Johann Georg Dieffenbrunner (1718–1785)

Freskant des Rokoko


Leben und Werk


Mittenwald

Johann Georg Dieffenbrunner wird am 4. April 1718 in Mittenwald getauft. Vater Thomas Dieffenbrunner ist Schreinermeister und Mesner der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Seine erste Ehefrau stirbt bei der Geburt ihres zwölften Kindes. Er heiratet 1710 erneut. Mit Theresia Seiz, seiner zweiten Ehefrau, hat er nochmals acht Kinder. Johann Georg ist das fünfte dieser Kinder. Sein Heimatort Mittenwald ist eine bekannte Etappenstation an der alten Heerstrasse von Venedig über Innsbruck und München nach Augsburg.[1] Ein Gemälde zeigt das Dorf zur Zeit der Kindheit von Johann Georg Dieffenbrunner.[2] Er lernt das Malerhandwerk in Mittenwald bei seinem älteren Halbbruder Joseph. Dieser ist 1732 bis 1734 als Maler und Fassmaler am Neubau der Pfarrkirche von Joseph Schmuzer tätig. Während 84 Tagen ist hier auch Johann Georg als Lehrling beim Vergolden der Stuckaturen nachgewiesen.

Gesellenjahre
«Herr Georg Diefenbrunner, von Mittenwald aus Bayern, lernte anfangs daselbst bey seinem Bruder, hernach bey Herrn Roth in Würzburg, und bey Herrn Schöpf in Bonn. Obwohlen er unter die berühmte Mahler sowohl mit Ölfarben als al fresco zu zählen, ist doch wenig von ihm hier in Augsburg zu sehen.» (Paul von Stetten, Augsburg 1765).

Nach der um 1734 beendeten Lehre dürfte Dieffenbrunner demnach beim Porträt- und Fassmaler Franz Ignaz Roth[3] in Würzburg als Geselle arbeiten. Roth arbeitet zu dieser Zeit im Südblock der Würzburger Residenz unter Johann Rudolf Byss. Weil Roth kein Freskant ist, könnte Dieffenbrunner bei ihm vielleicht als Fassmaler arbeiten. Der zweite erwähnte Name weist auf eine Gesellentätigkeit bei Johann Adam Schöpf[4] in Bonn hin. Schöpf ist erst seit 1743 in Diensten des Kölner Kurfürsten, sodass der Bonner Aufenthalt Dieffenbrunners nur kurz sein kann. Denn schon 1746/47 wird er als Mitarbeiter von Matthäus Günther in Augsburg vermutet.[5] Von Stetten meldet 1765 von dieser wichtigsten Zusammenarbeit nichts, was auch heissen kann, dass er Dieffenbrunner als Partner und nicht als Schüler von Günther betrachtet. Wie ein 1746 signiertes Seitenaltarblatt in Anhausen zeigt, arbeitet Dieffenbrunner schon zu dieser Zeit selbständig. Für den vielbeschäftigten Günther ist er in den 1750er-Jahren trotzdem wichtiger Mitarbeiter und Stellvertreter. Seit dieser Zeit hat Dieffenbrunner seinen Wohnsitz in Augsburg. 1754 erhält er das Meisterrecht der Reichsstadt.

Augsburg
Die konfessionell paritätische Reichsstadt Augsburg hat in der Druckgrafik und im Goldschmiedehandwerk europäischen Rang. Sie liegt zudem im Zentrum einer grossen und finanzkräftigen Auftraggeberschaft, was wahrscheinlich nebst der Kunstakademie das wichtigste Motiv für den grossen Künstlerzuzug ist. Katholischer Direktor der Kunstakademie ist Johann Georg Bergmüller.[6] Dieffenbrunner soll nach seiner Wohnsitznahme in der Reichsstadt die Akademie besucht haben. Dies ist nicht ausgeschlossen, aber nicht belegt. Sicher ist auch für ihn Bergmüller Vorbild. Noch mehr ist dies aber der jung verstorbene Johann Evangelist Holzer. Ein Ölgemälde, das Dieffenbrunner zugeschrieben wird, zeigt eine bozzettoähnliche Interpretation von Holzers Münsterschwarzacher Kuppel.[7]

