Fürsterzbischof Johann Ernst Thun-Hohenstein in Druckgrafik und Bild

Stich anlässlich der Wahl 1687
Die erste Porträtdarstellung als Fürsterzbischof erscheint zur Wahl 1687. Engel halten in einem ovalen Blütenkranz sein Bildnis über Salzburg. Er ist als Prälat mit Halsbeffchen dargestellt. Rangabzeichen fehlen. Auf den bis zur Achsel fallenden Haaren trägt er ein Scheitelkäppi, den Pileolus. Leicht rechts gedreht blickt er zum Betrachter. Eine ausgeprägt scharfe und lange Nase prägt sein hohes und hageres Gesicht. Der schmale, strichartig gezogene Oberlippenbart zeigt, wie schon bei der natürlichen Haarpracht, dass er nicht mit der neuen europäischen Hofmode mithalten will. Diese schreibt inzwischen Allonge-Perücke mit bartlosem Gesicht vor.

Bildquelle: Votum Unanime Parnassi Salisburgensis Deorum Judicio Et Assensu Approbatum, ...; Salisburgum 1687 [Mayr].
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Der Stich «Pro Deo & Pro Populo» (Zeichnung vor 1699, Druck 1701)

Erläuterung des Stichs siehe unten.   Thun2
 
Die Legende am unteren Blattrand nimmt Bezug auf die Ziffern im Stich. Die Ziffern werden hier wiederholt. Stich anklicken und vergrössern.
 
  1. Dreifaltigkeitskirche mit Priesterhaus und Alumnat.
  2. Monstranz und Hostienkelch mit Edelsteinen und aus purem Gold (eine nicht mehr erhaltene Stiftung an die Domkirche).
  3. Universitäts- oder Kollegienkirche.
  4. Wallfahrtskirche Maria Kirchental bei Lofer.
  5. Johannes–Spital.
  6. Felsenreitschule.
  7. Hofmarstall-Portal mit Pferdeschwemme.
 
Bildquelle: Stich, Augsburg 1701, nach Zeichnung von Johann Friedrich Pereth (fec.), gestochen von Philipp Anton Leidenhofer (sculpsit). Grösse 17,8 cm B x 30,2 cm H.
Beschrieb der Zeichnung und des Stiches siehe: Kaltenbacher, Regina und Nefzger, Ulrich in: Barockberichte 50, Seite 326–333, Salzburg 2008.


