Egid Quirin Asam (1692−1750)

Bildhauer, Maler, Hofstuckateur und Baumeister

Herkunft und Ausbildung
Egid Quirin wird als Sohn des Malers Georg Asam (1649–1711) und seiner Ehefrau Maria Theresia Prugger (1657–1719) am 1. September 1692 in der Pfarrkirche[1] des Klosters Tegernsee getauft. Der Vater ist seit 1688 für die Benediktinerabtei tätig und wohnt hier mit seiner Familie. Egid Quirin ist das achte von zwölf Kindern, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen. Berühmtheit erreicht sein sechs Jahre älterer Bruder Cosmas Damian als Maler und Freskant. Die sieben Jahre ältere Schwester Maria Salome ergreift ebenfalls den Malerberuf und wird bekannte Fassmalerin. Sein neun Jahre älterer Bruder Philipp Emanuel ist begnadeter Musiker. Als Pater Engelbert wirkt er später im Zisterzienserkloster Fürstenfeld. Die neun Jahre jüngere Schwester Maria Anna Theresia wählt ebenfalls den geistlichen Weg und tritt in ein Münchner Franziskanerinnenkloster ein.
Die Kinder des Georg Asam und der Maria Theresia Prugger werden in ein künstlerisches Umfeld geboren, das zum Fundament ihrer späteren Höchstleistungen wird. Nicht nur der Vater ist ein hervorragender Freskant und Maler, auch die Mutter stammt aus einer bekannten Malerfamilie. Ihr Vater Nikolaus Prugger ist kurfürstlicher Hofmaler. Sie selbst ist eine gute Fassmalerin, die bei den Familienaufträgen mitarbeitet.
Der junge Egid Quirin verbringt die Jugendjahre an den wechselnden Wohnorten der Familie. Da immer mehrere Familienmitglieder gemeinsam an den grösseren Aufträgen arbeiten, zieht die Familie der Arbeit nach, sogar noch konsequenter als die ähnlich arbeitende Konkurrenz aus dem Val' Intelvi.[2] Bis 1695 wohnen sie in Tegernsee, ziehen kurz nach München und halten sich 1696–1701 in Bruck auf, wo der Vater durch die Vermittlung von Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi den grossen Freskenauftrag im Zisterzienserkloster Fürstenfeld erhält. Während des Spanischen Erbfolgekrieges verlegt die Familie ihre Tätigkeit im Gefolge Viscardis in die Oberpfalz, wo der Vater 1711 in Sulzbach stirbt. Egid Quirin ist inzwischen 19 Jahre alt. Bei seinem Vater als Maler ausgebildet und zusammen mit Cosmas Damian bisher immer in der elterlichen Wander-Werkstatt tätig, muss er sich nun neu orientieren. Während sein Bruder nach Italien zieht, beginnt er in München eine Lehre als Bildhauer beim kurkölnischen Hofbildhauer Andreas Faistenberger,[3] um die Meistergerechtigkeit zu erlangen. 1716 wird Egid Quirin freigesprochen.

Egid Quirin Asam und Rom
Ein Romaufenthalt von Egid Quirin wird in einigen Biographien behauptet.[4] Er soll ihn 1711 gleichzeitig mit seinem Bruder begonnen haben. Ein solcher Aufenthalt ist mit keiner Quelle belegt. Ein längerer Italienaufenthalt muss angesichts des gleichzeitigen beglaubigten Lehrbeginns nach «alten Gebrauch auf 6 Jahre» ausgeschlossen werden. Die römischen Einflüsse in seinem bildhauerischen Frühwerk sind unverkennbar, aber kein Indiz für einen Romaufenthalt. Der romerfahrene Lehrmeister, Kontakte mit der italienischen Künstlerszene wie dem Bildhauer und Stuckateur Diego Francesco Carlone, Traktate und Stiche der Werke Berninis können dafür verantwortlich sein. So ist für beide Brüder Asam das Traktat von Andrea Pozzo «Der Mahler und Baumeister Perspektiv», welches in zwei Bänden 1706  und 1711 erscheint, eine der wichtigsten Arbeitsgrundlagen.[5] Pozzo stellt in diesem Werk auch Altarentwürfe vor, die Egid Quirin dann in Weltenburg und Rohr verarbeitet. Die kunsthistorischen Spekulationen eines Romaufenthaltes zeigen einzig die grosse Lücke in der Biographie von Egid Quirin während seiner sechsjährigen Ausbildung bei Faistenberger. Seit der Rückkehr des Bruders 1713 kann von gemeinsamen, nicht dokumentierten Werken ausgegangen werden. Bekannt ist nur die Bewerbung (1714) für den Bau der Fürstenfelder Stiftskirche.

