SchlossanlageLustheim
Gartengebäude

Meister des Neuen Schlosses Schleissheim (Auswahl)
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Enrico Zuccalli (um 1642–1724) Roveredo Misox ZuccalliE   Hofbaumeister-Architekt 1692   1719
Joseph Effner (1687–1745) Dachau Effner   Hofbaumeister 1719   1726
Johann Baptist Zimmermann (1680–1758) Gaispoint Wessobrunn ZimmermannJB   Stuckateur, Freskant 1720   1726
Cosmas Damian Asam (1686–1739) Benediktbeuern AsamCD   Maler, Freskant 1721   1721
Jacopo Amigoni (1685–1752) Neapel Amigoni   Maler, Freskant 1721   1725
Charles Claude Dubut (1687–1742) Paris     Hofstuckateur, Bildhauer 1722   1719
Johann Adam Pichler (†1761) Tirol     Hofkistler, Vergolder 1722   1726
Nikolaus Gottfried Stuber (1688–1749) München     Hofmaler 1722   1724
Giuseppe Volpini (1670–1729) Oberitalien     Hofbildhauer Stuckateur 1723   1725
Franz Xaver Feichtmayr II (1735–1803) Augsburg     Hofstuckateur 1762   1763
Franz Ignaz Günther (1725–1775) Altmannstein     Bildhauer 1763   1763
Christian Thomas Wink (1738–1797) Eichstätt     Maler, Freskant 1763   1763


3.  Das Neue Schloss Schleissheim

Das alte Landschloss Schleissheim
Ende des 16. Jahrhunderts erwirbt Kurfürst Wilhelm V. von Bayern[1] grösseren Landbesitz um das obere oder kleine Schleissheim, drei Wegstunden nördlich von München gelegen. Hier baut er ein neues Schwaig- und Wirtschaftsgebäude mit Herrenhaus. Es ist eine langgezogene Dreihofanlage, die von drei Bachläufen gequert wird.[2] Zwei westliche Ökonomiehöfe mit eingeschossigen, später zweigeschossigen  Flügeln sind vom östlichen Wohnhof durch einen Querflügel mit Uhr- und Torturm getrennt.[3] Das zweigeschossige Herrenhaus bildet den Ostabschluss der Hofanlage und dient auch als Sommersitz des Herzogs. Der sehr religiöse Fürst lässt zusätzlich zum neuen Rückzugsort von den Regierungsgeschäften in der näheren Umgebung neun Eremitenklausen errichten.[4]  
Sein Sohn Maximilian I. von Bayern[5] baut im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts den mittleren Teil des Herrenhauses neu.[6] Die Haupträume dieses noch der manieristischen Renaissance verpflichteten Gebäudes liegen im Hochparterre. Der zentrale, hohe Festsaal ist quer angeordnet und durch Mittelrisalite betont. Der östliche Risalit tritt aus der Fassade vor. Beiden Risaliten ist ein Treppen-Portikus mit zweiarmiger Freitreppe vorgesetzt. Die Portikus-Loggien sind in der Form einer rustizierten Serliana geöffnet. Beidseits des zentralen Saals liegen streng symmetrisch die Aufenthaltsräume und als südlicher Abschluss die Wilhelmskapelle.
Das neue Renaissance-Bauwerk ist 1628 schon fertig ausgestattet. Es wird später als das Alte Schloss bezeichnet.
Die Vogelschau-Ansicht Churbayrischen Atlas zeigt die Mehrhofanlage von Schleissheim aus Südwesten im Zustand vor 1687.
Die Gebäudeanlage um die drei Höfe wird später mehrfach verändert. Dem Abbruch zugunsten des erweiterten Neuen Schlosses unter Kurfürst Max II. Emanuel entgeht die Anlage. Heute ist sie, wenn auch nicht in der Substanz, so doch im Erscheinungsbild noch immer ursprünglich. Zwar ist der Zwischentrakt mit den Mühlen entlang des Mühlbaches verschwunden, sodass nur noch eine Zweihofanlage vorhanden ist. Auch sind die ursprünglich eingeschossigen Bauten im 18. Jahrhundert zweigeschossig geworden. Einziges originales Bauwerk des 17. Jahrhunderts ist heute der Torturm, der den Ökonomiehof vom Wohnhof trennt.
Das Alte Schloss wird im Zweiten Weltkrieg zerstört, anschliessend vollständig abgebrochen und in den 1970er- und 1980er-Jahren teilrekonstruiert.[7]

Lustheim 1683–1690
Der Schlossneubau seines Vaters ist für den Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern,[8] der seit 1651 regiert, bevorzugter Rückzugsort. 1679 stirbt er hier. Sein Sohn Max II. Emanuel von Bayern[9] übernimmt nach der Erreichung des 18. Lebensjahres 1680 die Regierungsgeschäfte. Er beginnt vorerst mit der Umgestaltung der Stadtresidenz. Schnell wendet er sich anschliessend Schleissheim zu, das auch von ihm bevorzugt wird. Als gefeierter Feldherr kehrt er 1683 aus der Ersatzschlacht um Wien gegen die Türken zurück. Sogleich beginnt er mit Neuplanungen der Gartenanlage östlich des Alten Schlosses Schleissheim. Als Planer zieht er den Hofbaumeister Enrico Zuccalli bei.[10] In der Ostachse und in Sichtdistanz zum Alten Schloss lässt er ab 1684 den Garten und die Gebäude von Lustheim bauen. 1689 sind die drei Pavillons erstellt. Ein neuer Kanal führt Isar-Wasser ab dem Schwabingerbach zu. Als Schleissheimer Kanal nimmt der neue Kanal die Achse Lustheim – Altes Schloss auf und teilt sich vor Lustheim halbkreisförmig in zwei Arme. Sie bilden die nördliche und südliche Begrenzung des gleichzeitig gebauten Barockgartens, umschliessen das Alte Schloss und seine Höfe und vereinigen sich mit den bestehenden alten Kanälen. Eine Lindenallee bildet die Mittelachse des Gartens. Sie beginnt am Portikus des Alten Schlosses und führt zum Mittelpavillon von Lustheim. Die Allee ist als Mailbahn für das beim Kurfürsten beliebte Mailspiel gestaltet. Als der Kurfürst 1692 die Residenz von München nach Brüssel verlegt, ist der Barockgarten von Schleissheim mit Ausnahme des Gartenparterres vor dem Schloss Schleissheim und der Zirkelbauten hinter Lustheim nach den Planungen Zuccallis im Bau und wird mit Befehlen aus Brüssel weiter vorangetrieben.

