Das Porträt des Abtes Placidus um 1715/20 hängt im Klosterrefektorium Ettal. Zum Porträt siehe die Beschreibung im nebenstehenden Text unten. Der Porträtausschnitt ist hier als Scan einer Veröffentlichung mit Erlaubnis des Pressebeauftragten der Abtei Ettal, Herr Florian Bauer, eingefügt.
Byern
Placidus Seitz wird als der bedeutendste Abt von Ettal bezeichnet. Er studiert an der Universität von Salzburg. 1699 bis zu seiner Wahl Anfang 1709 ist er dort auch Professor. Ettal zählt zu dieser Zeit eine Reihe von Geisteswissenschaftler, kann diese aber nicht im Rahmen der Bildungsoffensive der bayerischen Benediktinerkongregation einsetzen, da es als einzige Abtei des Bistums der Kongregation fernbleibt. Mit der Gründung einer Ausbildungsstätte für adelige Kavaliere, die Ritterakademie genannt wird, schafft Abt Placidus ein Gegengewicht zu den Unterrichtsstätten der Orden. Die neue Ritterakademie ist einer der Gründe für einen Klosterneubau. Beide Unternehmungen setzt Abt Placidus noch im Jahr seiner Wahl ins Werk. Mit ihnen ist sein Name untrennbar verbunden.
PlacidusSeitz
Land 18. Jahrhundert
Kurfürstentum Bayern
Regierungszeit
1709–1726
Land 18. Jahrhundert
Kursfürstentum Bayern
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Bildlegende
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Placidus Seitz (1672–1736), Abt in Ettal 1709–1736

Placidus Seitz (1672–1736)

Abt OSB in Ettal 1709–1736

Herkunft und Studium
Der spätere Abt von Ettal wird am 13. September 1672 im Pfarrdorf Pössing bei Landsberg [1] als 13. und letztes Kind der Eheleute Jakob Seitz (Seiz) und Maria Kibler geboren. Sein Taufname ist Matthäus. [2] Er kann das fünfjährige Jesuitengymnasium in Landsberg 1689 mit der Rhetorik abschliessen, besucht dieses also seit dem 12. Lebensjahr. Im gleichen Jahr tritt er in die Benediktinerabtei Ettal ein und legt 1690 unter dem Klosternamen Placidus die Profess ab. Abt Roman Schreter, [3] der 1688–1690 auch Präses der Benediktineruniversität Salzburg ist, schickt den jungen Frater und zwei Mitfratres zum Studium nach Salzburg. [4] 1696 weiht Fürstbischof Eckher von Kapfing und Liechteneck, der auf der Rückreise aus Brixen in Ettal Halt macht, Placidus Seitz und drei weitere Konventualen zum Priester. [5]


Nochmals Salzburg
P. Placidus unterrichtet nach der Priesterweihe wahrscheinlich kurzeitig an der Ettaler Klosterschule. Dann geht er, immer gefördert von Abt Roman, wieder nach Salzburg. 1699 lehrt er am Akademischen Gymnasium Syntax und Humanistik, 1702–1704 auch Rhetorik und 1705 Philosophie (Ethik). Gleichzeitig erwirbt er die Doktorgrade in Theologie und in beiden Rechten. 1706–1708 lehrt er an der Universität Kontroverstheologie.
1702–1706 ist P. Placidus auch Schulpräfekt. Als begabter Dramatiker versieht er 1699–1707 zudem das Amt des «Comicus». So wird der Autor und Leiter von aufwändigen Theaterinszenierungen nach dem Vorbild der Jesuitengymnasien genannt. Auch später, als Abt, ist er mit Salzburg verbunden. 1712–1714 ist er Präses und 1715 Assistent in Vertretung der 19 kurbayerischen Klöster. Eine gleichzeitige Lehrtätigkeit von P. Placidus in Salzburg und Ettal ist ausgeschlossen. [6]

 

