Ulrich (Anton) Bürgi (1671–1739)

Abt OSB in St. Peter 1719–1739

Anton Bürgi wird am 25. Dezember 1671 als einziger Sohn eines Schulmeisters in Villingen geboren. Er besucht das städtische Gymnasium der Benediktinerabtei St. Georgen. Seine weiteren Studien setzt er in St. Peter fort, wo er 1688 unter dem Namen Ulrich Profess ablegt. Er studiert an der Universität Freiburg im Breisgau und feiert 1696 Primiz. An der Klosterschule von St. Peter ist er anschliessend Professor der Philosophie. Er übernimmt Klosterämter und ist 1705–1712 Propst in Sölden, wo er die Propstei nach den Kriegszerstörungen neu organisiert.[1] Vor seiner Wahl zum Abt ist er Klosterpfleger in der Propstei Bissingen an der Teck.[2] Hier schreibt und veröffentlicht er 1718 ein umfangreiches Geschichtswerk über St. Peter. Er ist auch als Verfasser weiterer geschichtlicher Werke bekannt.
Am 23. Mai 1719 wird er zum Abt gewählt.
Obwohl das Schwarzwaldkloster nach den Kriegszerstörungen von 1644 und 1678 jeweils wieder aufgebaut wird, sind schon bald auch Planungen für einen völligen Neubau vorhanden, die aber nach Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges nicht weiter verfolgt werden. Abt Ulrich nutzt die Erholungsphase nach Friedensschluss und lässt schon 1722 vom Vorarlberger Baumeister Peter Thumb Projekte für den Neubau westlich des alten Klosters ausarbeiten. 1724 ist Grundsteinlegung der Kirche. Einweihung ist 1727. Das Bauwerk wird ikonographisch vom Abt geprägt, dessen Betonung des Gedenkens an die Zähringer vor allem politische Aussage ist. Nach den anschliessenden Neubauten von Hof und Pfisterei beginnt er 1737 auch mit dem Klosterneubau, der nach zwei Jahren schon so weit gediehen ist, dass der Westflügel bezogen werden kann. Die grosse Bibliothek im Mitteltrakt ist ein Hauptanliegen des Abtes. Der Bücherbestand, in den Kriegskatastrophen weitgehend zerstört, wird von ihm neu aufgebaut. Er baut einen zweigeschossigen Saal mit Platz für weit mehr als seine noch immer bescheidene Sammlung von wenig tausend Büchern. Der Mitteltrakt mit der Bibliothek ist erst im Rohbau erstellt und eingedeckt, als der verdienstvolle Abt am 17. Juli 1739 im Alter von 68 Jahren stirbt.
Er wird als erster Abt in der neuen Kirche beerdigt.
In der Äbtegalerie des Klosters ist ein um 1752 von Franz Ludwig Hermann gemaltes Gemälde zu sehen. Der Abt ist in Halbfigur vor einem Tisch stehend porträtiert, vielleicht unter Vorlage älterer Darstellungen. Er trägt eine Hermelin-Mozetta, ein grosses Pektorale und hält mit der rechten Hand das Biret, welches auf zwei Folianten aufliegt. Auf dem Tisch sind zwei Schriftstücke zu sehen, die an Bruderschaftsgründungen erinnern. Im Hintergrund ist eine mit seinem Wappen versehene Mitra und der Krummstab sichtbar. Unten dem Oval der Porträtdarstellung ist das Kloster im Zustand von 1739 dargestellt, im Vordergrund steht die Kapelle und vorübergehende Dorfkirche St. Ursula, die er 1720-1721 als erstes Bauwerk bauen lässt.
Sein Wappenschild ist auch als Bekrönung des Chorgitters in der von ihm erbauten Stiftskirche zu finden, ebenso auf Aussenposten, wie dem Peterhof in Freiburg, den er 1731 umbaut. Der Wappenschild ist immer geviertet und zeigt meist in Feld 1 und 4 in Silber die schräggekreuzten schwarzen Petrusschlüssel und in Feld 2 und 3 sein persönliches Wappen, in Blau eine silberne Burg mit einem Tor zwischen zwei spitzbedachten Zinnentürmen. Am Kirchenportal ist sein persönliches Wappen nur als Herzschild angebracht, in diesem Schild sind die Wappen der Propsteien aufgenommen.[3] Zu seinem Wappen im Peterhof siehe die Heraldikseite von Bernhard Peter.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:

Mone, Franz Joseph: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte. Karlsruhe 1848.

Links:
http://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=923
http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_B%C3%BCrgi
http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/Galerien2/galerie1323.htm

Anmerkungen:

[1] Zu Sölden siehe: Quarthal 1975:

[2] Die Bissinger Pflege, zunächst von weltlichen Amtsträgern, später von Mönchen verwaltet, bildet das Verwaltungszentrum für den umfangreichen Besitz des Klosters St. Peter im württembergischen Gebiet an der Teck. 1806 fällt der Besitz an Württemberg. Im Pfleghof wird 1868 das Gasthaus «Zum Ochsen» eröffnet.

[3] Der Wappenschild über dem Kirchenportal ist geviertet und zeigt in Feld 1 die gekreuzten Schlüssel des Klosterwappens, in den Feldern 2 bis 4 die Wappen der Klosterherrschaften Geiersnest, St. Ulrich und Sölden, und im Herzschild das persönliche Wappen des Abtes Ulrich Bürgi.
Um 1752 malt Franz Ludwig Hermann das Porträt des 1739 verstorbenen Abtes Ulrich Bürgi für die Äbtegalerie des ehemaligen Klosters. Es scheint nach einem schon vorhandenen Bild gemalt zu sein und stellt kein Abbild eines Konventualen dar, wie dies bei einigen Vorgängeräbten der Fall ist.

Bildquelle: Pfarreichronik St. Peter 1993.

Das vollständige Bild kann bei http://www.kloester-bw.de/. abgerufen werden. Die Bilderläuterung zum Gesamtgemälde siehe im Biografie-Text.
  Ulrich Bürgi (1671–1739), Abt in St. Peter 1719–1739  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  25. Dezember 1671 Villingen Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald   1719–1739  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  17. Juli 1739 St. Peter Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Die 20-jährige Regierungszeit von Abt Ulrich Bürgi ist eine der ersten längeren Friedenszeiten nach den Reichskriegen gegen die Franzosen. Er nutzt die Lage und wird zum grossen Bauabt der Schwarzwaldabtei, vorerst mit dem Neubau von St. Ursula, dann der Stiftskirche, der Ökonomie und schliesslich auch mit dem Neubau des Klosters. Seine bibliophile Ader veranlasst ihn, einen Neuanfang für die später berühmte Bibliothek zu wagen. Mit dem grossen Saal setzt er die Richtschnur  für den Umfang. Er ist auch Geschichtsschreiber. Die Auseinandersetzung mit der Gründungsgeschichte zeigt sich in der Zähringer-Ikonographie der Stiftskirche, die vor allem eine Distanz zu den herrschenden Habsburgern markiert.

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