Franz Beer II von Bleichten (1660–1726)

Die zwei Familienstämme Beer (Bär, Bähr)

Eine zuverlässige Biografie der beiden Vorarlberger Baumeister Franz Beer, die in der Kunstgeschichte mit  Franz Beer I und Franz Beer II von Bleichten[1] auseinander gehalten werden, ist noch nicht geschrieben. Der Grund liegt in zu vielen Gemeinsamkeiten und entsprechenden Zuordnungsschwierigkeiten der Frühwerke. Die beiden Franz Beer stammen zwar aus zwei verschiedenen Auer Familien. Gemeinsam haben sie aber nicht nur den Vornamen, auch ihre Väter nennen sich gleich, beide sind zudem mit nur einem Jahr Altersunterschied geboren und werden Baumeister in der Auer Zunft. Beider Söhne mit dem Namen Johann Michael werden später ebenfalls bekannte Baumeister. Verständlich, dass bei soviel Übereinstimmung Verwechslungen ihrer Werke unterlaufen. Da die Auer Zunftmitglieder eher Aufträge gemeinsam übernehmen, als sich in gegenseitiger Konkurrenz zu bekämpfen, können Franz Beer II und Franz Beer I auch Bauwerke in Arbeitsgemeinschaft bearbeitet haben, was dann eine Zuordnung noch schwieriger macht.
Bei den nachfolgend erwähnten Werken von Franz Beer II handelt es sich deshalb um sichere Zuschreibungen aufgrund von nachvollziehbaren Hinweisen in Verträgen, Briefen und Plänen, aber auch aufgrund enger Familienbanden.

Franz Beer II, die Familie und die Verwandtschaft

Franz wird am 1. April 1660 in Au im Bregenzerwald als viertes Kind geboren. Sein Vater ist Michael Beer I, Baumeister und Begründer der Auer Zunft. Seine Mutter Maria Metzler stammt aus einer führenden Familie von Andelsbuch. Sie stirbt nach seiner Geburt. Seinen Vater verliert er mit sechs Jahren, als dieser beim Heimritt von Ebersberg in der hochgehenden Bregenzerache den Tod findet. 1677–1680 macht er die Lehre bei Michael Thumb, der um diese Zeit zusammen mit Valerian Brenner die Stiftskirche in Wettenhausen baut. Michael Thumb ist mit der Familie nicht nur verwandtschaftlich verbunden, er ist zudem von Vater Michael Beer I ausgebildet worden. Zwei jüngere Brüder aus der zweiten Ehe des Vaters, Ignaz und Michael, machen ebenfalls eine Lehre in der Auer Zunft. Sein älterer Bruder Joseph tritt in den Franziskanerorden ein und wird unter dem Namen Ulrich (Bähr) als Planer und Bauleiter von über zehn Klosterneubauten bekannt. Nach der Lehre bleibt Franz Beer II bei Michael Thumb. Zusammen mit dessen jüngerem Bruder Christian ist er vielleicht an der architektonisch wegweisenden Wallfahrtskirche Schönenberg ob Ellwangen, sicher aber an der Klosterkirche in Obermarchtal tätig. 1687 heiratet er Katharina Eberlin von Saulgau. Mit ihr hat er zehn Kinder. Die erstgeborene Tochter Maria Anna heiratet 1707 einen Sohn von Michael Thumb, den später ebenso berühmten Baumeister Peter Thumb (1681–1766). Das achte Kind ist Johann Michael (1700–1767), bekannt als Johann Michael Beer II von Bleichten.
Die engen familiären Beziehungen Franz Beers II mit Christian und Peter Thumb bestehen während seiner ganzen Lebenszeit. Nur eine abwegige «Neue Forschung»[2] kann deshalb gemeinschaftliche Ausführungen und Planungen dieses Teams dem Namensvetter Franz Beer I zuweisen.

Bezau und Konstanz

Mit seiner Familie nimmt Franz Beer II im Bregenzerwald Wohnsitz, zuerst in Andelsbuch, dann in Bezau. Hier verstirbt 1703 seine erste Ehefrau. Nun nimmt er 1705 Wohnsitz in Konstanz, wo er 1706 das zweite Mal heiratet. Die neue Ehefrau Maria Elisabeth Mallenbrei ist die Tochter eines Mitglieds des Grossen Rats und des Stadtgerichtes, gleichzeitig Inhaber des Gasthofes «Zum Hecht». Hat Beer in Bezau 1699 schon ein grosses Vermögen von 11 500 Gulden versteuert, sind es nun 1719 in Konstanz schon 38 000 Gulden. Er kauft hier das Haus «Zum Esel» und im Bregenzerwald oberhalb von Mellau die Alp Bleichten. 1722 kauft er das Gut «Halden» bei Bizau im Bregenzerwald. Im gleichen Jahr werden er und seine Nachkommen von Kaiser Karl VI. geadelt und mit dem «Praedicat von Blaichten» ausgezeichnet. Er bleibt mit seiner Heimat immer treu verbunden und stirbt am 21. Januar 1726 auf seinem Gut «Halden».

