Die Gebeine der hl. Constantia, Jungfrau und Märtyrerin, werden 1660 aus dem Katakombenfriedhof der Cyriaca entnommen und vom Kirchenvogt Johann Heinrich Püntener an das Kloster Seedorf vergabt. Die unbekannte Katakombenheilige darf nicht mit hl. Constantia, der Tochter von Kaiser Konstantin (18. Februar) verwechselt werden
Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Johann Jacob Scolar (1645–1707) Altdorf Uri okScolar   Liebhaberarchitekt 1682   1700
Francesco Antonio Giorgioli (1655–1725)? Meride Tessin ok   Maler, Freskant ~1697   1698
Br. Caspar Moosbrugger (1656–1723) Au Vorarlberg ok   Baumeister-Architekt 1721   1723
Josef Bossart (1665–1748) Baar (Zug) ok   Orgelbauer 1700   1703

Seedorf

Benediktinerinnenkloster und Kirche St. Lazarus

Neubesiedlung eines Lazariterhauses im 16. Jahrhundert
Der Lazariterorden entsteht wie die Johanniter, der Deutsche Orden und die Templer im Zusammenhang mit den Kreuzzügen. Er entsteht aus der Pflege der Leprakranken in Jerusalem und nimmt diese auch als Mitglieder auf. Im 12. und 13. Jahrhundert können auch in Europa Niederlassungen zur Pflege der Leprosen eröffnet werden. Gleichzeitig militarisiert sich der Orden und delegiert die Pflege. Das 1215 in Seedorf am linksufrigen Gotthardweg gegründete Lazariterhaus ist deshalb von Anfang an ein Doppelkloster. Es ist auch die erste Gründung im Deutschen Reich.[1] Das Haus im urnerischen Seedorf und auch das benachbarte Ordenshaus im zürcherischen Gfenn wandeln sich im 14. Jahrhundert zu reinen Frauenkonventen mit der neuen Aufgabe eines Spitals zu Beherbergung von Durchreisenden. 1489 hebt der Papst den Orden im Deutschen Reich zugunsten der Johanniter auf.[2] 1526 stirbt der Konvent in Seedorf aus. Das nicht mehr bewohnte Kloster fällt an das Land Uri.
Versuche der Obrigkeit, das wenig begüterte «Klösterlein» wieder zu beleben, gelingen erst mit Hilfe des Mailänder Kardinals Karl Borromäus. Er kann die 1559 aus dem Tessin entsandten Benediktinerinnen überreden, das Kloster neu zu beleben. 1583 ist das Kloster durch Zuzug einheimischer Töchter und durch den Ausbau des ehemaligen Lazariterklosters wieder lebensfähig. Der Gründungskonvent zieht in den Tessin zurück. 1589 übergibt der Konstanzer Bischof das Visitationsrecht an die Abtei Einsiedeln, das dieses Recht kurzzeitig an den päpstlichen Nuntius in Luzern abtritt, es dann aber 1640 endgültig übernimmt.
Erweiterungen und Umbauten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts spiegeln die Bemühungen um Anpassung der mittelalterlichen Lazariterbauten an die Lebensform der Benediktinerinnen. Der Konvent besteht 1635 aus Äbtissin, acht Chorfrauen und einer Laienschwester. Die von den Visitatoren gewünschte Einführung der Klausur ist aber mit der alten Baustruktur nicht zu erfüllen.