Matthäus Günther und Franz Xaver Feichtmayr
Die Vermittlung zu wichtigen Augsburger Stuckateuren, Stechern und Verlegern dürfte Dieffenbrunner seinem Mentor Matthias Günther zu verdanken haben. Günther arbeitet viel mit dem Augsburger Brüderpaar Feichtmayr, vor allem mit dem Stuckateur Franz Xaver I Feichtmayr zusammen.[8] Feichtmayr, der für die Äbtissin der Abtei Oberschönenfeld auch die Filialkirche in Mödishofen[9] stuckieren kann, erhält 1751 den Folgeauftrag für die Stuckaturen der klostereigenen Wallfahrtskirche Violau. Für dieses Bauwerk wechselt die Äbtissin den Maler. Nach einem Probestück im Gartenpavillon des Klosters ist sie offenbar von den Fähigkeiten Dieffenbrunners überzeugt und erteilt ihm den Auftrag. Die Empfehlung für den Günther-Mitarbeiter kann nur von Franz Xaver Feichtmayr oder von Günther selbst stammen. Das Erstlingswerk Violau wird zum überzeugenden gemeinsamen Kunstwerk des Stuckateurs Feichtmayr und des Freskanten Dieffenbrunner. Erst 1754 ist Dieffenbrunner wieder als Freskant verbürgt. In Geltendorf ist er Maler der Langhausfresken von St. Stephan. Auch hier ist Franz Xaver Feichtmayr Stuckateur.[10] Matthäus Günther werden die Fresken im Chor zugeschrieben. 1755 erteilt die Äbtissin der Zisterzienser-Reichsabtei Gutenzell einen umkämpften Auftrag zur Umgestaltung der Klosterkirche an die Feichtmayr-Werkstatt und an Johann Georg Dieffenbrunner. Der gemeinsame Patronatsherr der beiden Zisterzienserinnenklöster, Reichsabt Cölestin I. Mermos, dürfte nach der Leistung in Violau Vermittler sein.[11] Dies zeigt auch sein Direktauftrag für die Fresken in der Kirche Sulzdorf, den er 1757 an Dieffenbrunner erteilt. Auch Gutenzell wird eine grossartige Gemeinschaftsleistung, obwohl Feichtmayr die Stuckaturen seinem Schwiegersohn Jakob Rauch anvertraut. Er selbst arbeitet seit 1754 am Umbau der Stiftskirche von Indersdorf, in der im gleichen Jahr Matthias Günther die Deckenfresken des Chors ausführt. Günther arbeitet 1755 noch in den Langhausgewölben von Indersdorf, um dann die Ausführung der weiteren Gewölbe- und der Wandfresken seinem langjährigen Mitarbeiter Johann Georg Dieffenbrunner zu überlassen.
  Violau1
  Das 1751 ausgeführte Freskogemälde über der Orgelempore der Wallfahrtskirche Violau. Engel tragen den «Gnadenkelter», der die entflammten Herzen Christi und Mariens auspresst, eine allegorische Figur schüttet mit dem Füllhorn die sich aus dem Blut in Glücksbringer verwandelten Gaben über das Kloster Oberschönenfeld aus.
Foto: Bieri 2018.

  Violau2
Bild oben: Im Hauptfresko von Violau thront Maria als «Sitz der Weisheit» auf Wolken über einer Bühnenarchitektur, die mit den stehenden Allegorien der Gaben des Hl. Geistes (Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfrucht) besetzt ist. Zu deren Füssen , fünf auf der Freitreppe, die sieben Laster. Foto: Bieri 2018.

Bild unten links: 1755 malt Dieffenbrunner das Kuppelfresko des Mittelschiffs in Gutenzell. Er stellt in einer Tempel-Scheinarchitektur das letzte Abendmahl dar. In die Zwickelkartuschen malt er die vier Evangelisten. Foto: Bieri 2018.