Erste Werke

Als Palier seines Lehrmeisters Michael Thumb leitet er 1682–1684 den Neubau des Benediktinerinnenklosters Mariaberg. Der Auftrag an Thumb erfolgt unter Vermittlung des dortigen Zwiefalter Beichtvaters. In Zwiefalten ist Thumb seit 1681 tätig. 1684 beschliesst die Priorin, eine Neuplanung der Kirche direkt dem anwesenden Palier zu übertragen. Sein erstes eigenes Werk baut Franz Beer deshalb 1684–1686 in Mariaberg bei Gammertingen. Er provoziert damit seinen Lehrmeister und Vetter, der ihm den Auftrag sogar entziehen will.[3] Prägend für seine späteren Werke wird der Neubau von Kirche und Kloster in Obermarchtal. 1690, nach dem Tod seines Meisters, übernimmt er zusammen mit dem Vetter Christian Thumb die Vollendung der Kirche. Zusammen erstellen sie bis 1703 auch den an die Kirche anschliessenden Westflügel und einen Teil des Nordflügels der Konventgebäude. Hier arbeitet er zum ersten Mal mit dem Wessobrunner Stuckateur Franz Schmuzer zusammen, der ihm später alle wichtigen Kirchenbauwerke stuckiert.
Ein zweiter wichtiger Bezugspunkt für seine späteren Werke ist die Wallfahrtskirche Schönenberg ob Ellwangen. Diese wird zwei Jahre vor Obermarchtal von Michael Thumb begonnen, dann aber ab 1683 vom Jesuitenbruder Heinrich Mayer weitergeführt. Franz Beer hat vielleicht als Geselle an der Schönenberg-Kirche gearbeitet, sicher wird er das Bauwerk und seinen Jesuitenbaumeister kennen.[4]
Empfehlungen aus seinem ersten Auftrag in Mariaberg und aus seiner Tätigkeit in Obermarchtal bringen ihm 1693 den Auftrag der Benediktinerabtei Zwiefalten für die Erstellung des Konvent-Südflügels und den Zwischentrakt, der als Fraterbau die Verbindung zum Querschiff der noch mittelalterlichen Kirche herstellt.
Eine erste riesige Bauaufgabe wird ihm 1697 mit dem Konventneubau der Zisterzienser-Reichsabtei Salem übertragen. Nur sechs Wochen nach dem grossen Klosterbrand verdingt Abt Emanuel Sulger den Neubau an «Franz Beeren Pauwmeisteren von Bezaw». Nicht die Anlage von Obermarchtal mit den angesetzten Eckflügeln ist Vorbild, sondern eine symmetrische Mehrhofanlage mit Eckpavillons und Mittelrisaliten. Salem ist die früheste derart konsequent gebaut Anlage in Schlossform, die Eck- und Mittelrisalite werden im 18. Jahrhundert zum Standard.[5] Mit diesem Auftrag, für den ihm bis 1707 Akkordzahlungen von 45 000 Gulden[6] geleistet werden, legt der Vorarlberger den Grundstein für eine einmalige Unternehmer- und Architektenkarriere im Dienste süddeutscher und schweizerischer Abteien.