Rohr
1717 wird an der Grundsteinlegung der Augustiner-Chorherrenkirche von Rohr «in abwesenheit dess Edlen undt Kunstreichen Herren Ägidii Asam» dem ausführenden Baumeister Joseph Pader übertragen, «alles zu dirigieren».[6] Die Stiftskirche, eine geglückte Interpretation einer Basilika in römischer Art, beruht nach diesem Dokument auf Entwürfen von Egid Quirin Asam. Die Gründe, die Propst Patritius[7] zum Auftrag an den 25-Jährigen veranlassen, müssen im immer noch hohen Bekanntheitsgrad der Familie Asam liegen, vielleicht auch in Empfehlungen des Ensdorfer Abtes Bonaventura Oberhuber, der aus Tegernsee kommt und dort die Kinder Asam kennengelernt hat.[8] Seit 1714 arbeitet der Abt in Ensdorf mit Cosmas Damian zusammen und selbst Egid Quirin soll dort während seiner Lehrzeit den figuralen Stuck gefertigt haben.[9] In Rohr beendet er bis 1721 die Stuckaturen. Sie sind noch sehr unausgeglichen, ausserhalb der Deckenfelder als Akanthusstuck mit Fruchtbändern, innerhalb der Felder als geometrisierende Bandlwerk-Grotesken. Sein eigentliches erstes Meisterwerk in Rohr ist der 1722–1723 erstellte szenische Hochaltar, der den Kirchenraum dominiert, «eine mit allen rhetorischen, perspektivisch-illusionistischen und theatralischen Kunstgriffen visualisierte plastische Darstellung der Himmelfahrt Mariens».[10]

Gemeinsame Werke der Brüder Asam 1720–1730
Sieht man von der zeitgenössischen Zuschreibung einer gemeinsamen Arbeit in der Regensburger Augustiner-Chorherrenkirche ab, ist die Korbinians-Kapelle in Weihenstephan das erste Gemeinschaftswerk der beiden Asam-Brüder. Der Entwurf des freistehenden Zentralbaus wird Egid Quirin zugeschrieben, gesichert ist er hier als Stuckplastiker.
1720 ist Egid Quirin in der Zisterzienser-Stiftskirche Aldersbach tätig. Er zeigt hier in einer gewaltigen plastischen Arbeit italienisch geprägten Spätbarock, der Einfluss des französischen Régence ist aber schon spürbar. Für die Freskenarbeit seines Bruders verschleift er zwei Gurtbögen zu einem zentralen Langhaus-Deckenfeld, erstmalig und wegweisend für den süddeutschen Barock. Dieses zweite Gemeinschaftswerk zeigt schon früh die Genialität beider Brüder.
Die Klosterkirche Weltenburg an der Donau wird 1716–1718 im Rohbau erstellt.[11] Erst nach 1720 beginnt der Innenausbau durch die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin, zusammen mit der Schwester Maria Salome. Die Arbeiten der Familiengemeinschaft dauern bis 1736. Cosmas Damian ist Entwerfer und Leiter. Umstritten ist sein Anteil am Entwurf der Kirche, sicher ist er entscheidender Planer der Bauänderungen nach 1718.[12] Egid Quirin erstellt 1721–1722 die Stuckaturen und Stuckreliefs im Ovalraum des Langhauses und im Chor. Bis 1723 arbeitet er auch am Hochaltar, der wie in Rohr als barocke Schaubühne aufgebaut ist. In die hinterleuchtete Triumphbogenöffnung stellt er das Reiterstandbild des heiligen Georg. Maria Salome fasst die Arbeiten Egid Quirins bis 1724. Erst zehn Jahre später folgt die weitere Ausstattung mit den vier Seitenaltären und die Stuckierung des Vorraumes.
1722–1723 arbeiten die Brüder Asam gemeinsam in Innsbruck. Hier sind die Stuckaturen streng und schlicht. 1723–1724 gestalten sie den Innenraum des Domes zu Freising neu. Freising ist der bisher wichtigste Auftrag. Bauherr ist der ihnen wohlgesinnte Fürstbischof Johann Franz Eckher.[13] Das Konzept erstellt er zusammen mit seinem Organisator, dem Benediktinerhistoriker P. Karl Meichelbeck. Die Vergütung für den Gesamtauftrag beträgt 7000 Gulden. Egid Quirin ist für die Architektur verantwortlich. Es gelingt ihm, ohne wesentliche Änderung der Grundstruktur den Raumeindruck einer Wandpfeilerkirche mit Stichkappentonne zu erwecken. Seine Stuckaturen sind wieder von spätbarocker Fülle. Er darf sich anschliessend an diesen Bau «hochfrtl. Freyingischer Cammerdiener und Hofstukhadorrer» nennen.
Noch grösser ist der von 1725 bis 1728 dauernde Auftrag in Maria Einsiedeln. Hier werden die beiden Brüder aufgrund der Weingartener Referenz von Cosmas Damian eingeladen. Egid Quirin erstellt die Stuckaturen und ist auch Schöpfer der Kanzel. Er ist insgesamt 63 Wochen in Einsiedeln und erhält 6400 Gulden, Cosmas Damian ist 31 Wochen anwesend und wird mit 9785 Gulden entschädigt.[14] Deutlicher kann die viel höhere Wertschätzung der Arbeit eines Malers im 18. Jahrhundert nicht ausgedrückt werden.
Die beiden Brüder sind während der Arbeit in Einsiedeln auch an weit entfernten Orten gemeinsam tätig, wie 1727 im Kloster Břevnov bei Prag, wo sie Stuck und Fresken im Prälatursaal erstellen. In das gleiche Jahr fällt ihre Arbeit in der Spitalkirche Heilig-Geist in München. In die Einsiedler Zeit fällt zudem eine Arbeit in der Zisterzienser-Stiftskirche Gotteszell bei Regen. Und die zwischen 1725 und 1730 beim Landsitz von Cosmas Damian gebaute Kapelle «Maria Einsiedl», ein im 19. Jahrhundert abgebrochener Zentralbau, kann nur im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Auftrag in der Innerschweiz gesehen werden. Der Entwurf des Zentralbaus von Egid Quirin ist erhalten, die Ausführung erfolgt aber in kleinerem Rahmen.[15]
1729 arbeiten sie in München erstmals an einem Bauwerk von Johann Michael Fischer. In seiner Hieronymitaner-Klosterkirche Sankt Anna im Lehel erstellt Egid Quirin Stuck, Figuralplastik und Altarretabel.