Bild unten Mitte: Ausschnitt aus dem Bild rechts. Der Betrachter mit dem Schlapphut hinter dem Pfeiler könnte ein Selbstbildnis des Malers sein. Foto: Bieri 2018.

Bild unten rechts: Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Im Fresko unter der Nonnenempore wird ein Porträt des Malers (siehe das Bild links) und im blaugewandeten flüchtenden Mann mit dem Zollstock rechts unten der Baumeister Nikolaus Rüeff vermutet. Foto: Bieri 2018.

Gutenzell2   Gutenzell2   Gutenzell

 

Gelasius Morhart, Propst in Indersdorf
Dieffenbrunner ist noch im gleichen Jahr nach Indersdorf tätig, beendet aber vorgängig die Arbeiten in Gutenzell vertragsgemäss und wird dafür 1756 mit 1556 Gulden vergütet.[12] In diesem Jahr malt Dieffenbrunner, im Unterakkord Günthers, 12 der 14 Wandbilder in Chor und Langhaus der Stiftskirche Indersdorf. Nun erteilt ihm der Auftraggeber Günthers, Propst Gelasius Morhart,[13] auch die Aufträge für die Fresken in den Seitenschiffen, der Chororatorien und der Vorhalle. Obwohl Günther 1758 nochmals selbst in Indersdorf arbeitet, ist jetzt Dieffenbrunner der eigentliche Favorit des Propstes. 1759 kann er die Nikolauskapelle am Kreuzgang umbauen und erweist sich dort auch als guter Heraldiker. Hier malt er auch das hervorragende Deckengemälde der Klosterstiftung. Für die 1762 im Druck erschienene Geschichte des Klosters fertigt er 18 Stichvorlagen, darunter die vier Vogelschau-Prospekte der Klosteranlage und der Innenansichten der wichtigsten Klosterräume und der Kirche. Dieffenbrunner ist präziser Erfasser der Architekturen. Er ist auch begnadeter Zeichner, wie seine frühen Entwürfe, etwa zu Geltendorf 1754 oder zu Violau 1755, zeigen. In Indersdorf ist Dieffenbrunner während der Regierungszeit von Propst Gelasius eigentlicher Hausmaler. Er gestaltet auch das Sommerrefektorium neu. Hier fügt er in die Wandpfeiler zwischen den Fensteröffnungen eine Porträtgalerie aller Indersdorfer Pröpste ein. Sein 1771 veröffentlichter Stich des Refektoriums zeigt den heute nicht mehr vorhandenen Zustand.[14]
Die regionale Bekanntschaft als Maler des Chorherrenstifts verhilft ihm zu Aufträgen in vielen Pfarrkirchen der Umgebung, bis 1768 sicher auch mit den Referenzen des angesehenen Propstes Gelasius. Für diesen kann er in der Rotschwaige bei Dachau 1765 einen weiteren Sakralbau gestalten.

Im Längsschnitt der Stiftskirche Indersdorf, der nach einer Vorlage von Dieffenbrunner bei Klaiber in Augsburg gestochen wird, sind die sieben Wandfresken der Südseite mit grosser Detailtreue dargestellt. Es sind Szenen aus der Augustinus-Vita. Von links nach rechts: A. unter den Manichäern / Besuch von Ponticianus bei A. / Taufe von A. durch Ambrosius / A. gründet den Orden und baut ein Kloster / A. diskutiert mit Fortunatus / A. am Schreiben von «De Civitate Dei» / Tod des A.
Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek.
  Die Steinigung des hl. Stephanus, 1754, Entwurf für die Kirche Geltendorf. Lavierte Federzeichnung über Blei auf Büttenpapier. 27,6 x 52,2 cm. Quelle: National Gallery of Art, Washington.
Indersdorf   Geltendorf