Die Kirchenbauten

Franz Beer II wird, wie alle Baumeister an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert, in der Architekturgeschichte nicht an seinen Konventbauten oder den vielen Profanbauten gemessen, sondern ausschliesslich an den Kirchenbauten.[7]
Beginnend mit der ersten grossen Kirche für die Benediktiner in Irsee (1699) und endend mit der Kirche für die Zisterzienser in Oberschönenfeld (1723) halten seine Sakralbauten dem Vergleich mit den besten zeitgenössischen Baumeistern Süddeutschlands stand. Er ist ungemein lernfähig und greift wichtige Neuerungen auf. So beschäftigt er sich ab 1705 mit der Salzburger Kollegienkirche seines Altersgenossen Johann Bernhard Fischer von Erlach oder mit den Druckwerken des Andrea Pozzo. Diese Auseinandersetzung mit italienisch geprägtem Gedankengut zeigt sich vorerst in nicht verwirklichten Projekten für St. Ursen in Solothurn oder für die Bruderschaftskirche neben dem Münster von Salem, aber auch in der Kollegienkirche von Ehingen (1712–1716). Höhepunkt dieser Auseinandersetzung mit fremden Ideen ist die Planung der Stiftskirche von Weingarten (1715–1716). Hier fliessen zudem noch Ideen eines Vorprojektes von Johann Jakob Herkomer ein. Bis zu diesem Zeitpunkt baut Franz Beer II fast auschliesslich in der Schweiz. Grund ist der Stillstand der Bautätigkeit im Reichsgebiet ab 1702, ausgelöst durch den zerstörerischen Kriegseintritt Bayerns an der Seite von Louis XIV im Spanischen Erbfolgekrieg. Wir finden deshalb den Trupp von Franz Beer II nach Irsee (1699–1702) in Rheinau (1704–1717), dann in Bellelay (1708–1714) und St. Urban (1711–1715), immer mit Franz Schmuzer als Stuckateur, immer mit seinem Schwiegersohn Peter Thumb als Zeichner.
Kennzeichen seiner Stiftskirchen ist die monumentale Ausbildung der vom Langhaus abgesetzten Doppelturmfassaden, deren Wirkung er mit jedem Bau mehr steigert. Eine dieser grossartigen Doppelturmfassaden, die er 1718–1799 vor die mittelalterliche Zisterzienser-Stiftskirche von Kaisheim stellt, wird 1872 in einem verspäteten Mittelalter-Purifizierungswahn sinnlos abgerissen.
Nach dem Abbruch seiner Tätigkeit in Weingarten, aus Kautionsforderungen des Abtes entstanden, die Beer angesichts der Bauleitung durch Br. Andreas Schreck nicht erfüllen will, beginnt er 1717 mit der Stiftskirche der Prämonstratenserabtei im nahen Weissenau. Dieser letzte sakrale Grossbau, wieder mit gesteigerter Doppelturmfront, zeigt eine Rückkehr zu den Wurzeln, eine «Summa» seiner Auseinandersetzungen mit dem Longitudinalbau der Vorarlberger und dem römischen Zentralbaubaugedanken. Leider kann er hier den geplanten Ovalchor nicht mehr verwirklichen.
Drei Kirchen von Frauenkonventen dürfen nicht unerwähnt bleiben. In der kleinen Benediktinerinnenkirche von Münsterlingen zeigt Beer 1711 in Zusammenarbeit mit Stuckateur Franz Schmuzer und dem Maler Jacob Carl Stauder eine frühe Umsetzung seiner Beschäftigung mit den Traktaten Pozzos und mit der Architektur der Salzburger Kollegienkirche. Die Spätwerke der Zisterzienser-Subprioratskirche von Pielenhofen und der Dominikanerinnenkirche von St. Katharinenthal[8] zeigen eine nochmals gereifte Auseinandersetzung mit der Kombination von Wandpfeilerkirchen mit Kuppelgewölben.

Das Porträt des Meisters

1719 porträtiert Jacob Carl Stauder seinen Förderer Franz Beer II im Alter von 59 Jahren. Wir sehen in ovalem Rahmen einen selbstbewussten und sich aristokratisch mit einer Allongenperücke und blauer Manteldraperie präsentierenden Zeitgenossen des ausklingenden Hochbarocks. Er wendet dem Betrachter sein markant modelliertes Gesicht zu. Der Blick aus grauen, mit kleinen Lichtern versehenen Augen ist von durchdringender Schärfe. Stauder zeigt Franz Beer ohne Beiwerk vor einfarbigem dunklen Hintergrund. Nur gerade ein Plan und der Zirkel in der rechten Hand verweisen auf die Tätigkeit als Baumeister. Damit entspricht das Porträt auch unserer Vorstellung vom geradlinig nüchternen, aber souverän-selbstsicheren und erfolgreichen Unternehmer-Architekten.


Pius Bieri 2010/2017

Benutzte Literatur:

Lieb, Norbert und Dieth Franz: Die Vorarlberger Barockbaumeister, München-Zürich 1966.
Oechslin, Werner (Hrsg.): Die Vorarlberger Barockbaumeister, Ausstellungskatalog, Einsiedeln 1973.
Kolb, Günter: Barockbauten im Gebiet der Abtei Zwiefalten, in: 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, Ulm 1990.

 

Anmerkungen:

[1] Meist als Franz I Beer und Franz II Beer geschrieben. Falsch sind die daraus abgeleiteten genealogischen Bezeichnungen Franz I. Beer und Franz II. Beer. Hier wird daher die Nummer hinter dem Namen geschrieben.

[2]Herlinde Löhr (1927–2009) «beweist» in ihrer Arbeit «Neue Forschung» unter www.vorarlberger-barockbaumeister.com unter anderem, dass Rheinau ein Werk von Franz I Beer ist. Vergleiche dazu auch die chronolgische Gegenüberstellung der Werke beider Vorarlberger Meister in der Zusatzliste.