Neubau des Klosters: Planung und Einflüsse
Die Äbtissin Maria Ursula Püntener (reg. 1681–1700) beschliesst nach ihrem Regierungsantritt den Klosterneubau. Unterstützt wird sie vom Einsiedler Visitator Pater Christopherus von Schönau. Der bauerfahrene Pater, der in Einsiedeln die Magdalenenkapelle mit Johann Georg Kuen baut und die neue Klosteranlage von Kempten im Bau mitverfolgt hat, kann sich in der Planung auf einen ausserordentlich begabten Liebhaberarchitekten verlassen. Es ist der Pfarrer von Bürglen, Johann Jacob Scolar (1645–1707), der im gleichen Jahr die Kirche von Bürglen plant und 1682–1683 deren «Bauherr» is.[3] Planer und «Bauherr» ist er auch für die neue Klosteranlage der Benediktinerinnen von Seedorf.[4] Das Konzept, eine symmetrische Vierflügelanlage mit angehängter Kirche, ist 1628 in der Architectura Civilis von Joseph Furttenbach als «Grundriss des vorgedachten Frawen Klosters» im Kupferblatt 37 dargestellt. Scolar wandelt es ab und betont die Anlage mit Eckrisaliten, welche nordseitig auf ihre ganze Tiefe über die Fassade vorstehen. Turmartig ragen diese Eckbauten mit einem Geschoss über die dreigeschossigen Flügel. Gemildert wird der burgartige Charakter durch die ländlich wirkenden Kreuzgiebel mit Krüppelwalm. Die Anlage ist innerhalb der zeitgenössischen Architektur aussergewöhnlich. Wie kommt Scolar zu diesen angesetzten Flügeln, die von den Vorarlberger Baumeistern erst später, nach dem Vorbild der Konventbauten Zwiefaltens, aufgenommen werden?[5] Sicher kennt Pater Christopherus von Schönau die 1677 fertiggestellte Klosteranlage von Pfäfers aus den regen Kontakten seiner Abtei und er kennt auch den dortigen Planer Giovanni Serro aus seiner Zeit in Kempten. Die Wirkung in Pfäfers ist trotz der einfachen Flügelverlängerung sehr repräsentativ. Kempten, Pfäfers und vielleicht auch die Eckpavillonlösung von Neu St. Johann könnten die Grundlagen der gemeinsamen Konzeptplanung für Seedorf sein. Alle sind, wie auch Zwiefalten, Bauten von Baumeistern aus Roveredo. Die Wurzeln der Architektur von Seedorf sind deshalb im Misox zu suchen.

Ost- und Nordflügel 1682–1686
Im Herbst 1682 beginnen einheimische Baumeister mit dem Ostflügel, der in den Obergeschossen die Klausurräume und Zellen der auf 27 Konventualinnen angewachsenen Klostergemeinschaft beherbergt. Der Flügel mit den beiden Eckbauten ist 1685 durch Maurer und Stuckateure aus dem Tessin fertiggestellt, im gleichen Jahr beginnen die «welschen Murer» mit dem Nordtrakt. 1686 wird noch an der Innenausstattung gearbeitet. Nach der Fertigstellung des nordwestlichen Eckbaus sind die Mittel erschöpft. Zwei dreigeschossige Flügel mit drei viergeschossigen Eckbauten überragen in Norden und Osten das noch immer bestehende Lazariterhaus und dessen Kirche im Westen.

Kirchenbau 1695–1699
«Bauherr» Johann Jacob Scolar kann für den Kirchenneubau im Beckenriedener Kaplan Johann Kaspar Barmettler als Spender gewinnen. Um 1693 beginnt Scolar mit der Planung. Er ist weiterhin im Kontakt mit Einsiedeln. Pater Christopherus von Schönau ist zwar schon gestorben, dafür sind Einflüsse des Klosterbaumeisters Br. Caspar Moosbrugger naheliegend, auch wenn dieser weder in Einsiedeln noch in Seedorf als Planer genannt wird und bis 1699 nie nach Seedorf bestellt wird. Liebhaberarchitekt Scolar und Stifter Barmettler beginnen 1695 ein Bauwerk, das nördlich der Alpen den ersten Kirchenbau darstellt, der einen Wandpfeilersaal mit einem kuppelüberwölbten Zentralchor verbindet. Den Wandpfeiler-Emporensaal kennen beide von der Ursulinenkirche Maria Hilf in Luzern, wahrscheinlich auch von der Jesuitenkirche in Solothurn.[6] Im Langhaus ist der planerische Einfluss von Br. Caspar Moosbrugger spürbar. Die Kuppel, stark verwandt mit derjenigen von St. Erhard in Salzburg,[7] weist auf italienische Vorbilder. Die Ausführung wird, wieder «welschen» Bauleuten aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen oder dem Misox übertragen. Die Leitung hat ein Meister Joseph Lomazzo.[8] Der reiche Stuck, eine hervorragende plastische Arbeit, wird von ebenfalls namentlich nicht bekannten Stuckateuren aus dem Gebiet des Luganersees erstellt.[9] Auch der Freskomaler, ebenfalls ein «Welscher», vielleicht Francesco Antonio Giorgioli (1655–1725), ist nicht gesichert.[10] Der durch Übermalungen nicht mehr erhaltene Originalzustand erschwert jede Zuschreibung.
Die Kirche ist 1699 fertig ausgestattet. Im Hochaltar, den «Bauherr» Scolar stiftet, findet das Lazarusgemälde des Vorgängeraltars wieder Verwendung. Es ist ein wertvolles Hochrenaissance-Blatt des Bologneser Künstlers Dionys Calvaert aus 1598.[11]
Am 31. Oktober 1700 weiht der Einsiedler Abt Maurus von Roll die Kirche ein. Zwar ist sie seit 1699 fertig, aber man will wegen Resignationsabsichten der Äbtissin die Neuwahl abwarten. Nicht unbescheiden setzt die neue Äbtissin Maria Anna Eberlin oder Eberle (reg. 1700–1727) ihr Wappen über das Ostportal des Chores, während die noch vor der Einweihung verstorbene Bauäbtissin nicht geehrt wird.[12] Für die neue Kirche sind vom Stifter 30 000 Gulden aufgewendet worden. Sie wird heute als ein Bauwerk beschrieben, das an schöpferischer Individualität kaum zu übertreffen ist und das einen Innenraum aufweist, der in einzigartiger Weise Monumentalität und Intimität vereinigt.[13]