Arbeiten in Landkirchen 1760–1780
Aufträge in grösseren Kirchen bleiben nach Indersdorf versagt. Nur die heute nicht mehr vorhandenen Deckenfresken in der Stiftskirche Scheyern bilden eine Ausnahme. Für Fresken in Profanbauten wird Dieffenbrunner nie berufen. Die teilweise geringen Ansprüche der Auftraggeber, die Dieffenbrunner auch wegen nicht allzu hohen Honorarforderungen wählen, gehen mit einem schnellen Nachlassen seiner Kreativität einher. Viele seiner Fresken in den Landkirchen stellen Wiederholungen dar, in denen er alte mit neuen Motiven mischt. Eine Ausnahme bilden die Erdteilallegorien in der Pfarrkirche Inhausen. In Sittenbach arbeitet er 1760 letztmals gemeinsam mit einem Stuckateur. Der Schwiegersohn von Franz Xaver Feichtmayr, Jakob Rauch, ein schon in Gutenzell mitgestaltender Wessobrunner, zeigt auch hier eine qualitätsvolle Arbeit. Trotzdem bedeutet Sittenbach das Ende von gemeinsamen Gestaltungen, lange vor dem Einbruch des Klassizismus. Fortan malt Dieffenbrunner den Stuck als «stucco finto» selbst. Er begründet dies gegenüber den Auftraggebern mit der Einsparung der Kosten des Stuckateurs, was offenbar verfängt.[15] Obwohl die gemalten Stuckaturen nach 1770 auch von «grossen» Malern wie Knoller in Neresheim (1770/75) oder Zick in Wiblingen (1778/81) überzeugend angewendet werden, befriedigt der von Dieffenbrunner gemalte, eher schwer wirkende «stucco finto» nicht.

Letzte Jahre
Dieffenbrunner gründet keine Familie und bleibt Junggeselle. Sein grösster Auftraggeber, Propst Gelasius Morhart von Indersdorf, resigniert 1768. Ab diesem Zeitpunkt scheint bei Dieffenbrunner die künstlerische Kraft endgültig zu erlahmen. Jahre vor seinem Mentor Matthias Günther zieht er sich zurück. Nach 1770 sind nur noch wenige Arbeiten bekannt. Johann Georg Dieffenbrunner stirbt Anfang Dezember 1785 und wird am 5. Dezember in Augsburg begraben.

Pius Bieri 2020

Literatur:

Stetten, Paul von: Herrn Paul von Stetten, des jüngeren / Erläuterungen / der in Kupfer gestochenen Vorstellungen, aus der Geschichte der Reichsstadt Augsburg. Augsburg 1765.
Paula, Georg: Johann Georg Dieffenbrunner, Leben und Werk. Dissertation München 1983.
Paula, Georg: Die Arbeiten Johann Georg Dieffenbrunners für das Kloster Indersdorf in den Jahren 1755–1771, in: Amperland 20 1984, Seiten 625–629.
Paula, Georg: Die Fresken Johann Georg Dieffenbrunners in der Kirche von Kleinberghofen und ihr unrühmliches Nachspiel, in: Amperland 20 1984, Seiten 551–555.
Roeck, Bernd: Maler, Märkte und Mäzene, in: Johann Evangelist Holzer, Maler des Lichts, 1709–1740. Ausstellungskatalog Augsburg 2010.


Anmerkungen

[1] Der Marktort liegt bis 1803 in der Grafschaft Werdenfels des Hochstifts Freising. Eine Wegstunde südlich befindet sich auf 955 Meter Meereshöhe die Scharnitzerklause, ein Passübergang ins Tirol. Mittenwald liegt auf 923 Meter Meereshöhe. Auf der Tiroler Seite ist der Passübergang mit der Talsperre Porta Claudia befestigt.