Planungen für einen Schlossneubau bis 1700
Schon 1691, noch vor der Wegreise nach Brüssel, lässt der Kurfürst das Schleissheimer Kanalsystem um den nach Dachau führenden Kanal erweitern. Der Dachau-Schleissheimer-Kanal ist mit Schleusen ausgestattet und erlaubt den Materialtransport nach Schleissheim. Unverkennbar ist damit die Absicht, auch in Schleissheim einen Schlossneubau zu errichten. Die ersten Planungen liegen um 1692 vor. Bis zum Baubeginn 1701 durchlebt das Projekt mehrere Planungssstufen, die allesamt kunsthistorisch bis heute nicht aufgearbeitet sind. In einer ersten Phase plant Zuccalli einen Umbau mit Erweiterung des Alten Schlosses, dem er dann in der zweiten Phase einen Neubau an der Lage des heutigen Neuen Schlosses gegenüberstellt und die beiden Gebäude mit einem Kolonnadenhof verbindet. Diese ersten Projekte sind noch stark an Lustheim orientiert. Zu ihnen gehören auch die «Ovalbauprojekte». In Anlehnung an das erste Louvre-Projekt von Bernini, vielleicht auch in Kenntnis der Lustgartengebäude-Projekte von Johann Bernhard Fischer, ist ihr Kennzeichen ein Ovalsaal im Zentrum vorspringender Seitenflügel.[11] 1693 kehrt Zuccalli erstmals mit holländischen Impressionen von Besprechungen aus Brüssel zurück. Vor allem das Schloss Rijswijk muss einen grossen Eindruck hinterlassen haben.[12] Die durch Seitenflügel erzielte lange Gartenfront von Rijswijk ist fortan in den vielen Neubauplanungen Schleissheims spürbar. Diese wandeln sich jetzt zunehmend von einem Erweiterungsbau zu einem grosszügigen vierflügeligen Palast, den Erwartungen des Kurfürsten auf Rangerhöhung der Wittelsbacher Dynastie entsprechend.[13] 1699 platzt mit dem Tod des Kurprinzen Joseph Ferdinand die Aussicht auf die Krone des spanischen Weltreiches. Trotzdem, und trotz einer inzwischen enorm gewachsenen Schuldenlast hält der Kurfürst an dieser Königsschloss-Planung fest. Eine Planung vom April 1700 zeigt eine Vierflügelanlage, in deren Westflügel das Alte Schloss integriert ist und die stark an das zweite Louvre-Projekt von Bernini erinnert.[14] Eine berechtigte Kritik des kurfürstlichen Bruders in Köln führt zu den letzten Projekten Zuccallis, die nun Dreiflügelanlagen sind. Um diese Zeit sind die Bauvorbereitungen, wie Materiallieferungen und das Brennen der Ziegelsteine schon im vollen Gange.

SchleissheimZuccalli1700   Schleissheim1714Cotte   Schelissheim1704Cotte2

Die ersten Planungen für das Neue Schloss beginnen schon 1692. Der vorliegende Plan von Enrico Zuccalli ist mit April 1700 datiert, also ein Jahr vor Baubeginn. Der hier genordete Plan zeigt im Kern eine Vierflügelanlage mit Einbezug des Alten Schlosses (schwarz). Ihr Ostflügel ist mit Galeriebauten und Eckpavillons auf die vorgegebene Gartenbreite verlängert. Er entspricht im Generellen dem heutigen Neuen Schloss, das damit den Torso eines bedeutend grösseren Projektes darstellt. Wesentliche Änderungen erfahren später die Treppenhäuser, die hier noch in der Art Berninis am Louvre (1665) als Eckerschliessungen ausgebildet sind. Plandokument:
Bayrisches Hauptstaatsarchiv PLS 8269.
  SchleissheimGoogleEarthKlein  
Noch 1714 fertigt Robert de Cotte einen Grundrissentwurf, der den bereits gebauten Ostflügel endlich berücksichtigt. Allerdings legt er den Saal wieder auf die Gartenseite. Das Alte Schloss wird bei ihm zugunsten des Ehrenhofs geopfert. Interessant sind die Kapellen- und Theaterentwürfe in den Ehrenhof-Flügeln. Quelle: Bibliothèque nationale de France.
Obwohl 1704 das Neue Schloss und der Garten mit den Kanälen in der heutigen Breite von 330 Meter schon weitgehend gebaut sind, lässt Kurfürst Max II. Emanuel 1714 durch den Pariser Architekten Robert de Cotte das vorliegende neue Projekt ausarbeiten. De Cotte verbreitert die Anlage auf die doppelte Breite, die Residenzbauten auf das dreifache Volumen. Der Plan in der Bibliothèque nationale de France wird hier im gleichen Massstab mit der heutigen Anlage (GoogleEarth) verglichen, um die unrealistischen Vorstellungen der Pariser Planer auch bildlich zu dokumentieren. Für eine vergrösserte Übersicht bitte die Bilder anklicken!


Neubau durch Enrico Zuccalli 1701–1704
1701 kehrt Kurfürst Max II. Emanuel und sein Hof nach Bayern zurück. Inzwischen hat er die Seiten gewechselt und bereitet an der Seite der Franzosen einen Krieg gegen das Reich vor. Am 14. April 1701 legt er den Grundstein zu seiner neuen Residenz. Begonnen wird mit der Ostfront, die in Abmessung, Grundrissanordnung und Geschossaufbau weitgehend dem heutigen Neuen Schloss entspricht. Sie nimmt mit 330 Meter Länge die volle Breite des Schlossgartens ein und besteht aus dem Corps de Logis und den beiden seitlichen Pavillons, die mit dem Corps de Logis durch Galeriebauten verbunden sind.[15] Der südliche Pavillon sollte als Gästeunterkunft, der nördliche als Pumpwerk für die Gärten dienen.
Ausführender Maurermeister ist in den ersten zwei Jahren Philipp Zwerger.[16] Die Stimmung ist im Jahr der Grundsteinlegung angespannt. Neben der Bautätigkeit für ein Riesenschloss mit hunderten von Arbeitern herrscht das Leben und Treiben eines grossen Kriegslagers.[17] Schleissheim ist zudem nicht das einzige Grossprojekt mit Baubeginn 1701. Gleichzeitig ordnet der Kurfürst auch die Neubauten des Gartens, der Kanäle und der neuen Erweiterungsbauten in Nymphenburg an. Auch das Zirkelgebäude in Lustheim soll fertig gebaut werden. Zudem befiehlt er einen weiteren Kanalbau, der in gerader Linie von der Münchner Residenz nach Schleissheim führen soll. Angetrieben vom ungeduldigen Kurfürsten wird an allen Bauvorhaben fieberhaft gearbeitet. Die Oberleitung, die Materiallogistik und die gleichzeitige Anpassung der Planung an immer neue Wünsche ist eine gewaltige Leistung Zuccallis und seiner Baumeister. Nicht alles läuft reibungslos. Am 7. Juli 1702 stürzt ein Teil der Gartenfassade des Mittelrisalites wegen ungenügender Fundierung ein. Das heutige Erscheinungsbild des Mittelrisalites und die Neuordnung der Treppenerschliessung sind eine direkte Folge dieses Einsturzes.[18]
Wie anderen grossen Baumeistern gelingt es damit auch Zuccalli, aus einer «verunglückten» Vorgabe eine architektonische Verbesserung zu erreichen.
Auf den Baufortschritt hat der 1702 mit dem bayrischen Überfall auf Ulm begonnene Krieg des Kurfürsten Bayerns gegen das Reich und seinen Alliierten vorläufig keinen Einfluss. Bis 1704 wird in Schleissheim ununterbrochen gearbeitet. In diesem Jahr sind das Corps de Logis und der südliche Pavillon mit der Verbindungsgalerie unter Dach, der nördliche Pavillon ist  im Bau. In den kurfürstlichen Appartements sind bereits die Stuckateure am Werk.[19] Für die zwei riesigen Schlachtengemälde im Grossen Saal erhält Franz Joachim Beich schon 1702 den Auftrag.[20] Er malt sie bis 1704.
Nach der Flucht des Kurfürsten in französische Obhut werden alle Arbeiten eingestellt. Max II. Emanuel von Bayern hinterlässt unvollendete Residenzen und enorme Staatsschulden. An ihr Weiterbauen ist unter der nun für zehn Jahre regierenden kaiserlichen Administration nicht zu denken. Auch ihr gelingt es, mit Hilfe der alten Beamtenschaft, aus dem bereits für Generationen verarmten Bayern noch weitere Vermögenswerte aus dem Land zu schaffen.

