Nikolaus (Franziscus) Degen (1700−1778)

Abt OSB in Fischingen 1747−1776

Franziscus Degen wird am 15. November 1700 in Lachen am oberen Zürichsee als Sohn des Johann Anton Degen und der Anna Maria Aufdermauer geboren. Sein Vater ist Wirt des Gasthauses zum Hirschen. Das grosse Haus im Dorfkern ist gleichzeitig auch Postwechselstation an der Transitroute von Zürich über den Zürichsee und den Walensee nach Italien. Wenige Schritte vom Elternhaus liegt der Hafen und die grosse doppeltürmige Barockkirche,[1] deren Bau 1707 begonnen und die 1711 geweiht wird. Der junge Franziscus wird diesen Bau hautnah miterlebt haben. 1719 tritt er ins Kloster Fischingen ein und nimmt den Klosternamen Nikolaus an. Der Konvent umfasst derzeit unter der Regierung von Abt Franz Troger 24 Patres und 4 Laienbrüder. 1724 wird er zum Priester geweiht. Nebst den theologischen und philosophischen Studien erhält der begabte Nikolaus Degen auch Förderung seines musikalischen Talentes. Mit 26 Jahren ist er Kapellmeister. Er ist als Musiker auch auswärts gesucht. Als Lehrer der Moral und der Theologie ist er zu dieser Zeit in der Schulung des Nachwuchses tätig. Er ist Prior, als 1735 Placidus Vogt zum Abt gewählt wird, und übernimmt nun Aussenposten. Zuerst betreut er die Pfarrei Lommis, dann ist er Beichtiger im Benediktinerinnenkloster Münsterlingen. Im Alter von 47 Jahren wählt ihn der Konvent am 12. Juni 1747 zum Abt. Er übernimmt ein geordnetes, starkes Kloster mit 28 Konventualen. Seine beiden Amtsvorgänger haben, auch dank Verzicht auf Neubauten, die Schulden aus den Neubauten und Erwerbungen von Abt Franz Troger abbezahlt und sogar ein kleines Barvermögen von 13 414 Gulden hinterlassen. Abt Nikolaus ist aber ein klassischer Barockprälat. Schon 1752 gelingt es ihm, den Konvent von einem Neubau der Klosteranlage zu überzeugen. Bereits 1751 hat ihm Baumeister Jakob Grubenmann den Kirchturm erhöht und die zweifachen repräsentativen Zwiebelkuppeln geschaffen. Nun schliesst er, nachdem der vorgesehene Baumeister Johannes Rüeff 1750 bei einem Bauunfall in Lachen ums Leben kommt, mit Johann Michael Beer von Bildstein einen neuen Akkord über 38 000 Gulden für den Bau des «Neuklosters». 1761 ist der Gebäudekomplex bis auf die Westfassade fertig gestellt und kann bezogen werden. Gleichzeitig mit den Klosterneubauten hat der begnadete Vorarlberger Baumeister auch den Chor der Klosterkirche neu gestaltet und verlängert.  Zusammen mit der grossen Psallierchor-Orgel des Johann Georg Aichgasser und den Fresken von Johann Jakob Zeiller ist hier  ein barockes Gesamtkunstwerk entstanden. Die Schulden des Klosters sind bis zu diesem Zeitpunkt auf 75 000 Gulden angewachsen. Zwar bewohnt Abt Nikolaus jetzt wahrhaft fürstliche Räume, aber die Schuldenlast ist drückend. Der Westflügel wird nicht mehr begonnen. Zudem verschlingt die Hilfe an die notleidende Bevölkerung bei der grossen Hungersnot von 1770 und 1771 weitere Mittel. Die Visitatoren der Benediktinerkongregation legen dem auch gesundheitlich angeschlagenen Abt Nikolaus die Resignation nahe, die er am 10. Februar 1776 annimmt. Einer der Visitatoren ist Abt Beda Angehrn von St. Gallen, der im Charakter Abt Nikolaus stark gleicht und der in den gleichen Jahren gegen den Willen des rebellischen Konventes die Landstrassen ausbaut und die Volksschulreform durchführt. Abt Nikolaus Degen zieht sich in das Schloss Lommis zurück und stirbt dort am 22. Dezember 1778. Er wird in der Iddakapelle der Klosterkirche vor dem Nikolausaltar begraben.
Sein sprechendes Wappen, zwei gekreuzte Degen auf Gold über einem grünen Dreiberg, flankiert von roten Rosen, oben mit grünem Kleeblatt, findet sich repräsentativ  im Psallierchor, gemalt von Johann Jakob Zeiller. Weitere Wappen sind in der Abtskapelle, im Archivraum der neuen Prälatur und in der Bibliothek zu finden.
Sein Porträt auf dem Kupferstich zeigt den Abt im Alter von 49 Jahren. Der Abt ist im ovalen Rahmen mit Mozetta und Biret, die Rechte auf dem Brustkreuz, dargestellt.

Pius Bieri 2009

Benutzte Literatur:
Meyer, Bruno: Fischingen, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Erster Teil, Bern 1986.
Schildknecht, P. Benno: Der Fischinger Konvent zur Barockzeit, in: Barockes Fischingen, Ausstellungskatalog, Fischingen 1991.
Schildknecht , P. Benno: Degen, Nikolaus, in: Historisches Lexikon der Schweiz, Bern 2005.


[1] Baumeister ist Peter Thumb.
Ein Kupferstich mit dem Porträt von Abt Nikolaus Degen wird schon zwei Jahre nach seiner Wahl veröffentlicht. Im ovalen Rahmen ist der 49-jährige Prälat mit Mozetta und Biret dargestellt. Mit der rechten Hand fasst er das Brustkreuz. Unter dem Porträt befindet sich ein geviertetes Schild mit dem Klosterwappen (in 1 und 4) und seinem persönlichen Wappen (in 2 und 3). Dieses zeigt zwei gekreuzte Degen auf Gold über einem grünen Dreiberg, flankiert von roten Rosen, oben mit grünem Kleeblatt. Der Druck ist mit Klauber cath. Sc. A.V. (Die katholischen Stecher und Verleger Klauber in Augsburg) bezeichnet.
  Abt OSB Nikolaus Degen (1700−1778) von Fischingen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  15. November 1700 Lachen Schwyz CH   Eidgenössischer Stand Schwyz  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Fischingen   1747–1776  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  22. Dezember 1778 Lommis Thurgau CH   Herrschaft Fischingen  
  Kurzbiografie              
 

Abt Nikolaus Degen kann von seinen Vorgängern ein blühendes und schuldenfreies Kloster mit Einnahmen aus einer grossen Herrschaft übernehmen. In seiner 29-jährigen Regierung kann er dank vielen Neueintritten den Stand von über 30 Konventualen halten. Er ist ein klassischer Barockprälat, dem liebenswürdigen St. Galler Fürstabt Beda Angehrn ähnlich. Mit dem Klosterneubau und Chorumbau übernimmt er sich finanziell und muss nach 1763 auf die Verwirklichung des Westflügels verzichten. Nicht die Schulden von 75 000 Gulden, sondern die Unmöglichkeit ihrer schnellen Tilgung wegen neuer Ausgaben für die Milderung der Hungersnot 1770 bis 1771 sind der Grund. Seine Resignation 1776 bedeutet auch das Ende der Barockzeit in Fischingen.

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