Emanuel (Karl Anton) Crivelli (1700−1749)

Abt OSB in Engelberg 1731−1749

Emanuel Crivelli wird am 24. Mai 1700 unter dem Taufnamen Karl Anton in Altdorf als Sohn des Julius Ausanus Crivelli und der Maria Ursula Schmid geboren. Die Crivellis stammen aus mailändischem Adel und haben 1606 das Urner Landrecht und 1624 das Luzerner Bürgerrecht erhalten. Mit 9 Jahren verliert der junge Karl Anton die Mutter. Der Vater beginnt noch zu diesem Zeitpunkt theologische Studien und wird 1722 zum Priester geweiht. Karl Anton kommt 1717, nach dem Besuch der Lateinschule in Altdorf, an die Klosterschule in Engelberg. Hier tritt er 1719 ins Noviziat ein und legt 1720 als Fr. Emanuel Profess ab. 1724 wird er in Chur zum Priester geweiht. Er ist bis zum Engelberger Klosterbrand von 1729 Lehrer an der Klosterschule. Nach der Brandkatastrophe wirkt er als Professor für Philosophie und Theologie in der Abtei Muri. Am 16. Januar 1731 wählt ihn das Kapitel unter der Leitung des Apostolischen Nuntius zum neuen Abt von Engelberg. Die Wahl findet im Speisesaal des Engelberger Herrenhauses zu Grafenort statt.
Die wichtigste Aufgabe des neuen Abtes, die Weiterführung des Klosterneubaus, nimmt er zügig an die Hand. Er stellt dem Vorarlberger Baumeister Johannes Rüeff in der Person von Pater Adelheim Luidl einen in Baufragen erfahrenen Bauleiter zur Seite. Ein weiterer Konventuale, Grosskellner Pater Karl Bremi, vertritt den Bauleiter und zeichnet Kopien der Baupläne in höchst professioneller Qualität. Der Baufortschritt ist erfreulich. Aber weiterhin ist die Finanzierung die Hauptsorge. Abt Emanuel notiert am 28. Mai 1731: «Allein ie mehr das Gebaüw wachst, ie mehr der Geltseckel schweint [abnimmt]», und am 27. Oktober 1732, nach der Beendigung der zweiten Bausaison: «Die Murer sind sambt meinem Geltseckell ausgeflogen». Zum gleichen Anlass schreibt er am 5. November 1736: «Die Bregentzer sind heüt weggereist, und haben mein Gelt fast gäntzlich mit sich genommen, et quidem sine onere restitutionis [und zwar ohne Rückerstattungspflicht]». Trotz der schwierigen finanziellen Lage scheint der Abt den Humor nicht verloren zu haben. Tatsächlich belastet der Klosterneubau die Klosterfinanzen auf Jahre. 1749 betragen die Schulden trotz der guten Verwaltung des Abtes noch immer 36 000 Gulden. Trotz der prekären Finanzlage sucht er erstklassige Künstler für die Ausstattung. Joseph Anton Feuchtmayer beauftragt er mit Altären, Franz Joseph Spiegler kann Altarblätter liefern und verhandelt auch über die Deckenfresken. Dass diese dann nicht ausgeführt werden, hat weniger mit der Finanzlage als vielmehr mit der unbegründeten Skepsis des Abtes gegen die Technik des «Fresco buono» zu tun. Nach siebenjährigem Exil können die Mönche 1737 in die neuen Räume einziehen und die neue Klosterkirche nutzen, nachdem bereits 1735 die Schule wieder geöffnet worden ist. 1738 ist auch der Südwest-Pavillon mit der Abtei fertig ausgestattet. 1745 erfolgt die feierliche Einweihung der Kirche durch den Apostolischen Nuntius Filippo Acciaiuoli.
Abt Emanuel Crivelli verstirbt am 4. September 1749. Er wird als einer der besten Äbte Engelbergs gewürdigt.
Sein Wappen ist geteilt und zeigt oben in Gold den Ghibellinen-Adler und unten ein Geviert von Rot und Silber, belegt mit einem goldenen Rundsieb. Es ist im Neubau vielfach zu finden, am schönsten in der Decke des Festsaals, wo es in Allianz mit Sellenbüren (Bärenrumpf), Engelberg (Engel mit Herrenstern) und Grafenort (Habsburger Löwe) dargestellt ist.

Pius Bieri 2009

Literatur:
Henggeler, Rudolf, P.: Professbuch Einsiedeln, Einsiedeln 1933.
Büchler-Mattmann, Helene und Heer, Gall: Engelberg, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Erster Teil, Bern 1986.
Tomaschett, Michael: Planung, Bau und Ausstattung der barocken Klosteranlage Engelberg, Dissertation Zürich 2006.

 

Abt Emanuel Crivelli ist zwar 1732 porträtiert worden, das Gemälde scheint aber heute verschwunden. Mit seinem Wappen ist er dafür in Kirche und Kloster mehrfach präsent. Die schönste Darstellung wird 1736 an der Decke des Festsaales angebracht. Es ist ein gevierteter Wappenschild mit Stifter-, Abts-, Kloster- und Habsburger-Wappen. Die Blasonierung des Wappens der mailändischen Adelsfamilie Crivelli (im zweiten Feld) lautet: Geviertet von Rot und Silber, überdeckt von goldenem Rundsieb, im goldenen Haupt schwarzer Ghibellinenadler. Das Rundsieb (italienisch: crivello) bezieht sich auf den Namen, der staufische oder ghibellinische Adler auf die Königstreue der Familie in der Zeit vor Barbarossa.
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  Abt OSB Emanuel Crivelli (1700−1749) von Engelberg  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  24. Mai 1700 Altdorf Uri CH   Eidgenössischer Stand Uri  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Engelberg   1731–1749  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  4. September 1749 Engelberg Obwalden CH   Herrschaft Engelberg  
  Kurzbiografie              
 

Abt Emanuel Crivelli ist der eigentliche Bauabt der Klosteranlage Engelberg. Der Vorgängerabt legt zwar noch den Grundstein, stirbt aber im gleichen Jahr. Die missliche Finanzlage der Abtei beschäftigen auch den neuen Abt während der ganzen Regierungszeit. Er ist allerdings ein guter Ökonom und bringt das jährliche Budget bis ans Ende seiner Regierung wieder einigermassen ins Gleichgewicht. Dass er trotzdem beim Kirchen- und Klosterneubau nicht einseitig auf die Finanzen achtet, sondern qualitativ hochwertige Meister aus dem süddeutschen Raum beizieht, ist ihm hoch anzurechnen. Leider verzichtet er dann auf die Deckenfresken von Franz Joseph Spiegler, vordergründig wegen seiner völlig unbegründeten Skepsis gegen die Freskotechnik.

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