Neuplanungen 1714–1718
Noch während den Friedensverhandlungen von 1714 im schweizerischen Baden, an denen die Wiederherstellung der Kurfürstenwürde und die Rückgabe Bayerns an Max II. Emanuel verhandelt werden, lässt dieser die Residenzpläne Zuccallis von München nach Saint-Cloud senden. Er übergibt sie an Robert de Cotte, den ersten Architekten des Königs. Nun beginnt die Planung Schleissheims von neuem. Cotte entwickelt mehrere neue Projekte auf der Basis der letzten Dreiflügelplanungen von Zuccalli.[21] Sie zeigen vor allem, dass der nun wieder eingesetzte Kurfürst im Exil nicht klüger geworden ist und weiterhin von einer Residenz in dreifacher Grösse des bereits im Rohbau vollendeten Schlosses träumt. Als er im 1715 nach Bayern zurückkehrt, setzt er den alten Zuccalli wieder als Hofbaumeister ein. Mit dem Kurfürsten kommt auch Joseph Effner nach München.[22] Effner, bei Germain Boffrand in Paris ausgebildet, wird ebenfalls als Hofbaumeister eingesetzt. Vorerst beginnt Effner mit Arbeiten in Dachau, Fürstenried und Nymphenburg. Zuccalli zieht sich zunehmend zurück. Sein letztes Werk für das Neue Schloss ist die weitere Planung seiner Prachtstiege.

Die Prachtstiege
Zu den Massnahmen nach dem Einsturz des gartenseitigen Mittelrisalites zählt auch die Neuplanung der Treppe. Zuccalli plant sie 1703. Noch 1704 werden die beiden schon gebauten Treppen abgebrochen und mit der neuen Hauptstiege begonnen. Zuccalli legt die dreiarmige Treppe frei in einen Treppenraum, der die ganze Höhe des Corps de Logis einnimmt und mit einer Kuppellaterne bekrönt ist. Sie führt vom Vestibül im Eingangsgeschoss zum Grossen Saal im Piano Nobile. Diese divergierende und einzig ein Geschoss erschliessende Treppenform ist schon 1584 im Escorial von Madrid zu finden. Sie beginnt einarmig und teilt sich beim Mittelpodest in zwei gegenläufige Arme. Sie wird in Deutschland als Kaisertreppe bezeichnet.[23] Die Treppe von Schleissheim wäre zur Zeit der Planung Zuccallis eine sehr frühe derartige Treppenlösung im deutschen Sprachraum.[24] Am Treppenraum und an der Treppe wird aber erst 1723 weitergebaut. Um diese Zeit stellt ihre Lösung keine Neuerung mehr dar.[25]

Fertigstellung durch Joseph Effner 1719–1726
1719 überträgt der Kurfürst die weitere Fertigstellung des Ostflügels an Joseph Effner. An eine Verwirklichung der Pariser Planungen denkt jetzt selbst er nicht mehr. Die Finanzlage hat sich inzwischen noch mehr verdüstert. Die Zinslast der Staatsschulden beträgt bereits einen Viertel der Staatseinnahmen.[26] Der Ostflügel mit dem Corps de Logis, das heutige Neue Schloss, bleibt damit das Fragment unrealistischer Residenzträume eines absolutistischen Autokraten.
Effner vollendet die Gartenfront und die Treppe noch nach den Vorgaben Zuccallis. Obwohl Effner auf den alten Hofbaumeister Rücksicht nimmt, ist Zuccalli 1723 doch tief betroffen, dass er «seine» Treppe nicht selbst bauen kann. Mit Ausnahme der Haupttreppe ist aber Effner der eigentliche Innengestalter Schleissheims. Für alle Räume entwirft er die verbindlich die Stuckaturen und Täfelungen. Auch die Stuckaturen der Mittelrisalit-Fassaden entstehen nach seinen Entwürfen. Für die Ausführung kann er auf geniale Künstler zurückgreifen. Zusammen mit ihnen weicht in Schleissheim das klassische französische Régence einer freien und schon das Rokoko ahnenden Gestaltung. Als der Bauherr Max II. Emanuel 1726 stirbt, ist die Arbeit der Stuckateure und Maler mit Ausnahme des Speisesaals beendet. Täfelungen, Kamine und ein Teil der Bodenbeläge fehlen noch. Auch die Haupttreppe ist noch immer unvollendet.[27]

Die Künstler
Jacopo Amigoni[28] als Freskant und Johann Baptist Zimmermann[29] als Stuckateur sind unzweifelhaft die beiden wichtigsten Künstler in Schleissheim. Beide lernen sich 1719 in der Abtei Ottobeuren kennen. 1720 malt Amigoni, der sich seit fünf Jahren als hofbefreiter Maler in München aufhält, im Auftrag Effners das Deckenfresko im Saal der Badenburg. Durch ihn wird Effner auf den in Freising wohnhaften Wessobrunner Stuckateur aufmerksam und überträgt im gleichen Jahr die Stuckaturen des Treppenhauses an Zimmermann. Während Zimmermann anschliessend den Grossen Saal, weitere acht Räume der kurfürstlichen Appartements im Hauptgeschoss sowie die südliche und nördliche Anticamera im Erdgeschoss stuckiert, kann Amigoni zwischen 1721 und 1725 die Deckenfresken der beiden grossen Säle und acht weiterer Räume der kurfürstlichen Appartements malen.
Die Stuckaturen im Viktoriensaal, der Grossen Galerie, den beiden Wohnräumen und der Kapelle erstellt der aus Paris stammende Hofstuckateur Charles Claude Dubut.[30]
Noch vor Amigoni erhält 1721 der schon berühmte Münchner Cosmas Damian Asam[31] den Auftrag für das Kuppelfresko im Treppenhaus und dem Deckenfresko in der Grossen Kapelle. 1724/25 malt er auch die Fresken in der südlichen Anticamera. Es bleiben dies seine einzigen Aufträge für den kurfürstlichen Hof.
Die Camaïeumalerei in den Gewölben des Vestibüls und die Grisaillemalerei der Sala Terrena sind Werke von Nikolaus Gottfried Stuber.[32] Stuber malt auch die Grotesken (Öl auf Putz) im Jagdkabinett das Fresko in der Kammerkapelle.
Ein weiterer wichtiger Kunsthandwerker ist der in Paris ausgebildete Hofkistler Johann Adam Pichler.[33] Er fertigt von 1720 bis 1726 nach Entwürfen Effners die Wandtäfelungen mit ihren Schnitzwerken, Bild- und Türrahmen, auch die Konsoltische und erstellt die Vergoldungen. Sein Hauptwerk in Schleissheim ist die Wandgestaltung des Viktoriensaals.