[2] Das Gemälde der «Hochfürstlichen Herrschaft Mittenwald» stellt das Dorf aus Westen dar. Es stammt aus einer Serie mit Darstellungen von Besitztümern des Hochstifts, gemalt von Valentin Gappenigg, und neugemalt von Adolf Kromer 1885. Das Dorf ist vor dem Hintergrund des Karwendels gemalt. Links, hinter der auf freiem Feld liegenden Kirche St. Nikolaus, ist die in der östlichen Talebene fliessende Isar mit einer Lände zu sehen. Ab hier ist die Isar mit Flössen schiffbar. Eine Mehrzahl der Bürger betreibt deshalb das Flösserwesen. Nach dem Ablad der Waren am Zielort (Tölz, Wolfratshausen, München, Freising und Landshut) werden die Flösse als Bauholz verkauft. Auch ist Mittenwald schon damals für seine Geigenbauer bekannt.

[3] Franz Ignaz Roth (um 1690/95–vor 1757) aus Wien, seit 1721 in Würzburg verheiratet, Kammerdiener und Kabinettsmaler am Hof. In Würzburg ist seine Tätigkeit  zwischen 1734 und 1746 im Südblock und in den Paradezimmern der Residenz (für Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn) schwer fassbar. 1734 ist er (unter Johann Rudolf Byss) Tapetenmaler und Vergolder. Sein Hauptwerk ist die Vergoldung des Kaisersaals 1751/52. Hier erwirkt er die Freundschaft von Tiepolo und wird von diesem 1753 im Treppenhausfresko verewigt. Im gleichzeitigen Schlossneubau von Werneck ist er überhaupt nicht erwähnt. Roth ist auf einem 1733 datierten Mezzotinto-Druck porträtiert (Johannes Kupetzky pinxit; Bernardo Vogel sculps. et excudit). Der Maler wird sehr kontrovers beurteilt. Er ist zwar bekannter Porträt- und Fassmaler, aber kein Freskant.
Zu ihm siehe: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Franz_Ignaz_Roth.
Vergleiche zu Roth auch die Anmerkung 244 in «Die Fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg» (Sedlmaier / Pfister 1923) in: https://archive.org/details/diefrstbischflic01sedl
Die Gesellenzeit Dieffenbrunners in den möglichen acht Jahren bei Roth in Würzburg ist nur durch die Notiz in Paul von Stetten (1765, Seite 244) überliefert. In den detaillierten Rechnungs- und Tagbüchern des Residenzneubaus ist Dieffenbrunner nie vermerkt.

[4] Johann Adam Schöpf (1702–1772) aus Stadtamhof. Er ist 1724–1742 Maler in Prag und arbeitet nach 1743 für die Wittelsbacher Fürsten in Bonn und München. In Bonn werden zu dieser Zeit die «salles des gardes» des Schlosses durch Schöpf freskiert. Um 1750 ist er im Schloss Poppelsdorf tätig. Der Maler ist in einem Mezzotinto-Porträtstich von Johann Jacob Haid nach einer Vorlage von Johann Georg Bergmüller um 1746 dargestellt. Die bei Paul von Stetten (1765) erwähnte Gesellentätigkeit Dieffenbrunners bei Schöpf wird von Georg Paula (1983) bis 1746 vermutet, die Schöpf-Biografin Christine Riedl (1991) verlegt diesen Bonner Aufenthalt sogar in die Jahre 1747–1750.

[5] Matthäus Günther (1705–1788) aus Tritschengreith, Maler und Freskant in Augsburg. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite. Dieffenbrunner dürfte ihn seit seiner Tätigkeit 1732/33 in der Pfarrkirche von Mittenwald kennen.

[6] Johann Georg Bergmüller (1688–1762). Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[7] Johann Evangelist Holzer (1709–1740). Zu ihm siehe die Biografien in dieser Webseite. Matthäus Günther erwirbt nach 1740 den zeichnerischen Nachlass Holzers, in dem sich auch der Entwurf (Bozzeto) zum Kuppelfresko von Münsterschwarzach befindet. Der Dieffenbrunner zugeschriebene Kuppelentwurf (73 x 85 cm, Salzburger Barockmuseum) dürfte in Kenntnis des Bozzetos im Besitz von Günther entstanden sein. Das Vorbild Holzer ist auch bei Günther unübersehbar. Noch 1759 ist der Entwurf Günthers für die Kuppel in Rott am Inn eine fast wörtliche Übersetzung der Kuppel von Münsterschwarzach.