Der Stich stellt den der Fürsterzbischof inmitten seiner guten Werke dar, der im begleitenden Text  verherrlicht wird. Er beruht auf einer Vorzeichnung vor 1699, denn die Ursulinenkirche fehlt noch. Der Stich erscheint erstmals 1701 als Frontispiz einer Predigtsammlung mit Lobpreisungen auf den Fürsterzbischof in Bezug auf seine Stiftungen. Stich und begleitende Texte sind ein Zeugnis für die Bemühungen um sein ewiges Gedächtnis, das er zusätzlich durch unzählige Stiftungen von Jahrtagen in Böhmen und Salzburg und durch die schon früh angeordnete Verteilung seines Leichnams auf drei Stiftungsbauten dokumentiert. Der ovale Kranz von Ähren, Eich- Oliven- und Lorbeerblättern, der sein Porträt einfasst, ist mit geistlichen und weltlichen Würdezeichen durchsetzt. Darin sind nebst seiner Devise pro «Deo & Pro Populo» auch Schriftbänder mit dem Text «Thunia tot radiat Virtus repetita Coronis» (Mit soviel Kronen erstrahlt die vielfache Thun’sche Tugend) enthalten.
Allegorische Frauengestalten wie die Ecclesia (links), die Constantia (rechts), die Prudentia und die Caritas (unten links), die Justitia und die Temperantia (unten rechts, mit Einhorn), aber auch Putten verweisen auf die tugendhaften Werke oder halten die Kartuschen mit den Gebäudedarstellungen.
Bekrönt wird der Stich mit der Darstellung des Gebäudekomplexes um die Dreifaltigkeitskirche, mit der darüber schwebenden Dreifaltigkeit. «Hac Planto» (durch diese pflanze ich) ist über dem Gebäude geschrieben. Beidseits nehmen Heilige am Geschehen teil. Links befinden sich die Immaculata, wie sie die Schlange zertritt und der hl. Rupert mit dem Salzfass. Rechts ist Johannes der Täufer und der Namenspatron des Fürsten, dessen Gebeine er 1694 aus Rom beschafft, als Bischof zu sehen. Eine durch Putten gehaltene Kartusche unter dem hl. Rupert zeigt die Kollegienkirche mit dem Schriftband «Hac Consolor» (dadurch tröste ich). Rechts des Porträts hält Constantia das Schild mit der Ansicht von Maria Kirchental. «Hac Tueor» (Dadurch beschütze ich) ist darüber geschrieben. Eine weitere Kartusche in der linken unteren Ecke stellt das Johannes-Spital mit der Inschrift «Hac reficio» (dadurch stelle ich wieder her).
Mittig unter dem Porträt halten zwei Thun’sche Wappenadler in ihren Schnäbeln ein Tuch mit der Darstellung der Felsenreitschule und des Marstall-Portals mit der Pferdeschwemme. Die Inschrift «His exorno» (dadurch schmücke ich) nimmt Bezug auf die Stadtbildgestaltung durch die Werke von Johann Ernst.

 

Porträt, vor 1699, im Stich «Pro Deo & Pro Populo»
1701 wird sein Porträt in einem Augsburger Druck inmitten seiner «guten Werke» mit ihren Bauwerken veröffentlicht. Die Vorzeichnung ist älter und muss vor 1699 entstanden sein. Gegenüber dem ersten Stich von 1687 hat sich in der Brustbild-Darstellung nichts geändert. Nur die Gesichtszüge, vor allem die Nase und die Augen, sind jetzt noch schärfer geschnitten. Der scharfe Blick und die Adlernase könnten auch eine Herrscher-Allegorie des Adlers im Thunschen Wappen bedeuten. Der Stich, sein Inhalt und seine beabsichtigte Propagandaabsicht sind unter dem Titel des Stiches «Pro Deo & Pro Populo» beschrieben.

 
Ein Vorbild zum Stich «Pro Deo & Pro Populo»:
Papst Sixtus V. und seine guten Werke
1589 werden in Rom mehrere ähnliche Stiche gleichen Inhalts veröffentlicht. Sie zeigen den 1585–1590 regierenden Papst Sixtus V. inmitten seiner Werke, für die er als Initiant und Vollender gelobt wird. Seine religiös fundierte Planung des barocken Roms mit dem gezielten Setzen von Bauwerken und Denkmälern wird im Stich mit dem Porträt verknüpft und soll so zum Ruhm und Gedächtnis von Sixtus V. beitragen. Die Parallelen zum Stich der guten Werke von Johann Ernst sind unübersehbar, auch wenn ein Jahrhundert dazwischen liegt. Wie in Salzburg die Bauwerke von Johann Bernhard Fischer einfliessen, sind es in Rom die Werke von Domenico Fontana. Der Unterschied besteht vor allem in der zusätzlichen allegorischen Überhöhung der Werke des Salzburger Fürsten.
  Sixtus
Quelle: Metropolitan Museum of Art, NY  (B 25,5 cm x H 50.9 cm). Verlegt in Rom 1589 von  Nicolaus van Aelst.
     

Die Gemälde
Die gemalten Porträts von Johann Ernst sind Ölgemälde. Sie zeigen den Fürsterzbischof in Hüftbild-Darstellung, immer in geistlichem Ornat, bekleidet mit Rochet, Purpurmozetta und weissem Beffchen. Seine Kopfpartie ist in Haltung und Physiognomie identisch mit den Stichen. Weder das Entstehungsjahr der Gemälde noch die Künstler sind dokumentiert.