Abt in Ettal
Am 31. Dezember 1708 stirbt in Ettal Abt Romuald Haimblinger [7] nach nur 11 Jahren Regierung. Er hat das Kloster souverän durch die Kriegsjahre von 1702 bis 1704 und auch durch die seitherige österreichische Administration Bayerns geführt. [8]
Bei seinem Ableben zählt der Konvent 26 Fratres und Patres sowie einen Laienbruder. [9] Über die Hälfte der Konventualen haben Abschlüsse der Hochschulen von Salzburg oder Dillingen. Die Patres Babenstuber, Hainzeler, Bader und Seitz sind zudem über längere Zeit Professoren an der Universität und am Akademischen Gymnasium zu Salzburg. Aus diesem noch mehrheitlich von Abt Roman Schreter geprägten Kreis wählen die wahlberechtigten Konventualen am 22. Januar 1709 den 37-jährigen P. Placidus Seitz zu ihrem Abt. Am 7. April wird er im Freisinger Dom benediziert.
Er übernimmt das Kloster in ungewöhnlichen Zeiten. Noch immer ist Bayern nach dem verlorenem Krieg gegen das Reich unter kaiserlicher Administration. Der verantwortliche Kurfürst hat sich 1704 in französische Obhut geflüchtet und ist vom Reich geächtet. Erst 1714 wird ihm und seinen Söhnen die Rückkehr erlaubt. Abt Placidus muss die Rückkehr nicht abwarten. Zur Fundierung einer geplanten Adelsakademie in Ettal stehen offenbar die finanziellen Mittel bereit. Dazu zählt auch ein Legat des 1705 verstorbenen Onkels des geächteten Kurfürsten. [10] Der neue Abt nutzt die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten sofort und nimmt schon im ersten Jahr den früheren kurfürstlichen Hofbaumeister Enrico Zucalli in seien Dienste. [11]

 

Der Klosterneubau
Schon am 7. August 1710 kann Fürstbischof Eckher von Kapfing und Liechteneck den Grundstein zum Klosterneubau legen, der dem noch mittelalterlichen Kloster die heutige Form und Grösse geben soll. Die Stiche des 17. Jahrhunderts zeigen die alten Konvent- und Ökonomiegebäude um einen grossen, öffentlich zugänglichen Hof, dessen westlicher Abschluss die Rotunde der Kirche bildet. Dieser Hof wird nun für Schul- und Repräsentationszwecke umgebaut, die Konventflügel aber hinter die Kirche nach Westen verlegt. Dort ist die vorher im Nordflügel untergebrachte Brauerei bereits neu gebaut. Vorerst wird dieser Nordflügel des alten Klosterhofs für den Zweck der geplanten «Ritterakademie» neu gebaut. Er ist 1712 bezugsbereit. Der neue Chorraum der Kirche ist 1718 erstellt. Der Ausbau der gleichzeitig begonnene Konventflügel verzögert sich bis 1723. Die monumentale Kirchenfassade kann von Zuccalli bis 1716 nur teilweise vollendet werden. Sie wird zur Barockzeit nicht mehr vollendet. Offenbar hat sich der Konvent von Ettal unter Abt Placidus finanziell übernommen, sodass bei seinem Ableben 1736 noch immer vieles unvollendet ist. [12]

 

Die Ritterakademie
Auslöser für den Neubau des Klosters ist die geplante Studienanstalt für junge Adelige. Sie wird als Ritterakademie bezeichnet. Dies ist damals die übliche Bezeichnung eines Kollegiums für Söhne von Adeligen. Vorbilder scheinen das jesuitische «Collegio dei Nobili» in Turin und das «Collegium nobilium» in Parma zu sein. Für die Realisierung der Adelsakademie wird Abt Placidus als «unstreitig der grösste von allen Äbten Ettals» (Lindner 1887) oder als der «denkwürdigste Prälat seines Klosters» (Sattler 1890) enthusiastisch gelobt. Ein Lob ist als Bauherr und Schulgründer verdient, aber der Vergleich mit anderen Äbten ist angesichts der mageren Quellenlage und der fehlenden Forschungen zu Ettal abwegig. Die Gründung der Akademie muss als verspäteter Beitrag zum bayerischen Bildungswesen gesehen werden. Dieses wird noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausschliesslich von den Orden getragen. [13] Die Bayerische Benediktinerkongregation, der Ettal bei ihrer Gründung 1684 fernbleibt, hat inzwischen mit neuen Gymnasien, dem Lyceum in Freising und vor allem mit dem gemeinsamen «studium commune» zu den bisher den Bildungssektor beherrschenden Jesuiten aufgeschlossen. Ettal steht dabei abseits, hat aber im Konvent ausgezeichnete, meist in Salzburg ausgebildete Patres. Die Gründung der Ritterakademie scheint deshalb ein Befreiungsschlag zu sein. Sie hat anfänglich grossen Zulauf von Adeligen, die hier nicht nur humanistische Bildung, sondern auch militärischen Unterricht erhalten. Im «Catalogus» von Westenrieder sind rund 400 Studenten der nur 33 Jahre existierenden Akademie aufgeführt. 4 von 5 Studenten führen den Adelstitel Graf oder Baron. [14] Vielleicht spekuliert Abt Placidus mit der Hinwendung zur Adelsgesellschaft auch auf deren Finanzierungshilfe. Diese bleibt aus. Vielfach können die verschuldeten Adeligen nicht einmal die Pensionsgelder ihrer Zöglinge bezahlen. Das Ende kommt mit der Anordnung der Regentin Maria Theresia, die 1743 alle Zöglinge aus den österreichischen Erbländern abruft.