[8] Zu Franz Xaver I Feichtmayr (1705–1763) und seinem Bruder Johann Michael Feichtmayr (1710–1772) siehe die Biografien in dieser Webseite. In den Werkverzeichnissen ist die Zusammenarbeit mit Günther aufgelistet. 

[9] St. Vitus in Mödishofen, Neubau von Ignaz Paulus, Stuckaturen von Franz Xaver Feichtmayr, Fresken von Vitus Felix Rigl. Baujahr ist 1750, Weihe 1751. Quellen zum Bauverlauf fehlen.

[10] Gleichzeitige (falsche) Zuschreibung an Franz Xaver Schmuzer im Dehio (Wilhelm Neu 2006). Zu Franz Xaver Schmuzer siehe die Biografie in dieser Webseite. Er arbeitet zwar mit Günther, nie aber mit Dieffenbrunner zusammen.

[11] Weil Oberschönenfeld und Gutenzell in der Paternität von Kaisheim stehen, könnte eine Referenz Kaisheims (Abt Cölestin I. Mermos) und der Schwester-Äbtissin von Oberschönenfeld (Violau) den Entscheid erleichtert haben. Er richtet sich immerhin gegen Dominikus Zimmermann, der damit den Auftrag Gutenzell verliert. Siehe zum Auftragsverlauf auch die Baugeschichte Gutenzell in dieser Webseite.

[12] Die Akkordvergütung des Stuckateurtrupps Feichtmayr beträgt 1376 Gulden. Zur höheren Wertschätzung und dem entsprechend höheren Verdienst der Maler siehe den Schlussabschnitt in der Biografie Matthäus Günther.

[13] Gelasius Morhart (1710–1771) aus Augsburg. Propst von Indersdorf 1748–1768. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[14] Der Raum ist heute purifiziert und dient als Kapelle. Nur der Deckenstuck von 1718 ist noch erhalten, die Porträts sind verstreut und nur noch in geringer Zahl erhalten. Diejenigen der beiden grossen Baupröpste Dominikus Vent und Gelasius Morhart sind nicht mehr auffindbar.

[15] «Stucco finto», wie der gemalte Stuck genannt wird, ist schon in den 1760er-Jahren beliebt und überwiegt dann im Klassizismus. Die Honorarforderungen Dieffenbrunners, bei Pfarrkirchen um 400 Gulden (Kleinberghofen 1765), sind nur dann als nieder zu betrachten, wenn man die Kosten des Stuckateurs einrechnen würde. Sie ersetzen bei Rokokoarbeiten den plastischen Stuck kaum, geben aber dem Stuckateurhandwerk den Todesstoss.



Freskenwerke von Johann Georg Dieffenbrunner
mit √ gekennzeichnete, blaugün hinterlegte Werke sind für Dieffenbrunner gesichert und noch erhalten.
BM: Baumeister (Planer) des Bauwerks
ST:  Stuckatuer des Bauwerks

