Geburtsdatum | Geburtsort | |
29. April 1724 | Pfullendorf Baden-Württemberg D | |
Titel und Stellung | ||
Abt der Benediktinerabtei Petershausen | ||
Sterbedatum | Sterbeort | |
15. Januar 1787 | Konstanz Baden-Württemberg D |
Land 18. Jahrhundert |
Reichsstadt Pfullendorf |
Regierungszeit |
1761–1786 |
Land 18. Jahrhundert |
Reichsabtei Petershausen |
Georg Strobel (1724−1787)
Abt OSB im Reichsstift Petershausen 1761−1786
Er wird am 29. April 1724 in Pfullendorf als Sohn des Rotochsenwirts und Stadtammanns Johann Georg Strobel und der Katharina Schmid geboren und auf den Namen Abraham Jakob getauft. Im «Roten Ochsen» ist schon sein Onkel Alphons Strobel geboren, der 1737–1750 Abt in Petershausen ist. Das Gasthaus ist auch Poststation an der Chaussee von Stuttgart nach Überlingen.[1] 1745 leistet Abraham Jakob noch unter der Regierung seines Onkels mit dem Klosternamen Georg Profess. Sein Eintritt mit 20 Jahren bedeutet, dass er schon ein Studium hinter sich hat. Wie bei den meisten Konventualen von Petershausen ist aber der Bildungsweg unbekannt. 1747 wird er zum Priester geweiht. Unbekannt bleiben auch seine Tätigkeiten in den folgenden Jahren.[2] Er ist Superior im Priorat Mengen, als er am 2. Februar 1761 zum Abt gewählt wird.[3] Er übernimmt ein blühendes Kloster mit 50 Konventualen. Ein Teil der Patres ist aber nicht in Petershausen, sondern als Superiore oder Pfarrer in auswärtigen Besitzungen tätig. Allein für das Priorat Mengen bei Sigmaringen und den Pfarrdienst in der Stadtkirche sind sechs Patres notwendig, in der Propstei Klingenzell bis drei, in Hilzingen zwei und in Sauldorf ein Pater. Weitere Patres sind Lehrer an auswärtigen Gymnasien.
Die altehrwürdige Benediktinerabtei am Rheinübergang von Konstanz zeigt zu Zeit der Wahl von Georg Strobel am Beginn der Aufklärung und des Klassizismus noch immer ihr mittelalterliches Gesicht, wie es der Stich von Matthäus Merian (1643) zeigt. Seit 1548 ist Konstanz vorderösterreichische Landstadt, Peterhausen behält aber die Reichsfreiheit trotz der Feindschaft von Stadt und Bischof und ist im Reichstag vertreten. Der Titel des Abtes[4] umfasst seit der Reformation auch das abgegangene Kloster Stein am Rhein. Die Realität ist aber ernüchternd: Das Reichsstift liegt isoliert, ohne Umland, und hat mit den auswärtigen Herrschaften wenig Ertrag. Berühmt ist Petershausen für die wissenschaftliche Tätigkeit vieler Konventualen, die allerdings meist auswärts lehren.
Als einzige der Reichsabteien hat Petershausen die Barockzeit baulich verschlafen. Lediglich die mittelalterliche Stiftskirche ist im 17. Jahrhundert reich ausgestattet worden. Schon sein Amtvorgänger, der Konstanzer Michael Sautter (reg. 1750–1761), hat sich vom Schussenriedener Baumeister Jakob Emele deshalb ein Neubauprojekt mit Modell erstellen lassen. Die Neubaupläne werden aber nicht weiterverfolgt. Dies will Abt Georg nun ändern. Der Petershausener Konvent gilt als ausgesprochen aufgeklärt, sodass 1765 nicht die Pläne des schwäbischen Baumeisters Emele[5] oder des Konstanzers Michael Peter Thumb[6] weiterverfolgt werden, sondern beim französischen Klassizisten und herzoglich-württembergischen «Ingenieur-Oberstlieutnant» Philippe de la Guêpière[7] neue Entwürfe bestellt werden. 1767 überträgt Abt Georg und der Konvent das Bauvorhaben dem erst 1761 ins Kloster eingetretenen Franz Übelacker,[8] einem von sich selbst überzeugten Autodidakten. Von 1768−1771 entsteht nordseitig der mittelalterlichen Basilika der Konventbau mit drei Flügeln, dem gegen Westen ein grosser Wirtschaftshof vorgelagert ist. Der in keiner Weise überzeugende Klosterbau, dessen Westflügel zudem Torso bleibt, soll unglaubliche 150 000 Gulden verschlungen haben.[9]
Auf den Kirchenneubau wird vorläufig verzichtet, denn nach dem Neubau der Konventflügel 1771 erwirbt Abt Georg für 92 000 Gulden die Herrschaft Herdwangen. Er lässt in Herdwangen ein repräsentatives Verwaltungsgebäude (Rentamt) bauen. Als Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit über Herdwangen kauft er 1776 auch die Hochgerichtsbarkeit von der Grafschaft Heiligenberg und wird 1779 vom Kaiser offiziell mit den neu erworbenen Rechten belehnt.
Einen weiteren, aber teuer erkauften Erfolg kann Abt Georg mit der Rücknahme der unrentablen Propstei Mengen durch die Abtei St. Blasien verbuchen. Der Prozess mit anschliessendem Vergleich dauert von 1673 bis 1774. Abt Georg entsendet dazu auch den umtriebigen Pater Franz Übelacker zweimal nach Wien. Trotzdem muss der Abt 1782 den Austritt des von ihm geförderten «Bauinspektors» Übelacker erleben.