Höhepunkte 1730–1740
1730 sind die Brüder Asam im Schloss Alteglofsheim anzutreffen, wo Egid Quirin die Stuckaturen des zweigeschossigen Ovalsaals erstellt und sein Bruder das Deckenfresko malt. «Ein Höhepunkt profaner Raumkunst» wird der Festsaal im «Dehio» genannt. Cosmas Asam ist jetzt vermehrt für reine Maleraufträge im Rheingebiet und in Fürstenfeld tätig, während Egid Quirin als Bildhauer für Altargestaltungen (St. Peter in München) arbeitet und als Stuckateur auch Einzelaufträge annimmt (Regensburg). Zudem dauert der Arbeitsaufenthalt von Egid Quirin bei gemeinsamen Aufträgen immer länger als derjenige von Cosmas Damian, wie dies in Einsiedeln dokumentiert ist.
Schon 1731 arbeiten sie in der Prämonstratenserabtei Osterhofen wieder zusammen. Der Kirchenneubau ist ein frühes Hauptwerk von Johann Michael Fischer, der die Brüder Asam seit der Zusammenarbeit in Sankt Anna im Lehel gut kennt. Das Bauwerk Fischers wird heute als «Asambasilika» bezeichnet. Dies, weil die beiden Brüder bis 1735 wesentlich zur Vollendung dieses grossartigen spätbarocken Gesamtkunstwerkes beitragen. Nebst einer phantasievollen figuralplastischen Stuckierung ist Egid Quirin auch Schöpfer aller Altäre und der weiteren Ausstattung. Hauptwerk ist der monumentale Baldachin-Hochaltar mit dem durch Engel gehaltenen Tabernakel.
Gleichzeitig mit Osterhofen gestaltet Egid Quirin auch die karolingische Basilika von Sankt Emmeram in Regensburg neu, indem er ein Stuck-Tonnengewölbe einzieht, damit zwar seinem Bruder eine grosse Fläche für die Deckenbilder bietet, aber trotz ansprechender Stuckaturen einen gedrückten Raum schafft.[16]
1734–1735 arbeiten die Brüder Asam in der Salesianerinnen-Klosterkirche Sankt Anna in München. Egid Quirin stuckiert den Raum und erstellt den prächtigen Hochaltar.
Seit 1733 besitzt er vier Häuser in der nördlichen Flucht der Sendlinger Gasse (heute Sendlinger Strasse 30-34) in München.[17] Die zwei westlichen Häuser baut er bis 1735 zu seinem Wohnhaus um (heute Asamhaus Sendlinger Strasse 34). Die Fassade versieht er mit einer aussergewöhnlich aufwändigen Stuckdekoration. Es ist eine plastische Umsetzung der sonst üblichen Fassadenmalerei. Die Fassade ist eine «einzigartige Schöpfung im Werk Asams, in der sich Reichtum, Selbstbewusstsein und Status des Künstlers ausdrücken».[18]
Auf dem östlichen Nachbargrundstück baut er 1733–1734 auf eigene Kosten die Kirche Sankt Johann Nepomuk, in alten Führern als Johanniskirche und heute als Asamkirche bezeichnet. Aus den einschränkenden Bedingungen des Bauplatzes, er ist nur 9 Meter breit und 28 Meter lang, entwickelt er einen einmaligen zweistöckigen Kirchenraum. Die Fassade ist eine hervorragende spätbarocke Schöpfung. Ihr Aufbau «wirkt wie eine schnell hoch geführte Festdekoration und steigert die barocke Pracht, wie sonst nie in Bayern, zu rauschhaftem Pomp», schreibt Bernhard Schütz.[19]   Den Innenraum vollenden die Brüder Asam 1735–1739 gemeinsam. Schütz bezeichnet sie als Regisseure eines mit überbordender Phantasie vorgeführten «theatrum sacrum», das als ein Glanzstück des Barocks weltberühmt geworden ist.
In die Zeit von 1735 bis 1737 fallen zwei kleinere gemeinsame Werke. In Messkirch ist es ein Kapellenanbau des Ordensbaumeister Bagnato, in Freising die Barockisierung der Johannes-Nepomuk-Kapelle.
1736 erhält Egid Quirin den Auftrag für den Neubau der Ursulinen-Klosterkirche in Straubing. Er baut einen Zentralraum mit vier verschliffenen Konchen, der als letztes gemeinsames Werk wieder von beiden Brüdern ausgestattet wird. Egid Quirin arbeitet hier noch bis 1740.