Westflügel 1721–1724
Noch immer klafft nach dem Kirchenbau im Westen der Anlage eine Lücke. Erst lange nach dem 1707 erfolgten Tod des Planers und «Bauherrn» Johann Jacob Scolar wird 1721 Br. Caspar Moosbrugger aus Einsiedeln «Bauherr» für den Weiterbau. Dies, weil der Einsiedler Klosterbaumeister anlässlich der Aufnahme seiner Nichte Maria Cristina Hilfeleistung für den Neubau versprochen hat. Geld ist zwar weiterhin nicht vorhanden, aber man hofft auf Gönner. Offensichtlich werden diese schnell gefunden, denn der als Gastbau dienende Flügel kann 1724 bezogen werden. Br. Caspar Moosbrugger übernimmt das Konzept von 1681 und den schon vorhandenen Eckbau, verlängert aber den Flügel um eine Fensterachse nach Süden und verwässert damit den kastellartigen Grundriss Scolars zugunsten eines mächtigen Empfangsflügels mit Mittelrisalit. Ein zusätzliches viertes Stockwerk degradiert dessen Eckbauten zu reinen Architekturgliederungen. Die von Scolar beabsichtigte Gesamtwirkung ist damit zerstört. Auf Fotografien aus Osten vor dem Anbau des Schulhofes 1983 können wir die architektonisch überzeugende Gesamtanlage des Liebhaberarchitekten Scolar noch erahnen. Die Ausführung des Neubaus übernimmt Meister Johann Michael Rüeff, Schwager von Br. Caspar, und Meister Johann Moosbrugger, dessen Neffe.[14]

Das Kloster heute
1854 wird die Kirche einer «Restauration» unterzogen. Alle Altäre werden durch «bessere» ersetzt. Nur das Hochaltarbild wird vom beauftragten Maler Melchior Paul von Deschwanden verschont, die anderen Bilder weichen seinen süss-frommen Gemälden. 1881 folgen weitere Eingriffe. Farbige Fenster und ein Bodenbelag aus Mettlacher Kunststeinplatten verändern den Innenraum in den 80er-Jahren nochmals. Gleichzeitig wird anstelle der Bossart-Orgel von 1703 ein neues Werk in einem neuen Gehäuse geschaffen.[15] Eine Gesamtrestaurierung 1964–1966 macht dies alles wieder rückgängig. Die Seitenaltäre von 1855 verschwinden ersatzlos. Die Kirche wird dabei im Emporenbereich unter Rekonstruktion der Giebelfront verlängert. Auch die Konventgebäude werden verändert. Die 1947 eröffnete hauswirtschaftliche Fortbildungsschule bedingt Umbauten im Nordflügel, einschneidender sind aber Erweiterungsbauten, die einen neuen Osthof bilden. 1983 wird hier ein neues Schulgebäude errichtet. Restaurierungen der Konventgebäude erfolgen zwischen 1958 und 2008 in Etappen.
Die Klostergemeinschaft wird heute von Äbtissin Sr. Veronika Bernet geleitet und umfasst noch 15 Mitglieder.

Pius Bieri 2010

Benutzte Einzeldarstellungen:
Gasser, Helmi: Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band II, Die Seegemeinden (Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 78 der Gesamtreihe), Basel 1986.