Schleissheim unter den nachfolgenden Kurfürsten
Mit dem Tod von Kurfürst Max II. Emanuel 1726 erlischt das Interesse an Schleissheim. Höfisches Leben findet hier nie statt. Sein Sohn Karl Albrecht vollendet noch den nördlichen Pavillon und die Räume im Nordteil. Erst unter Kurfürst Max III. Joseph erfolgen einige wichtige Ergänzungen. So lässt er ab 1762 den noch unfertigen Speisesaal ausbauen und den nördlichen Gartensaal fertigstellen. Die Rokoko-Stuckaturen dieser Räume werden Franz Xaver Feichtmayr [34] zugeschrieben, vielleicht nach Entwürfen von François Cuvilliés. Das Deckenfresko im Speisesaal malt Christian Thomas Wink[35] um 1769. Ignaz Günther[36] erstellt 1763 die beiden Holzportale.

Wechselndes Schicksal der Gemäldesammlung
Schon der Bauherr, Kurfürst Max II. Emanuel, plant Schleissheim als Standort seiner grossen Gemäldesammlung und baut deshalb auch die Galerieräume. Seine Nachfolger, die Nymphenburg für ihre Aufenthalte vorziehen, nutzen Schleissheim vor allem als kurfürstliche, später als königliche Gemäldegalerie. Zwar werden 1785 die wertvollsten Werke in die neue Gemäldegalerie am Hofgarten verbracht, aber schon 1799 wird Schleissheim infolge der nach Bayern verfrachteten Sammlungen von Düsseldorf, Mannheim und Zweibrücken wieder wichtigste Gemäldegalerie. 1803 folgt ein grosser Zuwachs aus beschlagnahmtem Klosterbesitz. Der Katalog von 1831 beschreibt 1649 Werke. 1836 ist die Eröffnung der Pinakothek in München. Wichtigste Werke der Sammlungen von Schleissheim sind nun dort zu sehen. Die Gemäldesammlung in Schleissheim bleibt aber reduziert erhalten und ist dem Publikum ebenso zugänglich. 1952 wird die Sammlung, nun thematisch auf die Barockzeit reduziert, in noch stark kriegsgezeichneten Räumen wieder eröffnet, aber wegen neuer Restaurierungsarbeiten schon bald wieder geschlossen. Seit 2001 ist sie erneut geöffnet.

Das Neue Schloss im 19. und 20. Jahrhundert
Unter Max I. Joseph und Ludwig I. finden 1819 und 1847/48 Umbauten durch Leo von Klenze statt.[37] Einschneidende Eingriffe nimmt Klenze mit der klassizistischen Purifizierung des westlichen Mittelrisalites, vor allem aber mit der Beseitigung der barocken Frontispize an beiden Fassaden vor. Auch die Haupttreppe ist ein Werk des Klassizisten. Ihre Form folgt zwar der Planung Zuccallis. Klenze zerstört aber das von Effner stuckierten Sockelgeschoss zu Gunsten einer Marmorverkleidung.[38] Durchbrochene Marmorbrüstungen ersetzen barocke Baluster oder Metallgeländer. Trotz der klar klassizistischen Haltung fügt sich die Treppe von Klenze aber gut ein. In den Kunstführern wird deshalb auf ihre nachbarocke Erstellung nicht hingewiesen.
Auch die Fertigstellung der Verbindungsgalerie zum nördlichen Pavillon fällt in Zeit Klenzes. Noch später wird die grosse Freitreppe zum Garten erstellt. Sie ist ein Bauwerk von 1972.
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgt die Behebung von Bombenschäden in mehreren Restaurierungsetappen, die erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts beendet sind. Die von Klenze entfernten Stuckaturen Effners am West-Mittelrisalit werden dabei wieder erstellt, ohne aber die verschwundenen Frontispize in die Rekonstruktion einzubeziehen. Die heutige Farbfassung in Gelbocker und Weiss entspricht einer vermutlichen Zweitfassung.[39]

Pius Bieri 2016


Literatur:

Paulus, Richard Adolf Luitpold: Der Baumeister Henrico Zuccalli am kurbayrischen Hofe zu München. Strassburg 1912.
Hojer, Gerhard: Die Münchner Residenzen des Kurfürsten Max Emanuel, in: Kurfürst Max Emanuel. Ausstellungskatalog Band I. München 1976.
Heym, Sabine: Henrico Zuccalli. Der kurbayrische Hofbaumeister. München und Zürich 1984.
Bauer, Hermann und Rupprecht Bernhard: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Band 3, Stadt und Landkreis München, Teil 2, München 1989.
Heym, Sabine: Henrico Zuccalli und der Kreis der Graubündner Baumeister am kurbayrischen Hof in München, in: Graubündner Baumeister und Stuckateure, Lugano 1997.
Paula, Georg und Weski, Timm: Denkmäler in Bayern, Landkreis München. München 1997.
Götz, Ernst und Langer, Brigitte: Schlossanlage Schleissheim. Amtlicher Führer. München 2009.
Pozsgai, Martin: Germain Boffrand und Joseph Effner. Berlin 2012.

Fotos:
Einzelne Fotos dieser Seite sind aus den Wikipedia-Commons übernommen. Vor allem dem Autoren «Rufus46» danke ich für seine qualitativ hochwertigen Aufnahmen und der Genehmigung zur Weiterverwendung.


Anmerkungen


[1] Wilhelm V. von Bayern (1548–1626), Herzog von Bayern 1579–1597, Stifter der Jesuitenniederlassungen in München, Altötting, Regensburg, Biburg, Münchsmünster und Ebersberg. Er stirbt 1626 in Schleissheim.

[2] Das Wasser wird mit dem 1601/11 gebauten Alten Würmkanal von der Würm bei Karlsfeld nach Schleissheim geleitet. Zu den Kanalbauten siehe den Beitrag: Das Kanalsystem und der Schlossgarten.

[3] Mit Baujahr 1600/02 ist dieser Turm der älteste noch erhaltene Bauteil der Anlage Wilhelms V.

[4] Alle nicht mehr erhalten. Die Renatusklause und die Wilhelmsklause gehen in den beiden Neubauten von Lustheim und Schleissheim (Altes Schloss) auf.

[5] Maximilian I. von Bayern (1573–1651), Herzog von Bayern ab 1597, Kurfürst 1623–1651. Führende Persönlichkeit der Katholischen Liga im Dreissigjährigen Krieg.

[6] Fertigstellung zwischen 1626 und 1628. Baumeister ist Heinrich Schön d. Ä. († 1640) in Zusammenarbeit mit Hans Krumper (um 1570–1634). Die Maler- und Stuckaturarbeiten sind von Peter Candid (1548–1628) aus Brügge.

[7] Rekonstruiert wird 1970–1972 die Gebäudehülle und 1985–1990 der Festsaal und die südlich anschliessenden Räume des Hochparterres mit der Wilhelmskapelle.

[8] Ferdinand Maria von Bayern (1636–1679), Kurfürst 1651–1679.

