Als Johann Baptist wird er am 10. Dezember 1606 in Feldkirch geboren. Schon 1622 ist er Novize in Ochsenhausen und nimmt den Klosternamen Ildephons oder Alphons an. Er studiert an der neugegründeten Benediktineruniversität in Salzburg. Hier wird er zum Priester geweiht. 1632 feiert er in Feldkirch Primiz. Der Konvent von Ochsenhausen flüchtet in diesem Jahr vor den Schweden. Die Primizpredigt kann deshalb Abt Bartholomäus halten, der wenige Monate später im Konstanzer Exil stirbt. Der neugewählte Abt Wunibald beordert Pater Alphons zur Verstärkung der Seelsorge zurück in die verwüstete Herrschaft Ochsenhausen, während sich der Grossteil des Konvents noch immer in Klöstern der Schweiz und Österreichs aufhält. 1638 wird Pater Alphons durch Wahl in Petershausen Abt von Alpirsbach, dem wechselhaft württembergischen und dann wieder selbstständigen Kloster im Schwarzwald.[1] Trotz der unsicheren politischen Lage investiert der neue Alpisbacher Abt sofort in Umbauten. Er kann innerhalb von zehn Jahren das stark verschuldete Kloster schuldenfrei machen und dem aus dem Exil zurückgekehrten Abt Wunibald von Ochsenhausen 1648 noch 12 000 Gulden für die Wiederherstellung von Kirche und Konvent leihen. Im gleichen Jahr fällt Alpirsbach endgültig an Württemberg. Abt Alphons kann das in Alpirsbach gehäufte Kapital noch retten. Er geht mit dem kleinen Konvent in die der Abtei Ochsenhausen gehörende Herrschaft Ummendorf. 1653 wird ihm der freie Abtssitz im elsässischen Reichskloster Münster angeboten.[2] Er nimmt ihn an, muss aber an Ort erleben, dass Frankreich vollendete Tatsachen geschaffen hat und im Einflussbereich des Sonnenkönigs nicht mehr der Orden die Äbte zu bestimmen hat.[3] Er kehrt deshalb nach Ummendorf zurück und will gar in die Kartause Buxheim eintreten, als er am 23. Februar 1658 zum neuen Abt von Ochsenhausen gewählt wird. Hier beweist er sofort sein zupackendes Führungstalent und seinen ausgeprägten Sinn für das Machbare und auch für den finanziellen Erfolg. Er beseitigt die Kriegsschäden, stellt den Klosternordflügel und den Anschlussflügel mit der Sakristei fertig und baut 1667 den neuen, vorläufig zweigeschossigen Gästeflügel. Er führt mit neuen Gärten, Mauern, Rondellen und auch neuen Ökonomiegebäuden das Kloster definitiv in den Barock. In die noch 1621 manieristisch renovierte Kirche stellt er einen neuen barocken Hochaltar. Seine Mitbrüder können seinem Tatendrang und seinen Neuerungen nicht folgen. Die Chronisten beschreiben ihn bis heute als Zerstörer des Alten. Immerhin wird sein finanzielles Genie anerkannt, das ihm nebst den baulichen Ausgaben auch den Erwerb des Schlosses Horn im Thurgau und eines grossen Jagdrechtes im Kirchberger Wald erlaubt. Zur immer gut gefüllten Klosterkasse trägt er zudem mit seinem Privatvermögen bei. Während seiner Regierungszeit erholt sich das Kloster personell vom Dreissigjährigen Krieg. Es kann 16 Neueintritte verzeichnen und zählt jetzt 30 Patres. Der verdienstvolle Abt Alphons Kleinhans von Muregg, der erste barocke Bauprälat Ochsenhausens, stirbt am 14. Mai 1671 mit 65 Jahren.
Sein Wappen mit den Abtsinsignien finden wir in der Sakristei, in Stein gehauen und farbig gefasst, und als Kartusche in Öl auf dem Hauptaltarbild von Johann Heinrich Schönfeld. Es ist geviertet mit einer Sonne als Herzschild und zeigt in Silber einen blauen deutschen Adler und eine schräglinks verlaufende sechsfache Teilung in Blau und Gold.
Pius Bieri 2010
Benutzte Literatur:
Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben, verfasst von einem Mitgliede desselben. Ottobeuren 1829.
Herold, Max (Hg.): Ochsenhausen. Von der Benediktinerabtei zur oberschwäbischen Landstadt. Weissenhorn 1994.
Anmerkungen:
[2] Münster im Gregoriental, das Kloster im Zentrum der Stadt wird 1790 aufgehoben und 1802 abgebrochen.
[3] Hier liegt auch die Begründung für den Niedergang der Klosterkultur in den katholischen Ländern Italien, Spanien, Portugal und Frankreich im 17. Jahrhundert. Die Besetzung der Abtstellen als Belohnung königlicher Günstlinge, selbst an Hugenottenführer und Künstler, lassen das religiöse und kulturelle Leben verkümmern. In diesen Ländern finden sich im 17. und 18. Jahrhundert keine Leistungen auf dem Gebiet der Klosterbaukunst.
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Abt Alphons Kleinhans von Muregg (1606–1671) in Ochsenhausen | ||||||||
Biografische Daten | Zurück zum Bauwerk | |||||||
Geburtsdatum | Geburtsort | Land 18. Jahrhundert | ||||||
10. Dezember 1606 | Feldkirch Vorarlberg A | Vorderösterreich | ||||||
Titel und Stellung | Regierungszeit | |||||||
Abt der Benediktinerabtei Ochsenhausen | 1658–1671 | |||||||
Sterbedatum | Sterbeort | Land 18. Jahrhundert | ||||||
14. Mai 1671 | Ochsenhausen Baden-Württemberg D | Herrschaft Abtei Ochsenhausen | ||||||
Kurzbiografie | ||||||||
1638 wird der Ochsenhausener Konventuale Alphons Kleinhans Abt in Alpirsbach, wo er 1648 der württembergischen Wiederinbesitznahme weichen muss, nicht ohne bedeutendes Finanzvermögen nach Ochsenhausen zu retten. 1653 kann er sein Amt als gewählter Abt des Reichsklosters Gregorienmünster im Elsass nicht antreten, da hier bereits die neuen französischen Herren regieren. 1658 ist er Abt in Ochsenhausen. Mit seinem zupackenden Führungstalent, seinem Sinn fürs Machbare und seiner ökonomischen Ader wird er zum Erneuerer nach den Verheerungen des Dreissigjährigen Krieges. Er vollendet den Klosterneubau, erstellt Gäste- und Ökonomiebauten, baut den Mauerring mit den Rondellen und stattet die Stiftskirche neu aus. |
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