Das letzte Jahrzehnt
1739 stirbt Cosmas Damian unerwartet. Von Egid Quirin sind jetzt, mit Ausnahme von einzelnen Bildhauerarbeiten, während sieben Jahren keine neuen Arbeiten bekannt. Einige könnten, wie viele seiner vorherigen Werke, den gezielten Zerstörungen des 19. Jahrhunderts zum Opfer gefallen sein. Er scheint nach dem Tod seines Bruders, dem 1740 auch die Schwester Maria Salome folgt, gesundheitlich angeschlagen. 1745 setzt er sein Testament auf und vermerkt darin, dass er schon einmal einen Schlaganfall erlitten habe und befürchte, dass er sich wiederhole. Auch befinde er sich in «sehr ausgearbeitheten Chräften». Aber 1747 stellt er in der Hofmarkkirche von Sandizell bei Schrobenhausen wieder einen seiner prächtigen Hochaltäre auf und entwirft auch die Seitenaltäre.

Der letzte Arbeitsauftrag führt Egid Quirin nach Mannheim. Für die vom kurpfälzischen Hofbaumeister Alessandro Galli di Bibiena gebaute grosse Jesuitenkirche erhält er den Auftrag für die Stuckierung und für die Decken- und Kuppelfresken. 1749 beginnt er mit der Arbeit, für die 10 500 Gulden vereinbart werden. Im Vertrag sind nur die anspruchsvollen ornamentalen und plastischen Stuckaturen enthalten, die linearen Stuckarbeiten wie Gesimse, Leisten und Pilaster muss er nicht ausführen. Während die untypisch kargen Stuckaturarbeiten durch Gesellen in seinen Diensten ausgeführt werden, arbeitet er an den Fresken. Die Werke Asams in Mannheim werden im Zweiten Weltkrieg schon früh zerstört und sind, abgesehen von einem Originalentwurf zum Kuppelfresko, nur in ungenügenden Schwarzweiss-Fotografien überliefert.[20] Dieser grosse und eigenhändig ausgeführte Freskenzyklus zeigt, dass Egid Quirin als Maler ebenso sicher wie als Bildhauer ist.[21] Nach 56 Arbeitswochen, die Arbeiten sind praktisch beendet, stirbt er am 29. April 1750 überraschend (an einem erneuten Schlaganfall?) in Mannheim.[22] Er wird 58 Jahre alt.

Ein Universalgenie im Schatten des Bruders
Wenig ist über die Persönlichkeit von Egid Quirin bekannt. Ein Porträt zeigt ihn als jugendlichen Künstler mit feinen Gesichtszügen.[23]   Es soll vom kurfürstlichen Hofmaler Desmarées gemalt sein. Offenbar traut die Kunstexperten-Zunft Cosmas Damian Asam das eher höfisch wirkende Porträt nicht zu. Der kurfürstliche Hof zieht beiden Brüdern immer andere Künstler vor. Warum soll nun gerade ein Hofmaler Egid Quirin porträtieren?
Seine wichtigsten Bezugspersonen sind die engere Familie, der Bruder und die weiteren Geschwister. Im Gegensatz zu Cosmas Damian bleibt Egid Quirin unverheiratet. Er kann freier planen und wird als Baumeister, Bildhauer, Stuckateur und Maler das eigentliche universelle künstlerische Genie der Familie. Nur als Maler ist ihm sein virtuoser Bruder überlegen. Die Malerei wird schon damals allen anderen Künsten vorangestellt. Stuckateure sind zweitrangig, werden vielfach nicht einmal erwähnt und später vergessen. Dieses gesellschaftliche Umfeld ist für die wahrscheinlich sehr grossen Lücken im Werk von Egid Quirin verantwortlich. Für ihn ist es selbstverständliche Realität. Über Persönlichkeit und Charakter von Egid Quirin sagt der schwierige Kirchenneubau mitten in der Altstadt von München mehr aus als die genialen bildhauerischen Werke. Ein Bürger und Handwerker, der auf eigene Kosten zu Ehren eines Volksheiligen eine Kirche baut! Das ist selbst im tiefgläubigen Kurbayern des 18. Jahrhunderts einmalig.

