Als viertes von fünf Kindern wird Josef Bossart am 13. Dezember 1665 in Baar als Sohn von Jakob Bossart und der Barbara Kreuel geboren. Sein Vater stirbt bereits 1669. Der Ausbildungsweg ist nicht bekannt. Der Onkel und Einsiedler Pater und Orgelbauer Pius Kreuel (1633−1696) ist sein Förderer und soll ihn auch nach Stans empfohlen haben. Hier heiratet er 1690 Katharina Zelger (1669−1732), Tochter des Landvogts und Hauptmanns Franz Melchior Zelger. Vielleicht arbeitet er zu dieser Zeit in der Werkstatt von Crispin Zelger, einem Orgelbauer und Verwandten. In Stans kommen vier Kinder der Familie Bossart zur Welt, darunter Victor Ferdinand (1699−1772), der spätere Nachfolger. Um 1700 kehrt Josef Bosshart mit seiner Familie wieder nach Baar zurück, um dort die Werkstatt seines verstorbenen Vetters Franz Bossart (1647−1699) zu übernehmen. Johann Jakob Scolar, der Pfarrer und Liebhaberarchitekt aus Bürglen, vermittelt ihm den Orgelneubau im Benediktinerinnenkloster Seedorf. Damit beginnt eine ausgedehnte Tätigkeit, vor allem für die grossen Abteien der Eidgenossenschaft. In vielen dieser Abteien hat sein Onkel aus dem Konvent von Einsiedeln, Pater Pius Kreuel, früher bereits gewirkt. In St. Urban ist zudem Jakob Bosshard, ein weiterer Vetter, als Kanzler des Bauabtes Malachias Glutz tätig. So ist es selbstverständlich, dass er hier für die neuen Orgeln beigezogen wird. Vielleicht ist es nicht nur die Vorarbeit von Pater Pius Kreuel, sondern auch die Referenzen des Baumeisters Franz Beer, die zum Auftrag in Bellelay führen. Bei der Vertragsunterzeichnung der grossen Orgel in der Stiftskirche von St. Urban erscheint der 17-jährige Sohn Victor Ferdinand zum ersten Mal an der Seite des Vaters. Die nun gemeinsam geführte Werkstatt hat bis 1744, als zum letzten Mal der Name von Josef Bossart genannt wird, über ein Dutzend Instrumente vollendet, darunter als letzte die zwei neuen Chororgeln in der Stiftskirche von Muri und die Vergrösserung der Hauptorgel in der gleichen Kirche. Im gesamten sind von Josef Bossart 23 neue Instrumente dokumentiert. Am 10. März 1748 stirbt er im 82. Altersjahr. Als würdiger Nachfolger erweist sich sein Sohn Victor Ferdinand, der wiederum mit dem 1736 geborenen Sohn Carl Joseph Maria die dritte Orgelbauer-Generation der Bossarts gründet.
Pius Bieri 2009
Brandazza, Marco: Die Orgelbauer Bossart aus Baar (Zug), in: Homepage Orgeldokumentationszentrum der Hochschule Luzern, 2009. Link siehe unten.
Grünenfelder, Josef: Die Prospekte der Bossart-Orgeln, in: Homepage Orgeldokumentationszentrum der Hochschule Luzern, 2009.
Link:
Orgeldokumentationszentrum
Die vorliegende Seite ist unter dem Label {{CC-nc-by}} für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.
(Registerzahl/Manuale. P= Pedal).
◊: Prospekt original erhalten.
1692−1696 | Andermatt, Pfarrkirche, Hauptorgel, ersetzt 1756, 1766 und 1905, 10/I+P. ◊ |
1698 | Schattdorf, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Hauptorgel, (10/I+P), 1909 ersetzt. ◊ |
1700−1703 | Seedorf, Benediktinerinnen-Klosterkirche St. Lazarus, Hauptorgel, 10/I+P, ersetzt 1779 durch Carl Josef Maria Bossart und durch Kuhn 1881. |
1708−1710 | Bürglen, Pfarrkirche St. Peter und Paul, Hauptorgel, 16/II+P, 1916 ersetzt. ◊ |
1711 | Baden, Stadtkirche Mariä Himmelfahrt, Hauptorgel, 19/II+P, 1829 Werk und Prospekt ersetzt. |
1714−1715 | St. Urban, Zisterzienser-Stiftskirche unserer Lieben Frau, Chororgel, 1852 durch Luzerner Regierung verschachert. |
1715−1720 | Bellelay, Prämonstratenser-Stiftskirche Mariä Himmelfahrt, Hauptorgel, 26/II+P, um 1840 ausgebaut und in Péry reduziert aufgestellt, dort 1888 ersetzt. 2008 von Kuhn an Ort rekonstruiert. |
1716−1721 | St. Urban, Zisterzienser-Stiftskirche unserer Lieben Frau, Hauptorgel, 40/III+P, 1993 von Kuhn restauriert.◊ |
1722−1724 | Weingarten, Benediktiner-Stiftskirche St. Martin, Chororgel, 14/I+P, 1745 durch neues Instrument von Joseph Gabler ersetzt. |
1730−1732 | Frauenthal, Zisterzienserinnen-Klosterkirche, Hauptorgel, 16/II+P, 1776 neu aufgestellt, 1851 Werk und Prospekt ersetzt. |
1733−1734 | Estavayer-le-Lac, Dominikanerinnen-Klosterkirche, Hauptorgel, 6/I, 1884 abgebrochen. |
1737 | Neuheim, Pfarrkirche Mariä Geburt, Hauptorgel, 7/I+P, 1863 und 1963 Werk und Prospekt ersetzt. |
1737 | Zug, Liebfrauenkapelle, Hauptorgel, 8/I+P, 1985 ersetzt durch Rekonstruktion Metzler. ◊ |
1741 | Uznach, Pfarrkirche Hl. Kreuz, Hauptorgel, 5/I, 1762 bei Brand zerstört. |
1743−1744 | Muri, Benediktiner-Stiftskirche St. Martin, Epistelorgel, 16/I+P, 1962 und 1992 durch Metzler restauriert. ◊ |
1743−1744 | Muri, Benediktiner-Stiftskirche St. Martin, Evangelienorgel, 8/I+P, 1962 und 1992 durch Metzler restauriert. ◊ |
1743−1745 | Schübelbach, Pfarrkirche St. Konrad und Ulrich, 7/I+P, 1870 Werk und Prospekt ersetzt |
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist unter dem Label {{CC-nc-by}} für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.