Der Abt resigniert gesundheitshalber 1786. Er kann während seiner Regierung 16 Neueintritte verzeichnen, darunter den Musiker P. Aemilian Kayser.[10] 1786 zählt Petershausen 49 Konventmitglieder.
Georg Strobel stirbt am 15. Januar 1787 im Alter von 63 Jahren.
Im Rathaus von Pfullendorf hängt ein Ölporträt des Reichsprälaten im Alter von 45 Jahren. Er steht mit Chorrock und Mozetta vor einem Tisch, trägt das Pektorale und die damals übliche Kappe[11] und blickt den Betrachter mit energischem und leicht ironischem Ausdruck an. Die rechte Hand fasst einen Aktenbehälter, der über dem Bauplan von Petershausen auf dem Tisch liegt. In der Hintergrundstaffage ist ein barocker Marienaltar und eine Vogelschauansicht des neuen Klosters sichtbar, darüber die Wappen von Petershausen (geteilt von Rot und Blau, oben ein goldener Schlüssel, unten ein silberner Fisch), von St. Georgen in Stein am Rhein[12] (St. Georg mit Drachen und Fahne) und das persönliche Wappen des Abtes (in Blau ein silberner Pelikan). Ein Wappenschild mit diesen drei Wappen ist auch am Konvent-Nordflügel und heutigen Museum in Konstanz-Petershausen angebracht.[13]
Pius Bieri 2010, rev. 2025
Benutzte Literatur:
Staiger, Franz Xaver: Die ehemalige Benedictiner- und Reichsabtei Petershausen bei Constanz, in: Freiburger Diöcesan-Archiv, Band 7, Freiburg im Breisgau 1873.
Lindner, Pirmin: Fünf Professbücher süddeutscher Benediktinerabteien. Band V.
Kempten und München 1910.
Spahr, P. Gebhard u. a.: 1000 Jahre Petershausen; Konstanz 1983.
Krebs, Manfred: Petershausen, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Zweiter Teil, Bern 1986.
[1] Die Wirtschaft und Brauerei der Familie Strobel wird nach einem Brand im späten 19. Jahrhundert durch das heutige neoklassizistische Gasthaus «Alte Post» an der alten Postgasse 15 ersetzt.
[2] Die nüchternen Zahlen des Professbuches von Petershausen lassen bei allen Äbten der Barockzeit ihre Ausbildung und ihre Tätigkeiten nach der Priesterweihe vermissen. Die prägende Lebensphase vor der Wahl zum Abt, im Fall von Georg Strobel über 20 Jahre, bleibt damit vorläufig im Dunkeln.
[3] Ein Historikerinteresse am spätbarocken Bauabt der Reichsabtei ist offenbar nicht vorhanden, denn die unten erwähnte zugängliche (veröffentlichte) Literatur scheint abschliessend zu sein, obwohl von Abt Georg Strobel ein Diarium der Jahre 1761–1769 im Generallandesarchiv Karlsruhe liegt (unter Findnummer 65/359-360, Latein). So ist auch über die finanziellen Verhältnisse der Abtei nichts bekannt.
[4] «Der Hochwürdige, des heil. röm. Reichs Prälat und Herr der beiden löblichen Reichsstiftern und Gotteshäusern St. Gregorii zu Petershausen, und S. S. Cyrilli & Georgii zu Stein am Rhein, Propst zu Klingenzell, Herr des Gotteshauses ad Portam S. Mariae zu Mengen, auch Herr der Herrschaften, Stauffen, Hilzingen, Rietheim u. s. w.». In: Staats- und Erdbeschreibung des Schwäbischen Kreises, Lindau 1781.
[5] Jakob Emele (1707–1780). Zu ihm siehe: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/a-g/Emele_Jakob.html.
[6] Michael Peter Franz Xaver Thumb (1725-1769), Sohn des Baumeisters Peter Thumb.
[7] Philippe de la Guêpière (um 1715–1773). Zu ihm siehe https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726013.html?language=en#ndbcontent.
[8] Franz Übelacker (1742–nach 1800). Zu ihm siehe https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Uebelacker_Franz.html.
[9] Für Petershausen ist bisher keine Wirtschaftsforschung betrieben worden. Weder Jahreseinnahmen noch Jahresausgaben sind bekannt. Jeder Angabe von Baukosten ohne Quellennachweis muss grundsätzlich misstraut werden.
[10] P. Aemilian Kayser (1749–1831) aus Oberndorf am Neckar. Musiker und Chorregent. Studium in Eichstätt. Er hospitiert 1787–1790 in Einsiedeln, wo er die alte Choralmelodie des Salve Regina als Magnificat für Solo, Chor und Orchester neu komponiert.
[11] Eine Vorläuferform des Birets.
[12] St. Georgen in Stein am Rhein wird in der Zürcher Reformation 1525 aufgehoben. Die Besitzungen im Alten Reich gehen an die Abtei Petershausen, die ihr Wappen mit dem Schild des Steiner Klosters vermehrt.
[13] Gehe zur Aufnahme des Wappenschildes am Nordflügel. Bildquelle: Andreas Praefcke in Wikipedia.
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