[9] Maximilian II. Emanuel von Bayern (1662–1726), Kurfürst 1679–1706 und 1714–1726, Generalstatthalter der Spanischen Niederlande 1691–1701, in französischem Exil 1704–1715 und unter Reichsacht 1706–1714. Zu ihm siehe die Biografie von Ludwig Hüttl «Der blaue Kurfürst» (München 1976) und die Biografie des gleichen Autors in der NDB (Online-Fassung, 1990).

[10] Enrico Zuccalli (1642–1724) aus Roveredo. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[11] Johann Bernhard Fischer von Erlach (zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite) ist ebenso wie Enrico Zuccalli von den römischen Erfahrungen um Gianlorenzo Bernini geprägt. Vom ersten Louvre-Projekt Berninis ausgehend, entwickelt Fischer noch um 1680 in Rom seine «Lustgartengebäude» mit dem Ovalsaal im Zentrum. Sicher kennt Zuccalli die Louvre-Projekte von Bernini. Eine Kenntnis der Lustgartengebäude-Projekte von Fischer von Erlach ist hingegen rein spekulativ. Der Unterschied zu den Renaissance-Vorbildern von Lustheim liegt ja nur im ovalen Mittelsaal.

[12] Huis ter Nieuburg in Rijswijk (1633–1636 von Jacques de la Vallée gebaut), wird 1783 abgerissen.

[13] Die Planungsgeschichte Schleissheims ist bis heute nicht aufgearbeitet. Die Anstrengungen des bayrischen Hauptstaatsarchivs und der Bayrischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten, die wichtigsten Pläne in einigermassen genügender Qualität online zugänglich zu machen, halten sich zudem in Grenzen. Vorbildlich ist dagegen die Bibliothèque nationale de France (BnF), welche 18 Schleissheimer Pläne des Archives Robert de Cotte in hoher Qualität gemeinfrei zur Verfügung stellt.

[14] Plan BayHStA PLS 6269. Die Planung Zuccallis mit ihren vier Ecktreppenhäusern hat unverkennbar das zweite Louvre-Projekt von Bernini zum Vorbild. Eine Begutachtung von Joseph Clemens von Bayern, Fürstbischof und Kurfürst in Köln, fordert den Abbruch des Alten Schlosses und damit die Öffnung zu einer Dreiflügelanlage. Vor allem kritisiert er die Lagen der Haupttreppen.

[15] Gesamtlänge der Ostfassade mit Galerien und Seitenpavillons 330 Meter. Das Corps de Logis ist 169 Meter lang und im Mittelteil 28 Meter breit. Es besteht aus dem Sockelgeschoss (Geschosshöhe 8,80 Meter, seitlich des Mittelrisalites mit Mezzanin geteilt), dem Piano Nobile (Raumhöhe im Mittelstock 16,60 Meter und 13,30 Meter, in den Appartements 5,60 Meter und 7,90 Meter) und dem oberen Mezzanin. Die Mezzaningeschosse weisen Raumhöhen von nur zwei Metern aus.

[16] Philipp Zwerger (um 1655–1702) aus München, Hof- und Stadtmaurermeister, Maurerlehre bei Kaspar Zuccalli, siebenjährige Ausbildung als Zeichner bei Enrico Zuccalli. Schon 1691 beschäftigt Zwerger 14 Gesellen. Er ist Leiter vieler Bauten Zuccallis und auch Zeichner von Planungen für Schleissheim. Sein Nachfolger als Baumeister in Schleissheim wird in der Literatur nicht genannt.

[17] Zitat Richard Paulus 1912. Paulus bezieht sich auf das bayrische Kriegslager zwischen Schwabing und Schleissheim, an dem 1701 die Kurfürstliche Bayrische Armee unter dem Kommando des Generals Graf von Arco mit 23 000 Mann kampierte. Am 9. Oktober hält der Kurfürst hier Heerschau.

[18] Die wichtigsten Massnahmen aufgrund des Einsturzes 1702 sind:
1. Die Verlängerung der Gartentreppe über die Breite des Mittelrisalites und die Ausbildung einer Antrittsterrasse von 2,9 Meter zur Verstärkung und als Frostschutz des Fundamentes.
2. Die Entlastung der Gartenfassade durch die neu tragende und nach Westen versetzte Ostwand des Saales. Damit wird die spätere Grosse Galerie ausgeschieden. Die doppelte Treppenerschliessung in Laufrichtung West-Ost ist damit nicht mehr sinnvoll und wird von Zuccalli in Richtung Saal gedreht. Ausgeführt und bis 1704 geplant wird aber nur eine, die heutige Treppe. Damit ist eine gleiche Anordnung wie beim Wiener Gartenpalais Liechtenstein in der Rossau erreicht. Gerhard Hojer (siehe Literatur) vermutet, dass Zuccalli diesen Bau kennt. Ich folge hier in der Vielfalt der Kunsthistorikermeinungen über die Planungsänderungen 1702–1704 ebenfalls Gerhard Hojer.
3. Das Zurücksetzen des Daches auf diese tragende Trennwand und die Ausbildung einer Dachterrasse über der nun neu entstandenen grossen Galerie zum Garten.
4. Die damit bedingte Neugestaltung der Mittelrisalit-Fassaden mit grossen Rundbogenöffnungen in allen drei Geschossen. Auf die Mezzaninöffnungen wird gartenseitig verzichtet. Gleichzeitig wird der Mittelrisalit mit Kolossalpilaster gegliedert.

[19] Pietro Francesco Appiani (1670–1724) und Francesco Marazzi (1670/72–1724) werden genannt. Sie sind 1703/04 vor allem im Unterakkord von Giovanni Antonio Viscardi in Nymphenburg tätig, was allerdings eine Arbeit in Schleissheim nicht ausschliesst. Zu ihnen siehe die Biografien in dieser Webseite.

[20] Franz Joachim Beich (1665–1748) aus Ravensburg. Er liefert für Schleissheim 1704 die beiden 1719 von Effner in die Wand integrierten Leinwandgemälde im Grossen Saal (je 9,60 Meter breit und 5,10 Meter hoch) und im Viktoriensaal acht weitere Schlachtengemälde mit Max II. Emanuel als Türkensieger (je 4,60 Meter breit und 3,12 Meter hoch).

[21] Robert de Cotte übernimmt im Wesentlichen das Projekt Zuccallis (Stand 1704), vergrössert das Gebäudevolumen vor allem im Südflügel, plant hier das Opernhaus und im Nordflügel die Schlosskirche neu, will aber vor allem den schon gebauten Ostflügel wieder ändern. Seine Planung hätte den Abbruch des gesamten gebauten Mittelrisalites bedeutet, weil er den grossen Saal (nach französischer Art) ins Erdgeschoss verlegt und wieder zur Gartenseite orientiert. Von den Bauplanungen de Cottes wird später nichts verwirklicht. Viele Ideen des ab 1719 durch Joseph Effner erfolgten Innenausbaus dürften aber auf de Cotte zurückgehen. Die Planungen de Cottes sind unter http://data.bnf.fr und dem Stichwort Schleissheim abrufbar.