Links:
Homepage des Klosters
Historisches Lexikon de Schweiz HLS

Anmerkungen:

[1] Gründer ist der Freiherr Arnold von Brienz. Sein normannischer Kampfschild vom Ende des 12. Jahrhunderts zeigt einen plastisch in Silber gearbeiteten aufrechten Löwen mit orientalischem Einschlag. Der Stifter muss ihn nach einer Heiliglandfahrt oder nach einem Kreuzzug in Seedorf hinterlassen haben. Der «Schild von Seedorf» wird heute als ältester erhaltener mittelalterlicher Reiterschild Europas im Landesmuseum Zürich gezeigt.

[2] Zweige des Ordens überleben im Königreich Neapel und in Frankreich, werden aber 1772 endgültig säkularisiert. Ein im 19. Jahrhundert gegründeter «Orden der Ritter des hl. Lazarus zu Jerusalem» und ein abgespaltener «Militärischer und Hospitalischer Ritterordens des hl. Lazarus zu Jerusalem» sehen sich heute als Nachfolger. Sie geben sich als karitative Vereine und zeichnen sich durch karnevalistisch inszenierte Adelsnostalgie aus.

[3] «Bauherr» bedeutet hier nicht nur Geldmittelbeschaffung und Auftragsvergabe, sondern auch die Baudurchführung in der Funktion eines Bauleiters.

[4] Sie wird lange Br. Caspar Moosbrugger zugeschrieben, der sich aber frühestens 1683, bei der Rückkehr aus Disentis, in Seedorf aufhalten kann. Nachgewiesen ist seine Anwesenheit erstmals 1699, beim Abschluss des Kirchenbaus, für Altarfragen. Seine Begutachtung der Pläne, die ihm in Einsiedeln sicher vorgelegt werden, muss für die Kirche angenommen werden, kommt aber für das Gesamtkonzept nicht in Frage, da er zu dieser Zeit noch nicht im Kloster ist.

[5] Baumeister in Zwiefalten ist 1668–1673 Tomaso Comacio aus Roveredo. Die angesetzten Flügel der Klosterbauten von Obermarchtal (Michael Thumb nach Tomaso Comacio ab 1701), Schussenried (Plan Christian Thumb 1700) und Münsterlingen (Franz Beer II 1709) sind, wie Zwiefalten, zweiseitig vorstehend. In einfacher Flügelverlängerung finden wir die Ausbildung in Pfäfers (Giovanni Serro und Giulio Barbieri ab 1672) und in Holzen (P. Christoph Vogt und Franz Beer I ab 1696). Die erste grosse Klosteranlage mit Eckrisaliten oder Eckpavillons ist Salem (Franz Beer) 1697. Aber schon das Kloster Neu St. Johann (Pietro Andreota) zeigt 1626 Eckrisalite mit Kreuzgiebeln. Die Klosterresidenzen von Kempten (Michael Beer und Giovanni Serro ab 1651) und Ochsenhausen (Br. Stephan Huber ab 1615) zeigen dagegen noch keine Eckpavillons, sondern schlossartig an die Ecken gesetzte Türme.

[6] Luzern 1679–1681, Solothurn 1683–1689, beide von Br. Heinrich Mayer SJ.

[7] Baumeister der 1688 eingeweihten Kirche ist Gaspare Zuccalli aus Roveredo.

[8] Giuseppe (Joseph) Lomazzo, auch Lomaz genannt. Der Name deutet auf eine Herkunft aus der Familie des gleichnamigen Ortes südlich von Como hin.

[9] Die gemeinen eidgenössischen Herrschaften Mendrisio und Lugano sind nebst dem italienischen Val d'Intelvi die Herkunftsorte der meisten «italienischen» Stuckateure mit Wirkungskreis im Norden. Erwähnt sei stellvertretend Giovanni Battista Brenni (1649–1712) mit dem Wirkungskreis Bamberg und Ebrach, er stirbt in Salorino. Seine Schwager Carlo Domenico und Bartolomeo Lucchese aus Meride arbeiten zu dieser Zeit als Baumeister-Stuckateur und Freskomaler in Speinshart und Coburg. Ob einer dieser begabten Stuckateure auf der Durchreise im Spätherbst einen Auftrag in Seedorf für das nächste Jahr entgegennimmt? Oder sind es sogar die Stuckateure Brenni der Kirche St. Erhard in Salzburg, die nach 1689 nicht mehr im Norden nachweisbar sind und in Salorino leben? Naheliegend wäre die Nennung von Pietro und Giacomo Neurone aus Lugano, die Stuckateure der Einsiedler Beichtkirche und des Schlosses von Willisau. Helmi Gasser (in KDM Uri II) schliesst aber die Neuroni stilvergleichend aus.

