Modest I. Huber (1665–1729)

Abt OSB in Wiblingen 1692−1729

Am 6. September 1665 wird er als Sohn des Martin Huber und seiner Ehefrau Katharina Specker in Oberkirchberg geboren und erhält den Namen Christian. Mit 17 Jahren legt er in Wiblingen die Ordensgelübde ab und nimmt den Klosternamen Modestus an. Mit 24 Jahren kann er Primiz feiern. Am 24. Februar 1692 wird er, erst 27 Jahre alt, zum Abt der Benediktinerabtei Wiblingen gewählt. Sein Vorgänger, Abt Maurus Falkner,[1] hinterlässt ihm eine geordnete Herrschaft und einen Konvent mit hervorragenden Mitgliedern. Die Ablösung der Klosterherrschaft von der Schutzherrschaft der Fugger, von Abt Maurus noch eingefädelt, wird nun eines der ersten wichtigen Geschäfte des neuen Abtes. Die Verhandlungen in Innsbruck und Wien führt sein Prior P. Meinrad Heuchlinger.[2] Das Ziel wird 1701 um den Preis der Abtretung einiger wiblingischer Güter an die Fugger mit der Schaffung eines abgerundeten Herrschaftsbereiches erreicht. 1702 legt Abt Modest den Grundstein zur Wallfahrtskapelle St. Antonius in Hüttisheim. Baumeister ist schon hier Christian Wiedemann aus Elchingen.[3] Der Bau wird erst 1718 vollendet, denn inzwischen ist der Spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen. Mehrmals benutzt der mit den Franzosen verbündete bayrische Kurfürst das Kloster als Hauptquartier, das letzte Mal nach seiner Niederlage in Höchstädt 1704. Trotz grossen Belastungen durch Einquartierungen und Kriegskontributionen kann 1704 Abt Modest I. von der Reichsstadt Biberach das Dorf Bühl und von den Freiherren von Rachnitz das Dorf Bronnen kaufen, nachdem er schon 1698 und 1702 die Hälfte von Unterweiler mit dem dortigen Schloss erworben hat. 1711 verkaufen ihm die Freiherren von Rachnitz auch noch ihre Herrschaft Dorndorf. Wiblingen wendet für diese Erwerbungen während des Spanischen Erbfolgekrieges gegen 80 000 Gulden auf. Diese gute Finanzlage und die repräsentativen Bauvorhaben der vom Krieg verschonten Benediktinerabteien sind Grund für die schon schnell nach dem Rückzug der Franzosen 1707 beginnenden Planung für einen Neubau der Abtei Wiblingen.[4] Nach einer Planung des Elchinger Baumeisters Christian Wiedemann beginnt Abt Modest 1714 mit dem Klosterneubau. Als erstes Gebäude wird das Brauhaus erstellt. Ein Fünftel der Gesamteinnahmen Wiblingens resultiert aus der Bier- und Branntweinherstellung und dem Weinhandel. Verständlich, dass zuerst dieser Ökonomiebau erstellt wird. Erst 1724 wird zügig weitergebaut. 1729 sind die westlichen Ökonomiebauten mit dem Torbau erstellt. Der Grund für die lange Bauzeit liegt in der vorsichtigen Finanzpolitik des Abtes, der auch Mittel für erneute Streitigkeiten um Patronats- und Herrschaftsrechte den Herren von Kirchberg-Weissenhorn bereitstellen muss. Der erste barocke Bauabt Wiblingens, der vorerst die Klosterherrschaft sichert und erst dann mit Neubauten beginnt, wird auch von den Prälaten der Kongregation geschätzt. 1720 wird Abt Modest I. deshalb zum Präses der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation gewählt.[5]
Nach fast 38 Jahren Wirkens als Klostervorsteher stirbt er am 19. Dezember 1729 in Wiblingen und wird in der alten Klosterkirche beigesetzt.
Ein Kupferstich in Schabkunstmanier zeigt ihn im Alter von ungefähr 35 Jahren. Unter dem Porträt ist das geviertete Abtswappen zu sehen. Es zeigt in zwei und vier das Kirchberger Wappen, eine gekrönte Mohrin mit einer Mitra, in eins und drei das einfache, gespaltene Wappen Huber. Im Herzschild ist das damalige Wappen Wiblingens, in Blau ein silberner Vogel Strauss mit einem Hufeisen im Schnabel, zu sehen.