[3] Die Erkenntnis dieses ersten Bauwerkes von Franz Beer II verdanken wir dem Bautagebuch einer Konventualin von Mariaberg. Veröffentlichung in Kolb, Günter: Barockbauten im Gebiet der Abtei Zwiefalten, in: 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, Ulm 1990.

[4] Br. Heinrich Mayer SJ ist vielleicht auch am Bau des Ostflügels in Zwiefalten beteiligt. Die Ausführung erfolgt durch den Trupp von Michael Thumb 1684–1688, parallel zu Obermarchtal. 1692–1710 wird Franz Beer als Baumeister des Benediktinerstiftes genannt. Er vollendet hier die Konventbauten.

[5] Anregung für die Risalitgliederungen könnte die Anlage der Zisterzienserabtei Fürstenfeld bei München (Giovanni Antonio Viscardi) sein, deren Planung und Bau dem Abt bekannt ist und die 1697 kurz vor der Bauvollendung steht. Wahrscheinlicher ist aber der rege Austausch mit dem Vorarlberger Landsmann Br. Caspar Moosbrugger in Einsiedeln. Hier findet in diesen Jahren die Neubauplanung der grossen Anlage mit den gelenkbildenden Eck- und Mittelrisalitbauten statt. Auch Franz Beer gibt kurz vor Baubeginn 1703 ein Konkurrenzprojekt ab. Es ist erstaunlich, dass diese schon wenige Jahre später selbstverständlichen Architekturelemente nicht aus dem Umkreis der höfischen Architektur stammen, sondern offensichtlich den deutschen Schlossbau der Renaissance als Grundlage haben.

[6] Zum Vergleich: Die Leistungen Beers für den Kirchenneubau in Rheinau werden mit 8570 Gulden abgegolten.

[7] Konventbauten, auch die grossen symmetrischen Barockanlagen der Fürstabteien, werden von Kunsthistorikern kaum je gewürdigt und sind manchmal nicht einmal als Plan erfasst. Bei den wegweisenden Werken von Norbert Lieb, Franz Dieth und Werner Oechslin über die Vorarlberger Barockbaumeister werden die Konventbauten höchstens typenmässig verglichen.

[8] St. Katharinenthal wird erst später von seinem Sohn Johann Michael Beer II von Bleichten gebaut.

