Jacob wird am 17. Februar 1672 in Mecheln im damals spanisch beherrschten Herzogtum Brabant geboren. Er ist um 1700 in Würzburg sesshaft und arbeitet als Bildhauer unter dem Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau und den Stadtbaumeistern Petrini und Greissing, immer neben dem gleichaltrigen Bildhauer Balthasar Esterbauer.[1] Vorerst am Neubau des Juliusspitals tätig, wo er unter anderem der Schöpfer des grossen Brunnens der Flüsse Frankens ist, arbeitet er anschliessend am Zeughaus auf der Festung und an der Neumünsterkirche des Joseph Greissing, wo er die reiche Fassadenplastik erstellt. In Gereuth, einer weiteren Kirche von Greissing, ist er 1716 der Bildhauer aller inneren Ausstattungen. Inzwischen hat er 1706 Maria Christina Onghers, die Tochter des flämischen Hofmalers Oswald Onghers[2] geheiratet und ist seit 1710 Bürger von Würzburg. 1719, mit dem Amtsantritt des Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn, wird er als Hofbildhauer aufgeführt. Er arbeitet nun den Fassaden des Nordblockes der neuen Residenz, wieder zusammen mit Esterbauer und jetzt neu auch mit dem französischen Bildhauer Claude Curé.[3] Nach dem Tod des Fürstbischofs 1724 wird Auwera als einziger Hofbildhauer bestätigt. Seine Werkstatt, in der auch die drei Söhne Johann Wolfgang, Lucas Anton und Michael Joseph tätig sind, arbeitet jetzt auch im Innern des Residenz-Nordblockes, vor allem aber für Bildhauerarbeiten und Altarausstattungen in Stadt und Hochstift Würzburg. 1736, nach seiner Rückkehr aus Wien, übernimmt Johann Wolfgang die Entwurfsarbeiten der neuen Residenz und löst den Vater allmählich ab. Dieser setzt sich aber nicht zur Ruhe. Er arbeitet jetzt vermehrt an Arbeiten auf dem Land. Die Ausführung des Herkulesbrunnens im Garten der Abtei Ebrach (1744–1747) wird ihm von einigen Kunsthistorikern noch zugeschrieben, wird aber eher das Werk der Söhne sein.[4] Um 1752 porträtiert der junge Lorenzo Tiepolo den 80-jährigen Bildhauer Auwera und seine Ehefrau Christina. Es sind eindrückliche Brustbilder, die einen etwas skeptisch blickenden, aber selbstbewussten älteren Künstler mit der leicht jüngeren Ehefrau zeigen. Im hohen Alter von 88 Jahren stirbt Jacob van der Auvera am 26. Februar 1760 in Würzburg.
Pius Bieri 2011
Sedlmaier, Richard und Pfister, Rudolf: Die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg. München 1923.
Friedrich, Verena: Rokoko in der Residenz Würzburg. München 2004.
Frieden, Max H. von: Auwera, Johann Wolfgang van der, in: Neue Deutsche Biographie 1, Seite 461, München 1953.
[1] Balthasar Esterbauer (1672–1728), aus Bayern, wird 1711 Stiftsbildhauer des Stiftes Haug. Er ist der Steinplastiker vieler Bauten von Joseph Greissing sowie von Leonhard und Johann Dientzenhofer.
[2] Der Schwiegervater Oswald Onghers (1628–1706) stammt ebenfalls aus Mecheln und ist wird 1663 Hofmaler des Mainzer Kurfürsten und Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn.
[3] Claude Curé (1685–1745) aus Paris, seit 1721 in Würzburg, ab 1723 als Hofbildhauer aufgeführt, arbeitet mit seinem Trupp nur 1724–1724 an der Residenz, um dann von 1730 bis 1743 zusammen mit Johann Wolfgang van der Auvera die Hauptarbeit zu übernehmen.
[4] Zuschreibung an Jacob van der Auwera in «Denkmäler in Bayern Bd. 4, Oberfranken» (1986) und im «Dehio». Wolfgang Wiemer hingegen weist Führer (1992) die Arbeit im dem Sohn Wolfgang van der Auwera zu.
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