmalung der Sakristei und der Schutzengelkapelle  
1735 Wimsbach bei Stadl-Paura, Pfarrkirche Propst St. Nikola Passau
Joseph Anton Griesmiller
  14 Kreuzwegbilder
1736–
1739
Wilhering
Zisterzienserstift,
Kreuzganghof
Brunnenhaus vor S-Flügel und Frontispize
Abt OCist
Johann IV. Baptist Hinterhölzl
Freskierung der Flachkuppel des «Bernhardibrunnens» als scheinarchitektonische Kuppel und Fresken der Frontispize. Zuschreibung Guldan 1970.
 
1737 Linz
Stadtpfarrkirche,
Johann-Nepomuk-Kapelle
Stadtpfarrer Maximilian Gandolf Steyrer von Rottenthum Zuschreibung des stark restaurierten Kuppelfreskos, das aber eher Bartolomeo Altomonte
gemalt hat.
 
1739 Kremsmünster
Benediktinerabtei,
Akademische Kapelle
Abt OSB
Alexander III. Fixlmillner
4 Freskenbilder im Gewölbe und 12 Camaïeu-Emblembilder an den Seiten.  
1739 Sankt Georgen bei Grieskirchen,
Pfarrkirche
Pfarrer Johann Ferdinand Gessl   10 Kreuzwegbilder
heute im Stadtmuseum Wels
1740 Lambach
Benediktinerabtei,
Sommerrefektorium
Abt OSB
Florentinus Miller
3 Freskenbilder im Flachgewölbe, 2 Wandfresken an Stirnwänden.  
1740 Schleissheim bei Wels,
Pfarrkirche
Pfarrer Johann Ferdinand Pfefferhofer   10 Kreuzwegbilder (seit 1945 im Pfarrhof Pucking)
1740
(um)
Kremsmünster,
Benediktinerabtei
Abt OSB
Alexander III. Fixlmillner
  14 Kreuzwegbilder
1742 Viechtwang,
Pfarrkirche Johannes Evangelist,
Chor
Abt Kremsmünster
Alexander III. Fixlmillner und Pfarrer P. Sebastian Mayrlechner OSB
Freskenausmalung des Chors:
3 Mittelbilder und 6 Stichkappen-Bilder, sowie 6 Rundbilder unter den Stichkappen
Das Hochaltarblatt und der Hochaltar von Heindl werden 1900 zerstört
1745
(um)
Klaus an der Pyhrnbahn, Bergkirche Stift Spital am Phyrn
Propst Mark Anton Steinwald
  14 Kreuzwegbilder
(Zuschreibung)
1747 Linz,
Maria-Thal-Kapelle
Stadtpfarre Linz Kuppelfresko und Zwickelfresken, stark renoviert, Zuschreibung.  
1748 Pfarrkirchen (Bad Hall)
Wallfahrtskirche
St. Georg
Abt OSB
Alexander III. Fixlmillner und Pfarrer OSB P. Karl Pruggberger
18 Gewölbefresken in Chor, Langhaus und Seitenschiffen. Seitenaltarblätter des Marien- und Benediktsaltars.
14 Kreuzwegbilder
1750
(um)
Linz, Kirche der
Elisabethinen.
1834 Kauf von Pfarrer Johann Paul Vorbuchner in Niederneukirchen   Hochaltarblatt «Portikunala-Segen»
1751–
1752
Hartkirchen im Mühlkreis,
Pfarrkirche St. Stephan
Pfarrer Wenzel Richter Freskenausmalung von Chor und Langhaus, gemeinsam mit dem Quadraturist Matthias Dollicher.  
1752 Pichl bei Wels,
Pfarrkirche St. Martin
Pfarre Pichl, Pfarrer Anton Pertot   14 Kreuzwegbilder (Zuschreibung)
1753 Sankt Pankraz am Phyrnpass,
Pfarrkirche
Stift Spital am Phyrn
Propst Mark Anton Steinwald
  14 Kreuzwegbilder
1754 Hofkirchen an der Trattach,
Pfarrkirche
Mariä Himmelfahrt
Pfarrer Jakob Joseph Lengauer Fresken im Chor- und Langhausgewölbe.
Chor: Kuppel- und Zwickelfresken
Langhaus: 9 Freskenbilder
13 Kreuzwegbilder
(1733)
1738 erhält Heindl vom Abt Alexander III. Fixlmillner den Auftrag für die Ausmalung der neuen Wallfahrtskirche auf dem Kalvarienberg der Abtei Kremsmünster. In die Kuppel malt Heindl in einer zum Himmel geöffneten Scheinarchitektur die Himmelfahrt Christi. Foto: Foto: Isiwal 2020 in Wikipdia.
Wolfgang Andreas Heindl ist ein Maler des Spätbarocks. Wohnhaft in Wels, arbeitet er fast ausschliesslich für Klöster und Pfarrkirchen im damals bis vor Bratislava reichenden Bistum Passau. Er hat keine grossen Lehrmeister und auch keine Italienerfahrung. Trotzdem bewältigt er als 23-Jähriger seinen ersten bekannten grossen Freskenauftrag in St. Nikola von Passau mit Bravour. Er bleibt fortan gesuchter Maler von Freskenausstattungen. In ihnen findet auch eine gelungene Auseinandersetzung mit der von P. Andrea Pozzo SJ propagierten Scheinarchitektur statt. Er malt zunehmend expressiv, seine Fresken-Kompositionen steigern sich in den 1730er-Jahren zu leidenschaftlicher Bewegtheit. Als Maler von Gemälden und Altarblättern hat er weniger Erfolg.
Land (heute)
Oberösterreich
Bistum 18. Jahrhundert
Passau
Land (heute)
Oberösterreich
Bistum 18. Jahrhundert
Passau
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