Werkverzeichnis Franz Beer II

Bauzeit Werke von Franz Beer II Gesichertes Werk (Begründung) Zuschreibung
1682–
1684
Mariaberg (Gammertingen) Benediktinerinnenkloster. Neubau Konventgebäude. Ausführung des Klosters als Palier von Michael Thumb. Quelle: Bautagebuch einer Konventualin. (Lit. Günter Kolb)  
1684–
1686
Mariaberg (Gammertingen) Benediktinerinnenkloster. Neubau Klosterkirche. Erstes selbständiges Werk.  Spannungen mit Michael Thumb, der ursprünglich beauftragt ist. Quelle: wie oben  
1700–
1703
Obermarchtal, Prämonstratenser-Stiftskirche der Abtei Marchtal (Planung Michael Thumb) bis 1701 und Konventflügel West und Nord bis 1703. F. B. arbeitet mit Vetter Christian Thumb zusammen, nach dem Tod Michael Thumbs 1690 sind beide im neuen Verding erwähnt. Ab 1701 erste Zusammenarbeit mit Stuckateur Franz Schmuzer.  
1692 Zwiefalten, Benediktinerabtei, Neubau Pferdestall. Michael Thumb erstellt 1684–1688 den Ostflügel des Klosters. Als Schüler von Michael Beer und Baumeister von Mariaberg ist F.B in Zwiefalten bekannt.  
1693–
1700
Zwiefalten Benediktinerabtei, Neubau Südflügel und Fraterbau. F.B. wird wegen Mariaberg beigezogen und als «aedilis nostri monasterii» bezeichnet.  
1694–
1697
Beuron, Chorherren-Stift. Konventneubau.   Verbindungen Bauherr zu Kreuzlingen und Michael Beer I. Abzug des Trupps 1697 nach Salem.
1696–
1698
Tannheim, Pfleghof des Klosters Ochsenhausen. Nennung der Wohngemeinde Andelsbuch im der Rechnung.  
1697–
1706
Salem, Zisterzienser-Reichsabtei, Neubau der Konventanlage. Verträge, Siegel, Unterschriftenvergleich, Folgeaufträge.  
1698–
1699
Tigerfeld, Pfarrkirche St. Stephan, Neubau auf alten Fundamenten.   Als Fundationsgut des Klosters Zwiefalten während der Tätigkeit F.B. in Zwiefalten ausgeführt.
1698–
1706
Ehingen, Kollegium des Stiftes Zwiefalten. Zwiefalten ist Bauherr. F.B. baut zu dieser Zeit in Zwiefalten. er ist für die spätere Studienkirche archivalisch nachgewiesen.[1]  
1699–
1702
Irsee, Benediktiner- Stiftskirche, Neubau. Trotz fehlender Verträge ist Planung und Ausführung durch Franz Beer II sicher.[2]  
1700 Ottobeuren, Abtei, Stallungen. Erster erhaltener Plan von Peter Thumb, der für F. B. zeichnet.  
1700–
1702
Offenburg, Pfarrkirche Hl. Kreuz, Wiederaufbau. Palier ist Leonhard Albrecht II. Mehr dazu siehe im Baubeschrieb Offenburg.
  Wahrscheinlich falsche Zuschreibung! Baumeister dürfte Franz Beer I mit Albrecht II sein. .
1700–
1702
Tannheim, Pfarrkirche St. Martin der Abtei Ochsenhausen. Weihe 1705.   Zuschreibung an Franz Beer II ist üblich, und durch seinen vorgängigen Bau des Pfleghofes begründet.
1704–
1710
Rheinau, Benediktiner-Stiftskirche. Neubau. Palier und Zeichner ist Peter Thumb. Stuckateur ist Franz Schmuzer. Bezugs-Korrespondenz mit dem Abt von St. Urban.  
1707–
1708
Bühl im Klettgau, Kirche St. Notburga. Bauherr Abtei Rheinau. Verträge im StAZH.  
1707–
1710
Salem, Stefansfeld, Kapelle Maria zum Siege. Bauherrschaft Abtei Salem. Folgeauftrag nach Klosterbau.  
1708–
1711
Weissenau, Prämonstratenserabtei, Neubau Konventflügel S-O Der Folgeauftrag von 1717 (Westflügel und Kirche) geht wieder an Franz  Beer II und Schmuzer. Verding im HstA Stuttgart, Sign. B 529 Bü 446.  
1708–
1714
Bellelay, Prämonstratenserabtei, Stiftskirche. Neubau. Beziehungen des Abtes zu Weissenau und Obermarchtal. Wieder mit Franz Schmuzer. 1709 erste Kontaktaufnahme von St. Urban zu dem in Bellelay weilenden «Herrn Bär»  
1709–
1716
Münsterlingen, Benediktinerinnenabtei, Neubau. Stiefbruder Ignaz ist Palier. Wieder Franz Beer II und Franz Schmuzer. Deckenbilder von Jacob Carl Stauder.  
1710–
1715
Olsberg, Zisterzienserinnenabtei, Westfassade mit Mittelturm.   Westfassade wie Münsterlingen. Zuschreibung Hoegger.
1710 Uttenweiler. Augustinerereremiten-Stiftskirche. Renovation Chor und Neubau Langhaus.   Zuschreibung Norbert Lieb an Franz Beer II, wegen der Oberherrschaft  Marchtal.
1711 Altenburg bei Rheinau, Kirche St. Jakobus Vertrag mit Abtei Rheinau  
1711–
1715
St. Urban, Zisterzienserabtei, Neubau Stiftskirche. Verding 1711 mit «F. B. Bürger von Konstanz». Stuckateur im Unterakkord ist Franz Schmuzer.  
1711–
1717
Rheinau, Benediktinerabtei, Östlicher Konventbau. Folgeauftrag des Kirchenbaus. Beer schreibt 1717 aus Rheinau an den Abt von St. Urban wegen der Abrechnung.  
1712–
1716
Ehingen an der Donau Kollegiumskirche zum Hl. Herzen Jesu. Architektonisch eine Weiterentwicklung der Planung für Salem 1705 und 1707. Nachweis siehe Kollegium (1698-1706).   
1715–
1716
Weingarten, Benediktinerabtei, Neubau Stiftskirche, Planung mit Beteiligung Herkomers und Beginn der Bauarbeiten. Erste Entwürfe 1700. 1712 trifft Beer Abt Sebastian in Hofen. Baubeginn durch Br. Andreas Schreck nach Plan Beers. 1716 Abbruch der Tätigkeit Beers wegen der Kautionsforderung.  
1715–
1718
St. Katharinental, Dominikanerinnen-Kloster. Konventneubau. Planzeichner ist Peter Thumb. 1732 wird die Kirche an Nachfolger Johann Michael Beer II von Bleichten verdingt.  
1716–
1721
Kaisheim, Zisterzienser-Abtei, Neubau Konventgebäude und Westfassade der Stiftskirche. Die Schaufassade (Abbruch 1872) der gotischen Kirche ist durch Peter Thumb gezeichnet (Frantz Beer invenit – Peter Thum delin». Die Äbte von Kaisheim, Salem und St. Urban kennen sich. Stuck Pietro Francesco Appiani und Bilder Jacob Carl Stauder.  
1716–
1733
St. Urban, Zisterzienserabtei, Konventbauten. Verding 1721 und Quittungen Franz Beer II mit Siegel. Stuck Franz Schmuzer. Bau geht ab 1728 an Sohn Johann Michael Beer von Bleichten. Akten im Staatsarchiv Luzern.  
1717–
1719
Grossengstringen, Neubau Pfarrkirche St. Martin.
Schlossneubau? (Abbruch durch die seit 1750 neue Herrschaft Württemberg).
Grossengstringen gehört 1698 bis 1750 zur Herrschaft Zwiefalten. Bauherr ist die Abtei Zwiefalten, für die Franz Beer 1712–1716 in Ehingen tätig ist.  
1717 Bern, Inselspital, Planung. (Abbruch 1888 zugunsten des Bundeshauses Ost). Ausführung Abraham Dünz. Berufung Franz Beers aus St. Urban. Aufenthalt in Bern mit Sohn Johann Michael, der die Pläne zeichnet. Siehe auch die gleichzeitige Planung für Hauterive.  
1717–
1721
Solothurn, Ambassadorenhof. Der Auftrag, wie auch Planung von St. Ursen 1708 verdankt Beer den Verbindungen des Abtes von St. Urban.  
1717–
1723
Weissenau, Prämonstratenserabtei, Neubau der Stiftskirche und Fertigstellung Konventneubau. Folgeauftrag aus Konventbau.
Verding im HstA Stuttgart, Sign. B 529 Bü 446. Ausführung wieder mit Franz Schmuzer und Jacob Carl Stauder.
 