Am verbreitetsten ist das Gemälde des Fürsterzbischofs im gemalten Ovalrahmen. Er trägt hier ein Brustkreuz. Den Zeigefinger der linken Hand drückt er unterhalb des Kreuzes an seine Brust, mit der rechten Hand hält er eine gesiegelte Urkunde.[1] Unten sind die Wappen des Erzstifts (mit Kreuz und Galero!) und sein Familienwappen (mit Adelskrone) gemalt.   Thun4
[1] Ein Vorbild für die Darstellung im Ovalrahmen dürfte ein Porträt im Priesterhaus Salzburg sein. Das dort gemalte gefaltete Dokument (Stiftungsbrief?) wird hier in ein unverständliches plastisches Gebilde übersetzt.
Bildquelle: Gemälde eines lokalen Salzburger Malers, vielleicht des Augustinerfraters Theoderich Wagner im Salzburg–Museum (vormals Carolino Augusteum, Inv. Nr. 17/25). Foto: Wikipedia.
     
Ein weiteres, bedeutend qualitätvolleres Gemälde stellt den Fürsterzbischof vor einem Tisch stehend dar. Eine purpurne Draperie betont die Bilddiagonale. Der Künstler malt ihn, ohne das Brustkreuz und ohne die üblichen verkrampften Handhaltungen, stehend vor einem Tisch. Auf dem Tisch liegt unter einem Buch ein schmaler silberner Behälter. In der linken Hand hält er einen offenbar wichtigen Gegenstand (Umschlag?). Darüber, auf dem dunklen Hintergrund, ist der korrekte Wappenschild Thun-Hohenstein und Salzburg gemalt.   Thun5
Bildquelle: Gemälde in der langen Galerie der Residenz (Erzabtei St. Peter).
Foto: Bieri 2017.
 
     
Pis Bieri 2017   ThunBiografie


Das Porträt von Johann Ernst Graf Thun-Hohenstein ist dem Stich «Pro Deo & Pro Populo» entnommen, in welchem der  Fürsterzbischof inmitten seiner guten Werke dargestellt und, vor allem im begleitenden Text, verherrlicht wird. Der Stich erscheint erstmals 1701 als Frontispiz einer Predigtsammlung mit Lobpreisungen des Fürsterzbischofs in Bezug auf seine Stiftungen. Zum Stich siehe den Beschrieb im Text der Webseite.
Bildquelle: Frontispiz einer Predigtsammlung, Augsburg 1701, nach Zeichnung von Johann Friedrich Pereth (fec.), gestochen von Philipp Anton Leidenhofer (sculpsit).

  Johann Ernst Graf von Thun-Hohenstein (1643–1709)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  6. Juli 1643 Prag   Böhmen  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Fürsterzbischof von Salzburg   1687–1709  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  20. April 1709 Salzburg A   Erzstift Salzburg  
  Kurzbiografie              
 

Johann Ernst Graf Thun-Hohenstein ist 1687–1709 Fürsterzbischof von Salzburg. Er entstammt einer böhmischen Adelsfamilie. Zwei seiner älteren Halbbrüder auf dem Fürstenthron von Salzburg und Passau ebnen ihm den Weg in der Reichskirche. Über seine Jugendjahre und Ausbildung ist nichts bekannt. Vor der Wahl in Salzburg ist er Fürstbischof von Seckau. In Salzburg regiert radikal absolutistisch. Sein Ruhm und Nachruhm gründet in den vielen Stiftungen und ihren Bauwerken. Als erster Fürst schaltet er welsche Meister aus, beweist aber mit dem Beizug des kaiserlichen Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer eine glückliche Hand. Seine Regierung bedeutet auch die endgültige Einordung Salzburgs in den österreichischen Einflussbereich.

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