[22] Joseph Effner (1687–1745) aus Dachau. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[23] Der Begriff Kaisertreppe wird, vor allem in Österreich, auch für Prachttreppen verwendet, die zu Kaisersälen führen, aber nicht die dreiarmige E-Form aufweisen. Siehe zum Begriff auch den Beitrag «Das repräsentative Treppenhaus im süddeutschen Barock» in dieser Webseite. Zuccalli könnte die dreiarmige Treppe des Hôtel de Lionne in Paris kennen, das Bernini (vielleicht mit Zuccalli) an drei Augusttagen 1665 besichtigt und das Jean Marot 1670 in Stichen veröffentlicht. Auch die dreiarmige Treppe im Wiener Stadtpalais Harrach, die Domenico Martinelli 1690 baut, muss ihm bekannt sein.

[24] Relativ spät, 1721–1723 baut Johann Lucas von Hildebrandt diese Treppe im Oberen Belvedere in Wien. Sie wird durch Stichveröffentlichungen schnell bekannt. Den Höhepunkt der «Kaisertreppe» bildet 1744 ihre Inszenierung durch Balthasar Neumann in der Residenz Würzburg. Dass der Typus dieser Treppe erst 120 Jahre nach seiner vermutlich erstmaligen Anwendung in Madrid derart beliebt wird, hat ihre Ursache in den gesteigerten Ansprüchen der absolutistischen Herrscher nach theatralischer Repräsentation. Die Treppe dient als Bühnenstaffage für die Inszenierung des Empfangs. Mit der Kaisertreppe ist der Überraschungseffekt beim Emporschreiten auch bedeutend grösser als bei den älteren offenen Freitreppen in grossen Treppenräumen (Palazzo Reale in Neapel 1651, Gesandtentreppe in Versailles 1674, Haupttreppe im Schloss Berlin 1700/06).

[25] Vorbild wird sie nicht, diese Funktion übernimmt eher die erwähnte Treppe im Oberen Belvedere.

[26] Der Kurfürst begreift nicht, dass das Geld zuerst vom Volk erwirtschaftet werden muss und weist die Mahner mit den Worten, dass er «der Herr sei und sich begehren könne, was er wolle», in die Schranken. Noch 1722 erlaubt er sich für die Hochzeit seines Sohnes die Ausgabe von vier Millionen Gulden, was den gesamten bayrischen Jahreseinnahmen entspricht.

[27] Die barocke Treppe vor ihrem Abbruch und dem Neubau durch Klenze (1847) ist nicht dokumentiert. Trotz «bereitliegenden Steinsäulen, Bogensteine, Stufen und Geländerteile» (Kunstführer 2009) soll es eine provisorische Holztreppe sein. Siehe dazu die konträren Aussagen von Zeitgenossen in der Anmerkung zum 1847 erfolgten Neubau.

[28] Jacopo Amigoni (1682–1752) aus Neapel, Maler des venezianischen Rokoko. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[29] Johann Baptist Zimmermann (1680–1758), Wessobrunner Stuckateur und Maler. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[30] Charles Claude Dubut (1687–1742) aus Paris. Hofstuckateur und Bildhauer. Siehe den Wikipedia-Beitrag.

[31] Cosmas Damian Asam (1686–1739) aus Benediktbeuern. Wichtigster spätbarocker Freskant Bayerns. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.

[32] Nikolaus Gottfried Stuber (1688–1749) aus München, in Italien ausgebildeter Maler. Hofmaler seit 1716.

[33] Johann Adam Pichler (Lebensdaten und Herkunft unbekannt) ist schon 1706 in Mons als Hofkistlergeselle tätig und ist spätestens 1707 in Paris tätig, wo er sich mit Hofstipendien zur Ausbildung in Schneidkunst (Boullemarketerie) zusammen mit Effner aufhält. 1715 wird er zum Hofkistler ernannt. 1717 unterstehen ihm 87 Schreiner und bis 20 Bildhauer. In Hofdiensten ist er bis 1729 nachgewiesen.

[34] Franz Xaver Feichtmayr II (1735–1803) aus Augsburg, Sohn des gleichnamigen Wessobrunner Stuckateurs, heiratet 1758 die Witwe von Johann Baptist Zimmermann.

[35] Christian Thomas Wink (1738–1797) aus Eichstätt, Hofmaler seit 1769. «Stehen die Fresken Amigonis im Obergeschoss von Schleissheim am Beginn der Rokokomalerei, so kann man Winks Odysseus-Fresko als deren Abgesang bezeichnen». (Zitat Hermann Bauer).
Zu Christian Thomas Wink siehe den Wikipedia-Beitrag unter de.wikipedia.org/wiki/Christian_Wink.

[36] Franz Ignaz Günther (1725–1775) aus Altmannstein, Bildhauer des bayrischen Rokokos.

[37] Leo von Klenze (1784–1864), wichtiger Architekt des Klassizismus, Hofarchitekt seit 1815.

[38] Gemäss Georg Paula in «Denkmäler in Bayern, Landkreis München» (1997). Gegenteiliger Meinung sind die Autoren des Kunstführers 2009. Sie bezeichnen das Sockelgeschoss des Treppenhauses vor 1847 im Rohzustand, was allerdings nach einer doch hundertjährigen intensiven Nutzung des Piano Nobile als Gemäldegalerie seltsam klingt. Die Treppe wird jedenfalls von keinem der sie lobenden Besucher als provisorisch beschrieben. Im Gegenteil: 1797 beschreibt Johann Wolfgang Melchinger 1797 im Lexikon von Bayern die Haupttreppe als fertige Treppe mit 93 roten Marmorstufen und schliesst: «Die grosse Anlage dieser Stiege, die Säulen, welche sie unterstützen, alles ist von auserlesenem Geschmack». Wer liegt jetzt hier falsch: der damalige Zeitgenosse, oder heutige bayrische Kunsthistoriker?

[39] Die Erstfassung Zuccalli/Effner ist Grau-Dunkelgrau.

 

Erdgeschossräume
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Die Eingangshalle oder das Vestibül wird auch als Säulensaal bezeichnet. Die Halle wird von Enrico Zuccalli zunächst säulenlos gebaut, Holzbinder von 15 Meter Spannweite tragen die Böden der darüberliegenden Säle. Erst 1722 fügt Joseph Effner die Rotmarmor-Säulen ein, welche 15 böhmische Kappen tragen. Nikolaus Gottfried Stuber freskiert die Gewölbefelder 1723 monochrom. Er malt steingraue scheinarchitektonische Pendentifs, die eine Scheinkuppel in Ocker tragen. Foto: Rufus46 in Wikipedia.   Der Gartensaal oder die Sala Terrena, die an die Eingangshalle anschliesst, wird erst bis 1725 ausgebaut. Stuckateur ist Giuseppe Volpini, der die Tür- und Nischenbekrönungen und auch die Terrakotta-Reliefs 1725 ausführt. Maler der monochromen Gelbocker-Ornamente auf Rosagrund ist Nikolaus Gottfried Stuber.