 

Das Kloster Ettal unter Abt Placidus Seitz
Von der Regierungstätigkeit des Abtes Placidus, seiner Persönlichkeit und seiner weiteren Bautätigkeit in der Herrschaft ist bisher wenig erforscht. Er wird als Geisteswissenschaftler und Theologieprofessor gewählt, um dann in den neueren Biografien auf den Bauherrn der Klosteranlage und auf den Gründer der Ritterakademie reduziert zu werden. Tatsächlich ist er auch politisch tätig. Seit der Rückkehr des Kurfürsten 1715 ist er gewählter Vertreter der Landschaft für das Rentamt München, vorerst als Prälatensteurer, dann als Landsteurer und 1727–1736 als Verordneter. Als Bauherr in der Klosterherrschaft beginnt er 1717 den Neubau der Pfarrkirche St. Nikolaus in Murnau und kann den mächtigen, überkuppelten Bau 1734 einweihen. Als Planer und Bauleiter wird P. Roman Deschamps genannt. [15]
Während seiner Regierung wächst der Konvent um 13 Mitglieder. 1736 zählt die Abtei 40 Konventualen. Darunter sind mehrere Professoren der Ritterakademie und einige bekannte Schriftsteller. Lindner (1880) nennt P. Romuald Dreyer, P. Marcellin Reischl, P. Bruno Parode, P. Sigismund von Gondola und P. Ferdinand Rosner. Der letztere ist, wie auch die Abtei Ettal, eng mit Oberammergau und seinem Passionsspiel verbunden. Noch heute bildet seine im 13. Spieljahr 1750 uraufgeführte «Passio Nova», allerdings mehrfach angepasst, die Grundlage der Passionsspiele von Oberammergau.
Der verdienstvolle Abt Placidus stirbt am 2. Oktober 1736 im Alter von 65 Jahren.

 

Porträt und Wappen
Ein Porträt zeigt den Abt stehend an einem Schreibtisch. Er hält über einem beschriebenen Blatt die Schreibfeder in der rechten Hand, die Linke fasst den Gürtel. Sein Gesicht wendet sich mit prüfendem Blick dem Betrachter zu. Man sieht die Gesichtszüge eines 50-Jährigen. Das Bild muss um 1715/20 entstanden sein. Die Bildunterschrift ist eine Zufügung nach dem Tod des Abtes. In der Fensteröffnung links des Abtes ist die noch unvollendete Kirchen-Westfront mit dem Hof als Baustelle zu sehen. Die Zucalli-Kuppel ist bereits gebaut. Zu diesem wahrscheinlich zeitgemässen Baustellenbild mehr in https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/a-g/Ettal.html.

Rechts oben ist ehemals sein Wappen gemalt. Es ist nur noch erahnbar, ein Beleg, dass das Bild heute im stark restaurierten Zustand zu sehen ist. Das Wappen des Abtes Placidus ist an keinem Gebäude mehr zu sehen. Sein persönliches Wappen ist ein Anker auf Wasserwellen, der von einer abfliegenden Friedenstaube bekrönt ist.