Pius Bieri 2014

Literatur:
Lipowsky, Felix J.: Baierisches Kuenstler-Lexikon Band 1: Von A. bis O. München 1810.
Halm, Philipp M.: Die Künstlerfamilie der Asam. München 1896.
Braun, Joseph SJ: Die Kirchenbauten der deutschen Jesuiten. Freiburg im Breisgau 1910.
Hanfstaengl, Erika: Asam, Egid Quirin, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 407-408.
Bushart, Bruno und Rupprecht, Bernhard (Hrsg.): Cosmas Damian Asam 1687–1739, Ausstellung im Kloster Aldersbach, Katalog. München 1986.
Coburger, Uta: Von Ausschweifungen und Hirngespinsten. Das Ornament und das Ornamentale im Werk Egid Quirin Asams (1692-1750), Göttingen 2011.


Anmerkungen:
[1] Die Pfarrkirche St. Johann Baptist liegt am Burgtor vor dem Benediktinerkloster Tegernsee. Sie ist auf der Ansicht von Merian 1644 unter der Nummer 2 zu sehen. Sie wird nach der Säkularisation abgebrochen.

[2] Die Wege der Stuckateure Diego Francesco Carlone, Paolo d'Allio oder Giacomo Antonio Corbellini berühren sich wenig mit dem jüngeren Egid Quirin. Im Gegensatz zu den Asams halten sie sich selten mit der ganzen Familie am Arbeitsort auf, im Winter sind sie zudem fast immer in ihrer Heimat anzutreffen.

[3] Andreas Faistenberger (1646–1735) stammt aus Kitzbühel im Tirol und hält sich zwischen 1665–1678 mehrere Jahre in Italien auf, vor allem in Rom und Venedig. Er wohnt im Nachbarhaus, das die Familie Asam seit 1694 an der Schwabinger Gasse 39 besitzt.

[4] Seit Lipowsky (Bairisches Kuenstler-Lexikon 1810) wird der Romaufenthalt von Egid Quirin als feste Grösse behauptet.
Im NDB Artikel «Egid Quirin Asam» (www.deutsche-biographie.de) schreibt Erika Hanfstaengl 1953: «In Rom beeindruckten ihn wohl am stärksten die Werke Lorenzo Berninis. Nach seiner Rückkehr lernte er bei Andreas Faistenberger in München, von dem er 1716 freigesprochen wurde.» Damit wäre Egid Quirin nach dem Tod des Vaters am 7. März 1711 und vor dem Lehrbeginn am 25. Juli 1711 nach Rom gereist. Bei schneller Reisegeschwindigkeit hätte er sich damit höchstens zwei Monate in Rom aufgehalten, was angesichts der Umstände keinen Sinn ergibt.
Lipowsky wirkt noch heute nach. Im «Wikipedia»-Beitrag heisst es: «Er begleitete seinen Bruder auf dessen Romreise in den Jahren 1711 bis 1713 und geriet in Rom unter den Einfluss Berninis.»

[5] Zu diesem erfolgreichsten Lehrbuch am Anfang des 18. Jahrhunderts siehe «Traktate» in dieser Webseite.

[6] Zitat nach Schnell/Schedler, Lexikon der Wessobrunner, Seite 57. Joseph Pader ist ein Wessobrunner Stuckateur und Baumeister, der sich 1695 in Rohr niederlässt.

[7] Propst OA Patritius Freiherr von Heydon (1647–1730) aus Straubing, regiert in Rohr 1683–1730.

[8] Bonaventura Oberhuber (1662–1735), Abt 1695–1698 und Administrator 1698–1716 in Ensdorf. Zusammen mit dem Prior Maurus Bächl (1668–1749) lässt er ab 1711 von Wolfgang Dientzenhofer Kloster und Stiftskirche neu bauen. Maurus Bächl wird 1713 Abt von Weltenburg.

[9] Dies wird so im «Dehio» Bayern Band V (2008) auf Seite 145 behauptet.

[10] Zitat Uta Coburger in: Von Ausschweifungen und Hirngespinsten. Das Ornament und das Ornamentale im Werk Egid Quirin Asams (1692–1750). Göttingen 2011.

[11] Die Kirche ist zu diesem Zeitpunkt erst mit dem Grundputz versehen. Vor dem Arbeitsbeginn der Brüder Asam wird der Bildhauer Pietro Francesco Giorgioli (geb. 1687 in Meride) als Ersteller der Orgelempore und der Marmorbalustraden, auch als Schöpfer der Westfassade genannt.