Jahr Ort, Bauwerk Tätigkeit BM /ST Bauherr
1749–
1750
Oberschönenfeld (Augsburg),
Zisterzienserabtei. Gartenpavillon.
Spiegelfresko
(Zuschreibung)
BM: Ignaz Paulus (Zuschreibung) Äbtissin OCist Cäcilia Wachter, Oberschönenfeld
1751
Violau bei Altenmünster (Augsburg). Wallfahrtskirche (1617/20). Neugestaltung Innenraum. Gewölbefresken. Langhaus: Maria als Mittlerin (Hauptbild), zehn Kuppelfresken und Chorfresko. ST: Franz Xaver I Feichtmayr Äbtissin OCist Cäcilia Wachter, Oberschönenfeld und Abtei Kaisheim
1754
Geltendorf (Landsberg).
Pfarrkirche St. Stephan.
Neugestaltung Innenraum.
Deckenfresko im Langhaus (Steinigung des Kirchenpatrons).
Das Chorfresko führt Matthäus Günther aus.
ST: Franz Xaver I Feichtmayr Magistrat von Friedberg und Pfarrer Franz Xaver Kornmann
1755–
1756
Gutenzell (Biberach).
Zisterzienserinnen-Reichsabtei. Klosterkirche
St. Cosmas und Damian. Kirchenumbau.
Fünf Gewölbe- und Kuppelfresken sowie 12 Apostelfresken an Obergaden-Wänden.
Akkord 1556 Gulden.
BM: Nikolaus Rüeff
St: Franz Xaver I Feichtmayr und Ignaz Finsterwalder, Entwurf Dominikus Zimmermann
Äbtissin OCist
Maria Franziska von Gall, Gutenzell
1756–
1758
Indersdorf (Dachau). Augustiner-Chorherrenstift, Stiftskirche Mariä Himmelfahrt.
Innenraum-Umgestaltung.
1756:12 der 14 Wandbilder in Chor und Langhaus.
1757/58: Deckenfresken in Seitenschiffen, Chororatorien und Vorhalle.
BM, ST:
Franz Xaver I Feichtmayr
Propst OA
Gelasius Morhart
Indersdorf
1757

Sulzdorf. Pfarrkirche
St. Margareta.
Neubau.
Deckenfresken in Chor und Langhaus. BM, ST: Johann Georg Hitzelberger
(1714–1792)
Abt OCist Cölestin I. Mermos
Kaisheim
1759
Indersdorf (Dachau). Augustiner-Chorherrenstift, Zwischentrakt. Umbau Nikolaus-Kapelle. Freskierung der Gewölbe und heraldische Wandgestaltung. ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner Propst OA
Gelasius Morhart
Indersdorf
1760
Sittenbach (Dachau).
Pfarrkirche St. Laurentius.
Umbau
Deckenfresken im Chor und im Langhaus. BM, ST: Werkstatt Franz Xaver I Feichtmayr (Jakob Rauch) Pfarrer Anton Rottmanner (Initiant)
1761
Eisenhofen (Dachau).
Pfarrkirche St. Alban,
Umgestaltung.
Deckenfresken im Chor und Langhaus mit «stucco finto». ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner Hochstift Freising
(Hofmarksherr) und Pfr. Joseph Resch
1761
Inhausen (Dachau). Filialkirche v. Haimhausen
Mariä Himmelfahrt.
Innenraum-Neugestaltung.
Deckenfresken in Chor und Langhaus (Verehrung Mariens durch die vier Erdteile).
Mehr Infos in:
Erdteilallegorien
ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner Reichsgrafen von Haimhausen (Hofmarksherren)
1763
Zipplingen (Ellwangen).
Pfarrkirche St. Martin,
Neubau 1761/65.
Deckenfresken in Chor und Langhaus. Akkord 400 Gulden.
BM: Matthias Binder (1704–1777) aus Burghausen
Deutscher Orden, Oettingen, Komtur
Joseph von Reuchlin OT
1764
Westerholzhausen (Dachau). Pfarrkirche St. Korbinian,
Innenraum-Neugestaltung.
Deckenfresken in Chor (freigelegt erhalten) und in Langhaus (zerstört) ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner Pfarrer Paul Ortt
1765
Kleinberghofen (Dachau).
Pfarrkirche St. Martin.
Innenraum-Neugestaltung.
Deckenfresken Chor und im Langhaus. Akkord 400 Gulden. Anmerkung: Der Pfarrer verweigert die volle Bezahlung. ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner
Hochstift Freising (Hofmarksherr) und Pfarrer Wolfgang Widemann
1765 Rotschwaige bei Dachau. Kapelle St. Jakobus,
Innenraum-Neugestaltung.
Die Arbeiten Dieffenbrunners werden mit dem Abbruch 1802 zerstört. BM: Leonhard Matthäus Giessl (1707–1785) Propst OA
Gelasius Morhart
Indersdorf
1767
Vierkirchen (Dachau),
Pfarrkirche St. Jakobus.
Neubau.
Deckenfresken in Chor und Langhaus mit stucco finto BM: Anton Glonner (1723–1796/98) aus Dachau
ST: Keiner (stucco finto)
Pfarrherr und freisingischer geistlicher Rat Johann Grobmayr
1769–
1770
Scheyern (Pfaffenhofen), Benediktinerkloster, Kirche Mariä Himmelfahrt.
Innenraum-Neugestaltung.
Die Arbeiten Dieffenbrunners werden 1878 durch Übermalung zerstört. Heute: Otto Hämmerle 1923/24. ST: Ignaz und Joseph Anton Finsterwalder Abt OSB
Joachim Herpfer
1773
Schiltberg (Aichach-Friedberg). Pfarrkirche St. Maria Magdalena.
Neubau.
Deckengemälde in Chor und Langhaus. BM: Unbekannt
ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner
Komtur OT Karl Ludwig Joseph von Eptingen, Blumenthal
1776 Mühlhausen (Aichach-Friedberg). Pfarrkirche St. Johannes Baptist und Maria Magdalena. Deckenfresken im Langhaus und Chor, zerstört,
1989 aufgrund der Entwurfszeichnung rekonstruiert.
BM: Unbekannt
ST: Unbekannt
[?] Kollegiatstift St. Moritz, Augsburg
(Patronatsherr)
1777
Haunswies (Aichach-Friedberg).
St. Jakobus d. Ä.
Neubau Langhaus.
Deckenfresken in Chor und Langhaus. BM: Unbekannt
ST: Keiner, stucco finto durch Dieffenbrunner
Pfarrer Thomas Jesenwanger
1778
Oberweikertshofen (Fürstenfeldbruck)
St. Johannes Baptist.
Fresko in bestehende Flachdecke mit Stuck von 1721. Bestehende Decke Pfarrer Judas Thaddäus Neumayr