Pius Bieri 2022

Literatur

Manhardt, Anselm P. Can. Reg. Lat.: Lob– und Trauer-Predigt vom 22. Oktober 1736
Westenrieder, Lorenz: Historische Denkwürdigkeiten (mit «Catalogus Studiossorum») in: Beyträge zur vaterländischen Historie, Geographie, Staatistik etc. München 1812.
Lindner, Pirmin August: Album Ettalense. Verzeichnis aller Äbte und Religiosen des Benediktinerstiftes Ettal, welche seit der Stiftung bis nach der Aufhebung verstorben sind. In: Oberbayerisches Archiv Bd. 44 (1887) S. 247-285
Sattler, Magnus P. OSB: Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg. Kempten 1890.
Kolb, Ägidius P. OSB: Präsidium und Professorenkollegium der Benediktiner-Universität Salzburg, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde; 102.1962, S. 117–166
Conrads. Norbert: Ritterakademien der frühen Neuzeit. Bildung als Standesprivileg im 16. und 17. Jahrhundert. Göttingen 1982. https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00047141
Knedlik, Manfred: Seiz, Placidus, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 208–209
Biographia Benedictina (Hrsg.): Seiz, Placidus, Version vom 8.05.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Seiz,_Placidus

 

Anmerkungen

[1] Pössing (Bössing) ist ehemals ein Pfarrdorf mit der Kirche St. Peter und den Filialen Blitzling, Dorf und Böringen. Alle Pfarreien sind im 18. Jahrhundert dem Kloster Wessobrunn zugehörig. Nach 1803 wird die Pfarrei der Stadt Landsberg am Lech einverleibt und ist bereits 1823 eine Schwaige mit nur noch neun Einwohnern. Heute ist mit Ausnahme des vermutlichen Pfarrhauses alles verschwunden.

[2] Die Angaben zur Familie sind in der Literatur rudimentär. Der Taufname ist gemäss den älteren Dokumenten Matthäus, nicht Matthias. In einer einzigen Quelle (Knedlik 2010) wird der Beruf des Vaters mit Bauer bezeichnet. Weil das Jesuitengymnasium in Landsberg für alle unentgeltlich ist und der junge Matthäus beim nur halbstündigen Weg als Externer teilnimmt, ist dies denkbar.

[3] Roman Schreter (1645–1697) ist 1675–1697 Abt in Ettal. Wie die Vorgängeräbte seit dem Dreissigjährigen Krieg macht auch er seine Studien in Salzburg und ist 1688–1690 als Vertreter der bayerischen Klöster Präses der Universität. Er ist auch Landsteurer und Verordneter der Bayerischen Landschaft. Unter ihm verzeichnet das Kloster den grössten Zuwachs an Professen im 17. Jahrhundert.

[4] Die drei Ettaler Fraters sind in einer 1692 in Salzburg stattgefundenen philosophischen Disputation erwähnt. Es sind Meinrad Gebhardt, Casimir Schweizelsperger und Placidus Seitz. Präside ist der Philosophieprofessor P. Ludwig Babenstuber (1660–1726) aus Ettal, der in Salzburg 1690–1692 und 1685–1717 lehrt. Die lateinische Disputation kann unter
https://www.digitale-sammlungen.de/de/details/bsb10835618 abgerufen werden

[5] Der Fürstbischof weiht die drei oben erwähnten Fratres zusammen mit P. Carl Bader. Schweizelperger tritt schon 1703 aus dem Kloster aus. Er heiratet und geht als Hofmusiker nach Stuttgart, Würzburg und Durlach. P. Carl Bader (1668–1731) ist 1697 erster Professor der Inferioria am neugegründeten Gymnasium in Freising und geht, gemeinsam mit P. Placidus 1702–1713 als Professor nach Salzburg. Er ist ab 1713 Regens und Professor der Poesie und Rhetorik an der Ritterakademie Ettal.

[6] Die Gleichzeitigkeit gemäss dem Autor «gge» in der Biographia Benedictina (2018) und gemäss dem ungenannten Autor in der Biographie des Literaturportals Bayern. Dies, obwohl P. Ägidius Kolb OSB schon 1962 eine vorbildliche Liste der Lehrpersonen und Leiter der Benediktineruniversität veröffentlicht. Die einzige Kurzbiografie, welche keine neuen Daten erfindet, ist diejenige der NDB.

[7] Romuald Haimblinger (1658/60–1708) aus Weilheim. Profess 1680 in Ettal. Primiz 1688. Er promoviert an der Benediktineruniversität Salzburg in Theologie und beiden Rechten. 1695 ist er Hofpater (Beichtvater des Fürstbischofs) in Freising und wichtige Kraft für den Aufbau des 1697 eröffneten Gymnasiums. 1697–1708 ist er Abt in Ettal. In dieser Funktion vertritt er 1701–1703 die kurbayerischen Klöster im Präsidium der Universität Salzburg und ist 1704–1708 Prälatensteurer der Landschaft. Er beginnt noch während der Kriegsbelastungen 1703–1714 mit dem Neubau der Brauerei. Über ihn und auch über seinen verdienstvollen Vorgänger Roman Schreter sind bisher biografische Forschungen ausgeblieben.