Ansicht des Saals nach Norden mit dem Übergang zur nördlichen Antecamera.
Foto: Bieri 2016.
  Eine Detailansicht der Südwand in der Sala Terrena zeigt die Virtuosität des Stuckateurs und Bildhauers Volpini. Seine Stuckaturen und Reliefs folgen Meeresszenen, wie dies in einer Sala Terrena üblich ist. Der Freskant Stuber malt an der Wand «stucco finto», vorgetäuschten Stuck.
Foto: Bieri 2010.
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Beidseits der Sala Terrena schliessen zwei weitere Gartensäle an. Sie werden als Antecamera bezeichnet. Die nördliche Antecamera wird 1723/24 von Johann Baptist Zimmermann stuckiert. 1762/64 erfolgt eine Neustuckierung der Wandflächen in feinem Rokoko, vielleicht durch Franz Xaver Feichtmayr nach Entwurf von Cuvilliés. Der nun als Billardzimmer genutzte Raum erhält gleichzeitig die Fresken in Anlehnung an die südliche Antecamera. Freskant ist Philipp Helterdorf (1725–1807), ein Mitarbeiter Zimmermanns.  Foto: Bieri 2010.   Das Mittelfeld in der Südwand der nördlichen Antecamera wird um 1762/64 von Franz Xaver Feichtmayr II nach Entwurf von François Cuvilliés gestaltet. Kurz vor dem durch den Kurfürsten verordneten Ende des Rokokos und damit auch dem Ende des barocken Stuckateur-Handwerks (Mandat von 1770) entsteht hier eine der letzten höfischen Schöpfungen des Stils, der von Cuvilliés und Zimmermann dreissig Jahre vorher eingeführt wird.
Foto: Bieri 2016.
  Die südliche Anticamera wird 1723–1725 ausgestattet. Die Stuckaturen erstellt Johann Baptist Zimmermann frei nach Entwürfen Joseph Effners, der das Stichwerk von Jean Bérain benutzt. Die Deckenzone freskiert 1725 Cosmas Damian Asam in zurückhaltender Camïeu-Technik (oder feinfarbiger Grisaille-Malerei) bemalen. Im nördlichen Schildbogen malt er die römischen Götter der Baumfrüchte, Vertumnus und Pomona.
Foto: Bieri 2010.
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Ausschnitt aus der Nordwand mit der Wandstuckatur von Johann Baptist Zimmermann (1723/24). Falls das Berainsche Stichwerk wirklich Vorlage für den Entwurf Effners ist, so hat es hier der Wessobrunner Stuckateur in genialer Weise umgedeutet. Französische Régence ist für ihn Anlass zu einer Weiterentwicklung, die am 40 Jahre später entstandenen, gleichen Wandfeld der nördlichen Antecamera (Bild oben) abgelesen werden kann.
Foto: Bieri 2016.
  Das Gewölbefresko von Cosmas Damian Asam (1725) der südlichen Antecamera ist «weitgehend übermalt, der Stil Asams ist nur noch in einigen Details zu erkennen» (Anna Bauer in Corpus der barocken Deckenmalerei). Die Malerei wird als Grisaille (monochrom, meist steinfarben grau) bezeichnet, was sie aber offensichtlich nicht ist. In der Art einer Camïeu-Malerei malt Asam in die Bandwerk-Ornamentik der Tonnenfelder Scheitelbilder, hier in der Mitte der Windgott Zephyr als geflügelter Jüngling.
Foto: Bieri 2016.
  Das Kabinett am Ende der nördlichen Appartementräume im Erdgeschoss wird heute als Stuckaturkabinett, früher als Schreibkabinett bezeichnet. Es liegt direkt unter der Kammerkapelle (siehe Bilder rechts). Wie diese, werden auch hier die Scagliola-Wandverkleidungen (Stuckmarmorintarsien von 1629) aus der Münchner Residenz nach Schleissheim verpflanzt. Sie werden 1724/25 eingebaut. Gleichzeitig erstellt Johann Baptist Zimmermann die vergoldeten Régence-Grotesken der Stuckdecke.
Foto: Bieri 2016

 


  Neues Schloss Schleissheim  
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Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Oberschleissheim,
Bayern D
Kurfürstentum Bayern
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Freising   1701
Bauherr und Bauträger
Die Kurfürsten:
Max II. Emanuel von Bayern (reg. 1679–1726)
Max III. Joseph von Bayern (reg. 1745–1777)
 
  Das Corps de Logis von Schleissheim, von der Gartenseite gesehen.
Foto: Bieri 2016.
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Idealansicht als Vogelschau aus Westen, um 1730. Zum Bildbeschrieb.  
   
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Das Alte Schloss mit seinen drei Höfen und den drei Querkanälen vor 1687, gesehen in einer Vogelschau aus Südwesten. Quelle:  Churbayrischer Atlas von Anton Wilhelm Ertl, Nürnberg 1687, Seite 157.  
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Das Alte Schloss, gesehen von der westlichen Hofseite. Die West- und Ostseite des nach dem Zweiten Weltkrieg
rekonstruierten Baus sind identisch.
Foto: Bieri 2016.
 
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Der Torturm trennt den ersten Ökonomiehof vom Wohnhof des Alten Schlosses. Er ist der einzige noch bestehende Bauteil der ersten Anlage des 17. Jahrhunderts. Die beidseitigen Hofbauten sind ursprünglich nur eingeschossig. Auffallend ist die unterschiedliche Ziegeldeckung. Rechts die ursprüngliche Dachdeckung mit natürlichen, gealterten Biberschwänzen. Links die in Deutschland weithin verbreitete, rot engobierte und allzu glatte moderne Biberschwanzdeckung, die nie den angenehmen alten Ziegelton annehmen wird. Hier ist die Denkmalpflege offensichtlich sprichwörtlich auf einem Auge blind. Foto: Bieri 2016.  
   
Das Neue Schloss: Grundriss Hauptgeschoss
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Der heutige Hauptgeschoss-Grundriss des Corps der Logis, das als Ostflügel der geplanten Vierflügelanlage von 1715 bis 1726 gebaut wird. Der Plan ist wie alle hier dokumentierten Pläne genordet. Nummerierung der Räume nach amtlichem Führer. Legende mit Hinweisen auf die Stuckateure und Maler. Für Vergrösserung jeweils anklicken!  
   
Die Kaisertreppe
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Grundrissplan der Prachtstiege von Schleissheim. Sie ist 1704 von Enrico Zuccalli geplant, wird aber erst 1723 weitergebaut. Die dreiarmige Stiege vom Typ der Kaisertreppe, die einarmig mit dem Mittelarm beginnt und sich beim Wendepodest in zwei Arme teilt, ist in Schleissheim wegen der geringen Raumtiefe mit Zwischenläufen beim Antritt und im Wendepodest gelöst.  
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Blick vom Vestibül im Erdgeschoss in das Schleissheimer Treppenhaus mit der Treppe von Leo von Klenze, die der Klassizist 1847 umbaut und dabei das Geländer und die Wandverkleidung dem Zeitgeschmack anpasst. Er vollzieht dies aber sehr einfühlsam, sodass noch immer von einem barocken Treppenhaus gesprochen werden kann. Foto: Bieri 2016.  
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Einblick von der westlichen Seitengalerie im Hauptgeschoss ins Treppenhaus, in Richtung der Eingänge zum Grossen oder Weissen Saal.
Foto: Rufus46 (2014) in Wikipedia.
 