Pius Bieri 2012

Literatur:
Braig, Michael: Kurze Geschichte der ehemaligen vorderösterreichischen Benediktinerabtei Wiblingen in Schwaben, Isny 1834 (redigierte Neuauflage Weissenhorn 2001).

Anmerkungen:

[1] Abt Maurus Falkner (1636−1692) aus Wiblingen regiert 1666−1692.

[2] Pater Meinrad Heuchlinger (1654−1716), aus Tannhausen, Verfasser der Wiblinger Annalen, vielseitiger Gelehrter.

[3] Christian Wiedemann (1678−1739), Baumeister und Stuckateur, ab 1711 in Elchingen wohnhaft. Während er für Wiblingen als Baumeister dokumentiert ist, ist Hüttisheim ein Zuschreibung.

[4] Gebaut oder im Bau befindlich sind in der Nähe um 1707 Obermarchtal und Zwiefalten. Bekannt sind die Bauten von Tegernsee, Wessobrunn und Einsiedeln durch Stiche oder vielleicht durch eigene Reisen. Zum vermeintlichen Vorbild «El Escorial» siehe den Aufsatz «El Escorial und die deutschen Fürstabteien des Barock ».

[5] Vom Klosterhistoriker P. Michael Braig als (schwäbische) Benediktinerkongregation vom heiligen Joseph bezeichnet. Zwar hat die Oberschwäbische Benediktinerkongregation den hl. Joseph als Patron. Aber erst 1782 wird der Name für die nun in einer eigenen Kongregation zusammengefassten vorderösterreichischen Klöster von Kaiser Joseph II. verordnet.


1702 erscheint in Augsburg bei Johann Caspar Bencard das Werk «Templum Honoris» von Pater Meinrad Heuchlinger. Er widmet das Werk seinem Abt Modest I. Huber. Der Schabkunst-Kupferstich auf dem Frontispizblatt des Stechers Johann Georg Baumgartner zeigt das Porträt des Abtes. Im Ovalrahmen ist der etwa 34-jährige Abt  dargestellt. Sein Wappen trägt als Herzschild das alte Wiblinger Wappen, den hufeisentragenden Straussenvogel. Mehr zu den Klosterwappen siehe «Wiblinger Wappen des 18. Jahrhunderts».
Modest I. Huber (1665–1729), Abt 1682–1729 in Wiblingen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  6. September 1665 Oberkirchberg Baden-Württemberg D   Grafschaft Kirchberg  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Wiblingen   1692–1729  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  19. Dezember 1729 Wiblingen (Ulm) Baden-Württtemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Modest I. Huber wird mit 27 Jahren zum Abt in Wiblingen gewählt. Bis 1711 kann er mit Käufen die Klosterherrschaft abrunden, die seit der  schon 1701 erfolgten Ablösung aus der Schutzherrschaft der Fugger nun vorderösterreichischer Mediatstand ist. Trotz diesen Käufen und trotz Belastungen durch den Spanischen Erbfolgekrieg ist die Finanzlage Wiblingens derart gut, dass er sich schon 1707 mit den Planungen zum Neubau des Klosters beschäftigt und 1714 damit beginnt. Bis 1729 sind die Ökonomiebauten erstellt. Die Gesamtplanung der grossartigen Klosteranlage mit Baumeister Wiedemann, die sich an die bekannten Planungen in Weingarten und Einsiedeln anlehnt, ist sein Hauptverdienst als Bauabt.

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