[8] Der Krieg auf bayerischem und schwäbischem Boden wird 1702 durch den Kurfürsten Max II. Emanuel ausgelöst, der sich mit Frankreich gegen Österreich und das Reich verbündet. 1703 muss er sich aus dem kurzfristig eroberten Tirol zurückziehen und lässt das Oberland den nachrückenden Tiroler Bauern offen. 1704, nach der bayerischen Niederlage gegen die Alliierten in Höchstädt, flüchtet er für 10 Jahre in französische Obhut. 1704–1714 ist Bayern unter österreichischer Verwaltung. Wie das nahe Stift Rottenbuch, im gleichen Bistum wie Ettal gelegen, kann auch Abt Romuald 1702 und 1703 Ettal nur durch Kontributionszahlungen vor Verheerungen retten. 1703 flüchten Abt und Konvent sogar in die Berge. Der Klosterort Murnau wird in diesem Jahr von den Tiroler Bauern eingeäschert.

[9] Die Zahlen gemäss dem Album Ettalense von Pirmin Lindner (1887). Er nennt 15 Patres als Absolventen der Universitäten in Salzburg und Dillingen, einen als Absolvent des Collegiums Germanicum in Rom. Weil für Ettal kein Professbuch vorhanden ist, können aus den Angaben Lindners nur die Professdaten der Ende 1708 noch lebenden 27 Konventualen rekonstruiert werden. Von 1651 bis 1675, unter den Äbten Ignaz Rueff, Virgil Hegner und Benedikt II. Eckart, sind acht Professen verzeichnet. 15 leisten ihre Profess unter dem Abt Roman Schreter 1675–1697. Unter Abt Romuald Haimblinger sind es von 1697–1708 nur noch vier Professen.

[10] Der Stifter Max Philipp von Bayern-Leuchtenberg stirbt 1705. Die jährlichen Zahlungen erfolgen aber erst ab 1715.

[11] Enrico Zuccalli (um 1642–1724) aus Roveredo wird 1706 als Gefolgsmann des Kurfürsten aus dem Hofdienst entlassen. Von 1709–1715 ist er für Abt Placidus in Ettal tätig. Zu ihm siehe die Biografie https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/s-z/Zuccalli_Enrico.html in dieser Webseite.

[12] Zum Klosterhaushalt Ettals um 1710/20 fehlen alle Angaben, wie auch der Vermögensstand völlig unbekannt ist.

[13] «Die Pflege und tatkräftige Förderung von Wissenschaft und Geistesleben durch Fürst und Hof verblassten und verkümmerten unter Max Emanuel fast bis zu völliger Absenz und Abstinenz; das Feld blieb der Kirche, d. h. im Wesentlichen den Orden überlassen» (Ludwig Hammermeyer in «Kurfürst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700. Band 1. München 1976).

[14] Die noch heute üblichen Lobpreisungen dieser kurzlebigen Akademie sind unverständlich. Denn jeder dieser 320 privilegierten Adelssöhne hätte auch, wie bisher üblich, in einem der vielen Jesuitenkollegien studieren können. Nur wäre er dann nicht mehr unter seinesgleichen gewesen und hätte auf den Unterricht in Kriegsbaukunst oder auf Militärübungen verzichten müssen. Warum aber ausgerechnet eine Benediktinerabtei und nicht, wie bei allen anderen Ritterakademien Europas, der Fürst die Aufgabe des eigenen Bildungsganges für «eine durch alte Privilegien als Geburtselite geschützte Gesellschaftsschicht» (Conrads 1982) übernimmt, kann für Kurbayern nur am Desinteresse des Fürsten an wissenschaftlicher Bildung erklärt werden (siehe dazu auch die Anmerkung 13).

[15] P. Roman Dechamps OSB (1670–1750) aus München, Professe von St. Peter Salzburg. In Ettal ist er 1716–1729 «Praefectus et Inspector rei aedilis». Er ist planend und bauleitend tätig .