Nicht aufgenommen, da die Zuschreibung an Johann Georg Dieffenbrunner zu wenig belegt ist, oder die Arbeit nur verändert erhalten ist:
1773 (um): Poigern (Fürstenfeldbruck), Filialkirche St. Nikolaus von Egenhofen, Fresko an Chorbogen.

Altarblätter
Gesicherte Werke:
Anhausen 1746; Ettal 1762; Zipplingen 1763; Haunswies 1778 (Auszug); Egling an der Paar (Auszug) 1782.

 

Entwurf des Gewölbefreskos über der Orgelempore der Wallfahrtskirche Violau, 1751. Feder in Schwarz und Grau, mit Rötel quadriert, auf chamoisfarbenem Bütten. Ca. 33,5 : 28,5 cm. Quelle: National Gallery of Art, Washington.
Vergleiche den Entwurf mit dem ausgeführten Gemälde (unten).
Johann Georg Dieffenbrunner kann als Mitarbeiter von Matthäus Günter dessen Arbeiten in Indersdorf weiterführen und kommt so in den Ruf eines Hausmalers des Augustiner-Chorherrenstifts. Seine eigentlichen Hauptwerke sind aber die Vorgängerarbeiten in der Wallfahrtskirche Violau und in der Klosterkirche Gutenzell. Beide, und auch die Stiftskirche Indersdorf sind gemeinsame Arbeiten mit dem Stuckateur Franz Xaver Feichtmayr. In den 1760er-Jahren verzichtet Dieffenbrunner auf diese produktive Zusammenarbeit. Er wechselt zum inzwischen modischen «stucco finto» wie der illusionistisch gemalte Stuck genannt wird. Der Wechsel geht mit dem Erlahmen seiner künstlerischen Kraft einher. Er malt jetzt nur noch in Landkirchen.
EntwurfViolau
Land (heute)
Bayern D
Bistum 18. Jahrhundert
Freising
Land (heute)
Bayern D
Bistum 18. Jahrhundert
Augsburg
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Johann Georg Dieffenbrunner (1718–1785)