[10] Er arbeitet bis 1697 in Muri und ab 1699 in Säckingen. Helmi Gasser (in KDM Uri II) verweist auf eine Ähnlichkeit der Malweise mit Bartolomeo Lucchese in Speinshart

[11] Dionys Calvaert (1540–1619), genannt il Fiamingo, aus Antwerpen, in Bologna wohnhaft.

[12] Das Wappen der Äbtissin Maria Ursula Püntener ist am Nordflügel und im Kapitelsaal angebracht, in der Kirche fehlt es.

[13] Zitate Reinle und Horat aus KDM Uri II.

[14] Johann Michael Rüeff II (1667−1726), aus Au im Bregenzerwald, ausführender Baumeister in Einsiedeln. Er ist Vormund von Johann Moosbrugger IV, 1697 in Schoppernau im Bregenzerwald geboren. Dessen 1710 verstorbener Vater Johann Moosbrugger III, Bruder von Br. Caspar Moosbrugger, hat hauptsächlich im Dienst der Abtei Einsiedeln als Ausführender Baumeister gewirkt. 

[15] Die Orgel von 1703 hat 10 Register. Orgelbauer ist Josef Bossart (1665–1748) aus Baar, der 1696 für Andermatt und 1698 für Schattdorf, also in unmittelbarer Nachbarschaft, ebenfalls Orgeln mit 10 Registern baut. Im Gegensatz zu Seedorf sind in Andermatt und Schattdorf die Prospekte noch erhalten.

  Benediktinerinnenkloster und Kirche St. Lazarus in Seedorf  
  SeedorfGrunndrissKloster  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Seedorf
Kanton Uri (CH)
Eidgenössischer Stand Uri
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1676
Bauherr und Bauträger
okSchoenau P. Christopherus von Schönau, Dekan in
     Einsiedeln 1671–1684
okPuentener Äbtissin Maria Ursula Püntener
     (reg. 1681–1700)
okEberlin Äbtissin Maria Anna Eberle, auch Eberlin
     genannt (reg. 1700–1727)
 
  Grundriss des Benediktinerinnenklosters mit Angabe der Bauetappen und der Raumnutzungen. Bitte vergrössern!   pdf  
   
Seedorf1
Die vorstehende Klosterkirche und die SW- und SO-Eckrisalite des Klosters von Süden.  
   
Seedorf2
Der Ostflügel (1682–1684) ist heute durch die vorgelagerten Schulbauten verdeckt. Er ist der älteste Bauteil der Klosteranlage.  

SeedorgGrundrissKirche

Der Grundriss (auf Emporenhöhe) der nach Süden vorgestellten Kirche stellt die Verbindung eines Wandpfeiler-Emporenraums mit einem kuppelüberwölbten Zentralchor dar.  

SeedorfSchnitt

Im Längsschnitt ist die Addition «Kuppel über Kreuzarm und Wandpfeiler-Emporen-Langhaus» gut abzulesen.  

Seedorf3

Ein Blick in die Tambourkuppel im Zentrum zweier gleichbemessener Kreuzarme. West- und Ostarm enthalten unten Sakristeiräume und oben Oratorien, zugänglich von den Langhausemporen.  

Seedorf4

Eine überragende Qualität ist bei den Stuckaturen unbekannter Meister aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen feststellbar. Die Fresken (1697) könnten von Antonio Giorgioli stammen, auch sein Landsmann Bartolomeo Lucchese wird genannt. Im obigen Pendentiv-Zwickelfresko ist dargestellt, wie das Jesuskind mit fünf Klosterfrauen dem Ritter Arnold von Brienz im Traum erscheint und ihn auffordert, hier ein Kloster zu bauen, das in der Bildmitte im Bauzustand 1695 dargestellt ist.  
Seedorf5
Ein Blick in die Langhausgewölbe mit dem architekturbegleitenden Stuck und den Fresken aus der Bauzeit, die 1852 übermalt werden und die auch nach der Freilegung 1964–1966 nur annährend dem ursprünglichen Zustand entsprechen. Eine sichere Zuschreibung ist daher nicht möglich.  
SeedorfEptitaphbild
Das erzählende Epitaphbild (1727) der Äbtissin Maria Anna Eberle hängt im Kirchenschiff. Die Äbtissin und der legendäre Bischof Lazarus tragen das neue Bauwerk in ihren Händen, zwischen ihnen ist das Wappenschild der Äbtissin zu sehen. Darüber Herz-Jesu-Symbolik mit Maria und Constantia.