Christopherus von Schönau (1631–1684)

Pater OSB in der Fürstabtei U. L. Frau zu Einsiedeln 1647–1684

Als Sohn des Otto Rudolph von Schönau-Oeschgen und der Maria Salome von Rhyn[1] wird Christopherus am 8. Mai 1631 auf Schloss Schönau in Säckingen geboren. Sein Vater ist Oberstleutnant im Dienste Vorderösterreichs. Die Familie teilt das erbliche Meieramt der Fürstabtei Säckingen, das zu dieser Zeit sein Onkel Marx Jakob innehat, der gleichzeitig auch kaiserlicher Gesandter bei der Eidgenossenschaft ist. Ein weiterer Verwandter, Johann Franz (1619–1656), ist Weihbischof von Konstanz und wird Fürstbischof von Basel. Die jüngere Schwester Maria Ursula heiratet 1657 den Säckinger Bürger Franz Werner Kirchhofer, den legendären «Trompeter von Säckingen». Die Kindheit verbringt Christopherus von Schönau im abwechselnd von Schweden und Kaiserlichen besetzten Säckingen. Vermutlich besucht er die Schulen in der sicheren Innerschweiz, denn 1647 legt er im Kloster Einsiedeln Profess ab und wird dort 1655 zum Priester geweiht. Offensichtlich ist er ein fähiger Vermittler und Reformer. Denn auf Bitten befreundeter Äbte oder der Kongregation muss ihn Fürstabt Plazidus vorerst nach Disentis und dann nach Gengenbach senden. Auf Bitten des Bischofs von Konstanz und der schwäbischen Ritterschaft geht Pater Christopherus 1664–1678 nach Kempten, um notwendige Reformen für den gewünschten Beitritt der Fürstabtei zur Schweizerischen Benediktinerkongregation einzuführen. Hier lernt er nicht nur den angefeindeten geistlichen Bauherrn der ersten grossen Klosterresidenz kennen, er kann auch die Bautätigkeit der Misoxer Meister an Ort verfolgen. Den adeligen geistlichen Herren in Kempten ist zwar der Pater von gleichem Stand aus Einsiedeln genehm, aber sie lassen sich nicht reformieren. Deshalb verweigert die Schweizerische Benediktinerkongregation die Aufnahme Kemptens. Inzwischen ist in Einsiedeln Augustin II. Reding an der Regierung. Er ernennt den noch immer in Kempten weilenden Pater Christopherus 1671 zum Dekan. Nach der Rückkehr ist er für die Visitationen in Seedorf und Fahr zuständig und wird zum engen Vertrauten des Abtes in auswärtigen Angelegenheiten, aber auch in Baufragen. Ein Bauriss der Abtei Kempten, den er nach Einsiedeln mitbringt, ist noch heute im Archiv vorhanden. Mit dem Bregenzer Baumeister Johann Georg Kuhn baut er 1681–1684 die Magdalenenkapelle, das Vorbild von der Stiftskirche Kempten ist unübersehbar.[2] Als Visitator der Benediktinerinnenabtei Seedorf überzeugt er die 1681 gewählte Äbtissin Maria Ursula Püntener vom notwendigen Neubau ihres Klosters und der Kirche. Er hält sich während der Bauphase 1682–1684 jedes Jahr in Seedorf auf und nimmt dabei als Berater auch Einfluss auf die Planung des dortigen geistlichen Liebhaberarchitekten Johann Jacob Scolar.
Pater Christopherus von Schönau stirbt am 25. Oktober 1684 im Alter von 53 Jahren in Einsiedeln und wird in der von ihm kurz vorher eingeweihten Magdalenenkapelle begraben.

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Henggeler, Rudolf: Professbuch der Fürstl. Benediktinerabtei U. L. Frau zu Einsiedeln, Zug 1934.


[1] Nach Henggeler. Vielleicht von Zu Rhein? Die Mülhausener Linie dieses ausgestorbenen Basler Ministerialengeschlechts stellt im 17. und 18. Jahrhundert drei Äbtissinnen in Schänis, so Franziska I. 1664–1677. Aber wahrscheinlich eher Salome Am Rhyn, aus der bekannten Luzerner Patrizierfamilie. Eine Familie von Rhyn ist hingegen im Hochrheingebiet nicht bekannt.

[2] Die in der Verlängerung der Beichtkirche erstellte Magdalenenkapelle bildet heute einen der Risalite am nördlichen Konventflügel. 1902 wird sie zugunsten eines durchgehenden Klosterganges im Chorbereich massiv verkleinert.

 

Um 1703 erstellt ein Gutachter, wahrscheinlich Franz Beer, einen Gegenvorschlag zu den Projekten von Br. Caspar Moosbrugger. Der erst 20-jährige Neubau der Magdalenenkapelle, die im Norden (links) dem Klostergeviert vorsteht, wird vom Gutachter freigestellt belassen und bleibt eigenständiges Bauwerk. Mit der 1704 begonnenen Ausführung des Klosterneubaus von Caspar Moosbrugger wird die Magdalenenkapelle dann vollständig in den Nordflügel des vergrösserten Klostergevierts integriert.
Bild: Klosterarchiv Einsiedeln.
  Christopherus von Schönau (1631–1684)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  8. Mai 1631 (Bad) Säckingen Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Amtszeit  
  Dekan und Visitator der Benediktinerabtei Einsiedeln   1671–1684  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  25. Oktober 1684 Einsiedeln Schwyz CH   Herrschaft Abtei Einsiedeln  
  Kurzbiografie              
  Als bausachverständiger Dekan ist Pater Christopherus von Schönau die rechte Hand des Bauabtes Augustin von Reding, der 1670–1692 in Einsiedeln regiert. Er ist vor seiner Wahl zum Dekan 14 Jahre im Fürststift Kempten tätig, wo er vom dortigen Klosterneubau einige Impulse für die Neubauplanungen in Einsiedeln mitbringt. Hier betreut er die Neubauten des Vorarlberger Baumeisters Johann Georg Kuen, insbesondere für die Beichtkirche mit der Magdalenenkapelle. Als Visitator ist er auch massgebend am Neubau des Klosters Seedorf am Vierwaldstättersee beteiligt. An den Einsiedler Neubauplanungen des Bruders Caspar Moosbrugger, der 1682 ins Kloster eintritt, kann Pater Christopherus nicht mehr mitarbeiten.     EinsiedelnSchoenau  
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