[12] Hans Christian Egger bestreitet den Entwurf durch Cosmas Damian Asam in seiner Dissertation «Die Pfarr- und Abteikirche St. Georg in Weltenburg und ihre Baugeschichte (Wien 2010). Sicher ist aber Cosmas Damian wesentlich an der späteren Umplanung beteiligt, denn seine Signatur mit «pictor et architectus a 1721» ist genügend aussagekräftig. Der Baubeginn 1716 verleitet leider die meisten Kunsthistoriker, Weltenburg auch als erstes Bauwerk für Egid Quirin zu bezeichnen. Weltenburg ist lediglich der erste gemeinsame Auftrag.

[13] Johann Franz Eckher von Kapfing und Lichteneck. Siehe > Biographie.

[14] In der Entschädigung von Einsiedeln sind auch die «fünf kunsterfahrenen Gehilfen» von Egid Quirin enthalten. Die Aufenthaltskosten (Tisch, Quartier, Unterhalt der Pferde) und die Bezahlung der Hilfskräfte übernimmt das Kloster. Auch die Materiallieferungen gehen zu Lasten des Klosters. Der Abt notiert auch 72 Eimer Wein «zum Gips anmachen». Siehe das Tagebuch Abt Thomas.

[15] Schaubild einer Rundkapelle in der Staatlichen Graphischen Sammlung München, Inv. Nr. 40 951.

[16] Als Planer wird auch der Baumeister Johann Michael Prunner (1669–1739) aus Linz verantwortlich gemacht.

[17] Die Sendlinger Gasse (Sendlinger Strasse) verläuft vom west-südwestlich gelegenen Sendlinger Tor in Richtung Ost-Nordost. Die Asamkirche und das Asamhaus liegen deshalb in der eher nördlich orientierten Strassenflucht. Sie sind nicht nach Westen, sondern nach Norden (genau Nord-Nordwest) orientiert. Dies zu den irreführenden Angaben in allen Kunstführern.

[18] Heinrich Habel im Dehio (2006).

[19] Bernhard Schütz in: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben (München 2000).

[20] In der 1943 beginnenden Fotokampagne «Führerauftrag Monumentalmalerei» können sie nicht mehr erfasst werden. Der Entwurf der Kuppelmalerei mit dem Thema der Vita des Ignatius von Loyola liegt in der National Gallery of Art in Washington.

[21] Er arbeite mit nur einem Gesellen, dessen Namen nicht bekannt ist und der dann die Fresken bis zum Herbst 1750 fertig stellt.

[22] Keine Angaben über die Art des Todes. Er wird in Mannheim beerdigt. Sein testamentarischer Wunsch, in seiner Kirche Sankt Nepomuk begraben zu werden, geht damit nicht in Erfüllung.

[23] Das Halbkörperporträt im Diözesanmuseum Freising zeigt ihn stehend, leicht nach rechts gedreht, vor sich als Bildhauerattribut ein expressiv geformtes Haupt haltend. Er wendet das Gesicht nach links und zeigt mit der linken Hand auf das Haupt. Seine Gestik und Blickrichtung gelten der Kommunikation mit einer nicht im Bild sichtbaren Person. Sein noch jugendliches, klares Gesicht und die wilde Perücken-Haarpracht lassen ihn als einen knapp Dreissigjährigen erscheinen.
Das Bild wird Georg Desmarées zugeschrieben. Dieser ist aber erst 1730 in Deutschland und  kann das Bild nicht vor 1730–1735 malen, womit ein Vierzigjähriger porträtiert wäre. Kann es sein, dass sich die Kunstexperten hier im Maler irren? Warum sollte nicht Cosmas Damian seinen Bruder malen? Die Porträts des Römers Carlo Maratta (Selbstporträt, Le Nôtre), dem Vorbild von Cosmas Damian, zeigen jedenfalls mehr Übereinstimmung in Haltung, Gestik und Komposition als diejenigen von Desmarées in seiner Münchner Zeit.

Standortgebundene Werke von Egid Quirin Asam:

Jahr Ort, Bauwerk. Auftraggeber Architekt Art der Arbeit Zustand heute
1716 Ensdorf. Benediktinerabtei. Kirche Sankt Jakob. Neubau. Abt OSB Bonaventura Oberhuber. Wolfgang Dientzenhofer. (Zuschreibung)
Apostelfiguren im Altar.
Erhalten.
1716 Günching. Pfarrkirche Sankt Maria. Neubau. N. N. (Pflegamt Helfenberg). Unbekannt. Zeitgenössische Zuschreibung. Verändert 1901.
1716
(um)
Regensburg. Augustinerkirche. Barockisierung. N. N. (Prior OSA). (Bestehender Bau) Zeitgenössische Zuschreibung. Stuckaturen? Zerstört. Abriss der Kirche 1838.
1717–
1723
Rohr. Augustiner-Chorherren-Propstei. Kirche Mariä Himmelfahrt. Neubau. Propst OA Patritius von Heydon. Egid Quirin Asam. Bauentwurf. Stuckaturen (bis 1721), Altäre. Hochalter 1723. Erhalten. Restauriert 1970 und 2007–2010.
1720
(um)
Weihenstephan. Benediktinerabtei. Kapelle Sankt Korbinian. Neubau. Abt OSB Ildefons Huber. Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Bauentwurf, Stuckaturen.
Figuralplastik.
Zerstört 1803–1810 durch Abriss der Kapelle.
1720–
1721
Aldersbach. Zisterzienserabtei. Stiftskirche Mariä Himmelfahrt. Neubau. Abt OCist Theobald I. Grad. Domenico Mazio (Dominikus Magzin). Stuckaturen. Orgelempore.
Erhalten.
1721 Michelfeld. Benediktinerabtei. Kirche Sankt Johannes Evangelist. Umbau. Abt OSB Wolfgang Ringswerger. Unbekannt. Kircheneubau 1691 Wolfgang Dientzenhofer. Hochaltar und figurale Plastik (14 Nothelfer), Kanzel. Erhalten. Restauriert 1976–1981.
1721 Weltenburg. Benediktinerabtei. Kirche Sankt Georg. Neubau. Abt OSB Maurus Bächl. P. Philipp Plank und Cosmas Damian Asam. Stuckaturen und Figuralplastik. Erhalten. Restaurierung 1960–1962.
1722–
1723
Innsbruck. Stadtpfarrkirche Sankt Jakob (heute Dom). Neubau. Magistrat der Stadt Innsbruck. Johann Georg Fischer. Ornamentaler und figürlicher Stuck. Zerstört 1944.
1946–1952 rekonstruiert.
1723–
1724
Freising. Domkirche Mariä Geburt und Sankt Korbinian.
Barockisierung.
Fürstbischof
Joh. Franz Eckher von Kapfing.
Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Planung, Figuralplastik und Stuck. Zerstörungen im 19. Jh., 1919/21 restauriert und teilrekonstruiert
1724–
1727
Einsiedeln.
Benediktinerabtei. Kirche Unserer Lieben Frau. Neubau.
Abt OSB Thomas Schenklin. Br. Caspar Moosbrugger. Stuckaturen.
Kanzel.
Erhalten.
Rest. 1978–1997 (Stuckfassung rekonstruiert).
1724–
1736
Weltenburg. Benediktinerabtei. Kirche Sankt Georg. Altarraum und Psallierchor. Neubau. Abt OSB Maurus Bächl. P. Philipp Plank und Cosmas Damian Asam. Ornamentaler und figürlicher Stuck. Plastik. Hochaltar. Erhalten. Restaurierung 1960–1962.
1725–
1730
München-Thalkirchen. Kapelle «Maria Einsiedl». Neubau. Cosmas Damian Asam. Egid Quirin Asam. Entwurf. Ausstattung. Zerstört. Abriss nach 1850.
1726–
1728
Břevnov bei Prag. Benediktinerabtei.
Prälatursaal. Neubau.
Abt OSB Othmar Zinke. Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer.   Erhalten im Originalzustand.
1727 München. Spitalkirche Heilig Geist. Barockisierung. Stiftung des Heilig-Geist-Spitals. Johann Georg Ettenhofer. Ornamentaler und figürlicher Stuck. Zerstört 1944. Rekonstruktion 1971.
1728
(um)
Gotteszell bei Regen. Zisterzienserabtei. Stiftskirche Sankt Anna. Barockisierung. Abt OCist Wilhelm II. Sturm. Unbekannt. Stuckaturen. Zerstört durch Restauration nach Brand 1844.
1729–
1730
München. Hieronymitaner-Klosterkirche Sankt Anna im Lehel. Kurfürstin Maria Amalia von Österreich. Johann Michael Fischer. Stuckaturen und Altarretabel. Zerstört 1945.
Rekonstruktion bis 1976. (K. Manninger)
1730-
1731
Alteglofsheim bei Regensburg. Schloss. Westflügel. «Salet» (Ovalsaal).Neubau. Graf Joh. Georg Joseph von Königsfeld. Michael Wolff. Stuckaturen. Erhalten. «Einer der besterhaltenen Profanräume in Bayern» (Dehio).
1730–
1734
München. Pfarrkirche St. Peter. Chorumbau. Dechant Kajetan von Unertl. Ignaz Anton Gunetzrhainer. Hochaltar: Vier Apostelfiguren. Erhalten.
1731 Regensburg. Augustinerkloster. Refektorium. Umbau. N. N. (Prior OSA). (Bestehender Bau) Zuschreibung Deckenstuck. Erhalten als Teil einer Gaststätte.
1731–
1735
Osterhofen. Prämonstratenserabtei. Kirche. Neubau. Abt OPraem Paulus Wieninger. Johann Michael Fischer. Altäre, Stuck, Figuralplastik. Erhalten. Restaurierung 1973–1976.
1732–
1733
Regensburg. Benediktinerabtei Sankt Emmeram. Stiftskirche. Barockisierung. Fürstabt OSB Anselm Godin. Johann Michael Prunner. Innenraum-Barockisierung. Stuck. Erhalten.
1733–
1739
München. Kirche Sankt Johann Nepomuk (Asamkirche). Neubau. Egid Quirin Asam. Egid Quirin und Cosmas Damian Asam. Planung. Stuck. Plastik. Erhalten, teilweise nach Kriegsschäden rekonstruiert.
1734 Ingolstadt. Jesuitenkolleg. Kongregationssaal Maria de Victoria. Neubau. Rektor SJ Max Ignaz von Planck. Unbekannt, evtl. Cosmas Damian Asam. Unsichere Zuschreibung des Stuckes. Erhalten. Restaurierung 1976.
1734–
1735
München. Kloster der Salesianerinnen. Kirche  Sankt Anna. Neubau. Kurfürst Karl Albrecht. Johann Baptist Gunetzrhainer. Stuckaturen. Zerstört 1944.
Teilrekonstruktion  bis 1952.
1735 München. Asamhaus. Sendlinger Str. 34. Umbau. Egid Quirin Asam. Egid Quirin Asam. Umbau und plastischer Fassadenstuck. Erhalten.
1735–
1737
Messkirch. Stadtpfarrkirche. Kapelle des heiligen Johann Nepomuk. Neubau. Fürst Frobeni Ferdinand von Fürstenberg-Messkirch. Giovanni Caspare Bagnato. Stuckaturen und Altar. Erhalten.
1736–
1740
Freising. Domkirche.
Johannes-Nepomuk-Kapelle.
Barockisierung.
Kardinal und Fürstbischof
Johann Theodor von Bayern.
Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Figuralplastik und Stuck. Zerstörungen im 19. Jh., 1919/21 restauriert und teilrekonstruiert
1737 Fürstenfeld, Stiftskirche.
Ausstattung Langhaus.
Abt OCist Contantin Haut. Johann Georg Ettenhofer bis 1728. Sebastiansaltar. Apostelaltar (erst 1746) Erhalten
1738 Straubing. Ursulinen-Klosterkirche Unbefleckte Empfängnis. Neubau. Oberin Maria Magdalena von Empach. Egid Quirin Asam. Planung. Stuck. Figuralplastik. Hochaltar. Erhalten. Restauriert 1980.
1739 Straubing. Stift- und Stadtpfarrkirche St. Jakob. Chorherrenstift Straubing. (Bestehendes Bauwerk) Altar der Andreaskapelle. Erhalten.
1747 Sandizell. Hofmarkskirche Sankt Peter. Neubau. Max Emanuel von und zu Sandizell Leonhard Matthäus Giessl. Hochaltar. Erhalten. Restauriert 1992.
1749–
1750
Mannheim. Jesuitenkirche Sankt Ignatius und Sankt Franz Xaver. Neubau. Kurfürst Karl IV. Theodor von Pfalz-Sulzbach. Allessandro Galli da Bibiena. Ornamentaler Stuck und Deckenfresken. Zerstört 1943–1945.
Keine Rekonstruktion der Ausstattung.