1717–
1726
Pielenhofen bei Regensburg Zisterzienser-Subpriorat. Neubau Kirche. Auftrag der Abtei Kaisheim. Stuck durch Pietro Francesco Appiani, und Deckenbilder von Jacob Carl Stauder, wie in Kaisheim.  
1718–
1723
Oberschönenfeld, Zisterzienserinnenabtei, Neubau Konvent und Kirche. Vertrag 1718, als Auftrag unter Vermittlung des Vaterabtes von Kaisheim. Palier ist Sohn Johann Michael II.  
1719 St. Katharinenthal, Dominikanerinnen-Kloster. Neubau der Kirche. Planung. Erst 1732 Baubeginn durch Sohn Johann Michael Beer II von Bleichten. Einweihung 1735.  
1720 Regensburg, Damenstift Niedermünster, Barockisierung Konventgebäude und Stiftskirche. Wieder mit Stuckateur Pietro Francesco Appiani. Bau gleichzeitig mit Pielenhofen bei Regensburg.  
1723 Dietkirch (Gessertshausen). Neubau Pfarrkirche. Bauherr ist Oberschönenfeld. Letze gesicherte Kirche.  
1724–
1725
Weltenburg, Benediktinerabtei, Neubau Wirtschaftsflügel entlang der Donau, nach Planung Br. Philipp Blank . Vertrag 1724 mit F. B «von Bleichten».  


Planungen Franz Beer II

Jahr Planungen von Franz Beer II Bemerkungen
1698 Kirchberg. Sommerschloss der Äbte von Salem. Zuschreibung und Datierung durch Ulrich Knapp. Das Projekt wird ab 1706 von Jakob Rischer ausgeführt.
1703 Einsiedeln. Klosterneubau, Konkurrenzprojekt. Das Projekt Caspar Moosbruggers wird für die Ausführung bevorzugt.
1705
1707
Salem. Bruderschaftskirche. Projekte. Die Entwürfe zeigen die intensive Auseinandersetzung mit der Kollegienkirche Salzburg. Die Ausführung erfolgt nicht.
1708 Solothurn. Projekt für die Sitftskirche St.Ursen. Weiterentwicklung aufgrund der Beschäftigung mit der Kollegienkirche Salzburg. Die Ausführung erfolgt erst 1762–1773 nach Plänen des Gaetano Matteo Pisoni.
1709 Zwiefalten, Benediktinerabtei, Umbau und Erweiterung des Münsters. Völlige Neugestaltung nur im Chorbereich, mit zwei Osttürmen. Erste, nicht ausgeführte Neubauplanung.
1711 Ottobeuren , Benediktinerabtei, Konventneubau. Projekt. Entwurf in Konkurrenz zu Christian Thumb, Johann Jakob Herkomer und Pater Christoph Vogt, nach dessen Plänen gebaut wird.
1716 Weissenau. Chorprojekt mit Ovalchor. Caspar Moosbruggers Ovalchorplanungen sind  der Anlass. Die Ausführung erfolgt nicht.
1717 Zisterzienserabtei Altenryf (Hauterive), Planungen Konventbau. Während der Ausführungen in Bern und St. Urban wird Beer mehrfach nach Hauterive eingeladen. Die Ausführung erfolgt in den Jahren 1740–1760.