 
Das Neue Schloss von Aussen
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Die volle Länge der Gartenfront des Neuen Schlosses ist nur im Winterhalbjahr ablesbar. Hier eine Aufnahme von Guido F. R. Radig im April 2012.  
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Die gartenseitige, östliche Fassade des Corps de Logis als Einzelaufnahme. Foto: Bieri 2016.  
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Der südliche Pavillon mit der Verbindungs-Galerie. Foto Bieri 2016.  
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Fassadenpartie der südlichen Verbindungs-Galerie, ein Bauwerk Zuccallis, das 1704 schon unter Dach ist. Die lebensgrossen Nischenfiguren sind neubarocke Modelle für das Schloss Herrenchiemsee von 1875.
Foto: Bieri 2016
 
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Die hofseitige Westfassade des Corps de Logis. Im Vordergrund das erst 1865 von Carl von Effner geschaffene Parterre zwischen Altem und Neuem Schloss. Die von Leo von Klenze 1819 entfernten Stuckaturen am Mittelteil sind heute wieder rekonstruiert. Foto: Bieri 2016  
 
Einzelne Räume des Hauptgeschosses
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Das Treppenhaus im oberen Teil. Die Stuckaturen erstellt Johann Baptist Zimmermann nach Entwürfen von Joseph Effner 1720/21. Foto: Bieri 2016.  
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Im Zentrum des Scheingewölbes über dem Treppenhaus ist eine Kuppellaterne mit Säulenumgang sichtbar. Das Laternenfresko mit dem Thema «Venus lässt bei Vulkan die Waffen des Aeneas schmieden»  ist ein Werk von Cosmas Damian Asam. Er malt es 1721. Es ist das einzige Fresko in Schleissheim, das den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt überlebt.
Bildquelle: http://www.zeno.org.
 
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Von den beiden Armen der Prachtstiege gelangt man direkt in den Grossen Saal, der auch Weisser Saal genannt wird. Auch hier ist Johann Baptist Zimmermann wieder Stuckateur nach Entwürfen von Joseph Effner. Zimmermann erstellt den reichen spätbarocken Stuck 1722/23. Zwei riesige, schon 1702 an Franz Joachim Beich in Auftrag gegebene Schlachtengemälde dominieren die Schmalseiten. Jacopo Amigoni malt mit dem grossen Deckenfresko 1721/22 sein erstes Hauptwerk.
Foto: Rufus46 (2014) in Wikipedia.
 
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Das grosse Deckenfresko (15,5 x 27,5 m) im Scheingewölbe des Weissen Saals von Jacopo Amigoni ist nach Schäden im Zweiten Weltkrieg nur noch teilweise original. Das Bildthema ist der Zweikampf des Turnus und Aeneas. Der legendäre Zweikampf ist allerdings an den westlichen (hier unteren) Bildrand verbannt. Den grösseren Raum nimmt der römische Götterhimmel ein. Amigoni verzichtet in diesem Fresko vollständig auf das bisherige Prinzip der Qudratura, die durch Scheinarchitekturen ein vermittelnde Rahmenzone zwischen realer Architektur und Bild einfügt. Er bereitet damit die Rokokomalerei vor. Vergleiche dazu die hochbarocken Fresken in Lustheim. Foto: Bieri 2016.  
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Hochgezogene Volutengiebel mit reichem figürlichem Stuck prägen die seitlichen Arkadenöffnungen des Weissen Saals. Johann Baptist Zimmermann, der von Jacopo Amigoni aus Ottobeuren nach Schleissheim empfohlen wird, zeigt im Treppenhau und im Weissen Saal sein überragendes Können. Foto: Bieri 2016.  
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Der anschliessende, 1723/25 eingerichtete Viktoriensaal ist geprägt von Riesengemälden der siegreichen Türkenschlachten des Bauherrn. Sie sind eingebunden in die Régence-Täfelungen von Johann Adam Pichler. Die Wandzone über dem Kranzgesims ist ein Werk des Bildhauers und Stuckateurs Charles Dubut. Atlantenhermen tragen paarweise die Decke. Auch hier malt Jacopo Amigoni das grosse Deckenfresko. Ansicht der Nordwand. Über dem Kamin ist im Prunkrahmen das Gemälde von Amigoni «Max II. Emanuel empfängt eine türkische Gesandtschaft im Lager von Belgrad im Jahre 1688» eingelassen.
Foto: Rufus46 (2014) in Wikipedia.
 
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Die südliche Eingangswand des Viktoriensaals im oberen Wandteil. Unter dem Kranzgesims die Gemälde «Eroberung von Budapest 1686», «Die Söhne Karl Albrecht und Ferdinand Maria während der zweiten Eroberung von Budapest 1717» und «Eroberung der Festung Gran1683», alle von Franz Joachim Beich. In der Attikazone zwischen den Hermenpaaren sind ins Stuckrahmen Fresken mit der Darstellung von Putten mit kriegerischen Emblemen gemalt. Wie das darüber beginnende Deckenfresko sind auch sie Werke von Amigoni. Foto: Bieri 2016.  
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1723 malt Jacopo Amigoni auch das Deckenfresko des Viktoriensaals mit dem Thema «Ankunft des Aeneas bei der Königin Dido von Karthago». Bei diesem Fresko wird 1945 der Randbereich zerstört, der wichtige Bildinhalt des Mittelteils bleibt aber  erhalten. Foto: Bieri 2016.  
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Die Grosse Galerie nimmt die ganze Ostfront des Mittelrisalites ein. Sie entsteht mit der Neuplanung nach dem Fassadeneinsturz 1702 und dient der Aufnahme der grossen Gemäldesammlung von Kurfürst Max II. Emanuel. 1722 ist sie fertiggestellt. Die Groteskenmalerei der Decke wird von Johann Paul Waxschlunger gemalt. Foto: Rufus46 in Wikipedia.  
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Die Decke der Kammerkapelle im nördlichen Appartement der Kurfürstin ist von einer Laterne durchbrochen. Die Stuckaturen und auch die in der Laterne sitzenden vollplastischen Figuren der Tugenden und der Putti sind eine Arbeit von Johann Baptist Zimmermann um 1725/26. Foto: Bieri 2016.  
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Die Kammerkapelle ist auch wegen ihrer Wandverkleidung aus Scagliola (Stuckmarmorintarsien) des Manierismus, die Wilhelm Pfeiffer, genannt Fistulator, 1629 für die Münchner Residenz fertigt. Der Wessobrunner Johann Georg Bader versetzt sie 1725 und ergänzt sie mit eigenen Schöpfungen. Er erstellt auch den Marmorboden. Im Altar ist eine Mariä Himmelfahrt aus der Schule von Rubens eingefügt. Foto: Bieri 2016.  
   
Die Miniatur von Maximilian de Geer, entstanden um 1723,  zeigt eine ideale Vogelschauansicht von Westen. Im Vordergrund ist das Alte Schloss in einer idealen barocken Überformung dargestellt, auch die beiden Verbindungsgalerien zum Neuen Schloss mit den seitlichen Gärten dürften allenfalls dem damaligen Planungsstand entsprechen. Korrekt ist das Neue Schloss und der dahinterliegende Barockgarten mit Lustheim dargestellt, sieht man von den nicht gebauten Giebelbetonungen der Abschlussrisalite ab.
Foto Bieri 2016 ab Grafik in Ausstellung. Originalminiatur  in der Residenz München.