 

  Egid Quirin Asam (1692−1750)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  1. September 1692 (Taufe) Tegernsee     Bayern D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Kurfürstentum Bayern     Freising  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  29. April 1750 Mannheim     Baden-Württemberg D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Kurfürstentum Pfalz     Worms  
  Kurzbiografie        
 

Egid Quirin Asam wird fast ausschliesslich nur im Zusammenhang mit seinem kongenialen Bruder Cosmas Damian erwähnt. Tatsächlich ist er als Bildhauer, Stuckateur, Maler und Architekt das universelle künstlerische Genie. Mit seinem Erstlingswerk, der Klosterkirche Rohr, setzt er bildhauerische Massstäbe im süddeutschen Spätbarock. Später arbeitet er fast immer gemeinsam mit seinem Bruder. Die Asamkirche in München, ein Glanzstück des europäischen Barocks, ist von ihm finanziert, entworfen und gebaut. Viele seiner Werke sind heute zerstört, auch sein letztes Werk, die grossen Deckenfresken der Jesuitenkirche in Mannheim.

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Das Halbkörperporträt im Diözesanmuseum Freising zeigt Egid Quirin Asam stehend, leicht nach rechts gedreht, vor sich als Bildhauerattribut ein expressiv geformtes Haupt haltend. Er wendet das Gesicht nach links und zeigt mit der linken Hand auf das Haupt. Seine Gestik und Blickrichtung gelten der Kommunikation mit einer nicht im Bild sichtbaren Person. Sein noch jugendliches, klares Gesicht und die wilde Perücken-Haarpracht lassen ihn als einen knapp Dreissigjährigen erscheinen. Das Bild wird dem Hofmaler Georges Desmarées zugeschrieben. Dieser ist aber erst 1730 in Deutschland und kann das Bild nicht vor 1730–1735 malen, womit ein Vierzigjähriger porträtiert wäre. Kann es sein, dass sich die Kunstexperten hier im Maler irren?
Bildquelle: Wikipedia (koloriert).