[1] Quelle: Günter Kolb, Barockbauten im Gebiet der Abtei Zwiefalten in: 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, Ulm 1990. (Seite 327).

[2] Es spricht alles für Franz Beer II, dem Schwiegervater von Peter Thumb:
Peter Thumb ist 1700 als Zeichner in Irsee tätig (Gabriele Dischinger, 1981). Der Ottobeurer Abt und sein Bausachverständiger Pater Christoph Vogt sind in Irsee an Grundsteinlegung und Einweihung anwesend und erteilen anschliessend Franz Beer II und Peter Thumb Planungsaufträge in Ottobeuren. Die Folgeaufträge Rheinau, Bellelay und St. Urban sind ohne den ersten Auftrag Irsee nicht denkbar. Die Vermittlung für Rheinau erfolgt über Benediktinerkontakte via Muri und Weingarten, wo Franz Schmuzer und Franz Beer bei den Vorarlberger Landsleuten Br. Caspar Moosbrugger und Br. Andreas Schreck bekannt sind. Franz Schmuzer ist seit Obermarchtal (1690) bis Münsterlingen (1719) bevorzugter Stuckateur von Franz Beer II, so auch in Irsee.

 

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Franz Beer II (von Bleichten) im Vergleich zu Franz Beer I
Zeitgleiche Werke

Eine Übersichtshilfe ohne Vollständigkeit
Bauzeit Werke Franz Beer II Zeitgleiche (bekannte) Werke Franz Beer I
1684–1686 Mariaberg (Gammertingen) Neubau Klosterkirche.  
1690–1692 Obermarchtal, Prämonstratenser-Stiftskirche. 1688 Leutkirch, Schwesternklause
1692–1700 Zwiefalten, Benediktinerabtei, Neubau Pferdestall und Neubau Konvent-Südflügel und Zwischentrakt. 1693–1697 Benediktinerabtei Gengenbach, Konventbau und Josephskapelle.
1694–1697 Beuron, Chorherren-Stift. Konventneubau. 1696–1698 Wald Zisterzienserinnenabtei-Kirche.
1696–1698 Tannheim, Pfleghof des Klosters Ochsenhausen. 1696–1700 Holzen, Benediktinerinnenabtei, Konvent- und Kirchenneubau. Kirche nach Plan Pater Christoph Vogt OSB.
1697–1706 Salem, Zisterzienser-Reichsabtei, Neubau der Konventanlage.  
1698–1706 Ehingen, Kollegium des Stiftes Zwiefalten.  
1699–1702 Irsee, Benediktiner- Stiftskirche, Neubau. 1696–1704 Benediktinerinnenabtei, Frauenalb, Konventneubau, Planung Johann Jakob Rischer.
1700 Ottobeuren, Abtei, Stallungen. 1700–1702 Offenburg, Pfarrkirche Hl. Kreuz, Wiederaufbau.
1700–1702 Tannheim Pfarrkirche St. Martin. Weihe 1705. Übliche, ungesicherte Zuschreibung. Ausführung Tannheim?
1704–1710 Rheinau, Benediktiner-Stiftskirche. Neubau.  
1707–1708 Bühl im Klettgau, Kirche St. Notburga.  
1707–1710 Salem, Stefansfeld, Kapelle Maria zum Siege.  
1708–1711 Weissenau, Prämonstratenserabtei, Neubau Konventflügel S-O.  
1708–1714 Bellelay, Prämonstratenserabtei, Stiftskirche. Neubau. Zuschreibungen aufgrund von Beziehungen zu Ochsenhausen:[1]
1712. Schönebürg. Kirchenneubau nach Plan P. Christoph Vogt, Ottobeuren. Bauherr ist die Abtei Ochsenhausen, welche die Schulden des Baumeisters übernimmt.
1709–1716 Münsterlingen, Benediktinerinnenabtei, Neubau.  
1711 Altenburg bei Rheinau, Kirche St. Jakobus.  
1711–1715 St. Urban, Zisterzienserabtei, Neubau Stiftskirche.  
1711–1717 Rheinau, Benediktinerabtei, Östlicher Konventbau.  
1712–1716 Ehingen an der Donau Kollegiumskirche zum Hl. Herzen Jesu.  
1715–1716 Weingarten, Benediktinerabtei, Neubau Stiftskirche, Planung mit Beteiligung Herkomers und Beginn der Bauarbeiten.  
1715–1718 St. Katharinenthal, Dominikanerinnen-Kloster. Konventneubau. 1715–1717 Abtei Ochsenhausen, Fruchtkasten. Das grosse Gebäude stürzt 1716 ein und muss nochmals errichtet werden.
1716–1721 Kaisheim, Zisterzienser-Abtei, Neubau Konventgebäude und Westfassade der Stiftskirche. 1716–1722 Dominikanerinnenkloster Siessen bei Saulgau, Konventneubau.
1716–1733 St. Urban, Zisterzienserabtei, Konventbauten. 1716 Ummendorf. Kirchenneubau nach Plan P. Christoph Vogt, Ottobeuren. Bauherr ist Abtei Ochsenhausen.
1717–1721 Solothurn, Ambassadorenhof.  
1717–1723 Weissenau, Prämonstratenserabtei, Neubau der Stiftskirche und Fertigstellung Konventneubau.  
1717–1724 Bern, Inselspital. (Abbruch 1888 zugunsten des Bundeshauses Ost).  
1717–1726 Pielenhofen bei Regensburg Zisterzienser-Subpriorat. Neubau Kirche.  
1718–1723 Oberschönenfeld, Zisterzienserinnenabtei, Neubau Konvent und Kirche. 1719–1722 Wörishofen, Dominikanerinnen-Kloster, Neubau der Konventgebäude und der Kirche. Fertigstellung durch Sohn Johann Michael Beer I von Bildstein.
1719 St. Katharinenthal, Dominikanerinnen-Kloster. Neubau der Kirche. Planung.  
1720 Regensburg, Damenstift Niedermünster, Barockisierung Konventgebäude und Stiftskirche.  
1724–1725 Weltenburg, Benediktinerabtei, Neubau Wirtschaftsflügel.  

 

[1]Abt Hieronymus Lindau von Ochsenhausen beauftragt 1712 einen Franz Beer mit dem Neubau des Gästebaus der Abtei und der Kirche in Schönebürg (1400 Gulden). 1715 folgt der Fruchtkasten der Abtei. Hier wird der Sohn von Franz Beer als Mitarbeiter erwähnt. Da er gleichnamige Sohn von Franz Beer II 1715–1717 in St. Katharinenthal tätig ist, kann es sich beim Baumeister des Fruchtkastens nur um Franz Beer I handeln. Der gleiche Baumeister übernimmt 1716 den Bau der Kirche von Ummendorf. Diese Kirche ist von Pater Christoph Vogt aus Ottobeuren geplant, der schon 1696 in Holzen mit Franz Beer I zusammenarbeitet. (Quelle: Konstantin Maier. Die Äbte des Klosters Ochsenhausen im 17. und 18. Jahrhundert, Weissenhorn 2004). Der Verfasser möchte deshalb nebst  dem Fruchtkasten und der Kirche von Ummendorf auch den ersten Auftrag (Gästebau und Kirche Schöneburg) des Abtes Hieronymus Lindau an Franz Beer I zuschreiben.

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  Franz Beer II von Bleichten (1660–1726)  
  Biografische Daten          
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  1. April 1660 Au im Bregenzerwald   Vorarlberg, A  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.    
    Vorderösterreich , OA Bregenz   Konstanz  
  Sterbedatum Sterbeort     Land    
  21. Januar 1726 Bizau im Bregenzerwald   Vorarlberg A  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.    
    Vorderösterreich , OA Bregenz   Konstanz  
  Kurzbiografie          
  Franz Beer II weist von allen Vorarlberger Baumeistern die zahlenmässig und geografisch umfangreichste Schöpfungstätigkeit auf, auch wenn man nur die absolut gesicherten Werke berücksichtigt. Er kann von der unternehmerischen Aufbauarbeit seines Onkels Michael Thumb profitieren und auf zuverlässige Mitarbeiter in der Familie zählen, so auf den Schwiegersohn Peter Thumb oder seinen Sohn Johann Michael Beer von Bleichten.
Seine Hauptwerke:
Klosterneubauten in Zweifalten, Obermarchtal, Salem, Weissenau, Münsterlingen, St. Urban, St. Katharinental, Kaisheim, Oberschönenfeld.
Klosterkirchen in Irsee, Rheinau, Bellelay, St. Urban, Weissenau, Weingarten, Pielenhofen.
    Beer1719  
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1719 malt Jacob Carl Stauder ein Porträt des 59-jährigen Franz Beer.
«Stauders Porträtauffassung, die den Baumeister als stolze Respektsperson von souveräner Selbstsicherheit gibt, entspricht vortrefflich unserer aus Beers strenger Architektur gewonnenen Vorstellung des geradlinig nüchternen, dann wieder bis zum Cholerischen temperamentvollen Menschen.» (Zitat nach Thomas Onken).
Das Original in Privatbesitz ist 685 x 850 mm gross. Bildquelle: Wikipedia